Odenwaldschule in Heppenheim |
Weltweit wird laut Unicef die Zahl der sexuell missbrauchten Kinder auf 150 Millionen Mädchen und 73 Millionen Jungen geschätzt. In Deutschland sollen laut BKA im Jahr 2013 etwa 15.000 Kinder sexuell missbraucht worden sein.
Missbrauch an der Odenwaldschule
Odenwaldschule |
Als "sexuelle Dienstleister" wurden sie anscheinend für ganze Wochenenden eingeteilt und zu Oralverkehr gezwungen. Schüler sollen von einzelnen Lehrern den Gästen zum sexuellen Missbrauch überlassen worden sein. Die Kinder wurden geschlagen, mit Drogen und Alkohol versorgt.
Eine Schülerin wurde als Zehnjährige von ihrem Musiklehrer in seine Wohnung bestellt wo sie dann von ihm missbraucht wurde.
Beim gemeinschaftlichen Missbrauch eines Mädchens wurde nicht eingegriffen. Ein Schüler soll bis zu 400-Mal missbraucht worden sein. Zwei Lehrer haben sich eine Schülerin als sexuelle Gespielin geteilt. In mehreren Fällen heirateten Lehrer ihre jugendlichen Gespielinnen. Schülern die wegen Misshandlungen durch andere Lehrer zu Direktor Becker gekommen sind soll er nicht beigestanden haben und damit auch "aktiven Täterschutz" betrieben haben.
Ex-Schüler der Odenwaldschule
- Jakob Arjouni (1964–2013), Schriftsteller
- Hans Bethe (1906–2005), Physiker
- Thomas Bockelmann (* 1955), Schauspieler, Regisseur und Intendant
- Daniel Cohn-Bendit (* 1945), Politiker
- Peter Conradi (* 1932), Architekt und Politiker
- Johannes von Dohnanyi (* 1952), Journalist
- Amelie Fried (* 1958), Moderatorin und Schriftstellerin[54]
- Klaus Gysi (1912–1999), Politiker in der DDR
- Felix Hartlaub (1913–vermutlich 1945), Schriftsteller
- Geno Hartlaub (1915–2007), Schriftstellerin
- Wolfgang Hildesheimer (1916–1991), Schriftsteller und Maler
- Andreas Huckele (* 1969), Autor, auch unter dem Pseudonym Jürgen Dehmers bekannt
- Tilman Jens (* 1954), Journalist und Buchautor
- Raymond Klibansky (1905–2005), Philosoph
- Max Kruse (* 1921), Kinderbuchautor
- Clemens Kuby (* 1947), Dokumentarfilmer und Autor
- Felicitas Kukuck (1914–2001), Komponistin
- Klaus Mann (1906–1949), Schriftsteller
- Tyll Necker (1930–2001), Unternehmer und Ex-BDI-Chef
- Sandra Nettelbeck (* 1966), Filmregisseurin und Drehbuchautorin
- Ernst Erich Noth (1909–1983), Literaturwissenschaftler und Schriftsteller
- Isabella Neven DuMont (* 1968), Journalistin, Unternehmerin, Verlegerin
- Konstantin Neven DuMont (* 1969) Unternehmer, Verleger und Moderator
- Rosalinda von Ossietzky-Palm (1919–2000), Pazifistin
- Wolfgang Porsche (* 1943), Manager
- Elisabeth Ruge (* 1960), Lektorin und Verlegerin
- Dankwart Rüstow (1924–1996), Politikwissenschaftler und Soziologe
- André Sarrasani (* 1972), Zirkusdirektor, Magier und Illusionist
- Oda Schottmüller (1905–1943), Tänzerin und Bildhauerin
- Johannes Strassmann (1985–2014), Pokerspieler
- Beate Uhse (1919–2001), Pilotin und Unternehmerin
- Joachim Unseld (* 1953), Verleger
- Jochem von Uslar (* 1936), Kulturpolitiker
- Andreas von Weizsäcker (1956–2008), Bildhauer
1910. In Heppenheim-Ober-Hambach wird von dem sogenannten Reformpädagogen Paul Geheeb (1879-1961) die Privatschule Odenwaldschule als Landeserziehungsheim gegründet. Den Geländekauf und die Bauten finanziert der Vater Edith Geheebs, der Berliner Stadtrat Max Cassirer, der die Odenwaldschule auch weiterhin fördert.
Das Konzept der Schule baut auf 30 familienähnlichen Gruppen gemischt nach Alter und Geschlecht mit je einem Lehrer als Oberhaupt auf und stellt das Lernen in Gemeinschaft in den Vordergrund. Das Leitwort der Schule ist "Werde, wer du bist" von dem griechischen Philosophen Pindar. Die Schüler sollten weitgehend mitbestimmen. Knabenliebe wurde zum pädagogischen Prinzip erhoben.
Ab 1963. Die Schule mit etwa 200 Internatsschülern gehört zu einem weltweiten Netzwerk der UN-Kulturorganisation UNESCO.
1964. Gerold Becker (*1936 in Stetting, später Schulleiter der Odenwaldschule) und Hellmut Becker (Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung) treffen sich am Pädagogischen Seminar in Göttingen. Die beiden sind nicht miteinander verwandt.
Gerold Becker ist ein evangelischer Theologe. Er hat sein Vikariat in Linz hat er ganz plötzlich abgebrochen. Es gibt Hinweise darauf dass mit einer "Strategie des schnellen Ortswechsels" Missbrauchsvergehen verdecken werden sollten.
Er kommt dann zum Pädagogischen Seminar nach Göttingen wo er offenbar auch recht schnell verschwinden muss. Danach kommt er an die Odenwaldschule. Dort beginnt er als Oberstufenkoordinator, steigt aber schnell zum Schulleiter auf. Bei ihm sieht die Schulaufsicht in Darmstadt darüber hinweg, dass er kein ausgebildeter Lehrer ist. Entscheidender ist offenbar, dass er die Odenwaldschule zur reformpädagogischen Vorzeige-Institution machen soll.
Später ist er auch noch Schulentwickler im hessischen Kultusministerium. Er hat nie ein Lehramtsstudium oder ein Examen als Lehrer absolviert. Mit einer abgebrochenen Dissertation wird er zu einem einflussreichen deutschen Bildungsexperten, den viele für einen bedeutenden Pädagogen halten. Beckers Karriere ist die eines Hochstaplers.
In Göttingen lernt Gerold Becker die Leute kennen, die ihn bis zum Schluss protegieren. Voran Hellmut Becker, in Deutschland bekannt als der "Bildungs-Becker" – der Mitbegründer und erste Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Hellmut Becker sitzt lange im Vorstand der Odenwaldschule.
Hellmut Becker ist die Verbindung in die deutsche Bildungselite, zusammen mit dem Reformpädagogen Hartmut von Hentig, der zu Gerold Beckers engstem Freund wird. Becker lernt schnell, seine Netzwerke zu knüpfen und hat dadurch immer Verbündete an seiner Seite, die ihn aus jeder Notlage befreien und immer wieder mühelos irgendwo unterbringen.
1971 bis 1985. Gerold Becker ist Direktor der Odenwaldschule. Während er von reformpädagogischen Idealen redet in der "Erziehung" wichtiger als Unterricht ist und Nähe und Beziehung die Kriterien für die Arbeit von Kindern die entscheidenden Kriterien sind gilt Becker im Klassenzimmer als grottenschlechter Lehrer.
1973. Gerold Becker ist mit der Leitung der Odenwaldschule überfordert. Es herrscht Missmanagement. Acht Lehrer wagen den Aufstand gegen Becker, der aber schnell niedergeschlagen wird. Der Vorstand, in dem Hellmut Becker sitzt, hält jedoch an ihm fest. Einige der aufgebrachten Lehrer dagegen verlassen danach die Schule. Für Gerold Becker bedeutet dieser Sieg: Ihm kann nichts mehr passieren.
Seine Intensität als pädokrimineller Täter steigert sich daraufhin nachweislich. Eltern scheuen sich jedoch Anklage zu erheben, weil sie wussten, dass ihre Kinder dem Ganzen vor Gericht nicht standhalten würden. Andere Eltern reagieren und nehmen ihre Kinder von der Schule. Auffällig ist, dass die großen bekannten Namen mit den Jahren aus den Schülerlisten verschwinden. Die deutsche Oberschicht bringt ihre Kinder anderswo unter, dafür kommen immer mehr Schüler, die das Jugendamt schickt. Der Missbrauch spricht sich herum, aber öffentlich machte das keiner. Deshalb wird der Ruf der Schule lange nicht beschädigt.
1985. Offenbar wird Hellmut Becker die Sache zu heiß und zieht Gerold Becker aus dem Verkehr. indem er ihn als wissenschaftlichen Mitarbeiter am Hessischen Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung (HIBS) installiert. Hellmut Becker hat verschiedentlich Kinder an die Odenwaldschule geschickt, die Opfer von Gerold Becker wurden. Er wusste also von Beckers Abgründen und hat ihm sogar eine Therapie angeraten.
1999. Becker zeigt sich nach seiner Demission auf Vortragsreisen weiterhin als "Vorzeigepädagoge mit ganzheitlichem Bildungsansatz" und wird in der Literatur bis heute ohne jeden Hinweis auf seine Verbrechen gewürdigt.
Anfang 2000. Becker quittiert er den Dienst endgültig und gibt den Vorsitz der "Vereinigung der Deutschen Landerziehungsheime" ab. Die neue Leitung der Schule versucht den Fall unter den Teppich zu kehren und spricht verharmlosend von "lange zurückliegenden Taten". Kritiker werden als "Gegner der Reformpädagogik" beschimpft.
2005. Die Odenwaldschule wird von dem Wirtschaftsmagazin "Capital" zur besten hessischen Schule mit gymnasialer Oberstufe gekürt und. Bundesweit kommt sie auf Platz 5.
2007. Margarita Kaufmann wird Direktorin an der Odenwaldschule.
2010. Das Schulgeld für die Internatsschüler beträgt derzeit etwa 2200 Euro im Monat.
6. März 2010. Die Schulleiterin Margarita Kaufmann, bringt den Missbrauch jetzt an die Öffentlichkeit, nachdem Betroffene gedroht haben kurz vor der 100-Jahrfeier im April die Presse zu kontaktieren. Sie entschuldigt sich für die Übergriffe.
7. März 2010. Die Schule will morgen Briefe an alle etwa 900 Schüler der betroffenen Jahrgänge abschicken und hat eine Anwältin engagiert.
8. März 2010. Wer protestierte galt als Spießer (Spiegel). Die Schulleiterin spricht von 24 ehemaligen Schülerinnen und Schülern die sich bei ihr wegen Missbrauch gemeldet haben (NDR) und ging wahrscheinlich nur wegen der Drohung von Betroffenen an die Presse zu gehen an die Öffentlichkeit (Spiegel). Die Staatsanwaltschaft nimmt die Ermittlungen gegen mehrere Lehrer auf (Focus).
8. März 2010. Wer protestierte galt als Spießer (Spiegel). Die Schulleiterin spricht von 24 ehemaligen Schülerinnen und Schülern die sich bei ihr wegen Missbrauch gemeldet haben (NDR) und ging wahrscheinlich nur wegen der Drohung von Betroffenen an die Presse zu gehen an die Öffentlichkeit (Spiegel). Die Staatsanwaltschaft nimmt die Ermittlungen gegen mehrere Lehrer auf (Focus).
9. März 2010. Der Vorstand der Schule gibt seinen Rücktritt zum 27.03.2009 bekannt (hr-Online).
10. März 2010. Internate als perfekter Tatort? (Sueddeutsche)
11. März 2010. Der Vorstand will doch nicht geschlossen zurücktreten (Sueddeutsche). Die Schulleiterin spricht von 33 ehemaligen Schülern und Schülerinnen die sich bei ihr wegen Missbrauch durch mindestens 8 Lehrer in den Jahren zwischen 1966 bis 1991 gemeldet haben. Die Namen der Lehrer wurden der Staatsanwaltschaft übergeben. Sie haben sofortiges Hausverbot.
Bereits vor Monaten sollen regelmäßige Gespräche zwischen Lehrern und betroffenen Altschülern gegeben haben die ein Psychologe moderiert hat. Die Journalistin fand jedoch mangels Medieninteresse keinen Produzenten für einen Film.
Damit in Zukunft sexuelle Übergriffe an Schülern verhindert werden können will die Odenwaldschule das Einstellungsverfahren für Lehrer ändern und einen Ethik-Kodex erstellen an den sich jeder Mitarbeiter halten muss. Ausserdem will man unter den jetzigen Schülern eine anonyme Umfrage starten um herauszufinden ob es auch in letzter Zeit zu sexuellen Übergriffen gekommen ist. (HR-Online, Spiegel).
Der blinde Fleck der Privatschulen (Spiegel).
12. März 2010. Das Leben und Lernen in der Odenwaldschule heute (taz). Die Schriftstellerin Amilie Fried erzählt von ihrer Zeit an der Odenwaldschule. Sie wurde als schwäbische Spießerin verhöhnt als sie zunächst nicht an Strippoker mit dem Lehrer teilnehmen wollte. Daher willigte sie dann doch in das üble Spielchen ein und hat sich danach furchtbar geschämt und die Erinnerung für Jahrzehnte verdrängt. Sie berichtet auch wie der Lehrer auf einmal im Mädchenduschraum mit dabei war. Freunde sollen damals Andeutungen darüber gemacht haben dass der Musiklehrer und der Direktor Becker kleine Jungen mit der Hand unter der Bettdecke aufweckte (Sueddeutsche, Welt, Stern).
14. März 2010. Ein zehnjähriger Junge wurde von Gerold Becker zweimal in der Woche dazu gezwungen sich nackt auf sein Bett zu legen während er onanierte.
Ehemalige die schwere Schäden davongetragen haben wollen zu der 100-Jahr-Feier im Sommer in diesem Jahr zum ersten Mal nach dem Abitur wieder die Odenwaldschule besuchen weil sie wissen dass dann wirklich jedes dieser "Arschlöcher" Hausverbot hat (Spiegel).
15. März 2010. Hartmut von Hentig, einer der bedeutendsten Pädagogen des 20. Jahrhunderts und der Lebensgefährte Gerold Beckers nimmt Stellung und scheint die Missbrauchsfälle zu leugnen und zu bagatellisieren um seinen Freund zu decken (Spiegel). Auch der Schweizer Schriftsteller Adolf Muschg verteidigt den ehemaligen Schuldirektor (Focus).
Die deutsche Reformpädagogik hat sich verirrt (taz).
17. März 2010. Der frühere Leiter der Odenwaldschule, Wolfgang Harder (1985 bis 1999) soll laut Margarete Kaufmann "aktiven Täterschutz" betrieben haben. 1998 wird Harder von zwei ehemaligen Schülern auf sexuelle Übergriffe durch seinen Vorgänger aufmerksam gemacht. Es wird intern ohne Einschaltung der staatlichen Behörden ermittelt. Erst am 17. November 1999 als Harder schon ein paar Monate vorher aus dem Schuldienst ausgeschieden ist berichtet die "Frankfurter Rundschau" über diese Vorwürfe. Harder muss auf Verlangen des Schulamtes Heppenheim trotz seines Ausscheidens Stellung nehmen. Er gibt am 20. Dezember 1999 eine neunseitige dienstliche Erklärung ab die nicht veröffentlicht wurde. Jetzt soll eine ehemalige Mitarbeiterin der Schule in einer eidesstattlichen Versicherung bezeugt haben dass sie Harder bereits 1985 über den Verdacht gegen Becker informiert haben soll. Ein Schüler soll sich ihr anvertraut haben der von Becker missbraucht worden war (Spiegel).
Die deutsche Reformpädagogik hat sich verirrt (taz).
17. März 2010. Der frühere Leiter der Odenwaldschule, Wolfgang Harder (1985 bis 1999) soll laut Margarete Kaufmann "aktiven Täterschutz" betrieben haben. 1998 wird Harder von zwei ehemaligen Schülern auf sexuelle Übergriffe durch seinen Vorgänger aufmerksam gemacht. Es wird intern ohne Einschaltung der staatlichen Behörden ermittelt. Erst am 17. November 1999 als Harder schon ein paar Monate vorher aus dem Schuldienst ausgeschieden ist berichtet die "Frankfurter Rundschau" über diese Vorwürfe. Harder muss auf Verlangen des Schulamtes Heppenheim trotz seines Ausscheidens Stellung nehmen. Er gibt am 20. Dezember 1999 eine neunseitige dienstliche Erklärung ab die nicht veröffentlicht wurde. Jetzt soll eine ehemalige Mitarbeiterin der Schule in einer eidesstattlichen Versicherung bezeugt haben dass sie Harder bereits 1985 über den Verdacht gegen Becker informiert haben soll. Ein Schüler soll sich ihr anvertraut haben der von Becker missbraucht worden war (Spiegel).
19. März 2010. Gerold Becker, der ehemalige Schulleiter bricht sein Schweigen mit einem Brief in dem er sexuelle Übergriffe zugibt und wendet sich auch an seine Opfer: "Schüler, die ich in den Jahren, in denen ich Mitarbeiter und Leiter der Odenwaldschule war (1969-1985), durch Annäherungsversuche oder Handlungen sexuell bedrängt oder verletzt habe, sollen wissen: Das bedauere ich zutiefst und bitte sie dafür um Entschuldigung. Diese Bitte um Entschuldigung bezieht sich ausdrücklich auch auf alle Wirkungen, die den Betroffenen erst später bewusst geworden sind."
Hr. Becker lebt heute in Berlin und soll schwer an einer Lungenkrankheit erkrankt sein. Er erklärt sich bereit mit den betroffenen Schülern zu sprechen und bittet um Entschuldigung. Die ehemaligen Schüler signalisieren jedoch dass sie sich mit dieser Erklärung nicht zufrieden geben können. Es wird als unzulänglich betrachtet dass Becker seine Straftaten als "Annäherungsversuche oder Handlungen bezeichnet (HR-Online, Sueddeutsche, Spiegel, Welt, Stern, Focus).
20. März 2010. Opfer fordern Sanktionen für die Täter (HR-Online).
21. März 2010. Der Journalist und Autor Tillman Jens (Wikipedia) war Schüler der Odenwaldschule. Er wusste über die Duschorgien des Direktors mit Jungen Bescheid - und hat wie so viele geschwiegen (Spiegel).
22. März 2010. Von den sieben Vorstandsmitgliedern werden voraussichtlich 5 zurücktreten und nur die Schulleiterin Margarita Kaufmann und Geschäftsführer Meto Salijevic im Amt bleiben. Das stösst bei den Opfern auf Kritik da Hr. Salijevic bereits beim Bekanntwerden der Missbrauchsfälle am Ende der 1990er Jahre an der Schule gearbeitet hat (HR-Online, Welt).
23. März 2010. Gerold Becker soll von Weihnachten 1997 bis Ostern 1998 noch einmal als Lehrer für Evangelische Religion an der Odenwaldschule unterrichtet haben. Danach soll ein Junge aus seiner Klasse Selbstmord begangen haben. Selbst nach 1999 als der sexuelle Missbrauch durch ihn zum ersten Mal bekannt geworden war durfte er an einer anderen Reformschule unterrichten (taz).
24. März 2010. Es ist nicht alles Schlecht was früher einmal gut war (Sueddeutsche). Der Verlagskaufmann Adrian Koerfer sagt aus dass er von mehreren Lehrern missbraucht worden ist und zweifelt daran dass Florian Lindemann, der jetzige Vorsitzende des Frankfurter Kinderschutzbundes 1999 als Mitglied des Vorstands des Altschülervereins der Odenwaldschule nichts gewusst haben soll (Focus).
26. März 2010. Marc Tügel (61), heute Chefredakteur einer Reisezeitschrift war früher Schüler an der Odenwaldschule (taz). Der Vorstand wird morgen zurücktreten um einen Neuanfang zu ermöglichen (HR-Online).
27. März 2010. Krisensitzung an der Odenwaldschule (HR-Online). Richard von Weizsäcker, der ehemalige Bundespräsident nimmt Stellung zu der Affäre. Sein Sohn Andreas der 2008 gestorben ist war Ende der 60er Jahre an der Odenwaldschule in der Gruppe des Schulleiters Gerold Becker. Laut Richard von Weizsäckers Aussage war sein Sohn kein Missbrauchsopfer und er selbst soll niemanden gedeckt haben. Die Zahl der verdächtigen Lehrer beträgt im Moment 10, es wurden bis jetzt 40 Opfer registriert (Spiegel). 5 Mitglieder des Vorstands sind zurückgetreten. Am 29. Mai sollen Neuwahlen stattfinden. Kandidaten wurden noch keine aufgestellt (Sueddeutsche, Spiegel).
28. März 2010. Der Anwalt der Opfer ist der Meinung dass der Rücktritt der 5 Vorstandmitglieder nicht ausreicht da Geschäftsführer 57jährige Meto Salijevic im Amt bleibt. Er war beim ersten Aufkommen der Missbrauchsfälle im Jahr 1999 im Amt und gilt damit als belastet (Sueddeutsche).
03. April 2010. Die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) soll im November 2002 von einem Lehrer der Odenwaldschule über den Missbrauch informiert worden sein. Die Antwort war wie gewohnt von einem Politiker:, wenn überhaupt eine kommt: "Man kann die Angelegenheit - in dem Fall gegen eine Person die man nicht kennt - nicht beurteilen". Das Pikante daran. Am 13. April 2002 hat er gemeinsam mit Frau Vollmer an einer Sendung des Deutschlandfunks zum Thema Vertrauen teilgenommen und wurde als Pädagoge, Psychologe und ehemaliger Direktor von der Odenwaldschule vorgestellt (Spiegel).
05. April 2010. Der ehemalige Lehrer Friedich Schreyer berichtet über eine straffe Hierarchie in der weder Lehrer noch Schüler für sich Zeit gehabt haben (taz).
24. März 2010. Es ist nicht alles Schlecht was früher einmal gut war (Sueddeutsche). Der Verlagskaufmann Adrian Koerfer sagt aus dass er von mehreren Lehrern missbraucht worden ist und zweifelt daran dass Florian Lindemann, der jetzige Vorsitzende des Frankfurter Kinderschutzbundes 1999 als Mitglied des Vorstands des Altschülervereins der Odenwaldschule nichts gewusst haben soll (Focus).
26. März 2010. Marc Tügel (61), heute Chefredakteur einer Reisezeitschrift war früher Schüler an der Odenwaldschule (taz). Der Vorstand wird morgen zurücktreten um einen Neuanfang zu ermöglichen (HR-Online).
27. März 2010. Krisensitzung an der Odenwaldschule (HR-Online). Richard von Weizsäcker, der ehemalige Bundespräsident nimmt Stellung zu der Affäre. Sein Sohn Andreas der 2008 gestorben ist war Ende der 60er Jahre an der Odenwaldschule in der Gruppe des Schulleiters Gerold Becker. Laut Richard von Weizsäckers Aussage war sein Sohn kein Missbrauchsopfer und er selbst soll niemanden gedeckt haben. Die Zahl der verdächtigen Lehrer beträgt im Moment 10, es wurden bis jetzt 40 Opfer registriert (Spiegel). 5 Mitglieder des Vorstands sind zurückgetreten. Am 29. Mai sollen Neuwahlen stattfinden. Kandidaten wurden noch keine aufgestellt (Sueddeutsche, Spiegel).
28. März 2010. Der Anwalt der Opfer ist der Meinung dass der Rücktritt der 5 Vorstandmitglieder nicht ausreicht da Geschäftsführer 57jährige Meto Salijevic im Amt bleibt. Er war beim ersten Aufkommen der Missbrauchsfälle im Jahr 1999 im Amt und gilt damit als belastet (Sueddeutsche).
03. April 2010. Die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) soll im November 2002 von einem Lehrer der Odenwaldschule über den Missbrauch informiert worden sein. Die Antwort war wie gewohnt von einem Politiker:, wenn überhaupt eine kommt: "Man kann die Angelegenheit - in dem Fall gegen eine Person die man nicht kennt - nicht beurteilen". Das Pikante daran. Am 13. April 2002 hat er gemeinsam mit Frau Vollmer an einer Sendung des Deutschlandfunks zum Thema Vertrauen teilgenommen und wurde als Pädagoge, Psychologe und ehemaliger Direktor von der Odenwaldschule vorgestellt (Spiegel).
05. April 2010. Der ehemalige Lehrer Friedich Schreyer berichtet über eine straffe Hierarchie in der weder Lehrer noch Schüler für sich Zeit gehabt haben (taz).
07. April 2010. Nach neuen Berichten kam es an der Odenwaldschule bis in die 1990er Jahre zu unvorstellbar grausamen Ritualen. Missbrauchsopfer erzählten von Folter und Erniedrigungen. Dazu soll das Versengen und Verbrühen von Genitalien gehört haben. Mitschüler wurden als "Sandsack missbraucht" und vor anderen niedergemacht. Ein gefesselter Schüler soll vor Mitschülern mit einer Banane vergewaltigt worden sein und der Lehrer Jürgen K. dem auch vorgeworfen wird selbst Kinder missbraucht zu haben stand ohne einzuschreiten daneben. Er unterrichtete bis 1999 an der Schule. Für die Schulleiterin Margarita Kaufmann ist es unvorstellbar dass diese Dinge geschehen konnten ohne dass Lehrer gehört haben wie die Kinder vor Schmerzen geschrien haben.
Bei Jürgen K. soll es sich um einen der Lehrer handeln die eine der Ex-Schülerinnen geheiratet haben. 2000 soll er in einem Brief an einen Ex-Kollegen geschrieben haben "dass er seine spätere Frau unter den vielen wunderschönen und gescheiten Jungfrauen in Oberhambach als die geeignetste ausgesucht und quasi von der Schulbank weg geheiratet habe".
Von einem Schüler sollen die Vorfälle mit dem Gewaltfilm "Uhrwerk Orange" (Wikipedia) von Stanley Kubrik verglichen worden sein.
In der Zwischenzeit sollen sich etwa 40 Missbrauchsopfer gemeldet haben. Mehr als 8 Lehrer wurden belastet. Mindestens 4 Altschüler sollen nach ihrer Zeit an der Odenwaldschule Selbstmord begangen haben weil sie missbraucht worden waren. Der letzte 1999.
Bei Jürgen K. soll es sich um einen der Lehrer handeln die eine der Ex-Schülerinnen geheiratet haben. 2000 soll er in einem Brief an einen Ex-Kollegen geschrieben haben "dass er seine spätere Frau unter den vielen wunderschönen und gescheiten Jungfrauen in Oberhambach als die geeignetste ausgesucht und quasi von der Schulbank weg geheiratet habe".
Von einem Schüler sollen die Vorfälle mit dem Gewaltfilm "Uhrwerk Orange" (Wikipedia) von Stanley Kubrik verglichen worden sein.
In der Zwischenzeit sollen sich etwa 40 Missbrauchsopfer gemeldet haben. Mehr als 8 Lehrer wurden belastet. Mindestens 4 Altschüler sollen nach ihrer Zeit an der Odenwaldschule Selbstmord begangen haben weil sie missbraucht worden waren. Der letzte 1999.
Hartmut Holzapfel (SPD), der zu der Zeit amtierende hessische Kultusminister soll bereits im August 1998 von den Vorwürfen gegen Gerold Becker gewusst haben. Dennoch war er bis zum November 1999 offizieller Berater des Ministeriums (HR-Online, Heute, Sueddeutsche, Spiegel, Welt, Stern, Focus, taz).
08. April 2010. Jörg-Uwe Hahn (Mövenpickpartei) versucht den Skandal politisch auszunützen und SPD und Grünen die Schuld an dem Skandal in die Schuhe zu schieben (Sueddeutsche, Spiegel, taz). An der Feier zum 100. Jubiläum soll eine Podiumsdisskussion zu den Missbrauchsfällen stattfinden (taz).
11. April 2010. Der ehemalige Direktor Gerold Becker hatte die Vormundschaft über einen Jungen der ihm dadurch völlig ausgeliefert war. Der heute 40jährige Mann soll durch ehemalige Mitschüler so weit eingeschüchtert worden sein dass er sich nicht mehr zu einer Anzeige traut (Welt). Missbrauch gab es noch bis etwa 2005. Die Reformpädagogik soll aber nicht schuld sein (taz).
12. April 2010. Auch zwei Absolventen der Odenwaldschule sollen am sexuellen Missbrauch beteiligt gewesen sein und Pornofilme gedreht haben. Bei einer Fahrt nach Italien soll es fast jeden Tag zu gewaltsamem Gruppensex gekommen sein (Sueddeutsche). Durch Filz wird Aufklärung verhindert (taz).
15. April 2010. Tribunal zur schonungslosen Abrechnung gefordert (Spiegel).
17. April 2010. Odenwaldschule zwischen Traum und Trauma (Spiegel, Focus).
19. April 2010. Sex um Sechs (Sueddeutsche).
30. April 2010. Sechs von 13 Ermittlungen im Zusammenhang mit der Odenwaldschule wurden eingestellt. 7 Verfahren sind noch offen. Philipp Sturtz der Vorsitzende des Trägervereins hat seinen Rücktritt angekündigt. Einem ehemaligen Schüler wurde vom Landgericht Darmstadt verboten den sexuellen Missbrauch aus eigenem Erleben zu beschreiben. Er darf einem Lehrer auch keine Beziehung zu einem 15jährigen Mädchen unterstellen (taz).
01. Mai 2010. In den 1970er und 1980er Jahren soll ein inzwischen verstorbener Musiklehrer der von 1966 bis 1989 an der Odenwaldschule unterrichtet hat kinderpornografische Fotografien und Filme von Schülern aufgenommen haben. Die Aufnahmen wurde nicht nur auf dem Schulgelände gemacht. Auch ein Wohnmobil, ein Penthouse in Heppenheim und angemietete Ferienhäuser sollen dazu benützt worden sein. Auf Urlaubsfahrten wurden die Kinder anscheinend genötigt nackt im Freien zu posieren. Das jüngste Kind soll 9 Jahre alt gewesen sein. Behilflich gewesen sein soll ein Liebhaber des Musiklehrers (HR-Online).
02. Mai 2010. 1968 soll ein damals 13jähriger Schüler zehn Kinder zusammengeholt haben um dem damaligen Direktor von den Vorfällen zu berichten. Es wurde dann der Schüler und nicht der Musikdirektor von der Schule verwiesen (Welt).
30. Mai 2010. Gestern wurde ein neuer Vorstand gewählt. Vorsitzender wird Rechtsanwalt und Ex-Schüler Michael Frenzel. Ausserdem ist mit Adrian Koerfer eines der Missbrauchsopfer eines der neuen Mitglieder. Ausserdem wurde durch einen Bericht der Rechtsanwältin Claudia Burgsmüller bekannt dass etwa 50 Schüler zwischen 1966 und den 1990er Jahren Opfer sexueller Übergriffe wurden. Es gibt 3 Hauptverdächtige wobei der frühere Schulleiter Gerold Becker im Mittelpunkt steht (HR-Online, taz).
05. Juni 2010. Der neue Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel (Rechtsanwalt) ist der Meinung dass der alte Vorstand nicht mehr als eine "Frühstücksdirektoren-Konferenz" gewesen ist und die "desaströsen Strukturen" an der Schule den sexuellen Missbrauch der Schüler erst möglich gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft hat demnach in den 1990er Jahren "grob gahrlässig" gehandelt als sie kein Ermittlungserfahren eingeleitet hat.
Das Prinzip der Familien will er an der Odenwaldschule beibehalten. Allerdings sollen die "Familienoberhäupter verheiratet oder liiert" sein und mit dem Partner zusammen an der Schule leben. Das soll eine zusätzliche Kontrolle garantieren. Bei homosexuellen Mitarbeitern soll seiner Meinung nach ein Gutachten erstellt werden ob ein Hang zur Pädophilie da ist (Focus).
02. Juli 2010. Die Schulleiterin Margarita Kaufmann hat die Vorfälle unterschätzt wie auch aus einer Jubiläumsschrift zur 100jährigen Geschichte der Schule hervorgeht (Spiegel).
09. Juli 2010. Der ehemalige Schulleiter Becker ist letzte Nacht gestorben (HR-Online).
09. Juli 2010. An der Odenwaldschule wurde die Aufklärung des sexuellen Missbrauchs fast 50 Jahre lang verhindert. Bereits in den 1966 Jahren hat ein 13jähriger Schüler offensichtlich den damaligen Schulleiter Walter S. darüber informiert dass etwa 10 Schüler im Alter von 8 bis 12 Jahren von 2 Lehrern sexuell missbraucht wurden. Ein Täter soll die Schule danach verlassen haben. Der Haupttäter jedoch soll keinen Schüler seiner "Internatsfamilien" ungeschoren gelassen haben. Auf den 13jährigen soll danach so lange Druck ausgeübt worden sein bis er die Schule verlassen hat. Ähnliche Fälle soll es der Aussagen der Strafrechtlerin Burgsmüller und der früheren Richterin Brigitte Tilmann die von der Schulleitung mit der Aufklärung beauftragt wurden mehrere gegeben haben. Die Zahl der bekannten Missbrauchsfälle ist jetzt auf 78 angestiegen. Bei den Missbrauchsfällen geht es nicht nur um Berührungen sondern auch um Geschlechtsverkehr, auch Oral und Anal bis zu Vergewaltigungen (HR-Online).
12. Juli 2010. Um das Wohl der Schüler ging es den meisten Lehrern nie. Die Übergriffe begannen oft bereits beim Wecken. Ein Schüler erwachte davon dass ihn der Schulleiter oral missbrauchte. 1996 soll eine junge Lehrerin nach einer Party mit einem zu der Zeit 13 oder 14jährigen Schüler geschlafen haben (Sueddeutsche).
13. Juli 2010. Bilderstrecke: Wir fuhren GenItalien (Spiegel).
28. November 2010. Nach einem halben Jahr treten die für einen rigorosen Neuanfang stehenden Vorstände Johannes von Dohnanyi und Michael Frenzel ab. Man hatte sich in Heppenheim getroffen um über eine mögliche Entschädigung der Missbrauchsopfer zu beraten. Nach einer kurzen Vorbesprechung gaben die beiden ihre Rücktrittserklärung bekannt und verließen die Sitzung (Spiegel).
02. Februar 2011. Das Konzept der Odenwaldschule war Ideologie und Rhetorik. Schöne Worte aber nichts dahinter (taz).
19. Februar 2011. Dietrich W., einer der Gründer der taz, masturbierte in der Odenwaldschule jahrelang mit Kindern und verlachte Pädosexuelle die das als Missbrauch erkannten als "Irre". Er starb 2009 im Alter von 64 Jahren. Laut den beiden unabhängigen Gutachterinnen Claudia Burgsmüller und Brigitte Tilmann sind ihm 9 der bisher 132 dokumentierten Missbrauchsfälle zugeordnet worden. Er arbeitete zwischen 1969 bis 1972 als Kunstlehrer an der Odenwaldschule, verführte die Kinder und übte sexuelle Gewalt gegen sie aus. Dietrich W. hatte keine Ausbildung als Lehrer. Er hat eine Tuchmacherlehre absolviert. Die Stelle an der Odenwaldschule wurde ihm von befreundeten Pädagogen vermittelt. Er leitete dann gleich eine "Internatsfamilie" mit 4 Kindern. Dort stand immer eine geöffnete Flasche Rotwein auf dem Tisch. Ein Schüler erinnert sich daran dass man mit ihm "gut einen Joint rauchen oder ein paar Flaschen Wein trinken konnte". (taz, taz).
21. Februar 2011. Ein Jahr nach dem Bekanntwerden des Skandals warten die Opfer immer noch auf Wiedergutmachung (Welt).
04. März 2011. Wie der Missbrauch das Leben der Schüler verändert hat (taz).
25. Mai 2011. Die Opfer reden. Im Film "Und wir sind nicht die Einzigen" erzählen sie von dem was vorgefallen ist (Sueddeutsche).
09. Juni 2011. Margarita Kaufmann wird als Schulleiterin zurückgetreten. Nachfolgerin soll die Professorin Katrin Höhmann von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg werden. Höhmann soll eine enge Weggefährtin von Hartmut von Hentig und Gerold Becker gewesen sein. Sie hat offenbar versucht den Buchnachlass von Becker nach Ludwigsburg zu holen und hält anscheinend nicht viel von Öffentlichkeitsarbeit. Für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals soll die Odenwaldschule viel Geld ausgegeben haben. Ungefähr 30.000 Euro soll der Opfer-Verein "Glasbrechen" bekommen haben (taz).
21. Juni 2011. Autor Tilman Jens, der auch an der Odenwaldschule war hat das Buch "Die Odenwaldschule - ein Lehrstück von Opfern und Tätern" veröffentlicht (Sueddeutsche).
09. August 2011, 22 Uhr 45 MESZ. Im ARD kommt die Doku "Geschlossene Gesellschaft" von Luzia Schmid und Regina Schilling über die Odenwaldschule (Spiegel).
26. August 2011. Der ehemalige Lehrer Salman Ansari fordert ein Ende des Schweigens über den systematischen Missbrauch an der Odenwaldschule. Die Täter werden als Einzeltäter abgestempelt. Fast keiner hinterfragt den Zusammenhang zwischen Missbrauch und Reformpädagogik. Die wichtigsten reformpädagogischen Instrumente wie die Nähe zum Kind wurden ganz geziehlt zur Verführung minderjähriger Schüler eingesetzt. Auch mit Gewalt wurden Kinder zum Sex gezwungen. Reinhard Kahl, soll seit mindestens 10 Jahren von dem Missbrauch durch Gerold Becker Bescheid gewusst - und geschwiegen haben (Spiegel).
02. September 2011. Noch etwa 200 Kinder werden an der Odenwaldschule unterrichtet. Matthias Wilkes (Landrat des Kreises Bergstrasse) will keine Kinder mehr auf die Schule schicken bevor es keine neuen Strukturen gibt und kein angemessener Umgang mit dem Opfern gefunden wurde. Etwa 1/3 der Schüler kam oft von weit entfernten Orten im Rahmen der Jugendhilfe an die Odenwaldschule - zu 2200 Euro pro Monat (Spiegel).
27. September 2011. Unter dem Pseudonym Jürgen Dehmers hat Andreas Huckele, ein Opfer der Missbrauchsfälle, das Buch "Wie laut soll ich denn noch schreien" geschrieben (Sueddeutsche).
17. Oktober 2011. Adrian Koerfer ist der Meinung dass die Odenwaldschule nix gelernt hat und in eine Insolvenz gehen sollte. Er kommt in seiner Berechnung auf bis zu 500 Missbrauchsopfer (Spiegel).
28. Oktober 2011. Offenbar blockieren die mutmaßlichen Täter mit Unterlassungsverfügungen dass die Ganze Wahrheit ans Licht kommt. Christian Röhl hat nun vor in einem Spielfilm über eine fiktive Schule mit den Namen Oso den Menschen zu zeigen wie es wirklich zunging (taz).
13. Februar 2012. Informationstag an der Odenwaldschule (FAZ). Der Westdeutsche Rundfunkt lässt über die Vorgänge an der Odenwaldschule von Sylvia Leuker und Benedikt Röskau für ein fiktionales TV-Spiel ein Buch schreiben und die Firma Dreamtool will einen Kinofilm produzieren (Sueddeutsche).
06. Juli 2012. Die Stiftung "Brücke bauen" hat im ersten Jahr ihres Bestehens etwa 130.000 Euro an Missbrauchsopfer der Odenwaldschule ausbehalt. Die Beträge lagen zwischen 4000 und 20.000 Euro. Die bisher eingereichten Anträge wurden offenbar alle akzeptiert. Wie vielen Missbrauchten geholfen wurde ist nicht bekannt. Schätzungen liegen bei 30 Personen (Echo Online).
05. Oktober 2012. Die Aufklärung und das Ringen um Entschädigungen ist weiterhin schleppend und enttäuschend für viele Betroffene. Aufgrund einer Petition findet heute in Heppenheim ein großer "Runder Tisch" der "neuen Schwung in die Aufarbeitung bringen soll" statt.
Die Schülerzahlen sind von mehr als 200 auf weniger als 150 eingebrochen. Auf zwei Schüler kommt nun fast ein Vollzeitmitarbeiter. Offiziell geht man nun von 132 Missbrauchsopfern aus. Opfervertreter schätzen die Zahl aber deutlich höher (Sueddeutsche, HR-Online, Focus, taz).
26. November 2012. Andreas Huckele (Pseudonym: Jürgen Dehmers) durch den der Missbrauch an der Odenwaldschule an die Öffentlichkeit gekommen ist hat am Abend in der Großen Aula der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität den Geschwister-Scholl-Preis erhalten. Er kritisiert, dass die Odenwaldschule immer noch nicht geschlossen wurde.
Andreas Huckele war in den 1980er Jahren in dem Internat wo er fast täglich sexuelle Übergriffe des Schulleiters Gerold Becker erdulden musste (Sueddeutsche).
09. April 2014. Ermittler durchsuchen die Wohnung eines Lehrers an der Odenwaldschule. Der Lehrer für Mathematik, Physik und Chemie soll Kinderpornos aus dem Internet gesammelt haben. Laut "Mannheimer Morgen" wurden u.a. ein PC, ein Notebook, ein Smartphone, eine externe Festplatte und mehrere CDs beschlagnahmt.
Der Hinweis soll von der Polizei in Australien gekommen sein. Sie soll seine Internetadresse auf einer Kinderporno-Kundenliste gefunden haben.
Der Lehrer, der zusammen mit einer Lehrerin auch eine Wohngruppe betreut hat, wurde von der Schulleitung noch am selben Tag freigestellt und zwischenzeitlich fristlos gekündigt. Laut einer Stellungnahme vom Samstag "stellte sie darüber hinaus sicher, dass er das Schulgelände verlassen hat". Schüler sollen nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen sein (Hessischer Rundfunk, Spiegel, Spiegel, Welt, taz, FAZ, Tagesspiegel, Sueddeutsche).
19. April 2014. Die Durchsuchung vom 9. April 2014 wird in der Öffentlichkeit bekannt.
25. April 2014. Der suspendierte Lehrer hat laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf zugegeben, dass er im Besitz von Kinderpornos war. Er soll diese im Frühjahr 2011, vor seinem Engagement an der Odenwaldschule, aus einem Internet-Forum heruntergeladen aber "diese Software auf seinem Computer" danach nicht mehr benutzt haben. Danach im August 2011 hat er an der Odenwaldschule angefangen (Hessischer Rundfunk, Tagesspiegel).
29. April 2014. Siegfried Däschler-Seiler (Direktor der Odenwaldschule) hatte ein Gespräch mit den Aufsichtsbehörden im Heppenheimer Kreishaus. Er meldete dabei laut Matthias Schimpf (Grüne) eine weitere "Grenzverletzung in der Schüler-Lehrer-Beziehung". Es soll Hinweise geben, dass sich ein Schüler regelmäßig in der Wohnung des Lehrers aufgehalten habe, was gerade nach den früheren Missbrauchsfällen ein "absolutes Tabu" darstellt (Hessischer Rundfunk).
01. Mai 2014. Der entlassene Lehrer soll von Schülern "Pädobär" genannt worden sein. Bei einer Klassenfahrt mit Zeltlager in Südfrankreich sind offenbar alle Einzelzelte nass geworden. Die begleitenden Lehrer und die Schüler mussten daher in einem großen Zelt gemeinsam übernachten. Der beschuldigte Lehrer soll sich dabei zwischen die Schüler gelegt haben. Zu Übergriffen soll es jedoch nicht gekommen sein. Der Lehrer wurde allerdings zu einer Fortbildung zum Thema Grenzverletzungen geschickt (FAZ).
17. Mai 2014. Eine Schülerin hat sich an die Schulleitung gewendet, weil der Lehrer mit einem Schülern im Zelt übernachtet hatte und oft mit einem 12-jährigen Schüler alleine in einem Raum war. Bei einer Verabredung zum Sport sagte daraufhin eine andere Lehrkraft - vor den Augen anderer Schüler - zu ihr "Ich spiele nicht mit Schülern, die Lehrer mobben".
Regina Bappert (Präventionsbeauftragte der Schule) mahnte die einschüchternde Lehrkraft ab - Siegfried Däschler-Seiler (Neuer Leiter der Odenwaldschule) nahm diese Abmahnung bei seinem Amtsantritt jedoch wieder zurück (FAZ).
24. Mai 2014. Bis zur Sommerpause sollen an der Odenwaldschule keine Lehrer mehr gleichzeitig Betreuer von Internatsgruppen sein. Sie sollen in dieser Rolle durch Sozialpädagogen ersetzt werden um Kinder besser vor sexuellem Missbrauch zu schützen (FAZ).
13. Juni 2014. Siegfried Däschler-Seiler (Leiter der Odenwaldschule) tritt ab "um den Weg für die jüngst beschlossene Weiterentwicklung des Betreuungskonzepts" frei zu machen. Der genaue Zeitpunkt für den Weggang ist aber noch nicht klar (Focus).
13. Juli 2014. Der Trägerverein kickt Sigfried Däschler-Seiler (Schulleiter), Juliana Volkmar (Internatsleiterin) und Meto Salijevic (Geschäftsführer) (Hessischer Rundfunk).
20. Juli 2014. Die Odenwaldschule erwägt wegen finanziellen Schwierigkeiten einen Verkauf von Gebäuden und Grundstücken auf dem Schulgelände. Zudem soll zwischen den Verantwortlichen des Internats eine "unglaubliche Zerstrittenheit" herrschen (Sueddeutsche).
21. August 2014. Die Finanzierung der Odenwaldschule ist offenbar für ein weiteres Jahr gesichert. Ab Montag, 25. August 2014 soll der Unterricht nach den Ferien weitergehen.
2. Oktober 2014. Themenabend der ARD zu den Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule. Zunächst wird das Thema in der Talk-Runde "Weggehört und weggeschaut - Warum war Missbrauch über Jahrzehnte möglich?" besprochen, danach wird das ARD-Drama "Die Auserwählten" gezeigt.
Adrian Koerfer (Vorsitzender des Opfervereins "Glasbrechen") erklärt dass in der Odenwaldschule mindestens 20 Lehrer und Leherinnen mindestens 132 Kinder missbraucht haben. Totz dieser bekanntgewordenen Fälle, trotz des immer wiederkehrenden Appells von Betroffenen, nicht wegzuschauen und Kindern zu helfen, wurden laut BKA im Jahr 2013 etwa 15.000 Kinder in Deutschland sexuell missbraucht.
18. Oktober 2014. Gerhard Herbert (Vorsitzender des Trägervereins der Odenwaldschule) teilt mit dass eine gemeinnützige Betriebs-GmbH gegründet werden soll. Alleiniger Gesellschafter soll eine neue Stiftung werden. Der Trägerverein soll ein Förderverein werden. Derzeit sind noch etwas mehr als 140 Schüler an der Odenwaldschule. Die Finanzierungsfragen sind bisher ungeklärt.
5. Februar 2015. Rainer Blase wird neuer Direktor der Odenwaldschule. Blase hat früher in der Jugendhilfe garbeitet und war an der Gründung der Nardini-Schule in Tauberbischofsheim beteiligt. Sonya Mayoufi wird Internatsleiterin und Marcus Halfen-Kieper Geschäftsführer.
23. Februar 2015. Die Mitgliederversammlung des Trägervereins billigt einstimmig die im Oktober 2014 vorgeschlagenen neuen Strukturen.
24. April 2015. Laut Gerhard Hebert sind die Verhandlungen mit der bisherigen Hausbank über einen Kredit von 1,8 bis 2 Mio. Euro gescheitert. Es wird noch mit anderen Instituten verhandelt.
Derzeit sind nur noch 114 Schülerinnen übrig. Das ist deutlich zu wenig für einen kostendeckenden Betrieb. Wird bis 30. April 2015 der Nachweis nicht erbracht, dass die Finanzierung für die beiden nächsten Schuljahre gesichert ist, werden laut den Aufsichtsbehörden Eltern, Schul- und Sozialbehörden darüber informiert, dass ein Insolvenzverfahren droht und der Schulbetrieb möglicherweise eingestellt werden muss.
Das Schulgeld beträgt derzeit 2490 Euro im Monat für Internatsschüler und 790 Euro für Externe, die nicht in dem Internat wohnen. Etwa ein Drittel der Schüler kommt im Rahmen der Jugendhilfe. Es handelt sich dabei um Kinder mit gebrochenen Schulkarrieren oder schwierigen Elternhäusern.
25. April 2015. Der Trägerverein der Odenwaldschule informiert heute sowohl die Aufsichtsbehörden und die Mitarbeiter darüber dass sie aus Geldnot aufgibt. Die Eltern erhalten zugleich eine Mitteilung darüber dass sie für ihre Kinder eine neue Schule suchen müssen. Dieses Schuljahr wird noch zu Ende geführt.
Die Schule hatte noch versucht sich durch Immobilienverkäufe zu retten, die Mitarbeiter verzichteten auf 10% ihrer Einkommen. Zudem wollte man größere Summen von Altschülern einwerben.
Im Moment arbeiten immer noch zwei wissenschaftliche Institute an einer umfassenden Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
27. April 2015. Heute wollen Schüler und Eltern im Stadtteil Ober-Hambach gegen die Schließung protestieren. Die Organisatoren rechnen mit etwa 250 Teilnehmern.
15. Mai 2015. Innerhalb der letzten Wochen gingen bis heute durch Spenden von Eltern, Mitarbeitern, Altschülern und Externen etwa 2,2 Mio. Euro ein. Dazu kommen zusagen über weitere 300.000 Euro. Die für den Weiterbetrieb notwendigen 2,5 Mio. Euro sollen damit überschritten worden sein.
16. Juni 2015. Die Odenwaldschule scheint zum Zombie zu werden. Laut Trägerverein steht sie vor dem Aus und Insolvenz wurde angemeldet weil die Finanzierung nicht gesichert ist da Darlehenszusagen nicht nachzuweisen waren. Die Löhne für den Mai konnten nicht mehr bezahlt werden. Die Zahl der Schüler ist auf etwa 80 gesunken. Gerechnet wurde mit 125 Schülern.
Laut Sylvia Rhein (Insolvenzverwalterin) soll es jedoch "noch Hoffnung für die tradiationsreiche Schule" geben. Laut Matthias Schimpf (Vize-Landrat) ist die Zukunft der Schule äußerst fraglich.
25. Juli 2015. Ein paar Eltern versuchen offenbar die Odenwaldschule unter neuem Namen wieder in Betrieb zu nehmen. Sylvia Rhein (Insolvenzverwalterin) erklärte am Anfang der Woche dass es bereits ein "glaubwürdiges Finanzierungskonzept" geben würde. Eine gemeinnützige GmbH solle den operativen Schulbetrieb führen. Das pädagogische Profil solle sich "an Bewährtem" orientieren. Das Gelingen würde davon abhängen, wie viele Eltern und Schüler der neuen Schule ihr Vertrauen schenken würden. Zudem müssten Sozialpläne verhandelt und Personal hinausgekickt werden.
Sonya Mayoufi (Leiterin) und Marcus Halfen-Kieper (Geschäftsführer) distanzieren sich jedoch in einem Schreiben an Mitarbeiter und Eltern mit deutlichen Worten von diesen Plänen: "Mangelnde Offenheit, unterschiedliche Eigeninteressen - leider auch Unterstellungen und Diffamierungen - prägen das Miteinander ... Eine "neue" Schule müsste, nicht zuletzt wegen der schrecklichen Vergangenheit, von Verantwortungsbewusstsein und Vertrauen geprägt sein ... Dieses Vertrauen sei aber nicht vorhanden. Deshalb stünden beide "für die Zukunft zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung."
Laut Adrian Koerfer steht derweil eine von der Schule ausgelagerte Stiftung für Entschädigungszahlungen mit mehr als 300 000 Euro im Rückstand.
29. Juli 2015. Sonya Mayoufi (Ex-Leiterin) und Marcus Halfen-Kieper (Ex-Geschäftsführer) werden wegen ihren kritischen Äußerungen fristlos hinausgekickt.
31. Juli 2015. Sylvia Rhein (Insolvenzverwalterin) teilt mit dass ein Insolvenzverfahren veröffentlicht wird. Damit ist die Odenwaldschule offiziell völlig pleite.
Eine Gruppe aus Eltern möchte derweil die Schule in abgespeckter Form unter dem Namen "Schuldorf Lindenstein" ab dem 7. September 2015 weiterführen. Bei der Aufsichtsbehörde liegt jedoch bisher weder ein Antrag auf Betriebsgenehmigung noch ein wirtschaftlich tragbares Konzept für die nächsten drei Jahre vor.
2. September 2015. Das Hessische Kultusministerium und das Hessische Ministerium für Soziales und Integration untersagen den geplanten Betrieb als "Schuldorf Lindenstein gGmbH in Gründung " da sie nicht glauben dass die wirtschaftliche Tragfähigkeit für den Weiterbetrieb gesichert ist.
Zu Beginn des Schuljahres hätten laut Insolvenzverwalterin 80 Anmeldungen von Schülern vorliegen müssen. Pro Schüler hätten 2650 Euro im Monat bezahlt werden müssen. Auch Personal sollte abgebaut werden.
Die Bescheide wurden der Insolvenzverwalterin der Odenwaldschule und den Anwälten von „Schuldorf Lindenstein“ offenbar bereits zugestellt. Alle der im vergangenen Schuljahr 2014/15 an der Odenwaldschule unterrichteten Schüler haben bereits einen neuen Schulplatz bekommen.
Nun gehen Kündigungen an die etwa 110 Beschäftigten.
29. Dezember 2015. Die Aufsichtsbehörden untersagen weiterhin einen Weiterbetrieb der früheren Odenwaldschule unter dem Namen "Schuldorf Lindenstein" weil ein "zuverlässiger Betrieb der privaten Odenwaldschule nach wie vor nicht gesichert" ist. Eine Gruppe von Eltern und Sponsoren unter Führung von Gaby Magsam möchte dagegen klagen weil die "Reformpädagogik der Schule trotz des Missbrauchsskandals in Deutschland einzigartig" ihrer Ansicht nach einzigartig ist.
3. Februar 2016. Ein 34-jähriger Ex-Lehrer der Odenwaldschule wurde vom Amtsgericht Bensheim wegen des Besitzes von Kinderpornos (120 000 Bilder und 150 Filme) zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten ohne Bewährung verurteilt. Der Vorsitzende Richter meint dass "weitere Straftaten" zu befürchten wären. Der Angeklagte sagte zum Tatvorwurf: "Ich habe eine pädophile Neigung, aber keinen Trieb. Ich kann mich sehr gut steuern."
Im Laufe des Verfahrens wurde durch Aussage einer Mutter, die als Zeugin auftrat, bekannt, dass der Mann zwischenzeitlich auf Rügen in Mecklenburg-Vorpommern wieder als Lehrer arbeitet. Der Angeklagte hatte zuvor behauptet, dass er im Moment freiberuflicher Versicherungsmakler wäre. Mathias Brodkorb (SPD - Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern) kündigt an "alles dafür zu tun, dass der Mann unverzüglich aus dem Beamtenverhältnis ausscheidet und den Schuldienst verlässt", sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen.
Ein Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen den Lehrer wurde laut Staatsanwaltschaft eingestellt, weil sich die Vorwürfe nicht bewahrheiteten.
22. Februar 2016. Das "ehemalige Internatsgelände mit eigenem dörflichen Charakter" wurde von einer Rechtsanwaltskanzlei in Bensheim im Immobilienteil einer Wirtschaftszeitung inseriert. Das denkmalgeschützte Gelände im Kreis Bergstraße "steht zur Vermarktung an". Gabriele Magsam (Sprecherin von Eltern und Sponsoren des "Schuldorfes Lindenstein") sieht den Verkauf als Chance. Nun könnte ein bereits interessierter Schulträger als Investor einsteigen.
11. August 2016. Im Berufungsverfahren vor dem Landgericht Darmstadt wird der 35-jährige Ex-Lehrer zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft will prüfen ob gegen die Entscheidung Rechtsmittel eingelegt werden.
1. Dezember 2016. Der Großteil der Schule wurde in der Zwischenzeit von der Unternehmerfamilie Schaller aus Mannheim gekauft. Zu ihr gehört auch die Werbeagentur Schaller & Partner. Die Gebäude sollen in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden erhalten werden.
Die Initiative für das „Schuldorf Lindenstein“ hat derweil ihre Klage vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt gegen den Ablehnungsbescheid der Aufsichtsbehörden zurückgenommen und "die Sache zu den Akten gelegt".
2. Dezember 2016. In den 1970er Jahren wussten Mitarbeiter der Berliner Senatsverwaltung, dass Männer, die sie in den Siebzigerjahren als Pflegeväter für 13 bis 17 Jahre alte Straßenjungen einsetzten, verurteilte Pädophile waren. Helmut Kentler, ein Wissenschaftler, der beim Pädagogischen Zentrum Berlin angestellt war, hat Mitarbeiter des Jugendsenats davon überzeugt, die Jugendlichen in die Obhut von Pädophilen zu geben. Im Gegenzug erwarteten die Männer sexuelle Handlungen. Zudem wurden vom Berliner Senat Jungen in das Internat Odenwaldschule geschickt. Ob die von ihm entsandten Jungen dort Opfer sexuellen Missbrauchs wurden ist derzeit unbekannt, weil Unterlagen zu Kentlers Projekt nur auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden, viele der Akten im Landesarchiv noch nicht erschlossen sind und der Antrag, die Schutzfrist einer wichtigen Akte zu verkürzen, abgelehnt wurde.
Ende 2016. Das Gelände der ehemaligen Odenwaldschule wird von einer Unternehmerfamilie aus Mannheim übernommen.
20. April 2017. Auf dem Gelände der ehemaligen Odenwaldschule soll bis zum Jahr 2020 ein Wohn- und Ferienpark "Wohnpark Ober-Hambach" entstehen. Dazu möchte die Unternehmerfamilie das Areal mit dem Zukauf angrenzender Wiesen auf mehr als zehn Hektar vergrößern um Platz für 300 Menschen zu schaffen. Neben Sportplätzen und Ferienwohnungen ist auch ein kleines Museum zur Geschichte der Odenwaldschule geplant. Die Gebäude der Odenwaldschule sollen nach den Richtlinien des Denkmalschutzes renoviert werden.
21. Juli 2018. Das Land Hessen und der Kreis Bergstraße sagen Geld zu, damit Opfern des sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule weiter geholfen werden kann. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) teilt mit, Hessen stelle der Stiftung „Brücken bauen“ bis Ende nächsten Jahres insgesamt 100 000 Euro zur Verfügung. Der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt (CDU) sagt für den gleichen Zeitraum 50 000 Euro zu, je zur Hälfte 2018 und 2019.
Im Jahr 2011 wurde die Stiftung „Brücken bauen“ errichtet, um Opfer zu unterstützen, etwa indem Kosten für Therapien übernommen wurden. Bis zum Juni 2016 wurden nach Darstellung der Stiftung 536 000 Euro ausgezahlt. Seit der Insolvenz der Odenwaldschule 2015 konnte sie allerdings kaum noch finanzielle Zusagen geben.
22. Februar 2019. In Wiesbaden werden zwei Studien vorgestellt. Demnach sollen zwischen 1966 und 1989 bis zu 900 Jugendliche an der Odenwaldschule sexuell missbraucht worden sein.
Eine der Studien wurde am Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik der Universität Rostock erstellt, die andere vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP). In Auftrag gegeben wurden sie 2014 vom damaligen Trägerverein der Odenwaldschule und dem Zusammenschluss der Betroffenen, Glasbrechen e.V. und vom Sozialministerium mitfinanziert.
Während die Studie aus München das Missbrauchssystem der Odenwaldschule und die Bedingungen seiner Aufrechterhaltung durch Interviews mit betroffenen Schülern beschreibt, hatten die Forscher aus Rostock Zugang zu Akten der Schule. Die Arbeit widmet sich den Tätern und ihrem systematischen Vorgehen.
Für die Forschungsarbeit aus München wurden 64 Menschen aus dem Umfeld der Schule interviewt, 36 davon waren Schüler. Sie beschuldigten insgesamt 33 Menschen, die meisten davon waren Lehrer und andere Schüler. Zudem wurden mehr als 450 laufende Meter Akten, mehrere hundert Pläne und 50.000 Bilder, Audio- und Videokassetten bearbeitet.
Demnach sollen zwischen 1966 und 1989 bis zu 900 Jugendliche an der Odenwaldschule sexuell missbraucht worden sein. Für den Jahrzehnte andauernden Missbrauch an der südhessischen Odenwaldschule ist auch ein eklatantes Versagen staatlicher Aufsichtsbehörden verantwortlich.
Florian Straus (IPP) sagt: "Die dort über Jahrzehnte praktizierte sexuelle und emotionale Ausbeutung von Schülerinnen und Schülern lässt keine andere Diagnose zu als die eines manipulativen, selbstherrlichen und schäbigen pädagogischen Systems, in dem alle Kinder und Jugendlichen massiven Entwicklungsrisiken ausgesetzt wurden".
Die Odenwaldschule als Eliteschule habe ein System geschaffen, das sich um sich selbst gedreht habe, schreiben die Münchner Autoren. Sie habe sich "von den Gesetzmäßigkeiten der bürgerlichen Welt" bewusst abgegrenzt, doch gebe es auch eine große Zahl an gelungenen Biografien ehemaliger Schüler. Somit existiere "die eine" Odenwaldschule nicht. Ob Schüler sexuell missbraucht wurden, sei unter anderem davon abhängig gewesen, in welcher der pädagogischen Familien sie lebten.
Die ausgewerteten Aktenmaterialien und Sekundärdaten ließen außerdem Rückschlüsse auf mehr als zwei Dutzend Täter alleine unter den pädagogischen und technischen Mitarbeitern der Odenwaldschule zu, sagte der Mitverfasser der Rostocker Studie. Anders als vermutet, seien die Täter an dem Eliteinternat auch nicht ausnahmslos Männer gewesen, die Materialien ließen Rückschlüsse auf mindestens fünf pädagogische Mitarbeiterinnen zu.
„Die haben noch Täterinnen und Täter entdeckt, von denen wir nichts wussten“, sagte Adrian Koerfer, ehemaliger Gründungsvorsitzender von Glasbrechen e.V. und selbst Opfer von sexuellem Missbrauch an der Odenwaldschule. Grund zur Erleichterung gebe es nicht. „Dafür ist die unfassbare Zahl der Opfer, 500 bis 900 laut einer der beiden Studien, zu hoch. Die Zahl der Taten und Täter und Täterinnen ebenso.“ Mindestens zwei Haupttäter leben noch ungestraft und haben nie Verantwortung für ihre schrecklichen Taten übernommen.
Nach Einschätzungen der Wissenschaftler scheiterte die Aufarbeitung der Vorfälle an dem Eliteinternat. „Für dieses Versagen der staatlichen Stellen bitte ich alle, denen auch deshalb Leid widerfahren ist, als heute verantwortlicher Minister um Verzeihung“, sagt Sozialminister Kai Klose (Grüne). Die Vorstellung der Studie sei keineswegs ein Schlusspunkt, vielmehr der Beginn der Auseinandersetzung mit den Studienergebnissen. „Wir wollen und werden das Thema weiter be- und verarbeiten“, sagt Klose.
Weitere Kommentare zu den Themen Kirche, Misshandlung und Missbrauch08. April 2010. Jörg-Uwe Hahn (Mövenpickpartei) versucht den Skandal politisch auszunützen und SPD und Grünen die Schuld an dem Skandal in die Schuhe zu schieben (Sueddeutsche, Spiegel, taz). An der Feier zum 100. Jubiläum soll eine Podiumsdisskussion zu den Missbrauchsfällen stattfinden (taz).
11. April 2010. Der ehemalige Direktor Gerold Becker hatte die Vormundschaft über einen Jungen der ihm dadurch völlig ausgeliefert war. Der heute 40jährige Mann soll durch ehemalige Mitschüler so weit eingeschüchtert worden sein dass er sich nicht mehr zu einer Anzeige traut (Welt). Missbrauch gab es noch bis etwa 2005. Die Reformpädagogik soll aber nicht schuld sein (taz).
12. April 2010. Auch zwei Absolventen der Odenwaldschule sollen am sexuellen Missbrauch beteiligt gewesen sein und Pornofilme gedreht haben. Bei einer Fahrt nach Italien soll es fast jeden Tag zu gewaltsamem Gruppensex gekommen sein (Sueddeutsche). Durch Filz wird Aufklärung verhindert (taz).
15. April 2010. Tribunal zur schonungslosen Abrechnung gefordert (Spiegel).
17. April 2010. Odenwaldschule zwischen Traum und Trauma (Spiegel, Focus).
19. April 2010. Sex um Sechs (Sueddeutsche).
30. April 2010. Sechs von 13 Ermittlungen im Zusammenhang mit der Odenwaldschule wurden eingestellt. 7 Verfahren sind noch offen. Philipp Sturtz der Vorsitzende des Trägervereins hat seinen Rücktritt angekündigt. Einem ehemaligen Schüler wurde vom Landgericht Darmstadt verboten den sexuellen Missbrauch aus eigenem Erleben zu beschreiben. Er darf einem Lehrer auch keine Beziehung zu einem 15jährigen Mädchen unterstellen (taz).
01. Mai 2010. In den 1970er und 1980er Jahren soll ein inzwischen verstorbener Musiklehrer der von 1966 bis 1989 an der Odenwaldschule unterrichtet hat kinderpornografische Fotografien und Filme von Schülern aufgenommen haben. Die Aufnahmen wurde nicht nur auf dem Schulgelände gemacht. Auch ein Wohnmobil, ein Penthouse in Heppenheim und angemietete Ferienhäuser sollen dazu benützt worden sein. Auf Urlaubsfahrten wurden die Kinder anscheinend genötigt nackt im Freien zu posieren. Das jüngste Kind soll 9 Jahre alt gewesen sein. Behilflich gewesen sein soll ein Liebhaber des Musiklehrers (HR-Online).
02. Mai 2010. 1968 soll ein damals 13jähriger Schüler zehn Kinder zusammengeholt haben um dem damaligen Direktor von den Vorfällen zu berichten. Es wurde dann der Schüler und nicht der Musikdirektor von der Schule verwiesen (Welt).
30. Mai 2010. Gestern wurde ein neuer Vorstand gewählt. Vorsitzender wird Rechtsanwalt und Ex-Schüler Michael Frenzel. Ausserdem ist mit Adrian Koerfer eines der Missbrauchsopfer eines der neuen Mitglieder. Ausserdem wurde durch einen Bericht der Rechtsanwältin Claudia Burgsmüller bekannt dass etwa 50 Schüler zwischen 1966 und den 1990er Jahren Opfer sexueller Übergriffe wurden. Es gibt 3 Hauptverdächtige wobei der frühere Schulleiter Gerold Becker im Mittelpunkt steht (HR-Online, taz).
05. Juni 2010. Der neue Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel (Rechtsanwalt) ist der Meinung dass der alte Vorstand nicht mehr als eine "Frühstücksdirektoren-Konferenz" gewesen ist und die "desaströsen Strukturen" an der Schule den sexuellen Missbrauch der Schüler erst möglich gemacht haben. Die Staatsanwaltschaft hat demnach in den 1990er Jahren "grob gahrlässig" gehandelt als sie kein Ermittlungserfahren eingeleitet hat.
Das Prinzip der Familien will er an der Odenwaldschule beibehalten. Allerdings sollen die "Familienoberhäupter verheiratet oder liiert" sein und mit dem Partner zusammen an der Schule leben. Das soll eine zusätzliche Kontrolle garantieren. Bei homosexuellen Mitarbeitern soll seiner Meinung nach ein Gutachten erstellt werden ob ein Hang zur Pädophilie da ist (Focus).
02. Juli 2010. Die Schulleiterin Margarita Kaufmann hat die Vorfälle unterschätzt wie auch aus einer Jubiläumsschrift zur 100jährigen Geschichte der Schule hervorgeht (Spiegel).
09. Juli 2010. Der ehemalige Schulleiter Becker ist letzte Nacht gestorben (HR-Online).
09. Juli 2010. An der Odenwaldschule wurde die Aufklärung des sexuellen Missbrauchs fast 50 Jahre lang verhindert. Bereits in den 1966 Jahren hat ein 13jähriger Schüler offensichtlich den damaligen Schulleiter Walter S. darüber informiert dass etwa 10 Schüler im Alter von 8 bis 12 Jahren von 2 Lehrern sexuell missbraucht wurden. Ein Täter soll die Schule danach verlassen haben. Der Haupttäter jedoch soll keinen Schüler seiner "Internatsfamilien" ungeschoren gelassen haben. Auf den 13jährigen soll danach so lange Druck ausgeübt worden sein bis er die Schule verlassen hat. Ähnliche Fälle soll es der Aussagen der Strafrechtlerin Burgsmüller und der früheren Richterin Brigitte Tilmann die von der Schulleitung mit der Aufklärung beauftragt wurden mehrere gegeben haben. Die Zahl der bekannten Missbrauchsfälle ist jetzt auf 78 angestiegen. Bei den Missbrauchsfällen geht es nicht nur um Berührungen sondern auch um Geschlechtsverkehr, auch Oral und Anal bis zu Vergewaltigungen (HR-Online).
12. Juli 2010. Um das Wohl der Schüler ging es den meisten Lehrern nie. Die Übergriffe begannen oft bereits beim Wecken. Ein Schüler erwachte davon dass ihn der Schulleiter oral missbrauchte. 1996 soll eine junge Lehrerin nach einer Party mit einem zu der Zeit 13 oder 14jährigen Schüler geschlafen haben (Sueddeutsche).
13. Juli 2010. Bilderstrecke: Wir fuhren GenItalien (Spiegel).
28. November 2010. Nach einem halben Jahr treten die für einen rigorosen Neuanfang stehenden Vorstände Johannes von Dohnanyi und Michael Frenzel ab. Man hatte sich in Heppenheim getroffen um über eine mögliche Entschädigung der Missbrauchsopfer zu beraten. Nach einer kurzen Vorbesprechung gaben die beiden ihre Rücktrittserklärung bekannt und verließen die Sitzung (Spiegel).
02. Februar 2011. Das Konzept der Odenwaldschule war Ideologie und Rhetorik. Schöne Worte aber nichts dahinter (taz).
19. Februar 2011. Dietrich W., einer der Gründer der taz, masturbierte in der Odenwaldschule jahrelang mit Kindern und verlachte Pädosexuelle die das als Missbrauch erkannten als "Irre". Er starb 2009 im Alter von 64 Jahren. Laut den beiden unabhängigen Gutachterinnen Claudia Burgsmüller und Brigitte Tilmann sind ihm 9 der bisher 132 dokumentierten Missbrauchsfälle zugeordnet worden. Er arbeitete zwischen 1969 bis 1972 als Kunstlehrer an der Odenwaldschule, verführte die Kinder und übte sexuelle Gewalt gegen sie aus. Dietrich W. hatte keine Ausbildung als Lehrer. Er hat eine Tuchmacherlehre absolviert. Die Stelle an der Odenwaldschule wurde ihm von befreundeten Pädagogen vermittelt. Er leitete dann gleich eine "Internatsfamilie" mit 4 Kindern. Dort stand immer eine geöffnete Flasche Rotwein auf dem Tisch. Ein Schüler erinnert sich daran dass man mit ihm "gut einen Joint rauchen oder ein paar Flaschen Wein trinken konnte". (taz, taz).
21. Februar 2011. Ein Jahr nach dem Bekanntwerden des Skandals warten die Opfer immer noch auf Wiedergutmachung (Welt).
04. März 2011. Wie der Missbrauch das Leben der Schüler verändert hat (taz).
25. Mai 2011. Die Opfer reden. Im Film "Und wir sind nicht die Einzigen" erzählen sie von dem was vorgefallen ist (Sueddeutsche).
09. Juni 2011. Margarita Kaufmann wird als Schulleiterin zurückgetreten. Nachfolgerin soll die Professorin Katrin Höhmann von der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg werden. Höhmann soll eine enge Weggefährtin von Hartmut von Hentig und Gerold Becker gewesen sein. Sie hat offenbar versucht den Buchnachlass von Becker nach Ludwigsburg zu holen und hält anscheinend nicht viel von Öffentlichkeitsarbeit. Für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals soll die Odenwaldschule viel Geld ausgegeben haben. Ungefähr 30.000 Euro soll der Opfer-Verein "Glasbrechen" bekommen haben (taz).
21. Juni 2011. Autor Tilman Jens, der auch an der Odenwaldschule war hat das Buch "Die Odenwaldschule - ein Lehrstück von Opfern und Tätern" veröffentlicht (Sueddeutsche).
09. August 2011, 22 Uhr 45 MESZ. Im ARD kommt die Doku "Geschlossene Gesellschaft" von Luzia Schmid und Regina Schilling über die Odenwaldschule (Spiegel).
26. August 2011. Der ehemalige Lehrer Salman Ansari fordert ein Ende des Schweigens über den systematischen Missbrauch an der Odenwaldschule. Die Täter werden als Einzeltäter abgestempelt. Fast keiner hinterfragt den Zusammenhang zwischen Missbrauch und Reformpädagogik. Die wichtigsten reformpädagogischen Instrumente wie die Nähe zum Kind wurden ganz geziehlt zur Verführung minderjähriger Schüler eingesetzt. Auch mit Gewalt wurden Kinder zum Sex gezwungen. Reinhard Kahl, soll seit mindestens 10 Jahren von dem Missbrauch durch Gerold Becker Bescheid gewusst - und geschwiegen haben (Spiegel).
02. September 2011. Noch etwa 200 Kinder werden an der Odenwaldschule unterrichtet. Matthias Wilkes (Landrat des Kreises Bergstrasse) will keine Kinder mehr auf die Schule schicken bevor es keine neuen Strukturen gibt und kein angemessener Umgang mit dem Opfern gefunden wurde. Etwa 1/3 der Schüler kam oft von weit entfernten Orten im Rahmen der Jugendhilfe an die Odenwaldschule - zu 2200 Euro pro Monat (Spiegel).
27. September 2011. Unter dem Pseudonym Jürgen Dehmers hat Andreas Huckele, ein Opfer der Missbrauchsfälle, das Buch "Wie laut soll ich denn noch schreien" geschrieben (Sueddeutsche).
17. Oktober 2011. Adrian Koerfer ist der Meinung dass die Odenwaldschule nix gelernt hat und in eine Insolvenz gehen sollte. Er kommt in seiner Berechnung auf bis zu 500 Missbrauchsopfer (Spiegel).
28. Oktober 2011. Offenbar blockieren die mutmaßlichen Täter mit Unterlassungsverfügungen dass die Ganze Wahrheit ans Licht kommt. Christian Röhl hat nun vor in einem Spielfilm über eine fiktive Schule mit den Namen Oso den Menschen zu zeigen wie es wirklich zunging (taz).
13. Februar 2012. Informationstag an der Odenwaldschule (FAZ). Der Westdeutsche Rundfunkt lässt über die Vorgänge an der Odenwaldschule von Sylvia Leuker und Benedikt Röskau für ein fiktionales TV-Spiel ein Buch schreiben und die Firma Dreamtool will einen Kinofilm produzieren (Sueddeutsche).
05. Oktober 2012. Die Aufklärung und das Ringen um Entschädigungen ist weiterhin schleppend und enttäuschend für viele Betroffene. Aufgrund einer Petition findet heute in Heppenheim ein großer "Runder Tisch" der "neuen Schwung in die Aufarbeitung bringen soll" statt.
Die Schülerzahlen sind von mehr als 200 auf weniger als 150 eingebrochen. Auf zwei Schüler kommt nun fast ein Vollzeitmitarbeiter. Offiziell geht man nun von 132 Missbrauchsopfern aus. Opfervertreter schätzen die Zahl aber deutlich höher (Sueddeutsche, HR-Online, Focus, taz).
26. November 2012. Andreas Huckele (Pseudonym: Jürgen Dehmers) durch den der Missbrauch an der Odenwaldschule an die Öffentlichkeit gekommen ist hat am Abend in der Großen Aula der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität den Geschwister-Scholl-Preis erhalten. Er kritisiert, dass die Odenwaldschule immer noch nicht geschlossen wurde.
Andreas Huckele war in den 1980er Jahren in dem Internat wo er fast täglich sexuelle Übergriffe des Schulleiters Gerold Becker erdulden musste (Sueddeutsche).
15. Januar 2013. Weitere Verhandlungen um Entschädigungen im Klima des Misstrauens (Sueddeutsche).
30. Juni 2013. An der Odenwaldschule geht der Betrieb weiter, fast als ob nichts gewesen wäre. Eltern schicken ihre Kinder in Räumlichkeiten in denen massiver Kindermissbrauch stattgefunden hat. Andreas Huckele versucht unterdessen nun mit der E-Book-Streitschrift "Macht, Sexualität, Gewalt" ein weiteres Mal die Menschen aufzurütteln (Welt).
10. September 2013. Der WDR dreht derzeit über die systematisch ausgeübte sexuelle Gewalt den TV-Film "Die Auserwählten mit Julia Jentsch und Ulricht Tuktur in den Hauptrollen (Spiegel).
Der Hinweis soll von der Polizei in Australien gekommen sein. Sie soll seine Internetadresse auf einer Kinderporno-Kundenliste gefunden haben.
Der Lehrer, der zusammen mit einer Lehrerin auch eine Wohngruppe betreut hat, wurde von der Schulleitung noch am selben Tag freigestellt und zwischenzeitlich fristlos gekündigt. Laut einer Stellungnahme vom Samstag "stellte sie darüber hinaus sicher, dass er das Schulgelände verlassen hat". Schüler sollen nach bisherigen Erkenntnissen nicht betroffen sein (Hessischer Rundfunk, Spiegel, Spiegel, Welt, taz, FAZ, Tagesspiegel, Sueddeutsche).
19. April 2014. Die Durchsuchung vom 9. April 2014 wird in der Öffentlichkeit bekannt.
25. April 2014. Der suspendierte Lehrer hat laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf zugegeben, dass er im Besitz von Kinderpornos war. Er soll diese im Frühjahr 2011, vor seinem Engagement an der Odenwaldschule, aus einem Internet-Forum heruntergeladen aber "diese Software auf seinem Computer" danach nicht mehr benutzt haben. Danach im August 2011 hat er an der Odenwaldschule angefangen (Hessischer Rundfunk, Tagesspiegel).
29. April 2014. Siegfried Däschler-Seiler (Direktor der Odenwaldschule) hatte ein Gespräch mit den Aufsichtsbehörden im Heppenheimer Kreishaus. Er meldete dabei laut Matthias Schimpf (Grüne) eine weitere "Grenzverletzung in der Schüler-Lehrer-Beziehung". Es soll Hinweise geben, dass sich ein Schüler regelmäßig in der Wohnung des Lehrers aufgehalten habe, was gerade nach den früheren Missbrauchsfällen ein "absolutes Tabu" darstellt (Hessischer Rundfunk).
01. Mai 2014. Der entlassene Lehrer soll von Schülern "Pädobär" genannt worden sein. Bei einer Klassenfahrt mit Zeltlager in Südfrankreich sind offenbar alle Einzelzelte nass geworden. Die begleitenden Lehrer und die Schüler mussten daher in einem großen Zelt gemeinsam übernachten. Der beschuldigte Lehrer soll sich dabei zwischen die Schüler gelegt haben. Zu Übergriffen soll es jedoch nicht gekommen sein. Der Lehrer wurde allerdings zu einer Fortbildung zum Thema Grenzverletzungen geschickt (FAZ).
17. Mai 2014. Eine Schülerin hat sich an die Schulleitung gewendet, weil der Lehrer mit einem Schülern im Zelt übernachtet hatte und oft mit einem 12-jährigen Schüler alleine in einem Raum war. Bei einer Verabredung zum Sport sagte daraufhin eine andere Lehrkraft - vor den Augen anderer Schüler - zu ihr "Ich spiele nicht mit Schülern, die Lehrer mobben".
Regina Bappert (Präventionsbeauftragte der Schule) mahnte die einschüchternde Lehrkraft ab - Siegfried Däschler-Seiler (Neuer Leiter der Odenwaldschule) nahm diese Abmahnung bei seinem Amtsantritt jedoch wieder zurück (FAZ).
24. Mai 2014. Bis zur Sommerpause sollen an der Odenwaldschule keine Lehrer mehr gleichzeitig Betreuer von Internatsgruppen sein. Sie sollen in dieser Rolle durch Sozialpädagogen ersetzt werden um Kinder besser vor sexuellem Missbrauch zu schützen (FAZ).
13. Juni 2014. Siegfried Däschler-Seiler (Leiter der Odenwaldschule) tritt ab "um den Weg für die jüngst beschlossene Weiterentwicklung des Betreuungskonzepts" frei zu machen. Der genaue Zeitpunkt für den Weggang ist aber noch nicht klar (Focus).
13. Juli 2014. Der Trägerverein kickt Sigfried Däschler-Seiler (Schulleiter), Juliana Volkmar (Internatsleiterin) und Meto Salijevic (Geschäftsführer) (Hessischer Rundfunk).
20. Juli 2014. Die Odenwaldschule erwägt wegen finanziellen Schwierigkeiten einen Verkauf von Gebäuden und Grundstücken auf dem Schulgelände. Zudem soll zwischen den Verantwortlichen des Internats eine "unglaubliche Zerstrittenheit" herrschen (Sueddeutsche).
21. August 2014. Die Finanzierung der Odenwaldschule ist offenbar für ein weiteres Jahr gesichert. Ab Montag, 25. August 2014 soll der Unterricht nach den Ferien weitergehen.
2. Oktober 2014. Themenabend der ARD zu den Missbrauchsfällen an der Odenwaldschule. Zunächst wird das Thema in der Talk-Runde "Weggehört und weggeschaut - Warum war Missbrauch über Jahrzehnte möglich?" besprochen, danach wird das ARD-Drama "Die Auserwählten" gezeigt.
Adrian Koerfer (Vorsitzender des Opfervereins "Glasbrechen") erklärt dass in der Odenwaldschule mindestens 20 Lehrer und Leherinnen mindestens 132 Kinder missbraucht haben. Totz dieser bekanntgewordenen Fälle, trotz des immer wiederkehrenden Appells von Betroffenen, nicht wegzuschauen und Kindern zu helfen, wurden laut BKA im Jahr 2013 etwa 15.000 Kinder in Deutschland sexuell missbraucht.
18. Oktober 2014. Gerhard Herbert (Vorsitzender des Trägervereins der Odenwaldschule) teilt mit dass eine gemeinnützige Betriebs-GmbH gegründet werden soll. Alleiniger Gesellschafter soll eine neue Stiftung werden. Der Trägerverein soll ein Förderverein werden. Derzeit sind noch etwas mehr als 140 Schüler an der Odenwaldschule. Die Finanzierungsfragen sind bisher ungeklärt.
5. Februar 2015. Rainer Blase wird neuer Direktor der Odenwaldschule. Blase hat früher in der Jugendhilfe garbeitet und war an der Gründung der Nardini-Schule in Tauberbischofsheim beteiligt. Sonya Mayoufi wird Internatsleiterin und Marcus Halfen-Kieper Geschäftsführer.
23. Februar 2015. Die Mitgliederversammlung des Trägervereins billigt einstimmig die im Oktober 2014 vorgeschlagenen neuen Strukturen.
24. April 2015. Laut Gerhard Hebert sind die Verhandlungen mit der bisherigen Hausbank über einen Kredit von 1,8 bis 2 Mio. Euro gescheitert. Es wird noch mit anderen Instituten verhandelt.
Derzeit sind nur noch 114 Schülerinnen übrig. Das ist deutlich zu wenig für einen kostendeckenden Betrieb. Wird bis 30. April 2015 der Nachweis nicht erbracht, dass die Finanzierung für die beiden nächsten Schuljahre gesichert ist, werden laut den Aufsichtsbehörden Eltern, Schul- und Sozialbehörden darüber informiert, dass ein Insolvenzverfahren droht und der Schulbetrieb möglicherweise eingestellt werden muss.
Das Schulgeld beträgt derzeit 2490 Euro im Monat für Internatsschüler und 790 Euro für Externe, die nicht in dem Internat wohnen. Etwa ein Drittel der Schüler kommt im Rahmen der Jugendhilfe. Es handelt sich dabei um Kinder mit gebrochenen Schulkarrieren oder schwierigen Elternhäusern.
25. April 2015. Der Trägerverein der Odenwaldschule informiert heute sowohl die Aufsichtsbehörden und die Mitarbeiter darüber dass sie aus Geldnot aufgibt. Die Eltern erhalten zugleich eine Mitteilung darüber dass sie für ihre Kinder eine neue Schule suchen müssen. Dieses Schuljahr wird noch zu Ende geführt.
Die Schule hatte noch versucht sich durch Immobilienverkäufe zu retten, die Mitarbeiter verzichteten auf 10% ihrer Einkommen. Zudem wollte man größere Summen von Altschülern einwerben.
Im Moment arbeiten immer noch zwei wissenschaftliche Institute an einer umfassenden Aufarbeitung der Missbrauchsfälle.
27. April 2015. Heute wollen Schüler und Eltern im Stadtteil Ober-Hambach gegen die Schließung protestieren. Die Organisatoren rechnen mit etwa 250 Teilnehmern.
15. Mai 2015. Innerhalb der letzten Wochen gingen bis heute durch Spenden von Eltern, Mitarbeitern, Altschülern und Externen etwa 2,2 Mio. Euro ein. Dazu kommen zusagen über weitere 300.000 Euro. Die für den Weiterbetrieb notwendigen 2,5 Mio. Euro sollen damit überschritten worden sein.
16. Juni 2015. Die Odenwaldschule scheint zum Zombie zu werden. Laut Trägerverein steht sie vor dem Aus und Insolvenz wurde angemeldet weil die Finanzierung nicht gesichert ist da Darlehenszusagen nicht nachzuweisen waren. Die Löhne für den Mai konnten nicht mehr bezahlt werden. Die Zahl der Schüler ist auf etwa 80 gesunken. Gerechnet wurde mit 125 Schülern.
Laut Sylvia Rhein (Insolvenzverwalterin) soll es jedoch "noch Hoffnung für die tradiationsreiche Schule" geben. Laut Matthias Schimpf (Vize-Landrat) ist die Zukunft der Schule äußerst fraglich.
25. Juli 2015. Ein paar Eltern versuchen offenbar die Odenwaldschule unter neuem Namen wieder in Betrieb zu nehmen. Sylvia Rhein (Insolvenzverwalterin) erklärte am Anfang der Woche dass es bereits ein "glaubwürdiges Finanzierungskonzept" geben würde. Eine gemeinnützige GmbH solle den operativen Schulbetrieb führen. Das pädagogische Profil solle sich "an Bewährtem" orientieren. Das Gelingen würde davon abhängen, wie viele Eltern und Schüler der neuen Schule ihr Vertrauen schenken würden. Zudem müssten Sozialpläne verhandelt und Personal hinausgekickt werden.
Sonya Mayoufi (Leiterin) und Marcus Halfen-Kieper (Geschäftsführer) distanzieren sich jedoch in einem Schreiben an Mitarbeiter und Eltern mit deutlichen Worten von diesen Plänen: "Mangelnde Offenheit, unterschiedliche Eigeninteressen - leider auch Unterstellungen und Diffamierungen - prägen das Miteinander ... Eine "neue" Schule müsste, nicht zuletzt wegen der schrecklichen Vergangenheit, von Verantwortungsbewusstsein und Vertrauen geprägt sein ... Dieses Vertrauen sei aber nicht vorhanden. Deshalb stünden beide "für die Zukunft zu diesem Zeitpunkt nicht zur Verfügung."
Laut Adrian Koerfer steht derweil eine von der Schule ausgelagerte Stiftung für Entschädigungszahlungen mit mehr als 300 000 Euro im Rückstand.
29. Juli 2015. Sonya Mayoufi (Ex-Leiterin) und Marcus Halfen-Kieper (Ex-Geschäftsführer) werden wegen ihren kritischen Äußerungen fristlos hinausgekickt.
31. Juli 2015. Sylvia Rhein (Insolvenzverwalterin) teilt mit dass ein Insolvenzverfahren veröffentlicht wird. Damit ist die Odenwaldschule offiziell völlig pleite.
Eine Gruppe aus Eltern möchte derweil die Schule in abgespeckter Form unter dem Namen "Schuldorf Lindenstein" ab dem 7. September 2015 weiterführen. Bei der Aufsichtsbehörde liegt jedoch bisher weder ein Antrag auf Betriebsgenehmigung noch ein wirtschaftlich tragbares Konzept für die nächsten drei Jahre vor.
2. September 2015. Das Hessische Kultusministerium und das Hessische Ministerium für Soziales und Integration untersagen den geplanten Betrieb als "Schuldorf Lindenstein gGmbH in Gründung " da sie nicht glauben dass die wirtschaftliche Tragfähigkeit für den Weiterbetrieb gesichert ist.
Zu Beginn des Schuljahres hätten laut Insolvenzverwalterin 80 Anmeldungen von Schülern vorliegen müssen. Pro Schüler hätten 2650 Euro im Monat bezahlt werden müssen. Auch Personal sollte abgebaut werden.
Die Bescheide wurden der Insolvenzverwalterin der Odenwaldschule und den Anwälten von „Schuldorf Lindenstein“ offenbar bereits zugestellt. Alle der im vergangenen Schuljahr 2014/15 an der Odenwaldschule unterrichteten Schüler haben bereits einen neuen Schulplatz bekommen.
Nun gehen Kündigungen an die etwa 110 Beschäftigten.
29. Dezember 2015. Die Aufsichtsbehörden untersagen weiterhin einen Weiterbetrieb der früheren Odenwaldschule unter dem Namen "Schuldorf Lindenstein" weil ein "zuverlässiger Betrieb der privaten Odenwaldschule nach wie vor nicht gesichert" ist. Eine Gruppe von Eltern und Sponsoren unter Führung von Gaby Magsam möchte dagegen klagen weil die "Reformpädagogik der Schule trotz des Missbrauchsskandals in Deutschland einzigartig" ihrer Ansicht nach einzigartig ist.
3. Februar 2016. Ein 34-jähriger Ex-Lehrer der Odenwaldschule wurde vom Amtsgericht Bensheim wegen des Besitzes von Kinderpornos (120 000 Bilder und 150 Filme) zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zwei Monaten ohne Bewährung verurteilt. Der Vorsitzende Richter meint dass "weitere Straftaten" zu befürchten wären. Der Angeklagte sagte zum Tatvorwurf: "Ich habe eine pädophile Neigung, aber keinen Trieb. Ich kann mich sehr gut steuern."
Im Laufe des Verfahrens wurde durch Aussage einer Mutter, die als Zeugin auftrat, bekannt, dass der Mann zwischenzeitlich auf Rügen in Mecklenburg-Vorpommern wieder als Lehrer arbeitet. Der Angeklagte hatte zuvor behauptet, dass er im Moment freiberuflicher Versicherungsmakler wäre. Mathias Brodkorb (SPD - Bildungsminister von Mecklenburg-Vorpommern) kündigt an "alles dafür zu tun, dass der Mann unverzüglich aus dem Beamtenverhältnis ausscheidet und den Schuldienst verlässt", sollten sich die Vorwürfe als wahr herausstellen.
Ein Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gegen den Lehrer wurde laut Staatsanwaltschaft eingestellt, weil sich die Vorwürfe nicht bewahrheiteten.
22. Februar 2016. Das "ehemalige Internatsgelände mit eigenem dörflichen Charakter" wurde von einer Rechtsanwaltskanzlei in Bensheim im Immobilienteil einer Wirtschaftszeitung inseriert. Das denkmalgeschützte Gelände im Kreis Bergstraße "steht zur Vermarktung an". Gabriele Magsam (Sprecherin von Eltern und Sponsoren des "Schuldorfes Lindenstein") sieht den Verkauf als Chance. Nun könnte ein bereits interessierter Schulträger als Investor einsteigen.
11. August 2016. Im Berufungsverfahren vor dem Landgericht Darmstadt wird der 35-jährige Ex-Lehrer zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft will prüfen ob gegen die Entscheidung Rechtsmittel eingelegt werden.
1. Dezember 2016. Der Großteil der Schule wurde in der Zwischenzeit von der Unternehmerfamilie Schaller aus Mannheim gekauft. Zu ihr gehört auch die Werbeagentur Schaller & Partner. Die Gebäude sollen in enger Abstimmung mit den Denkmalschutzbehörden erhalten werden.
Die Initiative für das „Schuldorf Lindenstein“ hat derweil ihre Klage vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt gegen den Ablehnungsbescheid der Aufsichtsbehörden zurückgenommen und "die Sache zu den Akten gelegt".
2. Dezember 2016. In den 1970er Jahren wussten Mitarbeiter der Berliner Senatsverwaltung, dass Männer, die sie in den Siebzigerjahren als Pflegeväter für 13 bis 17 Jahre alte Straßenjungen einsetzten, verurteilte Pädophile waren. Helmut Kentler, ein Wissenschaftler, der beim Pädagogischen Zentrum Berlin angestellt war, hat Mitarbeiter des Jugendsenats davon überzeugt, die Jugendlichen in die Obhut von Pädophilen zu geben. Im Gegenzug erwarteten die Männer sexuelle Handlungen. Zudem wurden vom Berliner Senat Jungen in das Internat Odenwaldschule geschickt. Ob die von ihm entsandten Jungen dort Opfer sexuellen Missbrauchs wurden ist derzeit unbekannt, weil Unterlagen zu Kentlers Projekt nur auf Nachfrage zur Verfügung gestellt werden, viele der Akten im Landesarchiv noch nicht erschlossen sind und der Antrag, die Schutzfrist einer wichtigen Akte zu verkürzen, abgelehnt wurde.
Ende 2016. Das Gelände der ehemaligen Odenwaldschule wird von einer Unternehmerfamilie aus Mannheim übernommen.
20. April 2017. Auf dem Gelände der ehemaligen Odenwaldschule soll bis zum Jahr 2020 ein Wohn- und Ferienpark "Wohnpark Ober-Hambach" entstehen. Dazu möchte die Unternehmerfamilie das Areal mit dem Zukauf angrenzender Wiesen auf mehr als zehn Hektar vergrößern um Platz für 300 Menschen zu schaffen. Neben Sportplätzen und Ferienwohnungen ist auch ein kleines Museum zur Geschichte der Odenwaldschule geplant. Die Gebäude der Odenwaldschule sollen nach den Richtlinien des Denkmalschutzes renoviert werden.
21. Juli 2018. Das Land Hessen und der Kreis Bergstraße sagen Geld zu, damit Opfern des sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule weiter geholfen werden kann. Kultusminister Alexander Lorz (CDU) teilt mit, Hessen stelle der Stiftung „Brücken bauen“ bis Ende nächsten Jahres insgesamt 100 000 Euro zur Verfügung. Der Bergsträßer Landrat Christian Engelhardt (CDU) sagt für den gleichen Zeitraum 50 000 Euro zu, je zur Hälfte 2018 und 2019.
Im Jahr 2011 wurde die Stiftung „Brücken bauen“ errichtet, um Opfer zu unterstützen, etwa indem Kosten für Therapien übernommen wurden. Bis zum Juni 2016 wurden nach Darstellung der Stiftung 536 000 Euro ausgezahlt. Seit der Insolvenz der Odenwaldschule 2015 konnte sie allerdings kaum noch finanzielle Zusagen geben.
22. Februar 2019. In Wiesbaden werden zwei Studien vorgestellt. Demnach sollen zwischen 1966 und 1989 bis zu 900 Jugendliche an der Odenwaldschule sexuell missbraucht worden sein.
Eine der Studien wurde am Institut für Allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik der Universität Rostock erstellt, die andere vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung München (IPP). In Auftrag gegeben wurden sie 2014 vom damaligen Trägerverein der Odenwaldschule und dem Zusammenschluss der Betroffenen, Glasbrechen e.V. und vom Sozialministerium mitfinanziert.
Während die Studie aus München das Missbrauchssystem der Odenwaldschule und die Bedingungen seiner Aufrechterhaltung durch Interviews mit betroffenen Schülern beschreibt, hatten die Forscher aus Rostock Zugang zu Akten der Schule. Die Arbeit widmet sich den Tätern und ihrem systematischen Vorgehen.
Für die Forschungsarbeit aus München wurden 64 Menschen aus dem Umfeld der Schule interviewt, 36 davon waren Schüler. Sie beschuldigten insgesamt 33 Menschen, die meisten davon waren Lehrer und andere Schüler. Zudem wurden mehr als 450 laufende Meter Akten, mehrere hundert Pläne und 50.000 Bilder, Audio- und Videokassetten bearbeitet.
Demnach sollen zwischen 1966 und 1989 bis zu 900 Jugendliche an der Odenwaldschule sexuell missbraucht worden sein. Für den Jahrzehnte andauernden Missbrauch an der südhessischen Odenwaldschule ist auch ein eklatantes Versagen staatlicher Aufsichtsbehörden verantwortlich.
Florian Straus (IPP) sagt: "Die dort über Jahrzehnte praktizierte sexuelle und emotionale Ausbeutung von Schülerinnen und Schülern lässt keine andere Diagnose zu als die eines manipulativen, selbstherrlichen und schäbigen pädagogischen Systems, in dem alle Kinder und Jugendlichen massiven Entwicklungsrisiken ausgesetzt wurden".
Die Odenwaldschule als Eliteschule habe ein System geschaffen, das sich um sich selbst gedreht habe, schreiben die Münchner Autoren. Sie habe sich "von den Gesetzmäßigkeiten der bürgerlichen Welt" bewusst abgegrenzt, doch gebe es auch eine große Zahl an gelungenen Biografien ehemaliger Schüler. Somit existiere "die eine" Odenwaldschule nicht. Ob Schüler sexuell missbraucht wurden, sei unter anderem davon abhängig gewesen, in welcher der pädagogischen Familien sie lebten.
Die ausgewerteten Aktenmaterialien und Sekundärdaten ließen außerdem Rückschlüsse auf mehr als zwei Dutzend Täter alleine unter den pädagogischen und technischen Mitarbeitern der Odenwaldschule zu, sagte der Mitverfasser der Rostocker Studie. Anders als vermutet, seien die Täter an dem Eliteinternat auch nicht ausnahmslos Männer gewesen, die Materialien ließen Rückschlüsse auf mindestens fünf pädagogische Mitarbeiterinnen zu.
„Die haben noch Täterinnen und Täter entdeckt, von denen wir nichts wussten“, sagte Adrian Koerfer, ehemaliger Gründungsvorsitzender von Glasbrechen e.V. und selbst Opfer von sexuellem Missbrauch an der Odenwaldschule. Grund zur Erleichterung gebe es nicht. „Dafür ist die unfassbare Zahl der Opfer, 500 bis 900 laut einer der beiden Studien, zu hoch. Die Zahl der Taten und Täter und Täterinnen ebenso.“ Mindestens zwei Haupttäter leben noch ungestraft und haben nie Verantwortung für ihre schrecklichen Taten übernommen.
Nach Einschätzungen der Wissenschaftler scheiterte die Aufarbeitung der Vorfälle an dem Eliteinternat. „Für dieses Versagen der staatlichen Stellen bitte ich alle, denen auch deshalb Leid widerfahren ist, als heute verantwortlicher Minister um Verzeihung“, sagt Sozialminister Kai Klose (Grüne). Die Vorstellung der Studie sei keineswegs ein Schlusspunkt, vielmehr der Beginn der Auseinandersetzung mit den Studienergebnissen. „Wir wollen und werden das Thema weiter be- und verarbeiten“, sagt Klose.
27.04.2010. Das Kreuz an der Wand ist eine Schand
18.04.2010. Bischof Williamson
10.04.2010. Hat Papst Benedikt XVI. die Entlassung eines Vergewaltigers verzögert?
07.04.2010. Die "Legionäre Christi" - Gottes Geldeintreiber
05.04.2010. Das Zölibat in der Diskussion
02.04.2010. 15jährige verkauft 7jährige Schwester an Vergewaltiger
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24.03.2010. Der runde Tisch für sexuellen Missbrauch und Misshandlungen
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19.03.2010. Kindermissbrauch- Vertuschung durch Erzbischof Robert Zollitsch?
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14.03.2010. Übersicht über Missbrauchsfälle in Deutschland
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24.05.2009. Internetsperren und Kinderpornographie 2 - April 2009
24.05.2009. Internetsperren und Kinderpornographie 2 - Mai 2009
24.05.2009. Internetsperren und Kinderpornographie 2
08.03.2009. Jörg Tauss - Schuldig oder nicht schuldig?
20.02.2009. Genitalverstümmelung - Beschneidung von Mädchen
12.02.2009. Kindermisshandlung und Zensurbestrebungen
Bilder aus Wikimedia Commons
- Odenwaldschule in Heppenheim, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Kuebi = Armin Kübelbeck
- Odenwaldschule in Heppenheim-Oberhambach, Wikimedia Commons, Mussklprozz, Creative Commons Attibution-Share Alike 3.0 Unported License
- Odenwaldschule in Heppenheim-Oberhambach / Goethehaus, Wikimedia Commons, Mussklprozz, Creative Commons Attibution-Share Alike 3.0 Unported License
- Schule im Odenwald.- Wehrpolitischer Unterricht der Staatsjugend in der Odenwaldschule, Wikimedia Commons, Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive) / Bild 146-1973-060-53 / Autor: Unbekannt, Creative Commons Attibution-Share Alike 3.0 Unported License
- Schule im Odenwald - Hitlerjungens aus der Odenwaldschule auf fröhlicher Fahrt, Wikimedia Commons, Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive) / Bild 146-1973-060-72 / Autor: Unbekannt, Creative Commons Attibution-Share Alike 3.0 Unported License
Quellen
28.03.2019, Zeit, Odenwaldschule, "Ich fühle die Angst heute noch"
25.02.2019, taz, Sexueller Missbrauch an Odenwaldschule, Ein bitterer Kreislauf
22.02.2019, n-tv, Missbrauch an Odenwaldschule, Studien offenbaren höhere Opferzahlen
25.02.2019, taz, Sexueller Missbrauch an Odenwaldschule, Ein bitterer Kreislauf
22.02.2019, n-tv, Missbrauch an Odenwaldschule, Studien offenbaren höhere Opferzahlen
22.02.2019, Zeit, Aufarbeitung, Umfeld begünstigte Vertuschung des Missbrauchs an der Odenwaldschule
20.04.2017, Spiegel, Nach Missbrauchsskandal, Odenwaldschule soll Ferienpark werden02.12.2016, Spiegel, Berliner Pädophilieskandal, Forscher entdecken Verbindungen zur Odenwaldschule
01.12.2016, FAZ, „Alles zerschlagen“, Befürworter der Odenwaldschule geben auf
11.08.2016, Spiegel, Ex-Lehrer der Odenwaldschule, Bewährungsstrafe für Besitz von Kinderpornos
06.03.2016, Sueddeutsche, Missbrauchsskandal, Leiter der Odenwaldschule: Der Blender vom Zauberberg
03.03.2016, Zeit, Gerold Becker, Wer war dieser Mann?
03.02.2016, Sueddeutsche, Odenwaldschule, Ex-Lehrer der Odenwaldschule wegen Kinderpornografie verurteilt
29.12.2015, FAZ, Insolvente Einrichtung, Land bleibt bei „Nein“ zur Odenwaldschule
25.07.2015, Sueddeutsche, Nach dem Missbrauchsskandal, Chefs der Odenwaldschule lehnen Rettung ab
16.06.2015, taz, Umstrittenes Internat, Odenwaldschule meldet Insolvenz an
15.05.2015, Sueddeutsche, Missbrauchsvergangenheit, Odenwaldschule soll doch überleben
15.05.2015, HR, 2,5 Millionen Euro Spenden, Odenwaldschule will weitermachen
27.04.2015, Stern, Abwicklung der Odenwaldschule beginnt
27.04.2015, Spiegel, Protest der Odenwald-Schüler, "Wir wollen diese Schule retten"
25.04.2015, Tagesspiegel, Pleite nach Missbrauchsskandal, Odenwaldschule macht dicht
25.04.2015, Zeit, FINANZIERUNG, Odenwaldschule steht vor dem Aus
25.04.2015, FAZ, Insolvenz droht, Odenwaldschule muss wohl schließen
25.04.2015, taz, Odenwaldschule schließt, Kein Kredit mehr
25.04.2015, Stern, Odenwaldschule steht nach vergeblicher Geldsuche vor dem Aus
25.04.2015, Welt, MISSBRAUCHSSKANDAL, "Vertrauen verspielt" – Odenwaldschule vor dem Aus
25.04.2015, Sueddeutsche, Elite-Internat, Odenwaldschule am Ende
25.04.2015, HR, Aus Geldnot, Odenwaldschule gibt auf
25.04.2015, Spiegel, Internat in Not: Odenwaldschule droht Insolvenz
08.03.2014, taz, Sexueller Missbrauch an Schülern, Internatsschulen planen Krisentreffen
08.03.2010, Focus, Odenwaldschule, Auch Mädchen unter Missbrauchs-Opfern
07.03.2010, Telepolis, Knabenliebe zum pädagogischen Prinzip erhoben
07.03.2010, Stern, Missbrauch an der Odenwaldschule, "Ich kann nicht sagen, was da noch kommt"
07.03.2010, taz, Neuer Missbrauchsskandal, Reformschule im Zwielicht
06.03.2010, Spiegel, Odenwaldschule, Pädagogen teilten "sexuelle Dienstleister" fürs Wochenende ein
06.03.2010, Sueddeutsche, Missbrauchsskandal, Massive Übergriffe an hessischer Eliteschule
06.03.2010, Stern, Eliteinternat, Odenwaldschule Schüler mussten "Sex-Dienste" leisten
29.01.2001, ShortNews, Kindersex-Vorwurf, Cohn-Bendit dementiert und bedauert:"Inakzeptabel"
Wikipedia, Daniel Cohn-Bendit
Wikipedia, Odenwaldschule