Mittwoch, 3. April 2019

Uranmunition

Urankern eines panzerbrechenden
DU-Geschosses Kaliber 30 mm
Uranmunition (DU-Munition von englisch depleted uranium) ist panzerbrechende Munition, deren Projektile abgereichertes Uran enthalten. Sie wird seit Mitte der 1970er Jahre zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge eingesetzt.

Aufgrund der hohen Dichte (~19,1 g/cm3) des Urans entfalten diese Geschosse beim Auftreffen auf das Ziel eine große Durchschlagskraft. Wenn sich ein solches Geschoss in Sekundenbruchteilen durch einen Panzer schweißt, entzündet sich das abgereicherte Uran zudem explosionsartig und die Soldaten in dem Panzer verglühen.

Abgereichertes Uran

Abgereichertes Uran fällt als Abfallprodukt bei der Anreicherung von Uran für die Energieerzeugung in Leichtwasser-Atomkraftwerken und bei der Produktion von Atomwaffen an. Dieses abgereicherte Uran, das als Schwermetall wie Blei auch noch hochgiftig ist, hat eine Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren. Das heißt, diese radioaktive Zeitbombe bleibt uns ewig und inzwischen gibt es davon weltweit etwa 1,3 Millionen Tonnen und es werden täglich mehr.

Für die Herstellung von 1 kg Uran mit einem Anreicherungsgrad von 5 % werden 11,8 kg natürliches Uran benötigt. Somit stehen 10,8 kg abgereichertes Uran für eine Weiterverarbeitung zur Verfügung. Bisher wurden etwa 5 % des anfallenden abgereicherten Urans weiterverwendet. Die militärische Verwendung der Abfälle aus der Urananreicherung spart die Kosten der Zwischenlagerung von nicht benötigtem abgereichertem Uran. Daher ist die Herstellung von Uranmunition im Vergleich z. B. zu Wolframcarbidmunition sehr günstig.

Das abgereicherte Uran besteht, im Vergleich zu Natururan, zu einem geringeren Anteil aus dem spaltbaren Uranisotop Uran-235 und damit größtenteils aus dem nicht durch thermische Neutronen spaltbaren Isotop Uran-238. Die Radioaktivität des abgereicherten Urans (die α-Strahlungs-Aktivität ist mit 15.000 Bq/g etwa 40 % geringer als die von Natururan, die 25.000 Bq/g beträgt) erfüllt in diesem Fall außer eventueller Abschreckungswirkung keinen militärischen Zweck. Weiterhin kann Uranmunition auch Spuren von Transuranen wie z. B. Plutonium enthalten.

Uranmunition

20-mm-Munition für das Phalanx CIWS
auf der USS Missouri (BB-63)
Uranmunition besteht entweder zu einem großen Teil aus Uran in Legierung mit anderen Metallen wie Titan oder Molybdän oder nur teilweise in Form eines länglichen Kerns inmitten eines Geschosses aus anderen Materialien. Da Uran korrosionsanfällig ist, sind die Geschosse zumindest mit einem dünnen Schutzmantel aus anderem Metall umgeben.

DU-Geschosse sind KE-Penetratoren, die durch hohen Impuls die Panzerung eines Hartziels durchschlagen. Uran eignet sich für diese Einsätze v. a. wegen seiner sehr hohen Dichte, aber auch wegen der Eigenschaft, sich beim Aufschlag so zu verformen, dass eine Spitze erhalten bleibt; daher wird Uranmunition auch als „selbstschärfend“ bezeichnet. Ein zusätzlicher Effekt ist, dass sich beim Aufprall auf ein gepanzertes Ziel heißer Uranstaub bildet, der sich bei Luftkontakt im Inneren spontan entzündet (pyrophorer Effekt). Dadurch kann die mitgeführte Munition oder der Treibstoff entzündet werden, was zu der sogenannten Sekundärexplosion des Zieles führen kann.

Urangeschosse werden als Wuchtgeschosse bei der Munition für Panzer, meist in Form von Treibkäfiggeschossen wie bei der Munition M829 (circa 4,5 kg Uran pro Schuss) und für Maschinenkanonen eingesetzt. In nennenswertem Umfang wurde die Munition „PGU-14/B API Armor Piercing Incendiary [DU] 30mm Ammunition“ mit dem Flugzeug Fairchild-Republic A-10 verschossen. Die Kadenz der Bordwaffe GAU-8/A Avenger (bis 4.200 Schuss pro Minute) bewirkt einen rechnerischen Maximalausstoß von 1265 kg des Uranisotops 238U pro Minute. Die hierzu verwendeten Projektile PGU-14/B enthalten jeweils 301,315 Gramm Uran 238, das mit einem Gewichtsanteil von 0,75 % Titan legiert und mit einem Mantel von 0,8 mm Aluminium umhüllt wird. Des Weiteren ist Uranmunition für Maschinenkanonen in den Kalibern 25 mm und 20 mm beim Militär verbreitet.

Urangeschosse werden als Panzermunition in Form von Treibkäfiggeschossen, wie bei der Munition M829 (circa 4,5 kg Uran pro Schuss), sowie als Hartkernmunition von Maschinenkanonen eingesetzt. In nennenswertem Umfang wurde die Munition „PGU-14/B API Armor Piercing Incendiary [DU] 30 mm Ammunition“ mit dem Flugzeug Fairchild-Republic A-10 verschossen. Ein Projektil PGU-14/B enthält 301,315 Gramm Uran 238, das mit einem Gewichtsanteil von 0,75 % Titan legiert und mit einem Mantel von 0,8 mm Aluminium umhüllt ist. Des Weiteren ist Uranmunition für Maschinenkanonen in den Kalibern 25 mm und 20 mm beim Militär verbreitet.

Wirkung

Neben dem militärisch erwünschten zerstörenden Effekt entfaltet Uran sowohl wegen seiner Radioaktivität als auch wegen seiner chemischen Giftigkeit eine schädliche Wirkung auf den menschlichen Organismus. Aufgrund der geringen Aktivität der Geschosse wird dabei vor allem die chemische Giftigkeit und die toxische Wirkung auf die Nieren als entscheidend angesehen. Aber auch die schwache Strahlungsintensität von lokal konzentriertem abgereicherten Uran (15 Bq/mg zuzüglich ca. 25 Bq/mg von den Zerfallsprodukten) ist sehr schädlich für Organismen und deren Erbgut. Außerdem wird das menschliche Erbgut (die DNA) geschädigt. In den betroffenen Regionen gehen die Krebsraten nach oben.

Es gibt kein internationales Abkommen, das den Einsatz von abgereichertem Uran explizit verbietet. Der Einsatz von Urangeschossen steht jedoch u. a. in Konflikt mit dem Genfer Protokoll, das die Verwendung von giftigen Stoffen im Krieg verbietet.

Radioaktive Wirkung

Abgereichertes Uran – mit einem Gehalt von 99,8 % Uran-238 und 0,2 % Uran-235 – ist selbst ein Alphastrahler, dessen Strahlung Kleidung und Haut nicht durchdringt. Die α-Aktivität von Uran-238 und die von seinen Zerfallsprodukten ausgehende Betastrahlung ergeben eine gesamte Aktivität von etwa 40.000 Bq pro Gramm DU. Die Radioaktivität ist wegen der Halbwertszeit von Uran-238 mit 4,468 Milliarden Jahren schwach. Ein Kilogramm abgereichertes Uran erzeugt in einer Entfernung von einem Meter eine jährliche Strahlendosis von 1 mSv, das entspricht etwa einem Drittel der Aufnahme durch natürliche Quellen (2–3 mSv/Jahr). Dennoch kann die von ihm erzeugte Dosisleistung, wenn sie über einen längeren Zeitraum oder auf kurze Entfernung wirkt, das Erbgut schädigen und Krebs auslösen. Die eigentliche Gefahr geht aber nicht von äußerer Strahlung aus, sondern von über die Atemwege und Nahrung aufgenommenen, uran- oder uranoxidhaltigen Stäuben (innere Strahlung).

Bei Schwangeren besteht – vorwiegend in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft – eine erhöhte Gefahr der Schädigung von Embryo oder Fötus im Mutterleib schon bei leicht erhöhter Radioaktivität oder ionisierender Strahlung. In der Lunge abgelagerte Partikel erzeugen eine lokal erhöhte Bestrahlung gerade durch Alphateilchen. Die sich in diesem Zusammenhang entwickelnden Krankheitsbilder wurden zuerst durch S. H. Günther untersucht.

Über die Bewertung der Schädlichkeit der relativ schwachen ionisierenden Strahlung herrscht Uneinigkeit. Da nur wenige Erkenntnisse zu auftretenden Schäden durch geringe Strahlungsdosen vorliegen, werden diese aus den bekannten Daten über Schäden von hohen Dosisleistungen abgeleitet. Diese Vorgehensweise ist jedoch umstritten, manche Studien zeigen weit geringere Schäden durch niedrige Strahlungsdosen als diese Extrapolation vermuten ließe, andere Forscher vermuten im Gegenteil größere Risiken als bisher angenommen.

Chemische Wirkung

Uran wirkt chemisch wie viele andere Schwermetalle und schädigt als Gift den Stoffwechsel der inneren Organe, vorwiegend der Nieren. Die chemische Giftigkeit ist besonders in den ersten Wochen nach der Aufnahme einer größeren Uran-Menge von Bedeutung.

Auswirkungen

Von der intakten Munition geht eine relativ geringe Gefahr aus, da der intakte Metallmantel bzw. auch das massive Geschoss selbst die meisten ionisierenden Strahlen abschirmen. Auch das von verschossenen Penetratoren ausgehende Risiko wird meist als gering eingeschätzt. Die Hauptwirkung entsteht, weil sich beim Einschlag der Geschosse auf ein hartes Ziel ein Aerosol aus feinsten Uran- und Uranoxid-Partikeln bildet. Dieses kann bis in die tieferen Atemwege eingeatmet werden oder über die Nahrung aufgenommen werden und dadurch in beiden Fällen in die Blutbahn geraten. Grundlagenuntersuchungen zur möglichen Strahlenbelastung durch DU-Munition wurden vom Helmholtz-Zentrum München vorgelegt.

Ein Einwand dazu lautet, ein Großteil des bei einmaligem Kontakt aufgenommenen Materials werde rasch ausgeschieden. Nach Angaben der WHO werden innerhalb weniger Tage 90 Prozent des löslichen Urans aus dem Blut ausgeschieden und 98 Prozent des über die Nahrung aufgenommenen sowie 95 % des eingeatmeten Urans werden ausgeschieden, ohne je ins Blut zu geraten. Kritiker antworten darauf, dass die verbleibenden 2 bis 5 % giftig genug seien und dass die Ausscheidungsrate nur für die einmalige Aufnahme, nicht jedoch für die tägliche und kontinuierliche Aufnahme über Trinkwasser und Nahrung gelte.[15] Weiterhin führen sie an, dass sich unlösbare Partikel bis zu acht Jahre lang in der Lunge einlagern können. Dort wirken sie dann sowohl aufgrund der Alpha-Strahlung, als auch aufgrund der chemischen Eigenschaften stark krebserregend. Zudem kann es auch im kurzen Zeitraum zwischen der Aufnahme in den Körper und der Ausscheidung zu akuten Vergiftungen mit schweren, langanhaltenden Schäden bis zum akuten Nierenversagen kommen. Die WHO hat daher in derselben Empfehlung Grenzwerte für die tägliche Aufnahme von löslichen Uranverbindungen von 0,5 μg/kg Körpergewicht, von 5 μg/kg für unlösliche Verbindungen und von maximal 1 μg/m3 in der Umgebungsluft bei Aufnahme über den Atemtrakt empfohlen.

Eine potenzielle Bedrohung stellen ebenfalls die in den Boden geschossenen Projektile dar, welche innerhalb von fünf bis zehn Jahren vollständig korrodieren können und dadurch das Uran ins Grundwasser freisetzen. Ende 2000 durchgeführte Messungen der Internationalen Atomenergieorganisation im ehemaligen Jugoslawien zeigten bisher nur minimal erhöhte Urankonzentrationen im Grundwasser, die nicht über denen von Regionen mit naturbedingt höherem Urangehalt liegen. Nachdem 2003 laut einem Bericht[16] der UNEP in Bosnien im Boden, in der Luft und im Trinkwasser abgereichertes Uran gefunden wurde, empfiehlt sie eine mehrjährige Beobachtung durch regelmäßige Wasserproben vorzunehmen und in der Zwischenzeit das Wasser aus "anderen Quellen" zu beziehen.

Laut einer Studie der Forscher vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) verwittert das Material der Urangeschosse im Boden und zersetzt sich zu Sabugalit, einem Stoff der zu den Aluminium-Uranylphosphaten zählt. Die vollständige Umwandlung der Uranmunition in Sabugalit, in dem das giftige Uran fest gebunden ist, könnte nach Schätzungen der Forscher in rund 50 Jahren erwartet werden. Mit diesem Umwandlungsprozess ist parallel ein „Auswaschungsprozess“ gekoppelt, der deutlich länger anhält. „Dabei entstehen neue carbonathaltige Uranverbindungen, die sehr gut wasserlöslich sind“ und so in Sickerwasser und Grundwasser gelangen und von Pflanzen aufgenommen werden können. Die im Sickerwasser gemessenen Werte sind vergleichbar mit Werten, die „in ehemaligen Uranabbaugebieten, wie den Bergwerken bei Schlema in Sachsen“ gemessen wurden. Eine Abschätzung der Folgen für die Landwirtschaft kann gemäß der Pressemitteilung zu den Forschungsergebnissen nicht gegeben werden.

Wegen der Gefahr der Inhalation des Uran-Aerosols sollten Soldaten und Zivilisten einen Atemschutz anlegen, wenn sie sich in Gebieten aufhalten, in denen vor kurzem panzerbrechende Munition eingesetzt worden ist. Bis sich das Aerosol komplett niedergeschlagen hat, können besonders in ariden Gebieten Tage vergehen.

Kritik

Laut einer Analyse der Internationalen Koalition für die Ächtung der Uranwaffen (ICBUW) schädigt abgereichertes Uran (Depleted Uranium, DU) die DNA auf zweifache Weise: als Schwermetall wirkt es chemotoxisch und als Alphastrahler radiotoxisch. Für den Bericht wurden über 50 qualifizierte Studien ausgewertet.

Die Uranmunition ist allerdings nicht nur eine Gefahr für Soldaten, sondern auch für alle, die sich den Wracks später nähern. Mediziner befürchten, dass die Uranpartikel eingeatmet werden können, sich in der Lunge auflösen und so in die Blutbahn und ins Gewebe gelangen. Auch über Wunden kann die Substanz in den Körper eindringen und Vergiftungen oder Krebs auslösen. In den Boden geschossene Uranmunition kann Schätzungen zufolge in fünf bis zehn Jahren vollständig korrodieren und das Uran ins Grundwasser abgeben.

Irak ist das am stärksten durch Uranwaffen kontaminierte Land. Die USA und Großbritannien verschossen in den Kriegen von 1991 und 2003 mindestens 400.000 Kilogramm Uranmunition. Die Zivilbevölkerung war nicht über die Risiken des Einsatzes informiert. Feldstudien über die Auswirkungen von Uranmunition im Irak wurden aufgrund der Weigerung der USA, Orts- und Mengenangaben über verschossene Munition zur Verfügung zu stellen, stark behindert. Die Friedensorganisation Pax hat vom niederländischen Verteidigungsministerium im Rahmen des “Freedom of Information Act” einige wenige US-Koordinaten erhalten. Aus diesen geht hervor, dass die US-Armee 2003 DU auch in Wohngebieten eingesetzt hat. Die Anzahl der Krebserkrankungen in der Provinz Babil, südlich von Bagdad, stieg von 500 diagnostizierten Fällen im Jahr 2004 auf 9.082 im Jahr 2009. Uran-Munition wurde in fünf Kriegen, u. a. auch im Kosovo und in Afghanistan eingesetzt.

Studien

Über das tatsächliche Ausmaß der Bedrohung herrscht Uneinigkeit. Von Gegnern dieser Waffen, wie der Organisation Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, wird Uranmunition für Krebserkrankungen, Missbildungen und Folgeschäden wie das Golfkriegssyndrom verantwortlich gemacht. Sie führen an, dass Statistiken einen nicht zu übersehenden Anstieg gerade von Haut- und Lungenkrebserkrankungen in betroffenen Kriegsgebieten zeigen.

Nach Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) liegt keine besondere Gefährdung vor. Im WHO guidance on exposure to depleted uranium heißt es explizit, dass keine Studie eine Verbindung zwischen Kontakt mit abgereichertem Uran und dem Auftreten von Krebs oder angeborenen Defekten finden konnte (No study has established a link between exposure to DU and the onset of cancers or congenital abnormalities.).

Kritiker bemängeln die Methodik und werfen den Studien mangelnde Unabhängigkeit vor. Gegner der Uranmunition fordern die Durchführung neuer Auswertungen und Bewertungen.

Der so genannte Lloyd-Bericht über Gesundheitsschäden bei britischen Golfkriegsveteranen zeigte die Existenz des Golfkriegssyndroms auf und untersuchte eine Reihe von potenziellen Auslösern dafür. Uranmunition wurde dabei als ein potenzieller Auslöser bezeichnet, allerdings verwies die Studie auch klar auf den Mangel an gesicherten Fakten über die Risiken. Besonders hervorgehoben wurde ein früherer Bericht der Royal Society, der die Gefahr von Uranmunition für Soldaten als nach heutigem Wissensstand eher gering einschätzte, allerdings ebenfalls Langzeitstudien und weitergehende Untersuchungen forderte.

Irak ist das am stärksten durch Uranwaffen kontaminierte Land. Die USA und Großbritannien verschossen in den Kriegen von 1991 und 2003 mindestens 400.000 Kilogramm Uranmunition. Die Zivilbevölkerung war nicht über die Risiken des Einsatzes informiert. Feldstudien über die Auswirkungen von Uranmunition im Irak wurden aufgrund der Weigerung der USA, Orts- und Mengenangaben über verschossene Munition zur Verfügung zu stellen, stark behindert. Die Friedensorganisation Pax hat vom niederländischen Verteidigungsministerium im Rahmen des „Freedom of Information Act“ einige wenige US-Koordinaten erhalten. Aus diesen geht hervor, dass die US-Armee 2003 DU auch in Wohngebieten eingesetzt hat. Die Anzahl der Krebserkrankungen in der Provinz Babil, südlich von Bagdad, stieg von 500 diagnostizierten Fällen im Jahr 2004 auf 9.082 im Jahr 2009. Uran-Munition wurde in fünf Kriegen, u. a. auch im Kosovo und in Afghanistan eingesetzt.

Die Studie Krebs, Kindersterblichkeit und Geburtenänderung im Geschlechterverhältnis von Chris Busby, Malak Hamdan und Entesar Ariabi von 2010 zeigt einen Anstieg bei Krebs und Missbildungen in Falludscha/Irak.

Alternativen

Eine etwas geringere panzerbrechende Wirkung lässt sich mit Wolframcarbid (Dichte: ca. 16 g/cm3, je nach Zusammensetzung) erreichen, das nicht radioaktiv ist. Allerdings ist Wolframcarbid teurer als abgereichertes Uran, schwerer zu verarbeiten und kann in Form feiner Stäube, die auch Cobalt enthalten, eine Lungenfibrose auslösen. Uran ist als Abfallprodukt der Atomindustrie leicht verfügbar. Wolframcarbid hat bei gleicher Aufschlaggeschwindigkeit eine 5-10 Prozent geringere Durchschlagskraft als Uran, da sich ein Uranprojektil beim Durchdringen der Panzerung selbst schärft, das Wolframcarbidprojektil hingegen stumpf wird. Die Bundeswehr verwendet Wolframcarbidmunition. Die USA haben die Munition des Phalanx CIWS größtenteils durch Wolframcarbidgeschosse ersetzt.

Einsatzgebiete

In jüngster Zeit wurden mehrere tausend Tonnen Uranmunition überwiegend in indisch-pakistanischen Grenzkonflikten, während der sowjetischen Intervention in Afghanistan, im Zweiten Golfkrieg, im Bosnien-Krieg (10.800 Urangeschosse), im Kosovo-Krieg (31.000 Urangeschosse), im Zweiten Tschetschenienkrieg, im Irakkrieg  und in Syrien eingesetzt.

Die US-Armee setzt in den Konflikten die Uranmunition aber offenbar nicht zu dem Zweck ein, für den die Waffe einst entwickelt worden ist. Mehrere Nichtregierungsorganisationen haben den Einsatz von DU während des Irak-Kriegs 2003 ausgewertet. Grundlage sind Unterlagen, die das Pentagon freigegeben hat. Sie kommen zu dem Schluss, dass die panzerbrechende Munition in den meisten Fällen nicht gegen gepanzerte Fahrzeuge eingesetzt wurde, sondern gegen sogenannte weiche Ziele, also ungepanzerte Fahrzeuge oder Personengruppen.

Internationale Abkommen

Es gibt kein internationales Abkommen, das den Einsatz von abgereichertem Uran explizit verbietet. Der Einsatz von Urangeschossen steht jedoch u. a. in Konflikt mit dem Genfer Protokoll, das die Verwendung von giftigen Stoffen im Krieg verbietet.

Staaten die über Uranmunition verfügen

Uranmunition wird jedoch, soweit bekannt, von den Streitkräften von 21 Staaten bevorratet: USA, Russland, Großbritannien, Volksrepublik China, Schweden, Niederlande, Griechenland, Frankreich, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Türkei, Ägypten, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Israel, Saudi-Arabien, Irak, Pakistan, Thailand, Südkorea, Japan. 

Chronik

1940er Jahre. Die deutsche Wehrmacht führt im Zweiten Weltkrieg erste Versuche mit Uran-Hartkerngeschossen durch. Da die Produktion der Panzergranate 40 − ein Panzerabwehrgeschoss mit unterkalibrigem Wolfram-Hartkern − aufgrund des Wolframmangels im Sommer 1943 eingestellt werden muss, sucht man nach Alternativen.

März 1944. Es werden von der deutschen Wehrmacht erfolgreich Versuche mit Urankern-Munition durchgeführt. Infolge Materialmangels kommt es jedoch nicht zu einer weiteren Herstellung.

Ab Mitte der 1970er Jahre. Sie wird zur Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge eingesetzt.

Mitte der 80er-Jahre. Es wird festgestellt,dass der deutsche Panzer Leopard 2 mit seiner Kanone bei Verwendung der verfügbaren Munition die Frontpanzerung des 1984 in Dienst gestellten sowjetischen Kampfpanzers T80 nicht mehr durchschlagen kann. Daraufhin werden Forderungen nach Uranmunition laut. Schließlich beschließt man jedoch, die Leistung der 120-Millimeter-Kanone durch die Verlängerung des Rohrs zu steigern und die verfügbare Munition in den verbleibenden Grenzen zu verbessern. Man entscheidet sich zudem für die Konzeption einer durchschlagsverstärkten Pfeil-Munition.

1991. Im Golfkrieg werden im Irak von den Alliierten etwa 320 Tonnen Uranmunition eingesetzt. Der deutsche Arzt und Epidemiologen Professor Doktor Siegwart-Horst Günther bringt danach von den Schlachtfeldern ein solches Urangeschoss nach Berlin mit, um es untersuchen zu lassen, weil er befürchtet, dass es womöglich radioaktiv sei. Diese Geschosse haben seine Aufmerksamkeit im Irak erregt, weil Kinder nach dem Spielen mit dieser Munition an Leukämie erkranken und sterben.

Als sich in Berlin herausstellt, dass das Geschoss radioaktiv und hochgiftig ist, wird es von der Polizei beschlagnahmt und durch eine gerichtliche Anordnung von einem Gutachter im Hahn-Meitner-Institut in Berlin wissenschaftlich untersucht.

Januar 1993. Ein deutsches Gericht stellt fest: "Das Geschoss ist aus abgereichertem Uran. Uran ist ein Schwermetall. Die Aufnahme in den Körper, die Wirkung im Körper, ist in jedem Falle schädlich." Die Alliierten, die diese Munition haben, behaupten dagegen immer noch, dass diese Munition gar kein Uran enthalten würde.

1995. Die Alliierten geben im Bosnienkrieg zu, dass die Munition Uran enthält. Sie sagen nun aber,
diese Munition und Bomben aus Depleted Uranium seien vollkommen ungefährlich.

1998. In Tierversuchen weisen Militärwissenschaftler am Armed Forces Radiobiology Research Institute (AFRRI) in Bethesda, Maryland nach, dass verschossene Uranmunition die Ursache für Krebs sein kann. Am gleichen Forschungsinstitut weist man später nachgewiesen, dass abgereichertes Uran auch menschliche Zellen zu Krebszellen mutiert.

1999. Die NATO, mit dabei auch die Bundeswehr, schießt im Kosovokrieg in 100 Angriffsflügen mit A-10-Flugzeugen etwa 31.000 Geschosse mit insgesamt rund 10 Tonnen abgereichertem Uran auf Jugoslawien ab. Bei dem abgereicherten Uran handelt es sich um ein Abfallprodukt aus Anlagen der US-Militärs zur Atomwaffenproduktion. Die Serben behaupten allerdings, dass es mindestens 40 Tonnen sind.

Januar 2000. Das US- Energieministerium weist darauf hin, "dass das abgereicherte Uran Spuren von Plutonium enthält."

Dezember 2000. Bei einer Untersuchung des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums wird festgestellt, dass das abgereicherte Uran, das dem US-Verteidigungsministerium vom US-Energieministerium zur Munitionsherstellung übergeben wurde, zwangsläufig mit Spuren von Plutonium verunreinigt ist.

2001. Der UN-Sicherheitsrat verweigert auf Druck der US-Regierung, systematische und breit angelegte Studien der WHO zur Ursachenaufklärung der Kinderkrebserkrankungen, insbesondere Leukämien, im Irak durchführen zu lassen.

16. Januar 2001. Das ARD-Magazin "Monitor" macht die Untersuchung des US- Verteidigungsministeriums vom Dezember 2000 bekannt.

2003. Im Irak-Krieg kommt Uran-Munition zum Einsatz. Informationen des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums zufolge wird von der „Koalition der Willigen“ im Golfkrieg von verschiedenen Waffensystemen eine Uran-Menge zwischen 1000 und 2000 Tonnen verschossen. Ein großer größte Teil davon stammt aus der „GAU-8“ Bordkanone (Kaliber 30 mm) des US-Kampfflugzeugs „A-10“: ca. 784.000 Geschosse mit insgesamt ca. 230 Tonnen Uran.

Die irakische Regierung berichtet nach dem Krieg von einem Anstieg der Krebserkrankungen in den Gebieten, in denen die USA und Großbritannien Uranmunition eingesetzt haben. Bagdad macht das Uran auch für eine wachsende Zahl von Geburtsdefekten verantwortlich. Einen direkten Beweis dafür, dass diese Erkrankungen durch die Munition verursacht wurden, gibt es aber bislang nicht.
Besonders die Städte Bagdad, Nadschaf, Basra und Falludscha sind laut dem irakischen Umweltministerium schwer mit abgereichertem Uran belastet.

Das britische Verteidigungsministerium gibt nach dem Krieg zugegeben, dass beim Einsatz von 40 Tonnen abgereichertem Uran in bewohntem Gebiet mit etwa 500.000 Nachfolgetoten zu rechnen ist.

August 2003 / Januar 2004. Die Deutsche Bank verkauft für GenCorp Unternehmensanleihen. GenCorp ist einer der größten Hersteller von Rüstungsgütern. Bei mehreren Unfällen in Werken des Unternehmens wurde Uran an die Umwelt freigesetzt. Die Deutsche Bank ist zudem im Rahmen eines Konsortiums mit Beträgen von insgesamt 249,75 Mio US-Dollar am Verkauf von Anleihen für General Dynamics, den sechstgrössten Waffenkonzern der Welt beteiligt. General Dynamics wiederum stattet unter anderem die US-Armee mit Uran-Munition aus.

16. bis 19. Oktober 2003. Auf der Welt-Uran-Konferenz treffen sich Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Experten aus aller Welt, um über die Folgen des Einsatzes von Uran-Munition zu beraten. Piotr Bein und Karen Parker erläutern die Entwicklung der Uran-Munition:

Die Atomindustrie verfügt über Hunderttausende Tonnen an DU (abgereichertes Uran), die nach der Ausfällung von U-235 als Abfall verbleiben und entsorgt werden müssen. Für die Waffenproduktionsfirmen der Vereinigten Staaten, die DU als Nebenprodukt der Urananreicherung kostenlos erhalten, eröffnete sich damit eine neue Chance. Die erste Nicht-Atomwaffe, bei der DU Verwendung fand, war die "silberne Kugel". Bei hoher Aufprallgeschwindigkeit ermöglichen Dichte, Härte und Entflammbarkeit des Geschosses das Durchdringen schwer gepanzerter Ziele. (…) Mit einem Zuschlag von 0.75% Titan legiert, steigert sich die Härte von DU für panzerbrechende Waffen. (…) Verglichen mit älterer/herkömmlicher Munition kann Uran - ob abgereichert oder nicht - die Durchschlagskraft von Geschossen verdoppeln.

2004. Eine Studie kommt zum Ergebnis, dass sich abgereichertes Uran auch im Urin von Zivilisten und Soldaten im Irak angereichert hat.

Frieder Wagner (Filmemacher und Autor des Buches Todesstaub - made in USA) dreht für den WDR für die renommierte Sendereihe "Die Story" den Film "Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra". Er erhält den Europäischen Fernsehpreis. Allerdings ist das auch sein letzter Film für einen deutschen Sender.

Als Wagner dazu im WDR einen befreundeten Redakteur um eine mögliche Erklärung bittet, sagt der nach einigem Zögern: "Also Frieder, einer muss es Dir ja mal sagen, Du hast inzwischen im Haus den Ruf schwierig zu sein, aber was besonders gravierend ist, dass die Themen, die Du vorschlägst, besonders schwierig sind. Mehr wage ich dazu nicht zu sagen."

Juni 2004. In Berlin schließt eine Stellungnahme der damaligen stellvertretenden Vorsitzenden der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Dr. med. Angelika Claußen, über "die Folgen des Einsatzes von Uranmunition" mit folgender Zusammenfassung: "Es ist aus ärztlicher Sicht zu kritisieren, dass wissenschaftliche Untersuchungsmethoden zu Uranwaffen nicht in den regierungsamtlichen Forschungen angewandt werden. So entsteht der Eindruck, dass die von der US-amerikanischen und der britischen Regierung durchgeführten Studien nicht der Aufklärung, sondern der Verschleierung der Ursachen dienen.

2007. Belgien verbietet als erstes Land der Welt die Verwendung von Uranmunition. Im Verbot eingeschlossen sind auch die Verarbeitung, Nutzung, Lagerung, Kauf und Verkauf und der Transit aller Munition oder Waffenteile welche wie auch immer verarbeitetes Uran enthalten.

Das irakische Umweltministerium gibt bekannt, dass allein im Irak durch die Kriege 1991 und 2003 mindestens 18 Regionen durch den Einsatz von Uranmunition so verseucht sind, dass man eigentlich die dort lebende Bevölkerung umsiedeln müsste. Später spricht man sogar von 30 solchen Regionen.

Frieder Wagners Kino-Dokumentarfilm "Todesstaub" wird bei der Berlinale Veranstaltung Cinema for Peace als bester Dokumentarfilm nominiert - gewinnt aber nicht. Es kann kein Film gewinnen, der in seiner Aussage die USA als Kriegsverbrecher bezeichnet.

2008. Der britische Fernsehsender Sky News berichtet von vielen missgebildeten Kindern und zeigt schreckliche Bilder, beispielsweise von einem Baby, das mit zwei Köpfen geboren wurde. In einer Sendung wird von Iraks Stadt der missgebildeten Kinder berichtet.

2009. Nach einer Untersuchung in Basra ist der Urangehalt im Boden von 60-70 Becquerel pro Kilogramm Erde vor 1991 auf über 10.000 Becquerel pro Kilogramm Erde angestiegen. In Gebieten, in denen noch Bomben herumlagen, wird demnach noch eine Strahlung bis 36.205 Becquerel pro Kilogramm Erde gemessen.

Reuters berichtet, dass sich die Zahl der missgebildeten Kinder, Krebserkrankungen und anderer Gesundheitsprobleme im Irak nach den irakischen Gesundheitsbehörden stark erhöht habe, was auf erhöhte Strahlenbelastung zurückgeführt wird. Besonders in Falludscha sei die Zahl der missgebildeten, gelähmten und totgeborenen Kinder stark angestiegen.

US-Soldaten brachten aus dem Irak zudem DU- Partikel mit ihrer Kleidung in die USA. Viele der nicht am Kampfeinsatz beteiligten Militärs, Zivilisten in den Häfen, zu denen die im Golfkrieg eingesetzten Soldaten samt ihrer Ausrüstung heimkehrten, sowie die Familien der Kampfteilnehmer zogen sich so das "Golfkriegssyndrom" zu. Auch in den USA kam es zu gehäuften Missbildungen bei Neugeborenen - weshalb das Phänomen auch offiziell untersucht wurde.

2010. Frieder Wagner macht für das Filmwerk der katholischen Kirche eine 30-Minuten-Fassung wieder unter dem Titel "Todesstaub - die verstrahlten Kinder von Basra".

22. Juli 2011. Die deutsche Rüstungsfirma Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) soll laut einem Zeugen auf Sardinien 1988 und 1999 Jahre Uranminution getestet haben. dazu standen anscheinend zwei Flugkörper des Typs "Kormoran 2" mit Gefechtsköpfen zur Verfügung. Diese sollen auf Ziele im Meeresteil des militärischen Sperrgebiets abgefeuert worden sein. Eine der Raketen soll das Ziel nicht getroffen und im Meer versunken sein. Als Trägerflugzeuge standen Tornados der Bundeswehr auf dem sardischen Stützpunkt Decimomannu zur Verfügung.
Der iralienische Staatsanwalt Domenico Fiordalisi ermittelt gegen einen ehemaligen Kommandanten des Truppenübungsplatzes "Salto di Quirra" weil es seit einigen Jahren im Umkreis des Sperrgebiets zu "beträchtlichen" Todes- und Missbildungsfällen beim Mensch und Tier kommt. In den Knochen eines Schafs wurden offenbar Uranspuren festgestellt
Bundesverteidigungsministerium, Luftwaffe und MBB haben laut eigener Aussage natürlich Gar Nix getan und niemals nicht Uranmunition verwendet.

März 2015. Das Zentralkommando der Vereinigten Staaten (Centcom) sichert zu: "Die Flugzeuge der USA und ihre Verbündeten haben keine Uranmunition eingesetzt und werden während der Operation Inherent Resolve keine Uranmunition im Irak und in Syrien einsetzen.  Diese Munition sei entwickelt worden, um Panzer auf dem konventionellen Schlachtfeld zu zerstören. "Der IS besitzt aber nicht viele Panzer".

27. April 2015. Hans Rühle (Ex-Planungsstabschef im Kriegsministerium) schreibt, in der „Welt am Sonntag“ einen Beitrag laut dem die auf Wolframbasis hergestellten Pfeilgeschosse des Leopard 2 nicht aus, um die anspruchsvolle Panzerung neuester russischer Gefechtsfahrzeuge der Typen T80 und T90 zu durchschlagen. Der seit Kurzem geplante Rückkauf von 100 bereits ausgemusterten Leopard 2 durch das Verteidigungsministerium sei angesichts der nicht ausreichenden Schusskraft „militärisch sinnlos“. Inzwischen besitzt die Bundeswehr mit der Pfeilkern-Munition vom Typ DM63 zwar ein durchschlagskräftigeres Geschoss für die Leopard-Panzer. Rühle macht aber deutlich, dass sie noch immer nicht ausreichen würde.

16. und 22. November 2015. Bei zwei Luftangriffen gegen Öl-Lastwagen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Osten Syriens, in der Nähe der syrisch-irakischen Grenzstadt Abu Kamal beziehungsweise in der Nähe der Großstadt Deir al-Sor beschießen US-Kampfjets ihre Ziele mit panzerbrechender Munition, deren Projektile abgereichertes Uran enthalten. Dabei werden etwa 350 Fahrzeuge zerstört. Die Jets vom Typ A-10 Thunderbolt II, Spitzname "Warzenschwein", feuern aus ihren Maschinenkanonen insgesamt 5265 30-Millimeter-Patronen auf die IS-Fahrzeuge ab. Das entspricht einer Menge von rund 1,5 Tonnen Munition. Bei den in Syrien angegriffenen Tanklastwagen handelt es sich um sogenannte weiche Ziele. Die ungepanzerten Fahrzeuge hätten auch mit konventionellen Waffen zerstört werden können.

Dezember 2016. Es verdichten sich Hinweise darauf, dass in dem aktuellen Krieg im Jemen Clusterbomben britischer Herkunft verwendet werden. Das bestreitet das britische Verteidigungsministerium und behauptet, entsprechende Funde seitens Amnesty International rührten von älteren Konflikten. Hintergrund ist, dass Großbritannien 2010 ein internationales Abkommen zur Ächtung dieser Waffenart unterzeichnet hat.

Die Streubomben können neben Uranmunition auch mit Napalm oder Thermit gefüllt werden. Die Konzeption der Waffen ist so simpel wie verheerend: Die einzelnen Geschosse enthalten Mini-Bomben, z. T. Hunderte davon, die sich über eine Fläche von bis zu einem Hektar verteilen können. Etwa 5 - 30% dieser Mini-Bomben explodieren nicht sofort, sondern bleiben als Blindgänger liegen. Das bedeutet, dass dieses verminte Gebiet nur unter Lebensgefahr zu betreten ist. Das hat konkret zur Folge, dass die Bauern ihre Felder nicht bestellen können. So ist die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zunehmend gefährdet.

15. Februar 2017. Das Pentagon räumt den Einsatz von Urangeschossen in Syrien ein. Was nach den Angriffen mit den ausgebrannten Fahrzeugen passiert ist und ob Zivilisten in den Tagen oder Wochen danach mit den Überresten der Uranmunition in Berührung kamen, ist bislang unklar. Das Gebiet befindet sich noch immer in den Händen des IS.

Frühjahr 2017. Im Jemen wird festgestellt, dass es offenbar einen Zusammenhang gibt zwischen den Kampfhandlungen, die vor allem in den Regionen Sa’adah, Sana’a, Ta’izz und Hudaydah stattfinden, und der Häufung von Fehlgeburten und den Missbildungen.

Bis heute ist nicht bekannt, dass jemenitische Ärzte an den Patientinnen Uran-Tests vorgenommen hätten. Bekannt ist jedoch, dass bei Schwangeren - vorwiegend in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft - eine erhöhte Gefahr der Schädigung von Embryo oder Fötus im Mutterleib schon bei leicht erhöhter Radioaktivität oder ionisierender Strahlung besteht.

Die Beobachtungen im Jemen, wonach in den Regionen Fehlgeburten Missbildungen bei Neugeburten zunehmen, die vorwiegend vom saudischen Militär bombardiert wurden - und zwar mit panzerbrechender Munition - legen den Verdacht nahe, dass das saudische Militär Uran-Munition verwendet.

Vier von fünf Menschen im Jemen sind nun auf humanitäre Hilfe angewiesen, etwa 7 Millionen Menschen hungern, 80 % aller Kinder brauchen lebensrettende Unterstützung, der Schulbesuch von 4,5 Mio. Kindern ist in Gefahr, weil ¾ der Lehrkräfte nicht mehr bezahlt werden. Laut UNICEF birgt das die Gefahr, dass die Jungen als Kinder-Soldaten rekrutiert, und die Mädchen als Bräute verkauft werden, damit die Familien Lebensmittel oder medizinische Hilfe erwerben können.

¾ der Bevölkerung hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Folge davon ist eine Cholera-Epidemie, die für Millionen Menschen den sicheren Tod bedeuten könnte. Im April dieses Jahres waren etwa 800 Fälle und 34 Todesfälle infolge von Cholera bekannt, Ende Mai waren es schon 60.000 Erkrankungen und 500 Todesfälle. UNICEF befürchtet etwa 150.000 neue Fälle im nächsten halben Jahr.

Unbestritten ist, dass das Königreich sogenannte Clusterbomben einsetzt, die eine panzerbrechende Wirkung haben. Was genau diese Wirkung erzielt, ist in dem Falle ein Geheimnis zwischen den Herstellern in den USA und Großbritannien und den Herrschen in Saudi Arabien.

Mitte November 2018. Die Resolution zur Uranmunition geht glatt durch den Abrüstungsausschuss der UN-Generalversammlung. 140 Länder stimmen dem Antrag zu, der einen vorsichtigen Umgang mit der Munition anmahnt. Nur 4 Staaten stimmen dagegen: die USA, Großbritannien, Frankreich und Israel. Und 26 weitere enthalten sich, darunter Russland, die Türkei – und Deutschland.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger fragt die Bundesregierung, warum sie die Resolution trotzdem nicht unterstützt. In der Antwort auf die parlamentarische Frage verweist das Auswärtige Amt auf den Forschungsstand: Studien unter anderem im Auftrag der UN, der Nato und der EU hätten keine Belege dafür erbracht, dass die Munition Krankheiten verursache. Sie hätten vielmehr ergeben, dass „Rückstände abgereicherten Urans in der Umwelt kein radiologisches Risiko für die Bevölkerung vor Ort darstellen“.

In der UN-Resolution wird das aber auch gar nicht behauptet. In der Präambel wird sogar explizit auf den unsicheren Forschungsstand verwiesen. Anschließend werden die Mitgliedsstaaten aufgefordert, weitere Studien zum Thema zu fördern und Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Sie sollen beispielsweise mitteilen, wo genau sie in der Vergangenheit Uranmunition eingesetzt haben, damit mögliche Umweltbelastungen gemessen werden können. Dem wollte die Bundesregierung aber nicht zustimmen.

April 2019. Von den fast 700.000 alliierten Soldaten, die im Golfkrieg 1991 Dienst taten und scheinbar gesund nach Hause kamen, sind inzwischen fast 30.000 an Leukämie, aggressivem Krebs- und Herzerkrankungen gestorben und mehr als 325.000 Soldaten sind dauerhaft arbeitsunfähig beziehungsweise invalid und leiden am sogenannten Golfkriegssyndrom. Diese unglaubliche Zahl bedeutet, dass annähernd die Hälfte der Veteranen heute medizinische Probleme haben.

Zur Situation der Zivilbevölkerung in den betroffenen Ländern, besonders Afghanistan und Irak, gibt es keine Zahlen. Das interessiert niemanden. Neutrale Wissenschaftler befürchten allerdings, dass allein im Irak in den nächsten 10-15 Jahren etwa 5-7 Millionen Menschen an den Folgen des Einsatzes der Uranmunition und -bomben sterben werden - da muss man dann fast von einem geplanten Genozid reden.

Bilder aus Wikimedia Commons
Urankern eines panzerbrechenden, DU-Geschosses Kaliber 30 mm, Lizenz: Public Domain, Urheber: unbekannt
20-mm-Munition für das Phalanx CIWS, Lizenz: Lizenz: Public Domain, Urheber: Service Depicted: Navy / Camera Operator: PHAN BRAD DILLON

Quellen