Donnerstag, 31. Dezember 2015

Jahresrückblick 2015 / 7 Jahre Gar Nix

Feuerwerk
Erst einmal wünsche ich allen meinen Lesern ein gutes Jahr 2016. Vielen Dank für die überraschend zahlreichen Besuche. Das Jahr 2015 das nun fast zu Ende ist hatte es mal wieder ganz schön in sich.

Mein Blog hat viele neue Leser bekommen. Interessant ist etwa eine Verdoppelung seit 20. Dezember 2014 und dass nun etwa Zweidrittel der Abrufe aus den USA kommen. Linux war das ganze Jahr über Spitzenreiter. Der Browser an der Spitze ist weiterhin Chrome (77%) dessen Anteil noch einmal deutlich gestiegen ist. Vor Firefox (11%) und Safari (4%). Ich glaube vor diesem Hintergrund ist es weiterhin keine Verschwörungstheorie wenn ich annehme dass gewisse Organisationen in den USA wie möglicherweise die NSA interessiert daran ist was ich so über Atomwaffen, Ukraine ... von mir gebe. 

Erstaunt war ich auch darüber dass bei Google+ innerhalb von nun knapp 4 Jahren fast 3,85 Millionen Mal mein Profil aufgerufen wurde. Davon alleine im letzten Jahr fast 1,5 Mio. Mal.




Die "besorgten Bürger" allgemein haben uns das ganze Jahr über ebenso beschäftigt wie ein stetiger Flüchtlingsstrom aus den Ländern wo wir unsere Waffen hinschicken. Bild des Jahres ist ein kleiner Junge am Strand. Tot. Hunderte brennende Flüchtlingsunterkünfte, Morddrohungen, Bürgermeister die aus dem Amt gedrängt wurden. Keine guten Erinnerungen die in meinem vor einem Jahr neu gegründeten Blog http://nopegida.blogspot.de/ schlummern.

http://nopegida.blogspot.de/

An meinem Blog Gar Nix habe ich auch weitergearbeitet. Wie vor einem Jahr vorgenommen habe ich sämtliche AKWs weltweit dokumentiert. Dazu noch einige der wichtigsten Physiker. Knapp 2200 Kommentare umfasst der Blog nun. Eine stolze Zahl.

http://ueberhauptgarnix.blogspot.de/
Auch persönlich hatte ich einige Herausforderungen zu bewältigen. Viele davon erfolgreich aber sie haben sehr viel Energie gekostet. Mehrere wichtige Weichenstellungen stehen 2016 an.

Nun verabschiede ich mich für dieses Jahr von meinen Lesern. Auch im nächsten Jahr werde ich Euch mit großer Wahrscheinlichkeit weiter belästigen ;o)

Viele Grüße
Gar Nix

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Feuerwerk, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Germany, Urheber: Florian Rommerskirchen (User:flowaro)



Mittwoch, 30. Dezember 2015

Joffe-Institut

Hauptgebäude des Joffe-Instituts
Das Joffe-Institut, ausführlich Physikalisch Technisches Institut Joffe (russisch Физико-технический институт имени А.Ф.Иоффе), in Sankt Petersburg ist ein Physikinstitut, das der Russischen Akademie der Wissenschaften zugeordnet ist.

Es hat seinen Schwerpunkt in der Festkörperphysik und Halbleiterphysik. Heute hat es Abteilungen in Festkörperphysik, Festkörperelektronik, Physik von Dielektrika und Halbleitern, Plasma- Atom- und Astrophysik und ein Zentrum für Physik von Nano-Heterostrukturen.

Zu den Wissenschaftlern, die hier wirkten, gehörten George Gamow, Lew Landau, Matwei Bronstein, Pjotr Kapitsa, Lew Schubnikow, Jakow Frenkel, Wladimir Gribow, Schores Alfjorow, Rudy Kazarinov, Alexander Efros, Alexei Efros, Boris Schklowski, Juri Denisjuk, Nikolai Semjonow, Jewgeni Gross und Abram Isaakowitsch Alichanow. 

Auch viele der führenden Mitglieder des sowjetischen Atomwaffen- und Atomkraftprogramms wirkten dort zeitweise, zum Beispiel Igor Kurtschatow, Juli Borissowitsch Chariton, Georgi Fljorow, Lew Arzimowitsch, Jakow Borissowitsch Seldowitsch.

Geschichte

1918. Von Abram Fjodorowitsch Joffe und anderen wird das Röntgen- und Radiologische Institut gegründet.

1929 bis 1939. Juli Borissowitsch Chariton ist Direktor des Labors für chemische Physik und Sprengstoffe am späteren Joffe-Institut. Atomphysik wird als aktuelles Forschungsgebiet zu einem Schwerpunkt des Instituts ausgebaut.

Ende der 1930er Jahre. Juli Borissowitsch Chariton berechnet am späteren Joffe-Institut zusammen mit Jakow Borissowitsch Seldowitsch die Bedingungen für eine Kettenreaktion im Uran und kritische Massen.

Bis 1950. Joffe ist Direktor des Röntgen- und Radiologischen Instituts, aus dem das Physikalisch Technischen Institut (PTI, LFTI) wird.

1960. Die Einrichtung wird in Joffe-Institut umbenannt.

1963.  Schores Alfjorow führt am Joffe-Institut mit Rudy Kazarinov Sandwich-Heterostrukturen ein.

Ende der 1960er Jahre. Schores Alfjorow bringt Laserdioden zum Laufen.

Ab 2012. Andrei G. Zabrodskii ist der Institutsdirektor.

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Hauptgebäude des Joffe-Instituts, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: English: Miha Ulanov, Русский: Михаил Уланов

Quellen

Jakow Borissowitsch Seldowitsch

Jakow Borissowitsch Seldowitsch
Der sowjetische Physiker Jakow Borissowitsch Seldowitsch (weißrussisch Якаў Барысавіч Зяльдовіч, russisch Яков Борисович Зельдович) wurde am 8. März 1914 in Minsk geboren († 2. Dezember 1987 in Moskau). Yakov Borisovich Zel'dovich in englischer Schreibweise.

Er spielte eine wichtige Rolle im sowjetischen Atombombenprojekt bei der Entwicklung von Atomwaffen. Seldowitsch leistete große Beiträge zur Adsorption, Katalyse, Atomphysik, Teilchenphysik, Astrophysik, Kosmologie, allgemeinen Relativitätstheorie und Schockwellenforschung.

Igor Kurtschatow nannte ihn einst ein „Genie“ und Andrei Sacharow nannte ihn „einen Mann von universellen wissenschaftlichen Interessen“. Stephen Hawking sagte einst zu Seldowitsch: "Now I know you are a real person and not a group of scientists like Bourbaki".

Sein Sohn Boris Jakowlewitsch Seldowitsch ist ebenfalls ein bekannter theoretischer Physiker, spezialisiert auf Optik.

Leben

8. März 1914. Jakow Borissowitsch Seldowitsch wird in Minsk geboren.

Juli 1914. Vier Monate nach seiner Geburt zieht seine Familie nach Sankt Petersburg.

Mai 1931. Seldowitsch wird Laborassistent am Institut für Chemische Physik der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion - einem Institut dem er bis an sein Lebensende verbunden bleibt.

1936. Er schreibt eine Arbeit über Adsorption und Katalyse auf heterogenen Flächen. Der wichtigste Punkt dieser Arbeit ist die Untersuchung der Adsorptionsisothermen nach Freundlich. Seldowitsch entdeckt die theoretischen Grundlagen dieser empirischen Beobachtung.

1937 bis 1948. Er arbeitet an der Theorie von Zündung, Verbrennung und Detonation.

1939. Er schreibt seine Doktorarbeit über die Oxidation von Stickstoff. Er entdeckt dessen Mechanismus, in der physikalischen Chemie bekannt als „Thermischer NO Mechanismus“ oder „Zeldovich-Mechanismus“.

1939 bis 1940. Er entwickelt zusammen mit Juli Borissowitsch Chariton die für die Sowjetunion fundamentalen Arbeiten zur Theorie der atomaren Kettenreaktionen.

August 1941. Die Familie wird, zusammen mit dem Institut an dem Seldowitsch arbeitet, nach Kasan evakuiert.

Sommer 1943. Seldowitsch zieht nach Moskau und beginnt seine Mitarbeit am sowjetischen Atombombenprojekt, das von Igor Kurtschatow geleitet wird. Dabei arbeitet er auch mit Andrei Sacharow zusammen und ist Juli Borissowitsch Chariton, dem wissenschaftlichen Leiter des Geheimlabors Arzamas (Sarow), unterstellt. 

1945. Er wird im Hauptmannsrang ins besetzte Deutschland entsandt, um Wissenschaftler aus dem deutschen Raketenprojekt zu rekrutieren.

1952. Er beginnt auf dem Gebiet der Elementarteilchen und ihrer Wechselwirkungen zu arbeiten. Er sagt den Betazerfall von Pi-Mesonen voraus. Zusammen mit S. S. Gerschtein entwickelt er (unabhängig von Richard Feynman, Murray Gell-Mann, George Sudarshan, Robert Marshak im Westen) die V-A Theorie der schwachen Wechselwirkung.

1958. Seldowitsch wird in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen.

1960. Er sagt die myon-katalysierte Deuteriumfusion voraus.

Oktober 1963. Er beendet die Mitarbeit an der Entwicklung von Atomwaffen.

1965. Seldowitsch beginnt in der Astrophysik und Kosmologie zu forschen. Unter anderem über die Theorie der Evolution eines heißen Universums, den Eigenschaften der kosmischen Hintergrundstrahlung, der großräumigen Struktur des Universums und der Theorie der schwarzen Löcher. Außerdem findet er eine Methode um schwarze Löcher zu entdecken, obwohl sie Licht schlucken statt zu leuchten. Er sagt, zusammen mit Raschid Sunjajew, den Sunjajew-Seldowitsch-Effekt voraus.

1977.  Seldowitsch bekommt zusammen mit F. Schapiro die Kurtschatow-Medaille, die höchste Auszeichnung für Atomphysiker in der Sowjetunion.

1984. Er wird mit der Goldmedaille der Royal Astronomical Society ausgezeichnet.

1985. Er erhält die Dirac-Medaille (ICTP).

2. Dezember 1987. Jakow Borissowitsch Seldowitsch stirbt in Moskau.

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Jakow Borissowitsch Seldowitsch, Lizenz: This work is not an object of copyright according to Part IV of Civil Code No. 230-FZ of the Russian Federation of December 18, 2006, Urheber: Stamp issuing authority - MARKA Publishing & Trading Centre. Printer - Association GOZNAK of the Ministry of Finance of the Russian Federation

Quellen

Juli Borissowitsch Chariton

Juli Borissowitsch Chariton
Der sowjetische Physiker Juli Borissowitsch Chariton (russisch Юлий Борисович Харитон, Englische Transliteration Yulii (oder Yuli) Borisovich Khariton, wurde am 14. Februar (jul.)/ 27. Februar 1904 (greg.) in Sankt Petersburg geboren († 19. Dezember 1996 in Sarow). Er war verheiratet und hatte eine Tochter. 

Chariton arbeitete am Atomwaffenprogramm der Sowjetunion mit. 

Er war dreimaliger Held der sozialistischen Arbeit, Träger des Ordens der Oktoberrevolution, Träger des Ordens des Roten Banners der Arbeit und Träger des Ordens des Roten Sterns.

Leben

27. Februar 1904. Juli Borissowitsch Chariton wird in Sankt Petersburg geboren. Er stammt aus jüdischen Intellektuellenkreisen in Sankt Petersburg, sein Vater ist Journalist und Direktor des Hauses der Schriftsteller in Sankt Petersburg, seine Mutter Schauspielerin. 

Ab 1920. Er studiert am Polytechnischen Institut in Sankt Petersburg.

1921. Chariton wird von Nikolai Semjonow eingeladen, in der Abteilung chemische Physik am Physikalisch-Technischen Institut (dem späteren Joffe-Institut) von Abram Joffe zu arbeiten.

1926 bis 1928. Er ist bei Ernest Rutherford und James Chadwick in Cambridge am berühmten Cavendish Laboratory.

1929 bis 1939. Er ist Direktor des Labors für chemische Physik und Sprengstoffe am Joffe-Institut. Atomphysik wird als aktuelles Forschungsgebiet zu einem Schwerpunkt des Instituts ausgebaut.

Ende der 1930er Jahre. Er berechnet am Joffe-Institut zusammen mit Jakow Borissowitsch Seldowitsch die Bedingungen für eine Kettenreaktion im Uran und kritische Massen. In der Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs arbeitet er an Panzerabwehrwaffen und kostengünstigen Sprengstoffen.

1940er Jahre. Chariton ist Chefkonstrukteur im sowjetischen Atombombenprojekt unter Igor Kurtschatow, der nur ein Jahr älter als Chariton und dessen enger Freund ist.

1945. Er ist kurz als vorübergehender NKWD-Oberst im besetzten Deutschland, um Wissenschaftler und Ressourcen für das sowjetische Atomwaffenprogramm ausfindig zu machen. Unter Anderen werden die Physiker Gustav Hertz und Peter Adolf Thiessen (Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physikalische Chemie) nach Russland geholt.

1946. Das geheime Atomwaffen-Forschungszentrums in Sarow mit dem Tarnnamen Arzamas wird gegründet. Intern wird es auch "Wolga-Amt" oder halb scherzhaft „Los Arzamas“, in Anlehnung an Los Alamos, genannt. Die Stadt Arsamas liegt aber etwa 80 km weiter nördlich. Die Bezeichnungen dienen der Tarnung. Der Name Sarow verschwindet von allen Landkarten. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wird die Stadt wieder umbenannt.
Chariton ist der erste wissenschaftliche Direktor. Von Andrei Sacharow, Seldowitsch und anderen wird dort die sowjetische Wasserstoffbombe entwickelt. Als Chef des Labors berichtet Chariton direkt dem Geheimdienstchef Berija. Stalin selbst weist Chariton an, stets von einem Leibwächter begleitet zu sein, der auch sein Diener ist. Chariton darf nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr ins Ausland reisen.

1949. Er wird als Held der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet und bekommt den Stalinpreis.

1951. Er wird zum zweiten Mal als Held der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet und bekommt ebenfalls wieder den Stalinpreis.

1. November 1952. Vor dem ersten Wasserstoffbombentest der Russen am ist der Druck von Geheimdienstchef Berija hoch. Er schickt die Mathematiker Michail Lawrentjew und Alexander Iljuschin nach Arzamas, die bei einem Fehlschlag Chariton ersetzen sollen.

1953. Er bekommt zum dritten Mal den Stalinpreis.

1954. Er wird zum dritten Mal als Held der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet.

1956. Er erhält den Leninpreis.

1960. Chariton ist als einziger zugegen, als Kurtschatow 1960 auf einer Parkbank stirbt.

1982. Er erhält die Lomonossow-Goldmedaille. 

1992. Er geht in den Ruhestand und gibt die Leitung des Atomwaffen-Forschungszentrums in Sarow ab.

19. Dezember 1996. Juli Borissowitsch Chariton stirbt in Sarow. Seine Ruhestätte befindet sich auf dem Nowodewitschi-Friedhof in Moskau.

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Juli Borissowitsch Chariton, Lizenz: Public Domain, Urheber: Unbekannt

Quellen

Montag, 28. Dezember 2015

Harry Daghlian

Harry Daghlian
Der US-amerikanische Physiker armenischer Abstammung Haroutune Krikor Daghlian Jr., genannt Harry Daghlian wird am 4. Mai 1921 in Waterbury (Connecticut); † 15. September 1945 in Los Alamos (New Mexico)) geboren. Er war das erste Opfer eines Atomunfalls.

Leben

4. Mai 1921. Harry Daghlian wird als erstes von drei Kindern von Haroutune Krikor Daghlian und dessen Frau Margaret Rose, geborene Currie in Waterbury (Connecticut) geboren.

Kurz nach seiner Geburt zieht die Familie nach New London (Connecticut), wo sein Vater eine Anstellung als Röntgenassistent am Lawrence & Memorial Hospital bekommt. Er besucht die Harbor Elementary School in New London und spielt im Schulorchester Violine. Daghlian entwickelt sehr früh eine Vorliebe für Mathematik und Naturwissenschaften und wird als bester Schüler der Schule ausgezeichnet. Seine Neigungen werden durch seinen Vater und seinen Onkel Garabed K. Daghlian, der Professor für Physik und Astronomie am Connecticut College in New London ist, gefördert. 

1938. Daghlian erhält an der Bulkeley High School sein High School Diploma. Danach beginnt er ein Undergraduate-Studium am Massachusetts Institute of Technology. 

1940. Er wechselt an die Purdue University in West Lafayette (Indiana).

Frühjahr 1942. Er erhält an der Purdue University seinen Bachelor of Science. Danach beginnt er ein weiterführendes Studium (graduate fellowship study).

Für das Manhattan-Projekt – die Entwicklung einer Atombombe – werden landesweit geeignete Mitarbeiter gesucht. Robert Oppenheimer nutzt seine Kontakte zu mehreren Universitäten der Vereinigten Staaten, um Mitarbeiter für sein Projekt zu rekrutieren. Einer seiner Ansprechpartner ist Marshall Holloway von der Purdue University, der im Frühjahr 1943 in Los Alamos einen Vortrag hält. Bei dieser Gelegenheit werden Holloway und drei Mitglieder seiner Arbeitsgruppe von Oppenheimer eingestellt. Sie beginnen in Los Alamos im Herbst 1943.

Frühjahr 1944. Daghlian kommt nach Ende seines Studiums vermutlich jetzt nach Los Alamos. Im Bereich TA-2, dem Omega-Gelände (Omega Site), ist er zunächst in der Water Boiler Group und später in der Critical Assembly Group. Die Gruppe wird von Otto Frisch geleitet. Daghlian arbeitet unter anderem am Zusammenbau des Kerns für den Trinity-Test, der am 16. Juli 1945 stattfindet.

Eine Aufgabe der Critical Assembly Group ist es, den Einfluss von verschiedenen Neutronenreflektoren auf die kritische Masse von Plutonium zu bestimmen. Die Versuche werden in Los Alamos mit tickling the dragon's tail (dt. „den Drachen am Schwanze kitzeln“) bezeichnet. Diese Bezeichnung stammt von Richard Feynman.

21. August 1945, 21:00 Uhr. Wenige Wochen nach den beiden Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, verläßt Daghlian um 21:00 Uhr die regelmäßig stattfindende Dienstagsvorlesung. Für den nächsten Tag sind Versuche mit einem Plutonium-Versuchskern geplant, die Daghlian – aus unbekannten Gründen – noch an diesem Abend durchführen möchtee

21. August 1945, ca. 21:30 Uhr. Daghlian erreicht das Omega-Gelände. In dem Versuchslabor befindet sich der Soldat Robert J. Hemmerly, der im Rahmen des Special-Engineering-Detachment-Programms als „Wissenschaftler in Uniform“ seinen Dienst in Los Alamos verrichtet. Der Versuchskern – er hat den Spitznamen „Rufus“ – besteht aus zwei Halbkugeln δ-Plutonium mit einer Gesamtmasse von 6,2 kg, die mit einer etwa 100 µm (= 4 mils) starken Nickelschicht überzogen sind. Die Dichte des Plutoniums beträgt 15,7 g/cm³. Daghlian stapelt um die Plutoniumkugel Quader aus Wolframcarbid, die die von dem Plutonium abgegebenen Neutronen reflektieren. Jeder Quader hat eine Masse von etwa 4,4 kg. 

21. August 1945, ca. 21:55 Uhr. Als Daghlian mit der linken Hand den letzten Quader über den Aufbau bewegt – die gesamte Reflektormasse hätte mit diesem Quader 236 kg betragen – stellt er mit Hilfe des Neutronenzählers fest, dass dieser Quader den Aufbau überkritisch machen würde. Als er daraufhin seine Hand zurückzieht, entgleidet ihm der Quader und fällt in das Zentrum des Aufbaus. Dadurch wird die Reflexion der Neutronen schlagartig erhöht, und das System wird „prompt überkritisch“. Es erfolgt eine Leistungsexkursion, und Daghlian entfernt den Quader instinktiv sofort mit seiner rechten Hand, die von einem bläulichen Leuchten eingehüllt ist. Danach beginnt er mit dem Abbau der Quader. 

Bei diesem Unfall finden ungefähr 1016 Atomspaltungen statt, die bei Daghlian zu einer geschätzten Strahlendosis von 5,1 Sievert führen. Robert J. Hemmerly erhält dabei eine Strahlendosis von etwa 0,5 Sievert. Die Nickelummantelung des Plutoniumkerns übersteht den Unfall ohne Risse.

Eine Studentin fährt Daghlian anschließend in das Los Alamos Hospital wo er innerhalb einer halben Stunde eintrifft, während Hemmerly einen Sergeant alarmierte. Dabei spürt Daghlian zunächst eine Taubheit in der Hand, die durch ein Prickeln abgelöst wird. Infolge der Strahlenkrankheit verschlimmert sich sein Zustand ständig. Im Hospital wird Daghlian täglich von seinem Freund Louis Slotin besucht. Slotin ist promovierter Physiker und arbeitet ebenfalls in Otto Frischs Gruppe. Einige Tage vor seinem Tod fällt Daghlian in ein Koma. 

15. September 1945, 16:30 Uhr. Er verstirbt im Alter von 24 Jahren an den Folgen der Strahlenkrankheit.

21. September 1945. Die New York Times veröffentlicht eine Meldung von Associated Press, wonach sechs Tage zuvor ein „Arbeiter seinen Verbrennungen erlag, die er sich bei einem Industrieunfall (industrial accident) zuzieht“.

2. Oktober 1945. Daghlians Unfall wird am Los Alamos National Laboratory (LANL) rekonstruiert, um die freigesetzte Strahlendosis zu ermitteln. In diesem Versuch werden 6·1015 Kernspaltungen gemessen. Der prompt überkritische Zustand wird dabei allerdings nicht erreicht.

21. Mai 1946. Louis Slotin führt mit denselben Plutonium-Halbkugeln ein Experiment durch. Durch ein Missgeschick wird auch Slotin schwer verstrahlt und verstirbt am 30. Mai 1946 ebenfalls an der Strahlenkrankheit. Der Versuchskern erhält daraufhin den Namen Demon Core.

1956. Die wahren Unfallgründe und der Unfallablauf werden erst jetzt bekannt, da sie zunächst als Kriegsgeheimnis eingestuft wurden.

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Harry Daghlian, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Unspecified

Quellen

Louis Slotin

Louis Slotin
Der kanadische Physiker und Chemiker Louis Alexander Slotin wurde am 1. Dezember 1910 in Winnipeg, Manitoba geboren († 30. Mai 1946 in Los Alamos (New Mexico)). Er montierte den Kern der ersten Atombombe und verstarb als zweiter Mensch an den Folgen eines selbstverschuldeten Atomunfalls.

In der Serie Stargate SG-1 wurde in der Folge 21 der Staffel 5 die Unfallsituation abgewandelt verarbeitet.

Leben

1. Dezember 1910. Alexander Slotin wird in Winnipeg, Manitoba geboren. Später studiert er in Winnipeg.

1936. Slotin promoviert in London über ein Thema aus der physikalischen Chemie.

1937 bis 1942. Er arbeitet und forscht er an der Chicagoer Universität. Dort hilft er beim Aufbau eines Elektronenzyklotrons. Er ist auch am Chicago Pile Reaktor beteiligt. Zusammen mit Earl Evans gelingt ihm der Nachweis, dass tierische Zellen in der Lage sind, Kohlenwasserstoffe aus Kohlendioxid zu synthetisieren. Hierzu verwendet er das radioaktive Kohlenstoffisotop 11C mit einer Halbwertszeit von 20 min, das er im Zyklotron synthetisiert.

Ab 1942. Er ist Mitarbeiter des Manhattan-Projektes, dessen Ziel die Entwicklung einer Atombombe war. 

Bis 1944. Er arbeitet im Manhattan-Projekt am Oak Ridge National Laboratory (ORNL) an der Herstellung von Plutonium.

Dezember 1944. Er zieht nach Los Alamos, wo er mit Messungen der kritischen Masse von spaltbaren Materialien (zum Beispiel Uran oder Plutonium) beauftragt wird.

Juli 1945. Slotin ist am Zusammenbau des Sprengsatzes für den ersten Atombombentest am 16. Juli 1945 beteiligt.

September 1945. Harry Daghlian, einer seiner engsten Kollegen, stirbt an einer tödlichen Strahlendosis von 5,1 Sievert, die er in der Folge eines Unfalls beim Hantieren mit dem Kern einer Plutoniumbombe erhalten hat. Ziel dieser Experimente ist die Bestimmung der kritischen Masse von Plutoniumkonfigurationen mit Anordnungen von Neutronenreflektoren, in diesem Fall Wolframcarbid-Stücke, von denen eines versehentlich auf den Plutoniumkern fällt. Wegen ihrer Gefährlichkeit nennt man die Experimente auch „den Drachen am Schwanze kitzeln“ (tickling the dragon's tail).
Nach Kriegsende plant Slotin seine Rückkehr nach Chicago, um seine biophysikalischen Forschungen fortzusetzen. Wegen seiner speziellen Kenntnisse beim Umgang mit spaltbarem Material lässt man ihn jedoch nicht gehen, bevor er einen Nachfolger angelernt hat.

21. Mai 1946. Slotin führt in Gegenwart von sieben Kollegen ein verhängnisvolles Experiment durch, ähnlich demjenigen, dem schon sein Kollege und Freund Daghlian zum Opfer gefallen ist. Er möchte seinem Kollegen Alvin Graves die Durchführung von Kritikalitätsexperimenten zeigen. Dabei sind zwei Halbkugelschalen aus Beryllium um einen Plutoniumkern herum angeordnet und Slotin versucht die Halbkugelschalen so dicht zusammenzubringen, dass eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Beryllium reflektiert die Neutronen und verstärkt so die Kettenreaktion. Hierzu kippt er die obere Halbkugelschale mit seinem linken Daumen, den er in ein Daumenloch geführt hat, an und hält mit einem Schraubenzieher, den er zwischen die beiden Halbkugelschalen gesteckt hat, einen kleinen Spalt zwischen ihnen offen. Dazu entfernt er die sonst benutzten Distanzstücke, die einen Zusammenprall der Schalen verhinderm würden. Er hat vor, den Abstand durch Drehen des Schraubenziehers langsam zu verringern, bis der gewünschte Effekt zu sehen wäre. Um 15:20 Uhr entgleitet ihm jedoch der Schraubenzieher, und die obere Halbkugelschale fällt auf die untere, wodurch die Anordnung prompt überkritisch wird. Die Kollegen sehen ein blaues Glimmen und spüren einen Hitzestoß. Slotin spürt darüber hinaus einen sauren Geschmack im Mund und ein Brennen in der linken Hand. Unwillkürlich reißt er die Hand nach oben, wodurch sich die beiden Halbkugelschalen wieder trennen und die Kettenreaktion beendet wird. Die überkritische Exkursion wurde allerdings schon vorher durch die thermische Ausdehnung der Apparatur beendet.
Slotin hat in der kurzen Zeit, während der die Anordnung überkritisch war, eine tödliche Strahlendosis von 21 Sievert in Form von Gamma- und Neutronenstrahlung erhalten. Er wird sofort ins Krankenhaus eingeliefert. Auch die übrigen sieben Personen, die sich im Raum aufhalten, erhalten hohe Strahlendosen (von geschätzten 3,6 bis 0,3 Sv).

30. Mai 1946. Louis Slotin stirbt an der Strahlenkrankheit starb. 

Bei dem Plutoniumkern handelt es sich um denselben, der bereits Daghlian zum Verhängnis geworden war. Der Kern erhielt daraufhin den Spitznamen „Demon Core“.

Die erste offizielle Version des Unfalls stellt Slotin als Helden dar, der durch das Hochreißen der oberen Berylliumhalbkugel das Leben seiner Kollegen gerettet habe. Robert B. Brode, einer der führenden Forscher in Los Alamos, weist aber darauf hin, dass Slotin Abstandhalter hätte verwenden müssen, die verhindern, dass die beiden Halbkugeln sich berühren, und durch seine Fahrlässigkeit überhaupt erst das Leben seiner Kollegen in Gefahr gebracht habe.

1955. In diesem Jahr erscheint der Roman Der Unfall von Dexter Masters. Er erzählt die letzten Tage im Leben eines Atomwissenschaftlers, der eine tödliche Strahlendosis erhalten hat, und greift damit die Geschichte von Louis Slotin auf.

1956. Robert Jungk schildert den Unfall in seinem Buch „Heller als tausend Sonnen“.

1958. Slotins Kollegen stiften in Los Alamos und Chicago den Louis-Slotin-Gedächtnis-Fonds, aus dem bis 1962 Vorlesungen namhafter Wissenschaftler finanziert werden.

1989. In dem Film die Schattenmacher aus dem Jahre  basiert die Figur des Michael Merriman auf der historischen Person des Louis Slotin.

1993. Die Stadt Winnipeg benennt einen Park nach Slotin.

2002. Ein Asteroid wird nach Slotin benannt.

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Louis Slotin, Lizenz: Public Domain, Urheber: Los Alamos National Laboratory

Quellen

Sonntag, 27. Dezember 2015

Smyth Report

Titelseite des Smyth Reports
Der Smyth Report behandelt unter dem Titel "Atomic Energy for Military Purposes" als offizieller Bericht der US-amerikanischen Regierung das US-amerikanische Atomwaffenprojekt. Er umfasst etwa 200 Seiten.

Der freizügige Bericht steht im krassen Gegensatz zur bis dato strikten Geheimhaltungspolitik der US-Behörden. Der für die Sicherheit zuständige Leslie R. Groves, Robert Oppenheimer, Ernest O. Lawrence und andere haben den Smyth-Report vor seiner Veröffentlichung dahingehend überprüft, dass er keine sicherheitskritische Informationen enthält, die eine Anleitung zum Bau einer Atombombe liefern würden.

Geschichte

Ab Frühjahr 1944. Auf Anregung von Leslie R. Groves wird der Smyth Report von Henry De Wolf Smyth angefertigt. Er behandelt erschöpfend die technischen Grundlagen der US-amerikanischen Atomwaffenforschung. Neben der Baugeschichte der Atombomben wird auch auf die Organisationsstruktur des Manhattan-Projektes, die einzelnen Arbeitsfortschritte, die historische Entwicklung der Atomtechnik und deren physikalische Grundlagen eingegangen.

11. August 1945. Auf Weisung des US-amerikanischen Präsidenten Harry Truman wird die Veröffentlichung des Smyth-Reports ab 21 Uhr für die Verbreitung über Radio freigegeben.

12. August 1945. Die Veröffentlichung in den Zeitungen wird freigegeben.

September 1945. Der Verlag Princeton University Press bringt die erste Ausgabe trotz kriegsbedingter Einschränkungen wie Papiermangel innerhalb von drei Wochen nach Erhalt des Manuskriptes in den Handel. Nach Buchbesprechungen in Zeitungen wie der New York Times, New Yorker, Nation oder The Republic ist die erste Auflage von 60.000 Exemplaren des Verlages Princeton University Press innerhalb eines Tages ausverkauft.

Oktober 1945. Der Report wird in einer Sonderausgabe der Zeitschrift Reviews of Modern Physics erneut veröffentlicht.

Bis 1948.  Neben den Ausgaben der US-amerikanischen und der britischen Regierung wird der Smyth Report allein von dem Verlag Princeton University Press in acht Auflagen herausgegeben.

Bilder aus Wikimedia Commons
Titelseite des Smyth Reports, Lizenz: Public Domain, Urheber: H. D. Smyth

Quellen

James Chadwick

James Chadwick
Der englische Physiker Sir James Chadwick wurde am 20. Oktober 1891 in Bollington, Cheshire bei Manchaster geboren († 24. Juli 1974 in Cambridge). Er war Nobelpreisträger für Physik im Jahre 1935. Den Nobelpreis erhielt er für die Entdeckung des Neutrons.

Zu seinen Ehren wurde die mittlerweile veraltete Einheit des Neutronenflußes, das Chad nach ihm benannt.

Leben

20. Oktober 1891. Chadwick wird in Bollington, Cheshire – bei Manchester geboren. Seine Eltern sind John Joseph Chadwick und Mary Anne Knowles. Er besucht zunächst die Bollington Cross C of E Primary School und später die Central Grammar School for Boys in Manchester.

1908 bis 1911. Er absolviert ein Physikstudium an der University of Manchester.

1911 bis 1913. Anschließend verbingt Chadwick zwei Jahre bei Ernest Rutherford am Physical Laboratory in Manchester, wo er an verschiedenen Problemen der Radioaktivität arbeitet.

1913. Er macht einen Abschluss als Master of Science (M.Sc.) in diesem Bereich. Im selben Jahr gewinnt er ein Stipendium („1851 Senior Research Scholarship“) und geht als Mitarbeiter von Hans Geiger an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin-Charlottenburg.

1914. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gerät er in Internierungshaft. Während seiner Haft im „Zivilgefangenenlager“ in Ruhleben kann er jedoch weiterhin eigene Experimente durchführen, wenn auch mit deutlichen Einschränkungen.

1919. Nach der Rückkehr nach England und Ernest Rutherfords Übernahme der Leitung des Cavendish-Laboratoriums wird er dessen enger Mitarbeiter und assistierender Direktor des Instituts. Gemeinsam arbeiten sie an der Erforschung der Gamma-Strahlung und des Aufbaus des Atomkerns.

1932. Chadwick gelingt durch den Beschuss von Berylliumatomen mit Alphateilchen der experimentelle Nachweis für die Existenz des Neutrons, die seit der Erforschung der Isotope in den 1920er Jahren vorausgesagt worden ist.

27. Februar 1932. Er veröffentlicht in der Zeitschrift Nature am  einen Artikel über seine Erforschung der Existenz des Neutrons.

1935. Er erhält den Nobelpreis für Physik. Seine Arbeit bereitet den Weg für die Versuche Enrico Fermis sowie Otto Hahns und Fritz Straßmanns zur induzierten Spaltung von Kernen des Elements Uran durch den Beschuss mit Neutronen und der Möglichkeit einer atomaren Kettenreaktion.

Ab 1935. Er ist in Lyon an der Universität Liverpool Professor für Physik. Dort widmet er sich dem Aufbau eines Zyklotrons.

1940. Mit Hilfe des Zyklotrons kann der Nachweis geführt werden, dass wenige Kilogramm angereicherten Urans für die Produktion einer Atombombe ausreichen würden, nicht die bisher veranschlagte Menge von mindestens einer Tonne. Chadwick ist Mitglied der MAUD-Kommission, welche erörtert, ob der Bau einer Atomwaffe möglich ist.
Er schreibt dazu später: "I realised that a nuclear bomb was not only possible, it was inevitable" - Mir wurde klar, dass eine Atombombe nicht nur möglich war, sondern dass sie unausweichlich kommen würde. Und weiter: "I had then to start taking sleeping pills. It was the only remedy." - Von da an musste ich Schlaftabletten einnehmen; ohne ging es nicht mehr. 
Gemeinsam mit anderen britischen Wissenschaftlern arbeitet Chadwick in der MAUD-Kommission am Bau einer solchen Waffe, die bis 1943 mit der Verfügbarkeit einer britischen Atomwaffe rechnet. Eine entsprechende Anlage zur Produktion von waffenfähigem Material wird in Kanada errichtet.

Dezember 1941. Nach dem Kriegseintritt der USA verstärkt auch die US-amerikanische Regierung ihre Anstrengungen zum Bau einer Atomwaffe.

1943. Die Regierungen der beiden Staaten beschließen, ihre Atomprogramme zu koordinieren. Gemeinsam mit anderen britischen Wissenschaftlern wird Chadwick in die USA entsandt, um am Manhattan-Projekt mitzuarbeiten. Er leitet dort die britische Mission und bleibt bis 1946. Das in Kanada produzierte Uran wird für die weiteren Forschungen benutzt und trägt so zur Fertigstellung der ersten Atombombe bei. 

1945. Chadwick wird für seine Verdienste zum Ritter geschlagen. Nach Kriegsende kehrt er nach Liverpool zurück und wirkte am Aufbau des britischen Atomenergie-Programms mit. Außerdem setzt er den Bau eines Synchrotrons an der dortigen Universität durch und hat großen Anteil an der britischen Entscheidung zur Beteiligung am Aufbau des europäischen Atomforschungszentrums CERN.

1948. Er tritt er von seiner Professur in Liverpool zurück und wird Master des Gonville and Caius Colleges der Universität Cambridge.

1958. Er zieht sich aus dem Universitätsbetrieb zurück und lebt einige Jahre in Liverpool.

1969. Er setzt sich in Cambridge zur Ruhe.

24. Juli 1974. James Chadwick stirbt im Alter von fast 83 Jahren in Cambridge

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Irène Joliot-Curie

Irène Joliot-Curie
Die französische Physikerin und Chemikerin Irène Joliot-Curie wurde am 12. September 1897 in Paris geboren († 17. März 1956 ebenda). Sie erhielt mit ihrem Ehemann Frédéric Joliot-Curie 1935 den Chemienobelpreis für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität. 

Irène Joliot-Curie war die ältere Tochter der Nobelpreisträger Marie Curie und Pierre Curie, Schwester der Schriftstellerin Ève Curie, Mutter der Atomphysikerin Hélène Langevin-Joliot und des Biochemikers Pierre Joliot.

Leben

12. September 1897. Irène Curie wird geboren.

1905. Ihr Vater stirbt als sie 8 Jahre alt ist. Sie wächst deshalb unter der Obhut ihres Großvaters Eugène Curie auf, der vor allem ihre politischen Ansichten beeinflusst. Ihre Mutter Marie Curie organisiert zunächst zusammen mit befreundeten Wissenschaftlern eine Lernkooperative, in der sie ihre Kinder selbst unterrichten. Unter anderem führt Marie Curie physikalische Experimente vor, und Paul Langevin lehrt Mathematik. Später besucht Irène das Collège Sévigné.

1914 bis 1918. Im Ersten Weltkrieg organisiert Marie Curie einen mobilen Röntgendienst für die Front. Zunächst hilft die 17-jährige Irène als Assistentin ihrer Mutter, bald leitet sie jedoch selbständig eine Röntgenstation im Militärkrankenhaus von Amiens. Daneben studiert sie Mathematik und Physik an der Universität von Paris.
Nach dem Krieg wird sie zunächst unbezahlte wissenschaftliche Mitarbeiterin im Radium-Institut ihrer Mutter, später erhält sie dort einen Unterassistenten-Posten. Am Institut lernt sie auch einen Chemie-Laboranten namens Frédéric Joliot kennen, den sie anleiten soll. 

1920. Sie schließt ihr Studium an der Universität von Paris in Mathematik und Physik mit dem Lizenziat ab.

1925. Sie wird promoviert. In ihrer Doktorarbeit am Radium-Institut in Paris untersucht Irène Curie die von Polonium emittierten Alphastrahlen. Dieses radioaktive Element hat ihre Mutter Marie Curie 1898 entdeckt (1903 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet). Dazu muss Irène Curie das Polonium aus zerstampften Radon-Ampullen, die zur Krebstherapie verwendet worden sind, herauslösen. Es gelingt ihr, präzise die Ausgangsgeschwindigkeit der Alphateilchen zu vermessen, wozu sie unter anderem ein selbst entworfenes Gerät benutzt.

9. Oktober 1926. Irène Curie und Frédéric Joliot heiraten. Frédéric holt sein Abitur nach, das er wegen des Krieges nicht abschließen konnte, macht sein Lizenziat und wird 1930 promoviert.

1927. Als erstes Kind wird Hélène geboren.

Ab 1928. Irène und Frédéric Joliot-Curie experimentieren gemeinsam.

1931. Sie wiederholen ein Experiment, das zuerst Walther Bothe und Herbert Becker ausgeführt haben: Mit Alpha-Teilchen aus einer starken Polonium-Quelle bestrahlen sie dünne Schichten verschiedener Materialien. Sofern diese Materialien Wasserstoff enthalten, entsteht dabei eine neue Strahlung, die die beiden als herausgeschossene Wasserstoffkerne, also als Protonen, interpretieren – sie haben knapp die Entdeckung des Neutrons verpasst. Das gelingt erst dem englischen Physiker James Chadwick, als er die Experimente wiederholt. Er erhält dafür 1935 den Physiknobelpreis.

1932. Der Sohn Pierre wird geboren. Das Forscherehepaar beobachtet in diesem Jahr in einer Nebelkammer positiv geladene Elektronen. Die beiden können das Ergebnis jedoch nicht einordnen und deuten es als Artefakt. Ihnen ist nicht bekannt, dass der englische Physiker Paul Dirac bereits 1931 das Positron als Antiteilchen des negativ geladenen Elektrons vorhergesagt hat – was viel über das damalige Verhältnis von Theoretikern und Experimentalphysikern sagt.

1933. Sie revidieren die Interpretation ihres Experiments, aber da ist ihnen bereits der US-Amerikaner Carl David Anderson zuvorgekommen.

Ab 1933. Irène und Frédéric Joliot-Curie gelingt die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität. Von allen chemischen Elementen gibt es verschiedene Versionen – so genannte Isotope –, die sich nur in der Masse des Atomkerns unterscheiden. Im Alltag sind die meisten chemischen Elemente stabil, weil die Halbwertszeiten ihrer radioaktiven Isotope so kurz sind, dass sie schon längst zerfallen sind. Marie Curie hat die ersten beiden radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckt. Irène und Frédéric Joliot-Curie finden nun in mehreren Etappen heraus, dass sich radioaktive Isotope von chemischen Elementen auch künstlich herstellen lassen. Sie bestrahlen dazu Aluminiumfolie mit Alphateilchen, wobei sich ein stabiles Silizium-Isotop bildet. Sonderbarerweise wird bei diesem Vorgang aber anscheinend gleichzeitig ein Neutron sowie ein Positron emittiert. 

1934. Irène Joliot-Curie beteiligt sich erstmals mit ihrem Mann an einem Aktionskomitee antifaschistischer Intellektueller.

11. Januar 1934. Frédéric Joliot-Curie gelingt das entscheidende Experiment, mit dem er zeigen kann, dass in Wirklichkeit zwei Reaktionen schnell hintereinander ablaufen: Zunächst wandelt sich Aluminium-27 unter dem Beschuss mit Alphateilchen in das radioaktive Phosphor-30 um. Dabei wird ein Neutron emittiert. Unmittelbar danach zerfällt Phosphor-30 in Silizium-30 und stößt ein Positron aus (außerdem entsteht bei dieser Reaktion ein Neutrino, das bereits von Wolfgang Pauli vorhergesagt worden ist, aber erst 1956 beobachtet wird).
Diesmal erfassen Frédéric und Irène Joliot-Curie sofort die Tragweite ihrer Entdeckung. Über das Wochenende erzeugen sie noch künstlich ein radioaktives Stickstoff-Isotop aus Bor sowie ein radioaktives Aluminium-Isotop aus Magnesium. 

15. Januar 1934. Sie präsentieren ihre Ergebnisse in der Akademie der Wissenschaften.

1935. Irène und Frédéric Joliot-Curie werden für die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität mit dem Chemienobelpreis ausgezeichnet.
Die Bedeutung ihrer Entdeckung lässt sich kaum überbewerten. In der Biologie werden radioaktive Isotope verwendet, um Stoffwechselwege aufzuklären. Bereits 1935 untersuchen Otto Chiewitz und George von Hevesy den Phosphorstoffwechsel von Ratten mit Phosphor-32. In der Medizin dienen radioaktive Isotope zur Diagnose und Therapie, zum Beispiel verschiedene Iod-Isotope bei Schilddrüsenüberfunktion. In seiner Nobelpreisrede sagt Frédéric Joliot-Curie sogar schon „Transmutationen explosiver Art“ voraus, vielleicht eine erste Ahnung der Atomspaltung. Der Chemienobelpreis von 1935 ist bereits der dritte Nobelpreis in der Familie (1903 Physiknobelpreis an Pierre und Marie Curie, 1911 Chemienobelpreis an Marie Curie).

1935. Irène Joliot-Curie erkrankt an Tuberkulose.

Frühjahr 1936. Die Volksfront unter Léon Blum gewinnt die Wahlen. Die Nobelpreisträgerin tritt als Staatssekretärin für Wissenschaft und Forschung in die Regierung ein und gehört damit zur ersten Gruppe von drei Frauen, die überhaupt jemals in Frankreich ins Kabinett berufen werden – Frauen in Frankreich haben noch nicht das Wahlrecht. Irène Joliot-Curie bleibt nur drei Monate auf dem Posten. Es geht ihr darum, ein Zeichen für die Frauenbewegung zu setzen.

1937. Sie wird auf eine Dozentenstelle an der Sorbonne berufen. In diesem Jahre hätte Irène Joliot-Curie in einem weiteren Experiment beinahe die Atomspaltung entdeckt. Zusammen mit dem serbischen Physiker Pavle Savić bestrahlt sie Uran mit Neutronen und registriert ein neuartiges, radioaktives Element mit einer Halbwertszeit von dreieinhalb Stunden. Sie interpretiert es schließlich als Lanthan-Isotop und veröffentlicht ihre Beobachtungen im Juli 1938. Eine Berliner Arbeitsgruppe um Otto Hahn möchte das Ergebnis nicht glauben, weil sie das Isotop selbst nicht finden kann. Hahn und sein junger Assistent Fritz Strassmann nehmen den Artikel jedoch ernst, wiederholen das Experiment und entdecken infolgedessen die Atomspaltung.

Juni 1940. Irène Joliot-Curies Arbeit wird durch den Zweiten Weltkrieg und eine Tuberkulose-Erkrankung unterbrochen. Nach der Besetzung von Paris durch deutsche Truppen flüchtet das Ehepaar nach Clermont-Ferrand, kehrt aber wieder in die Hauptstadt zurück. In Paris spielt ihr Mann eine riskante Doppelrolle als Forscher am Collège de France und als Résistance-Kämpfer. 

 6. Juni 1944. Irène Joliot-Curie reist sie mit ihren Kindern in die Schweiz, um einen neuen Anfall von Tuberkulose behandeln zu lassen.

18. Oktober 1945. In Frankreich wird ein Kommissariat für Atomenergie (Commisariat à l’énergie atomique) gegründet, als dessen Hochkommissar Frédéric Joliot-Curie berufen wird. Seine Frau wird eine von drei Kommissaren. Weil sie sich weiterhin auch politisch in den Kommunisten nahestehenden Organisationen engagiert, wird ihre Amtszeit nicht verlängert. 
Sie sorgt noch dafür, dass der erste französische Beschleuniger, ein Synchrozyklotron für Protonen, in Orsay, 25 Kilometer südlich von Paris, gebaut wird.

1947. Sie werden beide als korrespondierende Mitglieder in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen.

1950. Sie wird gemeinsam mit ihrem Ehemann korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. In diesem Jahr wird sie auch von der Maria-Curie-Skłodowska-Universität in Lublin mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

1951 und 1954. Sie bewirbt sich viermal um einen Sitz in der Akademie der Wissenschaften, um die frauenfeindliche Tradition dieser Institution anzuprangern. Sie wird jedes Mal abgelehnt.

17. März 1956. Irène Joliot-Curie stirbt an einer Leukämie, wahrscheinlich eine Folge ihres Umgangs mit großen Mengen Polonium und ihrer Arbeit im Röntgendienst während des Ersten Weltkriegs. Die Regierung ordnet ein Staatsbegräbnis an.

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Irène Joliot-Curie, Lizenz: Public Domain, Urheber: Smithsonian Institution

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Mittwoch, 23. Dezember 2015

Wolfgang Pauli

Wolfgang Pauli
Der österreichische Physiker Wolfgang Ernst Pauli wurde am 25. April 1900 in Wien geboren († 15. Dezember 1958 in Zürich). Der Wissenschaftler und Nobelpreisträger, zählt zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Er formulierte 1925 das später nach ihm benannte Pauli-Prinzip, welches eine quantentheoretische Erklärung des Aufbaus eines Atoms darstellt und weitreichende Bedeutung auch für größere Strukturen hat.

Pauli lieferte viele wesentliche Beiträge zur modernen Physik, speziell auf dem Gebiet der Quantenmechanik. Sein Perfektionsdrang führte dazu, dass er vor der Publikation zögerte und seine Resultate stattdessen in intensiven Briefwechseln mit seinen Kollegen, insbesondere mit Niels Bohr, Werner Heisenberg (der seinerseits seine meisten Arbeiten vor der Publikation Pauli vorlegte) und Pascual Jordan, mit denen er eng befreundet war, weitergab (von ihm sind „nur“ 93 Artikel und 11 Bücher, aber über 2000 wissenschaftliche Briefe erhalten). Dass seine Ergebnisse so in die "Folklore" der Physik eingingen, reichte Pauli oft völlig aus ("Ich kann es mir leisten, nicht zitiert zu werden").

Pauli war ein ausgesprochener „Gesellschaftsmensch“. Er war schon in seiner Studienzeit bekannt dafür, dass er sich gerne bis spät in die Nacht in verschiedenen Kneipen aufhielt und deswegen oft erst spät am nächsten Morgen zur Arbeit erschien. In seiner Jugendzeit war Pauli strikter Abstinenzler gewesen. Er war jedoch in seiner Hamburger Zeit im Zusammensein mit seinen Freunden, dem Astronomen Walter Baade, dem Physiker Otto Stern und dem Mathematiker Erich Hecke auf einen anderen Geschmack gekommen und meinte dazu später: „Als ich nach Hamburg kam, wechselte ich unter dem Einfluss von Stern direkt vom Mineralwasser zum Champagner.“

Sein Göttinger Mentor Max Born schrieb über seinen ehemaligen Assistenten an Albert Einstein: „Der Bericht über den ‚kleinen Pauli‘ ist nicht ganz vollständig. Ich erinnere mich, dass er lange zu schlafen liebte und mehr als einmal die Vorlesung um 11 Uhr verpasste. Wir schickten dann unser Hausmädchen um halb 11 zu ihm, um sicher zu sein, dass er auf sei. Er war ohne Zweifel ein Genius ersten Ranges; aber meine Besorgnis ‚einen so guten Assistenten werde ich nie mehr kriegen‘, war doch unberechtigt. Sein Nachfolger Heisenberg war ebenso genial und dabei gewissenhafter: ihn brauchten wir nicht wecken zu lassen oder sonst an seine Pflichten erinnern.

Was Physik betrifft, war Pauli als Perfektionist bekannt. Dies beschränkte sich nicht nur auf seine eigene Arbeit, sondern er geißelte auch Fehler seiner Fachkollegen unerbittlich. So wurde er zum Gewissen der Physik, bezeichnete Arbeiten oft unverblümt als „ganz falsch“ oder steigerte seine Ablehnung etwa wie folgt: „Das ist nicht nur nicht richtig, es ist nicht einmal falsch!“. In Kollegenkreisen kursierten deshalb Witze wie etwa der folgende: „Nach Paulis Tod gewährte Gott ihm eine Audienz. Pauli fragte Gott, warum die Feinstrukturkonstante den Wert 1/137 habe. Gott nickte, ging zur Tafel und begann, Gleichung nach Gleichung in rasender Geschwindigkeit abzuleiten. Pauli sah zunächst mit großer Genugtuung zu, aber bald schon begann er heftig und entschieden, seinen Kopf zu schütteln …“

Mit seinem Kollegen Paul Ehrenfest, der wie Pauli einen Artikel in der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften verfasst hatte, verband ihn eine herzliche Freundschaft, die die beiden aber nicht am Austausch bissiger Bonmots hinderte: Ehrenfest: „Herr Pauli, Ihr Enzyklopädieartikel gefällt mir besser als Sie selbst!“, daraufhin Pauli: „Das ist doch komisch, mir geht es mit Ihnen gerade umgekehrt!“

Auch sonst machte Pauli gerne amüsierte oder maliziöse Kommentare über seine Kollegen. Über seinen Assistenten Rudolf Peierls meinte er: „Der Peierls, der spricht so schnell; bis man verstanden hat, was er sagt, behauptet er schon das Gegenteil!“

Eine andere Anekdote berichtet davon, dass der immer optimistische Werner Heisenberg seine von ihm aufgestellte Einheitliche Feldtheorie – über die er mit Pauli diskutiert hatte, der sich aber zunehmend davon distanzierte – im Radio als „Heisenberg-Pauli-Theorie“ vorstellte und sagte, sie stünde kurz vor der Vollendung, es fehlten „nur ein paar Details“. Pauli schickte darauf an George Gamow am 1. März 1958 eine Postkarte, auf der nur ein Quadrat gezeichnet war mit der Bemerkung „Ich kann malen wie Tizian.“ Darunter stand in kleiner Schrift: „Es fehlen nur die Details.“

Berüchtigt war Pauli bei Experimentalphysikern für seine handwerkliche Ungeschicklichkeit, ja sie argwöhnten sogar im Scherz, dass seine bloße Anwesenheit im Raum oder auch nur in derselben Stadt Laborgeräte zum Versagen brachte (oft thematisiert: „Pauli-Effekt“ genannt). 

Paulis Kritik hatte bisweilen aber auch negative Folgen, in mehr als einem Fall hinderte sie andere Physiker, die sich auf sein Urteil verließen, an der Publikation bedeutender Resultate. Bekannt ist der Fall von Ralph Kronig im Fall des Spins.

Pauli war mit dem Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung befreundet und diskutierte mit ihm dessen Arbeiten. Im Briefwechsel der beiden Forscher während der Jahre von 1932 bis 1958 wird deutlich, dass Wolfgang Pauli großen Anteil an der Konzeption des Begriffes Synchronizität hat, wie er von C. G. Jung eingeführt wurde, und darüber hinaus an der Konkretisierung der für Jungs Werk zentralen Begriffe des kollektiven Unbewussten sowie der Archetypen. Pauli interessierte sich besonders für die Genese von Johannes Keplers Ideen. Die bisherige Untersuchung seiner Aufzeichnungen belegt, dass Paulis Auseinandersetzung mit diesen Themen nicht einem rein akademischen Interesse entsprang, sondern in tiefgehendem eigenem Erleben wurzelte – der existentiellen Auseinandersetzung mit dem archetypischen „Geist der Materie“.

Seine Assistenten waren u. a. Ralph Kronig, Felix Bloch, Rudolf Peierls, Hendrik Casimir, Markus Fierz, Josef-Maria Jauch, Nicholas Kemmer, Victor Weisskopf, Charles Enz, Res Jost. Sein Schüler war u. a. Robert Oppenheimer.

An der ETH Zürich finden jedes Jahr „Wolfgang-Pauli-Vorlesungen“ statt.

Nach Wolfgang Pauli ist ein Mondkrater benannt.

An der Universität Hamburg ist der größte Hörsaal der Physikalischen Institute nach Wolfgang Pauli benannt.

"Ich wusste, dass er ein Genie war, nur vergleichbar mit Einstein. Als Wissenschaftler war er sogar größer als Einstein. Aber er war ein völlig anderer Typ Mensch, der in meinen Augen nicht Einsteins Größe erreichte."
– Max Born: in seiner Ausgabe seines Briefwechsels mit Albert Einstein

"Er ist außerordentlich klug und kann sehr viel, einen so guten Assistenten werde ich nie mehr kriegen"
– Max Born: 1921 über seinen Assistenten Pauli

Dem Roman "Gehen, ging, gegangen" von Jenny Erpenbeck ist ein Zitat von Wolfgang Pauli vorangestellt: "Gott schuf das Volumen, der Teufel die Oberfläche."

Leben

25. April 1900. Pauli wird in Wien als Sohn eines Arztes und Universitätsprofessors für Kolloidchemie, Wolfgang Josef Pauli (1869–1955), geboren, der aus einer jüdischen Prager Verleger-Familie stammt, aber zum Katholizismus konvertiert ist (sein ursprünglicher Name ist Wolf Pascheles). Seine Mutter Berta „Maria“ ist Journalistin und Frauenrechtlerin. Pauli hat eine Schwester Hertha Pauli, die Schauspielerin und Schriftstellerin ist. Mit zweitem Vornamen wird Pauli nach seinem Patenonkel benannt, dem Physiker Ernst Mach. 

Pauli besucht in Wien das Bundesgymnasium XIX in der Gymnasiumstraße 83, 1190 Wien und gilt schon dort als mathematisches Wunderkund. In seiner Klasse ist Richard Kuhn, der 1938 den Nobelpreis für Chemie erhält. Man erzählt sich, dass in einer Physikstunde der Professor an der Tafel einen Fehler macht, diesen jedoch auch nach langem Suchen nicht findet. Zur großen Erheiterung der Klasse ruft er dann verzweifelt: "Pauli, jetzt sagen Sie mir schon, wo der Fehler liegt, Sie wissen es doch längst."

1918. Er veröffentlichte gleich nach der Matura seine erste Arbeit über Hermann Weyls Erweiterung von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie (Weyls Buch Raum-Zeit-Materie erscheint im gleichen Jahr).

Ab 1919. Pauli studiert Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Arnold Sommerfeld.

1920. Sein Artikel "Relativitätstheorie" erscheint in der "Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften", der später auch separat in Buchform herausgegeben wird. Diese Arbeit macht ihn in der Sommerfeld-Schule zur Legende. Er zeigt eine für einen Studenten außergewöhnliche "Beherrschung" und Kenntnis der Literatur. Der selbstkritische Pauli wirft sich allerdings später vor, wichtige Dinge wie die Bianchi-Identität, die in der Allgemeinen Relativitätstheorie die Energieerhaltung ausdrückt, übersehen zu haben.

1921. Er promoviert in in kürzest möglicher Zeit mit einer Arbeit über das Wasserstoffmolekülion (das einfachste Molekül) summa cum laude. Physikalisch ist die Arbeit eine Enttäuschung, zeigt sie doch deutlich die Grenzen des Bohrschen Atommodells.

1921/22. Er arbeitet auch als Assistent von Professor Max Born in Göttingen am Bohrschen Atommodell weiter (Anwendung der Methoden der Himmelsmechanik, insbesondere der Störungstheorie, wie sie Born in seinem Buch Atomphysik darstellt).
Zudem werden in den 1920er Jahren von Max Born zusammen mit Wolfgang Pauli, Werner Heisenberg, Pascual Jordan und Friedrich Hund große Teile der modernen Quantenmechanik entwickelt. James Franck ist zu der Zeit Professor für Experimentelle Physik in Göttingen.

Wenn radioaktive Atome zerfallen, kann man den sogenannten Betazerfall beobachten, den es in zwei Varianten gibt. Beim Beta-Minus-Zerfall, der unter anderem beim Tritium vorkommt, wandelt sich ein Neutron im Atomkern zu einem positiv geladenen Proton. Ein negativ geladenes Elektron fliegt aus dem Kern davon.
Zusammen mit dem verbleibenden Kern scheint es sich somit um ein Zweikörperproblem zu handeln. Bevor Neutrinos bekannt sind, bleibt der Betazerfall rätselhaft. Auf jedem Billardtisch fliegen die Kugeln nach einem Stoß entsprechend den strengen physikalischen Regeln der Erhaltung von Energie und Impuls auseinander. Das ist beim Betazerfall scheinbar anders. Es fehlt Energie in der Bilanz der wegfliegenden Elektronen. Damit lässt sich das kontinuierliche Energiespektrum der Beta-Elektronen nur erklären, wenn man eine Verletzung des Energieerhaltungssatzes annimmt.
Das führt Wolfgang Pauli dazu, ein neues Elementarteilchen anzunehmen, das von den Detektoren unbeobachtet gleichzeitig mit dem Elektron aus dem Kern ausgesandt wird. Dieses Teilchen trägt einen Teil der beim Zerfall freiwerdenden Energie davon. Auf diese Weise können die Elektronen der Betastrahlung unterschiedlich viel kinetische Energie erhalten, ohne dass die Energieerhaltung verletzt ist. Pauli vermutet für das neu angenommene Teilchen eine Masse von 511 Kiloelektronenvolt.

1922/23. Er geht für ein weiteres Jahr zu Niels Bohr nach Kopenhagen.

1923 bis 1928. In der entscheidenden „Sturm-und-Drang-Zeit“ der Quantenmechanik, ist Pauli Professor in Hamburg. Die Hamburger Zeit betrachtet er im Rückblick als die wohl glücklichste Zeit seines Lebens, sicher auch deswegen, weil er hier in dem Physiker Otto Stern, dem Mathematiker Erich Hecke und dem Astronomen Walter Baade gleichgesinnte Kollegen findet, mit denen er den wissenschaftlichen und freundschaftlichen Austausch pflegen kann.

1924. In den "Naturwissenschaften, Bd.12" erscheint seine Arbeit Entdeckung des „Kernspins“ zur Erklärung der Hyperfeinstruktur der Atomspektren.

1925. In der Zeitschrift für Physik, Bd.31, 1925, S. 765 führt Pauli einen neuen Freiheitsgrad in der Quantenmechanik ein, um bestehende Inkonsistenzen bei der Interpretation von beobachteten Atomspektren zu eliminieren. Dieser Freiheitsgrad wird 1925 von George Eugene Uhlenbeck und Samuel Abraham Goudsmit als Elektronenspin identifiziert. Pauli formuliert damit sein Ausschließungsprinzip, das wohl seinen wichtigsten Beitrag zur Quantenmechanik darstellt. In ihm drückt sich die Fermi-Dirac-Statistik aus: zwei Fermionen können nicht im selben Quantenzustand sein (allerdings haben sie wegen des spins, der „up“ oder „down“ sein kann, für jedes Energieniveau zwei Besetzungsmöglichkeiten). Letztlich liegt in diesem Verhalten der Fermionen der Grund, warum Materie nicht in sich zusammenfällt. Außerdem lassen sich so die „magischen Zahlen“ im Periodensystem durch die Besetzung der Elektronenschalen erklären. Der Weg zum Ausschließungsprinzip wird von Pauli in seinem Nobelvortrag geschildert.

1926. Robert Oppenheimer veröffentlicht mehrere Arbeiten über die quantenmechanische Behandlung komplexer Fragen der Atomstruktur. Durch diese Arbeiten wird Max Born auf Oppenheimer aufmerksam und bietet ihm einen Platz als Doktorand in Göttingen an. Hier, an der Universität Göttingen, dem derzeit weltweit führenden Zentrum der Atomphysik, kommt es zum Gedankenaustausch zwischen dem jungen Oppenheimer und den großen Atom-Wissenschaftlern der Zeit, Werner Heisenberg, Pascual Jordan, Niels Bohr, Wolfgang Pauli, Enrico Fermi, Paul Dirac und Edward Teller.

1926. In der Zeitschrift für Physik Bd. 36, 336 löst Pauli kurz nach der Veröffentlichung der Heisenbergschen Matrizendarstellung der Quantenmechanik den schwierigen Fall des Wasserstoffatoms, also den grundlegenden Fall der Atomphysik. Dies trägt entscheidend zur Akzeptanz der Heisenbergschen Theorie bei. Auch in der Diskussion zwischen Werner Heisenberg und Niels Bohr um die Interpretation der Quantenmechanik beteiligt er sich als „Schiedsrichter“ und klärende Kraft.

1927. Zeitschrift für Physik, Bd.43, S. 601, „Zur Quantenmechanik des magnetischen Elektrons“): Pauli führt die Pauli-Matrizen ein, um den Spin von Elektronen zu beschreiben

1928. Pauli wechselt an die ETH in Zürich.

1928. In seiner Leipziger Zeit leistet Werner Heisenberg wichtige Beiträge zur Atomkernphysik (Einführung des Isospins), entwickelt eine Theorie des Ferromagnetismus (Heisenberg-Ferromagnet mit Austausch-Wechselwirkung, 1928) und leistet unter anderem mit Wolfgang Pauli Pionierarbeit in der Quantenfeldtheorie. Hier sind insbesondere die Arbeiten mit seinem im Krieg gefallenen Assistenten Hans Euler zu erwähnen, unter anderem zu Modifikation der Gleichungen des elektromagnetischen Feldes bei Paarerzeugung aus dem Vakuum.

1929. Rudolf Peierls ist Assistent bei Wolfgang Pauli in Zürich. Hier und in Leipzig entstehen später klassische Arbeiten von Peierls zur Festkörperphysik, teilweise in Zusammenarbeit mit Felix Bloch, der ebenfalls bei Heisenberg in Leipzig mitarbeitet.
Nach Abschluss des Studiums arbeitet Peierls zunächst auf verschiedenen Gebieten der Festkörperphysik und Halbleiterphysik, wobei er die neuen Ideen der sich entwickelnden Quantenmechanik auf diese Fragestellungen anwandte. Er beschreibt erstmals den Umklappprozess und veröffentlichte fundamentale Arbeiten über das Verhalten von Elektronen in Metallen, wobei er auch die Loch-Leitung positiver Ladungsträger in Halbleitern entdeckt. Viele seiner damaligen Ideen fliessen in den „Festkörper-Kanon“ ein oder werden sogar später wiederentdeckt (wie die Brillouin-Zone).

1929. Pauli schreibt über die Arbeiten Albert Einsteins an seinen Kollegen Pascual Jordan in Hamburg: "Einstein soll im Berliner Kolloquium schrecklichen Quatsch über einen Fernparallelismus verzapft haben!"

Ende der 1920er Jahre. Die Zeit ist geprägt von persönlichen Problemen. Seine Mutter begeht aufgrund einer Affäre seines Vaters Selbstmord, und mit der zweiten Frau seines Vaters kommt er nicht zurecht. Pauli tritt aus der Kirche aus, geht eine kurze Ehe mit einer Tänzerin ein und hat Alkoholprobleme.
Max Planck lehnt die von Niels BohrWerner Heisenberg und Wolfgang Pauli erarbeitete Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik ab, zusammen mit Schrödinger und Laue. Auch Einstein ist jetzt zum Konservativen geworden. Die heisenbergsche Matrizenmechanik findet Planck "abscheulich", die Schrödinger-Gleichung begrüßt er wie eine Erlösung. Er erwartet, die Wellenmechanik werde die Quantentheorie, sein eigenes Kind, bald überflüssig machen. Die Wissenschaft geht über seine Bedenken hinweg. Auch für ihn selbst gilt, was er in jungen Jahren im Kampf mit dem Alten festgestellt hat:
"Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist." Wissenschaftliche Selbstbiographie, Leipzig 1948.

1930. Einstein konfrontiert Niels Bohr bei der sechsten Solvay-Konferenz überraschend mit seinem Gedankenexperiment der Photonenwaage, mit dem er die Unvollständigkeit der Quantentheorie belegen möchte. Nur einen Tag später kann Bohr zusammen mit Pauli und Heisenberg Einstein unter Hinzuziehen von Überlegungen aus der allgemeinen Relativitätstheorie jedoch widerlegen.

1930. (offener Brief an Lise Meitner und die „Lieben Radioaktiven Damen und Herren“ auf einer Tagung in Tübingen): Pauli postuliert das Neutrino. Er erkennt, dass Energieerhaltungssatz und Impulserhaltungssatz beim radioaktiven Betazerfall nur dann erfüllt sind, wenn bei der Umwandlung eines Neutrons in ein Proton und ein Elektron zusätzlich ein drittes, bis dahin unbekanntes Teilchen entsteht. Da niemand zu diesem Zeitpunkt dieses Teilchen nachweisen kann, postuliert Pauli ein unbekanntes Teilchen.

4. Dezember 1930. Pauli schreibt in einem Brief an Physiker-Kollegen "... Ich habe etwas Schreckliches getan ... Ich habe ein Teilchen postuliert, dass nicht detektiert werden kann ..." und schlägt ein hypothetisches Teilchen vor, das er zunächst Neutron nennt.

1931. Pauli schreibt über Albert Einsteins erneuten Versuch der Konstruktion einer vereinheitlichten Feldtheorie: "Es ist schon eine kühne Tat der Redaktion, ein Referat über eine neue Feldtheorie Einsteins unter die Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften aufzunehmen. Beschert uns doch seine nie versagende Erfindungsgabe sowie seine hartnäckige Energie beim Verfolgen eines bestimmten Zieles in letzter Zeit durchschnittlich etwa eine solche Theorie pro Jahr – wobei es psychologisch interessant ist, dass die jeweilige Theorie vom Autor gewöhnlich eine Zeitlang als die ‚definitive Lösung‘ betrachtet wird."

1931. Pauli erhält die Lorentz-Medaille.

1932 bis 1934. Er begibt sich in psychoanalytische Behandlung bei einer Assistentin von Carl Gustav Jung, Erna Rosenbaum (1897–1957), eine englische Ärztin, die sich gerade dem Kreis C. G. Jungs angeschlossen hat.

1932. Pauli hält einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich (Mathematische Methoden der Quantenmechanik).

1933. Pauli präsentiert seine Hypothese einem breiteren Publikum und stellt die Frage nach einem möglichen experimentellen Nachweis. Er nimmt an, dass das Neutrino nur äußerst schwer nachweisbar ist. Daraufhin arbeitet Enrico Fermi eine Theorie über die grundlegenden Eigenschaften und Wechselwirkungen dieses Teilchens aus und benennt es in Neutrino (italienisch für „kleines Neutron“, „Neutrönchen“) um, um einen Konflikt mit dem heute unter gleichem Namen bekannten Teilchen zu vermeiden.

1933. Pauli schreibt den Band „Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik“ für das Handbuch der Physik, für welches er schon 1926 den Artikel „Quantentheorie“ verfasst hatte.

1934. Die Ehe mit Franziska „Franca“ Bertram (1901–1987) bringt Ruhe in sein Leben. Sie haben keine Kinder.

Ab 1935. Er arbeitet intermittierend in den USA.

1935/36. Er forscht am Institute for Advanced Study in Princeton.

13. März 1938. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wird er automatisch deutscher Staatsbürger. Er stellt daraufhin einen Antrag auf Einbürgerung in die Schweiz, der abgelehnt wird. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges stellt Pauli einen zweiten Einbürgerungsantrag. Auch dieser wird abgewiesen. In der Begründung der Polizeibehörde heißt es:

Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihrem Einbürgerungsgesuch nicht entsprochen werden kann, weil Sie dem Erfordernis der Assimilation in der strengen Auslegung der geltenden Praxis nicht genügen. Dazu kommt, dass Sie beabsichtigen, wenn auch vielleicht nur für einige Zeit, Ihre Tätigkeit nach Amerika zu verlegen. Dadurch wird Ihre Verbundenheit mit unserem Lande eine weitere Lockerung erfahren.“

1940. Er wird Professor in Princeton.

Mai 1940. Pauli schreibt einen Brief an Frank Aydelotte, den Direktor des Institute for Advanced Studies in Princeton, in dem er schildert, dass er nach deutschem Recht als „Dreiviertel-Jude“ gelte und im Falle einer zu befürchtenden deutschen Invasion der Schweiz auch eine entsprechende Behandlung zu befürchten habe. In einem solchen drohenden Fall würde er auf jeden Fall versuchen, nach Frankreich zu fliehen, um in die USA zu gelangen. Pauli wird daraufhin eine Professur in Princeton angeboten, die er dankbar annimmt. In den USA arbeitet er nicht an kriegswichtigen Projekten mit.

1945. Pauli bekommt den Nobelpreis für Physik in Würdigung seiner Formulierung des Ausschließungsprinzips.

1946. Er wird er US-amerikanischer Staatsbürger, geht aber im selben Jahr zurück an die ETH in Zürich, die ihm seine Professorenstelle freigehalten hat.

Vor 1948. Walther Bothe nimmt bereits jetzt das einzige existierende Zyklotron in Heidelberg wieder in Betrieb. Er führt mit seinen Studenten atomkernphysikalische Experimente durch und stellt radioaktive Präparate für die benachbarte Klinik her. Zum Umbau des Zyklotrons holt Bothe Christoph Schmelzer aus Jena, der sich 1949 mit einer Arbeit über das dielektrische Verhalten polar aufgebauter Materie habilitiert. Bothe veranlasst auch, dass Hans Jensen aus Hamburg 1949 nach Heidelberg berufen wurde, ebenso wie Otto Haxel aus Göttingen.
Interesse an den Heidelberger Forschungsarbeiten stellt sich ein. Wolfgang Pauli, der Deutschland nach dem Kriege zunächst fernbleibt, kann von Jensen bewogen werden, nach Heidelberg zu kommen. Eine Gelegenheit dazu bietet sich beim 60. Geburtstag von Walther Bothe. Auch Hans Bethe, George Gamow, Maria Goeppert-Mayer, Lothar Nordheim, Isidor Isaac Rabi, Victor Weisskopf, Eugene Wigner und viele andere hervorragende Persönlichkeiten kommen bald zu Besuchen nach Heidelberg.

1949. Pauli wird Schweizer Staatsbürger.

1950er Jahre. Er kehrt regelmäßig zu Gastvorlesungen nach Princeton zurück und ist an der Gründung des CERN beteiligt.

1950. Er wird in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

1955. (in Pauli, W. (Hrsg.): „Niels Bohr and the development of physics“): Beweis, dass die kombinierten Symmetrieoperationen P (Raumspiegelung), C (Ladungskonjugation), T (Zeitumkehr) eine Symmetrie der relativistischen Quantenfeldtheorie sind (CPT-Theorem). Als dann 1957 entdeckt wird, dass in der schwachen Wechselwirkung P verletzt ist, ist das für Pauli ein Schock.

14. Juni 1956.  Fred Reines und Clyde Cowan senden an Wolfgang Pauli ein Telegramm mit der Erfolgsmitteilung nach Zürich.

1958. Ihm wird die Max-Planck-Medaille verliehen

15. Dezember 1958. Wolfgang Pauli stirbt überraschend an einem Pankreas-Krebs in einem Zürcher Spital in einem Zimmer mit der Nummer „137“, was er bei seiner Einweisung dort als schlechtes Zeichen angesehen hatte (siehe Wert der Feinstrukturkonstante).

1969. In Wien Penzing (14. Bezirk) wird die Wolfgang-Pauli-Gasse nach ihm benannt. Die Wolfgang-Pauli-Strasse führt durch den Campus Hönggerberg der ETH Zürich.

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Bilder aus Wikimedia Commons
Wolfgang Pauli, Lizenz: Public Domain, Urheber: Nobel foundation

Quellen