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| Wolfgang Pauli |
Der österreichische Physiker Wolfgang Ernst Pauli wurde am 25. April 1900 in Wien geboren († 15. Dezember 1958 in Zürich). Der Wissenschaftler und Nobelpreisträger, zählt zu den bedeutendsten Physikern des 20. Jahrhunderts. Er formulierte 1925 das später nach ihm benannte Pauli-Prinzip, welches eine quantentheoretische Erklärung des Aufbaus eines Atoms darstellt und weitreichende Bedeutung auch für größere Strukturen hat.
Pauli lieferte viele wesentliche Beiträge zur modernen Physik, speziell auf dem Gebiet der Quantenmechanik. Sein Perfektionsdrang führte dazu, dass er vor der Publikation zögerte und seine Resultate stattdessen in intensiven Briefwechseln mit seinen Kollegen, insbesondere mit Niels Bohr, Werner Heisenberg (der seinerseits seine meisten Arbeiten vor der Publikation Pauli vorlegte) und Pascual Jordan, mit denen er eng befreundet war, weitergab (von ihm sind „nur“ 93 Artikel und 11 Bücher, aber über 2000 wissenschaftliche Briefe erhalten). Dass seine Ergebnisse so in die "Folklore" der Physik eingingen, reichte Pauli oft völlig aus ("Ich kann es mir leisten, nicht zitiert zu werden").
Pauli war ein ausgesprochener „Gesellschaftsmensch“. Er war schon in seiner Studienzeit bekannt dafür, dass er sich gerne bis spät in die Nacht in verschiedenen Kneipen aufhielt und deswegen oft erst spät am nächsten Morgen zur Arbeit erschien. In seiner Jugendzeit war Pauli strikter Abstinenzler gewesen. Er war jedoch in seiner Hamburger Zeit im Zusammensein mit seinen Freunden, dem Astronomen Walter Baade, dem Physiker Otto Stern und dem Mathematiker Erich Hecke auf einen anderen Geschmack gekommen und meinte dazu später: „Als ich nach Hamburg kam, wechselte ich unter dem Einfluss von Stern direkt vom Mineralwasser zum Champagner.“
Sein Göttinger Mentor Max Born schrieb über seinen ehemaligen Assistenten an Albert Einstein: „Der Bericht über den ‚kleinen Pauli‘ ist nicht ganz vollständig. Ich erinnere mich, dass er lange zu schlafen liebte und mehr als einmal die Vorlesung um 11 Uhr verpasste. Wir schickten dann unser Hausmädchen um halb 11 zu ihm, um sicher zu sein, dass er auf sei. Er war ohne Zweifel ein Genius ersten Ranges; aber meine Besorgnis ‚einen so guten Assistenten werde ich nie mehr kriegen‘, war doch unberechtigt. Sein Nachfolger Heisenberg war ebenso genial und dabei gewissenhafter: ihn brauchten wir nicht wecken zu lassen oder sonst an seine Pflichten erinnern.“
Was Physik betrifft, war Pauli als Perfektionist bekannt. Dies beschränkte sich nicht nur auf seine eigene Arbeit, sondern er geißelte auch Fehler seiner Fachkollegen unerbittlich. So wurde er zum Gewissen der Physik, bezeichnete Arbeiten oft unverblümt als „ganz falsch“ oder steigerte seine Ablehnung etwa wie folgt: „Das ist nicht nur nicht richtig, es ist nicht einmal falsch!“. In Kollegenkreisen kursierten deshalb Witze wie etwa der folgende: „Nach Paulis Tod gewährte Gott ihm eine Audienz. Pauli fragte Gott, warum die Feinstrukturkonstante den Wert 1/137 habe. Gott nickte, ging zur Tafel und begann, Gleichung nach Gleichung in rasender Geschwindigkeit abzuleiten. Pauli sah zunächst mit großer Genugtuung zu, aber bald schon begann er heftig und entschieden, seinen Kopf zu schütteln …“
Mit seinem Kollegen Paul Ehrenfest, der wie Pauli einen Artikel in der Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften verfasst hatte, verband ihn eine herzliche Freundschaft, die die beiden aber nicht am Austausch bissiger Bonmots hinderte: Ehrenfest: „Herr Pauli, Ihr Enzyklopädieartikel gefällt mir besser als Sie selbst!“, daraufhin Pauli: „Das ist doch komisch, mir geht es mit Ihnen gerade umgekehrt!“
Auch sonst machte Pauli gerne amüsierte oder maliziöse Kommentare über seine Kollegen. Über seinen Assistenten Rudolf Peierls meinte er: „Der Peierls, der spricht so schnell; bis man verstanden hat, was er sagt, behauptet er schon das Gegenteil!“
Eine andere Anekdote berichtet davon, dass der immer optimistische Werner Heisenberg seine von ihm aufgestellte Einheitliche Feldtheorie – über die er mit Pauli diskutiert hatte, der sich aber zunehmend davon distanzierte – im Radio als „Heisenberg-Pauli-Theorie“ vorstellte und sagte, sie stünde kurz vor der Vollendung, es fehlten „nur ein paar Details“. Pauli schickte darauf an George Gamow am 1. März 1958 eine Postkarte, auf der nur ein Quadrat gezeichnet war mit der Bemerkung „Ich kann malen wie Tizian.“ Darunter stand in kleiner Schrift: „Es fehlen nur die Details.“
Berüchtigt war Pauli bei Experimentalphysikern für seine handwerkliche Ungeschicklichkeit, ja sie argwöhnten sogar im Scherz, dass seine bloße Anwesenheit im Raum oder auch nur in derselben Stadt Laborgeräte zum Versagen brachte (oft thematisiert: „Pauli-Effekt“ genannt).
Paulis Kritik hatte bisweilen aber auch negative Folgen, in mehr als einem Fall hinderte sie andere Physiker, die sich auf sein Urteil verließen, an der Publikation bedeutender Resultate. Bekannt ist der Fall von Ralph Kronig im Fall des Spins.
Pauli war mit dem Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung befreundet und diskutierte mit ihm dessen Arbeiten. Im Briefwechsel der beiden Forscher während der Jahre von 1932 bis 1958 wird deutlich, dass Wolfgang Pauli großen Anteil an der Konzeption des Begriffes Synchronizität hat, wie er von C. G. Jung eingeführt wurde, und darüber hinaus an der Konkretisierung der für Jungs Werk zentralen Begriffe des kollektiven Unbewussten sowie der Archetypen. Pauli interessierte sich besonders für die Genese von Johannes Keplers Ideen. Die bisherige Untersuchung seiner Aufzeichnungen belegt, dass Paulis Auseinandersetzung mit diesen Themen nicht einem rein akademischen Interesse entsprang, sondern in tiefgehendem eigenem Erleben wurzelte – der existentiellen Auseinandersetzung mit dem archetypischen „Geist der Materie“.
Seine Assistenten waren u. a. Ralph Kronig, Felix Bloch, Rudolf Peierls, Hendrik Casimir, Markus Fierz, Josef-Maria Jauch, Nicholas Kemmer, Victor Weisskopf, Charles Enz, Res Jost. Sein Schüler war u. a. Robert Oppenheimer.
An der ETH Zürich finden jedes Jahr „Wolfgang-Pauli-Vorlesungen“ statt.
Nach Wolfgang Pauli ist ein Mondkrater benannt.
An der Universität Hamburg ist der größte Hörsaal der Physikalischen Institute nach Wolfgang Pauli benannt.
"Ich wusste, dass er ein Genie war, nur vergleichbar mit Einstein. Als Wissenschaftler war er sogar größer als Einstein. Aber er war ein völlig anderer Typ Mensch, der in meinen Augen nicht Einsteins Größe erreichte."
– Max Born: in seiner Ausgabe seines Briefwechsels mit Albert Einstein
"Er ist außerordentlich klug und kann sehr viel, einen so guten Assistenten werde ich nie mehr kriegen"
– Max Born: 1921 über seinen Assistenten Pauli
Dem Roman "Gehen, ging, gegangen" von Jenny Erpenbeck ist ein Zitat von Wolfgang Pauli vorangestellt: "Gott schuf das Volumen, der Teufel die Oberfläche."
Leben
25. April 1900. Pauli wird in Wien als Sohn eines Arztes und Universitätsprofessors für Kolloidchemie, Wolfgang Josef Pauli (1869–1955), geboren, der aus einer jüdischen Prager Verleger-Familie stammt, aber zum Katholizismus konvertiert ist (sein ursprünglicher Name ist Wolf Pascheles). Seine Mutter Berta „Maria“ ist Journalistin und Frauenrechtlerin. Pauli hat eine Schwester Hertha Pauli, die Schauspielerin und Schriftstellerin ist. Mit zweitem Vornamen wird Pauli nach seinem Patenonkel benannt, dem Physiker Ernst Mach.
Pauli besucht in Wien das Bundesgymnasium XIX in der Gymnasiumstraße 83, 1190 Wien und gilt schon dort als mathematisches Wunderkund. In seiner Klasse ist Richard Kuhn, der 1938 den Nobelpreis für Chemie erhält. Man erzählt sich, dass in einer Physikstunde der Professor an der Tafel einen Fehler macht, diesen jedoch auch nach langem Suchen nicht findet. Zur großen Erheiterung der Klasse ruft er dann verzweifelt: "Pauli, jetzt sagen Sie mir schon, wo der Fehler liegt, Sie wissen es doch längst."
1918. Er veröffentlichte gleich nach der Matura seine erste Arbeit über Hermann Weyls Erweiterung von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie (Weyls Buch Raum-Zeit-Materie erscheint im gleichen Jahr).
Ab 1919. Pauli studiert Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München bei Arnold Sommerfeld.
1920. Sein Artikel "Relativitätstheorie" erscheint in der "Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften", der später auch separat in Buchform herausgegeben wird. Diese Arbeit macht ihn in der Sommerfeld-Schule zur Legende. Er zeigt eine für einen Studenten außergewöhnliche "Beherrschung" und Kenntnis der Literatur. Der selbstkritische Pauli wirft sich allerdings später vor, wichtige Dinge wie die Bianchi-Identität, die in der Allgemeinen Relativitätstheorie die Energieerhaltung ausdrückt, übersehen zu haben.
1921. Er promoviert in in kürzest möglicher Zeit mit einer Arbeit über das Wasserstoffmolekülion (das einfachste Molekül) summa cum laude. Physikalisch ist die Arbeit eine Enttäuschung, zeigt sie doch deutlich die Grenzen des Bohrschen Atommodells.
1921/22. Er arbeitet auch als Assistent von Professor Max Born in Göttingen am Bohrschen Atommodell weiter (Anwendung der Methoden der Himmelsmechanik, insbesondere der Störungstheorie, wie sie Born in seinem Buch Atomphysik darstellt).
Zudem werden in den 1920er Jahren von Max Born zusammen mit Wolfgang Pauli, Werner Heisenberg, Pascual Jordan und Friedrich Hund große Teile der modernen Quantenmechanik entwickelt. James Franck ist zu der Zeit Professor für Experimentelle Physik in Göttingen.
Wenn radioaktive Atome zerfallen, kann man den sogenannten Betazerfall beobachten, den es in zwei Varianten gibt. Beim Beta-Minus-Zerfall, der unter anderem beim Tritium vorkommt, wandelt sich ein Neutron im Atomkern zu einem positiv geladenen Proton. Ein negativ geladenes Elektron fliegt aus dem Kern davon.
Zusammen mit dem verbleibenden Kern scheint es sich somit um ein Zweikörperproblem zu handeln. Bevor Neutrinos bekannt sind, bleibt der Betazerfall rätselhaft. Auf jedem Billardtisch fliegen die Kugeln nach einem Stoß entsprechend den strengen physikalischen Regeln der Erhaltung von Energie und Impuls auseinander. Das ist beim Betazerfall scheinbar anders. Es fehlt Energie in der Bilanz der wegfliegenden Elektronen. Damit lässt sich das kontinuierliche Energiespektrum der Beta-Elektronen nur erklären, wenn man eine Verletzung des Energieerhaltungssatzes annimmt.
Das führt Wolfgang Pauli dazu, ein neues Elementarteilchen anzunehmen, das von den Detektoren unbeobachtet gleichzeitig mit dem Elektron aus dem Kern ausgesandt wird. Dieses Teilchen trägt einen Teil der beim Zerfall freiwerdenden Energie davon. Auf diese Weise können die Elektronen der Betastrahlung unterschiedlich viel kinetische Energie erhalten, ohne dass die Energieerhaltung verletzt ist. Pauli vermutet für das neu angenommene Teilchen eine Masse von 511 Kiloelektronenvolt.
1922/23. Er geht für ein weiteres Jahr zu Niels Bohr nach Kopenhagen.
1923 bis 1928. In der entscheidenden „Sturm-und-Drang-Zeit“ der Quantenmechanik, ist Pauli Professor in Hamburg. Die Hamburger Zeit betrachtet er im Rückblick als die wohl glücklichste Zeit seines Lebens, sicher auch deswegen, weil er hier in dem Physiker Otto Stern, dem Mathematiker Erich Hecke und dem Astronomen Walter Baade gleichgesinnte Kollegen findet, mit denen er den wissenschaftlichen und freundschaftlichen Austausch pflegen kann.
1924. In den "Naturwissenschaften, Bd.12" erscheint seine Arbeit Entdeckung des „Kernspins“ zur Erklärung der Hyperfeinstruktur der Atomspektren.
1925. In der Zeitschrift für Physik, Bd.31, 1925, S. 765 führt Pauli einen neuen Freiheitsgrad in der Quantenmechanik ein, um bestehende Inkonsistenzen bei der Interpretation von beobachteten Atomspektren zu eliminieren. Dieser Freiheitsgrad wird 1925 von George Eugene Uhlenbeck und Samuel Abraham Goudsmit als Elektronenspin identifiziert. Pauli formuliert damit sein Ausschließungsprinzip, das wohl seinen wichtigsten Beitrag zur Quantenmechanik darstellt. In ihm drückt sich die Fermi-Dirac-Statistik aus: zwei Fermionen können nicht im selben Quantenzustand sein (allerdings haben sie wegen des spins, der „up“ oder „down“ sein kann, für jedes Energieniveau zwei Besetzungsmöglichkeiten). Letztlich liegt in diesem Verhalten der Fermionen der Grund, warum Materie nicht in sich zusammenfällt. Außerdem lassen sich so die „magischen Zahlen“ im Periodensystem durch die Besetzung der Elektronenschalen erklären. Der Weg zum Ausschließungsprinzip wird von Pauli in seinem Nobelvortrag geschildert.
1926. Robert Oppenheimer veröffentlicht mehrere Arbeiten über die quantenmechanische Behandlung komplexer Fragen der Atomstruktur. Durch diese Arbeiten wird Max Born auf Oppenheimer aufmerksam und bietet ihm einen Platz als Doktorand in Göttingen an. Hier, an der Universität Göttingen, dem derzeit weltweit führenden Zentrum der Atomphysik, kommt es zum Gedankenaustausch zwischen dem jungen Oppenheimer und den großen Atom-Wissenschaftlern der Zeit, Werner Heisenberg, Pascual Jordan, Niels Bohr, Wolfgang Pauli, Enrico Fermi, Paul Dirac und Edward Teller.
1926. In der Zeitschrift für Physik Bd. 36, 336 löst Pauli kurz nach der Veröffentlichung der Heisenbergschen Matrizendarstellung der Quantenmechanik den schwierigen Fall des Wasserstoffatoms, also den grundlegenden Fall der Atomphysik. Dies trägt entscheidend zur Akzeptanz der Heisenbergschen Theorie bei. Auch in der Diskussion zwischen Werner Heisenberg und Niels Bohr um die Interpretation der Quantenmechanik beteiligt er sich als „Schiedsrichter“ und klärende Kraft.
1927. Zeitschrift für Physik, Bd.43, S. 601, „Zur Quantenmechanik des magnetischen Elektrons“): Pauli führt die Pauli-Matrizen ein, um den Spin von Elektronen zu beschreiben
1928. In seiner Leipziger Zeit leistet Werner Heisenberg wichtige Beiträge zur Atomkernphysik (Einführung des Isospins), entwickelt eine Theorie des Ferromagnetismus (Heisenberg-Ferromagnet mit Austausch-Wechselwirkung, 1928) und leistet unter anderem mit Wolfgang Pauli Pionierarbeit in der Quantenfeldtheorie. Hier sind insbesondere die Arbeiten mit seinem im Krieg gefallenen Assistenten Hans Euler zu erwähnen, unter anderem zu Modifikation der Gleichungen des elektromagnetischen Feldes bei Paarerzeugung aus dem Vakuum.
1929. Rudolf Peierls ist Assistent bei Wolfgang Pauli in Zürich. Hier und in Leipzig entstehen später klassische Arbeiten von Peierls zur Festkörperphysik, teilweise in Zusammenarbeit mit Felix Bloch, der ebenfalls bei Heisenberg in Leipzig mitarbeitet.
Nach Abschluss des Studiums arbeitet Peierls zunächst auf verschiedenen Gebieten der Festkörperphysik und Halbleiterphysik, wobei er die neuen Ideen der sich entwickelnden Quantenmechanik auf diese Fragestellungen anwandte. Er beschreibt erstmals den Umklappprozess und veröffentlichte fundamentale Arbeiten über das Verhalten von Elektronen in Metallen, wobei er auch die Loch-Leitung positiver Ladungsträger in Halbleitern entdeckt. Viele seiner damaligen Ideen fliessen in den „Festkörper-Kanon“ ein oder werden sogar später wiederentdeckt (wie die Brillouin-Zone).
1929. Pauli schreibt über die Arbeiten Albert Einsteins an seinen Kollegen Pascual Jordan in Hamburg: "Einstein soll im Berliner Kolloquium schrecklichen Quatsch über einen Fernparallelismus verzapft haben!"
Ende der 1920er Jahre. Die Zeit ist geprägt von persönlichen Problemen. Seine Mutter begeht aufgrund einer Affäre seines Vaters Selbstmord, und mit der zweiten Frau seines Vaters kommt er nicht zurecht. Pauli tritt aus der Kirche aus, geht eine kurze Ehe mit einer Tänzerin ein und hat Alkoholprobleme.
Max Planck lehnt die von Niels Bohr, Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli erarbeitete Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik ab, zusammen mit Schrödinger und Laue. Auch Einstein ist jetzt zum Konservativen geworden. Die heisenbergsche Matrizenmechanik findet Planck "abscheulich", die Schrödinger-Gleichung begrüßt er wie eine Erlösung. Er erwartet, die Wellenmechanik werde die Quantentheorie, sein eigenes Kind, bald überflüssig machen. Die Wissenschaft geht über seine Bedenken hinweg. Auch für ihn selbst gilt, was er in jungen Jahren im Kampf mit dem Alten festgestellt hat:
"Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist." Wissenschaftliche Selbstbiographie, Leipzig 1948.
1931. Pauli schreibt über Albert Einsteins erneuten Versuch der Konstruktion einer vereinheitlichten Feldtheorie: "Es ist schon eine kühne Tat der Redaktion, ein Referat über eine neue Feldtheorie Einsteins unter die Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften aufzunehmen. Beschert uns doch seine nie versagende Erfindungsgabe sowie seine hartnäckige Energie beim Verfolgen eines bestimmten Zieles in letzter Zeit durchschnittlich etwa eine solche Theorie pro Jahr – wobei es psychologisch interessant ist, dass die jeweilige Theorie vom Autor gewöhnlich eine Zeitlang als die ‚definitive Lösung‘ betrachtet wird."
1931. Pauli erhält die Lorentz-Medaille.
1932 bis 1934. Er begibt sich in psychoanalytische Behandlung bei einer Assistentin von Carl Gustav Jung, Erna Rosenbaum (1897–1957), eine englische Ärztin, die sich gerade dem Kreis C. G. Jungs angeschlossen hat.
1932. Pauli hält einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich (Mathematische Methoden der Quantenmechanik).
1949. Pauli wird Schweizer Staatsbürger.
1950er Jahre. Er kehrt regelmäßig zu Gastvorlesungen nach Princeton zurück und ist an der Gründung des CERN beteiligt.
1950. Er wird in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
1955. (in Pauli, W. (Hrsg.): „Niels Bohr and the development of physics“): Beweis, dass die kombinierten Symmetrieoperationen P (Raumspiegelung), C (Ladungskonjugation), T (Zeitumkehr) eine Symmetrie der relativistischen Quantenfeldtheorie sind (CPT-Theorem). Als dann 1957 entdeckt wird, dass in der schwachen Wechselwirkung P verletzt ist, ist das für Pauli ein Schock.
1929. Pauli schreibt über die Arbeiten Albert Einsteins an seinen Kollegen Pascual Jordan in Hamburg: "Einstein soll im Berliner Kolloquium schrecklichen Quatsch über einen Fernparallelismus verzapft haben!"
Ende der 1920er Jahre. Die Zeit ist geprägt von persönlichen Problemen. Seine Mutter begeht aufgrund einer Affäre seines Vaters Selbstmord, und mit der zweiten Frau seines Vaters kommt er nicht zurecht. Pauli tritt aus der Kirche aus, geht eine kurze Ehe mit einer Tänzerin ein und hat Alkoholprobleme.
Max Planck lehnt die von Niels Bohr, Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli erarbeitete Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik ab, zusammen mit Schrödinger und Laue. Auch Einstein ist jetzt zum Konservativen geworden. Die heisenbergsche Matrizenmechanik findet Planck "abscheulich", die Schrödinger-Gleichung begrüßt er wie eine Erlösung. Er erwartet, die Wellenmechanik werde die Quantentheorie, sein eigenes Kind, bald überflüssig machen. Die Wissenschaft geht über seine Bedenken hinweg. Auch für ihn selbst gilt, was er in jungen Jahren im Kampf mit dem Alten festgestellt hat:
"Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern dadurch, dass die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist." Wissenschaftliche Selbstbiographie, Leipzig 1948.
1930. Einstein konfrontiert Niels Bohr bei der sechsten Solvay-Konferenz überraschend mit seinem Gedankenexperiment der Photonenwaage, mit dem er die Unvollständigkeit der Quantentheorie belegen möchte. Nur einen Tag später kann Bohr zusammen mit Pauli und Heisenberg Einstein unter Hinzuziehen von Überlegungen aus der allgemeinen Relativitätstheorie jedoch widerlegen.
1930. (offener Brief an Lise Meitner und die „Lieben Radioaktiven Damen und Herren“ auf einer Tagung in Tübingen): Pauli postuliert das Neutrino. Er erkennt, dass Energieerhaltungssatz und Impulserhaltungssatz beim radioaktiven Betazerfall nur dann erfüllt sind, wenn bei der Umwandlung eines Neutrons in ein Proton und ein Elektron zusätzlich ein drittes, bis dahin unbekanntes Teilchen entsteht. Da niemand zu diesem Zeitpunkt dieses Teilchen nachweisen kann, postuliert Pauli ein unbekanntes Teilchen.
1930. (offener Brief an Lise Meitner und die „Lieben Radioaktiven Damen und Herren“ auf einer Tagung in Tübingen): Pauli postuliert das Neutrino. Er erkennt, dass Energieerhaltungssatz und Impulserhaltungssatz beim radioaktiven Betazerfall nur dann erfüllt sind, wenn bei der Umwandlung eines Neutrons in ein Proton und ein Elektron zusätzlich ein drittes, bis dahin unbekanntes Teilchen entsteht. Da niemand zu diesem Zeitpunkt dieses Teilchen nachweisen kann, postuliert Pauli ein unbekanntes Teilchen.
4. Dezember 1930. Pauli schreibt in einem Brief an Physiker-Kollegen "... Ich habe etwas Schreckliches getan ... Ich habe ein Teilchen postuliert, dass nicht detektiert werden kann ..." und schlägt ein hypothetisches Teilchen vor, das er zunächst Neutron nennt.
1931. Pauli schreibt über Albert Einsteins erneuten Versuch der Konstruktion einer vereinheitlichten Feldtheorie: "Es ist schon eine kühne Tat der Redaktion, ein Referat über eine neue Feldtheorie Einsteins unter die Ergebnisse der exakten Naturwissenschaften aufzunehmen. Beschert uns doch seine nie versagende Erfindungsgabe sowie seine hartnäckige Energie beim Verfolgen eines bestimmten Zieles in letzter Zeit durchschnittlich etwa eine solche Theorie pro Jahr – wobei es psychologisch interessant ist, dass die jeweilige Theorie vom Autor gewöhnlich eine Zeitlang als die ‚definitive Lösung‘ betrachtet wird."
1931. Pauli erhält die Lorentz-Medaille.
1932 bis 1934. Er begibt sich in psychoanalytische Behandlung bei einer Assistentin von Carl Gustav Jung, Erna Rosenbaum (1897–1957), eine englische Ärztin, die sich gerade dem Kreis C. G. Jungs angeschlossen hat.
1932. Pauli hält einen Plenarvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich (Mathematische Methoden der Quantenmechanik).
1933. Pauli präsentiert seine Hypothese einem breiteren Publikum und stellt die Frage nach einem möglichen experimentellen Nachweis. Er nimmt an, dass das Neutrino nur äußerst schwer nachweisbar ist. Daraufhin arbeitet Enrico Fermi eine Theorie über die grundlegenden Eigenschaften und Wechselwirkungen dieses Teilchens aus und benennt es in Neutrino (italienisch für „kleines Neutron“, „Neutrönchen“) um, um einen Konflikt mit dem heute unter gleichem Namen bekannten Teilchen zu vermeiden.
1933. Pauli schreibt den Band „Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik“ für das Handbuch der Physik, für welches er schon 1926 den Artikel „Quantentheorie“ verfasst hatte.
1934. Die Ehe mit Franziska „Franca“ Bertram (1901–1987) bringt Ruhe in sein Leben. Sie haben keine Kinder.
Ab 1935. Er arbeitet intermittierend in den USA.
1935/36. Er forscht am Institute for Advanced Study in Princeton.
13. März 1938. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wird er automatisch deutscher Staatsbürger. Er stellt daraufhin einen Antrag auf Einbürgerung in die Schweiz, der abgelehnt wird. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges stellt Pauli einen zweiten Einbürgerungsantrag. Auch dieser wird abgewiesen. In der Begründung der Polizeibehörde heißt es:
„Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihrem Einbürgerungsgesuch nicht entsprochen werden kann, weil Sie dem Erfordernis der Assimilation in der strengen Auslegung der geltenden Praxis nicht genügen. Dazu kommt, dass Sie beabsichtigen, wenn auch vielleicht nur für einige Zeit, Ihre Tätigkeit nach Amerika zu verlegen. Dadurch wird Ihre Verbundenheit mit unserem Lande eine weitere Lockerung erfahren.“
1940. Er wird Professor in Princeton.
Mai 1940. Pauli schreibt einen Brief an Frank Aydelotte, den Direktor des Institute for Advanced Studies in Princeton, in dem er schildert, dass er nach deutschem Recht als „Dreiviertel-Jude“ gelte und im Falle einer zu befürchtenden deutschen Invasion der Schweiz auch eine entsprechende Behandlung zu befürchten habe. In einem solchen drohenden Fall würde er auf jeden Fall versuchen, nach Frankreich zu fliehen, um in die USA zu gelangen. Pauli wird daraufhin eine Professur in Princeton angeboten, die er dankbar annimmt. In den USA arbeitet er nicht an kriegswichtigen Projekten mit.
1945. Pauli bekommt den Nobelpreis für Physik in Würdigung seiner Formulierung des Ausschließungsprinzips.
1946. Er wird er US-amerikanischer Staatsbürger, geht aber im selben Jahr zurück an die ETH in Zürich, die ihm seine Professorenstelle freigehalten hat.
Vor 1948. Walther Bothe nimmt bereits jetzt das einzige existierende Zyklotron in Heidelberg wieder in Betrieb. Er führt mit seinen Studenten atomkernphysikalische Experimente durch und stellt radioaktive Präparate für die benachbarte Klinik her. Zum Umbau des Zyklotrons holt Bothe Christoph Schmelzer aus Jena, der sich 1949 mit einer Arbeit über das dielektrische Verhalten polar aufgebauter Materie habilitiert. Bothe veranlasst auch, dass Hans Jensen aus Hamburg 1949 nach Heidelberg berufen wurde, ebenso wie Otto Haxel aus Göttingen.
1933. Pauli schreibt den Band „Die allgemeinen Prinzipien der Wellenmechanik“ für das Handbuch der Physik, für welches er schon 1926 den Artikel „Quantentheorie“ verfasst hatte.
1934. Die Ehe mit Franziska „Franca“ Bertram (1901–1987) bringt Ruhe in sein Leben. Sie haben keine Kinder.
Ab 1935. Er arbeitet intermittierend in den USA.
1935/36. Er forscht am Institute for Advanced Study in Princeton.
13. März 1938. Nach dem „Anschluss“ Österreichs wird er automatisch deutscher Staatsbürger. Er stellt daraufhin einen Antrag auf Einbürgerung in die Schweiz, der abgelehnt wird. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges stellt Pauli einen zweiten Einbürgerungsantrag. Auch dieser wird abgewiesen. In der Begründung der Polizeibehörde heißt es:
„Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihrem Einbürgerungsgesuch nicht entsprochen werden kann, weil Sie dem Erfordernis der Assimilation in der strengen Auslegung der geltenden Praxis nicht genügen. Dazu kommt, dass Sie beabsichtigen, wenn auch vielleicht nur für einige Zeit, Ihre Tätigkeit nach Amerika zu verlegen. Dadurch wird Ihre Verbundenheit mit unserem Lande eine weitere Lockerung erfahren.“
1940. Er wird Professor in Princeton.
Mai 1940. Pauli schreibt einen Brief an Frank Aydelotte, den Direktor des Institute for Advanced Studies in Princeton, in dem er schildert, dass er nach deutschem Recht als „Dreiviertel-Jude“ gelte und im Falle einer zu befürchtenden deutschen Invasion der Schweiz auch eine entsprechende Behandlung zu befürchten habe. In einem solchen drohenden Fall würde er auf jeden Fall versuchen, nach Frankreich zu fliehen, um in die USA zu gelangen. Pauli wird daraufhin eine Professur in Princeton angeboten, die er dankbar annimmt. In den USA arbeitet er nicht an kriegswichtigen Projekten mit.
1945. Pauli bekommt den Nobelpreis für Physik in Würdigung seiner Formulierung des Ausschließungsprinzips.
1946. Er wird er US-amerikanischer Staatsbürger, geht aber im selben Jahr zurück an die ETH in Zürich, die ihm seine Professorenstelle freigehalten hat.
Vor 1948. Walther Bothe nimmt bereits jetzt das einzige existierende Zyklotron in Heidelberg wieder in Betrieb. Er führt mit seinen Studenten atomkernphysikalische Experimente durch und stellt radioaktive Präparate für die benachbarte Klinik her. Zum Umbau des Zyklotrons holt Bothe Christoph Schmelzer aus Jena, der sich 1949 mit einer Arbeit über das dielektrische Verhalten polar aufgebauter Materie habilitiert. Bothe veranlasst auch, dass Hans Jensen aus Hamburg 1949 nach Heidelberg berufen wurde, ebenso wie Otto Haxel aus Göttingen.
Interesse an den Heidelberger Forschungsarbeiten stellt sich ein. Wolfgang Pauli, der Deutschland nach dem Kriege zunächst fernbleibt, kann von Jensen bewogen werden, nach Heidelberg zu kommen. Eine Gelegenheit dazu bietet sich beim 60. Geburtstag von Walther Bothe. Auch Hans Bethe, George Gamow, Maria Goeppert-Mayer, Lothar Nordheim, Isidor Isaac Rabi, Victor Weisskopf, Eugene Wigner und viele andere hervorragende Persönlichkeiten kommen bald zu Besuchen nach Heidelberg.
1949. Pauli wird Schweizer Staatsbürger.
1950er Jahre. Er kehrt regelmäßig zu Gastvorlesungen nach Princeton zurück und ist an der Gründung des CERN beteiligt.
1950. Er wird in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
1955. (in Pauli, W. (Hrsg.): „Niels Bohr and the development of physics“): Beweis, dass die kombinierten Symmetrieoperationen P (Raumspiegelung), C (Ladungskonjugation), T (Zeitumkehr) eine Symmetrie der relativistischen Quantenfeldtheorie sind (CPT-Theorem). Als dann 1957 entdeckt wird, dass in der schwachen Wechselwirkung P verletzt ist, ist das für Pauli ein Schock.
14. Juni 1956. Fred Reines und Clyde Cowan senden an Wolfgang Pauli ein Telegramm mit der Erfolgsmitteilung nach Zürich.
1958. Ihm wird die Max-Planck-Medaille verliehen
15. Dezember 1958. Wolfgang Pauli stirbt überraschend an einem Pankreas-Krebs in einem Zürcher Spital in einem Zimmer mit der Nummer „137“, was er bei seiner Einweisung dort als schlechtes Zeichen angesehen hatte (siehe Wert der Feinstrukturkonstante).
1969. In Wien Penzing (14. Bezirk) wird die Wolfgang-Pauli-Gasse nach ihm benannt. Die Wolfgang-Pauli-Strasse führt durch den Campus Hönggerberg der ETH Zürich.
1958. Ihm wird die Max-Planck-Medaille verliehen
15. Dezember 1958. Wolfgang Pauli stirbt überraschend an einem Pankreas-Krebs in einem Zürcher Spital in einem Zimmer mit der Nummer „137“, was er bei seiner Einweisung dort als schlechtes Zeichen angesehen hatte (siehe Wert der Feinstrukturkonstante).
1969. In Wien Penzing (14. Bezirk) wird die Wolfgang-Pauli-Gasse nach ihm benannt. Die Wolfgang-Pauli-Strasse führt durch den Campus Hönggerberg der ETH Zürich.
Spenden für Gar Nix sind willkommen
Skrill: https://account.skrill.com/signup/page1?rid=70059833 an ueberhauptgarnix@googlemail.com
Bilder aus Wikimedia Commons
Wolfgang Pauli, Lizenz: Public Domain, Urheber: Nobel foundation
Quellen
