Sonntag, 19. Oktober 2014

Atomkraftwerk BASF

BASF Ludwigshafen
Das geplante deutsche Atomkraftwerk BASF solle auf dem Gelände der Firma BASF (ehemals: „Badische Anilin- & Soda-Fabrik“) bei Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) gebaut werden um für das Firmengelände von BASF Prozessdampf und Elektrizität liefern.

Nach problematischen Verhandlungen über den Bau des Atomkraftwerks wurde das Projekt aufgegeben. Heute steht auf dem Grundstück ein Kohlekraftwerk der Firma BASF. Auf der anderen Seite des Ufers sollte einst das Atomkraftwerk Kirschgartshausen entstehen. Dieses wurde ebenfalls verworfen.

Geschichte

1960er Jahre. Ursprünglich ist geplant, das Unternehmen Kernkraftwerk BASF-Mannheim AG zusammen mit RWE zu gründen. Daraus soll eine Planungsgesellschaft und ein Betreiberunternehmen für das Atomraftwerk entstehen.
Für das geplante Atomkraftwerk gibt es drei Standorte: Bei einer alten Karbidfabrik in der Westmitte von Ludwigshafen, die östlich gelegene Friesenheimer Insel (auf baden-württembergischer Seite) und am Frankenthaler Kanal, der im Norden liegt. Alle Standorte werden als gleichwertig eingestuft. Daher wählt BASF zum eigenen Vorteil den Standort bei der alten Karbidfabrik aus. Dort ist die Anbindung am leichtesten, denn dort sind bereits Anlagen, die Prozessdampf und Elektrizität für BASF ausspeisen.
Nachdem die Rheinisch-Westfälischen Elektritzitätswerke angekündigt haben, nahe dem hessischen Biblis ein Großatomkraftwerk zu bauen, wird das Projekt der Firma BASF in die Defensive gedrängt. 

1968. Weil RWE auf sein Monopol in der Stromerzeugung pocht, führt BASF das Projekt ab 1968 in eigener Sache weiter. 

7. Mai 1969. BASF beantragt die Genehmigung für die Errichtung des Atomkraftwerks mit zwei Druckwasserreaktoren (DWR/PWR) der Kraftwerk Union. 

November 1969. BASF gibt eine offizielle Kaufabsicht an die Kraftwerk Union über. Die Kosten für die Planung des Atomkraftwerks belaufen sich auf 1,5 Millionen Deutsche Mark. BASF rechnet damit, das Atomkraftwerk im Jahr 1975 in Betrieb zu nehmen. Die Landesminister von Rheinland-Pfalz unterstützen das Projekt voll und ganz. Man versucht sogar, das Projekt in Biblis zu verhindern.
Weil das Atomkraftwerk BASF das erste Atomkraftwerk ist, das Prozessdampf ausspeisen soll, bekommt es hohe Fördersummen von der Europäischen Bank in Brüssel. Man macht sich weiterhin trotzdem noch Hoffnungen, dass RWE wieder in das Projekt einsteigen würde, jedoch scheint dieses dem Bau von Biblis A, dem zu dieser Zeit größten Atomkraftwerk der Welt, höhere Prioritäten zuzuweisen. Nachdem es zu einen finanziellen Problem innerhalb des BASF-Konzerns kommt, wird die Produktion des zweiten Druckbehälters bei der Firma Klöckner gestoppt und der zweite Reaktorblock verworfen. Später muss aufgrund eines Moratoriums der rheinland-pfälzischen Regierung der Druckbehälter des ersten Blocks in einen Produktionsstopp gehen. Es gibt während dieses Stopps einige Diskussionen über nicht erfüllte Sicherheitskriterien.

1970. Der erste Block wird auch verworfen. Die Kosten für das Druckgefäß betrugen bis zu diesen Zeitpunkt zwei Millionen Mark.

1972. Nach Ablauf des Moratoriums erfüllt BASF die Maßnahmen die zum Moratorium geführt hatten. Nun muss jedoch die neue Bundesregierung über den Bau entscheiden. Es wird dabei zum Ausdruck gebracht, dass das Atomkraftwerk alle bisherigen Sicherheitsstandards von Atomkraftwerken auf dieser Welt überragen würde. 

1973. Wegen der Ölkrise wird die Genehmigung für den Bau des Atomkraftwerks bereits in diesem Jahr ausgestellt.

1976. Es wird eine neue Richtline erlassen, laut der Atomkraftwerke am Rhein mindestens 425 m vom Ufer entfernt gebaut werden müssen, zum Schutz vor chemischen Reaktionen mit folgender Explosion. Das Kernkraftwerk BASF sollte aber 50 m vom Ufer entfernt gebaut werden.
Der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister empfiehlt deshalb, den Standort ins fünf Kilometer nördlich gelegenene Frankenthal zu verlegen. Der Standort wäre nun nördlich der Kläranlage gelegen. Auf diesem Gelände wollte die Saar-Ferngas AG einen Gasspeicher errichten, dieser wurde aber verworfen. 

Dezember 1976. Die Kosten für das Atomkraftwerk haben sich in der Zwischenzeit von 450 Millionen Mark auf 2,1 Milliarden Mark erhöht. Dies treibt den Vorstand dazu den Bau des AKWs endgültig zu annullieren. Später soll es aufgrund des nicht gebauten Atomkraftwerks zu Preiserhöhungen gekommen sein. 
Des Weiteren hat RWE mit der BASF später einen Streit über die Stromlieferverträge. Da Lieferverträge mit der französischen EDF nicht möglich sind, beginnt BASF mit dem Bau eines eigenen Kraftwerks, einem Kohlekraftwerk, weil dafür die Genehmigungsverfahren einfacher sind. Ein weiteres Gaskraftwerk befindet sich heute am Standort der Karbidfabrik (umgangssprachlich Standort Blockfelde A).


Bilder aus Wikimedia Commons
BASF Ludwigshafen, Lizenz: Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 3.0 nicht portiert“, Urheber: Felix König

Quellen