Freitag, 10. Oktober 2014

Atomenergie in Europa


Atomkraftwerk Civaux

In Europa sind 93 Atomkraftwerke in 18 Ländern mit 196 Reaktorblöcken und einer installierten Bruttogesamtleistung von 179.384 MW am Netz. 13 Reaktorblöcke (elf laut IAEO) sind in fünf Ländern mit einer Bruttogesamtleistung von 14.386 MW (12.246 MW) in Bau. 84 Reaktorblöcke in 13 Ländern mit einer Bruttogesamtleistung von 26.412 MW bereits stillgelegt. Wie viele Atomkraftwerke in Europa nach Planung und Bau(beginn) nicht fertiggestellt wurden ist mir bisher noch unbekannt.

Das Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine ist mit seinen sechs Reaktorblöcken und einer installierten Bruttoleistung von 6.000 MW das leistungsstärkste. Die zwei Reaktorblöcke von Civaux in Frankreich sind mit einer Bruttoleistung von je 1.561 MW die leistungsstärksten weltweit.

Energiekommissar in der EU ist derzeit [Mai 2014] Günther Oettinger der öfter mal negativ durch seine einseitige Politik für Fracking, Atom- und Kohleenergie auffällt.

Endlager für hochradioaktive Stoffe gibt es weltweit, also auch in Europa, bis heute noch keines.

Geschichte

26. Juni 1954. Als erstes europäisches Atomkraftwerk wird das Atomkraftwerk Obninsk in Russland in Betrieb genommen.

17. Januar 1966. Die Katastrophe von Palomares nimmt ihren Lauf. Bei einem Auftankmanöver in 9000 Metern Höhe über Palomares kommt es zu einem Zusammenstoß zwischen einem US-amerikanischen B52G-Bomber der 68th Bomb Wing und einem KC-135-Tankflugzeug mit 150.000 Liter Treibstoff an Bord. Es kommt zu einer Explosion. Beide Flugzeuge stürzten ab.
An Bord des Bombers befinden sich 4 Wasserstoffbomben vom Typ B28RI mit je einem 1,45 Megatonnen-Gefechtkopf, der 5000fachen Sprengkraft der Hiroshimabombe.  Eine der Bomben landet ohne Schaden zu nehmen in dem bewohnten Gebiet von Palomares. Bei zwei davon verhindern die Sicherheitsvorkehrungen eine atomare Explosion. Die nichtnuklearen Zünder mit den hochexplosiven, konventionellen Sprengladungen detonieren jedoch wodurch Bombenbruchstücke und etwa 20 Kilogramm Plutoniumstaub über ein Gebiet von ca. 170 Hektar Agrarland verteilt werden.

1970er Jahre. Irland steigt aus der Atomenergie aus.

1978. Österreich steigt aus der Atomenergie aus.

1980. Schweden steigt aus der Atomenergie aus.

26. April 1986. Die Katastrophe von Tschernobyl beginnt.

1986. Alle vier Atomkraftwerke Italiens werden nach Beginn der Katastrophe von Tschernobyl stillgelegt.

14. Juni 2000. Mit einer „Vereinbarung zwischen der rot-grünen Bundesregierung (Kabinett Schröder I) und den Energieversorgungsunternehmen" beginnt in Deutschland der Atomausstieg.

2002. Der Atomausstieg in Deutschland wird durch Novellierung des Atomgesetzes rechtlich abgesichert.

14. November 2003. Das deutsche AKW Stade wird endgültig abgeschaltet.

11. Mai 2005. Das deutsche AKW Obrigheim wird endgültig abgeschaltet.

5. Februar 2009. Schweden beschliesst ein Energieprogramm das neben dem Ausbau von Windenergie und einer Senkung des gesamten Energieverbrauchs auch den Neubau von Atomkraftwerken erlauben soll. Neue Atomreaktoren dürfen aber nur als Ersatz für stillgelegte AKWs an bestehenden Standorten gebaut werden. Die staatliche Unterstützung für den Neubau von AKWs wird ausgeschlossen.

8. Oktober 2009. Die EU will Milliarden um damit Erneuerbare und Atomkraft zu fördern.

28. Oktober 2010. Die deutsche Schwarzgeldregierung (CDU/CSU und Mövenpickpartei) modifizieren das Atomgesetz durch eine Laufzeitverlängerung. Sieben vor 1980 in Betrieb gegangene AKWs sollten demnach 8 Jahre länger laufen. Die restlichen 10 AKWs bekommen zusätzliche 14 Jahre.

11. März 2011. Beginn der Katastrophe von Fukushima.

13. März 2011. Nikolaus Berlakovich (Umweltminister von Österreich) will einen Stresstest für AKWs in Europa und das beim Treffen der EU Umweltminister morgen zur Sprache bringen. Welch ein Unsinn. Bei einem Stresstest können wieder nur Parameter abgeprüft werden die man vorher festgelegt hat und in Japan haben die Paramenter gaaanz aus Versehen und nicht aus Sparsamkeitsdenken nicht zur Realität gepasst.

15. März 2011. In Brüssel findet im Moment ein Krisentreffen zur atomaren Sicherheit in Europa statt. Die EU-Staaten wollen Europaweit alle AKWs einer Sicherheitsprüfung unterziehen um den Bürgern anschließend sagen zu können dass sie sicher sind. Das ist so ähnlich wie mit der Rente oder dem Aufschwung der in Deutschland in den Geldbeuteln des Volkes angekommen ist.

20. März 2011. Morgen treffen sich die EU-Energieminister zu einem Sondertreffen wegen der Atomkatastrophe in Fukushima. Energiekommissar Oettinger will eine Einigung auf einen Rahmen für die sogenannten Stresstests erreichen denen die etwa 140 AKWs in der EU unterzogen werden sollen. Für Deutschland wird (näh kein Techniker oder Ingenieur) sondern das Wirtschaftsministerle Atom-Brüderle von der Mövenpickpartei erwartet. Was da rauskommt kann man sich ja schon vorher denken.

21. März 2011. Auf dem Treffen der EU-Energieminister zeichnet sich ab dass die EU eine gemeinsame Sicherheitsanforderung für AKWs entwickeln.möchte. Die Teilnahme an den sogenannten Stresstests soll dagegen freiwillig sein und es ist nicht klar wie so eine Prüfung konkret aussehen konnte.
Neben Österreich drängen in der EU die Länder Luxemburg, Dänemark und Irland auf einen Atomausstieg. Neben Frankreich wehrt sich auch die Schwarzgeldregierung in Deutschland dagegen.

23. März 2011. Auf dem EU-Gipfel werden einheitliche Stresstests für die 143 Atomreaktoren beschlossen. Ergebnisse sollen bis zum Ende des Jahres veröffentlicht werden.

Ende März 2011. Die deutsche Schwarzgeldregierung beschließt einen deutlichen Wechsel ihrer Atompolitik bzw. Energiepolitik. Zunächst verkündet sie ein dreimonatiges Atom-Moratorium für die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke sowie für das aufgrund vieler Pannen umstrittene Kernkraftwerk Krümmel; kurz darauf beauftragt sie die Reaktor-Sicherheitskommission und die neu eingesetzte Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung, um ihren Atomausstieg zu rechtfertigen.

Mai 2011. Der Schweizer Bundesrat kündigt an, aus der Atomenergie aussteigen zu wollen. 

04. Mai 2011. Die EU meint, vor allem nach der Lobbyarbeit von Frankreich und Großbritannien, dass keine schärferen Stresstests für Atomanlagen notwendig sind.

11. Mai 2011. Die EU Länder können sich bei den Stresstests nicht auf eine Linie einigen. Besonders in Frankreich und Großbritannien sind die Lobbyisten so stark dass sie wohl einige der Sicherheitsprüfungen nicht machen werden.

Juni 2011. Der Schweizer Nationalrat stimmt dem Atomausstieg zu.

6. Juni 2011. Das Kabinett Merkel II beschließt das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Damit werden die im Herbst 2010 beschlossenen Laufzeitverlängerungen zurückgenommen. Bis 2010 galt ein stufenweiser Atomausstieg („Atomkonsens“) mit Reststrommengen (ohne feste Abschalttermine), den die rot-grüne Regierung (Kabinett Schröder I) am 14. Juni 2000 mit den vier deutschen Atomkraftwerksbetreibern vereinbart hatte. Der Atomausstieg wird mittels erneuter Novellierung des Atomgesetzes fixiert.

30. Juni 2011. Der deutsche Bundestag beschließt in namentlicher Abstimmung mit großer Mehrheit (513 Stimmen) das „13. Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes“, das die Beendigung der Kernenergienutzung und Beschleunigung der Energiewende regelt. Insbesondere erlischt die Betriebsgenehmigung für acht Atomkraftwerke in Deutschland; die Laufzeit der übrigen neun Atomkraftwerke ist zeitlich gestaffelt, wobei die letzten Atomkraftwerke Ende 2022 abgeschaltet werden.

Mitte 2011. Der in Italien von Berlusconi seit 2009 wieder angedachte "Ausstieg aus dem Ausstieg) wird bei einer Volksabstimmung mit 94,1% der abgegebenen Stimmen bei einer Wahlbeteiligung von 57% abgelehnt.

19. Juli 2013. Die EU will den Weg für neue Atom-Subventionen frei machen um zögerlichen Investoren beim Bau von Atomkraftwerken auf die Sprünge zu helfen. Besondere Unterstützung für das Vorhaben kommt offenbar aus Großbritannien, Frankreich, Litauen und Tschechien.

8. Juli 2011. Der deutsche Bundesrat stimmt dem Atomausstieg in Deutschland zu.

18. Juli 2011. Morgen soll am Rande von Beratungen der europäischen Agrarminister nebenbei über eine EU-Richtlinie entschieden werden laut der die Ausfuhr von radioaktiven Abfällen zur Endlagerung auch in solche Länder erlaubt werden soll die keine ausreichenden Sicherheitsstandards nachweisen können.

19. Juli 2011. Deutschland soll laut EU-Beschluss bis 2015 ein Endlagerkonzept vorlegen. Atommülltourismus bleibt erlaubt. Die 143 Atomreaktoren der EU erzeugen jedes Jahr 7000 Kubikmeter Atommüll von denen niemand weiß wohin damit.

1. August 2011. Bundespräsident Christian Wulff unterzeichnet das Gesetz zum deutschen Atomausstieg.

5. August 2011. Das Gesetz zum deutschen Atomausstieg wird im Bundesgesetzblatt verkündet.

6. August 2011. Das Gesetz zum deutschen Atomausstieg tritt in Kraft.

September 2011. Der Schweizer Ständerat stimmt dem Atomausstieg zu. Demnach sollen in der Schweiz keine neuen Atomreaktoren mehr genehmigt werden; die bestehenden Anlagen sollen nach Ende ihrer „sicherheitstechnischen“ Laufzeit abgeschaltet werden. Somit würde gemäß den Einschätzungen der Atomausstieg in der Schweiz bis 2034 vollzogen sein.

Oktober 2011. In Belgien einigt sich die neue Regierung unter Premierminister Elio Di Rupo darauf, den Atomausstieg ab 2015 wie ursprünglich geplant umzusetzen. Der Regierungsplan sieht vor, dass alle Atomkraftwerke bis 2025 geschlossen werden sollen. Konkret werden 2015 die beiden älteren Reaktoren 1 und 2 im Atomkraftwerk Doel abgeschaltet. 

Juni 2012. Der ältere belgische Atomreaktor Tihange 1 erhält im Juni 2012 jedoch eine Laufzeitverlängerung bis 2025 und darf somit genauso lange wie die beiden anderen Reaktoren dieses Kraftwerks und die beiden jüngeren Blöcke in Doel am Netz bleiben.

August und September 2012. Es werden Defekte in den Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 bekannt. Beide Reaktoren stehen deshalb bis Sommer 2013 still. In Maastricht (nahe der niederländisch-belgischen Grenze, etwa 50 km Luftlinie von Huy entfernt) demonstrieren mehrere tausend Menschen gegen Atomkraft.

8. Oktober 2013. Die EU-Kommission hat ihren Plan aufgegeben, staatliche Subventionen für AKWs zu vereinfachen. Es soll wie bisher von Fall zu Fall entschieden werden, ob es bei Atomsubventionen um unerlaubte Beihilfen geht. Atomkraftwerke sollen damit noch nicht in neue Förderregeln für die Energiebranche aufgenommen werden.

14. Dezember 2013. Es wird bekannt, dass Günther Oettinger (EU-Kommissar für Energie) in einem Papier der eigenen Generaldirektion nachlesen muss dass Kohle- und Gaskraftwerke sowie die Atombranche deutlich mehr Geld als Erneuerbare Energien bekommen. Diese Passage wurde wurde dann gestrichen damit das Volk dumm bleibt.
2011 wurde demnach in den 27 Ländern der Europäischen Union die Erneuerbaren Energien mit 30 Mrd. Euro an Steuergeldern gefördert. Für Atomanlagen gab es 35 Mrd. Euro und für fossile Kraftwerke 26 Mrd. Indirekt wurde Kohle und Gas mit weiteren 40 Mrd. Euro gefördert "um gesundheitliche Folgen abzudecken". Insgesamt wird die Energiebranche laut dieser Rechnung mit mehr als 130 Mrd. Euro jährlich gefördert wobei Haftpflichtversicherungen für AKWs und so manches andere noch nicht einberechnet wurde.

22. Januar 2014. Die EU-Kommission will keine bindenden nationalen Ziele für Erneuerbare Energien mehr vorschreiben.  Es soll nur noch eine europaweite Pflichtvorgabe von 27% geben. Den Mitgliedsstaaten soll freigestellt werden ob sie ihre eigenen Erneuerbaren-Energien-Ziele setzen wollen. Zudem schlägt die EU-Kommission vor, dass die EU ihren CO2-Ausstoß gegenüber 1990 um 40% senken soll und macht sich für eine Reform des CO2-Handels stark. Beim Fracking soll es keine verbindlichen EU-Auflagen geben.

13. Februar 2014. Die EU-Kommission hat neue Leitlinien verfasst, welche die Möglichkeit der Nationalstaaten zur Förderung von Erneuerbaren Energien stark einschränken würde. Demnach würden  fixe Einspeisetarife für Strom aus erneuerbaren Energien nur noch für Anlagen bis zu 1 Megawatt, bzw. bei Windenergie bis 5 Megawatt oder drei Anlagen erlaubt sein. Dazu sollen die Vergütungen nur noch für zehn Jahre genehmigt werden. Beihilfen für Kohle- und Atomkraftwerke würden dagegen durch die Richtlinie nicht behindert. Einer Verlängerung müsste die EU-Kommission zustimmen.

Länder mit Atomkraftwerken in Europa

Belgien, Bulgarien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Italien, Litauen, Niederlande, Österreich, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Großbritannien

Organisationen


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Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Civaux, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Greudin

Quellen
19.07.2013, Sueddeutsche, Europäische Kommission, Brüssel will Bau von Atomkraftwerken erleichtern
19.07.2011, taz, EU-Vorgaben zu Atommüll, Entsorgung von Entsorgungsproblemen
19.07.2011, Focus, Atomenergie, EU zwingt Deutschland zu Endlager-Lösung
11.05.2011, Focus, AKW-Stresstest, Konflikt droht zu eskalieren
04.05.2011, Telepolis, Ein neuer unstressiger Stresstest
04.05.2011, taz, Stresstest für Atomkraftwerke, Erdbeben wichtig, Stromausfall egal
04.05.2011, Stern, Stresstests nach Fukushima-GAU, EU lockert Sicherheitstests für AKW
04.05.2011, Spiegel, Trotz Fukushima-Katastrophe, EU weicht Stresstest für Atommeiler auf
04.05.2011, Welt, KERNKRAFT, EU will strenge Stresstests für Atomkraftwerke kippen
04.05.2011, Sueddeutsche, Debatte um Sicherheit von Atommeilern, EU kippt strenge Reaktor-Tests
25.03.2011, Tagesschau, Konsequenzen aus GAU in Japan, EU-Gipfel beschließt "Stresstest" für Europas AKW
21.03.2011, Welt, FUKUSHIMA-UNFALL, EU-Länder fordern europaweiten Atomausstieg