Donnerstag, 24. Januar 2019

Grenzwerte

Bier
Grenzwerte geben eine gesetzlich vorgeschriebene Ober- oder Untergrenze eines messbaren Wertes an. Damit wird oft festgelegt welche Dosis Menschen im normalen Leben und bestimmten Berufsgruppen zugemutet werden darf. 
Sie beruhen wenn es um radioaktive Strahlung geht teilweise auf Studien an Überlebenden der Atombombenabwürfe über Japan, Arbeitern in AKWs, Radiologen und Patienten nach Röntgenuntersuchungen. 
Grenzwerte erwecken bei Verbrauchern die Illusion das man unterhalb dieses Werts auf der sicheren Seite liegt. Da es jedoch keine Strahlenuntergrenze, die unschädlich ist, gibt werden sie zwischen Politik und Verursachern ausgehandelt. Genau geschrieben geben sie an wie viele (Menschen-)Opfer man in Kauf nimmt um ein Produkt am Markt zu halten.
Bei Katastrophen wie z.B. Fukushima in Japan, Gundremmingen A in Deutschland oder Ascó in Spanien wurden Grenzwerte auch gerne mal angehoben um später behaupten zu können dass alle Werte unter den Grenzwerten gelegen haben und weder Menschen noch Umwelt gefährdet waren.
Zur Festlegung von Grenzwerten wird offensichtlich auch ein sogenannter Lebensmittelkorb erstellt. In diesen Korb werden alle Lebensmittel, die eine Person in Deutschland pro Jahr verzehrt, gepackt und so zusammengestellt dass sie eine aus ihrer Sicht zumutbare Maximalbelastung von einem Millisievert nicht übersteigen. Das Problem bei Durchschnitten ist nur dass es kaum einen Menschen gibt welcher nach Durchschnitten lebt. Zudem stellt sich da die Frage, was es denn da zusammenzustellen gibt? Ein Durchschnitt ist an sich ja schon eine feste Größe.
Im Frühjar 2012 wurden bei einem Biobauern in Papenburg auf Rucolasalat Spuren des Desinfektionswirkstoffs Didecyldimethylammoniumchlorid (DDAC) festgestellt. Nach Tests ist unklar in wie und ob DDAC und andere Desinfektionswirkstoffe für Menschen schädlich sind. Bei Stoffen von denen nicht klar ist ob sie ungefährlich sind liegt der Grenzwert normalerweise bei 0,01 Milligramm / Kg. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde hat jedoch entschieden den Grenzwert vorläufig auf 0,5 Milligramm anzuheben damit viele der Lebensmittel mit überhöhten Werten auch weiterhin verkauft werden können. Bei der heutigen Massenproduktion ist es so gut wie unmöglich Nahrungsmittel ohne Desinfektionswirkstoffe herzustellen.

12. April 2011. Bisher gab es in der EU keine festen Grenzwerte. Für Milch lag vor Beginn der Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 der Grenzwert bei 370 Becquerel / Kilogramm, für alle anderen Lebensmittel bei 600 Becquerel / Kilogramm. 1987 wurden die Grenzwerte per Eilverordnung bei Notfällen für Milch auf 600 Becquerel / Kilogramm und für alle anderen Lebensmittel auf 1250 Becquerel / Kilogramm erhöht. Diese Werte galten bisher auch für Importe aus Japan. Die EU hat sich nun auf 500 Becquerel / Kilogramm für Jod-131 und Cäsium in Milch geeinigt, für andere Lebensmittel auf 2000 Becquerel / Kilogramm. Die neuen Grenzwerte gelten jedoch nur vorübergehend. Von Wissenschaftlern soll bis zum Sommer überprüft werden ob sie berechtigt sind.



22. September 2011. Von der Verbraucherorganisation Foodwatch werden nach der Katastrophe von Fukushima deutlich strengere Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln gefordert weil die bestehenden Regeln in der EU unnötig hohe Gesundheitsrisiken zulassen. Es wird gefordert die Höchstgrenzen für Cäsium von 600 auf 16 Becquerel / Kilogramm zu senken. Für Babynahrung und Milchprodukte sollte sie von 370 auf 8 Becquerel / Kilogramm gesenkt werden. Für radioaktives Jod 131 soll Nulltoleranz gelten.

30. Juni 2013. Die EU erhöht die Grenzwerte für Giftstoffe im Lachs um Fall des Nervengifts Endosulvan um das 10fache. Neue Forschungen, die eine geringere Gefährlichkeit nahelegen gibt es nicht. Offenbar war "intensives Lobbying der Lachsindustrie" am Werk.

22. Januar 2014. Laut einer neuen Studie steigt bereits unterhalb der EU-Grenzwerte das Risiko eines Herzinfarkts an. In durchschnittlich 11,5 Jahren Beobachtungszeit erlitten 5157 von 100.000 Studienteilnehmern einen Infarkt oder mussten mit heftigen Schmerzen im Brustbereich zum Arzt.
Der Studie nach führt ein Anstieg der jährlichen Konzentration von Feinstaubpartikeln des Typs PM2,5 um 5 Mikrogramm / Kubikmeter Luft zu einem 12% höheren Risiko für Infarkt. In der EU gilt ein Grenzwert für Feinstaubbelastung dieser Größenordnung seit dem Jahr 2008 bei 25 Mikrogramm. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfieht einen Grenzwert von 10 Mikrogramm.

25. Februar 2016. Laut einer Untersuchung des Umweltinstituts München sind viele deutschen Biere mit dem Pestizid Glyphosat belastet. Bei einer Untersuchung der 14 beliebtesten Biermarken wurden in jedem Produkt zwischen 0,46 und 29,74 Mikrogramm pro Liter dieses Unkrautvernichters gefunden.
Glyphosat ist der meistverbreitete Pestizidwirkstoff in Deutschland. Es werden bundesweit pro Jahr etwa 5400 Tonnen eingesetzt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Glyphosat erbgutschädigend und "wahrscheinlich krebserregend". Für Bier gibt es keinen eigenen Grenzwert. die festgestellten Werte liegen jedoch teilweise fast 300-fach über dem gesetzlichen Grenzwert für Trinkwasser (0,1 Mikrogramm pro Liter).

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Bilder aus Wikimedia Commons
Bier, Lizenz: Public Domain, Urheber:  No machine-readable author provided. Flo422 assumed (based on copyright claims)

Quellen
25.02.2016, Stern, Pestizid Glyphosat, Tester finden Unkrautvernichter in 14 deutschen Bieren
22.01.2014, Spiegel, EU-Studie: Feinstaub erhöht Infarktrisiko schon unterm Grenzwert
30.06.2013, Der Standard, Fischvergiftung, Grenzwerte für Gift in Lachs durch EU-Kommission erhöht
31.07.2012, taz Verunreinigtes Essen, Desinfektionsmittel in Milch und Obst
Nixblog, Atomkraftwerk Gundremmingen
Nixblog, Atomkraft in Spanien
Wikipedia, Didecyldimethylammoniumchlorid
Wiktionary, Grenzwert