Dienstag, 26. März 2019

Wasserstoffbombe Castle Bravo

Explosion der Wasserstoffbombe Castle Bravo
Die Wasserstoffbombe Castle Bravo wurde am 1. März 1954 um 6:45 Uhr (GMT: 28. Februar 1954 um 18:45 Uhr) gezündet. Die Testreihe Operation Castle fand am Bikini-Atoll statt, einem Teil der Marshall-Inseln, wo das US-Militär seit 1946 Atomwaffentests durchführt.

Castle Bravo war mit einer Sprengkraft von etwa 15 Megatonnen TNT-Äquivalent die stärkste US-amerikanische Bombe, die bisher zur Explosion gebracht wurde. Der Sprengsatz trug den Namen Shrimp. 

Sie war die erste Bombe der Versuchsreihe Operation Castle und fast 2,5 Mal so stark war wie von ihren Konstrukteuren vorhergesagt. Der getestete Sprengsatz war die erste Atomwaffe mit dem festen Fusionsbrennstoff Lithiumdeuterid. Das Lithium war in dem selteneren Isotop Li-6 angereichert. Die Stärke der Explosion wurde vor dem Test mit 4 bis 8 MT um rund die Hälfte zu gering eingeschätzt. Die Konstrukteure hatten offenbar übersehen, dass nicht nur Li-6, sondern auch das andere natürliche Lithiumisotop Li-7 mit den schnellen Neutronen aus der Fusion reagiert und Tritium für weitere Fusionen erzeugt.

Die Pilzwolke war nach einer Minute 15 km hoch, nach sechs Minuten 40 km und hatte dabei über 100 km Durchmesser. Der Lichtblitz war noch in 400 Kilometern Entfernung zu sehen. Der Krater, den die Bombe in den Untergrund des Atolls Nam riss, hatte einen Durchmesser von etwa 2 km und war 76 Meter tief. Millionen Tonnen von Gestein, Korallen und Sand wurden bis zu 30 Kilometer hoch geschleudert. Der nukleare Fallout verteilte sich auf etwa 18.000 Quadratkilometern.

Ein sehr tragisches Ereignis war danach der Fallout auf dem Rongelap-Atoll. Etwa fünf Stunden nach der Detonation ging radioaktives Pulver über dem Atoll nieder. Viele Einwohner dachten, es handle sich um Schnee. Sie spielten damit und teilweise aßen sie das Pulver.  Erst 48 Stunden nach der Detonation begann die Zwangsevakuierung der Inseln. Aber das war zu spät, die Menschen waren schwer verseucht. 236 Bewohner der Insel Rongelap wurden verstrahlt, viele von ihnen wurden strahlenkrank oder trugen schwere Verbrennungen davon. Insgesamt wurden schätzungsweise 665 Einwohner der Marshall-Inseln schwer verstrahlt. 

Etwa eineinhalb Stunden nach der Detonation erreichte der Fallout das japanische Fischerboot Daigo Fukuryū Maru (Glücklicher Drache V), welches etwa 140 Kilometer entfernt war. Die 23-köpfige Besatzung wurde stark verstrahlt, was diplomatische Verstimmungen mit Japan verursachte. Ein Besatzungsmitglied (Funker) starb an den Folgen der Strahlenkrankheit, die Vereinigten Staaten leisteten den Opfern eine Entschädigungszahlung.

Castle Bravo war außerdem rund 1.000 mal stärker, als die US-Atomwaffen, mit denen das US-Militär im Jahr 1945 die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki zerstörten. Der Castle Bravo-Test war trotz seiner enormen Stärke jedoch nur der fünftgrößte Test in der Geschichte. Mit einer Sprengkraft von 50 Megatonnen hält die Sowjetunion seit der Zündung der Zarbombe im Oktober 1961 den Weltrekord.

Die Wetterstation hat rechtzeitig davor gewarnt, dass der Wind gedreht hat. Trotzdem wurde der Befehl vom wissenschaftlichen Leiter der Testreihe »Operation Castle« Dr. Alvin C. Graves gegeben, die Bombe zu zünden. »Bravo« wurde so auch zum Verstrahlungstest - vorsätzlich, wie später freigegebene Akten nahe legen.

Durchgeführt wurde die Operation von der US-amerikanischen Atomenergiekommission (United States Atomic Energy Commission (AEC)) und dem US-Verteidigungsministerium.

Bilder aus Wikimedia Commons
Explosion der Wasserstoffbombe Castle Bravo, Lizenz: Public Domain, Urheber: United States Department of Energy

Quellen