Sonntag, 12. Oktober 2014

Atomkraftwerk Paks

Atomkraftwerk Paks
Das ungarische Atomkraftwerk Paks (ung. Paksi atomerőmű) befindet sich nahe der Stadt Paks, 100 Kilometer südlich von Budapest an der Donau.

Das AKW verfügt über 4 Blöcke. 2 weitere Blöcke mit Atomreaktoren vom Typ WWER-1000/320 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1000 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 950 MWe werden gerade geplant.

Es ist das einzige Atomkraftwerk des Landes und der mit Abstand größte Arbeitgeber in der Region. Das AKW Paks deckt 40% des Strombedarfs von Ungarn.

Das Sicherheitsniveau soll sich sich laut Internationaler Atomenergieorganisation (IAEO) auf Höhe der sichersten Kraftwerke der Welt befinden. Die IAEO meint, dass die Modernisierung der Anlagen ein Grund für die hohe Sicherheit der Anlage sei. Es gibt noch verbesserungsbedürftige Teile des Atomreaktors. Die WWER wurden dafür entworfen, um möglichst viele Betriebsstunden zu absolvieren. Auf genaue Wartungsarbeiten wurden beim Entwurf der Reaktoren nicht geachtet. Teile der aktiven Zone des Kernreaktors sind nicht erreichbar. Um diese zu erreichen, wurde ein spezielles System entwickelt. Paks soll als Musterprojekt zur Sicherheitserhöhung anderer Anlagen aufgerüstet werden. Das ganze Projekt kostete über 8 Millionen Dollar und wurde 1997 abgeschlossen.

Als der Bau des polnischen Atomkraftwerks Żarnowiec endgültig storniert wurde, kaufte das Center for Nuclear Studies in Paks, das sich auf dem Gelände des Atomkraftwerks Paks befindet, einen WWER-440/213-Druckbehälter des Atomkraftwerks Żarnowiec, der nun in Paks ausgestellt wird.

Radioaktive Abfälle aus Paks werden im Lager Püspökszilágy zwischengelagert. Wie in allen anderen Ländern gibt es auch in Ungarn kein Endlager für hochradioaktive Abfälle.

Geschichte

1. August 1974. Baubeginn Block 1 und Block 2. Sie bekommen Atomreaktoren vom sowjetischen Typ WWER-440/213 der zweiten Generation mit einer thermischen Leistung von jeweils 1485 MWth, jeweils einer elektrischen Bruttoleistung von 500 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 470 MWe (Block 1) und 473 MWe (Block 2).

1. Oktober 1979. Baubeginn Block 3 und Block 4. Sie bekommen Atomreaktoren vom sowjetischen Typ WWER-440/213 der zweiten Generation mit einer thermischen Leistung von jeweils 1485 MWth, jeweils einer elektrischen Bruttoleistung von 500 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von jeweils 473 MWe.

1980er Jahre. Es werden weitere zwei Blöcke 5 und 6 mit Reaktoren vom Typ WWER-1000 angedacht.

28. Dezember 1982. Reaktor 1 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

10. August 1983. Block 1 geht in den kommerziellen Betrieb.

6. September 1984. Reaktor 2 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

14. November 1984. Block 2 geht in den kommerziellen Betrieb.

28. September 1986. Reaktor 3 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

1. Dezember 1986. Block 3 geht in den kommerziellen Betrieb.

16. August 1987. Reaktor 4 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

1. November 1987. Block 4 geht in den kommerziellen Betrieb.

1989. Die Pläne für zwei weitere Blöcke werden verworfen.

1998. Es gibt Planungen für einen Ersatz der Reaktoren aus Sowjetzeiten. Die Leistung der zukünftigen Reaktoren soll zwischen 600 MW und 700 MW liegen. In Frage kommen dabei Reaktoren vom Typ AP-600 von der US-Firma Westinghouse, ein CANDU-6 der kanadischen Firma Atomic Energy of Canada Limited oder ein WWER-640/407 als Gemeinschaftsprojekt der russischen Atomstroiexport und der deutschen Siemens. Die Pläne werden jedoch eingestellt, weil die politische Lage dies nicht möglich macht.

10. April 2003. In Block 2 ereignet sich ein Störfall. Beim Reinigen von Brennelementen wird die Umhüllung beschädigt. Dabei tritt radioaktives Gas aus. Es handelt sich um einen Störfall der Klasse 3 nach der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse. Verletzt wird niemand, es besteht aber akute Gefahr, das Personal musste aus der Reaktorhalle flüchten. Es gibt auch eine Freisetzung in die Umgebung, die leicht über den jährlichen Dosislimiten liegt. Danach muss der Reaktor mit gedrosselter Leistung weiterbetrieben werden. Erst 2007 werden die Schäden am Reaktor endgültig beseitigt.

2007. Es gibt wieder Stimmen, die einen Bau der Blöcke 5 und 6 wieder fordern, um ab 2015 die Stromerzeugung in Ungarn nicht zu gefährden.

Mai 2008. Die Firma  Atomstroiexport unterzeichnet einen Vertrag zur Leistungssteigerung und der damit verbundenen Nachrüstung. Die Bruttoleistung aller Reaktoren soll auf 500 bis 510 MWe erhöht werden. Die Kosten belaufen sich auf 900 Millionen Dollar. Die Umbauten sollen bis 2009 abgeschlossen sein.

Anfang 2009. Ein Grundsatzbeschluss des ungarischen Parlaments sieht den Bau von zwei  1000 MW-Reaktoren am Standort Paks vor.

5. Februar 2010. Vier Unternehmen zeigen Interesse an Verhandlungen über den Ausbau der Anlage. Die elektrische Gesamtleistung der Anlage soll verdoppelt werden.

Dezember 2012. Die Laufzeit von Block 1 wird um 20 Jahre verlängert. Es ist geplant, auch die ursprüngliche Betriebsdauer der anderen 3 Blöcke von 30 Jahren um weitere 20 Jahre zu verlängern. Damit würde sich die Abschaltung auf das Jahr 2032 bzw. 2037 verschieben. 

14. Januar 2014. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán schließt überraschend einen Vertrag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Modernisierung und Erweiterung des Atomkraftwerkes ab. Dabei übernimmt RosAtom den Bau zweier Reaktorblöcke bis 2030. Die beiden neuen Reaktorblöcke sollen eine Leistung von jeweils ca. 1200 MW besitzen. Diese sollen zunächst neben den alten Blöcken betrieben werden, die erst zwischen 2032 und 2037 abgeschaltet werden. Mit der Fertigstellung wird für das Jahr 2023 gerechnet.
Russland sichert die Finanzierung mit einem Kredit von über 3600 Mrd. Forint (ca. 11 Mrd. Euro). Russland übernimmt auch die Lieferung und den Abtransport des radioaktiven Brennmaterials. Die neuen Reaktorblöcke sollen Ungarn bis 2085 mit Atomenergie versorgen und 10000 neue Arbeitsplätze schaffen.

2023. Vielleicht eventuell möglicherweise werden die Reaktoren 5 und 6 in Betrieb genommen.

2032 bis 2037. Vielleicht eventuell möglicherweise werden die Reaktor 1 bis 4 abgeschaltet.

2085. Vielleicht eventuell möglicherweise werden die Reaktoren 5 und 6 abgeschaltet.

Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Paks, Lizenz: Creative-Commons-Lizenzen „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, „2.5 generisch“, „2.0 generisch“ und „1.0 generisch“, Urheber: Barna Rovács (Rovibroni)

Quellen