Donnerstag, 30. Oktober 2014

Atomkraftwerk Caorso

Atomkraftwerk Caorso
Das stillgelegte italienische Atomkraftwerk Caorso (italienisch Centrale nucleare di Caorso) befindet sich bei Caorso in der Provinz Piacenza. Es ging 1978 als viertes und letztes Atomkraftwerk Italiens in Betrieb. 

Das AKW verfügte über einen Siedewasserreaktor (SWR) von General Electric mit einer elektrischen Bruttoleistung von 882 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 860 MWe. Damit war es das mit Abstand leistungsstärkste Atomkraftwerk in Italien.

Das Containment von Caorso war eine in Europa einmalige Konstruktion, die sonst nur noch in den USA und in Japan gebaut wurde. Es handelte sich um ein sogenanntes Mark II-Containment, eine Weiterentwicklung von General Electric, die gegenüber dem zuvor gebauten Mark I-Containment (im Einsatz in Europa beim Atomkraftwerk Santa María de Garoña und beim Atomkraftwerk Mühleberg) einige Verbesserungen aufwies. So könnte sich beim Mark I eine Kernschmelze im ungünstigen Fall (zu schlechte Unfallkühlung) schnell bis an die Containment-Wand ausbreiten und diese durchschmelzen. Beim Mark II wurde darauf geachtet, dass die flüssige Kernschmelze nach Durchschmelzen und Verlassen des Reaktorbehälters erstens teils in eine relativ tiefe Betongrube hineinfließt und zweitens andernteils beim Ausbreiten auf dem Sumpfboden in Dutzende dort verteilte, vertikal nach unten gerichtete sogenannte Transferrohre hineinfließt und durch diese hindurch in die darunter sich ausbreitende, wassergefüllte Kondensationskammer fällt und abkühlt. Damit wird ein Durchschmelzen der Containment-Wand sehr unwahrscheinlich. Nach dem deutlich späteren Durchschmelzen der oben genannten Betongrube mit über einem Meter dickem Boden fällt der Rest der Schmelze ebenfalls in die Kondensationskammer und wird dort gekühlt, womit ein Durchschmelzen des Containment-Bodens unwahrscheinlich ist. Allerdings sind gewisse andere potenzielle Versagens-Mechanismen des Containments trotzdem immer noch vorhanden.

Der derzeitige Eigentümer und Betreiber ist die Società gestione impianti nucleari (SOGIN). 

Nach aktuellem Stand sind die Stilllegungsarbeiten so weit fortgeschritten, dass der Reaktor nicht mehr in Betrieb genommen werden kann. Es entstanden 1.880 Kubikmeter radioaktive Abfälle und 1032 bestrahlte Brennelemente, was einem Gewicht von 187 Tonnen entspricht.

Geschichte

1. Januar 1970. Baubeginn.

31. Dezember 1977. Der Reaktor wird erstmals kritisch.

23. Mai 1978. Der Reaktor wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.

1. Dezember 1981. Das AKW geht in den kommerziellen Betrieb.

26. April 1986. Beginn der Katastrophe von Tschernobyl.

25. Oktober 1986. Das AKW wird letztmals zur Stromproduktion genutzt.  In diesem Jahr wird mit 5300 GWh nach 1982 mit 5733 GWh die zweithöchste Stromproduktion erzielt. 
Nach Beginn der Katastrophe von Tschernobyl wird das AKW nach einem planmäßigen Herunterfahren für die Durchführung des vierten Brennelementewechsels nicht mehr angefahren und stand aus politischen Gründen still

1987. Bei einem Referendum entscheidet sich Italien zum Atomausstieg.

1. Juli 1990. Das AKW wird endgültig abgeschaltet.

Frühjahr 2010. Ein General Electric-Manager schlägt vor, den Rückbau zu stoppen und das Atomkraftwerk zu reaktivieren.

11. Mai 2011. Beginn der Katastrophe von Fukushima.

12. und 13. Juni 2011. In einer Volksabstimmung über den Wiedereinstieg in die Atomkraft stimmen, bei einer Beteiligung von 57 %, 94,1 % der Abstimmenden gegen den Wiedereinstieg.

Atomkraftwerke in Italien

Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Caorso, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung 2.0 generisch“ (US-amerikanisch), Urheber: Simone Ramella from Rome, Italy

Quellen