Sonntag, 14. September 2014

Atomkraftwerk Kostroma (Central)

Das geplante russische Atomkraftwerk Kostroma sollte 75 Kilometer nordöstlich von Kostroma etwa zehn Kilometer südlich der StadtBui und einen Kilometer westlich der Arbeitersiedlung Tschistyje Bory entfernt gebaut werden. 1990 wurde der Bau wegen Protesten der Anwohner eingestellt.

Das Kraftwerk in Kostroma sollte einige spezielle Sicherheitseinrichtungen bekommen, etwa die Grundkonstruktion des RBMK mit erweiterter Sicherheitstechnik, einen speziellen Wasserreservebehälter und ein Abwasserreinigungsystem. Für die Kühlung des Kraftwerks wurde ein künstlich angelegter See geplant (ähnlich wie in Tschernobyl und Kursk). Der Anschluss ans Stromnetz war über die Umspannwerke Borok (Transformation zu 220 kV, 110 kV, 10 kV), Sapadny (Transformation zu 110 kV, 10 kV) und Popowka (Transformation zu 110 kV, 6 kV) vorgesehen. Der Ort Tschistyje Bory sollte, ähnlich der Stadt Prypjat nahe Tschernobyl, zu einer Stadt für weitere 7000 Menschen ausgebaut werden.

Unter dem Namen Atomkraftwerk Central soll offenbar laut Planungen von 2007 eventuell möglicherweise vielleicht eine Anlage mit 4 Atomreaktoren vom Typ WWER-1200 mit einer elektrischen Bruttoleistung von 1200 MW und einer elektrischen Nettoleistung von 1115 MW (Block 1 und 2) bzw. 1082 MW (Block 3 und 4) gebaut werden.

Geschichte

1978. Es wird eine Machbarkeitsstudie für den Bau eines AKWs am Standort Kostroma aufgestellt. Eine entsprechende Kommission wird gegründet.

15. April 1980. Für den Standort Kostroma wird ein Atomkraftwerk mit zwei Reaktoren sowjetischer Bauart vom Typ RBMK-1500 geplant. Sie sollten über eine elektrische Bruttoleistung von jeweils 1500 MW und eine elektrische Nettoleistung von jeweils 1380 MW verfügen.

11. Juni 1980. Baubeginn für Block 1 und 2.

26. April 1986. Die Katastrophe von Tschernobyl beginnt. Infolge dessen wird das Projekt zum Bau der beiden RBMK-Reaktoren aus Sicherheitsgründen gestoppt. Um den Weiterbau zu gewährleisten, floss zwischenzeitlich weiter Geld in das Projekt. 

15. Juni 1990. Projekt 1 wird endgültig aufgegeben. Die Abgeordneten des Rates der Volksdeputierten der Oblast Kostroma stimmten mit 100 zu 2 Stimmen gegen die Wiederaufnahme des Projekts. Letztendlich wurde eine Abstimmung in der Oblastduma bewilligt.

1992. Die Finanzierung von Projekt 1 wird endgültig eingestellt.

12. Dezember 1992. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wird beschlossen, das Projekt für ein Atomkraftwerk bei Kostroma wieder aufzunehmen.

21. April 1993. W. Michailow (Minister für Atomenergie) gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag.

19. Juni 1994. Für den Standort Kostroma wird ein Atomkraftwerk mit vier Reaktoren russischer Bauart vom Typ WPBER-640/407 geplant. Sie sollten über eine elektrische Bruttoleistung von jeweils 630 MW und eine elektrische Nettoleistung von jeweils 600 MW verfügen.

8. Dezember 1996. Es wird darüber nachgedacht, den Bau der RBMK-Reaktoren wieder aufzunehmen. agegen protestierten die Einwohner der Oblast Kostroma mit Unterstützung von Greenpeace. Auf eine Initiative von Greenpeace wird eine Abstimmung der Bürger der Oblast Kostroma unter dem Namen "Nein zur Kernenergie in unserem schönen, umweltfreundlichen und sauberen Kostroma!" durchgeführt. Das Ergebnis der Abstimmung fällt wie folgt aus:
  • 58,12 % der Bürger nahmen teil
  • 10,46 % stimmten für den Weiterbau
  • 87,44 % stimmten gegen den Weiterbau
Ergebnis des Referendums ist die Einstellung der Planungen. Als Folge sehen jedoch viele Einwohner ihre Chancen auf Arbeit verspielt. Eine Gruppe von Ingenieuren, die sich Hoffnung auf einen Arbeitsplatz im Kernkraftwerk gemacht hat und dafür nach Kostroma umgezogen war, klagt beim Obersten Gericht. Es sei verfassungswidrig gewesen, ein solches Referendum durchzuführen. Das Gericht weist die Klage ab.

20. Juli 2000.  Es wird der endgültige Beschluss verabschiedet, das geplante Kernkraftwerk Kostroma mit den WPBER-600 nicht zu bauen.

2007. Rosatom zieht sein Veto gegen einen Bau in Kostroma zurück. Der Standort soll als Ersatzkapazität weiterhin erhalten bleiben.

1. März 2007. Es wird beschlossen, die Kapazitäten in andere Regionen Russlands zu verlagern. Es entsteht das sogenannte "Projekt 2007-2015", welches beinhaltet, ab 2007 jährlich zwei neue Reaktoren zu bauen und ab 2012 jährlich zwei Reaktoren in Betrieb zu nehmen. Dieses Projekt hat zum Ziel, die alten Reaktoren von Typ RBMK und die restlichen WWER-440 in Russland zu ersetzen und abzuschalten. Insgesamt will Rosatom 27 neue Reaktoren bauen.

Atomkraftwerke in Russland

Quellen