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| Erster erfolgreicher Test einer Atombombe: Trinity Test am 16. Juli 1945 |
16. Juni 2014. Russland und die USA besitzen immer etwa 93% aller Atomwaffen. Zusammen haben sie 1800 Atomsprengköpfe in Alarmbereitschaft die innerhalb einer Zeitspanne von 5 bis 15 Minuten eingesetzt werden können.
Zu Jahresbeginn verfügten die USA, Russland, Großbritannen, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea noch über 16.300 Atomsprengköpfe. Knapp 900 weniger als ein Jahr vorher aber immer noch genug, um die Menschheit mehrfach zu vernichten (Overkill). Auch Deutschland und Japan sind nicht so unschuldig wie sie immer tun.
Davon wurden laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri 400 Sprengköpfe von den USA und 500 von Russland abgerüstet. Die USA haben die vertraglichen Verpflichtungen demnach jedoch vor allem dadurch erfüllt, dass "Phantomwaffen" abgebaut wurden. Trägerraketen wurden konventionellen Sprengköpfen zugeordnet obwohl sie auch Atomsprengköpfe tragen können. In Russland wurde dagegen veraltetes Material verschrottet.
Die Bestände werden langsamer als in den letzten Jahren abgebaut. Gleichzeitig laufen in beiden Ländern Modernisierungsprogramme. Abrüstung findet also faktisch keine mehr statt.
Hintergrund der langsameren Abrüstung ist wohl auch der Vertrag "New START" von 2011. Demnach müssen Russland und die USA die Zahl der strategischen Atomwaffen auf jeweils 1550 reduzieren. Die USA besitzen laut Supri noch 1920 derartige sofort einsetzbare Sprengköpfe (insgesamt 7300) und Russland 1600 (insgesamt 8000). Deshalb verringert sich das Tempo jetzt.
Laut Sipri gibt es in keinem der über Atomwaffen verfügenden Staaten Anzeichen dafür dass diese mittelfristig vollständig abgeschafft werden sollen:
- Die USA planen für die nächsten 10 Jahre Investitionen von 350 Mrd. US-Dollar für Unterhalt, Pflege und Erneuerung des Atomwaffenarsenals und der Trägersysteme. Etwa 80 bis 100 Mrd. für Bau und Wartung von Langstreckenbombern, 1,5 Mrd. für Atom-U-Boote und 124 Mrd. für neue Langstreckenraketen. Für die nächsten 30 Jahre wird mit mindestens 1 Billion US-Dollar gerechnet.
- Russland tauscht sein Arsenal veralteter Interkontinentalraketen durch fünf verschiedene neue Versionen des Typs SS-27 aus. Die alten Atom-U-Boote aus Sowjetzeiten werden durch neue mit erweiterter Träger-Kapazität für Interkontinentalraketen mit Mehrfachsprengköpfen ersetzt.
- Auch Indien und Pakistan setzen ihre Arbeit an der Entwicklung von ballistischen Raketen und Marschflugkörpern für Atomwaffen fort. Die Kapazität zur Herstellung von spaltbarem Material wird stetig weiter ausgebaut. Indien plant den Bau von sechs Schnellen Brütern um die Produktion von Plutonium für Atomwaffen signifikant zu steigern. Auch die Urananreicherungskapazitäten hat Indien deutlich erhöht. Im nächsten Jahr soll auch ein neues Raketensystem in Betrieb gehen, mit dem Ziele in ganz China zu erreichen sind. In Pakistan wurde der Plutonium-Produktionskomplex von Khushab massiv ausgebaut. Die beiden Länder haben derzeit laut Sipri ein Arsenal von jeweils 90 bis 120 Atomsprengköpfen. Zusammen mit China (Schätzungsweise 250 Atomsprengköpfe) sind das laut Sipri die einzigen Atommächte, die ihre Arsenale auch zahlenmäßig aufstocken.
- Israel hat vermutlich 80 Atomsprengköpfe und scheint derzeit im Hinblick auf seine atomare Bewaffnung abzuwarten, wie sich die Situation im Iran entwickelt.
- Bei Nordkorea geht Sipri derzeit von 6 bis 8 "rudimentären Atomsprengkörpern" aus.
Bilder aus Wikimedia Commons
Trinity Test, Lizenz: Public Domain, Urheber: Berlyn Brixner
Quellen
