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| Behälter mit radioaktivem Abfall in den USA |
Im Moment (2014) werden ca. 100 Atomreaktoren in den USA an 61 Standorten betrieben. Der zu lagernde hochradioaktive Atommüll, also abgebrannte Brennelemente, leicht- und mittelaktiver Atommüll und sonstiges kontaminiertes Material aus der Aufbereitung beläuft sich jetzt bereits auf mehr als 70.000 Tonnen. Weltweit sind Ende 2010 bereits ca. 300.000 Tonnen.
Der Atommüll wird in den USA an insgesamt 77 Lagerstellen zumeist vor Ort an den Atomkraftwerken oder militärischen Testanlagen - zunächst in Abklingbecken, später in "Sicherheitsbehältern" - zwischengelagert. 161 Millionen Menschen leben dadurch in nur 8 km Abstand zu dem strahlenden Müll. Davon sind 17 zentrale Zwischenlager für hochradioaktiven Abfall (HAW), diese haben jedoch kaum noch Kapazitäten für den anfallenden Müll.
Die USA ist durch das "The High-Level Radioactive Waste Policy Act of 1982" mit einer gesetzlichen Frist verpflichtet, ein Endlager für HAW bereitzustellen. 1997 hat man diese Frist auf unbestimmte Zeit verlängert, da sie bereits abgelaufen war und gleichzeitig einige Änderungen vorgenommen die u. a. dazu führen könnten, dass doch die Yucca Mointain als Endlager gewählt werden da es keine andere Alternative gibt. Findet das DoE und die Regierung gar keinen Konsens bezüglich der Endlagerung, würde ein Teil der Atomkraftwerke abgeschaltet und die Produktion von Atomenergie eingeschränkt.
Das DoE hat sich lange nicht festgelegt, über welchen Zeitraum der Müll sicher lagern soll. Offiziell galten 10.000 Jahre, was die Bewilligung bezüglich des Sicherheitsnachweises erleichtert. Erst später ist auch ein Zeitraum bis zu einer Millionen Jahre betrachtet worden, was dem internationalen Standard des EPA - Environmental Protection Agencies entspricht. Allerdings waren diese zusätzlichen Betrachtungen eher oberflächlich. Die Pläne für das Lager sehen eine Einlagerungskapazität von 70.000 Tonnen hochradioaktivem Abfall vor, 63 000 Tonnen allein aus kommerzieller Nutzung der Kernenergie.
Das Bundesgericht der USA fordert schließlich im Jahr 2011 eine Nachweis über 1 Mio. Jahre.
Das Lagerkonzept "Dry Casks" sieht eine trockene Lagerung in mit Beton ummantelten Stahlbehältern vor. Eine quasi trockene Lagerung setzt jedoch die Verdampfung des Wassers im Lagerraum voraus. Bei der Lagertemperatur von 150 - 200 °C erweist sich das als große Herausforderung. Eine vollständige Verdampfung von eindringendem Wasser bei dieser Temperatur ist höchst unwahrscheinlich, insbesondere wenn die zu verdampfende Wassermenge das im voraus geschätzte Volumen der Forscher übersteigt, beispielsweise durch starke Niederschläge oder Grundwasser-Zirkulation im Gestein.
In den USA existieren seit den frühen 60er Jahren 6 oberflächennahe Endlager für schwach radioaktive Abfälle: Beatty (Nevada), Maxey Flats (Kentucky), West Valley (New York), Richland (Washington), Sheffield (Illinois) und Barnwell (South Carolina), wobei heute nur noch Richland und Barnwell in Betrieb sind. Das Endlager Beatty schloss man 1992, die anderen drei Standorte zwischen 1975 und 1978. Darüber, wie lange der Müll in Richland und Barnwell sicher endgelagert liegen soll, macht das DoE keine Angaben. Die Lager bestehen aus in den Untergrund eingelassene Betonwannen die nach der Befüllung mit einem Betondeckel und Erde abgedeckt werden.
Derzeit läuft in Ohio ein Standortwahlverfahren für ein neues Endlager für schwach- und mittelaktive Abfälle. Ein genauer Ort wurde noch nicht benannt.
Bei der Standortauswahl für Endlager spielen nicht nur geologische Gesichtspunkte eine Rolle, sondern auch geopolitische. Man bevorzugt bevölkerungsarme, schwache Regionen, denen man Ausgleichszahlungen und entgegenkommen verspricht und bei denen man nur schwachen Widerstand erwartet.
Geschichte
1946 bis 1970. Die USA versenken mehr als 90.000 Container mit radioaktivem Abfall vor ihren Küsten im Meer.
1980. Am Oberlauf des Columbia-Rivers lagern 160.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll.
Anfang 1980er Jahre. Der Spiegel alarmiert die Öffentlichkeit, dass atomar verseuchtes Wasser in Hanford am Colombia-River im Bundesstaat Washington in die Umwelt gelangt. Der Artikel kritisiert massiv die chaotischen und fahrlässigen Verhältnisse der Lagerung des HAW, der aus der US-Militärischen Atombombenproduktion stammte. Schlampige Protokolle, undichte und sogar verschwundene Atommüllbehälter - Hanford ist ein Musterbeispiel dafür, wie in den 80gern Atommüll Lagerpolitik betrieben wurde und wie verantwortungslos das Militär seinen Müll entsorgte.
1983. Für militärische Zwecke wird das "Zwischenlager" Waste Isolation Pilot Plant (WIPP) gegründet. Zu der Zeit spricht man in den USA spricht man von drei möglichen Standorten die welche als Endlager für HAW in Frage kommen könnten:
- Salzstock in Texas
- Basaltfelsen am Colombia-River bei Washington
- Tuffgestein von Yucca Mountain
2001. Das Department of Energy, das für die Entsorgung zuständige Energieministerium gibt die Pläne für den Salzstock in Texas auf. Wegen der erhöhten Gefahr einer Kontamination des Ogallala-Aquifers - dem größten Trinkwasserreservoir des Landes.
2004. Die Forschungen am Basaltfelsen am Columbia-River werden wegen "erhöhtem Wasseraufkommen" abgebrochen. Am Oberlauf des Columbia-River lagern nun 190.000 Kubikmeter hochradiokativer Müll. Aus defekten Behältern sind bereits etwa 4 Mio. Liter hochradioaktive Flüssigkeit im Boden versickert.
Mai 2010. Auf dem Gelände der Hanford Site wird ein halbes Gramm Plutonium in einer Flasche gefunden. Es handelt sich offenbar um die zweitälteste Probe des Schwermetalls.
Robert Alvarez (Ex-Mitarbeiter des Energie-Ministeriums) kommt bei einer Überprüfung zu dem Schluss dass auf dem Gebiet beinahe dreimal so viel Plutoniumabfall lagert, wie bisher aus den Zahlen des Energie-Ministeriums herauszulesen war. Laut den Angaben des Ministeriums von 1996 waren es 3.919 Kilogramm. Alvarez kommt auf 11.655 Kilogramm. Das würde zum Bau von 1.800 Atombomben der Größe die 1945 über Nagasaki abgeworfen wurde ausreichen. Regierungsbeamte geben offenbar zu, dass sie nur eine "schwache Ahnung" davon haben, wie viel Plutonium die Umgebung kontaminiert.
2011. Das Bundesgericht rügt die Sicherheitsgarantie von 10.000 Jahren für das geplante Atomendlager Yucca Mountain als zu kurz. Es fordert einen Nachweis über 1.000.000 Jahre. Daraufhin muss Barack Obama (Präsident der USA) das Projekt endgültig stoppen. Es gibt also weiterhin weltweit kein Endlager für hochradioaktive Stoffe.
29. April 2011. Das Massachusetts Institute of Technology (MIT) empfielt die Zwischenlagerung der Brennstäbe aus Atomreaktoren für die nächsten 100 Jahre in Sicherheitsbehältern aus Beton und Stahl. Eine langfristige Endlagerlösung wird damit (wie immer) weit in die Zukunft verschoben. Mit dem Argument dass damit Zeit genug wäre eine Lösung zu finden.
August 2012. Die Nuclear Regulatory Commission (NRC) erklärt dass sie alle laufenden Neuanträge und Genehmigungsverfahren für Erweiterungen und Umbauten an bestehenden Atomanlagen aussetzen wird, weil das Problem des Atommülls nicht geklärt ist und damit eine wesentliche Zulassungsvoraussetzung für die Anlagen fehlt.
14. Februar 2014. In den Kavernen des Atomendlagers Waste Isolation Pilot Plant (WIPP) werden erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen, als keine Personen im Untergrund tätig sind. Die Einlagerung wird gestoppt, das Energieministerium (DOE) beginnt mit einer Untersuchung. Es handelt sich um den ersten Störfall des WIPP. Bei 13 Mitarbeitern der Anlage wurde nachgewiesen, dass sie Americium oder Plutonium in sehr geringen Mengen eingeatmet haben, medizinische Maßnahmen wurden nicht für erforderlich gehalten.
4. Juni 2014. Seit 3 Jahren soll es konkrete Verhandlungen darüber geben, dass die USA Atommüll - getarnt als Material zur Wiederaufbereitung - aus dem Kugelreaktor von Jülich - getarnt als Material zur Wiederaufbereitung - in das Atomwaffenzentrum Savannah River Site in South Carolina gebracht werden soll.
Endlager in den USA
Geplant / in Bau
Schwach- und Mittelradioaktive Abfälle: Ohio (Standortwahlverfahren)
In Betrieb
Schwach radioaktive Abfälle: Richland (Washington), Barnwell (South Carolina)
Hoch radioaktive Abfälle: -
Ausser Betrieb
Schwach radioaktive Abfälle: Beatty (1992), Maxey Flats (Kentucky), West Valley (New York), Sheffield (Illinois)
Nie in Betrieb genommen
Hoch radioaktive Abfälle: Yucca Mountain
Bilder aus Wikimedia Commons
Behälter mit radioaktivem Abfall in den USA, Lizenz: Public Domain, Urheber: Nuclear Regulatory Commission
Quellen
