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| Endlager Waste Isolation Pilot Plant Beschädigtes Fass (14.02.2014) |
Das US-amerikanische Zwischenlanger für radioaktive Abfälle Waste Isolation Pilot Plant (WIPP) wurde in einer Salzformation in der Nähe von Carlsbad im US-amerikanischen Bundesstaat New Mexico errichtet. Dort werden transuranische Abfälle, vor allem Plutonium, aus Forschung und Atomwaffenproduktion gelagert. Der größte Teil stammt aus der Atomwaffenfabrik von Los Alamos.
Die Anlage dient der Entsorgung von Abfällen mit hohem Gehalt an Alphastrahlern (sogenannte "Transuranabfälle"). Der Einlagerungsbereich besteht aus acht Feldern (Panels) mit jeweils sieben Streckenkammern (Rooms). Die Einlagerungskapazität beträgt rund 180.000 m³. Eingelagert werden sollen insgesamt ca. 300 Mio GBq, die Aktivität entfällt jedoch nicht nur auf Transurane.
WIPP befindet sich in einem sehr dünn besiedelten Gebiet, die Standort-Provinz Eddy County hat eine Bevölkerungsdichte von 5 Personen pro Quadratkilometer. Kritiker bemängeln unter anderem, dass die Salzschicht nicht vollständig trocken ist.
Geschichte
Ab 1955. In den USA werden Salzformationen für die Einlagerung radioaktiver Abfälle in Betracht gezogen.
1980. Baubeginn des ursprünglich als zivil-militärische Pilotanlage für ein Endlager geplanten Endlagers.
1981. Für eine Warnung vor den Gefahren des Atommülls an Menschen über viele Generationen wurd von einer eine Arbeitsgruppe eine Konzeption entworfen, die nach Prinzipien der so genannten Atomsemiotik angelegt wurde. Dazu soll eine großflächige Anlage auf der Oberfläche über dem Endlager errichtet werden: Der Entwurf sieht 32 Monolithe vor, die ein Quadrat bilden, in dessen Innerem 3 Kilometer lange Erdwälle 16 weitere Monolithe einschließen. Auf diesen steht in Englisch, Spanisch, Russisch, Französisch, Chinesisch, Arabisch und Navajo: Hier liegt gefährlicher radioaktiver Abfall. Auf keinen Fall graben oder bohren. Im Zentrum sind detailliertere Informationen zusammen mit Comic-artigen Illustrationen vorgesehen, einmal über der Erde, einmal in einer unterirdischen Kammer. Das Warnsystem soll erst installiert werden, wenn das Endlager voll und eine einhundertjährige Abklingzeit unter Kontrolle des US-Energieministeriums vergangen ist, nach der das Lager versiegelt werden soll. Dies ist für etwa 2133 vorgesehen. Daher ist völlig unklar, ob diese Planungen umgesetzt werden.
März 1999. Die Anlage wird mit der ersten Anlieferung von radioaktiven Abfällen des Los Alamos National Laboratorys in Betrieb genommen. Seitdem werden dort in rund 650 m Tiefe die Transuranabfälle aus neun mit militärischen Aufgaben befassten US-Anlagen (Rocky Flats, Los Alamos National Laboratory, Idaho National Laboratory, Hanford Site u. a.) eingelagert.
2004. Für WIPP werden Planungen aktualisiert, die ursprünglich für den anderen US-Atommüll-Endlager-Standort, Yucca Mountain in Nevada, erstellt wurden.
2005. Bereits jetzt weisen zwei Lagersäle Risse an Decke und Boden auf.
2005. Bereits jetzt weisen zwei Lagersäle Risse an Decke und Boden auf.
5. Februar 2014. Im Salzstock fängt ein LKW Feuer. Später wird ein Zusammenhang mit dem Austritt von Radioaktivität dementiert. Diese Aussage wird jedoch wieder zurückgenommen.
14. Februar 2014. In den Kavernen werden erhöhte Radioaktivitätswerte gemessen, als keine Personen im Untergrund tätig sind. Die Einlagerung wird gestoppt, das Energieministerium (DOE) beginnt mit einer Untersuchung. Es handelt sich um den ersten Störfall des WIPP. Bei 13 Mitarbeitern der Anlage wurde nachgewiesen, dass sie Americium oder Plutonium in sehr geringen Mengen eingeatmet haben, medizinische Maßnahmen wurden nicht für erforderlich gehalten.
An der Oberfläche wurden leicht erhöhten Werte, deutlich unterhalb der Grenzwerte gefunden. Eine halbe Meile von dem Atommülllager entfernt wurde in der Luft neben Americium auch Plutonium festgestellt.
Zunächst wurde nach Angaben der DOE als Ursache die Beschädigung eines oder mehrerer Fässer aufgrund eines Deckeneinsturzes in einer der Kammern in Betracht gezogen. Auch ein Zusammenhang mit dem Brand eines Lastkraftwagens in der Anlage, der sich neun Tage vor dem Ereignis ereignet hatte, wurde in Betracht gezogen.
Neuere Erkenntnisse deuten hingegen darauf hin dass eine fehlerhafte Befüllung eines der Fässer mit radioaktivem Abfall verantwortlich sein könnte: Zur Bindung von Feuchtigkeit werden die Fässer üblicherweise mit anorganischer Katzenstreu aufgefüllt um zu verhindern dass die radioaktiven Inhaltsstoffe zu stark erhitzen. Offenbar wurde in mindestens einem Fall jedoch organische Katzenstreu verwendet woraufhin es zu einer chemischen Reaktion in einem der Fässer kam und die Versiegelung des Fasses durchbrochen wurde. Über das Belüftungssystem ist die Radioaktivität schließlich nach Außen gedrungen.
Die Zukunft der Anlage könnte durch den Vorfall gefährdet sein. Das Lager wird für eine Untersuchung ausser Betrieb gesetzt.
28. Februar 2014. Die Behörden untersuchen weitere Arbeiter auf Verstrahlung um festzustellen ob mehr als 13 Personen betroffen sind. Farok Sharif (Projektleiter des WIPP) lehnt unter Hinweis auf die Privatsphäre der Betroffenen eine Einschätzung ab, wieviel Strahlung die Mitarbeiter abbekommen haben. Experten sollen sich gegen eine Therapie ausgesprochen haben, um die eingeatmeten Partikel aus dem Körper zu entfernen.
Anfang März. Es werden erneut erhöhte Strahlenwerte gemessen. Zwischenzeitlich mussten auch die ständigen Atommülltransporte aus Los Alamos gestoppt werden. Der Müll wird nun in Texas in der Hoffnung zwischengelagert, dass bald wieder mit der Lieferung in den Salzstock begonnen werden kann.
5. April 2014. Zwischenzeitlich wurde bekannt dass 21 Arbeiter radioaktiv kontaminiert worden sind.
An der Oberfläche wurden leicht erhöhten Werte, deutlich unterhalb der Grenzwerte gefunden. Eine halbe Meile von dem Atommülllager entfernt wurde in der Luft neben Americium auch Plutonium festgestellt.
Zunächst wurde nach Angaben der DOE als Ursache die Beschädigung eines oder mehrerer Fässer aufgrund eines Deckeneinsturzes in einer der Kammern in Betracht gezogen. Auch ein Zusammenhang mit dem Brand eines Lastkraftwagens in der Anlage, der sich neun Tage vor dem Ereignis ereignet hatte, wurde in Betracht gezogen.
Neuere Erkenntnisse deuten hingegen darauf hin dass eine fehlerhafte Befüllung eines der Fässer mit radioaktivem Abfall verantwortlich sein könnte: Zur Bindung von Feuchtigkeit werden die Fässer üblicherweise mit anorganischer Katzenstreu aufgefüllt um zu verhindern dass die radioaktiven Inhaltsstoffe zu stark erhitzen. Offenbar wurde in mindestens einem Fall jedoch organische Katzenstreu verwendet woraufhin es zu einer chemischen Reaktion in einem der Fässer kam und die Versiegelung des Fasses durchbrochen wurde. Über das Belüftungssystem ist die Radioaktivität schließlich nach Außen gedrungen.
Die Zukunft der Anlage könnte durch den Vorfall gefährdet sein. Das Lager wird für eine Untersuchung ausser Betrieb gesetzt.
28. Februar 2014. Die Behörden untersuchen weitere Arbeiter auf Verstrahlung um festzustellen ob mehr als 13 Personen betroffen sind. Farok Sharif (Projektleiter des WIPP) lehnt unter Hinweis auf die Privatsphäre der Betroffenen eine Einschätzung ab, wieviel Strahlung die Mitarbeiter abbekommen haben. Experten sollen sich gegen eine Therapie ausgesprochen haben, um die eingeatmeten Partikel aus dem Körper zu entfernen.
Anfang März. Es werden erneut erhöhte Strahlenwerte gemessen. Zwischenzeitlich mussten auch die ständigen Atommülltransporte aus Los Alamos gestoppt werden. Der Müll wird nun in Texas in der Hoffnung zwischengelagert, dass bald wieder mit der Lieferung in den Salzstock begonnen werden kann.
5. April 2014. Zwischenzeitlich wurde bekannt dass 21 Arbeiter radioaktiv kontaminiert worden sind.
Bilder aus Wikimedia Commons
Beschädigtes Fass, Lizenz: Public Domain, Urheber: DoE Fotografen
Quellen
28.05.2014, Zeit, ATOMMÜLL, Das erkaufte Endlager
05.04.2014, Telepolis, Unfall in US-Atomlager verstärkt Zweifel an Lagerung von Atommüll in Salz
28.02.2014, Focus, Nach Strahlungsleck in New Mexico, USA testen Dutzende Mitarbeiter auf Verstrahlung
28.02.2014. taz, Nach Strahlungsleck, US-Behörden testen weitere Arbeiter
17.02.2014, Spiegel, US-Atommülllager, Experten suchen Ursache für erhöhte Strahlung
September 2009, Robin Wood, Endlagersituation in den USA
05.04.2014, Telepolis, Unfall in US-Atomlager verstärkt Zweifel an Lagerung von Atommüll in Salz
28.02.2014, Focus, Nach Strahlungsleck in New Mexico, USA testen Dutzende Mitarbeiter auf Verstrahlung
28.02.2014. taz, Nach Strahlungsleck, US-Behörden testen weitere Arbeiter
17.02.2014, Spiegel, US-Atommülllager, Experten suchen Ursache für erhöhte Strahlung
September 2009, Robin Wood, Endlagersituation in den USA
