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| Walter Herrmann |
Der deutsche Atomphysiker Heinrich Walter Herrmann wurde am 22. September 1910 in Querfurt geboren († 11. August 1987 in Leipzig, beerdigt in Querfurt).
Er arbeitete während dem Zweiten Weltkrieg auch am deutschen Uranprojekt zur Entwicklung einer Atombombe mit und veröffentliche Beiträge in den streng geheimen Kernphysikalischen Forschungsberichten.
Sein wissenschaftliches Interesse galt der radioaktiven Messtechnik sowie der Methodik und Anwendung der Autoradiografie.
Leben
22. September 1910. Der deutsche Atomphysiker Heinrich Walter Herrmann wird in Querfurt Sohn eines Sparkassenbeamten geboren.
1916 bis 1926. Er besucht die Schule in Querfurt.
1926 bis 1930. Er besucht die Schule in Halle und macht das Abitur.
1930 bis 1936. Herrmann studiert Physik, Chemie und Mathematik in Halle und Berlin.
1936. Er legt die Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen ab.
1937 bis 1940. Er arbeitet als Wissenschaftlicher Assistent am Physikalischen Institut der Universität Leipzig.
Ende 1939. Kurt Diebner beginnt parallel zu den Arbeiten zur Nutzbarmachung der Atomspaltung am Kaiser-Wilhelm Institut für Physik und dem Physikalischen Institut der Universität Leipzig mit dem Aufbau einer eigenen Atomforschungsgruppe an der Versuchsstelle des Heereswaffenamtes in Gottow, jetzt Ortsteil der Gemeinde Nuthe-Urstromtal bei Luckenwalde.
1940. Walter Herrmann ist als Zivilangestellter in Diebners Atomforschungsgruppe von Gottow tätig. Die Versuchsanordnungen in Gottow, bezeichnet mit G I, G II und G III, beruhen alle auf einer gitterförmigen Anordnung von Uranwürfeln, in die eine Neutronenquelle zwecks Messung der Neutronenvermehrung eingeführt wird. Die Versuche beweisen, dass die Würfelanordnung als Kernreaktorkonzept den andernorts verwendeten Plattenanordnungen hinsichtlich der Neutronenausbeute überlegen ist. Insbesondere G IIIb bringte die höchste bis dahin in Deutschland erzielte Neutronenausbeute von 106 %. Damit ist experimentell der prinzipielle Beweis einer möglichen Nutzung der Atomenergie erbracht, ohne zu wissen, dass Enrico Fermi im Dezember 1942 in Chicago eine kontrollierte nukleare Kettenreaktion gelungen ist. Die Beteiligung Walter Herrmanns an all diesen Versuchen belegen später veröffentlichte damalige Geheimberichte.
1943. Walter Herrmann wird an der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung der Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig zum Dr. phil. promoviert.
1943–44. Diebner versucht mittels Explosionen mit Hohlladungen thermonukleare Reaktionen an leichten Elementen einzuleiten, was allerdings misslingt. Auch an diesen Versuchen wirkt Herrmann mit.
1944. Als Kurt Diebner wird Stellvertreter des Beauftragten des Reichsforschungsrates für die atomphysikalische Forschung. Herrmann wird Zivilangestellter beim Reichsforschungsrat.
Herbst 1944. Diebners Forschungsgruppe wird nach Stadtilm in Thüringen verlegt. Die weitere Überführung nach Bayern wird durch das Kriegsende vereitelt.
1945/46. Nach dem Krieg arbeitet Herrmann zunächst als Kampagnechemiker in der Zuckerfabrik Zeitz.
1946. Er wird zusammen mit seiner Familie und weiteren deutschen Spezialisten in die Sowjetunion gebracht. Hier arbeiten sie abgeschottet und bewacht an Grundlagenforschungen zum sowjetischen Atomprogramm. Herrmann leitet in einem Institut in Obninsk als „Oberwissenschaftler“ ein Labor für besondere Formen des Atomkernzerfalls.
Ab 1952. Herrmann ist in Suchumi tätig. Arbeitsergebnisse aus dieser Zeit sind nach wie vor geheim.
1955. Nach der Rückkehr aus der Sowjetunion widmet sich Walter Herrmann der Nutzung der Radioaktivität für Wissenschaft und Wirtschaft. Zusammen mit Carl Friedrich Weiss baut er in Leipzig das Institut für angewandte Radioaktivität auf, wobei er Wesentliches sowohl zur Konzipierung der Forschung als auch des neuen Institutsgebäudes beiträgt.
1956 bis 1966. Er ist stellvertretender Direktor am Institut für angewandte Radioaktivität in Leipzig.
Ab 1956. Er ist Lehrbeauftragter an der Karl-Marx-Universität Leipzig.
1958. Walter Herrmann erhält den Nationalpreis der DDR II. Klasse.
1960. Er habilitiert sich an der Karl-Marx-Universität Leipzig.
1961. Er wird durch die Akademie der Wissenschaften der DDR zum Professor ernannt.
1966 bis 1968. Er ist Direktor am Institut für angewandte Radioaktivität in Leipzig.
1966 bis 1977. Er lehrt bis zu seiner gesundheitlich bedingten Emeritierung an der Karl-Marx-Universität Leipzig als nebenamtlicher Professor mit vollem Lehrauftrag für angewandte Radioaktivität.
11. August 1987. Walter Herrmann stirbt in Leipzig und wird danach in Querfurt beerdigt.
Bilder aus Wikimedia Commons
Walter Herrmann, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license, Urheber: Justus Herrmann
Quellen
