Sonntag, 11. Oktober 2015

Fritz Bopp

Forschungsreaktor Haigerloch
Der deutsche Physiker Fritz Bopp (eigentlich Friedrich Arnold Bopp) wurde am 27. Dezember 1909 in Frankfurt am Main geboren († 14. November 1987 in München). Er hatte sechs Kinder. Sein Sohn Fritz Wilhelm Bopp ist Professor für Physik an der Universität Siegen.

Fritz Bopp arbeitete vor allem in den Bereichen Atomphysik und Quantenfeldtheorie und leistete in zahlreichen Veröffentlichungen zu verschiedenen Gebieten der Physik wichtige Beiträge. Bekannt ist Bopp auch durch seine Teilnahme am deutschen Uranprojekt zur Entwicklung einer Atombombe während des zweiten Weltkriegs. 

Zu den Diplomanden und Doktoranden an seinem Institut gehörten unter anderen die Professoren Friedrich L. Bauer, Walter Karl Blum, Gerhard Börner, D. Castrigiano, Mario Dal Cin, Henning Genz, Rudolf Haag, Armin Hermann, Franz Himpsel, G. Holzwarth, H.A. Kastrup, Bjong Ro Kim, Gerhard Mack, G. Obermair, H. Pfister, Peter Ring, R. Rückl, Klaus Samelson, D. Schildknecht und Wolfgang Wild.

Die Professoren Friedrich Beck, G. Höhler, H. A. Kastrup, H.-J. Meister, Harald J.W. Müller (Harald J.W. Müller-Kirsten), Georg Süßmann, F. Wahl, E. G. Weidemann, K. Wildermuth, waren Assistenten oder Habilitanden an seinem Institut.

Der Nachlass von Fritz Bopp mit einem Umfang von 34 Regalmetern wird im Archiv des Deutschen Museums verwahrt (NL194).

Leben

27. Dezember 1909. Fritz Bopp wird in Frankfurt am Main geboren. Er studiert später Physik und Mathematik an der Universität Frankfurt.

1932. Bopp geht an die Universität Göttingen, um sich bei Max Born und Hermann Weyl der theoretischen Physik zuzuwenden. Bevor es Diplom- und Masterarbeiten gibt, sind Staatsexamensarbeiten als Einstiegsarbeiten zur Promotion üblich. Eine mathematische Staatsexamensarbeit fertigt er bei Hermann Weyl an. Es folgt eine physikalische Staatsexamensarbeit bei Hertha Sponer (Nachlass Deutsches Museum, München).

1933. Die theoretische Physik in Göttingen wird von den Nationalsozialisten weitgehend zerschlagen. Max Born wird als Direktor des Instituts für Theoretische Physik der Universität Göttingen vertrieben. Fritz Sauter wird sein kommissarischer Nachfolger.

1934. Er legt die Wissenschaftliche Staatsprüfung für das höhere Lehramt ab.

1937. Bopp wird bei Sauter mit einer Arbeit über die Zweifache Comptonstreuung an der Universität Göttingen zum Dr. phil. promoviert.

1937 bis 1944. Er ist planmäßiger Assistent bei Erwin Fues an der Universität Breslau.

April 1940. Er wird als Funker bei der Luftwaffe bei Breslau zur Wehrmacht einberufen.

Januar 1941. Er wird von der Wehrmacht Unabkömmlich (UK) gestellt um am deutschen Atomforschungsprojekt (Uranverein) zu arbeiten. In der Folgezeit arbeitet er als Pendler zwischen der Universität Breslau, wo er Vorlesungen hält, und dem Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik in Berlin-Dahlem.

1941. In Breslau habilitiert er sich mit einer quantenfeldtheoretischen Arbeit, „Eine lineare Theorie des Elektrons“ und wird zum Privatdozenten ernannt.

1. Februar 1945. Das Institut wird mit dem Atomreaktorprojekt nach Hechingen bzw. Haigerloch, verlegt. Die Ergebnisse dieser Forschung, die damals geheimen „Kernphysikalischen Forschungsberichte“ werden später von verschiedenen Seiten veröffentlicht. Aus verschiedenen Gründen wird ein kritischer Reaktorzustand vor Kriegsende nicht erreicht.
Da in Deutschland nichts vom Manhattan-Projekt bekannt ist, gibt es die Vorstellung, nach dem Krieg in einer neuen Schlüsselindustrie eine führende Rolle zu spielen, und die Hoffnung, das Reaktor-Experiment über das Kriegsende retten zu können. Das Labor in Haigerloch wird zunächst von der US-amerikanischen Armee (Alsos-Mission) erreicht und der Forschungsreaktor Haigerloch wird abtransportiert. Viele der führenden Physiker werden in Farm Hall (England) interniert.
Haigerloch liegt in der französischen Zone. Als Verbleibender wird Bopp zum amtierenden Direktor ernannt. Das zentrale Problem ist, dass die französische Militärverwaltung großes Interesse an dem Projekt hat und nicht an den vollständigen Abtransport glaubt, während die US-amerikanische Seite keine ausreichenden Informationen über den Abtransport herausgibt. Dies führt zu ernsten Schwierigkeiten mit beiden Militärbehörden.

1946. Bopp ist Assistent an der Universität Tübingen.

1947. Er wird außerordentlicher Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

1950. Bopp wird an der Ludwig-Maximilians-Universität München Nachfolger von Arnold Sommerfeld (1868–1951) als Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Physik. Sommerfeld hat sich nach der Entlassung des von den Nazis eingesetzten Wilhelm Müller, eines Vertreters der Deutschen Physik, nach dem Krieg zunächst selbst vertreten.
Bopp bemüht sich, die Sommerfeldsche Tradition weiterzuführen. Dem Wunsch Sommerfelds entsprechend ist er mit Josef Meixner und Erwin Fues Bearbeiter und Herausgeber (neuerer Auflagen) von Sommerfelds berühmter Buchreihe „Vorlesungen über theoretische Physik“. Trotz mancher Schwierigkeiten ist Bopps Institut einer der führenden Plätze der theoretischen Physik im Nachkriegsdeutschland.

Mitte der 1950er Jahre. Wie andere ehemalige Mitglieder des Uranvereins ist Bopp  Mitglied des Arbeitskreises Atomphysik der Deutschen Atomkommission, die den Aufbau der Atomtechnik in Deutschland betreibt.

1954. Er wird in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

1957. In der Zeit von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, gehört Bopp er zu den Göttinger Achtzehn, einer Gruppe führender Wissenschaftler, die sich in einer gemeinsamen Erklärung (siehe Göttinger Manifest) gegen Pläne einer atomaren Bewaffnung der Bundeswehr wenden.

1964/1965. Bopp ist Gründungspräsident der sich im Westen in Nachfolge des Verbandes Deutscher Physikalischen Gesellschaften (VDPG) neu konstituierenden Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG).

1965. Er wird in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen.

1961. Fritz Bopp ist der Herausgeber von Festschriften für Werner Heisenberg.

1969. Bopp ist der Herausgeber von Festschriften für Arnold Sommerfeld. Sie enthält auch eine von Bopp verfasste Sommerfeldbiografie.

1978. Friedrich A. Bopp emeritiert.

14. November 1987. Bopp stirbt in München.

Bilder aus Wikimedia Commons
Forschungsreaktor Haigerloch, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: ArtMechanic

Quellen