Sonntag, 16. April 2023

Rapid Support Forces (RSF)

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Rapid Support Forces (RSF)

Die Rapid Support Forces (RSF; arabisch قوات الدعم السريع، الجنجويد, deutsch Schnelle Unterstützungskräfte) sind eine paramilitärische Gruppe in der Republik Sudan, die bis zu dessen Sturz dem Kommando von Präsident Umar al-Baschir unterstand und seitdem an der Militärregierung beteiligt ist.

Geschichte

2013. Die RSF schließen sich aus Milizen im westlichen Bundesstaat Darfur zusammen. Bei dem jahrzehntelangen Konflikt dort gelten sie als brutal agierende Unterstützer der arabisch dominierten Regierung, die gewaltsam gegen die afrikanische Minderheit vorgehen. Sie speisen sich hauptsächlich aus der berüchtigten Dschandschawid-Miliz, die in Sudan als „berittene Teufel“ bezeichnet werden. Die Gruppe und ihr Anführer General Mohammed Hamdan Daglo werden für Massenvergewaltigungen und andere schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen verantwortlich gemacht.

Unterbindung von Migration im Auftrag der EU

2015. Seit der Flüchtlingskrise in Europa arbeitet die Europäische Union im Zuge des Khartum-Prozesses mit einigen afrikanischen Ländern, unter anderem dem Sudan, zusammen, um illegale Migration nach Europa und Menschenschmuggel zu bekämpfen. Für den Grenzschutz, der mit finanziellen Mitteln von der EU unterstützt wird und Migranten an der Weiterreise nach Libyen und von dort nach Europa hindern soll, sind auch die RSF zuständig.

Krieg im Jemen

Im Jemenkrieg kämpfen die RSF zusammen mit der Sudanesischen Armee auf Seiten Saudi-Arabiens gegen die Huthi-Rebellen. General Daglo bestätigte im April 2019, dass sudanesische Truppen auch nach dem Sturz von Präsident al-Baschir weiterhin im Jemen bleiben werden, bis „die Ziele der Allianz erreicht sind“.

Militärputsch und Massaker an Demonstranten

Frühjahr 2019. Die RSF sind in der Republik Sudan an dem Militärputsch beteiligt, der zum Sturz von Staatspräsident Umar al-Baschir führt. Danach gilt Daglo als mächtigster Mann in Sudan. Die Regierungsgeschäfte übernimmt aber General Abdel Fattah al-Burhan, der Generalinspekteur der sudanesischen Streitkräfte. Dieser revanchiert sich bei Daglo und verzichtet zunächst darauf, die RSF in das staatliche Militär einzugliedern. Daglo wird al-Burhans Stellvertreter im regierenden Übergangsrat.

3. Juni 2019. Vor dem Hauptquartier der Armee ereignet sich ein Massaker an Demonstranten; über hundert Protestierende kommen ums Leben, über 300 weitere werden verletzt. Für das Massaker wird vor allem die RSF verantwortlich gemacht. Kämpfer der RSF sollen außerdem zahlreiche Frauen und Männer vergewaltigt haben.

2021. Nach einem weiteren Putsch gegen die faktisch vom Militär kontrollierte Zivilregierung ist auch die RSF beteiligt. Im Zuge des geplanten Übergangs zu einer zivilen Regierung sollen die Paramilitärs in die regulären Streitkräfte eingegliedert werden, was zu Spannungen führt. Daglo unterstellt al-Burhan, sein Amt als De-Facto-Staatschef nicht aufgeben zu wollen und sich entgegen aller Absprachen an die Macht zu klammern.

15. April 2023. Der Konflikt wächst sich binnen weniger Stunden zu heftigen Gefechten zwischen der Armee und der RSF aus.

Aus der Hauptstadt Khartum wird unter anderem Artilleriebeschuss gemeldet, außerdem gibt es Berichte über Luftangriffe der sudanesischen Luftwaffe auf Stützpunkte der RSF. Geschützwagen und gepanzerte Fahrzeuge fahren durch die Stadt. Banken, Schulen und Behörden sind geschlossen. Wer in Khartum zurzeit die Oberhand hat, ist unklar. Schüsse fielen offenbar auch in der Hafenstadt Bur Sudan am Roten Meer. 

Die RSF behaupten am späten Abend bei Twitter, 90 Prozent der vom Militär kontrollierten Gebiete in Sudan erobert zu haben und in die Kommandozentrale der Armee eingedrungen zu sein. Die Armee weist dies als Falschbehauptung zurück.

16. April 2023. Eine sudanesische Ärzte-Organisation teilt am frühen Morgen über Twitter mit, es gebe mindestens 56 zivile Todesopfer zu beklagen und Dutzende getötete Soldaten. Außerdem seien in Krankenhäusern und anderen Versorgungsstellen knapp 600 Verletzte gezählt worden, von denen Dutzende in Lebensgefahr schwebten. Die Organisation ruft zu einer sofortigen Waffenruhe auf, um das Leben unschuldiger Menschen zu schützen und Verletzte behandeln zu können.