Donnerstag, 20. April 2023

Mietbelastungsquote

Die Mietbelastungsquote ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, welche den Anteil der Wohnungsbruttokaltmiete am Jahreseinkommen eines Privathaushalts wiedergibt.

Die Bruttokaltmiete setzt sich aus der Grundmiete und an den Vermieter zu zahlenden Nebenkosten zusammen. Dazu zählen unter anderem die monatlichen Betriebskosten für Haus- und Straßenreinigung, Müllabfuhr, Hausmeisterleistungen, Schornsteinreinigung und Kabelanschluss.


Allgemeines

Einige Kennzahlen sind bei der privaten Finanzplanung und privaten Liquiditätsrechnung von Privatpersonen von wesentlicher Bedeutung. Dazu gehören unter anderem der Schuldendienstdeckungsgrad (betrifft Kreditzinsen und Tilgungen bei aufgenommenen Krediten) und die Mietbelastungsquote. Letztere liefert Hinweise auf die finanzielle Belastung von Privathaushalten durch Wohnen und zeigt den finanziellen Spielraum für andere Ausgabenzwecke. Kennzahlen wie diese sollen Privatpersonen signalisieren, ob sie mietbedingte Finanzierungsrisiken besitzen, welche die Gefahr einer Privatinsolvenz in sich bergen können. Deshalb untersucht die Finanzanalyse bestimmte Ausgabengruppen, um deren Anteil am Einkommen zu ermitteln.

Die Bedeutung des Schuldendienstdeckungsgrads nimmt zu, wenn bei konstantem Einkommen das Zinsniveau steigt. Entsprechend steigt die Mietbelastungsquote, wenn Wohnungsmieten etwa wegen Wohnraummangels überproportional zum Einkommenszuwachs steigen.


Rechtsfragen

Auch das Mietrecht befasst sich mit der Mietbelastung. Ein angespannter Wohnungsmarkt im Sinne des § 556d BGB liegt insbesondere dann vor, wenn die Mieten deutlich stärker steigen als im bundesweiten Durchschnitt, die durchschnittliche Mietbelastung der Privathaushalte den bundesweiten Durchschnitt deutlich übersteigt, die Wohnbevölkerung wächst, ohne dass durch Neubautätigkeit insoweit erforderlicher Wohnraum geschaffen wird oder geringer Leerstand bei großer Nachfrage besteht.


International

Eurostat und OECD gehen von einer maximal tragbaren Mietbelastungsquote (englisch Housing Cost Burden) von 40 % aus. Darüber liegt eine Überbelastung (englisch overburden) vor, die 2015 mit 40,9 % lediglich Griechenland vorzuweisen hatte. Es folgten Finnland (32 %), Niederlande und Norwegen (jeweils 30 %). Während in Deutschland etwas mehr als 20 % der Bevölkerung eine Mietbelastungsquote von mehr als 40 % zu tragen hat, sind in Griechenland weit über 80 % der Bevölkerung überbelastet. Besonders hohe Mieten weisen 2018 Paris (27,80 Euro/m²), Oslo (25,30 Euro/m²), Trondheim (21,30 Euro/m²) oder London (20,10 Euro/m²) auf. In London gibt es entsprechend eine Mietbelastungsquote von 45 %.