Donnerstag, 26. Mai 2022

Henry Kissinger

Der deutsch-US-amerikanische Politikwissenschaftler Henry Alfred Kissinger (geb. Heinz Alfred Kissinger) wurde am 27. Mai 1923 in Fürth geboren.

Er ist ein ehemaliger Politiker der Republikanischen Partei. Der Deutschamerikaner Kissinger spielte in der Außenpolitik der Vereinigten Staaten zwischen 1969 und 1977 eine zentrale Rolle. Er war Vertreter einer harten gewaltbereiten Realpolitik aber auch einer der Architekten der Entspannung im Kalten Krieg.

Von 1969 bis 1975 war Kissinger Nationaler Sicherheitsberater, von 1973 bis 1977 Außenminister der Vereinigten Staaten. 1973 erhielt er gemeinsam mit Lê Đức Thọ den Friedensnobelpreis für ein Waffenstillstands- und Abzugsabkommen mit Nordvietnam. Von 1977 bis 1981 war Kissinger Direktor der US-amerikanischen Denkfabrik Council on Foreign Relations.

Kissinger ist Mitglied im Council on Foreign Relations und regelmäßiger Teilnehmer der Bilderberg-Konferenzen.

Einen wesentlichen Einfluss auf Kissingers Denken übte das Werk des deutschen Philosophen Oswald Spengler aus: Spenglers pessimistisches Weltbild und seine Ablehnung des Rationalismus in Politik und Geschichte waren auch kennzeichnend für Kissingers Konzeption von Realpolitik. Ähnlich wie Spengler sah auch Kissinger die größte Gefahr für eine Zivilisation darin, dass rationalistisch-abwägende „Faktenmenschen“ das Moment des kreativen und risikobereiten menschlichen Handelns so stark zurückdrängen könnten, dass dadurch ein Staat faktisch handlungsunfähig würde. Im Gegensatz zu Spengler, der in seinem Geschichtsbild eine solche Entwicklung als unvermeidbar betrachtete, zog Kissinger daraus andere Schlüsse:

„Spengler hat nur die Tatsache des Untergangs und nicht ihre Notwendigkeit beschrieben. Es gibt jedoch einen Grenzbereich zwischen Notwendigkeit und Zufall, innerhalb dessen der Staatsmann ausdauernd und intuitiv Entscheidungsmöglichkeiten wahrnehmen muss, um das Schicksal seines Volkes zu gestalten“

Der Politikwissenschaftler Stanley Hoffmann, der Kissinger von der Harvard University her persönlich kannte, zeichnete diesen als einen Machiavellisten, der zum Erhalt des Staates „Rücksichtlosigkeit und Täuschung auf Kosten von auswärtigen und inneren Feinden“ als notwendig ansah. Viele, die über ihn schrieben, gingen davon aus, dass Kissinger Clemens von Metternich und Otto von Bismarck zum Vorbild hatte. Gestützt wird diese Annahme durch die Veröffentlichungen Kissingers zu diesen beiden historischen Personen in den 1950er und 1960er Jahren. Sein Biograph Niall Ferguson kommt dem widersprechend zu dem Schluss, dass er weniger ein Realpolitiker als vielmehr ein Idealist gewesen sei. So habe ihn die Flucht aus dem Dritten Reich gelehrt, dass die Appeasement-Politik von Stanley Baldwin und Neville Chamberlain, die sich beide als „harte Realisten“ angesehen hätten, Hitler nicht gestoppt hatte. Zudem sei Kissinger durch die idealistische Geschichtsphilosophie von Immanuel Kant geprägt worden. Drittens habe er sowohl den historischen Materialismus des Marxismus-Leninismus als auch den ökonomischen Determinismus des Kapitalismus abgelehnt, sei also ein „Antimaterialist“ gewesen.

Kissingers langjährige Tätigkeit an zentralen Schaltstellen der US-amerikanischen Außenpolitik wurde wie diese auch intensiv kritisiert. Insbesondere Kissingers Rolle beim Putsch in Chile am 11. September 1973 sowie seine Rolle bei der Operation Condor führten bis heute zu mehreren gerichtlichen Vorladungen in verschiedenen Ländern, denen Kissinger allerdings nie nachgekommen ist.

 Im Jahr 2001 veröffentlichte der Journalist Christopher Hitchens sein Buch Die Akte Kissinger (orig. The Trial of Henry Kissinger), in dem er zahlreiche Vorwürfe gegen Kissinger erhob. Das Buch ist die Grundlage des Dokumentarfilms Angeklagt: Henry Kissinger.

Auch unter ehemaligen Mitarbeitern wird Kissinger zumindest im Nachhinein kritisch beurteilt. So sagte beispielsweise Roger Morris über seinen einstigen Chef: „Wenn wir Henry Kissinger nach den gleichen Maßstäben beurteilen, wie wir es mit den anderen Staatschefs und Politikern in anderen Gesellschaften getan haben, z. B. in Deutschland und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg, dann wird er sicher irgendwann als Kriegsverbrecher verurteilt werden.“

Einige der von verschiedenen Seiten vorgebrachten Kritikpunkte sind die Unterstützung der USA für Militärputsche und menschenrechtsverletzende Diktaturen nicht nur in Lateinamerika, die Unterstützung der völkerrechtswidrigen Invasion Osttimors durch Indonesien 1975 und die vor der Öffentlichkeit verborgen gehaltene Bombardierung des neutralen Kambodschas in der Endphase des Vietnamkriegs.

Umgekehrt werten einige Hardliner (Falken) Kissingers Beitrag zur Entspannungspolitik und zu besseren Beziehungen mit der Volksrepublik China als Appeasement gegenüber dem Kommunismus. Kissingers Verhalten hätte so indirekt zu Massakern in Indochina (Laos, Genozid in Kambodscha, der Tragödie der Boatpeople) und später (unter Carter) zur sowjetischen Invasion in Afghanistan geführt.

Kissinger ist seit 1998 Ehrenbürger seiner Heimatstadt Fürth und Gründungsmitglied der Bürgerstiftung Fürth, die im Juli 2007 gegründet wurde. Er ist Alter Freund des chinesischen Volkes, Ehrenmitglied der Fördergemeinschaft Friends of Dresden und Ehrenmitglied FC Bayern München.

Seit seiner Jugend ist Kissinger treuer Anhänger des Fußballclubs SpVgg Fürth, der heutigen SpVgg Greuther Fürth. Während er die Spielergebnisse der Fürther und die der 1. und 2. Fußball-Bundesliga heutzutage per Internet verfolgt, ließ er sie sich früher von der deutschen Botschaft in den USA mitteilen. Nachdem der Verein am 20. April 2012 erstmals den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft hatte, löste Kissinger ein früheres Versprechen ein und saß beim zweiten Heimspiel gegen den FC Schalke 04 am 15. September 2012 auf der Tribüne.

Von 1949 bis 1964 war Kissinger mit Ann Fleischer verheiratet. Aus der 1964 geschiedenen Ehe stammen die Kinder Elizabeth und David. Seit 1974 ist er in zweiter Ehe mit Nancy Maginnes verheiratet. 1982 hatte er mehrere Bypassoperationen.

Leben

27. Mai 1923. Henry Kissinger wird als Heinz Alfred Kissinger im mittelfränkischen Fürth in der Mathildenstraße 23 geboren.

Sein Vater Louis Kissinger (1887–1982) unterrichtet am Fürther Lyzeum Geschichte und Geografie, seine Mutter Paula Kissinger (geb. Stern) (1901–1998) ist die Tochter eines wohlhabenden jüdischen Viehhändlers aus Leutershausen nahe Ansbach.

Der Nachname wurde von seinem Ur-Ur-Großvater Meyer Löb (1767–1838) aus dem unterfränkischen Kleineibstadt im Jahre 1817 angenomm worden und bezieht sich auf die Stadt Bad Kissingen.

Seine Kindheit verbringt Henry Kissinger mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder Walter Bernhard (1924–2021) in Fürth, wo die Familie von 1925 bis zur Ausreise 1938 in der Marienstraße 5 wohnt.

September 1938. Die Familie emigriert aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich in die USA. Mehrere Verwandte der Familie Kissingers werden später von den Nationalsozialisten ermordet. Kissinger geht mit seinem Bruder Walter in New York City, im damals deutsch-jüdisch geprägten Ortsteil Washington Heights von Manhattan, auf die George Washington High School. Seinen ausgeprägten deutschen Akzent im Englischen und seinen fränkischen Dialekt im Deutschen verliert er nie.

19. Juni 1943. Kissinger erhält die Staatsbürgerschaft der USA, nachdem er im selben Jahr zum Militärdienst bei der U.S. Army eingezogen worden ist.

1944. Kissinger lernt im Ausbildungslager Camp Claiborne (Louisiana) den 36-jährigen Juristen und Politologen Fritz G. A. Kraemer kennen, der wie er in der 84. US-Infanteriedivision dient und ebenfalls ein deutscher Emigrant ist.

Diese Begegnung wird für Kissingers weiteren Weg prägend. „Während der folgenden Jahrzehnte beeinflusste Kraemer meine Lektüre und mein Denken, beeinflusste die Wahl meiner Universität, weckte mein Interesse für politische Philosophie und Geschichte, inspirierte meine akademischen Abschlussarbeiten (both my undergraduate and my graduate theses) und wurde überhaupt zu einem integralen und unverzichtbaren Teil meines Lebens. […] Seine Inspiration blieb mir sogar in den zurückliegenden 30 Jahren erhalten, als er nicht mehr mit mir reden wollte“, erklärt Kissinger nach Kraemers Tod im Jahre 2003.

Der Zweite Weltkrieg bringt beide zurück nach Deutschland. Kissinger wird zunächst Private (einfacher Soldat) in der G-Kompanie des 2. Bataillons der 84. US-Infanteriedivision. Da Kissinger gut Deutsch spricht, vermittelt ihn Kraemer zur militärischen Aufklärung innerhalb der Division.

Ende 1944. Er wird der G-2 Section im Führungsstab der Division zugeteilt, kämpft freiwillig gegen Hitlers Ardennenoffensive, wird als Special Agent beim 970. Counter Intelligence Corps (CIC) eingesetzt und zum Sergeant befördert.

März 1945. Er ist mit der 84. US-Infanteriedivision drei Wochen in Krefeld.

Ab 9. April 1945. Er ist in Hannover, wo er mit Robert Taylor mehrere Gestapo-Beamte aufspürt und verhaftet.

10. April 1945. Er ist auch unter den Soldaten, die das KZ-Außenlager Hannover-Ahlem befreien.

27. April 1945. Er erhält den Bronze Star. 

Mitte 1945 bis April 1946. Nach Kriegsende bleibt er in Deutschland und arbeitet in der US-amerikanischen Besatzungszone beim Counter Intelligence Corps in Bensheim (Hessen). Dieser Nachrichtendienst hat die Aufgabe, Kriegsverbrechen aufzuklären und die Entnazifizierung in Deutschland voranzutreiben. Von Bensheim aus geht Kissinger zur European Command Intelligence School im Camp King in Oberursel (Taunus), wo er unterrichtet.

1947. Henry Kissinger kehrt in die USA zurück und studiert am Harvard College Politikwissenschaft,.

1950. Er erhält seinen Bachelor an der Harvard University.

1950 bis 1960. Er ist auch Berater der Behörde für Waffenentwicklung beim Vereinigten Generalstab.

1952. Er schließt seinen Master ab an der Harvard University.

1954. Er erhält seine Promotion an der Harvard University. Seine Dissertation wird unter dem Titel A World Restored: Metternich, Castlereagh and the Problems of Peace 1812–1822 veröffentlicht und wird ein erfolgreiches Standardwerk der Geschichtsschreibung.

1954 bis 1971. Er ist Mitglied des Lehrkörpers in Harvard sowie Mitarbeiter im Department of Government. Kissingers politische Karriere profitiert sehr von den Kontakten, die er als Leiter des Harvard International Seminar knüpft, einer Summer School für Nachwuchsführungskräfte aus aller Welt.

1954. Er bearbeitet die Frage nach der militärischen Herausforderung der USA durch die Sowjetunion für sein Werk Nuclear Weapons and Foreign Policy.

1957 bis 1960. Kissinger ist Direktor des Harvard Center for International Affairs.

Ab 1957. Erste politische Erfahrung sammelt Henry Kissinger als Berater des New Yorker Gouverneurs Nelson Rockefeller. In der Folge wird er auch von den US-Präsidenten John F. Kennedy, Lyndon B. Johnson und Richard Nixon geschätzt.

1958 bis 1969. Er ist Direktor des Harvard Defense Studies Program.

1959. Er ist Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.

1961. Henry Kissinger vermerkt nach einem Gespräch mit Franz Josef Strauß in einem Brief an die Regierung Kennedy dass die US-Amerikaner ihre Atomwaffen in Deutschland so sichern sollen, dass es "physisch unmöglich" ist, sie " zu nehmen oder einzusetzen ohne unsere Zustimmung" weil es Strauß zuzutrauen ist, diese Waffen in einer Krisensituation "einfach zu nehmen".

1961 bis 1968. Er ist Berater der US-Agentur für Waffenkontrolle und Abrüstungsfragen.

1968. Mit der Wahl des Republikaners Nixon zum Präsidenten wird Kissinger offizieller Berater für Außen- und Sicherheitspolitik (National Security Advisor).

Seine Amtszeit fällt in eine Periode, die nach der Ansicht der US-Politik und der Öffentlichkeit von einem Niedergang des US-amerikanischen Einflusses in der Welt geprägt wird, während die Sowjetunion als Aufsteiger angesehen wird. Der sich durch Misserfolge hinziehende Vietnamkrieg fällt zusammen mit Enthüllungen über Machtmissbrauch der US-Politik und der Geheimdienste, aber auch die Ölkrise und die Grenzen des Wachstums lassen die Aussichten der westlichen Supermacht schrumpfen. Dadurch motivierte Einsparungen im US-Bundeshaushalt führen zu einem Rückgang der Verteidigungsausgaben von 40 % zwischen 1968 und 1975. Gleichzeitig rüstet die Sowjetunion auf und gewinnt im Nahen Osten an Einfluss. Diese wahrgenommene Situation der Vereinigten Staaten gilt als Grund für Kissingers Realpolitik, die Interessen über Werte stellt und Verbündete nicht nach ihrer Menschenrechtsbilanz beurteilt.

Kissinger, der als einflussreichster Politiker unter dem Präsidenten Nixon gilt, organisiert die US-amerikanische Außenpolitik über den Nationalen Sicherheitsrat, teilweise unter Umgehung des Außenministeriums. Entgegen den Wahlversprechen Nixons vor dessen Erstwahl 1968, den Vietnamkrieg zu beenden, forciert die US-Regierung noch Angriffe auf den gegnerischen Vietcong. Durch die Kriegsausweitung kommen in den Folgejahren mehr als 100.000 Vietnamesen und mehr als 25.000 amerikanische Soldaten ums Leben.

Im März 1969 wird dabei auch das Gebiet des neutralen Kambodschas in der streng geheimen Operation MENU völkerrechtswidrig bombardiert, um dortige Nordvietnamesen Nachschublinien zu zerstören. Auf die Veröffentlichung der geheimen Bombardierungen reagieren Nixon und Kissinger mit massiven, aber legalen Telefon-Abhöraktionen (nicht zu verwechseln mit den illegalen Watergate-Abhör-Aktionen). Diese richteen sich teilweise auch gegen engste Mitarbeiter Kissingers, um den bis heute unbekannten Informanten herauszufinden.

Laut Ben Kiernan töten die Flächenbombardements etwa 50.000 bis 150.000 Menschen, weit überwiegend Zivilisten, und tragen dazu bei, einen großen Teil der Bevölkerung in die Arme der kambodschanischen kommunistischen Widerstandsbewegung Rote Khmer zu treiben. Von amerikanischen Boeing B-52-Langstreckenbombern werden von Januar bis August 1973 doppelt so viele Bomben über Kambodscha gegen Kämpfer der Roten Khmer, die auf die kambodschanische Hauptstadt vorrückten, abgeworfen, wie während des gesamten Zweiten Weltkriegs über Japan.

Die Destabilisierung Kambodschas führt indirekt zum Kambodschanischen Bürgerkrieg, der 1975 zur Machtübernahme der Roten Khmer führt, die in der Folge bis 1979 einen Völkermord an der eigenen Bevölkerung mit 1,7 bis 2,2 Millionen Opfern begehen. Die geheime Ausweitung des Krieges entgegen den Wahlkampf-Versprechen Nixons führt zudem zu massiven Antikriegs-Demonstrationen in den USA, bei denen es auch zum tödlichen Schusswaffeneinsatz gegen demonstrierende Studenten kommt (Kent-State-Massaker).

Bereits seit 1963 betreibt die CIA in Chile eine Reihe verdeckter Operationen mit dem Ziel, die Wahl des Sozialisten Salvador Allende zum Staatspräsidenten zu verhindern. Nachdem diese Aktionen erfolglos geblieben sind und Allende 1970 Präsident geworden ist, gehen die USA zu massiven Geheimdienstoperationen über, mit dem Ziel, die chilenische Regierung zu destabilisieren und die Voraussetzungen für den Militärputsch vom 11. September 1973 zu schaffen. Im Zuge der CIA-Operationen kommt es zur Ermordung des verfassungstreuen und zu Allende loyalen Generalstabschefs René Schneider, der dem Putsch im Weg steht. Die Verschwörergruppe ist zuvor von der CIA mit Maschinengewehren und Tränengasgranaten ausgestattet worden.

1969. Im ersten Jahr der Präsidentschaft von Richard Nixon wird in den USA der Einsatz von Atomwaffen im Vietnamkrieg diskutiert. Henry Kissinger (Sicherheitsberater) richtet eine Planungsgruppe – die "Septembergruppe" - ein, die für Vietnam einen Notfallplan, genannt "Duck Hook", entwickeln soll, um durch einen "entscheidenden Schlag" bzw. einen "shock effect" gegen Nordkorea den Krieg schnell zu beenden. Kissinger sagt, dass die US-Regierung keine Atomwaffen verwenden wolle, aber er schließt den Einsatz eines "nuclear device", also einer taktischen Atomwaffe, nicht aus.

Die „Nixon-Doktrin“ wird formuliert, die eine größere regionale Eigenverantwortung vor allem der Staaten in Asien vorsieht. Die Rolle der USA sollte zukünftig lediglich die einer Ordnungsmacht im Hintergrund sein. Im Rahmen seiner Entspannungspolitik unterstützt er auch – nach anfänglicher Skepsis – die Ostpolitik von Willy Brandt.

1971. Er bereist auch die Sowjetunion, wo er in Moskau das erste Abkommen zur Rüstungsbegrenzung zwischen den USA und der Sowjetunion vorbereitet. Er etabliert eine Politik der Entspannung zwischen beiden Staaten und ist der US-amerikanische Unterhändler in den Strategischen Rüstungsbegrenzungsgesprächen, die im SALT-I-Vertrag gipfeln, sowie für den ABM-Vertrag zur Begrenzung strategischer Raketen (Anti Ballistic Missiles).

Juli und Oktober 1971. Er unternimmt zwei geheime Reisen in die Volksrepublik China, um in Gesprächen mit dem Premierminister Zhou Enlai den Weg für Nixons Besuch und eine Normalisierung der Beziehungen zwischen China und den USA zu bereiten. Diese Verhandlungen führen dazu, dass Kissinger heutzutage von chinesischen Politikern häufig als „der alte Freund des chinesischen Volkes“ bezeichnet wird.

Auch mit dem Nordvietnamesen Lê Đức Thọ trifft er sich im Geheimen und bereitet mit ihm Friedensgespräche vor, die 1973 zu einem Friedensvertrag im Vietnamkrieg führen. Der Krieg geht jedoch noch bis 1975, da Lê Đức Thọ die weitere Einmischung und Waffenlieferung der USA an die südvietnamesischen Truppen mit weiteren Kriegshandlungen beantwortet. Beide Politiker erhalten 1973 für den Vertrag den Friedensnobelpreis, den Lê Đức Thọ jedoch – im Gegensatz zu Kissinger – ablehnt, da der Krieg zu dieser Zeit noch andauert.

1973. Er erhält den Friedensnobelpreis und die Goldene Bürgermedaille der Stadt Fürth.

September 1973. Kissinger übernimmt unter Richard Nixon als Nachfolger von William P. Rogers das Amt des Außenministers, das er auch im Kabinett von Gerald Ford bis Januar 1977 innehat. Während der Ford-Jahre arbeitet er sehr eng und vertrauensvoll mit der deutschen Regierung Schmidt/Genscher zusammen. Nicht zuletzt seiner Rückendeckung ist es zu verdanken, dass Bonns Interesse an „unverletzlichen“, aber nicht „unveränderlichen“ Grenzen in Europa Eingang in die KSZE-Schlussakte findet. Durch die ausdrückliche Anerkennung der Möglichkeit friedlichen Wandels bleibt somit die Option auf eine deutsche Wiedervereinigung gewahrt.

1973 bis 1974. Kissinger spielt eine große Rolle in den Friedensbemühungen zwischen Israel und den arabischen Ländern, vor allem Syrien. Er handelt das Ende des Jom-Kippur-Krieges aus, der mit Ägyptens und Syriens Versuch der Rückeroberung des im Sechstagekrieg an Israel verlorenen Sinai bzw. der Golanhöhen begonnen hat, und initiiert mit der Genfer Nahostkonferenz ein erstes direktes Zusammentreffen der Kontrahenten sowie eine Reihe von Interimsabkommen, die dem langfristigen Ziel der Umsetzung der UNO-Resolution 338 dienen. Kissingers intensive Reisetätigkeit zwischen den Konfliktparteien führt zur Entstehung des damals viel gebrauchten Begriffes Pendeldiplomatie (Shuttle Diplomacy).

Kissinger ist einer der geistigen Väter der Roadmap, der Übereinkunft zwischen dem Präsidenten der palästinensischen Autonomiegebiete Arafat und Israels Ministerpräsident Rabin im palästinensisch-israelischen Konflikt. Er ist es auch, der Mubarak zu der entscheidenden Vermittlerrolle zwischen Israel und der palästinensischen Autonomiebehörde drängt. Hierbei versteht es Kissinger auch, die Regierung der Bundesrepublik Deutschland zur Vermittlung im Nahostkonflikt zu bewegen.

1976. Die argentinische Militärjunta glaubt, sie hätte die Billigung der USA, im Namen einer nationalen Sicherheitsdoktrin massiv Gewalt gegen politische Gegner anzuwenden, um deren „Terrorismus“ zu bekämpfen. Dies beruht unter anderem auf mehreren Treffen des argentinischen Außenministers Admiral Guzzetti mit Kissinger ab Juni 1976, wobei dieser gegen die anfängliche Erwartung des Argentiniers zustimmende Signale zu einem harten Vorgehen zur Lösung des argentinischen „Terrorismus-Problems“ gegeben hat.

Robert C. Hill, der Botschafter der USA in Argentinien, beschwert sich in Washington über die „euphorische Reaktion“ von Guzzetti nach dem Treffen mit Kissinger. Guzzetti berichtet danach den anderen Regierungsmitgliedern, nach seinem Eindruck würde es den USA nicht um Menschenrechte gehen, sondern darum, dass die ganze Sache „schnell gelöst“ würde. Die Militärjunta lehnt in der Folge Ermahnungen der US-Botschaft bezüglich der Einhaltung der Menschenrechte ab und verweist zur Begründung auf Kissingers „Verständnis“ für die argentinische Situation. Hill schreibt nach einem weiteren Treffen der beiden:

„[Der argentinische Außenminister] Guzzetti wandte sich an die USA in der vollen Erwartung, starke, deutliche und direkte Warnungen zur Menschenrechtspraxis seiner Regierung zu hören; stattdessen kam er in einem jubilierenden Zustand (engl. state of jubilation) nach Hause, überzeugt von der Tatsache, dass es mit der US-Regierung kein echtes Problem in dieser Sache gäbe.“

In den nächsten sieben Jahren ermorden die Militärs bis zu 30.000 Menschen, die sie überwiegend spurlos verschwinden lassen. Diese Zeit wird als „Schmutziger Krieg“ bekannt.

In diesem Jahr erhält er auch das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik.

1977. Mit der Amtsübernahme des US-Präsidenten Jimmy Carter im Jahre 1977 scheidet Henry Kissinger aus der Regierung aus und zieht sich weitestgehend aus dem politischen Leben zurück. Die Globalisierung kennzeichnet er wie folgt: „Globalisierung ist nur ein anderes Wort für US-Herrschaft.“

Er nimmt er eine Professur für Internationale Diplomatie an der Georgetown University in Washington, D.C. an.

In diesem Jahr erhält er die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA und das Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

1980. Er unterstützt die Präsidentschaftskandidatur Ronald Reagans und wird nach dessen Wahl auch in dessen Beraterstab aufgenommen. In der Folgezeit bleibt er jedoch politisch weitgehend einflusslos.

1982. Kissinger gründet das Beratungsunternehmen Kissinger Associates, dessen Präsident er ist.

1987. Er erhält den Karlspreis.

1988. Er erhält die Ehrendoktorwürde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

1995. Er erhält den Knight Commander of the Most Distinguished Order of St Michael and St George.

1996. Er wird mit dem Franz Josef Strauß-Preis ausgezeichnet.

Ab 1996. Er gehört dem wissenschaftlichen Beirat der bundesunmittelbaren Otto-von-Bismarck-Stiftung an.

1997. Er erhält das Großkreuz des Verdienstordens der Republik Polen.

1997 bis 1999. Er ist Mitglied im Aufsichtsrat des Flugzeugherstellers Gulfstream Aerospace und der Chicagoer Zeitungsgruppe Sun-Times Media Group.

1998. Er erhält den Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden I. Klasse, wird Ehrenbürger von Fürth und Ehrenmitglied SpVgg Greuther Fürth.

2000. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen tritt er als Unterstützer von John McCain auf.

Der indonesische Präsident Abdurrahman Wahid ernennt ihn zum politischen Berater. Nach dem Ende seiner Amtszeit veröffentlicht er seine Memoiren White House Years und Years of Upheaval und zahlreiche „Opposite Editorials“ in verschiedenen Zeitungen, unter anderem der New York Times.

Später berät er George W. Bush.

2001. Es wird öffentlich, dass Indonesien für die Invasion Osttimors 1975 unmittelbar zuvor grünes Licht von US-Präsident Gerald Ford und US-Außenminister Henry Kissinger erhalten hat. Dies belegen ehemals geheime Dokumente, die vom US-amerikanischen National Security Archive veröffentlicht werden.

Nur einen Tag vor der Besetzung Osttimors trafen sich demnach Ford und Kissinger in der indonesischen Hauptstadt Jakarta mit Präsident General Suharto und stimmten den völkerrechtswidrigen Invasionsplänen ausdrücklich zu. Als Kissinger wenig später von der Invasion durch einen Mitarbeiter informiert wurde, antwortete er, dass er hoffe, dass dieser „seinen Mund über die Sache halten würde“.

Kissingers Zustimmung zur Invasion Osttimors ist wahrscheinlich dem Umstand geschuldet, dass neun Tage vor der Invasion die FRETILIN-Partei einseitig die Unabhängigkeit der portugiesischen Kolonie ausrief. Die linksorientierte Partei umfasste neben bürgerlichen auch marxistische Elemente, weswegen man in den USA und Australien befürchtete, Osttimor könne ein zweites Kuba werden. Invasion und 24 Jahre Besetzung kosteten nach Untersuchungen der Empfangs-, Wahrheits- und Versöhnungskommission von Osttimor 183.000 Menschen das Leben, fast einem Drittel der ursprünglich 600.000 Einwohner Osttimors.

Das East Timor Action Network, die International Campaign against Impunity und das Instituto Cono Sur betrieben das Projekt Kissinger Watch, das Informationen über die Strafverfolgung Kissingers veröffentlichte.

2005. Er erhält den Bayerischen Verdienstorden.

22. Januar 2005. Donald Trump heiratet in der Episcopal Church of Bethesda-by-the-Sea in Palm Beach, Florida, das slowenische Model Melania Knauss. Sie wird damit zu seiner dritten Ehefrau. 

Melania trägt ein 125.000 US-Dollar teures Kleid von Dior. Das Kleid ist eines der teuersten der Geschichte. Es wurde von Christian Dior aus feinster weißer Seide gefertigt, hat eine vier Meter lange Schleppe und einen sechs Meter langen Schleier und ist mit 1.500 Edelsteinen besetzt. Noch weitaus teurer ist der Ehering, den der Bräutigam von Graff Diamonds zum halben Preis von 1,5 Mio. US-Dollar bekommt.

Zu der Hochzeitsfeier kommen neben dem Ehepaar Bill und Hillary Clinton auch Heidi Klum, Rudolph Giuliani, Henry Kissinger, Elton John, Liza Minnelli, Prinz Charles, Oprah Winfrey, Luciano Pavarotti, Muhammad Ali, Arnold Schwarzenegger und die Sänger Billy Joel und Tony Bennett. Die einzigen Gäste aus Slowenien sind Melanias Eltern und ihre Schwester Ines. Die Eltern haben eine Kerze von Melanias Taufe mitgebracht, die nochmals entzündet wird.

Anschließend wird auf Trumps dortigem Anwesen Mar-a-Lago gefeiert. Alle Gäste sind eingeladen, drei weitere Tage auf dem Anwesen mit zugehörigem Golfplatz zu verweilen. Die Torte ist bestückt mit 3000 geeisten Rosen. Die Hochzeit zählt zu den teuersten der Welt.

Auf CNN bei Larry King wird das Ehepaar erstmals interviewt. Auf die Frage, warum sie geheiratet hätten sagt Trump: "Wir passen gut zusammen. Wir haben noch nie diskutiert, noch nie gestritten. So mag ich es. Ich arbeite den ganzen Tag, da will ich nicht auch noch in meiner Beziehung arbeiten." Ob er Melanias Heimat Slowenien schon besucht habe? "Ja. Wundervolles Land. 13 Minuten war ich da. Kurze Zwischenlandung. Hi Mom, Hi Dad. Und tschüss." Aber sie hätten doch gewiss eine romantische Hochzeitsreise unternommen. Nein, erklärt Trump, sie seien auf ihrem Anwesen in Florida geblieben. "Nur weil Honeymoon ist, muss man doch nicht auf irgendeine verdreckte Tropeninsel fliegen." Schließlich wird Melania gefragt, was sie an Donald liebe. "Seinen Humor, seinen Charme, seine Energie", sagt sie. Donald tätschelt ihre Hand: "Macht sie ihren Job nicht großartig?"

2007. Er bekommt die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.

Frühjahr 2007.  John McCain erklärt in einem CBS-Interview seinen erneuten Antritt für das Amt. des US-Präsidenten. Die ehemaligen Außenminister der Vereinigten Staaten Henry Kissinger, Alexander Haig, George P. Shultz und Lawrence Eagleburger unterstützen die Kandidatur. Auch James Comey unterstützt John McCains Kandidatur gegen Barack Obama.

23. September 2008. Um die ihr zunehmend vorgeworfene außenpolitische Unerfahrenheit demonstrativ zu kompensieren, trifft Sarah Palin zunächst den ehemaligen US-amerikanischen Außenminister Henry Kissinger. Anschließend trifft sie sich am selben Tag am Rande der UNO-Vollversammlung mit dem Staatschef Kolumbiens, Álvaro Uribe und dem Staatschef Afghanistans, Hamid Karzai.

2009. Er erhält den Ewald-von-Kleist-Preis der Münchner Sicherheitskonferenz.

2010. Jetzt bekannt gewordene bzw. zur Veröffentlichung freigegebene Tonbandmitschnitte von Gesprächen des US-Präsidenten Nixon, Außenminister Kissinger und anderen offenbaren unsensible Äußerungen Kissingers, der z. B. nach einem Treffen mit der israelischen Premierministerin Golda Meir, in denen sie dringend um amerikanischen Druck bittet, um mehr sowjetische Juden freizubekommen, zu Nixon gewendet am 1. März 1973 gesagt hat: „Die Auswanderung von Juden aus der Sowjetunion ist kein Ziel der US-amerikanischen Außenpolitik. Und wenn sie die Juden in der Sowjetunion in die Gaskammern schicken, ist das auch kein US-amerikanisches Problem. Es ist vielleicht ein humanitäres Problem.“

Anfang Mai 2010. Er kommt nach Fürth, wo er unter anderem sein Geburtshaus und seine ehemalige Schule besucht. Ferner wohnt er der Enthüllung seines ihm zu Ehren angefertigten Porträts im Fürther Rathaus bei.

7. März 2011. Henry Kissinger setzt sich in einem Brief an Barack Obama für die Freilassung des israelischen Spions Jonathan Pollard ein.

Juli 2011. Elizabeth Holmes holt den vormaligen US-Außenminister George Shultz in den Aufsichtsrat des Laborunternehmens Theranos. Dieser gewinnt im Laufe der folgenden drei Jahre weitere Ex-Politiker und -Militärs für das Gremium, darunter William Perry, Henry Kissinger, Sam Nunn, Bill Frist, Gary Roughead (Admiral a. D., USN), James N. Mattis (damals General, USMC), Richard Kovacevich (ehem. Wells-Fargo-Chairman und CEO) und Riley Bechtel (ehem. CEO der Bechtel Group).

Das Kernprodukt der Blutlabor-Firma, ein Blutschnelltester, der angeblich 240 Krankheiten nachweisen konnte, ist jedoch weitgehend unwirksam, was der Fakt Holmes Unternehmen bewusst ist.

2012. Er erhält die President’s Medal of Distinction. Die höchste Auszeichnung Israels.

2. Juli 2012. Anlässlich der 60-Jahr-Feier des Vereins Atlantik-Brücke im Deutschen Historischen Museum in Berlin hält Bundeskanzlerin Angela Merkel die entsprechenden Festreden an „den lieben Friedrich Merz, der Familie Warburg, Bundeskanzler Helmut Schmidt, Exzellenzen und lieben Freunden und Mitgliedern der Atlantik-Brücke“. Unter dem Motto 60 Years of Transatlantic Relations kommen rund 170 Young-Leaders-Alumni der Atlantik-Brücke am Morgen des 2. Juli 2012 in Berlin zusammen.

Anlass der Konferenz ist ebenfalls das 60. Gründungsjubiläum der Atlantik-Brücke. Der Bundesaußenminister Guido Westerwelle spricht vor den Young Leaders zum Thema „Partner in Verantwortung“. Gastgeber ist die European School of Management and Technology.

Zum 60. Geburtstag veröffentlicht die Atlantik-Brücke auf YouTube 14 Interviews mit Henry Kissinger, Angela MerkelGuido Westerwelle, Kai Diekmann, Richard von Weizsäcker, Walther Leisler Kiep und anderen langjährigen Mitgliedern.

2013. Zum Anlass des 90. Geburtstages von Henry Kissinger geben der deutsche Kriegsminister Thomas de Maizière und Außenminister Westerwelle bekannt, zu Kissingers Ehren eine Stiftungsprofessur an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zu gründen. Die Professur ist auf fünf Jahre angelegt und wird durch das Auswärtige Amt sowie das Bundesverteidigungsministerium finanziert. Mit der Professur wollen die Minister sicherstellen, „dass die außerordentlichen Leistungen Henry Kissingers auf den Gebieten der Diplomatie, Strategie und der transatlantischen internationalen Beziehungen die sicherheits- und verteidigungspolitische Debatte dauerhaft beflügeln.“

Rektor Jürgen Fohrmann und Kanzler Reinhardt Lutz begrüßen die Entscheidung, Widerstand gibt es von der grünen Hochschulgruppe Bonn. Bündnis 90/Die Grünen reichen im Bundestag eine kleine Anfrage zur Professur ein, Grüne und Linke stellen sich auf kommunaler Ebene gegen die Professur. Die Bundeswehruniversitäten wünschen sich die öffentlichkeitswirksame Professur an einer ihrer Universitäten. Die Professur mit dem Namen „Henry-Kissinger-Stiftungsprofessur für Governance und Internationale Sicherheit“ wird Ende 2014 durch den Ex-Botschafter James D. Bindenagel besetzt. Ab 2020 ist der Inhaber des Lehrstuhls Ulrich Schlie.

2014. Kissinger sieht in seinem Werk Weltordnung die Westfälischen Prinzipien als bis heute wirksame Grundlage der weltweiten Beziehungen der Staaten untereinander. Der Westfälische Friede habe 1648 einer pragmatischen Anpassung an die Realität entsprochen und keineswegs einer einzigartigen moralischen Einsicht. Das heutige, nunmehr globale Westfälische System – das wir umgangssprachlich als Weltgemeinschaft bezeichnen – ist darauf gerichtet, den an sich anarchischen Charakter der Welt durch ein umfangreiches Netz internationaler Rechts- und Ordnungsstrukturen zu bändigen. Die heutigen Herausforderungen bei der Weiterentwicklung der Weltordnung würden, so Kissinger, bedeuten, dass das Westfälische System modernisiert und an neue Realitäten angepasst werden muss.

11. bis 14. Juni 2015. Er nimmt an der 63. Bilderberg-Konferenz in Telfs-Buchen in Österreich teil.

23. November 2015. Er hält er auf Deutsch eine Trauerrede im Rahmen des Staatsaktes für den verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt in der Hamburger Hauptkirche Sankt Michaelis.

2016. Er wird Auswärtiges Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.

17. November 2016.  Trump hat ein Treffen mit dem früheren Außenminister Henry Kissinger. Dabei geht es um China, Europa, den Iran, Russland und breitgefächerte weltpolitische Themen. Er habe "enormen Respekt" vor Kissinger und wisse zu schätzen, dass dieser sich zu dem Gedankenaustausch bereit gefunden habe, sagt Trump.

2. Dezember 2016. Kissinger ist wegen dem Gespräch mit Trump in China. Derweil telefoniert der designierte US-Präsident Donald Trump mit Tsai Ing-wen (Präsidentin von Taiwan) - während Washington die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan 1979 gekappt hat - und riskiert damit der Zorn Chinas. Er twittert danach, die taiwanesische Präsidentin Tsai Ing-wen habe ihn angerufen, um ihm zum Wahlsieg zu gratulieren. Die USA verkauften Taiwan Waffen im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar, und er dürfe keinen Glückwunsch-Anruf entgegennehmen? Bis heute pflegen beide Seiten stabile, aber inoffizielle Beziehungen - vor allem auf wirtschaftlicher und militärischer Ebene.

Tsai Ing-wen ist im Januar mit dem Versprechen angetreten, sich aus dem engen Verhältnis zu lösen, das ihr Vorgänger mit Peking gepflegt hat. Sie wird dafür von der chinesischen Staatspresse regelmäßig scharf und persönlich angegriffen: Als unverheiratete Frau sei sie "emotional" und "launisch"; sie halte sich nicht an das zwischen Peking und Taipeh etablierte Protokoll. Wegen dem Druck aus Peking sucht sie deshalb eine engere Bindung an Washington. Insidern zufolge soll ihr ein Asien-Berater des ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney geholfen haben, den Kontakt zu Trump herzustellen. Die Presse in Taiwan bewertet das Telefonat mit dem designierten US-Präsidenten als diplomatischen Erfolg.

Anfang 2018. Friedrich Merz (CDU) trifft sich in New York mit Ex-Außenminister Henry Kissinger, 95, zum Lunch.

1. September 2018. Er hält in der Washington National Cathedral eine Trauerrede auf John McCain vor 3.000 geladenen Gästen, darunter den Ex-Präsidenten Obama und George W. Bush.