Donald Rumsfeld (2001) |
Der US-amerikanische Politiker Donald Henry Rumsfeld wurde am 9. Juli 1932 in Chicago (Illinois) geboren. Er starb am 29. Juni 2021 in Taos (New Mexico).
Er gehörte der Republikanischen Partei an. Von 1975 bis 1977 (im Kabinett von Präsident Gerald Ford) und von 2001 bis 2006 (Kabinett George W. Bush) war er Kriegsminister der Vereinigten Staaten. Für Kontroversen sorgten der von Rumsfeld organisierte Irakkrieg und seine Zustimmung zu Foltermethoden bei Verhören.
Rumsfeld galt als entschiedener „Falke“ innerhalb der Regierung von George W. Bush. Dort war er – wie auch in den Streitkräften – umstritten. Während der beiden Kriege in Afghanistan und Irak verfolgte er gegen den Widerstand vieler Militärs die Linie, möglichst wenig Soldaten in den Nahen Osten zu schicken.
Der Hintergrund dieser Haltung war die sogenannte „Revolution in Military Affairs“ (Revolution in militärischen Angelegenheiten), die die USA in ihrer Kriegspolitik um die Jahrtausendwende ausgelöst hatten. Präsident Bush hatte den Zivilisten Rumsfeld zum Kriegsminister berufen, damit dieser ohne Abhängigkeit zum Militär die Konfrontation mit dem vorherrschenden militärtheoretischen Denken aus dem Kalten Krieg aufnehmen und die netzwerkzentrierte Kriegführung als neues Grundelement der Militärdoktrin der Vereinigten Staaten umsetzen konnte.
Der Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders wirft der von Rumsfeld vertretenen neokonservativen Politik vor, zu sehr auf Diktatoren und Feudalherrscher zu setzen und aus Fehlern, wie den 1953 von Kermit Roosevelt initiierten Sturz von Mohammad Mossadegh, nicht gelernt zu haben. Mit dieser Politik habe man selbst Bedingungen geschaffen, die Entwicklungen wie der Islamischen Revolution und des Islamischen Staates förderlich waren.
Rumsfeld setzte sich vehement für den Aufbau einer Raketenabwehr im All ein. Er war es auch, der aus der schwer gepanzerten US-Streitmacht des Kalten Krieges eine hoch mobile Truppe mit High-Tech-Waffen machte.
Der ehemalige US-Präsident George H. W. Bush nannte Rumsfeld einen „arroganten Kerl“. Er habe Ansichten anderer übergangen und seinem Sohn als Präsidenten „schlecht gedient“.
In der Dokumentation "The Unknown Known" (2013) des US-Regisseurs Errol Morris wirkt Rumsfeld selbstherrlich und arrogant. Der Titel ist angelehnt an einen seiner berühmtesten Aussprüche in einer Pressekonferenz, wo es ebenfalls um Beweise für Massenvernichtungswaffen ging. Errol beschrieb Rumsfeld als Mensch, der sich selbst getäuscht habe. Mit einer Obsession mit Wörtern und Definitionen habe Rumsfeld andere Menschen und auch sich selbst manipuliert, sagte er. "Meine Interpretation ist: Rumsfeld hat sich in einem Meer aus Worten verloren."
Rumsfeld erhielt elf akademische Ehrentitel. Daneben wurde er unter anderem 1977 mit der Presidential Medal of Freedom und 1993 mit der Eisenhower-Medal ausgezeichnet. 2015 wurde ihm der japanische große Orden der Aufgehenden Sonne am Band verliehen.
Rumsfeld ist Namenspate des Schwammkugelkäfers Agathidium rumsfeldi.
1954 heiratete Rumsfeld seine Schulliebe Joyce Pierson, mit der er drei Kinder hatte. Rumsfeld hatte seinen ständigen Wohnsitz im Bundesstaat Illinois und ein Anwesen in Taos, New Mexico.
Leben
9. Juli 1932. Donald Henry Rumsfeld wird als Sohn von George Donald Rumsfeld und Jeannette Kearsley, geb. Husted in Chicago (Illinois) geboren. Sein Altvater Hermann Rumsfeld ist zusammen mit seinem Urgroßvater Johann Hermann Rumsfeld 1876 aus Weyhe in Niedersachsen in die USA ausgewandert.
7. Dezember 1941. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor lässt sein Vater mit 38 seine Tätigkeit als Makler ruhen und meldet sich freiwillig zur US Navy. Die Familie wechselt während des Zweiten Weltkrieges fünfmal den Wohnort.
1945. Nach Ende des Krieges zieht seine Familie nach Chicago in einen Vorort mit gehobener Wohnlage.
Nach Abschluss der New Trier High School in Winnetka studiert Rumsfeld mit einem Stipendium der US-Streitkräfte (ROTC) an der Princeton University Politikwissenschaft.
1954 bis 1957. Er ist Marineflieger bei der US Navy, im Anschluss daran Mitarbeiter der Investment-Banking-Firma A.G. Becker und Assistent sowie Wahlkampfmanager der Kongressabgeordneten David S. Dennison und Robert P. Griffin.
1960er Jahre. Nach dem Beginn seiner politischen Karriere besucht er Seminare an der University of Chicago, wo er sich zu einem begeisterten Anhänger des einflussreichen Ökonomen Milton Friedman und der Chicagoer Schule entwickelt. Noch Jahrzehnte später äußert sich Rumsfeld geradezu ehrfurchtsvoll über seinen damaligen Mentor.
November 1962. Bei der Wahl wird Rumsfeld im Alter von 30 Jahren für Illinois in das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten gewählt.
November 1964. Er wird bei der Wahl zum Repräsentantenhaus bestätigt.
November 1966. Er wird wieder bei der Wahl zum Repräsentantenhaus bestätigt.
November 1968. Er wird wieder bei der Wahl zum Repräsentantenhaus bestätigt.
1969. Rumsfeld legt sein Kongressmandat nieder, um in die Regierung Richard Nixons einzutreten. Er fungiert als Director of the United States Office of Economic Opportunity, Assistant to the President, Counselor to the President, Director of the Economic Stabilization Program und Mitglied des Kabinetts (1969 bis 1970 und 1971 bis 1972).
1973 bis 1974. Er verlässt kurzzeitig die Vereinigten Staaten und arbeitet als US-Botschafter bei der NATO in Brüssel.
1974. Unter Präsident Gerald Ford leitet Donald Rumsfeld zunächst den Übergang von der Nixon- zur Ford-Regierung. Er wird dann Stabschef des Weißen Hauses.
Rumsfeld (links) mit Präsident Ford (Mitte) und Dick Cheney (rechts) (1975) |
3. November 1975. Er wird jüngster Kriegsminister der USA. Während seiner Zeit im Kabinett setzt sich Rumsfeld stark für höhere Rüstungsausgaben ein, da nach seiner Argumentation die UdSSR ebenso massiv aufrüste.
13. Januar 1977. Kurz vor Ende seiner Amtszeit ordnet Rumsfeld die Produktion des Mk12A-Sprengkopfs für die Minuteman-Interkontinentalraketen an.
19. Januar 1977. Nach der Abwahl Fords aus dem Präsidentenamt im November 1976 scheidet auch Rumsfeld aus dem Amt. Er wendet sich während Jimmy Carters Präsidentschaft der freien Wirtschaft zu.
1977 bis 1985. Er arbeitet sich bei der G.D. Searle & Company (1985 von Monsanto übernommen) zum Vorstandsvorsitzenden hoch und saniert die Firma grundlegend. So werden im Zuge der Sanierung 60 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen. Das Unternehmen kommt wieder in die schwarzen Zahlen. Außerdem erhält die Firma in diesem Zeitraum eine Zulassung für den Süßstoff Aspartam (NutraSweet), der sich zu einem gewinnbringenden Produkt entwickelt.
Rumsfeld ist in dieser Zeit Sondergesandter der USA im Irak, wo er Saddam Hussein persönlich trifft.
1981 bis 1986. Rumsfeld ist Vorsitzender der Denkfabrik RAND Corporation.
1985 bis 1990. Er arbeitet als Chefberater für die William Blair and Company und hat noch viele andere Posten inne.
1990 bis 1993. Es folgt eine Managertätigkeit für die General Instrument Corporation.
1990 bis Januar 2001. Rumsfeld sitzt im Verwaltungsrat des Schweizer Unternehmens ABB.
1997. Dick Cheney und Donald Rumsfeld begründen die neokonservative Denkfabrik Project for the New American Century (PNAC).
1997 bis 2000. Er arbeitet für Gilead Sciences Inc.
1998. Bei einer Diskussion über die Freilassung des israelischen Spions Jonathan Pollard, setzen sich Donald Rumsfeld und die früheren Kriegsminister Melvin R. Laird, Frank Carlucci, Dick Cheney, Caspar W. Weinberger, James R. Schlesinger und Elliot L. Richardson gegen eine Freilassung Pollards ein. Zahlreiche Kongressabgeordnete schließen sich ihnen an.
Als Mitglied von PNAC setzt er sich dafür ein, „Saddam Husseins Regime von der Macht abzulösen“.
Donald Rumsfeld während einer Pressekonferenz |
20. Januar 2001. Nach dem Präsidentschaftsübergang wird George W. Bush vereidigt. Damit endet die Amtszeit von Bill Clinton.
Rumsfeld und Giuliani am Ground Zero (2001) |
Oktober 2001. Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 lässt Rumsfeld US-Streitkräfte in Afghanistan einmarschieren.
„Kein Rums in kein Feld“ ist einer der Slogans, mit denen die deutsche Friedensbewegung gegen den Irakkrieg demonstriert.
Auch bezüglich der Nachkriegsordnung des Irak gibt es massive Differenzen zwischen dem State Department unter Colin Powell und dem Kriegsministerium der Vereinigten Staaten unter Donald Rumsfeld. Colin Powell verkündet, sich nach der ersten Amtszeit von US-Präsident George W. Bush aus dem politischen Leben zurückzuziehen und für eine zweite Amtszeit als Außenminister nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Dies wird als Indiz für einen Machtzuwachs seines Hauptkontrahenten Donald Rumsfeld und eine Stärkung der Hardliner in der US-Regierung gewertet.
März 2003. Der Irakkrieg beginnt. Im Irakkrieg wird dem Pentagon vorgeworfen, keine ausreichenden Pläne für die Zeit nach der Eroberung ausgearbeitet zu haben.
2004. Während George W. Bush und sein Kriegsminister Donald Rumsfeld trotz steil ansteigender Terroranschläge im Irak noch lange an der fehlgeleiteten Strategie festhalten, wonach sich das US-Militär vor allem auf die Ausbildung der neuen irakischen Armee verlegen und sich weitgehend aus den Kämpfen zurückziehen solle, versucht es Herbert Raymond McMaster in der Stadt Tal Afar mit einer neuen Strategie.
Statt sich zurückzuziehen aus den Städten, sollen die US-Soldaten vor Ort präsent sein und Sicherheit garantieren. Sie sollen intensive Kontakte zur lokalen Bevölkerung unterhalten und deren Vertrauen gewinnen. „Jedes Mal, wenn du einen Iraker respektlos behandelst, arbeitest du für den Feind“, bläut McMaster seinen Soldaten ein. Eine Herangehensweise, die später unter dem Schlagwort „Herzen und Köpfe gewinnen“ bekannt wird. McMasters Ansatz verlangt Einfühlung in und Verständnis für die Besonderheiten muslimischer Gesellschaften und steht in deutlichem Kontrast zur antimuslimischen Haltung des Präsidenten.
McMasters Erfolg bei der Befriedung von Tal Afar gibt ihm jedoch recht. Seine neue Vorgehensweise wird dann zum Vorbild für die neue Strategie des „Surge“ im Irak, die maßgeblich von einem weiteren Intellektuellen der US-Armee, General David Petraeus, entwickelt wird und die am Ende tatsächlich zur weitgehenden Befriedung des Landes führt.
Mai 2004. Im Zusammenhang mit den Misshandlungsvorwürfen und -videos im Abu-Ghuraib-Gefängnis in Bagdad sieht sich Rumsfeld mit Rücktrittsforderungen der Presse und aus dem US-Senat konfrontiert, unter anderem von John Kerry, dem Präsidentschaftskandidaten der Demokraten.
November 2004. Nach Bushs knapper Wiederwahl wird Rumsfeld entgegen manchen Prognosen in dessen Kabinett belassen.
Januar 2005. Rumsfeld gibt in einem Interview mit CNN an, Präsident George W. Bush zweimal seinen Rücktritt angeboten zu haben, was dieser abgelehnt habe.
Präsident Bush schüttelt Rumsfeld am 8. November 2006 die Hand – kurz nachdem er den Rücktritt Rumsfelds bekanntgegeben hat |
Dezember 2008. Eine Untersuchung durch einen US-Senatsausschuss ergibt, dass Rumsfeld direkt verantwortlich für die Anwendung umstrittener Verhörmethoden von Gefangenen in Guantánamo und in US-Gefängnissen im Irak wie Abu Ghuraib ist. Rumsfeld autorisierte die Anwendung von aggressiven Verhörmethoden, die von Trainingsprogrammen aus dem Kalten Krieg stammten und Soldaten darauf vorbereiten sollten, was sie bei einer Gefangennahme durch kommunistische Staaten zu erwarten hatten. Durch seine Genehmigung „aggressiver Verhörtechniken“ 2002 verantworte Rumsfeld persönlich Foltermethoden wie Schlafentzug, Entkleiden von Gefangenen oder einschüchternden Einsatz von Hunden gegen Gefangene. Rumsfeld autorisierte die Vergewaltigung und andere Foltertechniken an Gefangenen im Gefangenenlager Guantánamo.