Sonntag, 3. Oktober 2021

Donald Rumsfeld

Donald Rumsfeld (2001)

Der US-amerikanische Politiker Donald Henry Rumsfeld wurde am 9. Juli 1932 in Chicago (Illinois) geboren. Er starb am 29. Juni 2021 in Taos (New Mexico).

Er gehörte der Republikanischen Partei an. Von 1975 bis 1977 (im Kabinett von Präsident Gerald Ford) und von 2001 bis 2006 (Kabinett George W. Bush) war er Kriegsminister der Vereinigten Staaten. Für Kontroversen sorgten der von Rumsfeld organisierte Irakkrieg und seine Zustimmung zu Foltermethoden bei Verhören.

Rumsfeld galt als entschiedener „Falke“ innerhalb der Regierung von George W. Bush. Dort war er – wie auch in den Streitkräften – umstritten. Während der beiden Kriege in Afghanistan und Irak verfolgte er gegen den Widerstand vieler Militärs die Linie, möglichst wenig Soldaten in den Nahen Osten zu schicken.

Der Hintergrund dieser Haltung war die sogenannte „Revolution in Military Affairs“ (Revolution in militärischen Angelegenheiten), die die USA in ihrer Kriegspolitik um die Jahrtausendwende ausgelöst hatten. Präsident Bush hatte den Zivilisten Rumsfeld zum Kriegsminister berufen, damit dieser ohne Abhängigkeit zum Militär die Konfrontation mit dem vorherrschenden militärtheoretischen Denken aus dem Kalten Krieg aufnehmen und die netzwerkzentrierte Kriegführung als neues Grundelement der Militärdoktrin der Vereinigten Staaten umsetzen konnte.

Der Politik- und Islamwissenschaftler Michael Lüders wirft der von Rumsfeld vertretenen neokonservativen Politik vor, zu sehr auf Diktatoren und Feudalherrscher zu setzen und aus Fehlern, wie den 1953 von Kermit Roosevelt initiierten Sturz von Mohammad Mossadegh, nicht gelernt zu haben. Mit dieser Politik habe man selbst Bedingungen geschaffen, die Entwicklungen wie der Islamischen Revolution und des Islamischen Staates förderlich waren.

Rumsfeld setzte sich vehement für den Aufbau einer Raketenabwehr im All ein. Er war es auch, der aus der schwer gepanzerten US-Streitmacht des Kalten Krieges eine hoch mobile Truppe mit High-Tech-Waffen machte.

Der ehemalige US-Präsident George H. W. Bush nannte Rumsfeld einen „arroganten Kerl“. Er habe Ansichten anderer übergangen und seinem Sohn als Präsidenten „schlecht gedient“.

In der Dokumentation "The Unknown Known" (2013)  des US-Regisseurs Errol Morris wirkt Rumsfeld selbstherrlich und arrogant. Der Titel ist angelehnt an einen seiner berühmtesten Aussprüche in einer Pressekonferenz, wo es ebenfalls um Beweise für Massenvernichtungswaffen ging. Errol beschrieb Rumsfeld als Mensch, der sich selbst getäuscht habe. Mit einer Obsession mit Wörtern und Definitionen habe Rumsfeld andere Menschen und auch sich selbst manipuliert, sagte er. "Meine Interpretation ist: Rumsfeld hat sich in einem Meer aus Worten verloren."

Rumsfeld erhielt elf akademische Ehrentitel. Daneben wurde er unter anderem 1977 mit der Presidential Medal of Freedom und 1993 mit der Eisenhower-Medal ausgezeichnet. 2015 wurde ihm der japanische große Orden der Aufgehenden Sonne am Band verliehen.

Rumsfeld ist Namenspate des Schwammkugelkäfers Agathidium rumsfeldi.

1954 heiratete Rumsfeld seine Schulliebe Joyce Pierson, mit der er drei Kinder hatte. Rumsfeld hatte seinen ständigen Wohnsitz im Bundesstaat Illinois und ein Anwesen in Taos, New Mexico.

Leben

9. Juli 1932. Donald Henry Rumsfeld wird als Sohn von George Donald Rumsfeld und Jeannette Kearsley, geb. Husted in Chicago (Illinois) geboren. Sein Altvater Hermann Rumsfeld ist zusammen mit seinem Urgroßvater Johann Hermann Rumsfeld 1876 aus Weyhe in Niedersachsen in die USA ausgewandert.

7. Dezember 1941. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor lässt sein Vater mit 38 seine Tätigkeit als Makler ruhen und meldet sich freiwillig zur US Navy. Die Familie wechselt während des Zweiten Weltkrieges fünfmal den Wohnort.

1945. Nach Ende des Krieges zieht seine Familie nach Chicago in einen Vorort mit gehobener Wohnlage.

Nach Abschluss der New Trier High School in Winnetka studiert Rumsfeld mit einem Stipendium der US-Streitkräfte (ROTC) an der Princeton University Politikwissenschaft.

1954 bis 1957. Er ist Marineflieger bei der US Navy, im Anschluss daran Mitarbeiter der Investment-Banking-Firma A.G. Becker und Assistent sowie Wahlkampfmanager der Kongressabgeordneten David S. Dennison und Robert P. Griffin.

1960er Jahre. Nach dem Beginn seiner politischen Karriere besucht er Seminare an der University of Chicago, wo er sich zu einem begeisterten Anhänger des einflussreichen Ökonomen Milton Friedman und der Chicagoer Schule entwickelt. Noch Jahrzehnte später äußert sich Rumsfeld geradezu ehrfurchtsvoll über seinen damaligen Mentor.

November 1962. Bei der Wahl wird Rumsfeld im Alter von 30 Jahren für Illinois in das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten gewählt.

November 1964. Er wird bei der Wahl zum Repräsentantenhaus bestätigt.

November 1966. Er wird wieder bei der Wahl zum Repräsentantenhaus bestätigt.

November 1968. Er wird wieder bei der Wahl zum Repräsentantenhaus bestätigt.

1969. Rumsfeld legt sein Kongressmandat nieder, um in die Regierung Richard Nixons einzutreten. Er fungiert als Director of the United States Office of Economic Opportunity, Assistant to the President, Counselor to the President, Director of the Economic Stabilization Program und Mitglied des Kabinetts (1969 bis 1970 und 1971 bis 1972).

1973 bis 1974. Er verlässt kurzzeitig die Vereinigten Staaten und arbeitet als US-Botschafter bei der NATO in Brüssel.

1974. Unter Präsident Gerald Ford leitet Donald Rumsfeld zunächst den Übergang von der Nixon- zur Ford-Regierung. Er wird dann Stabschef des Weißen Hauses.

Rumsfeld (links) mit Präsident Ford (Mitte)
und Dick Cheney (rechts) (1975)

3. November 1975. Er wird jüngster Kriegsminister der USA. Während seiner Zeit im Kabinett setzt sich Rumsfeld stark für höhere Rüstungsausgaben ein, da nach seiner Argumentation die UdSSR ebenso massiv aufrüste.

13. Januar 1977. Kurz vor Ende seiner Amtszeit ordnet Rumsfeld die Produktion des Mk12A-Sprengkopfs für die Minuteman-Interkontinentalraketen an.

19. Januar 1977. Nach der Abwahl Fords aus dem Präsidentenamt im November 1976 scheidet auch Rumsfeld aus dem Amt. Er wendet sich während Jimmy Carters Präsidentschaft der freien Wirtschaft zu.

1977 bis 1985. Er arbeitet sich bei der G.D. Searle & Company (1985 von Monsanto übernommen) zum Vorstandsvorsitzenden hoch und saniert die Firma grundlegend. So werden im Zuge der Sanierung 60 Prozent der Arbeitsplätze gestrichen. Das Unternehmen kommt wieder in die schwarzen Zahlen. Außerdem erhält die Firma in diesem Zeitraum eine Zulassung für den Süßstoff Aspartam (NutraSweet), der sich zu einem gewinnbringenden Produkt entwickelt.

Rumsfeld ist in dieser Zeit Sondergesandter der USA im Irak, wo er Saddam Hussein persönlich trifft. 

1981 bis 1986. Rumsfeld ist Vorsitzender der Denkfabrik RAND Corporation.

1985 bis 1990. Er arbeitet als Chefberater für die William Blair and Company und hat noch viele andere Posten inne. 

1990 bis 1993. Es folgt eine Managertätigkeit für die General Instrument Corporation.

1990 bis Januar 2001. Rumsfeld sitzt im Verwaltungsrat des Schweizer Unternehmens ABB.

1997. Dick Cheney und Donald Rumsfeld begründen die neokonservative Denkfabrik Project for the New American Century (PNAC). 

1997 bis 2000. Er arbeitet für Gilead Sciences Inc.

1998. Bei einer Diskussion über die Freilassung des israelischen Spions Jonathan Pollard, setzen sich Donald Rumsfeld und die früheren Kriegsminister Melvin R. Laird, Frank Carlucci,  Dick Cheney, Caspar W. Weinberger, James R. Schlesinger und Elliot L. Richardson gegen eine Freilassung Pollards ein. Zahlreiche Kongressabgeordnete schließen sich ihnen an.

Als Mitglied von PNAC setzt er sich dafür ein, „Saddam Husseins Regime von der Macht abzulösen“.

Donald Rumsfeld während
einer Pressekonferenz

20. Januar 2001. Nach dem Präsidentschaftsübergang wird George W. Bush vereidigt. Damit endet die Amtszeit von Bill Clinton.

Mit Bush ziehen viele Republikaner wieder ins Weiße Haus ein, die schon unter seinem Vater wichtige Ämter innehatten, darunter Dick Cheney (damals Kriegsminister) als Vizepräsident. Außenminister wird der frühere Golfkriegsgeneral Colin Powell, Donald Rumsfeld als Kriegsminister. Letzterem wird  aus innerparteilichen Gründen von George W. Bush der Vorzug vor Dan Coats gegeben. Donald Rumsfeld gilt als Gegenspieler von Colin Powell.

Die wichtigsten Berater sind Karl Rove und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Viele der neuen Mitarbeiter der Regierung George W. Bush haben vorher der neokonservativen Denkfabrik Project for the New American Century angehört, etwa Richard Perle, Richard Armitage, Paul Wolfowitz und Lewis Libby.

8. September 2001. Die New York Times schreibt, Rumsfeld habe eine „lausige“ Außendarstellung der Reformen gegen die Militärs und den Kongress betrieben. Die US Army befindet sich in einem Transformationsprozess.

Rumsfeld und Giuliani am Ground Zero (2001)
11. September 2001. Die Terroranschläge in den USA sind vier koordinierte Flugzeugentführungen mit nachfolgenden Selbstmordattentaten auf symbolkräftige zivile und militärische Gebäude in den Vereinigten Staaten von Amerika. Gemäß Erkenntnissen US-amerikanischer Sicherheitsbehörden wurden die Anschläge vom islamistischen Terrornetzwerk al-Qaida unter der Führung von Osama bin Laden geplant und von 19 seiner Mitglieder verübt, darunter 15 Staatsangehörige Saudi-Arabiens.

20. September 2001. US-Präsident George W. Bush erklärt in einer außerordentlichen Regierungserklärung vor dem US-Kongress zunächst den Dank der USA für die internationale Solidarität und hebt den „treuen Freund“ Großbritannien besonders hervor. Dann benennt er das internationale Terrornetzwerk al-Qaida unter Osama bin Laden als für die Anschläge verantwortliche Organisation, auf die alle Beweise hindeuteten, und verlangt Bin Ladens sofortige Auslieferung durch das Regime der Taliban in Afghanistan. Andernfalls kündigt er einen „Krieg gegen den Terror“ an. Dabei betont er den Unterschied zwischen dem afghanischen Volk und seiner Regierung, deren Menschenrechtsverletzungen er kritisiert.

Ferner fordert er alle Nationen ultimativ auf, sich für die Unterstützung der USA zu entscheiden: „Entweder seid ihr auf unserer Seite oder auf der der Terroristen.“ Dann differenziert er den Islam vom Terror im Namen Allahs: Er respektiere den Glauben der Muslime; al-Qaida befinde sich in einem gotteslästerlichen Gegensatz dazu. Er nennt Anschläge auf Muslime in den USA „unamerikanisch.“ Die Rede wird parteiübergreifend begrüßt; die Zustimmungsraten für George W. Bush steigen in den USA zeitweise auf über 90 Prozent.

Während Kriegsminister Donald Rumsfeld Afghanistan baldmöglichst angreifen möchte, erreicht Außenminister Colin Powell, dass den Taliban zuvor ein Ultimatum zur Auslieferung Bin Ladens gestellt wird. Verhandlungen über eine Auslieferung enden jedoch ergebnislos.

Die Anschläge führen zu einer vorher nicht dagewesenen Ausweitung der präsidentiellen Macht und einer faktischen Aufhebung der Gewaltenteilung in den Vereinigten Staaten. Dies beruht, neben der Rolle des Präsidenten als verfassungsgemäßes Haupt der Exekutive und Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte, vor allem auf der Theorie der unitary executive, der „einheitlichen Exekutive“. Danach stehe die Exekutive rechtlich über Legislative und Judikative, seine Fähigkeit, seine verfassungsmäßige Pflicht zu erfüllen und das US-amerikanische Volk zu schützen, dürfe nicht durch Beschlüsse des Kongresses behindert werden: Demnach könne er autonom darüber entscheiden, ob und wie er die Gesetze anwende. Der Kongress folgt George W. Bush in dieser Auslegung der Verfassung, lediglich der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten beharrt in mehreren Entscheidungen ab 2004 darauf, dass rechtsstaatliche Prinzipien wie Habeas Corpus und die Gewaltenteilung auch weiterhin Gültigkeit besäßen.

Unter dem Begriff Disaster Preparedness verstärkt die US-Regierung Mittel, Personal, Kompetenzen und Aufgaben für den Katastrophenschutz, die Flughafensicherheit und Luftsicherheit.

Oktober 2001. Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September 2001 lässt Rumsfeld US-Streitkräfte in Afghanistan einmarschieren.

12. November 2002. Al Jazeera sendet ein Tonband, auf dem Bin Ladens Stimme islamistische Anschläge des Jahres 2002 in Djerba (11. April), Karatschi (8. Mai, 14. Juni, 25. September), Jemen (6. Oktober), Failaka, Bali (12. Oktober), Moskau (23. Oktober) und weitere rechtfertigt: Sie seien nur reziproke Vergeltung von Muslimen zur Verteidigung des Islam und Reaktionen auf Taten der US-Regierung im Irak und Israels in Palästina gewesen, um arabische Führer zur Distanzierung von dieser „kriminellen Bande“ zu zwingen. Der Antiterrorkrieg sei ein Vorwand für einen Krieg gegen Muslime, geführt von den "Schlächtern unseres Zeitalters" wie US-Kriegsminister Donald Rumsfeld, der schon im Vietnamkrieg mehr als zwei Millionen Menschen getötet habe. Er droht: "Ihr werdet getötet werden, so wie ihr tötet, und ihr werdet bombardiert werden, so wie ihr bombardiert."

2003. Er bezeichnet Deutschland und Frankreich als „das alte Europa“, da sie anders als Polen und andere ehemalige Ostblockstaaten dem Irakkrieg kritisch gegenüberstünden, was Wort des Jahres in Deutschland wird. Rumsfelds Erklärung, dass es „bekanntes Bekanntes, aber auch unbekanntes Unbekanntes gibt“, wird zu einem geflügelten Wort („There are known knowns“). Darauf spielt er mit dem Titel seiner 2011 erschienenen Memoiren an (Known and Unknown: A Memoir).

„Kein Rums in kein Feld“ ist einer der Slogans, mit denen die deutsche Friedensbewegung gegen den Irakkrieg demonstriert.

5. Februar 2003. Letztlich unterstützt Colin Powell den US-Angriff auf den Irak. Er tritt vor dem Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen auf. Er plädiert für den Sturz Saddam Husseins, da dieser im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei.

Auch bezüglich der Nachkriegsordnung des Irak gibt es massive Differenzen zwischen dem State Department unter Colin Powell und dem Kriegsministerium der Vereinigten Staaten unter Donald Rumsfeld. Colin Powell verkündet, sich nach der ersten Amtszeit von US-Präsident George W. Bush aus dem politischen Leben zurückzuziehen und für eine zweite Amtszeit als Außenminister nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Dies wird als Indiz für einen Machtzuwachs seines Hauptkontrahenten Donald Rumsfeld und eine Stärkung der Hardliner in der US-Regierung gewertet.

März 2003. Der Irakkrieg beginnt. Im Irakkrieg wird dem Pentagon vorgeworfen, keine ausreichenden Pläne für die Zeit nach der Eroberung ausgearbeitet zu haben.

2004. Während George W. Bush und sein Kriegsminister Donald Rumsfeld trotz steil ansteigender Terroranschläge im Irak noch lange an der fehlgeleiteten Strategie festhalten, wonach sich das US-Militär vor allem auf die Ausbildung der neuen irakischen Armee verlegen und sich weitgehend aus den Kämpfen zurückziehen solle, versucht es Herbert Raymond McMaster in der Stadt Tal Afar mit einer neuen Strategie.

Statt sich zurückzuziehen aus den Städten, sollen die US-Soldaten vor Ort präsent sein und Sicherheit garantieren. Sie sollen intensive Kontakte zur lokalen Bevölkerung unterhalten und deren Vertrauen gewinnen. „Jedes Mal, wenn du einen Iraker respektlos behandelst, arbeitest du für den Feind“, bläut McMaster seinen Soldaten ein. Eine Herangehensweise, die später unter dem Schlagwort „Herzen und Köpfe gewinnen“ bekannt wird. McMasters Ansatz verlangt Einfühlung in und Verständnis für die Besonderheiten muslimischer Gesellschaften und steht in deutlichem Kontrast zur antimuslimischen Haltung des Präsidenten.

McMasters Erfolg bei der Befriedung von Tal Afar gibt ihm jedoch recht. Seine neue Vorgehensweise wird dann zum Vorbild für die neue Strategie des „Surge“ im Irak, die maßgeblich von einem weiteren Intellektuellen der US-Armee, General David Petraeus, entwickelt wird und die am Ende tatsächlich zur weitgehenden Befriedung des Landes führt.

Mai 2004. Im Zusammenhang mit den Misshandlungsvorwürfen und -videos im Abu-Ghuraib-Gefängnis in Bagdad sieht sich Rumsfeld mit Rücktrittsforderungen der Presse und aus dem US-Senat konfrontiert, unter anderem von John Kerry, dem Präsidentschaftskandidaten der Demokraten. 

November 2004. Nach Bushs knapper Wiederwahl wird Rumsfeld entgegen manchen Prognosen in dessen Kabinett belassen.

Januar 2005. Rumsfeld gibt in einem Interview mit CNN an, Präsident George W. Bush zweimal seinen Rücktritt angeboten zu haben, was dieser abgelehnt habe.

November 2006. Bei den Halbzeitwahlen verlieren die Republikaner die Mehrheit in beiden Kongresskammern (Repräsentantenhaus und Senat). Das bestimmende Thema der Wahlen ist der Irakkrieg. Die Demokraten fordern, nachdem sie die Halbzeitwahlen gewonnen haben, eine Änderung der Strategie mit Abzug der US-amerikanischen Truppen.

Präsident Bush schüttelt Rumsfeld am
8. November 2006 die Hand – kurz nachdem er
den Rücktritt Rumsfelds bekanntgegeben hat
8. November 2006.  George W. Bush gibt den schon länger geplanten Rücktritt des Kriegsministers Donald Rumsfeld bekannt und ernennt Robert Gates zu dessen Nachfolger.

Dezember 2008. Eine Untersuchung durch einen US-Senatsausschuss ergibt, dass Rumsfeld direkt verantwortlich für die Anwendung umstrittener Verhörmethoden von Gefangenen in Guantánamo und in US-Gefängnissen im Irak wie Abu Ghuraib ist. Rumsfeld autorisierte die Anwendung von aggressiven Verhörmethoden, die von Trainingsprogrammen aus dem Kalten Krieg stammten und Soldaten darauf vorbereiten sollten, was sie bei einer Gefangennahme durch kommunistische Staaten zu erwarten hatten. Durch seine Genehmigung „aggressiver Verhörtechniken“ 2002 verantworte Rumsfeld persönlich Foltermethoden wie Schlafentzug, Entkleiden von Gefangenen oder einschüchternden Einsatz von Hunden gegen Gefangene. Rumsfeld autorisierte die Vergewaltigung und andere Foltertechniken an Gefangenen im Gefangenenlager Guantánamo.

21. Januar 2009. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Aussenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) streiten sich um die Aufnahme entlassener Häftlinge aus dem Gefangenenlager Guantánamo. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) fordert derweil die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf Einzelfälle zu prüfen.

Der zuständige Militärrichter setzt mit einer zweiseitigen "Gouvernment Motion" die laufenden Verfahren "im Interesse der Gerechtigkeit" bis 20. Mai 2009 aus. Kurze Zeit nach dieser Entscheidung tagt auch ein Guantánamo-Gericht um über die Zukunft des Prozesses gegen die mutmaßlichen Verschwörer vom 11. September. Chalid Scheich Mohammed widersprechen dem Antrag, das Verfahren auszusetzen und erklären dass sie schnellstmöglich in Guantánamo zum Tode verurteilt werden wollen. Das Gericht setzt den Prozess jedoch trotzdem bis Ende Mai aus.

Im ZDF-Magazin "Frontal 21" fordert der UNO-Sonderberichterstatter für Folter eine Anklage gegen den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush und den Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wegen Folter von Gefangenen in Guantanamo. In Deutschland streitet man sich derweil um die Aufnahme von Gefangenen aus dem Lager.

19. Mai 2010. Im Auftrag von 12 gefolterten Gefangenen des Gefangenenlagers Guantánamo stellt der Menschenrechtsanwalt Wolfgang Kaleck 2010 beim deutschen Generalbundesanwalt Anzeige wegen Folter gegen Ex-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, Ex-Justizminister Alberto Gonzales, Ex-CIA-Direktor George Tenet und den früheren Truppenkommandeur Ricardo S. Sánchez. Rechtsgrundlage ist das Weltrechtsprinzip, das die internationale Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit gebietet. Die erste Anzeige dieser Art von 2005 hat die Bundesanwaltschaft 2007 zurückgewiesen, weil sie nicht zuständig sei und Ermittlungen in den USA selbst aufgenommen werden müssten.

10. Dezember 2014. Dianne Feinstein (Vorsitzende des Geheimdienstausschusses) veröffentlicht die 528-seitige Zusammenfassung des Folterberichts. Im Plenum des Senats sagt sie: "Die Geschichte wird uns danach beurteilen, ob wir als Rechtsstaat handeln und als Gesellschaft bereit sind, uns einer hässlichen Wahrheit zu stellen und zu sagen 'Nie wieder'".

Sie ist überzeugt, dass der Bericht jedem Amerikaner - und dem Rest der Welt - zugänglich gemacht werden muss. Nur so könnten die USA ihre unrühmliche Vergangenheit aufarbeiten und wieder mit sich ins Reine kommen. Allerdings werde immer ein "Schmutzfleck auf unseren Werten" zurückbleiben.

Neben dem offiziellen Bericht legen sechs Republikaner einen eigenen 167-Seiten-Bericht vor, der die Arbeit der CIA verteidigt.

Anthony Romero, der Chef der US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union schlägt vor, der US-Präsident solle BushCheney, den früheren Kriegsminister Donald Rumsfeld, Ex-CIA-Chef Tenet, den Juristen John Yoo und andere begnadigen - obwohl es keine Anklage, kein Verfahren, kein Urteil gegen sie gibt. Um zu zeigen, dass all diese Leute kriminell gehandelt haben. Und dass an ihrer Spitze George W. Bush stand.

17. Dezember 2014. Das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) in Berlin  stellt beim Bundesanwalt Strafanzeige gegen George Tenet, gegen Donald Rumsfeld sowie gegen weitere Mitglieder der Regierung des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush.

7. Januar 2015. In Paris wird das Bürogebäude des Satire-Magazins Hebdo von Islamisten gestürmt und 12 Menschen erschossen. Verschwiegen wird dass einer der Verdächtigen offenbar zum Terroristen wurde nachdem George W. Bush (Ex-Präsident der USA) und Donald Rumsfeld (Ex-Kriegsminister der USA) im Irak einen völkerrechtswidrigen Krieg vom Zaun gerissen und Menschen im Gefängnis Abu Ghuraib foltern liesen.

29. Juni 2021. Er stirbt im Alter von 88 Jahren im Kreise seiner Familie auf seinem Anwesen in Taos (New Mexico).

Bilder aus Wikimedia Commons
Donald Rumsfeld (2001), Lizenz: Public Domain, Urheber: Scott Davis, U.S. Army

Quellen