Flagge von al-Qaida im Irak |
Al-Qaida, auch al-Kaida (arabisch القاعدة, DMG al-qāʿida ‚die Basis, das Fundament‘ [alˈqaːʕɪda], in Verlautbarungen auch Tanzīm Qāʿidat al-Dschihād / تنظيم قاعدة الجهاد / tanẓīm qāʿidat al-ǧihād /‚Organisation der Dschihad-Basis‘), ist ein loses, weltweit operierendes Terrornetzwerk meist sunnitisch-islamistischer Organisationen, das seit 1993, meist in Verbindung mit Bekennerschreiben, zahlreiche Terroranschläge in mehreren Staaten verübt hat und mit zahlreichen weltpolitischen Ereignissen im Zusammenhang steht. Viele der von dem Netzwerk verübten Anschläge gelten als terroristischer Massenmord an Zivilisten.
In der Weltöffentlichkeit wird die Organisation erstmals nach dem Bombenanschlag auf das World Trade Center 1993 und dem als Operation Bojinka bekannten vereitelten Massenmord während des Weltjugendtags in Manila 1995 wahrgenommen. Seit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 bestimmt sie als eine permanente islamistische Bedrohung das Weltgeschehen mit. Erklärtes Ziel von al-Qaida ist die Errichtung eines alle islamischen Länder und Gebiete sowie weitere Territorien umspannenden Gottesstaats für alle „Rechtgläubigen“. Zwischenzeitliche Ziele bestehen darin, die westlichen Staaten zu bekriegen, von denen sie annimmt, dass diese eine weltweite antiislamische Verschwörung anführen, sowie die Vernichtung Israels herbeizuführen.
Al-Qaida wird von den Vereinten Nationen als terroristische Vereinigung betrachtet, und Mitgliedstaaten sind verpflichtet, Sanktionen gegenüber Individuen und Vereinigungen durchzusetzen, die mit ihr in Verbindung stehen. Außerdem wird al-Qaida von der Europäischen Union, ihren Mitgliedern, sowie zahlreichen weiteren Staaten und Organisationen als Terrororganisation eingestuft. Al-Qaida wird unter anderem von Deutschland durch den deutschen Verfassungsschutz und in den Vereinigten Staaten als erste transnationale terroristische Vereinigung beurteilt und von diesen beiden Staaten als „Prototyp“ für diese Art von Terrorismus angesehen.
Aufgrund der enormen Zahl der von al-Qaida oder ihr nahestehenden Organisationen verübten Terroranschläge und der Tatsache, dass sich al-Qaida keineswegs immer zu diesen bekennt, ist es nahezu unmöglich, eine komplette Liste der von ihr begangenen Anschläge zu erstellen. Dazu kommen noch zahlreiche, oft weitgehend unbekannte vereitelte Anschläge, wie die der Operation Bojinka. Die folgende Liste führt deshalb nur einzelne und hierzulande bekannte Anschläge auf. Die tatsächliche Zahl der von der Bewegung weltweit verübten Terroranschläge dürfte bei mehreren Tausend liegen.
Die Anzahl der Opfer der al-Qaida-Anschläge kann kaum bestimmt werden. Insbesondere durch die Tausenden von al-Qaida selbst oder ihr nahestehenden Organisationen verübten Terroranschläge im Irak, Afghanistan, Pakistan, Nordafrika, Indien und Südostasien dürfte eine hohe fünfstellige Zahl von Menschen ihr Leben verloren haben. Die in von al-Qaida verursachten Kriegen und insbesondere Bürgerkriegen geforderte Zahl von Opfern liegt noch einmal bei weitem höher.
Insgesamt wurden von der al-Qaida-Bewegung mindestens ca. 5000 westliche Zivilisten getötet. Laut Bundeskriminalamt wurden 70.000 Kämpfer in al-Qaida-Lagern ausgebildet.
Die arabischen Opfer im Irak und dessen Nachbarländern, die bei al-Qaidas angeblichem Kampf gegen die USA getötet werden, sind allerdings meist nicht Teil der Statistiken. Inzwischen wird vermutet, dass die Zahl der Opfer in den arabischen Ländern um ein Vielfaches höher liegt als in Europa oder Amerika.
Der Begriff „al-Qaida“ wurde auch für eine von Osama bin Laden geführte Datenbank verwendet, in der alle Dschihad-Kämpfer verzeichnet sind, die seine Lager passiert haben.
In Nordafrika operiert seit 1998 eine islamistische Gruppe, die sich seit 2007 al-Qaida im Maghreb nennt. Sie ist nicht formal in Strukturen von al-Qaida eingebunden, aber ideologisch verwandt. Regionale Ausprägungen sind auch al-Qaida im Irak und al-Qaida im Jemen
Ideologie und Motivation
Grundsätzlich handelt es sich bei der von al-Qaida vertretenen Ideologie um eine extreme Form des Islamismus, genauer gesagt um Qutbismus, der den Dschihad gegen angeblich un- bzw. antiislamisch handelnde Länder, Regierungen, Religionsgemeinschaften und Volksgruppen als einzige Möglichkeit sieht, die Interessen des Islam zu vertreten. Im Sinne der Schriften von Sayyid Qutb geht Al-Qaida davon aus, dass die einzige Antwort darauf, dass der Islam die ihm zustehende Rolle in der Welt nicht erfüllen kann, eine Verschwörung weiter Teile der Welt gegen den Islam ist, welche von Israel, den USA und den westeuropäischen Ländern geführt wird. Weiter ist al-Qaida davon überzeugt, dass, solange Israel existiert und politische sowie kulturelle Einflüsse aus dem Westen die muslimische Gesellschaft unterwandern, der Islam nicht geeint werden kann.
Als Legitimation für ihr Handeln sieht al-Qaida verschiedene religiöse Lehren und Botschaften, die sie aus dem Koran entnimmt. Hierfür beruft sie sich vor allem auf die sogenannte Urform des Islams, bei der laut Interpretation das Hauptaugenmerk auf dem Krieg gegen die Ungläubigen, deren Bekehrung und der Einigung aller Muslime unter einem gemeinsamen Kalifat liegt. In weiten Teilen der Organisation ist unter anderem ein aus dem jahrzehntelangen Kampf mit Israel resultierender grundsätzlicher Antisemitismus zu beobachten. Einige al-Qaida-Mitglieder wie Mohammed Atta haben oder hatten darüber hinaus ein dem Nationalsozialismus ähnliches Weltbild (Beispiel: Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001, bei denen New York als vermeintliches Zentrum des „Weltjudentums“ als Ziel ausgewählt wurde). In diesem Weltbild gelten Juden als nicht bekehrbare Ungläubige oder gar Antimoslems, welche die demokratisch liberalistischen Länder und früher auch die sozialistischen Staaten kontrollierten und diese gegen den Islam wenden. Die beiden angeblich von dem vermeintlichen Urfeind geschaffenen und kontrollierten Systeme sind die erwählten Erzfeinde von al-Qaida. Al-Qaida bekämpft diese beiden Ideologien weniger für das, was sie tun, als für das, was sie verkörpern: den Sozialismus für die von ihm gepredigte Gleichstellung aller Menschen und vor allem für den von seinen Anhängern bevorzugten Atheismus und die westlich liberalen Länder für ihre als ungezügelt und religionslos gesehenen Gesellschaften.
Al-Qaida setzt auch auf Propaganda, vor allem in arabischen und muslimischen Gesellschaften. Sie sieht Gewaltakte als Mittel, alle Muslime im „Befreiungskampf“ gegen die Dominanz des Westens zu vereinen. Dabei werden Terrorakte auch gegen moslemische Zivilisten als „Kollaborateure“ oder als zufällige Terroropfer mit in Kauf genommen. Hauptkampfgebiet ist nach den letzten Aufrufen bin Ladens der Irak, die überwiegende Anzahl der Opfer wie die Täter selbst sind Angehörige des Islam. Neuartig ist dabei die Legitimation von Selbstmordanschlägen, die früher aufgrund religiöser Vorbehalte nicht verbreitet waren.
Al-Qaida findet bei Irakern selbst nur wenig Rückhalt und wird insbesondere von ausländischen Terroristen getragen. Die Vereinigung findet in Pakistan, Indonesien und Saudi-Arabien stärkere Unterstützung. Neben politischen Ursachen wie andauernde Bürgerkriege, traditionelle Unterdrückung, langandauernde Tradition von Sklaverei, Menschenhandel und Frauenverachtung werden zudem oder im Gefolge besonders strenge Auslegungen des Islams wie der Wahhabismus und rückständige Stammeskulturen wie das Paschtunwali als ursächlich gesehen.
Osama bin Laden Gründer und Anführer von al-Qaida bis zu seinem Tod am 2. Mai 2011 |
Vordenker von al-Qaida berufen sich auch auf islamistische Vorgaben, nach der jede Staats- und Gesellschaftsform außerhalb der Schari’a verwerflich und es deswegen legitim sei, die Welt der „Ungläubigen“ mit Terrorakten zu zerstören. Die Attentäter sind zumeist junge Männer aus ärmlichen Verhältnissen. Andere Attentäter, besonders bei wichtigen Operationen wie bei den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001, sind gut ausgebildete Akademiker. Einige der Leiter und Anführer, so der Gründer und Symbolfigur Osama bin Laden, haben einen großbürgerlichen Hintergrund.
Insbesondere im Irak werden die westlichen Soldaten auch als „Kreuzritter“ bezeichnet. Hintergrund sind die Nachwirkungen des Massakers von Maarat an-Numan (1098).
Die Endziele von al-Qaida sind nicht kurzfristig, mit ihrem Erreichen rechnet das Netzwerk erst in Jahren oder Jahrzehnten. Das Hauptmotiv ist nicht zwingend, diese Ziele selbst durchzusetzen, sondern eine Kette von Ereignissen in Gang zu setzen, welche letzten Endes zum gewünschten Ergebnis führen soll. Weil der harte Kern von al-Qaida im Verborgenen arbeitet und unter anderem False-Flag-Operation durchführt, sind ihre tatsächlichen Ziele schwer zu bestimmen. Hinzu kommen die Verbindungen zu anderen islamistischen Bewegungen, die auch eigenständige Interessen verfolgen.
Osama bin Laden, Chalid Scheich Mohammed, Aiman az-Zawahiri und andere al-Qaida-Führer haben jedoch Ziele geschaffen, welche das Netzwerk mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu erreichen versucht.
Einen großen Teil ihrer Anstrengungen verwendet al-Qaida auf den Krieg bzw. Dschihad gegen den Westen, da dieser durch seine wirtschaftliche und machtpolitische Dominanz das Haupthindernis für alle folgenden Schritte sei. Außerdem betrachtet sie die Zusammenarbeit und Unterstützung einiger westlicher Staaten (vor allen der Vereinigten Staaten und Frankreichs) von einigen arabischen Ländern (Jordanien, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Libanon) als Einmischung in innerarabische Angelegenheiten, deren Zweck es sei, die Einigung der islamischen Welt zu verhindern und die Position Israels zu stärken. Diesen Krieg führt al-Qaida vor allem mit terroristischen Anschlägen gegen zivile Ziele in den Zielländern, um dadurch die Bevölkerung zu terrorisieren, das Land politisch zu destabilisieren und die Wirtschaft zu schädigen. Häufig sind auch Touristen in muslimischen Ländern das Ziel von Anschlägen. Eng damit verknüpft ist der Angriff auf die sich ausbreitende westliche Lebensweise und den Export von Wertvorstellungen in den islamischen Kulturraum. Angestrebtes Ziel ist hierbei die Bewahrung der muslimischen Gesellschaft vor westlichen Einflüssen (nicht auf der Scharia beruhender Rechtsprechung, die Möglichkeit für muslimisch geborene Menschen, ihre Religion frei zu wählen, Gleichstellung der Geschlechter, sich in der Öffentlichkeit unverhüllt zeigende Frauen, Alkoholkonsum, legale Homosexualität, unehelicher Geschlechtsverkehr, …).
Zu den zwischenzeitlich gewünschten Ergebnissen gehört neben der erfolgreichen Ausführung von Terroranschlägen die Positionierung von Schläfern in gegnerischen Strukturen, möglichst in Schlüsselpositionen oder Anwerbung von Gleichgesinnten, die bereits in entsprechenden Positionen sind (wie z. B. Nidal Malik Hasan) und der weltweite Zusammenschluss und die Vernetzung von islamistischen und dschihadistischen Bewegungen und Gruppen. (Enger Kontakt zu lokalen Machthabern wie den Taliban, gemeinsame Operationsplanung und abgestimmte Aktionen mit bereits in das Netzwerk eingebundenen Terrororganisationen wie der Laschkar e-Taiba oder Abu Sajaf).
Al-Qaida bekämpft auch alle nichtstaatlichen Organisationen, die eine Bedrohung für al-Qaida und ihre Ziele darstellen. Das gilt insbesondere für Interpol und die Vereinten Nationen. Diese vor allem, weil die UN als Bewahrer der bestehenden Verhältnisse und mit ihren Friedensbemühungen die Ziele von al-Qaida gefährdet. So haben UN-Programme in Somalia wie die Friedensmissionen in den frühen Neunzigern UNOSOM I, UNOSOM II, sowie die Organisation der somalischen UN-Übergangsregierung mit verhindert, dass die islamistische, al-Qaida nahestehende Bewegung in Somalia die vollständige Kontrolle im Land übernimmt. Weiters haben die Vereinten Nationen zahlreiche Resolutionen zur Eindämmung des transnationalen Terrorismus von al-Qaida erlassen. (Verpflichtung von UN Mitgliedstaaten Sanktionen gegen Personen durchzusetzen, die mit al-Qaida in Verbindung stehen, Liste von al-Qaida-Mitgliedern, ISAF-Einsatz, Bestimmungen gegen die Ausbreitung von Massenvernichtungswaffen).
Basen für all diese Aktionen sind oft islamistische Staaten wie früher der Sudan oder Afghanistan oder entlegene Stammesgebiete wie aktuell der Nordjemen oder die Paschtunenregion und andere Regionen in Pakistan, wo sie insgeheim von Teilen des von Islamisten unterwanderten pakistanischen Geheimdienstes ISI unterstützt wird. In vielen Fällen sind die Basen auch in Großstädten wie Lahore, Karatschi oder Bagdad. In nicht wenigen Fällen befindet sich die internationale Kommandozentrale für große Operationen in westlichen Großstädten wie für die Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 in Hamburg oder bei den Vereitelten Anschlägen auf transatlantische Linienflüge in London. Andere Zellen von al-Qaida operieren wie bei den vereitelten Anschlägen in Deutschland 2007 von einem Dorf im Sauerland aus und sind nur über einen Verbindungsmann mit dem restlichen Netzwerk verbunden. Nichtsdestotrotz sind für al-Qaida Basen in islamistischen Ländern am vorteilhaftesten, doch seit den Luftangriffen der USA auf Ziele im Sudan und Afghanistan 1998 und dem Sturz der Taliban 2001 stehen ihr keine von Regierungen gebilligten Basen mehr zur Verfügung (zumindest keine bekannten). Deshalb besteht eines der Hauptziele von al-Qaida darin, die Installierung islamistischer Regime in politisch instabilen moslemischen Staaten voranzutreiben, um diese als Basen für alle folgenden Aktionen nutzen zu können.
Eines der wichtigsten Ziele ist der Sturz des saudischen Königshauses und aller anderen Regierungen in mehrheitlich muslimischen Ländern, die nicht nach islamischen Prinzipien regiert werden oder mit nicht islamischen Mächten zusammenarbeiten oder befreundet sind (Jordanien, Pakistan, Ägypten …): Anschließend folgt die Durchsetzung des auf dem Koran basierenden islamischen Rechts (Scharia) in allen moslemischen Ländern.
Schreibweise und Aussprache
Bisher ist im Deutschen keine einheitliche Schreibung des Namens zu beobachten. Der Duden verzeichnet die Schreibungen Al Kaida und al-Qaida, verweist jedoch auf den Haupteintrag El Kaida. In der deutschsprachigen Presse finden sich weitere Schreibungen, wie etwa Al-Kaida, al-Kaida oder al-Qaeda (so auch häufig in den US-Medien). Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen haben sich zwischenzeitlich auf die Schreibweise Al-Kaida verständigt. Der Grund für die vielen Varianten liegt in der Problematik der Transkription aus dem Arabischen, zumal der erste Konsonant (Qaf) im Deutschen und Englischen kein Pendant besitzt.
Da der Name zwei der deutschen Sprache (und vielen anderen Sprachen) fremde Laute besitzt (das angesprochene Qaf und das ʿAin), ist die korrekte Aussprache für Nichtmuttersprachler des Arabischen schwierig. Das Qaf ([q], ق) ist wie ein „Zäpfchen-k“ auszusprechen (an der Stelle, wo im Standarddeutschen und Schweizerdeutschen der ach-Laut artikuliert wird), das Ain ([ʕ], ع) ist ein stimmhafter Pharyngal oder Rachenlaut, der von dem Langvokal a in den Kurzvokal i überleitet. Der arabischen Aussprache kommt man jedoch nahe, wenn man den ersten Konsonanten (q/k) als k spricht; das folgende a und das i werden als Diphthong gesprochen, wobei das a jedoch deutlich länger zu sprechen ist als das i. Das i kann als kurzes e gesprochen werden, um den Einfluss des Ain nachzuahmen. Die Betonung liegt auf der ersten Silbe. (Es ergibt sich somit die Aussprache al kaaida oder al kaaeda, die Betonung liegt jeweils auf der Silbe kaa.)
Struktur
Der Verfassungsschutz nimmt an, dass eine zentrale Führung der Organisation durch Aiman az-Zawahiri aufgrund des Fahndungsdruckes nicht mehr möglich sei, und bezeichnet al-Qaida als „virtuelle Organisation, die Impulse für die jeweils Agierenden setzt“. Auch andere Beobachter sehen al-Qaida als Dachverband, unter dessen Namen sich weitgehend autonome Zellen mit ähnlicher Ideologie und überlappenden Zielen versammeln. Eine Existenz als „führerloses Netzwerk“ mit über das ganze Land verstreuten Kleingruppen ohne Befehlskette und Mitgliederverzeichnis soll die Infiltration durch Polizei und Geheimdienste erschweren.
Mitglieder
Gründer und ideologischer Kopf dieses Netzwerks war der Bauunternehmer Osama bin Laden. Er stammt aus einer einflussreichen saudi-arabischen Familie.
Die zwischenzeitlich erhobene Vermutung, dieser sei zu Beginn des Afghanistan-Krieges 2002 umgekommen, bestätigte sich nicht, da sich bin Laden 2004, 2007 und 2009 in Videobotschaften zu Wort meldete. Er wurde schließlich am 2. Mai 2011 bei der Operation Neptune’s Spear in Abbottabad, rund 50 km von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt, durch US-amerikanische Einsatzkräfte getötet. Allerdings wird angenommen, dass bin Laden zuletzt die Organisation nicht mehr direkt leitete, sondern diese Funktion Aiman az-Zawahiri übernommen hat, der seitdem möglicherweise auch der ideologische Kopf des Netzwerks ist.
Zu den weiteren Führungskräften zählen bzw. zählten:
Anwar al-Awlaki galt als das ranghöchste Mitglied des Netzwerks mit US-Staatsbürgerschaft. Er wurde im September 2011 bei einem Luftangriff im Jemen getötet |
- Chalid Scheich Mohammed
- Abu Faradsch al-Libi
- Abu Laith al-Libi, getötet 2008 durch eine Predator-Drohne.
- Abu Yahya al-Libi, getötet 2012 bei einem Drohnenangriff.
- Anwar al-Awlaki, getötet 2011 bei einem Drohnenangriff im Jemen.
- Yasir al-Dschaziri
- Abu Ubaida al-Banschiri, getötet 1996 bei dem Untergang der Bukoba auf dem Viktoriasee.
- Baitullah Mehsud, getötet 2009 bei einem US-Drohnenangriff im pakistanischen Waziristan zusammen mit seiner Frau, seinem Schwager und sieben Leibwächtern.
- Abdul Hadi al-Iraqi
- Abu Mohammed al-Afri
- Mohammed Atef, getötet 2001 durch einen Raketenangriff in Kabul.
- Sheikh Fateh, getötet 2010 bei einem Drohnenangriff zwischen Afghanistan und Pakistan.
- Mustafa Abu l-Yazid, getötet 2010 bei einem Drohnenangriff.
- Fazul Abdullah Muhammad, getötet 2011 bei einem Feuergefecht in Mogadischu.
- Abu Hamza Rabi’a, getötet 2005 bei einem Drohnenangriff.
- Atijah Abd al Rahman, getötet 2011 in Pakistan durch einen Drohnen-Angriff der CIA.
- Abu Hafs al-Schahri, getötet wahrscheinlich 2011 bei einem Angriff der CIA mit einer Drohne im Stammesgebiet Nord-Waziristan.
- Abdullah Ahmed Abdullah
Andere bekannte Mitglieder sind bzw. waren:
- Abu Isa al-Hindi
- Abu Musab az-Zarqawi
- Abu Umar al-Kurdi, hingerichtet 2007 in Bagdad.
- Ahmad Chalfan al-Ghailani
- Ali Mohammed
- Faris as-Sahrani
- Mohamedou Ould Slahi
- Mohammed Atta, Selbstmordattentäter am 11. September 2001.
- Abdulaziz al-Omari, Selbstmordattentäter am 11. September 2001.
- Marwan al-Shehhi, Selbstmordattentäter am 11. September 2001.
- Hani Handschur, Selbstmordattentäter am 11. September 2001.
- Ziad Jarrah, Selbstmordattentäter am 11. September 2001.
- Ramzi Ahmed Yousef
- Ramzi Binalshibh
- Scharif al-Misri
- Said Bahaji
- Zakariya Essabar
- Mounir al-Motassadeq
- Muhammad Haidar Zammar
Geschichte
Anfang 1970er Jahre. Die Entstehung von al-Qaida ist verknüpft mit dem Einsetzen des Islamischen Erwachens. Ideologisch wird die Bewegung zu einem großen Teil von Sayyid Qutbs Schriften beeinflusst, insbesondere von seiner Kampfschrift Zeichen auf dem Weg. Nach den Worten von Mohammed Jamal Chalifa (1957–2007), einem Schulfreund und Verwandten von Osama bin Laden, prägt die Lektüre von Qutbs Büchern seine ganze Generation. Den bedeutendsten Einfluss innerhalb von Qutbs Ideologie übt dabei seine Anschauung aus, dass viele Menschen, die sich als Muslime bezeichnen, eigentlich Gottesleugner seien.
Anfang der 1980er Jahre. Der palästinensische Theologe Abdallah Azzam wirbt von Pakistan aus um finanzielle und personelle Unterstützung für den Kampf der Mudschahedin gegen die sowjetische Besetzung Afghanistans und liefert auch eine ideologische Fundierung für den Dschihad in Afghanistan.
1983. In der kuweitischen Zeitschrift al-Mudschtama erscheint ein Fatwa von Abdallah Azzam, in der er die Unterstützung des Dschihad in Afghanistan zur Pflicht für jeden Muslim erklärt.
1984. Abdallah Azzam veröffentlicht eine Schrift mit dem Titel „Die Verteidigung des Landes der Muslime ist die wichtigste der persönlichen Pflichten“ (Ad-difāʿ ʿan arāḍī al-muslimīn ahamm furūḍ al-aʿyān). Darin ist auch der die Unterstützung des Dschihad in Afghanistan Thema.
In diesem Jahr eröffnet Azzam zusammen mit Osama bin Laden in Peschawar ein Dienstleistungsbüro, um die aus den verschiedenen arabischen Ländern kommenden jungen Männer aufnehmen, betreuen und organisieren zu können, die nach Afghanistan in den Dschihad gehen wollen.
April 1987. In einer Broschüre mit dem Titel „Schließ dich der Karawane an!“ (Ilḥaq bi-l-qāfila) ruft Abdallah Azzam dazu auf, eine „feste Basis“ (qāʿida sulba) zur Verbreitung des Islams zu gründen.
1988. Azzam veröffentlicht in seiner Zeitschrift al-Dschihad einen Artikel mit dem Titel Die feste Basis (al-qāʿida as-sulba), in dem er die Befürchtung äußert, die USA könnten sich später „der Früchte dieses wunderbaren Dschihads“ bemächtigen und „verhindern, dass Gesetze gemäß dem Buch Gottes erlassen werden.“ „Die feste Basis“, so schreibt er, widersetze sich internationalem Druck und habe beschlossen, „ihren kräftezehrenden Marsch auf einem Weg voller Blut, Schweiß und Tränen fortzusetzen.“ Die Muslime sollten die „feste Basis“ durch Geldspenden und unter eigenem Lebenseinsatz unterstützen und den Dschihad so lange fortsetzen, „bis zum letzten Menschen oder bis wir den islamischen Staat sehen.“
Der Ausdruck „die feste Basis“ al-qāʿida as-sulba, im Westen verkürzt als „al-Qaida“ bekannt, wird namengebend für die Gruppe von Kämpfern, die nach dem Ende des Afghanistan-Einsatzes den Dschihad mit Osama bin Laden fortsetzen wollen und den anderen Dschihadistischen Gruppierungen.
11. August 1988. Bei einer Zusammenkunft der Führer der „arabischen Afghanen“ in Peschawar beschließen sie, geeignete Männer in einer neuen Organisation namens al-Qaida („die Basis“) zu vereinen. Bin Laden zufolge bezieht sich der Begriff zunächst auf das Militärübungslager, in dem Kämpfer auf Tauglichkeit für die neue arabische Elitelegion geprüft werden.
Es herrscht Uneinigkeit, wo genau der Dschihad fortgesetzt werden solle. Der Ägypter Aiman az-Zawahiri, der auf Bin Laden inzwischen großen Einfluss gewonnen hat, plädiert dafür, den Sturz säkularer Regime in Ländern wie Ägypten herbeizuführen. Für Abdallah Azzam hat vor dem Hintergrund der Ersten Intifada der Kampf um Palästina Vorrang, den er mithilfe der neugegründeten islamischen Hamas als Gegengewicht zur säkularen Fatah Jassir Arafats führen will. Bin Laden schlägt vor, die „arabischen Afghanen“ in Kaschmir, auf den Philippinen oder in den zentralasiatischen Republiken der Sowjetunion einzusetzen.
Weil der Großteil des Geldes zur Unterstützung der „arabischen Afghanen“ aus Saudi-Arabien strömt, soll auch die Führung der Dschihadisten einem Saudi obliegen. Dass die Wahl dieses „Emirs“ 1988 auf Bin Laden fällt, hängt auch mit wachsenden Animositäten zwischen den Ägyptern um Zawahiri und den Unterstützern Azzams zusammen. Die arabischen Gruppierungen, die vor dem Hintergrund des sowjetischen Abzugs mehr Zulauf von Freiwilligen denn je verzeichnen, konkurrieren in der Folge um Gunst und Finanzmittel Bin Ladens. Gleichzeitig reduzieren die saudische Führung und die USA ihre Hilfen für die arabischen Mudschaheddin, was diese verärgert und die einstigen Unterstützer als neue Gegner erscheinen lässt.
Ein Teilnehmer ist der in Syrien geborene US-amerikanische Staatsbürger Mohammed Loay Bayazid (auch bekannt als Abu Rida al Suri).
Auch wird „al-Qaida“ zur Bezeichnung für den Ausbildungsstützpunkt, von dem Osama bin Ladens Kämpfer operieren. Osama bin Laden wendet sich später mit seinem Kampf vor allem gegen die Präsenz der Amerikaner in seiner Heimat Saudi-Arabien. Azzam spielt dagegen keine Rolle mehr.
1989. Abdallah Azzam kommt bei einem Anschlag in Peschawar ums Leben.
1990er Jahre. Die ersten Anschläge werden verübt. al-Qaida ist bereits eng mit muslimischen separatistischen Gruppierungen vernetzt, deren Ziele sich mit denen von bin Ladens Netzwerk überschneiden. So wird die Loslösung aller moslemischen Gebiete und Regionen aus mehrheitlich andersgläubigen Ländern (Mindanao von den Philippinen, Dagestan, Tschetschenien, Ufa, und Tatarstan von Russland, Ogaden von Äthiopien, Kosovo von Serbien…) als wichtiger Schritt zur Einigung des Islam gesehen. Während des Bosnienkrieges kommt es zu zahlreichen Gräueltaten der Mudschaheddin, unter anderem unter der Führung des Oberbefehlshabers der bosnischen Armee, Rasim Delić, an Serben und Kroaten in Zentralbosnien und der Region von Ozren, siehe Mudschaheddin im Bosnienkrieg. Auf Befehl von Osama bin Laden, kämpfen die al-Qaida-Anhänger während des gesamten Krieges mit der bosnischen Armee an vorderster Front. Ebenso kämpften al-Qaida-Anhänger im Kosovo an der Seite der UÇK.
Zu diesem Zeitpunkt hofft al-Qaida, dass der Westen militärisch bereits besiegt sei und wirtschaftlich am Boden liege, so dass sie damit rechnet für alle weiteren Aktionen freie Hand zu haben:
- Vor allem die Vernichtung des Staates Israel und die Vertreibung bzw. Beseitigung seiner jüdischen Bewohner.
- Die vorherige Ausschaltung bzw. Schwächung der Schutzmacht USA und ihrer Verbündeten (Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Italien…) als potenzielle Schutzmächte.
- Die Rückeroberung aller Gebiete, die jemals muslimisch waren (Andalusien, Krim…)
- Die Rückeroberung aller Gebiete, die je von islamischen Herrschern regiert wurden (Indien, Portugal, Spanien abzüglich Asturien, Sizilien, Sardinien, Korsika, Teile Ostafrikas).
- Und zuletzt die Vereinigung all dieser Länder und Gebiete zu einem weltumspannenden, nach islamischem Recht regierten Kalifat für alle Rechtgläubigen.
24. Juni 1993. In New York wird ein Terroranschlag auf das UN-Hauptquartier, die George-Washington-Brücke, das FBI-Hauptquartier in New York und weitere Ziele vereitelt. Die Verhafteten sind Mitglieder der ägyptischen, von al-Qaida finanziell unterstützten Organisation Gamaa Islamija. Wäre der Anschlag ausgeführt worden, hätten möglicherweise mehrere tausend Menschen ihr Leben verloren. Bei den Vorbereitungen für den Anschlag auf das UN-Gebäude unterstützten sudanesische Diplomaten die Planungen.
Bis 1994. Al-Qaida vernetzt sich auf internationaler Ebene mit weiteren islamistischen Gruppierungen, die zum Teil andere Ziele verfolgen und auch andere Strukturen nebst Methoden besitzen. So trifft Osama bin Laden in dieser Zeit Imad Mughniyah, den Sicherheitschef der schiitischen Hisbollah im Libanon, und al-Qaida-Männer üben in Hisbollah-Ausbildungslagern. Kontakte gibt es auch zur Islamischen Vereinigung (al-Dschamāʿa al-islāmiyya) von Umar Abd ar-Rahman, dem „blinden Scheich“, der durch Anschläge auf Politiker wie Touristen einen politischen Umsturz in Ägypten einleiten will. Auch für Rahman werden die USA als Unterstützer der Regierung in Kairo zum Gegner. Anhänger von Rahman planen seit 1992 Terroranschläge in New York, die nach späteren Informationen des FBI von Bin Laden finanziert werden sollen.
Auch mit der im Sudan befindlichen Gruppe al-Dschihad unter Aiman az-Zawahiri, den Osama bin Laden aus Afghanistan kennt, pflegt al-Qaida Kontakte. Wie Rahman will ebenso Zawahiri das ägyptische Regime stürzen, lehnt die Operationen der Islamischen Vereinigung aber ab, weil sie zu Antiterroraktionen der ägyptischen Geheimpolizei führen, bei denen auch Zellen von al-Dschihad ausgehoben werden. Zawahiri verweigert sich in dieser Zeit der antiamerikanischen Kampagne Rahmans und Bin Ladens, da er die US-Amerikaner für seine Zwecke auszunutzen hofft. Ständige Geldnöte seiner Organisation zwangen ihn 1993 jedoch, Bin Ladens finanzielle Unterstützung zu suchen. Er sah die Kooperation ursprünglich nur als Bündnis auf Zeit an. Bei einem gescheiterten Anschlag auf den ägyptischen Innenminister Hassan al-Alfi setzte al-Dschihad im August 1993 erstmals Selbstmordattentäter ein. Dies war bis dahin eine bei sunnitischen Gruppen fast unbekannte Praxis.
Osama bin Ladens steigender Bekanntheitsgrad führt immer mehr junge Männer aus verschiedenen islamischen Ländern in al-Qaidas Ausbildungslager südlich Khartums. Geübt wird an Waffen, die aus dem afghanischen Tora-Bora mit einem von Bin Laden erworbenen US-amerikanischen Militärflugzeug in den Sudan verfrachtet worden sind. Neue Dschihadisten nimmt er persönlich in Empfang, stellt ihnen die USA als Hauptfeind der muslimischen Welt dar und behauptet, der Vietnamkrieg und der US-Rückzug aus dem Libanon 1983 hätten gezeigt, der Kampfeswille der Amerikaner könne schon durch relativ geringe Verluste gebrochen werden. Dies findet er bestätigt, als das US-Militär im März 1994 aus Somalia abzieht. Er präsentiert den Abzug als Erfolg al-Qaidas. Deren Beteiligung an der Tötung von US-Soldaten in der Schlacht von Mogadischu bestätigt später Vertreter der US-Geheimdienste, wobei der sudanesische Geheimdienst entgegenhält, lediglich einige Dutzend al-Qaida-Kämpfer seien nach Somalia gesandt worden, dort in Konflikt mit einheimischen Milizenführern geraten und hätten sich im Oktober 1993 wieder in den Sudan abgesetzt.
Mit Finanzmitteln unterstützt Bin Laden zeitweise den Guerillakrieg der GIA gegen das Militär in Algerien, das nach dem Wahlsieg der Islamischen Heilsfront 1992 geputscht hat. Jedoch werfen GIA-Vertreter bald Bin Laden Schwäche und Nachgiebigkeit gegenüber Demokraten vor. Dieser befürchtet eventuell, die Terrorkampagne der GIA, der mehrere zehntausend Zivilisten zum Opfer fielen, schade dem Ansehen der dschihadistischen Bewegung. Er entzieht der GIA schließlich seine Unterstützung.
Während des Bosnienkrieges kommt es zu zahlreichen Gräueltaten ausländischer muslimischer Freiwilliger, unter anderem unter der Führung des Oberbefehlshabers der bosnischen Armee, Rasim Delić, sogenannter Mudschaheddin, an Serben und Kroaten in Zentralbosnien und der Region von Ozren. Geschickt von bin Laden, kämpfen die al-Qaida-Anhänger während des gesamten Krieges mit der bosnischen Armee an vorderster Front.
4./5. Februar 1994. Eine radikale Gruppierung unter Führung des Libyers Abdullah al-Chalifei, einem ehemaligen Mudschaheddin, versucht Osama bin Laden zu ermorden. In mehreren wirr verlaufenden Aktionen überfallen Chalifei und seine Männer zwei Polizeiwachen in Khartum, um Waffen zu erbeuten, töten 16 Personen beim Sturm auf Bin Ladens Moschee, feuern auf Mitarbeiter seiner Unternehmen und greifen schließlich auch seine Villa an, wo sie jedoch überwältigt werden. Bin Laden, der eine Urheberschaft des ägyptischen Geheimdienstes vermutet, bleibt unverletzt, mehrere seiner Mitarbeiter und Gäste werden aber von Geschossen getroffen. Bin Laden hat seinen bis dato freien Lebensstil im Sudan dementsprechend zu ändern. Auf Zawahiris Drängen hin umgeben ihn nun ständig ägyptische Leibwächter, und er verlässt sein Haus nur noch bewaffnet.
Während die meisten westlichen Geheimdienste noch nicht auf Bin Laden und al-Qaida aufmerksam geworden sind, bringen deren Aktivitäten die saudische Führung in der arabischen Welt zunehmend in diplomatische Bedrängnis. Algerien und Ägypten fordern die Saudis dazu auf, ihrem Staatsbürger Einhalt zu gebieten.
5. März 1994. Als der Versuch, durch die Entsendung von Mitgliedern seiner Familie in den Sudan mäßigenden Einfluss auf Osama bin Laden auszuüben scheitert, entzieht ihm König Fahd die saudische Staatsbürgerschaft. Sein Halbbruder Bakr bin Laden, Chef des Clans, verstößt ihn in einer öffentlichen Erklärung kurz darauf aus der Familie. Das saudische Innenministerium beschlagnahmt Bin Ladens Anteile an der SBG, was ihn schnell in Finanznot bringt. Er verschärft daraufhin seine Rhetorik gegen den saudischen König und die ihn tragende Geistlichkeit. Zur Verbreitung seiner gegen das Regime in Riad gerichteten Propaganda dient ihm ein als „Beratungs- und Reformausschuss“ („Advice and Reformation Committee“) bezeichnetes, von al-Qaida in London betriebenes Informationsbüro.
10. Dezember 1994. Anschlag auf den Philippine-Airlines-Flug 434. Dem Piloten gelingt es, die schwer beschädigte Maschine zu landen. Ein Toter, zehn Verletzte.
Ende 1994. Aufgrund seiner Finanzschwierigkeiten teilt Osama bin Laden den al-Qaida-Männern mit, dass er ihre Gehälter kürzen müsse. Auch Sonderzuweisungen für seinen engsten Umkreis wurden eingeschränkt. Bisher haben die meisten al-Qaida-Mitglieder unterstellt, seine Finanzmittel seien unerschöpflich. Da der enge Zusammenhalt der Dschihadisten im Sudan auch mit den regelmäßigen Zahlungen zusammenhängt, wirkt die Ankündigung entmutigend. Es kommt zu ersten Absatzbewegungen. Medani al-Tajeb, der Schatzmeister von al-Qaida, der mit einer Nichte Bin Ladens verheiratet ist, kehrt nach Saudi-Arabien zurück.
Bin Ladens enger sudanesischer Gefolgsmann Dschamal al-Fadl taucht unter, nachdem er in Bin Ladens Unternehmen Geld unterschlagen hat. Anschließend bietet Fadl mehreren Geheimdiensten Informationen über al-Qaida an und verkauft diese 1996 für 1 Million US-Dollar an die US-amerikanische Regierung. Fadl berichtet den US-Amerikanern unter anderem, Bin Laden habe 1994 versucht, von einem sudanesischen General Uran über Schwarzmarktwege zu beziehen, um offenbar eine Radiologische Waffe („schmutzige Atombombe“) bauen zu können. Allerdings sei Bin Laden bei dem Geschäft betrogen worden. Außerdem habe er mit der sudanesischen Regierung an der Produktion chemischer Kampfstoffe gearbeitet.
Noch immer versucht die saudi-arabische Führung über Mittelsmänner Osama bin Laden zum Einlenken zu bewegen. Man bietet ihm eine Restitution seines Eigentums, die Rückgabe der Staatsbürgerschaft und möglicherweise auch Geldzahlungen an. Im Gegenzug soll er dem Dschihad abschwören und seine Angriffe auf König Fahd widerrufen. Bin Laden verlangt jedoch zusätzlich eine volle Amnestie und einen festen Zeitplan für den vollständigen Abzug US-amerikanischer Truppen aus Saudi-Arabien. Die Unterhandlungen führen zu keinem Ergebnis.
26. Juni 1995. Al-Dschihad und die Islamische Vereinigung verüben ein Attentat auf den ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak. Schauplatz ist die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba, in der Mubarak anlässlich eines Gipfels des Staatenbundes OAU weilt. Leiter der Operation ist Mustafa Hamsa, ein führendes Mitglied sowohl al-Qaidas als auch der Islamischen Vereinigung. Mubarak bleibt von den Geschossen der Attentäter unversehrt, zwei seiner Leibwächter und drei Angreifer sterben jedoch bei Schusswechseln. Durch die Verhaftung weiterer Verschwörer kann die äthiopische Polizei die sudanesischen Verbindungen der Drahtzieher offenlegen. Der UN-Sicherheitsrat fordert den Sudan im Januar 1996 mit UN-Resolution 1044 auf, die Verantwortlichen an Äthiopien auszuliefern und Terroristen nicht länger Zuflucht zu gewähren. Im April 1996 treten weitreichende Wirtschaftssanktionen gegen das Land in Kraft. Im Nachgang des Attentats nötigt die ägyptische Geheimpolizei zwei ägyptische Jugendliche, das Umfeld Zawahiris in Khartum auszuspionieren und bei der geplanten Ermordung des al-Dschihad-Führers zu helfen. Mehrere Anschläge auf Zawahiris Leben schlagen jedoch fehl, und die jugendlichen Spione können enttarnt werden. Zawahiri lässt sie unter einem Privattribunal hinrichten, worüber sich Hasan at-Turabi und die sudanesische Führung entsetzt zeigen, werfen sie den ägyptischen Dschihadisten doch vor, die Gesetze ihres Gastlandes zu missachten. Zawahiri und seine Anhänger werden aufgefordert, den Sudan unverzüglich zu verlassen. Sie reisen nach Afghanistan, Jordanien und in den Jemen aus. Wegen der inzwischen engen Verflechtungen zwischen al-Dschihad und al-Qaida verliert Osama bin Laden dadurch einige seiner wichtigsten Gefolgsleute im Sudan.
5. September 1995. Die Operation Bojinka wird im Vorfeld vereitelt. Geplante Ermordung von 4000 Flugzeugpassagieren durch die Sprengung von elf Passagiermaschinen über dem Pazifik, Mordplan gegen den Papst Johannes Paul II. und Tausende Jugendliche durch 20 Selbstmordattentäter während des von vier Millionen Gläubigen besuchten Weltjugendtags in Manila.
13. November 1995. Bei einem Sprengstoffanschlag auf die Befehlsstelle der saudischen Nationalgarde in Riad sterben sieben Menschen, darunter fünf US-Bürger, die die saudischen Sicherheitskräfte ausbilden sollten. Die Tat wird von der saudischen Führung als Racheakt für die Hinrichtung eines „arabischen Afghanen“ wenige Monate zuvor bewertet. In Reaktion auf den Anschlag werden weitere „arabische Afghanen“ verhaftet und vier angeblich Verantwortliche im saudischen Fernsehen präsentiert, wo sie Schuldbekenntnisse verlesen und behaupten, von den Erklärungen Osama bin Ladens und anderer Radikaler angestachelt worden zu sein. Indes bestehen Zweifel, ob die unter Folter erzwungenen Geständnisse auf deren wirkliche Täterschaft schließen lassen. Bin Laden bekennt sich selbst niemals öffentlich zu einer Rolle al-Qaidas bezüglich des Anschlags. Er soll aber einem arabischen Journalisten gegenüber vertraulich geäußert haben, er habe die verantwortliche Zelle aktiviert, nachdem sein Brief an König Fahd folgenlos geblieben ist.
19. November 1995. Der geschwächte al-Dschihad verübt einen Selbstmordanschlag auf die ägyptische Botschaft im pakistanischen Islamabad, bei dem 16 Menschen sterben und 60 verletzt werden. Da sowohl die Tötung einfacher Botschaftsmitarbeiter als auch der Einsatz von Selbstmördern unter den al-Dschihad-Mitgliedern umstritten ist, hält es Zawahiri für angezeigt, den Anschlag in mehreren Erklärungen zu verteidigen: Wer für die ägyptische Regierung gearbeitet habe, sei es auch nur in einer niederen Position, könne nicht als unschuldiges Opfer gelten und Märtyrertum sei ein legitimes Mittel im Kampf gegen die Feinde Gottes. Die Ausführung des Attentats und Zawahiris Rechtfertigungen werden zum Vorbild nachfolgender Aktionen al-Qaidas. Bin Laden missbilligt das Attentat von Islamabad, weil er Pakistan als wichtigste Verbindung zu seinen Stellungen in Afghanistan und Gastland vieler „arabischer Afghanen“ nicht zum Feind der Dschihadisten machen will. Persönlich erwirkt er bei den pakistanischen Behörden die Freilassung von 200 „arabischen Afghanen“, die nach dem Attentat verhaftet worden sind. Sie dürfen Bin Laden in den Sudan begleiten.
Die Attentate in Addis Abeba und Islamabad unterminieren die Stellung Osama bin Ladens im Sudan, obwohl es sich bei den Attentaten nicht um Operationen al-Qaidas gehandelt hat. Die Regierung in Khartum ist nun darum bemüht die drohende diplomatische Isolation des Landes abzuwenden, und mithin beäugt man Bin Ladens Verbleib mit Argwohn. Der sudanesische Geheimdienst streut falsche Gerüchte, eine Auslieferung Bin Ladens nach Frankreich stünde bevor. Dies sollte ihn offenbar zur freiwilligen Ausreise bewegen. Staatspräsident Umar al-Baschir bietet dem saudischen Kronprinzen Abdullah die Überstellung Bin Ladens nach Saudi-Arabien an, falls diesem Straffreiheit gewährt würde. Das Angebot wird zurückgewiesen. Die USA lassen gegenüber der Führung in Khartum vertraulich durchblicken, die Ausweisung Bin Ladens sei eine Voraussetzung dafür, dass der Sudan von der Liste der den internationalen Terrorismus unterstützenden Staaten gestrichen würde. Eine Auslieferung an die USA wird jedoch nicht gefordert, weil offenbar keine Beweise vorliegen, um Bin Laden wegen der Ermordung von US-Bürgern anklagen zu können.
Frühjahr 1996. In mehreren persönlichen Gesprächen erläutert Hasan at-Turabi Bin Laden, der al-Qaida-Führer müsse entweder seine politische Betätigung einstellen oder den Sudan verlassen. Bin Laden, der sich dem Ultimatum nicht beugt, verweist auf die Dankespflicht des Sudan wegen seiner Investitionen im Land. Schließlich erklärt er sich aber zur Ausreise bereit. Weil er keinen Pass besitzt ist die Auswahl möglicher Zufluchtsorte begrenzt. Nachdem er auch ein Untertauchen in Ägypten und Somalia erwogen hat, entscheidet sich Bin Laden, nach Afghanistan zurückzugehen. Obwohl ihm die sudanesische Regierung noch immer Geld schuldet, zwingt sie ihn, seine großen Besitztümer im Land zu einem Bruchteil ihres Wertes zu veräußern.
18. Mai 1996. Bin Laden wird vom Sudan ins afghanische Dschalalabad ausgeflogen. Begleitet wird er nur von seinen Söhnen Saad und Omar sowie einigen Leibwächtern. Den verbliebenen al-Qaida-Männern finanziert Bin Laden den Rückflug in ihre Heimatländer. Einige von ihnen werden eingeladen, ihm nach Afghanistan zu folgen.
In Afghanistan befindet sich die Staatsordnung durch den seit 1989 herrschenden Bürgerkrieg weitgehend in Auflösung. Jene Instabilität ermöglicht es den Taliban unter Mohammed Omar, politische Oberhand zu gewinnen. Zur Ergreifung und zum Erhalt der Macht sichern Pakistan und Saudi-Arabien den Taliban finanzielle wie logistische Unterstützung zu. Zudem erpressen die Taliban Schutzgelder von Mohnbauern wie Opiatschmugglern.
Bin Laden errichtet in Afghanistan etwa fünfzig militärische Ausbildungslager.
Anschlag auf den Khobar Tower 1996 in Zahran |
25. Juni 1996. Sprengstoffanschlag mit einem LKW auf den Khobar Tower nahe dem saudisch-US-amerikanischen Luftwaffenstützpunkt in Zahran (Saudi-Arabien). 19 Tote, 64 Verletzte.
17. November 1997. Anschlag von Luxor. Von al-Qaida finanziertes Massaker an Touristen bei Luxor in Ägypten mit 68 Toten.
23. Februar 1998. Osama bin Laden unterzeichnet mit Aiman az-Zawahiri und weiteren Personen eine Fatwa zur Gründung einer Internationalen Front für den Dschihad gegen Juden und Kreuzfahrer. Die Fatwa lautet wie folgt:
„Zur Pflicht eines jeden Muslims soll es werden, die Amerikaner und all ihre Verbündeten zu töten; ob Zivilisten oder Militärs. Jeder, der befähigt ist, aus jedem Land, in dem er befugt ist, soll die heiligen Stätten von Ungläubigen befreien und sie aller islamischer Länder verweisen. Die Ungläubigen müssen niedergezwungen werden, um die Bedrohung von uns Muslimen abzuwenden. […] Im Namen Allahs rufen wir jeden gottgläubigen und gottgefälligen Muslim dazu auf, dem Befehl Allahs zu folgen und die Amerikaner zu töten. Man nehme deren Vermögen, wo und wann immer es sich anbietet. […] Wer der Pflicht nicht nachkommt, den wird Allahs bittere Rache ereilen.“
Ziel der al-Qaida sei „die Vertreibung amerikanischer Truppen aus der Golfregion, der Sturz des saudischen Könighauses und damit die Befreiung der heiligen Stätten der Muslime und die weltweite Unterstützung militanter islamistischer Gruppen“.
Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Nairobi (1998) |
7. August 1998. August 1998. Es werden Terroranschläge auf die Botschaften der Vereinigten Staaten in Daressalam und Nairobi verübt. Dabei kommen 224 Menschen zu Tode und über 5000 werden zum Teil schwer verletzt.
20. August 1998. US-Präsident Bill Clinton lässt nach den Anschlägen als Vergeltungsmaßnahme mehrere Ausbildungslager nahe dem afghanischen Chost mit Marschflugkörpern unter Beschuss nehmen (Operation Infinite Reach). Er gibt den Befehl, bin Laden unter allen Umständen auszuschalten.
In einem der Lager, wie die CIA im Jahr 2001 bekannt gibt, hätten sich an jenem Tage hochrangige Mitglieder al-Qaidas zusammengefunden. Selbst Osama bin Laden sei zugegen gewesen. Doch eine gute Stunde vor dem Bombardement habe er das Gelände wieder verlassen. Ein weiteres Ziel des Raketenangriffs ist die Asch-Schifa-Arzneimittelfabrik in Khartum (Sudan), die irrtümlich für eine Chemiewaffenfabrik al-Qaidas gehalten wird.
Hinter den Anschlägen wird schon jetzt Osama bin Laden vermutet. Nach Clintons Worten wird mit den Luftangriffen beabsichtigt, das Netz radikaler al-Qaida-Gruppierungen empfindlich zu schwächen. Denn man erahnte bereits die Rolle Bin Ladens als einflussreicher Organisator und Geldgeber des internationalen Terrorismus.
Der islamistische Terrorismus um bin Laden gerät also schon jetzt in den Fokus der US-amerikanischen Außenpolitik und nicht erst nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 unter George W. Bush.
29. August 1998. CNN berichtet von Mohamed Saddiq Odeh, der dem FBI von Ausbildungslagern der internationalen Terrorgruppe „al-Qaida“ erzählte, die angeblich von Osama bin Laden angeführt sei. Odeh wird durch seine Rolle in den Anschlägen auf die Botschaften zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
1999. Osama bin Laden erklärt bei einem Interview, für ihn und seine Anhänger gebe es keine Zivilisten, sondern nur Feinde, die ausnahmslos zu töten die heilige Pflicht eines jeden Muslims sei.
14. Dezember 1999. Ein Plan, am Los Angeles International Airport zum Jahrtausendwechsel eine Bombe zu zünden, wird von US-Behörden vereitelt.
2000. Ein Anschlag von Islamisten auf den Straßburger Weihnachtsmarkt kann durch deutsche Sicherheitsbehörden vereitelt werden. Eine ursprünglich vermutete Verbindung zum Terrornetzwerk al-Qaida kann vor Gericht nicht bewiesen werden. Grund für diesen Anschlagsversuch ist, dass Deutschland, abgesehen von den USA, der engste Verbündete Israels ist. Des Weiteren wird, wie in anderen europäischen Ländern, die als freizügig, sündig und ordinär empfundene Lebensweise (unehelicher Geschlechtsverkehr, Alkoholkonsum, legale Homosexualität) als Zumutung für die in Deutschland lebenden Muslime gewertet.
12. Oktober 2000. Mitglieder al-Qaidas verüben einen Selbstmordanschlag auf das Kriegsschiff USS Cole (DDG-67) im Hafen von Aden (Jemen), 17 Tote und 39 Verletzte. Am 19. Dezember 2000 stellt der UN-Sicherheitsrat dem Talibanregime das Ultimatum, den mutmaßlichen Terroristenführer Osama bin Laden innerhalb 30 Tagen auszuliefern. Die afghanische Talibanregierung beugt sich dem Ultimatum jedoch nicht und beruft sich auf das Gastrecht.
Die Regierung unter Bill Clinton verstärkt die Suche nach bin Laden. Es fehlen Clinton jedoch noch rechtliche Möglichkeiten zu einer umfassenderen Terrorbekämpfung, die erst seinem Nachfolger gegeben werden.
24. Dezember 2000. Bei landesweiten Bombenanschlägen gegen christliche Kirchen in Indonesien am Weihnachtsabend werden nach Behördenangaben mindestens 18 Menschen getötet und 100 verletzt. Die Anschläge werden verübt von al-Qaida und Jemaah Islamiyah.
30. bis 31. Dezember 2000. Bei einer Serie von Bombenanschlägen sterben in Manila mindestens 22 Menschen, 100 werden zum Teil schwer verletzt. Die Anschläge werden ausgeführt von der Abu Sajaf.
Juli 2001. CIA-Chef George Tenet weist gemeinsam mit dem Leiter der Anti-Terrorismus-Abteilung der CIA, Cofer Black, Condoleezza Rice darauf hin, dass ein Angriff der al-Qaida auf die USA unmittelbar bevorstehe.
August 2001. Etwa einen Monat vor dem Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 treffen sich offenbar die beiden pakistanischen Atomwissenschaftler Sultan Bashiruddin Mahmud und Chaudiri Abdul Majeed mit dem Al-Qaida Terroristen Osama Bin Laden und seinem Stellvertreter Ayman al-Sawahiri in Kabul um über Atomwaffen zu sprechen.
Die beiden pakistanischen Atomwissenschaftler waren früher zeitweise auch Mitglieder der Pakistanischen Atomenergiekommission (PAEC). Sie wurden 2001 festgenommen aber von den pakistanischen Behörden gegen den Willen der USA wieder freigelassen.
Mahmud möchte dass Pakistan die Produktion waffenfähigen Plutoniums ausweitet und auch andere islamische Länder damit versorgt. Das Atomwissen Pakistans ist seiner Meinung nach Eigentum der muslimischen Gemeinschaft. Majeed ist Experte für Atombrennstäbe und wurde in Belgien ausgebildet.
9. September 2001. Selbstmordattentat im afghanischen Pandschschirtal auf Ahmad Schah Massoud, der wenig später seinen Verletzungen erliegt.
Zerstörungen in New York nach den Anschlägen in den USA vom 11. September 2001 |
11. September 2001. Bei den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 sterben etwa 3.000 Menschen, die Zahl der akut Verletzten liegt bei weit über 6.000, ihre genaue Zahl ist allerdings unbekannt. 17.410 Menschen können aus dem brennenden World Trade Center entkommen. Weitere Umstände retten vielen Menschen das Leben. So kommt das Flugzeug, das vermutlich in das Kapitol stürzen soll, dort nie an, und die Maschine, die in das Pentagon gesteuert wird, schlägt in einen wegen Umbauarbeiten kaum genutzten Gebäudeteil ein.
13. September 2001. Ein Plan zum Angriff auf die US-Botschaft in Paris wird vereitelt.
20. September 2001. US-Präsident George W. Bush erklärt in einer außerordentlichen Regierungserklärung vor dem US-Kongress zunächst den Dank der USA für die internationale Solidarität und hebt den „treuen Freund“ Großbritannien besonders hervor. Dann benennt er das internationale Terrornetzwerk al-Qaida unter Osama Bin Laden als für die Anschläge verantwortliche Organisation, auf die alle Beweise hindeuteten, und verlangt Bin Ladens sofortige Auslieferung durch das Regime der Taliban in Afghanistan innerhalb von 14 Tagen. Andernfalls kündigt er einen „Krieg gegen den Terror“ an. Dabei betont er den Unterschied zwischen dem afghanischen Volk und seiner Regierung, deren Menschenrechtsverletzungen er kritisiert.
Ferner fordert er alle Nationen ultimativ auf, sich für die Unterstützung der USA zu entscheiden: „Entweder seid ihr auf unserer Seite oder auf der der Terroristen.“ Dann differenziert er den Islam vom Terror im Namen Allahs: Er respektiere den Glauben der Muslime; al-Qaida befinde sich in einem gotteslästerlichen Gegensatz dazu. Er nennt Anschläge auf Muslime in den USA „unamerikanisch.“ Die Rede wird parteiübergreifend begrüßt; die Zustimmungsraten für George W. Bush steigen in den USA zeitweise auf über 90 Prozent.
Anfang Oktober 2001. Die USA verweisen auf Geheimdienstinformationen zu Osama Bin Ladens Urheberschaft an den Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001, geben aber nur vereinzelte Details bekannt, darunter Geldtransfers zwischen Scheich Said, dem mutmaßlichen Finanzchef von al-Qaida, nebst Attentätern und mitgeschnittenen Telefonaten, in denen sich Anhänger Bin Ladens über die Anschläge austauschen sollen.
1. Oktober 2001. Bei fünf Bombenanschlägen auf einen Komplex von Verwaltungsgebäuden in Srinagar werden 38 Menschen getötet. Ausgeführt von Jaish-e Mohammed.
7. Oktober 2001. Die US-Truppen beginnen im Rahmen der Operation Enduring Freedom mit breiter internationaler Unterstützung, darunter der deutschen Bundesregierung und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit den Krieg in Afghanistan, wo al-Qaida ihre Basis hat. Als Legitimation dient die Resolution 1368 des UN-Sicherheitsrates, welche am 12. September verabschiedet worden ist. Ein weiteres Ziel neben der Terrorismusbekämpfung ist es, das islamistische Regime der Taliban zu stürzen.
Al Jazeera sendet an diesem Tag ein Video, in dem Osama Bin Laden erklärt: „Gott hat eine Gruppe führender Muslime, die Vorhut des Islam, gesegnet, Amerika zu zerstören. Möge Gott sie segnen und ihnen einen hervorragenden Platz im Himmel zuteilen …“.
29. Oktober 2001. Bei einem Massaker in einer Kirche im pakistanischen Bahawalpur werden 16 Menschen getötet.
November 2001. Nach der Eroberung Kabuls flieht Osama Bin Laden vor den US-Truppen aus Kandahar in das Höhlensystem im Gebirgsmassiv Tora-Bora.
Ein von der US-Regierung veröffentlichtes internes al-Qaida-Video enthält Aussagen Bin Ladens zur Anschlagsplanung und den erwarteten Folgen, die weit übertroffen worden seien. Einige Stellen sollen nach Aussagen einiger Sprachexperten unverständlich oder fehlerhaft übersetzt worden sein. Andere unabhängige Übersetzer geben jedoch an, Bin Laden habe neun der Attentäter namentlich genannt und daran erinnert, dass er seine Anhänger kurz vor den Anschlägen zum Gebet aufgefordert habe, sobald sie die Nachrichten davon hören würden.
9. Dezember 2001. In Singapur wird ein Plan für massive Terroranschläge mit 17 Tonnen Sprengstoff und Chemikalien vereitelt. Vier Tonnen davon stehen den Terroristen bereits zum Zeitpunkt der ersten Antiterroraktion der Behörden zur Verfügung. Bis Ende Dezember wird die schon seit 1993 in Singapur aktive Schläfer-Zelle größtenteils verhaftet. Ziele sind die US-amerikanische und die israelische Botschaft, die Britische und Australische High Commission sowie mehrere Bürogebäude und Wolkenkratzer im Finanzdistrikt.
22. Dezember 2001. Während des American-Airlines-Fluges 63 versucht der britische Staatsbürger Richard Reid die auf dem Weg nach Miami befindliche Maschine zwei Stunden nach dem Start vom Pariser Flughafen in die Luft zu sprengen. Er wird von Flugbegleiterinnen und Passagieren überwältigt.
- American-Airlines-Flug 11: Mohammed Atta (Pilot), Abdulaziz al-Omari, Satam al-Suquami, Wail al-Shehri, Waleed al-Sherhri
- United-Airlines-Flug 175: Marwan al-Shehhi (Pilot), Fayez Banihammad, Mohand al-Shehri, Ahmed al-Ghamdi, Hamza al-Ghamdi
- American-Airlines-Flug 77: Hani Handschur (Pilot), Khalid al-Mihdhar, Majid-Moqed, Nawaf al-Hazmi, Salem al-Hazmi
- United-Airlines-Flug 93: Ziad Jarrah (Pilot), Saeed al-Ghamdi, Ahmed al-Nami, Ahmed al-Haznawi.
5. Januar 2002. Britische Behörden vereiteln einen Terroranschlag auf die Londoner U-Bahn. Laut Polizei planen die Terroristen auch, die biologische Waffe Rizin einzusetzen.
23. Januar 2002. In Pakistan wird der US-Journalist Daniel Pearl entführt und etwa sechs Tage später ermordet.
17. März 2002. Anschlag mit Handgranaten auf eine Kirche in Islamabad (Pakistan), fünf Tote.
11. April 2002. Bombenanschlag auf die al-Ghriba-Synagoge in Djerba (Tunesien), 19 Tote, darunter 14 Deutsche.
8. Mai 2002. Bei einem Attentat auf Ingenieure aus Frankreich sterben in Karatschi (Pakistan) 14 Menschen.
14. Mai 2002. Nach einem Anschlag auf einen Touristenbus im indischen Kaluchak in der Kaschmirregion verüben mehrere Mitglieder der Laschkar e-Taiba ein Massaker in einer Wohnsiedlung, 31 Tote.
14. Juni 2002. Bei einem Autobombenanschlag vor dem US-Konsulat in Karatschi sterben zwölf Menschen.
Juli 2002. Der Geheimdienst will sich absichern: CIA-Chefjustiziar John Rizzo trifft sich mit Anwälten von George W. Bushs Nationalem Sicherheitsrat und des Justizministeriums, um ihnen die "speziellen Verhörmethoden" vorzustellen und die Erlaubnis zur Anwendung am Qaida-Logistiker Abu Subeida einzuholen. John Yoo, der Vertreter des Justizministeriums, stimmt zu. Doch Bushs Nationale Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice verlangt auch eine Erklärung des Justizministers. Das Verhör Subeidas wird aufgeschoben.
5. September 2002. Bei einem Autobombenanschlag in Kabul (Afghanistan) sterben 26 Menschen; der afghanische Präsident Karsai überlebt knapp.
9. September 2002. Ein von Al Jazeera gesendetes Video zeigt einige der Attentäter der Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 in afghanischen Ausbildungslagern der al-Qaida. Osama Bin Ladens Stimme lobt sie als die, die den „Kurs der Geschichte verändert“ hätten.
2. Oktober 2002. Bei einer Anschlagsserie in Zamboanga City auf den Philippinen werden elf Menschen getötet und 180 verletzt. Ausgeführt von der Abu Sajaf.
Entgegen der Mehrheitsmeinung lehnt Barack Obama den Irakkrieg bei einer Antikriegskundgebung öffentlich ab:
„Ich weiß, dass eine Invasion im Irak ohne klare Begründung und ohne starke internationale Unterstützung nur die Feuer des Nahen Ostens anfachen wird, die schlechtesten statt der besten Antriebe der arabischen Welt fördern und den Rekrutierungsarm der Al-Qaida stärken wird. Ich bin nicht gegen alle Kriege. Ich bin gegen dumme Kriege.“
6. Oktober 2002. Bei einem Angriff auf den französischen Öltanker Limburg in Jemen stirbt ein Mensch.
12. Oktober 2002. Bei den Bombenanschlägen gegen Diskotheken in Bali (Indonesien) sterben 202 Menschen, hauptsächlich Touristen, die meisten davon Australier.
28. Oktober 2002. In Amman (Jordanien) wird ein US-amerikanischer Entwicklungshelfer erschossen.
28. November 2002. Anschläge auf israelische Touristen im kenianischen Mombasa. Bei einem Autobombenanschlag auf ein Hotel werden 16 Menschen getötet und 80 verletzt. Gleichzeitig versuchen mehrere Männer ein israelisches Passagierflugzeug mit Strela-2-Raketen abzuschießen.
21. Dezember 2002. Anschlag auf eine Bahnstrecke im indischen Kurnool, 20 Tote, 80 Verletzte. Ausgeführt von Laschkar e-Taiba.
30. Dezember 2002. In Dschibla (Jemen) werden drei amerikanische Ärzte erschossen.
Januar 2003 bis August 2004. Die parteiübergreifende 9/11-Kommission befragt etwa 1200 Zeugen, darunter 120 Regierungsangehörige inklusive George W. Bush, Vizepräsident Dick Cheney und Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice. Ihr Abschlussbericht (22. Juli 2004) zeigt gravierende systemische Fehler der US-Behörden auf, die die Anschläge ermöglicht haben: etwa fehlende Durchleuchtung von Inlandspassagieren vor dem Einchecken am Flughafen, zu langwierige und umständliche Verfahrenswege und Befehlshierarchien, die ein rasches Eingreifen der NORAD verhinderten, unterlassene Überprüfung von Flugschulen in den USA auf terrorverdächtige Flugschüler, fehlende Verfolgung von in die USA eingereisten Al-Qaida-Mitgliedern, fehlender Informationsaustausch zwischen CIA und FBI über Verdächtige und Passivität der Bush-Regierung gegenüber akuten Anschlagswarnungen.
5. März 2003. Bombenanschlag auf den Davao City Airport mit 21 Toten und 148 Verletzten.
20. März 2003. Im Irak-Krieg (Dritter Golfkrieg genannt) marschieren Truppen der Vereinigten Staaten und deren Verbündete, die sogenannte "Koalition der Willigen" in den Irak ein. Die irakische Armee wird geschlagen, das Land vollständig besetzt. Die USA begründen dies damit, dass der Irak durch Entwicklung und Besitz von Massenvernichtungswaffen gegen die über ihn verhängten UN-Resolutionen verstoße und dass Saddam Hussein terroristische Organisationen wie al-Qaida unterstütze. Beide Vorwürfe werden nachträglich durch den Geheimdienstausschuss des US-Senats widerlegt.
Die "Koalition der Willigen" verschießt im Laufe des Krieges etwa 1000 bis 2000 Tonnen panzerbrechende Uranmunition. Ein Jahrzehnt später liegt die radioaktive Belastung stellenweise 180 Mal höher als die natürliche Strahlenbelastung. In Krankenhäusern steigt die Anzahl von Leukämien und anderen Krebsarten teilweise um mehr als das Zehnfache. Auch Missbildungen bei Kindern nehmen drastisch zu. Laut der Internationalen Energieorganisation (IAEAO) soll es jedoch keinen wissenschaftlich beweisbaren Zusammenhang zwischen Uranmunition und erhöhten Krebsraten oder anderen gesundheitlichen Schäden geben.
12. Mai 2003. Bei einem Anschlag auf ein Wohnquartier von Ausländern in Riad (Saudi-Arabien) sterben 35 Menschen.
14. Mai 2003. Bei einem Anschlag in einem Gerichtsgebäude im Jemen sterben vier Menschen.
16. Mai 2003. Bei fünf Anschlägen auf ausländische und jüdische Einrichtungen in Marokko starben neben den Attentätern weitere 32 Menschen.
7. Juni 2003. Bei einem Anschlag auf einen Bus der deutschen Bundeswehr sterben in Afghanistan vier deutsche Soldaten.
5. August 2003. Vor einem Hotel in Jakarta sterben zwölf Menschen durch einen Anschlag.
7. August 2003. Bombenanschlag mit einem Lastwagen auf die Jordanische Botschaft in Bagdad, 17 Tote und 40 Verletzte.
19. August 2003. Bei einem Selbstmordanschlag auf das UNO-Hauptquartier in Bagdad werden 22 Menschen getötet und 100 verletzt.
29. August 2003. Bei einem Autobombenanschlag auf die schiitische Imam-Ali-Moschee werden mehr als 125 Menschen getötet und über 500 verletzt.
8. November 2003. Bei einem Anschlag auf ein Wohnquartier von Ausländern in Saudi-Arabien sterben 18 Menschen.
12. November 2003. Bei einem Anschlag auf italienische Soldaten in Nasiriya werden 28 Menschen getötet, darunter 17 italienische Soldaten, ferner 103 Verletzte.
15. November und 20. November 2003. Eine Zelle der al-Qaida verübt mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 57 Menschen sterben und mehr als 700 verletzt werden, sind zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank.
2004. Die Gruppe "al-Qaida im Irak" (AQI) wird von Abu Musab az-Zarqawi gegründet. Durch ihren Namen knüpft sie an politische Konzepte eines Islamischen Staats an. Sie hat ihren Ursprung im irakischen Widerstand und bekennt sich zunächst zu al-Qaida.
2. Februar 2004. Im nordirakischen Erbil wird bei zwei Selbstmordanschlägen auf eine Veranstaltung ein bedeutender Teil der kurdischen Politführung sowie zahlreiche Besucher getötet. Der Anschlag gilt der Kurdischen Demokratischen Partei und der Patriotischen Union Kurdistans welche nach dem Ende des Saddam Hussein Regimes gerade eine stark ausgeprägte Selbstverwaltung übernehmen. Insgesamt werden 117 Menschen getötet und 133 verletzt.
27. Februar 2004. Anschlag auf die SuperFerry 14. In der Bucht von Manila wird durch einen Bombenanschlag die philippinische Fähre SuperFerry 14 mit 900 Passagieren an Bord versenkt. Es gibt 116 Tote. Ausgeführt wird der Anschlag von der Abu Sajaf.
2. März 2004. Während des schiitischen Aschura-Festes werden in einem international geplanten Terroranschlag in Kerbela und Bagdad 178 Menschen ermordet und über 500 verletzt. Dieser verheerende Anschlag an diesem für die Schiiten so empfindlichen Tag noch dazu ausgerechnet in Kerbela wird als einer der Hauptgründe für die spätere Eskalation der Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen im Irak gesehen.
11. März 2004. Bei Anschlägen auf vollbesetzte Pendlerzüge in Madrid sterben 191 Menschen. 2051 werden verletzt. Drei Bomben werden entschärft. Eine davon hätte über genug Sprengkraft verfügt, um den Madrider Hauptbahnhof Atocha komplett zu zerstören.
13. Mai 2004. Bei Anschlägen in Kerbala und Najaf werden 67 Menschen getötet und 100 verletzt.
18. Juni 2004. In Bagdad werden bei einem Anschlag auf ein Rekrutierungsbüro der irakischen Armee 35 Zivilisten getötet und 145 verletzt.
24. Juni 2004. Bei einem Anschlag auf US-Soldaten, die Süßigkeiten an irakische Kinder verteilen, werden 41 Menschen (darunter 35 Kinder) getötet und 141 (darunter viele US-Soldaten) verletzt.
14. September 2004. Bei einem Anschlag auf das Polizeihauptquartier in Bagdad werden 47 Menschen getötet und 114 verletzt.
7. Oktober 2004. In Taba und Ra's Schaitan (Moon Island Village) werden 34 Menschen ermordet.
Anschlagsserie in Bagdad am 4. Dezember 2004 |
4. Dezember 2004. In Bagdad explodieren zwei Autobomben.
16. Dezember 2004. Osama Bin Laden geht in einem im Internet veröffentlichten Tonband auf den Überfall einer al-Qaida-Gruppe auf das US-Konsulat in Dschidda am 6. Dezember 2004 ein. Er droht dem saudischen Königshaus mit einem bewaffneten Volksaufstand der eigenen Untertanen, falls die Bevölkerung über eine muslimische Führung nicht frei entscheiden dürfe.
31. Januar 2005. Die zuständige Richterin Joyce Hens Green stellt fest, dass Murat Kurnaz Einstufung als „ungesetzlicher Kombattant“ unbegründet und somit seine Inhaftierung rechtswidrig gewesen sei. Die Richterin, die Zugang zu Kurnaz’ gesamter Gefangenenakte inklusive der Geheimhaltung unterliegender Informationen hat, stellt fest, es gebe keine Beweise, dass Kurnaz Verbindungen zu al-Qaida gehabt oder eine besondere Bedrohung der USA dargestellt habe. Am 9. Februar 2011 legt die US-Regierung Berufung gegen dieses Urteil ein.
7. Juli 2005. Anschläge auf Londoner U-Bahn-Stationen und Busse. Es werden mindestens 56 Menschen getötet und mindestens 700 weitere verletzt. Ob eine Verbindung der in England lebenden Attentäter zu al-Qaida besteht, ist ungeklärt.
16. Juli 2005. Ein Selbstmordattentäter zündet in Mussayyib im Irak auf einem menschenbefüllten Markt seine Sprengstoffweste, direkt neben einem Gastanklastwagen. 100 Menschen sterben und 150 weitere werden verletzt.
23. Juli 2005. Drei Anschläge in Scharm El-Scheich in Ägypten ab 01:15 Uhr. Mindestens 88 Menschen sterben bei einer Explosion einer Autobombe. Unter den Opfern befinden sich hauptsächlich Touristen, da die Autobombe in einem Hotel explodiert. Im März 2011 taucht im Internet ein Memo auf, das sich so lesen lässt, dass die Anschläge nicht von der zuvor unbekannten Abspaltung von al-Qaida verübt wurden, die sich zu den Anschlägen bekannt hatte, sondern von einer „geheimen politischen Abteilung“ des ägyptischen Innenministeriums. Ob dieses Memo echt ist, kann jedoch nicht geklärt werden.
Die höchsten zivilen Opferzahlen forderten die von der Bewegung verübten Anschläge im Irak |
17. August 2005. Anschlag mit drei Autobomben im Irak auf Bushaltestelle, Krankenhaus, Zivilisten, eintreffende Rettungskräfte.
19. August 2005. Die Abdallah-Azzam-Brigaden übernehmen die Verantwortung für die Raketenangriffe auf US-Kriegsschiffe und die israelische Stadt Eilat.
28. August 2005. Im Süden der Philippinen kommt es zu einem Bombenattentat auf eine Personenfähre, bei dem mindestens 30 Personen verletzt werden. Die Behörden gehen davon aus, dass die al-Qaida nahestehende Abu-Sayyaf-Gruppe hinter dem Anschlag steht.
14. September 2005. Bei einem Anschlag auf Arbeitssuchende in Bagdad werden 160 Menschen getötet und 570 verletzt. Ziel sind laut al-Qaida Schiiten.
1. Oktober 2005. Anschlag von Bali. Auf Bali sterben bei einem Bombenanschlag 23 Menschen, 129 werden verletzt.
Zielflüge für die geplanten Anschläge am 10. August 2006 |
29. Oktober 2005. Bombenanschläge in Delhi. Bei drei Anschlägen werden im indischen Delhi 62 Menschen getötet und 210 verletzt. Ausgeführt werden diese von der Laschkar e-Taiba.
2. November 2005. In Bagdad werden bei zwei Autobombenanschlägen 74 Menschen getötet und über 100 verletzt.
9. November 2005. Explosionsserie in drei jordanischen Luxushotels mit ca. 67 Toten und rund 300 Verletzten.
Kopfgeld-Flugblatt |
24. April 2006. Anschlag gegen Touristen im ägyptischen Dahab. 23 Tote und etwa 80 Verletzte.
7. Juli 2006. In New York wird eine Gruppe von al-Qaida verhaftet, die vorhat, die Verkehrstunnel unter dem Hudson River zu sprengen und so zu überfluten. Dieser Plan kippte allerdings bereits innerhalb der Terrorzelle, da sich der Tunnel im Hartgestein befindet und der Anschlag als unmöglich gilt, sodass die Wahl anderer Ziele als wahrscheinlicher angesehen wird.
11. Juli 2006. Bei einer synchron ablaufenden Terrorwelle im indischen Mumbai werden nach offiziellen Angaben 209 Fahrgäste der Mumbaier Nahverkehrszüge getötet und 714 verletzt.
31. Juli 2006. Versuchte Bombenanschläge auf zwei Züge in Köln scheitern aufgrund eines technischen Defektes der beiden Kofferbomben.
10. August 2006. Vereitelte Anschläge auf transatlantische Linienflüge. Ein Terroranschlag auf transatlantische Linienflüge wird von der britischen Polizei vereitelt. Der Plan der 25 Islamisten ist es, sieben vollbesetzte große Linienmaschinen mit im Handgepäck verstecktem flüssigen Sprengstoff über dem Atlantik zu sprengen, so die etwa 3200 Passagiere zu töten und somit die Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 zu übertreffen.
Ein zerstörter Zug in Mumbai nach den Bombenanschlägen 2006 |
2007. Die beiden Guantanamo-Rückkehrer Said Ali al-Schihri (Häftling Nr. 372) und Mohammed al-Aufi (Nr. 333) nehmen nach ihrer Freilassung an einem Rehabilitationsprogramm in Riad teil, beide tauchen aber kurz darauf im Jemen auf, Schihri sogar als stellvertretender Chef der zusammengelegten Qaida-Zweige der beiden Länder.
18. April 2007. In Bagdad werden bei einer verheerenden Anschlagserie etwa 200 Menschen getötet, darunter 140 auf dem al-Sadiya Markt. 251 werden verletzt.
18. Februar 2007. Bei einem Anschlag auf den indisch-pakistanischen Samijhauta Express werden 68 Menschen getötet und 50 verletzt. Verdächtigt werden Laschkar e-Taiba und Jaish-e Mohammed.
29. Mai 2007. In Bagdad werden bei einem Terroranschlag 82 Menschen getötet und 138 verletzt.
29. bis 30. Juni 2007. Terroranschläge im Vereinigten Königreich im Sommer. Vereitelte Autobombenanschläge in London und gescheiterter Anschlag auf den Flughafen Glasgow.
2. Juli 2007. Im Jemen werden bei einem Anschlag auf spanische Touristen 10 Menschen getötet.
13. Juli 2007. Der US-Senat beschließt, die bisher vom FBI ausgesetzte Belohnung für Hinweise, die zur Festnahme oder Tötung Osama Bin Ladens führen würden, von 25 Millionen US-Dollar auf bis zu 50 Millionen US-Dollar zu verdoppeln. Er reagiert damit auf CIA-Berichte, wonach sich al-Qaida reorganisiert und neue Anschläge auf die USA zu planen begonnen habe.
26. Juli 2007. In Bagdad werden bei mehreren Bombenanschlägen und Raketenangriffen 92 Menschen getötet und 127 verletzt.
1. August 2007. Ebenso wie für den Abzug der US-Kampftruppen aus dem Irak tritt Barack Obama als Präsidentschaftskandidat für die zielgerichtete Fortsetzung des Antiterrorkrieges in Afghanistan ein. In einer Debatte sagt er, er würde auch ohne Zustimmung der Regierung Pakistans dort versammelte Al-Qaida-Führer angreifen lassen. Hintergrund ist eine abgebrochene Militäroperation im Jahr 2005.
Der Anschlag von Sindschar war der Opferreichste in der irakischen Geschichte |
14. August 2007. Bei dem Anschlag von Sindschar auf die jesidisch gläubige Minderheit im Nordirak werden in den beiden Dörfern Qahtaniya und Jazeera 796 Menschen getötet und 1562 verletzt. Nach mehreren vorhergegangenen Massakern an Jesiden ist die Region von Mangel an Lebensmittel und medizinischer Versorgung betroffen. Daraufhin versprachen die Regionalverwaltung und die Amerikaner, Lebensmitteltransporter zu schicken. Dies nutzen die Terroristen für einen Anschlag, bei dem ein Selbstmordattentäter einen als Lebensmitteltransporter getarnten, jedoch mit mehreren Tonnen Sprengstoff beladenen Laster in das Dorf fährt und in der wegen erwarteter Hilfspakete angesammelten Menge in die Luft sprengt. Als Rettungskräfte ankommen werden auf diese und in dem nahen Jazeera weitere Anschläge verübt. Als Drahtzieher der Anschläge gilt der wenige Monate später durch einen US-amerikanischen Luftangriff getötete al-Qaida-Führer Abu Mohammad al-Afri.
25. August 2007. Bei zwei Bombenanschlägen im indischen Hyderabad werden 42 Menschen getötet und 54 verletzt.
4. September 2007. In Deutschland wird ein Terroranschlag mit 700 Kilo Sprengstoff vereitelt. Anschlagsziele sind der Flughafen Frankfurt am Main, der Luftwaffenstützpunkt Ramstein sowie mehrere Diskotheken und Bars. Die drei Hauptverdächtigen werden in Oberschledorn in Medebach verhaftet. Bei dem Anschlag hätten vermutlich hunderte Menschen ihr Leben verloren.
6. November 2007. Bei einem Anschlag auf eine Delegation afghanischer Parlamentarier während eines Besuchs in einer Zuckerfabrik in Baghlan werden über 100 Menschen getötet, darunter dutzende afghanische Politiker und 59 Schulkinder.
11. Dezember 2007. Anschlag auf UNO-Gebäude in Algier mit 60 Toten, verübt von al-Qaida im Maghreb
27. Dezember 2007. Attentat auf die pakistanische Oppositionsführerin Benazir Bhutto. Dass al-Qaida die Verantwortung trägt, wird unmittelbar nach dem Anschlag von Seiten der pakistanischen Regierung unter Pervez Musharraf behauptet. Vertreter von al-Qaida weisen das von sich. Oppositionspolitiker, auch Vertreter der Pakistanischen Volkspartei der Bhutto vorsteht, vermuten das Militär bzw. den Geheimdienst hinter dem Mord.
Ab 2008. Im sicherheitspolitischen Chaos des Jemen mischt nun auch „al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel“ mit. Angeführt wird die stetig wachsende Gruppierung von einem Veteranen des Afghanistankrieges und ehemaligen Sekretär Osama Bin Ladens, Abu Nasir al Wuhayshi. Ihm schließen sich etliche Islamisten aus Saudi-Arabien an, die vor den Antiterrormaßnahmen des Königshauses in den Jemen fliehen.
17. Februar 2008. Bei den offiziell schwersten Terroranschlägen in Afghanistan seit 2001 werden über 100 Menschen getötet.
13. Mai 2008. In Jaipur werden bei Anschlägen 80 Menschen getötet und 216 verletzt. Verübt werden die Anschläge von Harkat-ul-Jihad-al-Islami oder Indian Mujahideen.
26. Juli 2008. Durch über 20 Bombenexplosionen im indischen Ahmedabad werden 56 Menschen getötet und 200 verletzt. Verübt werden die Anschläge von Harkat-ul-Jihad-al-Islami.
17. September 2008. Simultane Anschläge auf die US-Botschaft im Jemen. Dabei gibt es 19 Tote und 16 Verletzte.
Einer der Tatorte in Mumbai nach den Angriffen vom 26.–29. November 2008 |
20. September 2008. Bombenanschlag auf das Marriott-Hotel in Islamabad. Es sterben 54 Menschen; 266 werden verletzt.
26. bis 29. November 2008. Anschläge in Mumbai. Bei einer Serie von Bombenanschlägen, Massakern, Geiselnahmen und Gefechten werden in der indischen Millionenmetropole Mumbai 174 Menschen getötet und 239 verletzt. Insgesamt detonieren 17 Bomben. Die Täter eröffnen mehrmals das Feuer auf Menschenmengen und töten Geiseln allein wegen ihrer Religionszugehörigkeit. Unter den Toten befinden sich auch 18 indische Polizisten und 28 ausländische Staatsangehörige. Erst drei Tage nach Beginn der Angriffe erklärt die Polizei den letzten Tatort als gesichert.
Der Terrorgruppe al-Qaida zugeschriebene Anschläge (Stand: November 2009) |
13. Januar 2009. Ein Kommandeur teilt der Washington Post mit dass die USA bis jetzt keinen Plan im Afghanistan-Krieg hatten und der zukünftige Präsident Barack Obama im Moment dabei sei eine Strategie auszuarbeiten. Dabei ist von 30.000 zusätzlichen Soldaten die Rede.
11. Februar 2009. Im Maghreb (Algerien) sollen 40 Mitglieder der Al-Qaida an der Pest gestorben sein. Es wird in dem Zusammenhang von Experimenten der Terroristen mit Biowaffen geredet. Zudem haben sich kürzlich 60 Terroristen des alregischen Ablegers der al-Qaida, AQIM, aus der gleichen Region den Behörden gestellt.
Das Lager soll mittlerweile geschlossen sein, und der regionale Kommandeur der AQIM, Abdelmalek Droudkal, soll sich mit seinen angeblich 1000 Kämpfern auf der Flucht befinden. Droudkal wird für den Anschlag auf das UN-Hauptquartier in Algerien in 2007, bei dem 47 Menschen getötet wurden, verantwortlich gemacht.
Juli 2009. Es werden die Vernehmungen des FBIs aus dem Jahre 2004 vom National Security Archive veröffentlicht. Saddam Hussein nannte als seine Feinde den Iran und al-Qaida, als potentiellen Verbündeten betrachtete er das Regime in Nordkorea. Als große Fehler nannte er u. a. das Vernichten der Massenvernichtungswaffen in den 1990ern, die er sonst im Irak-Krieg 2003 hätte einsetzen können. Hussein gab des Weiteren Details zu den Golfkriegen weiter. Nicht enthalten in den FBI-Berichten sind jedoch Aussagen zur Beziehung zwischen dem Irak und den USA in den 1980ern, zu den Chemiewaffenangriffen und der CIA-Rolle beim Baath-Aufstieg.
Ende August 2009. Ein Saudi-Araber, Abdullah Hassan Tali al-Asiri, meldet sich bei Prinz Mohammed Bin Naïf, dem stellvertretenden Innenminister Saudi-Arabiens, und gibt vor, sich stellen zu wollen. In dessen Büro zündet er eine Bombe, die den Attentäter zerfetzt, den Prinzen aber nur leicht verletzt. Den Sprengsatz hat der Terrorist im Darm oder in der Unterhose versteckt.
18. Oktober 2009. Al-Qaida versucht bei den Taliban in Pakistan mehr Einfluss zu gewinnen. Ein wichtiger Hinweis darauf ist die Tatsache, dass al-Qaidas Propagandaabteilung gleich eine Serie von Nachrufen auf Baitullah Mehsud veröffentlicht, in denen so hochrangige Kader wie Aiman al-Sawahiri, al-Qaidas Nummer zwei, und Mustafa Abu al-Yazid, Militärchef des Terrornetzwerks, sich zu Wort melden. Al-Sawahiri nennt Baitullah "ein Vorbild für die Jugend".
19. Oktober 2009. Barack Obama rückt von stärkeren Sanktionen gegen den Sudan ab und erklärt sich bereit, unter bestimmten Bedingungen mit dessen Präsident Omar al-Bashir zusammenzuarbeiten. Man werde aber internationale Anstrengungen unterstützen, die für Genozid und Kriegsverbrechen in Darfur Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Der Sudan bleibe auf der Liste der staatlichen Förderer von Terrorismus.
Obamas Regierung unterstützt die Regierung Somalias militärisch und finanziell, etwa mit 40 Tonnen Waffen für ihren Kampf gegen die als islamistisch eingestufte Organisation al-Shabaab, um so eine befürchtete Anziehung von al-Qaida und anderen terroristischen Gruppen zu verhindern.
23. April 2009. Im irakischen Muqdadiyah werden bei zwei Selbstmordanschlägen 76 Menschen getötet und 103 verletzt, hauptsächlich iranische Staatsbürger.
29. April 2009. Baltasar Garzón (Spanischer Untersuchungsrichter) eröffnet ein Verfahren wegen der mutmaßlich im Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base verübten Folterverbrechen. Dabei leitete er auch Ermittlungen gegen die Bush Six, sechs hochrangige Mitglieder der früheren Regierung unter George W. Bush, ein. Nämlich gegen den früheren Attorney General Alberto R. Gonzales, den RECHTSberater John Yoo, den Kriegstaatssekretär Douglas Feith, die RECHTSberater des Verteidigungsministeriums William Haynes II und Jay Bybee sowie gegen David S. Addington, den früheren Kabinettschef des US-Vizepräsidenten Dick Cheney. Diese hätten Foltertatbestände juristisch legitimiert. Allerdings eröffnet er auch verschiedene Verfahren gegen mutmaßliche Angehörige der Terrororganisation Al-Qaida, unter anderem gegen Osama bin Laden.
18. Juni 2009. Im somalischen Beledweyne werden bei einem Anschlag 35 Menschen getötet, darunter auch der somalische Sicherheitsminister, der Botschafter bei der Afrikanischen Union sowie zahlreiche Diplomaten. Verantwortung für den Anschlag übernimmt die al-Schabaab.
19. August 2009. Bei mehreren Terroranschlägen zum Jahrestag des Bombenanschlags auf das UN-Gebäude in Bagdad 2003 verlieren in der irakischen Hauptstadt 101 Menschen ihr Leben, 563 werden verletzt.
25. Oktober 2009. In Bagdad sterben bei Anschlägen 155 Menschen, 500 werden verletzt.
28. Oktober 2009. Bei einem Angriff auf ein UN-Gebäude in Kabul werden 11 Menschen getötet.
5. November 2009. In Fort Hood, USA, werden 13 Menschen erschossen und 32 verletzt. Nidal Malik Hasan hat direkten Kontakt zu al-Qaida.
Dezember 2009. Es wird bekannt, dass Academi im Jahr 2004 – damals noch Blackwater – den deutsch-syrischen Geschäftsmann Mamoun Darkazanli aus Hamburg mit dem Auftrag der gezielten Tötung observierte. Darkazanli geriet als mutmaßlicher Al-Qaida-Finanzier in das Fadenkreuz des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes CIA. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele forderte am 4. Januar 2010 die schnelle Aufklärung des Falles. Die Hamburger Staatsanwaltschaft erklärte, Vorermittlungen gegen die CIA einzuleiten.
3. Dezember 2009. Bei einem Anschlag auf ein Hotel in Mogadischu werden 17 Menschen getötet, darunter drei Minister der somalischen UNO-Übergangsregierung. Diese verdächtigt die al-Schabaab.
US-Präsident Barack Obama kündigt in einer Rede eine Truppenverstärkung für Afghanistan an. Sein eingeschobener Verweis auf weitere Schlachtfelder des Antiterrorkrieges bleibt fast ungehört. „Wo immer al-Qaida und seine Verbündeten versuchen, einen Brückenkopf zu errichten - ob in Somalia oder im Jemen - muss ihnen mit wachsendem Druck und starker Partnerschaft begegnet werden", sagt Obama und spricht damit die wachsende Gefahr durch die al-Qaida Zweigstellen außerhalb Afghanistans und Pakistans an.
15. Dezember 2009. Die Verbündeten im Jemen starten eine kombinierte Luft- und Bodenoffensive gegen mutmaßliche Qaida-Camps nahe der Hauptstadt und in den Provinzen Schabwa, Dschauf und Abjan,
17. und 24. Dezember 2009. Nach Behördenangaben aus Sanaa töten jemenitische Truppen bei Razzien im Landesinneren und im Gebiet um die Hauptstadt Sanaa mehr als 60 mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder. Unklar ist, wie viele Zivilisten dabei umkommen.
22. Dezember 2009. Mehrere Marschflugkörper schlagen auf Befehl des US-Präsidenten Barack Obama im Norden und Süden des Jemen ein. Ihre Ziele sind Anhänger von Bin Ladens Terrornetzwerk al-Qaida. Vermeintliche Terror-Ausbildungslager in der südlichen Provinz Abyan und nördlich der Hauptstadt Sanaa werden in Absprache mit der jemenitischen Regierung zerstört. Per Telefon gratuliert Barack Obama dem jemenitischen Präsident Ali Abdallah Saleh zu den erfolgreichen Luftangriffen. "Nun geht es der Qaida an den Kragen", behauptet - etwas vorschnell - der jemenitische Terrorbekämpfer General Jahja Abdullah.
Anti-Terror- Einheiten des jemenitischen Militärs haben vor dem Einschlag der US-amerikanischen Lenkwaffen, die Verstecke der Dschihadisten umstellt. Sie starten eine Bodenoffensive gegen die fliehenden Islamisten und nehmen nach eigenen Angaben 17 Terrorverdächtige, darunter auch Ausländer, fest.
Es sind die ersten Einsätze US-amerikanischer Cruise Missiles gegen Ziele außerhalb der Kriegsgebiete Afghanistan und Irak im Zuge des Antiterrorkrieges, seit dem Amtsantritt von Obama. Diese Eskalation im Kampf gegen die jemenitischen al-Qaida Ableger kommt überraschend.
Die Angaben über die Zahl der Opfer sind widersprüchlich. Einige Quellen aus dem Jemen behaupten, an den drei betroffenen Orten seien über 120 Menschen ums Leben gekommen. Jemens Regierung teilte mit, im Dorf Majaala , in der Provinz Abyan, seien 34 al-Qaida Anhänger bei der Zerstörung ihres Trainingscamps eliminiert worden. In Abhar, 35 Kilometer nördlich von Sanaa, seien vier weitere Terroristen ums Leben gekommen.
Nach Aussagen von Provinzpolitikern und Anwohnern handelt es sich bei vielen Opfern jedoch um einfache Dorfbewohner. So sollen alleine in dem Ort Majaala, der konzentriert angegriffen wurde, Dutzende Zivilisten ums Leben gekommen sein, unter ihnen bis zu 23 Kinder. Aufnahmen des arabischen Fernsehers al-Jazeera zeigten tote Zivilisten und die Bestattung der Leichname.
„Insgesamt wurden 49 Zivilisten getötet“, sagt ein örtlicher Stammesführer. „Al-Qaida hat sich entschieden, Ausbildungslager an Orten zu errichten, an denen Nomaden ihre Zelte errichten“, sagt der Sheikh des al-Qazam-Klans, „die Regierung glaubt aber, die Nomaden verstecken die al-Qaida-Terroristen.“
Ahmad al Miseri, der Provinzgouverneur von Abyan, bestätigt, in seinem Verwaltungsbereich seien mindestens zwei al-Qaida-Mitglieder getötet worden, deren Namen auf der Liste der meistgesuchten Terroristen Saudi-Arabiens stehen. Bei den beiden Extremisten handele es sich um Ibrahim al-Najdi und Mohammed Saleh al-Qazimi. Bei ihren Leichnamen hätten die Soldaten gefälschte Pässe, Banknoten in ausländischer Währung und Briefe sichergestellt.
Al-Qaidas lokaler Statthalter in Abyan, Mohammed al Awlaki, kommt offenbar ebenfalls durch die US-amerikanischen Cruise Missiles ums Leben. Das eigentliche Ziel aber war wohl der Militärchef der Terrorgruppe auf der Arabischen Halbinsel, Qassim al-Rami. Er jedoch soll Berichten zufolge entkommen sein.
24. Dezember 2009. An Heiligabend wird in Schabwa ein Häuserkomplex bombardiert, in dem sich die Qaida-Führung angeblich zu einem Treffen verabredet hat. Berichte des US-Senders ABC, wonach US-Kampfbomber an den Operationen beteiligt sind und zwei Cruise Missiles abschießen, werden vom Weißen Haus weder bestätigt noch dementiert.
25. Dezember 2009. Versuchter Anschlag auf ein Passagierflugzeit in Detroit (USA). Der 23-jährige Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab versucht ein Passagierflugzeug am Weihnachtsmorgen über einem Wohngebiet in die Luft zu sprengen. Er wird jedoch von Passagieren und der Besatzung überwältigt.
Die im Jemen ansässige Al-Kaida-Gruppe erklärt, man habe Umar Farouk al-Nigiri ("der Nigerianer") mit einer Vorrichtung ausgestattet, die wegen eines technischen Fehlers aber nicht explodiert sei. In der Verlautbarung wird zudem dazu aufgerufen, die Mitarbeiter westlicher Botschaften in der Region in einem "totalen Krieg gegen die Kreuzzügler" zu töten.
Laut jemenitischen Behörden hat Abdulmutallab ein Visum für das Land erhalten, nachdem bereits eine Reihe anderer Staaten ihm den Aufenthalt erlaubt haben. Hätte er auf einer der US-Terrorlisten gestanden, "hätte er nicht ins Land einreisen können". 2005 bis 2008 lebte Abdulmutallab in einer Luxuswohnung in London und studierte am renommierten University College Maschinenbau. Außerdem stellte ihm die US-amerikanische Botschaft in Großbritannien ein Visum für die USA aus.
30. Dezember 2009. Selbstmordanschlag auf das Camp Chapman. Ein Doppelagent, der jordanische Arzt Homam Khaleel Mohammad Abu Malla, sprengt sich auf dem Gelände der Militärbasis nahe Chost in die Luft, das Attentat fordert insgesamt sieben Todesopfer, u. a. die Leiterin der Basis, Jennifer Lynne Matthews.
Der Nachrichtensender CNN berichtet, der Vater des nigerianischen Attentäters Umar Farouk Abdulmutallab habe bereits vor Wochen den US-Geheimdienst CIA vor der islamistischen Radikalisierung seines Sohnes gewarnt. Demnach fertigte ein CIA-Agent in Nigeria nach einem Gespräch mit dem Vater einen Bericht über die radikal-islamischen Überzeugungen von Umar Faruk Abdulmutallab an. Der Bericht sei an das CIA-Hauptquartier im US-Bundesstaat Virginia geschickt, anschließend aber nicht ausreichend innerhalb der verschiedenen US-Geheimdienste verbreitet worden. Das "Wall Street Journal" berichtete, Abdulmutallabs Vater habe sich am 19. November 2009 in der US-Botschaft in der nigerianischen Hauptstadt Abuja mit der CIA getroffen.
Die Informationen seien aber nicht ausreichend gewesen, ihm das Visum wieder zu entziehen, sagt Ministeriumssprecher Ian Kelly. Die Behörden erhielten tausende negative Informationen über angebliche Verdächtige, und die seien nicht immer zutreffen. Abdulmutallab habe 2008 ein zwei Jahre gültiges Visum erhalten. Er habe Geld vorweisen können, eine angesehene Schule besucht und die USA bereits zuvor besucht.
Bisher war lediglich bekannt, dass der Vater die US-Botschaft in Nigeria gewarnt hatte. Umar Farouk Abdulmutallab kam aufgrund dieser Warnung auf eine grobe Liste mit den Namen von mehr als 500.000 Terrorverdächtigen - nicht jedoch auf eine engere Flugverbotsliste.
Die USA bereiten als Antwort auf den Attentatsversuch von Detroit Militärschläge gegen Al-Qaida-Stellungen im Jemen vor. US-Militärs seien bereits dabei, Ziele für Luftangriffe auszukundschaften, berichtet der TV-Sender CNN unter Berufung auf Regierungsbeamte. Einzelheiten über die möglichen Luftangriffe werden nicht genannt. Es heißt, die Militärs wollten vorbereitet sein und Optionen vorlegen können, falls US-Präsident Barack Obama den Befehl für einen Angriff erteilen sollte.
Der stellvertretende Innenminister Brigadegeneral Saleh al-Sawari kündigt weitere Angriffe der Sicherheitskräfte gegen al-Qaida an. Die Provinz Hudajdah gilt als Hochburg militanter Gruppen. Die jemenitische Regierung hält allerdings die US-Unterstützung im Kampf gegen al-Qaida für unzureichend. Sein Land benötige weiteren Hilfen bei der Ausbildung von Anti-Terror-Experten und mehr Ausrüstung, fordert Außenminister Abubakr al-Kirbi in einem Interview mit der BBC. Schließlich könnten bis zu 300 Al-Qaida-Kämpfer in seinem Land Unterschlupf gefunden haben.
31. Dezember 2009. Bei einem Selbstmordanschlag auf eine US-Basis in der afghanischen Stadt Khost im Südosten Afghanistans werden sieben US-Amerikaner getötet. Nach Medienberichten handelt es sich bei den meisten um CIA-Mitarbeiter. Der jordanische Arzt Humam Khalil Abu-Mulal al-Balawi, der das Selbstmordattent verübt, saß nach übereinstimmenden Berichten mehrerer US-Medien noch vor über einem Jahr als Al-Qaida-Sympathisant in seiner Heimat in Haft.
Dann kam er frei, weil Jordaniens Behörden ihm glaubten, dass er die Seiten gewechselt hatte - und wurde vom Geheimdienst des Landes als Agent losgeschickt, berichten der Fernsehsender MSNBC, die "New York Times" und die Nachrichtenagentur AP mit Verweis auf westliche Geheimdienstinsider. Er sollte al-Qaida infiltrieren, genauer: Qaida-Vizechef Aiman al-Sawahiri finden und treffen. Doch was ein genialer Schachzug zur Infiltration des Terrornetzwerks in Afghanistan und Pakistan hätte sein können, wird für die westlichen Geheimdienste und die Jordanier zum Albtraum. Denn al-Balawi arbeitete laut den Informationen als Doppelagent.
Etwa eine Woche vor dem Anschlag rief Humam Khalil Abu-Mulal al-Balawi den Berichten zufolge seinen jordanischen Führungsagenten Sharif Ali bin Zeid an, einen entfernter Verwandter des Königs. Er habe eine wichtige Nachricht über al-Sawahiri zu übermitteln und müsse sich zu diesem Zweck mit dem CIA-Team in Khost treffen. Die Jordanier kooperieren mit dem US-Geheimdienst. So kommt das gewünschte Treffen offenbar zustande. Das Resultat: Einer der schlimmsten Verluste der CIA in ihrer Geschichte durch eine einzelne Operation. Sieben Agenten kommen ums Leben, als al-Balawi seinen Sprengstoffgürtel zündet, darunter einige, die offenbar eigens für das Treffen eingeflogen sind.
2010. Das US-amerikanische Männermagazin Esquire wählt die philippinische Journalistin und Autorin Maria Ressa zur „sexiest Frau auf den Philippinen“ mit der Begründung: „Trotz ihrer Größe furchtlos genug, um einen Augenzeugenbericht über Al-Qaida zu schreiben.“
2. Januar 2010. Erstmals macht der US-amerikanische Präsident Barack Obama das Terrornetzwerk al-Qaida für den Anschlagsversuch in Detroit direkt verantwortlich. In seiner wöchentlichen Rundfunk- und Videoansprache kündigt er an, dass die USA den regionalen Ableger der Organisation, die al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel, zur Verantwortung ziehen würden. Die USA seien im Krieg mit dem "weitverzweigten Netzwerk der Gewalt und des Hasses", sagt Obama. "Alle diejenigen, die an dem versuchten Terrorakt an Weihnachten beteiligt waren, sollen wissen - sie werden zur Rechenschaft gezogen werden." Die USA würden alles tun, um sich zu verteidigen und sie zu besiegen.
Washington werde die Zusammenarbeit mit dem Jemen intensivieren, kündigt der Präsident denn auch in seiner Videobotschaft an. Die Sicherheitskräfte sollten besser ausgestattet und ausgebildet und Geheimdienstinformationen geteilt werden.
Wie die amtliche jemenitische Nachrichtenagentur Saba meldet, trifft der für den Irak und Afghanistan zuständige US-General David Petraeus in Sanaa den jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh und bekräftigt die Unterstützung seines Landes beim Anti-Terror-Kampf. Petraeus überbringe eine Botschaft Obamas, in der es um die Zusammenarbeit beider Länder im Kampf gegen Terrorismus und Piraterie ging. Petraeus habe dem Land zu seinen "erfolgreichen Operationen" gegen das Terrornetzwerk al Kaida gratuliert, meldet Saba.
3. Januar 2010. Nach einem Einsatz der Sicherheitskräfte gegen das Terrornetzwerk al-Qaida im Jemen werden die dortigen Botschaften der USA und Großbritannien in der Hauptstadt Sanaa geschlossen. Die Extremisten haben zuvor mit Anschlägen gedroht. Dem US-Fernsehsender CBS zufolge wurden bereits Angriffe auf mutmaßliche Qaida-Stellungen im Jemen unter Führung der USA mit Unterstützung der jemenitischen Regierung durchgeführt. Der Sender beruft sich bei dem Bericht auf den "US-Experten für Sondereinsätze und Ausbilder jemenitischer Offiziere", Sebastian Gorka. Demnach gab es Angriffe mit Marschflugkörpern, die mit Angriffen militärischer Einheiten am Boden kombiniert waren.
Der zunehmende Einfluss von im Jemen besorgt Politiker weltweit. Die USA und Großbritannien wollen nun eine polizeiliche Anti-Terror-Einheit in dem arabischen Land finanzieren. Darauf haben sich laut Downing Street US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister Gordon Brown nach dem vereitelten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine in Detroit verständigt. Auch bei der Unterstützung der jemenitischen Küstenwache wollen beide Länder zusammenarbeiten.
Der jemenitische Informationsminister Hassan Al-Lawzi bestätigt, dass sich Abdulmutallab zwischen 2004 und 2005 und von August bis Dezember 2009 im Jemen aufgehalten hat.
Die britischen Sicherheitsbehörden wussten laut "Sunday Times" schon vor drei Jahren von wiederholten Kontakten des späteren Detroit-Attentäters zu islamischen Extremisten. Sie hielten Abdulmutallab jedoch nicht für allzu gefährlich. Deshalb hielt man es nicht für nötig die US-amerikanischen Behörden zu informieren. Mittlerweile hätten die britischen Behörden ihren US-Kollegen jedoch eine Akte über die Aktivitäten Abdulmutallabs in dieser Zeit ausgehändigt.
Die britischen Behörden gehen davon aus, dass Abdulmutallab erst für den geplanten Anschlag rekrutiert wurde, nachdem er Großbritannien verlassen habe, heißt es in dem Bericht weiter. Höchstwahrscheinlich sei dies während seines Jemen-Aufenthalts im vergangenen Sommer gewesen. Erst dort soll Abdulmutallab Kontakt zu dem dem radikal-islamischen Prediger Anwar al-Awlaki bekommen haben und so letztlich radikalisiert worden sein.
4. Januar 2010. US-Außenministerin Hillary Clinton warnt, die Instabilität des Jemen sei eine Bedrohung für die „regionale und die weltweite Stabilität“.
5. Januar 2010. Die US-Botschaft im Jemen wird wieder geöffnet. Die Öffnung folge auf "mehrere anti-terroristische Einsätze der jemenitischen Sicherheitskräfte im Norden der Hauptstadt, bei denen zwei mutmaßliche Mitglieder von al-Qaida getötet wurden". Der Jemen startet eine "Großoffensive" gegen al-Qaida. Die britische Botschaft bleibt noch geschlossen, andere Vertretungen lassen nur begrenzten Zugang zu.
"Die Gefahr terroristischer Angriffe auf US-Einrichtungen bleibt erhöht", heißt es auf der Web-Seite der US-Botschaft. Alle US-Bürger im Jemen sollten "wachsam bleiben und Sicherheitsvorkehrungen treffen".
Das jemenitische Innenministerium erklärt, innerhalb von zwei Tagen seien fünf Terrorverdächtige in der Hauptstadt Sanaa, der gleichnamigen Provinz und in Hodeida, im Westen des Landes, dingfest gemacht worden. Mutmaßliche Terroristen würden "rund um die Uhr überwacht und verfolgt, täglich werden von ihnen genutzte Verstecke ausgehoben". Das Ministerium betont, Jemens Sicherheitskräfte seien voll und ganz in der Lage, die Sicherheit der ausländischen Vertretungen in Sanaa zu gewährleisten. "Alle Botschaften, diplomatische Vertretungen und ausländischen Firmen sind in Sicherheit und nicht von Terroristen bedroht", heißt es in der Erklärung.
Experten befürchten, dass der Jemen wie Afghanistan zu einer Hochburg für radikale Muslime werden könnte. Der Regierung in Sanaa zufolge könnten sich bis zu 300 Qaida-Kämpfer im Jemen aufhalten. Die USA und Großbritannien haben angekündigt, das Land im Kampf gegen Extremisten stärker zu unterstützen.
"Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel hat Schlagkraft entwickelt, die über die anderer Qaida-Ableger hinausgeht", sagt Richard Barrett, der Uno-Beauftragte für die Beobachtung des internationalen Terrorismus. Tatsächlich konzentrieren sich westliche wie arabische Regierungen und Geheimdienste immer stärker auf den Jemen, vor allem die Amerikaner.
14. Januar 2010. Sicherheitskräfte im Jemen haben den 46-jährigen Abdullah Mehdar getötet. Er soll ein führendes Mitglieder der al-Qaida gewesen sein und früher in Afghanistan als Gotteskrieger gekämpft haben.
17. Januar 2010. Deutsche Islamisten sollen al-Qaida im Jemen stützen. Die Gruppe nennt sich "Deutsche Taliban Mudschaheddin", Sie hat einen Solidaritätsaufruf für Extremisten im Jemen gestartet. Eric Breininger, ein 22-jähriger deutscher Konvertit, hat sich im Frühjahr 2008 der „Islamischen Dschihad-Union“ angeschlossen und deren Ausbildungslager im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet besucht. In den vergangenen Jahren tauchte er mehrfach als „Abdul Ghafar der Deutsche“ in Propagandavideos der militanten Gruppierung auf.
In der im Internet veröffentlichten Botschaft der „Deutschen Taliban Mudschaheddin“ heißt es: „In diesen Tagen werden wir Zeugen heftiger Auseinandersetzungen, auf dem muslimischen Boden Jemens, zwischen den Soldaten Allahs und den Feinden des Islam.“ Dies geschehe „aufgrund der Aggressoren der jemenitischen Regierung und ihrer Herren aus dem Weißen Haus in Washington und der Unterstützung der Koalitionskräfte der Kreuzritter.“
Tausende Frauen, Kinder und alte Menschen würden im Jemen aus ihren Häusern vertrieben, erklären die Islamisten in ihrem deutschsprachigen Propagandaschreiben. Das Blut von Muslimen werde vergossen „und es gibt kein Einwand dagegen, weil sie Muslime sind!“
Abschließend fordern die deutschen Dschihadisten Unterstützung für ihre jemenitischen Waffenbrüder: „Wegen dieser traurigen Umstände rufen die deutschen Taliban Mudschaheddin die Muslime zum Widerstand, an der Seite ihrer jemenitischen Geschwister und zur Unterstützung dieser mit Geld, Waffen und Soldaten auf.“
Muslime sollten zudem Bittgebete verrichten, damit die jemenitischen Islamisten „die Oberhand über ihre Feinde und die Macht über ihre Führung bekommen.“
13. März 2010. Der mutmaßliche Al-Qaida-Terrorist Sharif Mobley arbeitete von 2002 bis 2008 in 5 AKWs an der Ostküste der USA. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde Nuclear Regulatory Commission war er allerdings lediglich mit Wartungsarbeiten betraut. Es gebe keine Hinweise, dass er sicherheitsrelevante Informationen besaß, sagt ein Sprecher. Es habe sich lediglich um Routine-Tätigkeiten gehandelt. Er habe über die nötige Zulassung der Bundesbehörden verfügt und sei niemals als „Risikoperson“ eingestuft worden.
Mobaïli hat bei einem Fluchtversuch aus einem Gefängniskrankenhaus in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa einen Wachmann getötet und einen weiteren schwer verletzt. Er ist bereits vor mehreren Wochen vom Geheimdienst im Jemen wegen mutmaßlicher El-Kaida-Kontakte festgenommen worden. Wegen gesundheitlicher Probleme sei er in eine Klinik in der Hauptstadt Sanaa verlegt worden, sagt das Innenministerium. Dort habe er bei einem Fluchtversuch einem Wächter eine Pistole entrissen, den Wachmann erschossen und einen weiteren Wächter verletzt. Schließlich hätten Beamte einer Anti-Terror-Einheit das Krankenhaus gestürmt. Nach Angaben des jemenitischen Kriegsministeriums gehört er dem Terrornetzwerk al-Qaida an und ist in mehrere Terroranschläge verwickelt.
23. bis 24. April 2010. In Bagdad sterben bei mehreren Terroranschlägen mindestens 85 Menschen; 145 werden verletzt.
1. Mai 2010. Versuchter Autobombenanschlag am Times Square in New York mit Verbindungen zu den pakistanischen Taliban.
10. Mai 2010. Bei einer landesweiten Terrorwelle im Irak werden über 100 Menschen getötet und mindestens 350 verletzt.
28. Mai 2010. In Lahore werden bei zwei Anschlägen auf Moscheen der Ahmadiyya Muslim Jamaat in Pakistan mindestens 98 Menschen getötet und 120 verletzt.
11. Juli 2010. Während des Finales der Fußball-Weltmeisterschaft sterben in der ugandischen Hauptstadt Kampala 74 Menschen bei zwei Bombenanschlägen. Kurz darauf bekennt sich die al-Schabaab zu den Anschlägen.
22. Juli 2010. In Mali sind französische Spezialeinheiten unterwegs, um Michel Germaneau zu befreien, der im April von AQIM in Niger entführt worden ist. Die Soldaten stürmen ein Terroristencamp unweit der Grenze Mauretaniens und töten angeblich sechs Islamisten. Nur die 78-jährige französische Geisel ist nirgends zu finden. Eine misslungene Aktion, die sich für Präsident Nicolas Sarkozy zu einem medialen Desaster ausweitet. Zuerst gibt AQIM als Reaktion auf den Befreiungsversuch die Hinrichtung Germaneaus bekannt.
Danach bezweifeln Nachrichtenagenturen die offizielle Version der Ereignisse in der Sahara. Die sechs toten Terroristen seien in Wirklichkeit Schmuggler und der Überfall auf deren Lager nur ein Ablenkungsmanöver. Die eigentliche, nicht minder erfolglose Operation findet demnach bei der Stadt Tessalit, Nahe der Grenze zu Algerien, statt und das unter Mithilfe algerischen Militärs. Obendrein müssen die französischen Behörden eingestehen, dass der schwer herzkranke Michel Germaneau aller Wahrscheinlichkeit nach bereits vor dem Kommandounternehmen tot war.
25. September 2010. Seit einer Woche bombardiert die mauretanische Luftwaffe in Mali Stellungen von Al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQIM). Auch Bodentruppen sollen immer wieder in schwere Kämpfe mit den Islamisten verwickelt sein. Hauptsächlich in der Gegend um die Stadt Timbuktu. Bisher sollen 12 AQIM-Mitglieder und 15 mauretanischen Soldaten getötet worden sein.
Der mauretanische Präsident Mohamed Ould Abdel Aziz leitet aus dem Militärhauptquartier in der Hauptstadt Nouakchott persönlich den Einsatz bei einem fünfstündigen Feuergefecht. Pressemeldungen zufolge kamen bei den Bombardements der Luftwaffe auch Zivilisten ums Leben. l Mit von der Partie bei der Jagd auf Terroristen sind französische Truppen. Mauretanien dementierte zu Anfang, aber Frankreich schickte zwischen 300 und 400 Mann als Unterstützung der mauretanischen Streitkräfte.
Parallel zur Terroristenjagd in der malischen Wüste suchen französische Aufklärungsflugzeuge sieben Mitarbeiter des staatseigenen Energiekonzern Areva und der Baufirma Vinci. Sie sind im Norden Nigers entführt und offenbar nach Mali verschleppt worden. Diese Woche bekannte sich AQIM zum Kidnapping. In einer Audiobotschaft pries der AQIM-Sprecher Salah Abi Mohammed "die heroischen Mujahedin unter dem Kommando von Scheich Abou Zaid, denen es gelungen ist, in die Minenanlage bei Arlit einzudringen". Es ist ausgerechnet wieder Abou Zaid, den die französischen Eliteeinheiten, neben der anderen Figur im Kidnappingbusiness Mokhtar Benmokhtar, vor drei Monaten in Mali vergeblich gesucht haben.
24. November 2010. In der Schiitenregion Nordjemens werden 23 Menschen getötet.
2010/2011. Nach den Umstürzen und Unruhen in diversen arabischen Ländern verändert sich die Struktur von al-Qaida grundlegend. Al-Qaida-Regionalfilialen, etwa al-Qaida im Islamischen Maghreb, nutzen die Revolutionswirren und versorgen sich aus unbewachten Waffendepots wie sie auch die teils recht unbewachten Grenzen, etwa zwischen Algerien und Tunesien oder zwischen Tunesien und Libyen, und den dadurch neu gewonnenen Bewegungsspielraum nutzen.
Zudem entstehen diverse islamistische Gruppierungen und Netzwerke, die keinen, oder teils auch keinen offenen, organisatorischen Bezug zu al-Qaida vorweisen und die sich oft den Namen Ansar al-Scharia (Unterstützer der Scharia) gaben. Das Spektrum der Gruppierungen ist nun deutlich breiter als zuvor, was wiederum zu vielerlei Diskussionen über Taktiken und Ausrichtungen der Bewegung führt. Zum einen wird darüber diskutiert, ob und wenn ja, in welcher Form, man sich an parlamentarischen Prozessen beteiligen soll. Zum anderen wird erkennbar, etwa in Äußerungen von Muhammad al-Zawahiri, Bruder des al-Qaida-Führers Aiman al-Zawahiri, dass die islamistische Bewegung nun den Zeitpunkt für gekommen sieht, sich um die Errichtung islamischer Staaten und Gesellschaften zu kümmern, anstatt sich allzu stark auf den „fernen Feind“ (westliche Staaten) zu konzentrieren. Einige Gruppierungen, wie Ansar al-Scharia in Tunesien, wollen dazu zunächst den Rückhalt der Bevölkerung gewinnen, andere, eher an al-Qaida orientierte Milizen, sehen weiterhin den bewaffneten Kampf als vorrangiges und jederzeit richtiges Mittel zur Erreichung ihrer Ziele an. Neue Impulse erfährt die islamistische Bewegung dann vor allem durch den Krieg in Syrien, der immer mehr Attraktivität für nicht-syrische Islamisten gewinnt.
Während es der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gelingt, große Gebiete in Syrien und dem Irak einzunehmen, verliert al-Qaida an Bedeutung. Al-Qaida-Chef Ayman al-Zawahiri wirft in einer Audiobotschaft dem IS-Chef Baghdadi Verleumdung vor, da dieser Lügen über al-Qaida verbreitet hätte und behauptete, diese würde die Tyrannei nicht anprangern. Zudem sei es falsch, dass Zawahiri Anschläge auf Schiiten abgelehnt habe. Vielmehr habe er seine Kämpfer im Irak angewiesen, statt mit Anschlägen auf Märkte oder Moscheen Zivilisten zu töten, gegen die vornehmlich schiitischen Sicherheitskräfte im Irak sowie gegen schiitische Milizen zu kämpfen. Zawahiri zeigt sich jedoch auch offen für eine Debatte über Strategien im Dschihad und erklärt, er müsse auf Rat hören.
2011. Herman Cain kritisiert die Intervention einiger westlicher Länder in Libyen. Er sagt, dort würden zukünftig die al-Qaida und die Taliban regieren.
2. Februar 2011. Das Terrornetzwerk al-Qaida ist neuen Veröffentlichungen des Enthüllungsportals Wikileaks zufolge aktiv damit beschäftigt, Atomares Material zu beschaffen. Das Ziel der Islamisten ist demnach Radiologische Waffen (Schmutzige-"Atom"-Bomben) zu bauen.
Wie die britische Zeitung The Telegraph unter Berufung auf mehrere veröffentlichte Depeschen berichtet, warnten ranghohe Sicherheitsvertreter bei einem Nato-Treffen im Januar 2009 vor einem Programm "selbstgebastelter radioaktiver Sprengsätze" des Terrornetzwerks. Solche "schmutzigen Bomben", die gegen Nato-Einheiten und damit auch gegen deutsche Soldaten in Afghanistan eingesetzt werden könnten, würden bei einer Explosion das umliegende Gebiet für viele Jahre verseuchen.
Eindringlich warnte der Vize-Generaldirektor der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO), Tomihiro Taniguchi, den Depeschen zufolge vor der strahlenden Gefahr. Wenn die Lagerstätten von Plutonium und Uran nicht vor dem Zugriff von Terroristen sicher seien, drohe der Menschheit ein "nuklearer 9/11", sagte der Japaner mit Blick auf die Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001.
Bereits im Jahr 2008 wurden die US-Sicherheitsbehörden demnach davor gewarnt, dass die Islamisten die technischen Kenntnisse zum Bau solcher Bomben hätten und über dunkle Kanäle das nötige Material bezögen. So wurde den Depeschen zufolge etwa an der kasachisch-russischen Grenze ein Güterzug mit waffenfähigem Material entdeckt.
Ebenso ist die Rede von aufgedeckten Schmuggelversuchen in Uganda und in Lissabon. In der portugiesischen Hauptstadt seien gestohlene Uranplatten aus dem Unglücksreaktor Tschernobyl angeboten worden.
3. März 2011. In der libyschen Hauptstadt Tripolis wird die deutsche Botschaft geschlossen. Muammar al-Gaddafi (Staatsoberhaupt von Libyen) lässt Brega mit Flugzeugen angreifen. In der Zwischenzeit sind 180.000 Menschen auf der Flucht. Die US-amerikanische Aussenministerin Hillary Clinton befürchtet ein Abrutschen von Libyen in einen langen Bürgerkrieg und ein "gigantisches" Somalia. Vor einem Kongressausschuss verweist sie darauf, dass zahlreiche Kämpfer des Terrornetzes Al-Qaida in Afghanistan und im Irak aus dem nordafrikanischen Land stammten.
26. April 2011. Das Terrornetzwerk Al-Qaida drohte laut Wikileaks für den Fall einer Gefangennahme von Osama bin Laden mit der Zündung einer Atombombe. Die in Europa versteckte Atombombe werde „einen atomaren Höllensturm“ verursachen, drohte Khalid Sheikh Mohammed.
Einige im US-Gefangenenlager Guantanamo inhaftierte Mitglieder des Terrornetzwerks El Kaida haben nach den Terroranschläge in den USA vom 11. September 2001 zudem weitere Terrorangriffe auf die USA geplant. Dabei sollen der Chefplaner des Terrornetzwerks, Khalid Sheikh Mohammed, und einige Helfer auch den Einsatz von Massenvernichtungswaffen erörtert haben, wie die „New York Times“ unter Berufung auf US-Geheimunterlagen berichtet, die die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht hat.
Der in Guantánamo einsitzende Terrorverdächtige Saifullah Paratscha soll angeboten haben, dabei zu helfen, Plastiksprengstoff in die USA zu schmuggeln. Der Sprengstoff sollte demnach in Kleidercontainern versteckt werden. Ein weiteres in Guantánamo inhaftiertes mutmaßliches El-Kaida-Mitglied sagte den Ermittlern laut „NYT“, Paratscha habe helfen wollen, etwas „Großes gegen die USA“ zu unternehmen. Er soll auch überlegt haben, biologische oder atomare Waffen zu besorgen. Doch Paratscha habe befürchtet, die Hafenbehörden könnten Atomwaffen mit Detektoren aufspüren, zitiert die Zeitung aus einem US-Dokument. Paratscha soll sich nach eigenen Angaben mit Atomforschern getroffen und Aufzeichnungen zu den Auswirkungen von Chemiewaffen auf Menschen bei sich geführt haben.
19. Mai 2011. Al-Qaida gibt ein Tonband heraus, das Osama bin Laden eine Woche vor seinem Tod aufgezeichnet haben soll. Darin lobt er die Revolutionen in arabischen Staaten von 2011 und fordert Muslime auf, ihre Tyrannen zu stürzen.
12. Juli 2012. Laurent Fabius (Außenminister Frankreich) ist der Meinung dass "früher oder später" in Mali "die Anwendung militärischer Gewalt wahrscheinlich ist" aber "aus offensichtlichen Gründen kann Frankreich dabei nicht in der ersten Reihe stehen". Als Gründe für eine Zurückhaltung Frankreichs werden die Kolonialvergangenheit und die Anwesenheit von 6 französischen Geiseln in den Händen der AQMI (Al-Quaida im Land des islamischen Magrheb) genannt. In der Zeit danach versucht Fabius Nachbarländer, dabei u.a. Algerien für ein Eingreifen in Mali zu gewinnen.
23. Mai 2013. Selbstmordattentäter haben mit ein Autobomben auf die Somair Uranmine von Arlit und ein Militärcamp in der 200 Kilometer entfernten Stadt Agadez Anschläge verübt. Den Selbstmordattentätern sollen weitere Terroristen gefolgt sein. Es brach offenbar ein Feuergefecht auf dem Stützpunkt aus. Bei den Anschlägen soll ein Mitarbeiter von Areva getötet und 15 weitere verletzt worden sein.
Verantwortlich für den Angriff soll die Terrorgruppe "Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika" (Mujao) oder Al-Mouthalimin ("Die mit dem Blut unterzeichnen") unter dem Kommandeur Mokhtar Belmokhtar sein. Diese soll wiederum aus "Al-Qaida im Islamischen Magreb" (AQMI) entstanden sein.
3. Juni 2013. Der Prozess gegen Chelsea Elizabeth Manning beginnt vor einem Militärgericht in Fort George G. Meade. Joe Morrow (Militärstaatsanwalt) wirft Manning zu Beginn des Prozesses vor dass er Militärgeheimnisse systematisch gesammelt und "an Feinde weitergegeben" haben soll. Zudem habe sie mit dem Wikileaks-Gründer Julian Assange direkten Kontakt gehabt. "Manning kannte die Folgen seines Handelns und hat sie missachtet". Sie habe wissen müssen, dass sie damit das Leben seiner Kameraden gefährde. Manning habe gewusst, dass al-Qaida Zugriff auf WikiLeaks habe. Hier sei Arroganz mit dem Zugang zu geschützten Informationen zusammengetroffen.
Mitte 2013. AQI und al-Qaida zerstreiten sich. Daraufhin wird AQI unter dem Namen "Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) bekannt.
Dezember 2013. Bei einem Angriff auf zwei Hochzeitsgesellschaften im Jemen, der eigentlich dem Fahrzeug eines Al-Qaida-Anführers gilt, werden 16 Zivilisten getötet. Kurz darauf verbietet Jemens Parlament den USA die Drohnenangriffe, auch Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen äußeren "ernsthafte Bedenken". Jemens Übergangspräsident Abd Rabbo Mansur Hadi verteidigt den Einsatz von Drohnen zuletzt aber noch als hilfreich im Kampf gegen Al-Qaida.
26. Dezember 2013. Al-Qaida gewinnt an Macht im Westen des Irak. Die USA versorgen deshalb nun den Irak stillschweigend mit Raketen und Aufklärungsdrohnen. Das berichtet New York Times. Ziel sei es, das irakische Militär angesichts der "Explosion der Gewalt" zu unterstützen, die von Aufständischen ausgeht, die al-Qaida nahestehen.
Dem Bericht zufolge haben die USA vergangene Woche 75 "Hellfire"-Raketen an den Irak geliefert. Diese würden von kleinen Cessna-Flugzeugen aus auf Extremisten-Camps abgefeuert, die mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA geortet würden. Bis März sollen laut dem Bericht zudem zehn "ScanEagle"-Aufklärungsdrohnen an den Irak geliefert werden. Bernadette Meehan, eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der Vereinigten Staaten, sagte, der Einsatz von bewaffneten Drohnen sei nicht geplant.
Die New York Times zitiert Jen Psaki (Sprecherin des US-Außenministeriums): Die Al-Qaida-Nahen-Extremisten seien "ein gemeinsamer Feind der USA und der irakischen Republik und eine Bedrohung für den Nahen Osten." Aus Regierungskreisen heißt es der New York Times zufolge, die Hilfe sei wichtig, da die Iraker kaum noch "Hellfire"-Raketen übrig hätten. Ohne eigene Luftwaffe und mit begrenzten Aufklärungsmöglichkeiten hätte das Land kaum eine Chance, Al-Qaida-Extremisten ausfindig zu machen und anzugreifen.
April 2014. Pablo Hasél wird wegen zehn Liedern, in denen er die GRAPO, die ETA, die Rote Armee Fraktion (RAF) und Terra Lliure lobt, zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt. Diese Strafe wird im September 2019 für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, unter der Bedingung, dass er nicht wieder straffällig wird. Hasél bestreitet vehement Medienberichte, wonach Al-Qaida unter den Gruppen sei, die er unterstützt hat.
19. April 2014. Bei einem Drohnenangriff in der zentral gelegenen Provinz Baida im Jemen werden nach Behördenangaben zehn mutmaßliche Mitglieder der Terrornetzwerks und drei Zivilisten getötet. Der Angriff richtet sich gegen die Verantwortlichen eines tödlichen Anschlags auf den Vizegouverneur der Provinz sowie einen Geheimdienstmitarbeiter am 15. April.
20. April 2014. Bei einem Luftangriff auf mutmaßliche Terroristen im Südjemen kommen mehr als 40 Menschen ums Leben. Darunter viele mutmaßliche Kämpfer des Terrornetzwerks al-Qaida - aber auch Zivilisten. Wie das Kriegsministerium in Sanaa auf seiner Nachrichten-Website mitteilt, ist ein Trainingscamp des terroristischen Al-Qaida-Netzwerks in einer Bergregion der Provinzen Abjan und Schabwa Ziel der Attacke. Das Nachrichtenportal Marib Press geht davon aus, dass es sich bei dem Luftschlag um einen erneuten Drohnenangriff handelt.
7. Januar 2015. Anschlag auf Charlie Hebdo durch die Brüder Chérif und Saïd Kouachi, bei dem zwölf Personen getötet werden.
2. Mai 2015. Pünktlich zum vierten Jahrestag publiziert der US-Starreporter Seymour Hersh einen langen Artikel mit dem Titel „The Killing of Osama Bin Laden“ im angesehenen Magazin „London Review of Books“. Darin bezichtigt er den US-Präsidenten Barack Obama der Lüge. Demnach habe Osama in Abbottabad tatsächlich in Hausarrest der pakistanischen Regierung gesessen. Der Angriff der Seals sei keine Überraschungsattacke gewesen, sondern ein abgekartetes Spiel, um ihn loszuwerden. Washington habe mitgespielt und die von Pakistan gewünschte Tötung des Al-Qaida-Chefs umgesetzt.
Juli 2015. Während einer dreitägigen Schlacht in Somalia führt Ryan Owens ein 12-köpfiges Team zusammen mit afrikanischen Streitkräften gegen 400 Al-Qaida-Kämpfer an. In einem Zitat heißt es später, er sei mit "Kleinwaffen, Maschinengewehren, Flugabwehrgeschützen, Granaten mit Raketenantrieb, Mörsern und improvisierten Sprengkörpern" überfallen worden und habe sich "wiederholt feindlichem Feuer ausgesetzt", um schließlich die Stadt zu sichern, die Al-Qaida 10 Jahre lang unter militanter Kontrolle hatte. Er wird dafür posthum mit dem Silberstern ausgezeichnet.
29. Januar 2017. Im Jemen findet derweil eine weitere US-Operation statt. Wieder in der Provinz Baydah werden bei dem nächtlichen Einsatz über dreißig Menschen getötet, unter ihnen befinden sich zahlreiche Zivilisten. Die US-Regierung spricht lediglich von vierzehn getöteten Al-Qaida-Kämpfern. Außerdem wird ein US-Soldat getötet, zwei weitere werden verletzt. Sowohl bewaffnete Drohnen als auch Spezialtruppen der Navy SEALs am Boden kommen bei der Operation zum Einsatz.
US-Offiziellen zufolge wird Abdul Rauf al-Dhahab, eine führende Figur von Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP), bei dem Angriff getötet. In einer Nachricht, die über den Instant-Messaging-Dienst Telegram verbreitet wurde, klagt Al-Qaida über den Verlust al-Dhahabs und bezeichnet ihn und weitere militante Kämpfer als "heilige Krieger".
Einige Stunden nach dem Angriff zirkulieren die ersten Bilder von Opfern, darunter auch Frauen und Kinder, im Netz. Berichten zufolge wurden mindestens acht Frauen sowie acht Kinder beim Angriff getötet. Unter den Toten befindet sich offenbar auch die achtjährige Nawaar al-Awlaki. Ihr Vater Anwar al-Awlaki war ein bekannter amerikanisch-jemenitischer Prediger, der sich später radikalisierte und sich Al-Qaida im Jemen anschloss. Er wurde im September 2011 durch einen gezielten Drohnen-Angriff der CIA im Jemen getötet. Er soll für al-Qaida Mitglieder rekrutiert haben. Noch zu Beginn der 2000er-Jahre unterstützte al-Awlaki George W. Bushs "War on Terror" und dessen Afghanistan-Einsatz.
Ein US-amerikanischer Hubschrauber im Wert von 75 Millionen US-Dollar wird so beschädigt, dass er zerstört werden muss, damit er den Terroristen nicht in die Hände fallen kann. Die Handys und Computer der Terroristen können von den Spezialkräften gesichert werden.
Präsident Donald Trump verfolgt den Einsatz mit seinen militärischen Beratern in Echtzeit und entscheidet, dass er fortgesetzt werden soll, nachdem bekannt geworden ist, dass die Terroristen vorbereitet sind.
Die Zeitung „New York Times“ urteilt später: „Es ging schief, was schiefgehen konnte.“
22. März 2017. Die USA und Großbritannien verbannen auf bestimmten Verbindungen Elektrogeräte aus Flugzeugkabinen. Der Bann gegen elektronische Geräte auf bestimmten Direktflügen in die USA fußt offenbar auf neuen Erkenntnissen über die Fähigkeiten der Terrorgruppe al-Qaida. Angeblich gebe es Geheimdienst-Hinweise, dass Al-Qaida-Terroristen auf neuartige Weise explosive Stoffe in elektronischen Produkten wie Laptops, Tablets oder portablen DVD-Spielern verstecken könnten. Ein US-Kommando habe im Januar in Jemen einen Posten des Al-Qaida-Ablegers Aqap eingenommen. Dabei seien angeblich die Hinweise auf die neue Bombentechnik gefunden worden.
Die betroffenen Flughäfen sind: Kairo in Ägypten, Istanbul in der Türkei, Kuwait-Stadt, Doha in Katar, Casablanca in Marokko, Amman in Jordanien, Riad und Dschidda in Saudi-Arabien, sowie die Flüghäfen von Dubai und Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die betroffenen Fluglinien sind: Royal Jordanian Airlines, Egypt Air, Turkish Airlines, Saudi Arabian Airlines (Saudia), Kuwait Airways , Royal Air Maroc, Qatar Airways, Emirates und Etihad Airways.
Angeblich sind täglich etwa 50 Direktflüge mit dem Ziel USA betroffen. Amerikanische Fluglinien sind von der Regelung explizit ausgenommen. Sie fliegen die USA allerdings von den genannten Flughäfen nicht direkt an.
April 2019. Tulsi Gabbard wirft Donald Trump vor, seine Kritik an der umstrittenen Repräsentantenhausabgeordneten Ilhan Omar sei "heuchlerisch", weil er durch die US-amerikanische Politik in Syrien faktisch selbst als "Beschützer" von al-Qaida agiere.
Ende Juli 2019. In der zweiten Runde der Fernsehdebatte der demokratischen Fernsehbewerber im Präsidentschaftswahlkampf der USA 2020 wirft Tulsi Gabbard dem amtierenden US-Präsidenten Donald Trump eher beiläufig vor, er unterstütze Al-Qaida. Auch deshalb sei die Terrororganisation heute stärker als zum Zeitpunkt der Angriffe auf das World Trade Center und das Pentagon. Trump kommentiert diese Anschuldigung mit den Sätzen: "Niemand weiß, was sie gemeint hat" und "Sie weiß nicht, wovon sie redet".
2. Mai 2021. Joe Biden (Präsident der USA) nutzt den zehnten Jahrestag der Tötung von Qaida-Chef Osama Bin Laden, um den US-Truppenabzug aus Afghanistan zu rechtfertigen. »Wir werden weiterhin jede Bedrohung, die von Afghanistan ausgeht, überwachen und unterbinden«, erklärt Biden. Die Nachricht über den Tod Bin Ladens vor zehn Jahren sei ein Moment gewesen, »den ich nie vergessen werde«, betont er.
»Wir haben Bin Laden bis zu den Toren der Hölle verfolgt – und wir haben ihn erwischt«, sagt Biden in einer vom Weißen Haus veröffentlichten Erklärung. »Wir haben das Versprechen an all jene gehalten, die am 11. September geliebte Menschen verloren haben.« Biden lobt Ex-Präsident Barack Obama für seine Entscheidung von 2011, die geheime Operation gegen den Qaida-Chef zu genehmigen.
Biden hat im vergangenen Monat angekündigt, Washingtons längsten Krieg bis zum 11. September zu beenden und alle Truppen abzuziehen. Experten befürchten, dass das Land ohne die internationalen Truppen wieder im Chaos versinken könnte.
Nach dem geplanten US-Abzug aus Afghanistan werde es schwer, die Extremisten dort zu bekämpfen, sagt der Terrorexperte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) Guido Steinberg. Zudem hätten die militant-islamistischen Taliban keinen Grund, ihr Bündnis mit Al-Kaida aufzugeben. Vielmehr sei davon auszugehen, dass sich die Taliban in Afghanistan durchsetzten. "Das könnte zu einem Weckruf für Dschihadisten weltweit werden."
Flagge von al-Qaida im Irak, Lizenz: Public Domain, Diese Flagge ist fiktiv, aber nicht angenommen. Diese Flagge ist zwar so benannt, als ob sie eine offizielle Flagge einer nationalen oder regionalen Organisation wäre und hat wahrscheinlich einige visuelle Elemente von offiziellen Logos oder Wappen von bestimmten Organisationen (bspw. Farben oder Symbole), aber sie ist NICHT offiziell und hat keine offizielle Anerkennung, Urheber: Emerson Begolly