Samstag, 3. April 2021

Timotheus Höttges

Tim Höttges auf der Langen Nacht der Startups
(Berlin, September 2015)

Der deutsche Manager Tim (Timotheus) Höttges wurde am 18. September 1962 in Solingen geboren.

Er ist Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom AG. Zuvor war er vom 1. März 2009 bis zum 31. Dezember 2013 Finanzvorstand des Unternehmens.

Höttges ist Mitglied im Aufsichtsrat des FC Bayern München. In seiner Position unterstützte er die vom Aufsichtsrat getroffene Entscheidung der Aufrechterhaltung der Ämter des wegen Steuerhinterziehung verurteilten Ulrich Hoeneß beim FC Bayern München.

Höttges ist schon seit frühen Telekom-Tagen persönlich eng mit René Obermann befreundet, welchem er lange Zeit immer eine Karrierestufe untergeordnet war. Die beiden kauften gemeinsam ein Baugrundstück am Bad-Godesberger Rheinufer und waren dort zeitweise Nachbarn.

Höttges ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt mit seiner Familie in Bonn Bad-Godesberg. Er ist einer der Initiatoren der Bürgerstiftung Rheinviertel in Bonn Bad-Godesberg, die er als Mitglied des Kuratoriums unterstützt.

Leben

18. September 1962. Timotheus Höttges wird in Solingen geboren.

Er studiert Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln.

1989. Höttges tritt in die Unternehmensberatung Mummert + Partner in Hamburg ein und arbeitet dort zuletzt als Projektleiter im Geschäftsbereich „Dienstleistungen“.

1992. Er wechselt nach München zur VIAG AG, wo er in unterschiedlichen kaufmännischen Funktionen tätig ist. Neben Stationen in der Beratung/Revision gehörten hierzu Positionen in der Beteiligungsverwaltung, im Controlling und in der Unternehmensplanung.

Ab 1997. Er ist als Bereichsleiter, später als Generalbevollmächtigter für Controlling und Unternehmensplanung verantwortlich. In dieser Funktion betreut er ebenfalls den Bereich Mergers & Acquisitions, wo er zuletzt maßgeblich an der Umsetzung der Fusion von VIAG AG und VEBA AG zur E.on AG beteiligt ist, die am 27. September 2000 wirksam wird.

30. Juni 2000. Auf Betreiben von Karl-Gerhard Eick, dem Finanzvorstand der Deutschen Telekom, wird Höttges vom Aufsichtsrat der T-Mobile (zwischenzeitlich T-Mobile Deutschland, später Teil der Telekom Deutschland GmbH), zum Geschäftsführer Finanzen und Controlling bestellt.

1. September 2000. Der 37-jährige Höttges tritt die Nachfolge von Michael Günther an, der bereits ab 1. Februar 2000 zum Finanz-Vorstand der neuen Holding T-Mobile International AG & Co. KG bestellt worden ist. Hier triff er erstmals mit René Obermann (Vorsitzender der Geschäftsführung der T-Mobile Deutschland GmbH) zusammen.

April 2002. Höttges folgt René Obermann, der damit seinerseits seinem Mentor Kai-Uwe Ricke auf den Chefsessel der T-Mobile International folgt. In der Funktion als Leiter von T-Mobile Deutschland ist Höttges Mitglied des European Management Teams von T-Mobile International.

1. Januar 2003. Er übernimmt zusätzlich im Vorstand der T-Mobile International das Ressort „Sales and Service Operations“.

Ab 1. Januar 2005. Höttges konzentriert sich auf seine Vorstandsaufgaben bei T-Mobile International und gibt die Leitung von T-Mobile Deutschland an Philipp Humm ab. Als Chief Sales and Service Officer (CSSO) verantwortet er die Vertriebsaktivitäten und den Customer Care-Bereich in den europäischen T-Mobile-Mehrheitsgesellschaften in Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und Tschechien. Darüber hinaus wird Höttges die Leitung für das internationale Sparprogramm „Save for growth“ (Sparen für Wachstum) übertragen. Ziel des Programms ist es, bis Ende 2006 eine Milliarde Euro an operativen Kosten einzusparen.

5. Dezember 2006. Im Zuge der Neuausrichtung des Konzerns Deutsche Telekom durch den neuen Vorstandsvorsitzenden René Obermann wird Höttges zum Vorstand Breitband/Festnetz (T-Com, inzwischen mit T-Online zu T-Home zusammengelegt) berufen und übernimmt die konzernweite Verantwortung für Vertrieb und Services in Deutschland.

März 2008. Für Irritationen sorgt Höttges im Zuge seiner Präsentation des Deutschlandgeschäftes mit unerwarteten Aussagen zu erwarteten Umsatzrückgängen. Die T-Aktie verliert innerhalb weniger Minuten vierzehn Prozent ihres Wertes.

Februar 2009. Der Aufsichtsrat der Deutschen Telekom stimmt dem Vorschlag Obermanns zu und beruft Höttges zum neuen Finanzvorstand. Er tritt die Nachfolge von Karl-Gerhard Eick Anfang März an.

21. April 2009. 52 Tage nach Höttges' Wechsel vom Deutschland- zum Finanzressort schockiert die Deutsche Telekom am  die Märkte mit einer Gewinnwarnung. Der Kurs der Telekom sackt dabei um mehr als 10 Prozent auf bis zu 8,66 € ab. Grund ist die falsche Einschätzung der Auslandsmärkte in den USA, UK und Polen.

Nach diesem anfänglichen Schock kann er seine Reputation an den Kapitalmärkten unter anderem durch folgende Leistungen wiederherstellen: Seine Handschrift trägt das dreijährige Dividendenversprechen der Deutschen Telekom, die Einbringung des kränkelnden Mobilfunkgeschäftes in Großbritannien in ein Joint-Venture mit France Telecom, die Übernahme der verbleibenden Anteile an der polnischen Tochter PTC.

Mitverantwortlich wird er auch für die Beendigung aller damit verbundenen rechtlichen Auseinandersetzungen sowie für den Vertrag mit AT&T über den im März 2011 bekanntgegebenen Verkauf der T-Mobile USA für 39 Mrd. US-Dollar, der jedoch von den Aufsichtsbehörden untersagt wird.

Aufgrund einer im Verkaufsprozess getroffenen Vereinbarung ist AT&T jedoch verpflichtet, der T-Mobile USA 3 Mrd. US-Dollar "breakup fee" zu zahlen und Mobilfunkfrequenzen zur Verfügung zu stellen. Diese Vereinbarung gilt als Grundlage für den Zusammenschluss mit dem Mobilfunkanbieter MetroPCS 2013 und der neuen Positionierung der T-Mobile USA als "Un-Carrier".

Von seinem Vorgänger Eick übernimmt Höttges ferner den Vorsitz des Organisationskomitees der International L. v. Beethoven Competition for Piano in Bonn, die alle zwei Jahre von der Deutschen Telekom veranstaltet wird.

14. April 2011. Auf der Jahrestagung der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft in Köln zum Thema „Reformüberlegungen zur Corporate Governance und Abschlussprüfung in der EU“ hält Höttges einen Vortrag mit dem Titel „Erwartungen eines Konzerns an die Abschlussprüfer am Beispiel ‚Ausschreibung der Abschlussprüfung bei der Deutschen Telekom AG‘“.

Darin teilte er mit, dass der Aufsichtsrat ihn beauftragt hat, einen Wirtschaftsprüfer auszuwählen, und gibt dabei unumwunden zu, fast nur Kriterien des Vorstandes berücksichtigt zu haben: Der Wirtschaftsprüfer müsse ihm, dem Finanzvorstand, „rund um die Uhr, sieben Tage die Woche“ zur Verfügung stehen, „ein tiefes Verständnis des Geschäftsmodells der Telekom“ und des Telekommarktes haben und den Vorstand aktiv in aktuellen Entscheidungssituationen beraten, „um Haftungsfragen zu entgehen“.

Hierfür wird er heftig kritisiert, da nach dem Corporate Governance Codex der Aufsichtsrat den Abschlussprüfer auszuwählen hat. Dies soll die notwendige Unabhängigkeit des Wirtschaftsprüfers sicherstellen, dessen Aufgabe es ist, das Management zu überprüfen, und der nicht Hilfsorgan eines Vorstandes ist. Die Börsenzeitung titelt mit „Herr Höttges und seine Chorknaben“ zu diesem Vorfall. Der Aufsichtsrat der Telekom erklärt gleichwohl, dass das Unternehmen die Regeln des Corporate Governance Codex im Jahr 2011 eingehalten habe. Höttges nimmt zu dem Vorfall nicht öffentlich Stellung.

20. Dezember 2012. Der bisherige Vorstandsvorsitzende der Telekom, René Obermann, verkündet seinen Rücktritt für Ende 2013.

2014. Er wird als Marketing-Mann des Jahres ausgezeichnet.

Anfang 2014. Höttges tritt die Nachfolge von René Obermann als Vorstandsvorsitzender der Telekom an.

In seine Zeit als CEO fallen diverse Neuausrichtungen, u. a. beim Service in Deutschland, bei der Tochter T-Systems, bei der Gründung der T-Security als eigener Geschäftsbereich für Cybersicherheit sowie bei der Schaffung eines eigenen Vorstandsressort für Unternehmensentwicklung und die USA unter Thorsten Langheim.

Den Vorstand der Telekom baut er um, indem der Aufsichtsrat Dirk Wössner für das Ressort Deutschland, Birgit Bohle für das Ressort Personal, Adel Al-Saleh für die T-Systems und Srini Gopalan für das Ressort Europa berief.

Höttges investiert zudem in das Wachstum der T-Mobile USA, die später zu den größten Gewinnbringern des Konzerns zählt.

Ebenfalls unter Höttges als CEO erfolgt der Kauf von Sprint durch T-Mobile in den USA, der Kauf von UPC Austria durch die T-Mobile Austria sowie deren Umbenennung in Magenta Telekom und der Kauf von Tele2 Niederlande durch die T-Mobile Niederlande. Der Zulauf in Österreich verfolgt Höttges' Strategie, die Telekom in Europa zu einem integrierten Anbieter von Festnetz und Mobilfunk zu entwickeln.

In Deutschland setzt Höttges auf einen forcierten Netzausbau und erhöht die Investitionen von vier Milliarden Euro im Jahr 2013 auf zuletzt fünf Milliarden Euro (konzernweit rund 13 Mrd. Euro). Zudem setzt die Telekom unter Höttges verstärkt auf Kooperationen beim Ausbau sowohl im Mobilfunk als auch beim Ausbau von Glasfaser (FTTH).

Höttges modernisiert die Konzernzentrale der Telekom in Bonn, verzichtet aber auf einen ebenfalls diskutierten Neubau.

2015. Er wird mit dem World Communication Award ausgezeichnet.

2016. Er wird als Bester Hauptversammlungsredner ausgezeichnet.

Ab 11. April 2016. Höttges ist Mitglied im Aufsichtsrat von Henkel.

2017. Er wird zum zweiten Mal als Bester Hauptversammlungsredner ausgezeichnet.

2018. Er wird zum dritten Mal als Bester Hauptversammlungsredner ausgezeichnet.

Ab 2018. Timotheus Höttges ist Mitglied des Kuratoriums der ESMT Stiftung.

2019. Die Telekom verzeichnet erstmal seit Jahren wieder Wachstum beim Vorsteuerergebnis (EBITDA) in allen Segmenten des Konzerns. In diesem Jahr wird er zum dritten Mal als Bester Hauptversammlungsredner ausgezeichnet und erhält zudem den Appeal of Conscience Award.

2020. Der Aufsichtsrat beruft mit Dominique Leroy die dritte Frau in den Telekom-Vorstand. Sie übernimmt das Segment Europa, Gopalan erhielt für den ausscheidenden Wössner die Zuständigkeit für das Deutschlandgeschäft. 

In diesem Jahr erhält er den German Diversity Award Personality of the Year und wird Manager des Jahres (Manager Magazin).

Die Vergütung in diesem Jahr beträgt für Timotheus Höttges gut 7,2 Millionen Euro. Die Angaben beziehen sich auf die Gesamtvergütung, die Altersvorsorge, Aktienoptionen und anderes einschließt. Sein Kollege bei der Telefónica erhält eine Vergütung von insgesamt 2,1 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Das Bruttojahresgehalt für die Position Service-Techniker bei der Telekom liegt bei durchschnittlich 39.000 Euro. Dabei kann die Bezahlung abhängig von Erfahrung, Bildungsgrad, Standort und weiteren Faktoren zwischen 26.400 Euro und 54.200 Euro liegen.

Ab 8. Juli 2020. Höttges ist Mitglied im Aufsichtsrat der Daimler AG.

Ende Februar 2021. Aufsichtsrat der Deutschen Telekom wird ein neues Vergütungssystem beschlossen. Demnach soll Höttges künftig bis zu 8,5 Millionen Euro, gewöhnliche Vorstände bis zu 5,5 Millionen Euro im Jahr verdienen können. Mit einer zusätzlichen Erhöhung für das nächste Geschäftsjahr sei zu rechnen, heißt es. In den Verhandlungen soll Höttges zuvor rund 10 Millionen Euro verlangt haben.

2. März 2021. Auf Kritik stößt, dass die Deutsche Telekom das Geschäft mit dem Cloud Computing vernachlässige. Zwar hat sie eine eigene Cloud und den Zugang zu vielen Großkunden in Europa und ist damit sogar der größte europäische Cloudanbieter. Dennoch spiele ihr Marktanteil von zwei Prozent kaum eine Rolle.

In einer 2021 vorgestellten Cloudoffensive degradiere sie sich „zum Gehilfen der Rivalen Amazon und Microsoft“ und überlasse die Open Telekom Cloud dem umstrittenen chinesischen Netzausrüster Huawei; es fehle Höttges „an unternehmerischem Mut“; er habe dem Projekt keinen so großen Stellenwert eingeräumt, als dass er dafür eine eigene schlagfertige Truppe zusammengestellt und entsprechend investiert hätte. Dies sei „viel zu kurzfristig gedacht“. (Handelsblatt).

Bilder aus Wikimedia Commons
Tim Höttges auf der Langen Nacht der Startups (Berlin, September 2015), Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, Urheber: Sebaso

Quellen