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Heinrich von Pierer (1994) |
Der deutsche Manager Heinrich Karl Friedrich Eduard Pierer von Esch wurde am 26. Januar 1941 in Erlangen geboren.
Er ist Mitglied der politischen Partei Christlich Soziale Union (CSU).
Er war von 1992 bis 2005 Vorstandsvorsitzender und von 2005 bis zum 25. April 2007 Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG.
Von Pierer hielt verschiedene weitere Aufsichtsratsmandate, unter anderem bei Bayer, Hochtief, der Münchener Rück und bei Volkswagen.
Von Pierer ist Aufsichtsrat beim türkischen Mischkonzern Koç Holding.
Er ist zudem als selbständiger Unternehmensberater tätig.
Er erhielt u.a. die Auszeichnungen AICGS Global Leadership Award den John J. McCloy Award, New York und den Appeal of Conscience Award der Appeal of Conscience Foundation, New York.
Von Pierer ist verheiratet und hat drei Kinder und drei Enkel. Mit 18 Jahren gewann er die bayerischen Tennis-Jugendmeisterschaften.
Leben
26. Januar 1941. Heinrich Karl Friedrich Eduard Pierer von Esch wird in Erlangen geboren.
Sein Großvater, der k.u.k.-Feldmarschallleutnant Eduard Pierer, erwarb 1900 unter Entrichtung von 280 österreichischen Kronen ein Adelsprädikat und setzte seinem Namen nach dem „von“ den Geburtsnamen seiner Frau hinzu, so dass der Familienname nun „Pierer von Esch“ lautete. Alle österreichischen Adelstitel wurden zwar 1919 durch die Republik Österreich aufgehoben, aber von Pierers Vater Leo (1895–1992) übersiedelte 1937 von Österreich nach Deutschland und erlangte 1938 im Rahmen der Einbürgerung das Adelsprädikat zurück. Pierer selbst kürzt seinen vollen Namen in der Regel als „von Pierer“ ab.
Er besucht das Gymnasium Fridericianum Erlangen und studiert anschließend RECHTSwissenschaften und Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
1968. Er wird mit der Dissertation Teilnichtige RECHTSgeschäfte: Das Verhältnis von Parteiwille und RECHTSsatz im Bereich des Paragraphen 139 BGB zum Dr. jur. promoviert. Anschließend erwirbt er den akademischen Grad eines Dipl.-Volkswirtes.
1969. Von Pierer beginnt seine Laufbahn bei der Siemens AG.
1972 bis 1990. Er ist für die CSU im Rat der Stadt Erlangen.
1989. Er wird Mitglied des Vorstandes der Siemens AG.
1. Oktober 1992. Er tritt die Nachfolge von Karlheinz Kaske als Vorsitzender des Vorstandes an.
1993 bis 2006. Er ist Vorsitzender des neu gegründeten Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft (APA).
In diesem Jahr erhält er den Ehrenring der Stadt Villach, die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität München und das Große Silberne Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich.
1995. Er erhält den Goldenen Ehrenring der Stadt Erlangen.
1998. Er erhält die Ehrendoktorwürde der Katholieke Universiteit Leuven.
1998 bis 2005. Er ist im Verwaltungsrat der TU München aktiv.
2000. Er ist Preisträger des Ehrenrings der Eduard-Rhein-Stiftung.
2001. Er bekommt das Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
2002. Er bekommt den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin und den Scopus Award der Hebräischen Universität Jerusalem.
2003. Er erhält den Goldenen Ehrenring der Technischen Universität München und den World Business Award.
2004. Er bekommt die Ehrendoktorwürde der Tongji-Universität Shanghai und die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Berlin.
7. Juli 2004. Siemens gibt die Ernennung von Klaus Kleinfeld als Nachfolger von Pierers ab Januar 2005 bekannt.
2005. Er erhält die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Graz, den Bayerischen Verdienstorden und das Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique.
27. Januar 2005. Pierer übernimmt im direkten Anschluss den Vorsitz des Aufsichtsrats.
29. August 2005. Die CDU gibt seine Berufung zum wirtschaftspolitischen Chefberater der Kanzlerkandidatin Angela Merkel bekannt. Von Pierer leitet den Rat für Innovation und Wachstum. Damit setzt das CSU-Mitglied seine Funktion als Berater der Bundesregierung fort. Schon in der Schröder-Ära war er Mitglied der rot-grünen Initiative Partner für Innovation.
Als Berater formuliert er eine Formel für Innovation: „Kenntnis der Kundennöte plus Inspiration multipliziert mit langem Atem plus Transpiration ist gleich Markterfolg.“
2006. Er erhält als erster deutscher Staatsbürger die Ehrenstaatsbürgerschaft Singapurs.
13. Januar 2006. Pierer wird zum Honorarprofessor an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für das Fach Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Industriebetriebslehre, der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät ernannt.
19. April 2007. Pierer erklärt seinen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Siemens AG. Damit stellt er sein Amt mit Beginn der Sitzung des Aufsichtsrats am 25. April 2007 zur Verfügung. Er sagt, der Entschluss stehe nicht in Zusammenhang mit der Schmiergeld-Affäre, sondern geschehe im Interesse von Firma und Mitarbeitern. Tatsächlich ist wohl der öffentliche Druck wegen der „Schmiergeldaffäre“ zu groß geworden. Im Zuge der Aufarbeitung des Schmiergeldskandals leidet das Renommee von Pierers stark.
Mit der Übernahme des Aufsichtsratsvorsitzes der Siemens AG verstieß von Pierer gegen den Corporate Governance Kodex, gemäß dem der direkte Wechsel eines Vorstandsvorsitzenden in den Aufsichtsratsvorsitz unterbleiben soll. Während dies zunächst nahezu widerspruchslos hingenommen wurde, tritt im Zuge der Korruptionsaffäre bei Siemens das Problem offen zutage: Von Pierer war Mitglied des Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat, der die Korruptionsvorwürfe untersucht und natürlich auch von Pierers Amtszeit durchleuchtet. Aufgrund des offensichtlichen Interessenkonflikts und der Tatsache, dass ein Großteil der Affäre in seine Zeit als Vorstandsvorsitzender fällt, ist von Pierer zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt.
25. April 2007. Auf der Hauptversammlung der Siemens AG verzichtet von Pierer auf die weitere Teilnahme an Sitzungen, die das Korruptionsthema zum Gegenstand haben. Das Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats will er aber nicht ablegen. Die Hauptversammlung stimmt mit über 34 Prozent gegen die Entlastung von Pierers und zeigt damit deutlich die Unzufriedenheit mit der Entscheidung von Pierers.
Nachfolger von Pierers wird Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp und zum Zeitpunkt seiner Ernennung Vorsitzender des Prüfungsausschusses des Aufsichtsrats der Siemens AG.
Trotz der Korruptionsaffäre bei Siemens halten die CDU und insbesondere Angela Merkel längerfristig an von Pierer als Leiter des Rates für Innovation und Wachstum fest.
17. April 2008. Bundeskanzlerin Angela Merkel äußert die Absicht, auf Heinrich von Pierer als Leiter des Rates für Innovation und Wachstum zu verzichten.
18. April 2008. Ein interner Prüfberichts vom 1. April 2008, wird durch die Süddeutsche Zeitung bekannt. Ein Siemens-Manager bringt von Pierer mit einem Staatsauftrag in Argentinien in Zusammenhang, der mittels Schmiergeldzahlungen erlangt wurde. Die Staatsanwaltschaft nimmt daraufhin Vorermittlungen auf.
Mai 2008. Statt eines Strafverfahrens gegen von Pierer wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verletzung der Aufsichtspflicht eröffnet. Anfang 2010 wird dieses mit einem Bußgeldbescheid beendet, den von Pierer akzeptiert. Mit dem Siemens-Konzern einigt sich von Pierer auf eine Schadensersatzzahlung von fünf Millionen Euro.
20. Mai 2008. Pierer erklärt seinen Rücktritt als Mitglied des Aufsichtsrates der Deutschen Bank AG.
17. Januar 2011. Kurz vor seinem 70. Geburtstag stellt von Pierer seine Autobiographie mit dem Titel Gipfel-Stürme der Öffentlichkeit vor.
Ab 2016. Er ist Mitglied im Beirat der Serafin Unternehmensgruppe in München.
2. Dezember 2019. Ein griechisches Gericht in Athen verurteilt von Pierer nach einem seit 2017 laufenden Gerichtsverfahren zu 15 Jahren Haftstrafe. Von Pierers Anwalt kündigt Berufung gegen das Urteil an.
9. April 2021. Die KlimaUnion ist eine neue Gruppierung in CDU und CSU die heute vorgestellt wird. Sie möchte die Unionsparteien zur Bundestagswahl auf einen klimapolitischen Modernisierungskurs bringen. Zu den Gründern des eingetragenen Vereins gehören der Berliner Klima-Aktivist und -Experte Heinrich Strößenreuther, das Bremer CDU-Bundesvorstandsmitglied Wiebke Winter, der frühere Siemens-Chef Heinrich von Pierer und der frühere Tesla-Chef Deutschland Philipp Schröder.
Heinrich von Pierer (1994), Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany, Urheber: Andreas Bohnenstengel