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Gerhard Frey (2009) |
Der deutsche rechtsextreme Politiker, Journalist und Verleger Gerhard Michael Frey wurde am 18. Februar 1933 in Cham in der Oberpfalz geboren. Er starb am 19. Februar 2013 in Gräfelfing
Von 1971 bis 2009 war er Bundesvorsitzender der von ihm gegründeten rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU), die zunächst als Verein und ab 1987 als Partei in Erscheinung trat.
In seinem wöchentlichen Politorgan bekannte er immer wieder die gute Freundschaft, die ihn mit dem Chef des militärischen Geheimdienstes Abteilung Fremde Heere Ost im Dritten Reich Reinhard Gehlen verband, der später der erste Chef des westdeutschen Bundesnachrichtendienstes wurde. Gehlen wurde in der US-Amerikanischen Besatzungszone Süddeutschland von den US-Amerikanern im Rahmen des Kalten Krieges für eigene Zwecke übernommen und in den BND installiert.
Weitere Kontakte pflegte Frey zum britischen Holocaust-Leugner David Irving, zu Wjatscheslaw Daschitschew, zum Vlaams Belang, zu Jean-Marie Le Pen und zum rechtsextremen russischen Politiker Wladimir Wolfowitsch Schirinowski. Frey war auch mit den CSU-Politikern Alfred Seidl (ehemaliger bayerischer Innenminister) und Theodor Maunz (Rechtsprofessor und Grundgesetz-Kommentator) eng verbunden, was bei letzterem allerdings erst nach dessen Tod bekannt wurde.
Frey konnte bundesweit umfangreichen Immobilienbesitz erwerben. In späteren Jahren kaufte er die Deutsche Wochenzeitung. Dem DSZ-Verlag ist die Freiheitliche Buch- und Zeitschriftenverlags GmbH (FZ-Verlag) angegliedert. Geschäftsführerin des FZ-Verlags ist seine Ehefrau Regine Frey, die mittlerweile den gesamten DSZ-Verlag leitet. Freys Tochter Michaela, eine Juristin, ist ebenfalls in der Verlagsleitung tätig. Sein Sohn vertrat auch seine Partei und seinen Verlag als RECHTSanwalt vor Gerichten.
Frey galt als öffentlichkeitsscheu. Er selbst wies diese Behauptung allerdings zurück:
„Dass unzählige Interviews mit mir, da nicht in das Konzept meiner Gegner passend, keine Veröffentlichung fanden, ist mir ebenso wenig anzulasten wie die Tatsache, dass nicht selten nur ein Halbsatz oder wenige Worte gebracht werden. Objektive Stimmen wundern sich, dass selbst bei stundenlangen Diskussionen über DVU-Wahlerfolge alle möglichen Kontrahenten sich äußern können, nicht aber ich. Wahr ist also, dass ich Jahr um Jahr null Mal Gelegenheit erhalte, im Fernsehen meine Auffassungen zu vertreten, was sich nur schwer dahin verdrehen lässt, ich würde es scheuen, meine Auffassungen bekannt zu geben.“
Frey war innerhalb der rechten Szene wegen seines kaufmännischen Kalküls umstritten. So warfen ihm zahlreiche Aktivisten der rechten Szene in der Vergangenheit immer wieder vor, mehr an Geld als an Politik interessiert zu sein. Im Gegensatz dazu bezeichnete der einstige REP-Vorsitzende Franz Schönhuber die National-Zeitung als Freys „Steckenpferd“. Auch sei er nie dahintergekommen, warum Frey Millionen Mark für die Partei gespendet habe. Tatsächlich deuten die als Bundestagsdrucksachen veröffentlichten Rechenschaftsberichte der Partei nicht darauf hin, dass der von Haus aus wohlhabende Frey mit der Politik ein Geschäft machte.
Er war mit Regine Frey verheiratet; aus der Ehe sind vier Kinder hervorgegangen. Eine Tochter ist Juristin, ein Sohn Rechtsanwalt. Frey wohnte in Gräfelfing bei München.
Leben
18. Februar 1933. Gerhard Michael Frey wird in Cham in der Oberpfalz geboren. Er stammt aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie der Oberpfalz, in der eine konservative Gesinnung herrscht.
Sein Vater Adalbert Frey (1889–1944) ist Mitglied der Bayerischen Volkspartei und von 1919 bis 1929 Stadtrat in Cham, in beiden Weltkriegen Soldat (zuletzt Hauptmann) und gehört 1919 dem Bayerwald-Bataillon an, einem der Freikorps, die auf Anordnung der sozialdemokratischen Regierung Hoffmann gegen die Münchner Räterepublik eingesetzt werden.
Gerhard Frey hat einen älteren Bruder, Adalbert jr., einen promovierten Nationalökonomen, der die familiären Kaufhäuser besitzt und im Jahr 2006 verstirbt.
Frey erbt die Hälfte der familiären Kaufhauskette. Neben seinen Verlagen und Zeitungen besitzt er eine Reihe von Mietshäusern in München-Pasing und Berlin.
Frey besucht zunächst die Oberrealschule in seiner Heimatstadt Cham.
21. November 1945 bis 23. Oktober 1946. Er besucht das Benediktinergymnasium Ettal.
Er macht das Abitur in Cham.
Danach studiert er RECHTS- und Staatswissenschaften. Seine beiden Referendariatsjahre legt er bei der Regierung von Oberbayern ab. Es folgt ein zweijähriges Volontariat bei der Passauer Neuen Presse.
Ab 1951. Frey ist als freier Mitarbeiter für die Deutsche Soldaten-Zeitung aktiv, die von früheren Wehrmachtsoffizieren mit US-amerikanischer Unterstützung zur Förderung des Gedankens eines Kriegsbeitrages der Bundesrepublik gegründet wird. Das Organ vertritt einen antisowjetischen Kurs und eine nationalistische Linie.
Ab 1954. Die Geldquellen der US-Regierung sowie des Bundespresse- und Informationsamts versiegen.
1958. Frey gründet die Druckschriften- und Zeitungsverlags GmbH (DSZ-Verlag) und erreicht, dass die Deutsche Soldaten-Zeitung, später in Deutsche National-Zeitung umbenannt, zur Hälfte in seinen Besitz übergeht.
1959. Er wird zum Herausgeber und Chefredakteur der Deutschen Soldaten-Zeitung.
Ab 1960. Die Deutsche Soldaten-Zeitung gehört ihm vollständig.
Frey versucht, die National-Zeitung bundesweit zum Zentralorgan rechtsextremistischer Parteien und Verbände zu machen. Themenbereiche und Darstellungsformen reichen von Stimmungsmache gegen weitere Zuwanderung über revisionistische Geschichtsinterpretationen bis hin zu Antisemitismus und – während der Debatte hierüber – Stellungnahme gegen die Errichtung des Holocaustmahnmals. Dabei gelingt es dem Blatt immer wieder, prominente Mitarbeiter zu gewinnen, beispielsweise den Psychologen Hans Jürgen Eysenck, der vor Hitler fliehen musste und in der National-Zeitung zahlreiche Aufsätze veröffentlicht, oder den 1983 verstorbenen Moshe Menuhin und seinen Enkel Gerard Menuhin, der unter dem Titel Menuhin und wie er die Welt sieht eine Kolumne veröffentlicht. Hinzu kommt 2002 ein Interview mit Noam Chomsky, dessen Authentizität jedoch zweifelhaft ist.
12. Juli 1960. Die Karl-Franzens-Universität Graz verleiht Frey den Grad eines Dr. rer. pol. Das Thema seiner „Inaugural-Dissertation zur Erlangung der RECHTS- und staatswissenschaftlichen Doktorwürde“ lautet: Die Handelsverflechtung Österreichs mit Deutschland. Freys Promotor ist der Staatsrechtslehrer Erwin Melichar, der von 1977 bis 1983 Präsident des Verfassungsgerichtshofs der Republik Österreich ist.
1962. Die Gesamtdeutsche Partei (GDP) schlägt Frey eine Kandidatur auf ihrer Liste zur bayerischen Landtagswahl am 25. November 1962 vor. Wie die National-Zeitung vom 1. Juni 1962 berichtet, lehnt Frey das „ehrenvolle Angebot“ ab, weil der Aufbau der Zeitung seine Kraft erfordere.
1969. Zur Bundestagswahl 1969 bemüht sich Frey vergeblich darum, für die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) als Kandidat aufgestellt zu werden. Im selben Jahr beantragt Bundesinnenminister Ernst Benda beim Bundesverfassungsgericht, dass Frey das Grundrecht der Pressefreiheit wegen Missbrauchs nach Artikel 18 Grundgesetz verwirkt habe. Der Antrag wird aber schließlich 1974 vom Bundesverfassungsgericht abgelehnt.
1971. Er gründet die Deutsche Volksunion (DVU), einen Verein, den er als Auffangbecken für enttäuschte ehemalige NPD-Mitglieder konzipiert hat und dessen Aktivitäten sich vor allem gegen Willy Brandts Ostpolitik wenden.
1975. Frey wird Mitglied der NPD und versucht vergeblich, zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt zu werden. Er wird jedoch Beisitzer im Bundesvorstand. Dieses Amt gibt er allerdings ein Jahr später wieder auf. Der Mitgründer der Partei und frühere Bundesvorsitzende Adolf von Thadden tritt aus Verärgerung über Freys Wahl in den Bundesvorstand aus der Partei aus.
1976. Die Wehrsportgruppe Hoffmann stellt gelegentlich Ordner für DVU-Veranstaltungen. Im folgenden Jahr bezahlt Frey eine Geldstrafe von Karl-Heinz Hoffmann in Höhe von 7920 DM. In der National-Zeitung wird von einem „skurrilen Hobby des Wehrsport-Leiters“ und dessen „Maskeraden“ geschrieben.
1979. Frey kehrt der NPD den Rücken.
1987. Er gründet die DVU auch als Partei unter dem Namen Deutsche Volksunion – Liste D. Die neu gegründete Partei geht bis Anfang der neunziger Jahre Bündnisse mit der NPD ein, die ab 2004 im sogenannten Deutschlandpakt erneuert werden.
Dazwischen ist das Verhältnis zwischen beiden Parteien sehr angespannt. Frey finanziert „seine“ Partei zu einem nicht unerheblichen Teil aus seinem Privatvermögen, was ihm einen autoritären Führungsstil ermöglicht. Der DVU gelingt mehrfach der Einzug in Landesparlamente, jedoch kehren viele DVU-Landtagsabgeordnete der Partei wegen des Führungsstils den Rücken, oft wird sogar von Fernsteuerung durch die Bundespartei berichtet. Deshalb wird die DVU häufig auch als „Frey-Partei“ bezeichnet, manchmal auch als „Phantom-“ oder „virtuelle Partei“. Die Partei gilt vielen als ein Macht- und Wirtschaftsinstrument von Frey, da auch keine klare Trennung zwischen Verlag, Zeitung und Partei bestehen soll. Die Mitgliederzahlen der Partei sind nach der Jahrtausendwende kontinuierlich rückläufig.
22. und 26. August 1992. Die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber (ZAst) und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter im sogenannten Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen sind bis dahin die massivsten rassistisch motivierten Angriffe in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges.
23. August 1992, ca. 12:00 Uhr. Es haben sich wieder etwa 100 Personen vor der ZAst in Rostock-Lichtenhagen versammelt. Nun treffen Rechtsextremisten aus der ganzen Bundesrepublik in Rostock ein, darunter Bela Ewald Althans, Ingo Hasselbach, Stefan Niemann, Michael Büttner, Gerhard Endress, Gerhard Frey, Christian Malcoci, Arnulf Priem, Erik Rundquist, Norbert Weidner und Christian Worch. Von diesen wird nur Endress während der Ausschreitungen festgenommen. Im Lauf des Tages rücken ein BGS-Zug sowie später zwei Hundertschaften der Hamburger Bereitschaftspolizei an.
1993. Gerhard Frey offenbart nach dem Tod des verfassungsRECHTSlers Theodor Maunz, dass ihm ausgerechnet dieser Kronjurist des Grundgesetzes über Jahrzehnte im Verborgenen ein „treuer Wegbegleiter und maßgeblicher Berater“ gewesen ist.
1998. Martin Hans Sonneborn mobilisiert als angeblicher Büroleiter von DVU-Chef Gerhard Frey Mirko Mokry und andere frischgewählte DVU-Abgeordnete zum „Marsch auf Berlin“ unter dem Motto „Arbeit macht Frey“ und zur Beschaffung eines Ariernachweises.
2001. Tino Brandt trifft nach seiner Enttarnung Claus Nordbruch während dessen Deutschlandbesuch (Europäischer Freiheitspreis 2001 Dr. Gerhard Frey in Passau) in Rudolstadt. Danach verfasst Nordbruch über das Treffen einen Bericht mit dem Titel "Spiel mit dem Feuer Dr. Claus Nordbruch sprach mit dem Spitzenspitzel des thüringischen Amtes für Verfassungsschutz Tino Brandt" und veröffentlicht den Text auf seiner Internetseite.
September 2007. Björn Clemens nimmt auf Einladung der Fraktion „Identität, Tradition, Souveränität“ an einem Treffen deutscher Rechtspopulisten und Rechtsextremisten im Europäischen Parlament in Straßburg teil. Bei der von dem österreichischen Europaabgeordneten Andreas Mölzer (FPÖ) organisierten Zusammenkunft sind unter anderen auch der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt, der DVU-Bundesvorsitzende Gerhard Frey sowie Clemens’ früherer Rivale, REP-Chef Rolf Schlierer, anwesend.
Januar 2009. Auf dem Bundesparteitag kandidiert Frey nicht erneut für das Amt des Bundesvorsitzenden. Er bleibt Herausgeber der National-Zeitung.
Oktober 2010. Er spendet der einst von ihm geleiteten Partei einen Betrag von über einer Million Euro, indem er auf die Rückzahlung eines von ihm gewährten Darlehens verzichtet. Eine Erklärung gibt Frey dazu nicht ab. Möglicherweise möchte er der Fusion mit der NPD den Weg ebnen, da die Schulden der DVU dafür ein Hindernis dargestellt haben.
19. Februar 2013. Er stirbt in Gräfelfing.
13.09.2018, taz, Kommentar Koalitionsstreit um Maaßen, Außer Verfassung
Wikipedia, Gerhard Frey (Politiker)