Montag, 12. April 2021

Alfred Seidl

Seidl am Rednerpult vor dem
Internationalen Militärgerichtshof (1945)

Der deutsche Jurist und Politiker Alfred Seidl wurde am 30. Januar 1911 in München geboren. Er starb am 25. November 1993 in München.

Er gehörte der politischen Partei Christlich Soziale Union (CSU) an. 1937 bis 1940 war er Mitglied der NSDAP. Er war zusammen mit Hellmut Diwald und Alfred Schickel Gründer der geschichtsrevisionistischen Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt.

Bis an sein Lebensende setzte Seidl sich für die Rehabilitierung von Rudolf Heß ein.

Er war Träger des Bayerischen Verdienstordens.

Leben

30. Januar 1911. Alfred Seidl wird in München geboren.

1935. Seidl legt nach einem Studium der RECHTSwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Universität in München die Erste Juristische Staatsprüfung ab.

1937 bis 1940. Seidl ist Mitglied der NSDAP.

Bis 1938. Er ist Assistent an Universität in München und wird bei Edmund Mezger über Der Beginn der Straftat promoviert. Das Werk versucht das „nationalsozialistische Willensstrafrecht“ wissenschaftlich zu stützen:

„Der Fortschritt… ist vor allem darin zu sehen, daß der Wille … in den Vordergrund gerückt wird, und daß das Willensstrafrecht zum Ausgangspunkt der gesamten Strafrechtsreform gemacht worden ist. Bestraft wird im neuen Strafrecht nicht die Tat, nicht der zufällig eintretende äußere Erfolg, sondern der Wille des Täters.“ (S. 92) Seidl zitiert dafür ausführlich und positiv wertend Roland Freisler: „Mit erfreulicher Klarheit und Schärfe hebt Freisler hervor…“ (S. 97), „Richtig weist Freisler darauf hin …“ (S. 101).

1938. Seidl legt die große juristische Staatsprüfung ab.

Ab 1940. Seidl gehört der Wehrmacht an.

1945. Er lässt sich als RECHTSanwalt in München nieder.

20. November 1945 bis 14. April 1949. Besondere Bekanntheit erlangt Seidl als Verteidiger in den Nürnberger Prozessen. Im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof verteidigt er Rudolf Heß und Hans Frank.

9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947. Im Nürnberger Ärzteprozess (United States of America vs. Karl Brandt, et al. (Case No. 1)) verteidigt er Fritz Fischer, Karl Gebhardt und Herta Oberheuser.

1947 bis 1948. Im I.G.-Farben-Prozess verteidigt er Walter Dürrfeld sowie im Augsburger Prozess Ilse Koch.

13. Januar 1947 bis 3. November 1947. Im sogenannten Pohl-Prozess (United States of America vs. Oswald Pohl, et al. (Case No. 4)) verteidigt er Oswald Pohl.

6. Januar 1948 bis 18. November 1948. Im Wilhelmstraßen-Prozess ist er Verteidiger des ehemaligen Reichsministers und Chefs der Staatskanzlei Hans Heinrich Lammers.

1951 bis 1957. Im Zivilprozess des ehemaligen Zwangsarbeiters Norbert Wollheim gegen die I.G. Farben von , der ersten Musterklage eines Zwangsarbeiters auf Schadenersatz gegen ein deutsches Industrieunternehmen, vertritt er als RECHTSanwalt die Beklagte. Auch in späteren Strafprozessen vor deutschen Landgerichten verteidigt Seidl NS-Täter, etwa den Standortarzt des Konzentrationslagers Flossenbürg Hermann Fischer.

1958 bis 1986. Seidl ist Mitglied des Bayerischen Landtages.

1970 bis 1974. Er ist zunächst stellvertretender und dann Vorsitzender der CSU-Landtagsfraktion.

1973. Er erhält das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

November 1974 bis Mai 1977. Er ist Staatssekretär im Staatsministerium der Justiz.

1975. Er erhält die Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen.

1976. Er erhält das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern.

1977. Er spricht sich im Zusammenhang mit der Rote Armee Fraktion (RAF) dafür aus, das Verbot der Todesstrafe aus dem Grundgesetz zu entfernen und die Frage nach der Todesstrafe im Strafgesetzbuch zu regeln.

Mai 1977 bis Mai 1978. Er ist Staatsminister des Innern. In seine Amtszeit als Innenminister fällt auch der Abschluss der kommunalen Gebietsreform in Bayern, die ab 1972 zuerst auf freiwilliger Basis durchgeführt worden ist und im Jahre 1978 mit Zwangseingemeindungen abgeschlossen wird.

25. November 1993. Er stirbt in München. Nach seinem Tod wird durch eine Veröffentlichung in der rechtsextremen National-Zeitung bekannt, dass Seidl mit dem DVU-Vorsitzenden und Herausgeber der National-Zeitung Gerhard Frey über „dreieinhalb Jahrzehnte des harmonischen und vielfältigen Zusammenwirkens“ verbunden war. Zusammen mit Theodor Maunz habe Seidl 1988 die Satzung der DVU auf ihre Verfassungsmäßigkeit geprüft, so die Nationalzeitung.

Bilder aus Wikimedia Commons
Seidl am Rednerpult vor dem Internationalen Militärgerichtshof (1945), Lizenz: Public Domain, Urheber: U.S. Government. Put online by USHMM, courtesy of National Archives and Records Administration, College Park

Quellen