Atomkraftwerk Forsmark |
Das SFR Forsmark (schwed. Slutförvar För Radioaktivt avfall) ist ein Endlager für die Aufnahme von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen. Es befindet sich 60 m tief im Fels aus Kristallingesteinen unterhalb des Baltischen Meeres in der Gemeinde Östhammar, in der auch das Atomkraftwerk Forsmark steht.
Der überwiegende Teil der Abfälle stammt aus dem Betrieb der schwedischen Atomkraftwerke, ein kleinerer Anteil aus Forschung und Medizin.
Zwei 1000 m lange Tunnel führen von den obertägigen Gebäuden zu vier Einlagerungskammern und einem zylindrischen Hohlraum mit einem Betonsilo. Die Kammern sind für die Aufnahme der schwachradioaktiven und einiger mittelradioaktiver Abfälle vorgesehen, in dem Silo soll der größte Anteil der mittelradioaktiven Abfälle eingelagert werden. Die derzeitige Lagerkapazität des Endlagers beträgt 63.000 m³. Ein Ausbau um weitere 30.000 m³ zu einem späteren Zeitpunkt ist geplant. Zur Aufnahme von Stilllegungsabfällen ist längerfristig eine zusätzliche Erweiterung auf etwa 200.000 m³ erforderlich.
Der Betreiber, die Svensk Kärnbränslehantering (SKB), bereitet auch Genehmigungsanträge zur Errichtung eines Endlagers für abgebrannte Atombrennstäbe, d. h. für hochradioaktive Abfälle, an diesem Standort vor. Sie muss zuvor gemäß dem schwedischen Kernenergiegesetz ihre Fachkompetenz nachweisen. Dieser Nachweis ist in einem dreijährlichen Turnus zu erneuern.
Geschichte
1950er und 1960er Jahre. Schweden verklappt schwachradioaktive Abfälle im Atlantik und der Ostsee.
1971. Die Verklappung wird in Schweden verboten.
1977 bis 1985. In Schweden gibt es Voruntersuchungen für den Standort eines Atomlagers für Hochradioaktive Stoffe. Diese werden von Protesten begleitet.
1983 bis 1988. Das Endlager wird gebaut.
1992. Beginn des Standortsuchprozesses für ein Atomendlager für Hochradioaktive Stoffe. Alle schwedischen Gemeinden werden befragt, ob sie als mögliche Standortkommune einbezogen werden möchten. Die staatliche Behörde Geological Survey of Sweden kommt zu dem Schluss, dass in fast allen schwedischen Gemeinden geeignete Formationen vorhanden seien. Nach diversen positiven Rückmeldungen werden in den Gemeinden Soruman, Mala Nyköping, Älvkarleby, Hultsfred, Tierp, Oskarshamn und Östhammar Machbarkeitsstudien durchgeführt. Drei der Gemeinden scheiden im Zuge des Standortsuchprozesses nach negativen Gemeindereferenden aus. SKB entscheidet sich - auch aufgrund der bereits vorhandenen Infrastruktur durch die beiden Atomkraftwerke - die beiden AKW-Standorte Oskarshamn und Östhammar in die enge Wahl zu nehmen.
3. Juni 2009. Die SKB wählt Forsmark (Östhammar) als Standort für ein Endlager aus, da das Gestein dort eine höhere Wärmeleitfähigkeit aufweist. Die Gemeinde Oskarshamn erhält als Kompensation eine finanzielle Entschädigung.
März 2011. SKB möchte die nötigen Anträge für hochradioaktive Abfälle einreichen.
11. März 2011. Beginn der Katastrophe von Fukushima. Das bringt auch in Schweden das Vertrauen in die Atomtechnik erneut ins Wanken. Zahlreiche Umweltverbände und die schwedischen Grünen kritisieren den Bauantrag für das Endlager Forsmark als verfrüht. Alarmiert von einem Forscherstreit beruft die für die Genehmigung zuständige schwedische Aufsichtsbehörde eine internationale Expertenkommission.
16. März 2011. Die SKB reicht den Antrag für den Bau einer Konditionierungsanlage in Oskarshamn und eines Endlagers in Forsmark bei der Swedish Radioation Safety Authority (SSM) und beim Land and Environment Court in Stockholm ein.
Kurz danach startet der Reviewprozess: In ihm können u.a. Umweltorganisationen, Kommunen, regionale Behörden, wissenschaftliche Institutionen und andere öffentliche Behörden Stellungnahmen abgeben.
3. Mai 2011. In der Wissenschaftszeitschrift Catalysis Letter hat eine internationale Forschergruppe jedoch eigene Studien präsentiert. Diese legen nahe, dass sich Kupfer ohne Beisein von Sauerstoff im Wasser auflöst. "Kupfer reagiert mit Chloriden und Sulfiden, aber auch mit dem Wassermolekül an sich." "In unseren Experimenten können wir zeigen, dass die Korrosion 1.000 oder gar 10.000 Mal schneller abläuft, als SKB in ihrer so genannten Sicherheitsanalyse angibt." Die Behälter könnten folglich schneller als gedacht zerfallen, hochgiftige Nuklide in das Grundwasser und damit an die Oberfläche gelangen. "Der Mantel der Kupferkapsel müsste einen Meter dick sein, um einen Zeitraum von 100.000 Jahren zu überstehen", "zumal die Korrosion in der ersten Phase wegen der hohen Temperaturen durch die Strahlung noch zusätzlich befördert wird", warnt Peter Szakálos, Materialforscher an der Königlich Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm.
Mai bis Oktober 2014. Öffentliche Anhörung zum Atomlager für hochradioaktive Abfälle.
Frühjahr 2016. Im Rahmen der grenzüberschreitenden Beteiligung die Staaten Dänemark, Finnland, Deutschland, Litauen, Lettland und Tschechien werden Stellungnahmen abgegeben.
23. Januar 2018. Nach jahrelangen Konsultationen aller Beteiligten spricht sich der Land and Environment Court gegen das Endlagerprojekt für hochradioaktive Abfälle aus. Kern der Ablehnung sind Sicherheitsbedenken bezüglich der Kupferkanister.
Jetzt liegt die Entscheidung bei der Regierung, die weitere Konsultationen einholen kann. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sich die Regierung einfach über die Entscheidung des Environmental Court hinwegsetzt. Nach einer positiven Entscheidung der Regierung würde der Antrag zurück an die Swedish Radioation Safety Authority (SSM) und den Land and Environment Court in Stockholm zurückgehen, die die Details für die beiden Anlagen festlegen. Die letztendliche Erlaubnis für die Errichtung läge dann bei den beiden Kommunen Oskarshamn bzw. Östhammar.
Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Forsmark, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic, Urheber: Anders Sandberg
Quellen