Samstag, 9. März 2019

Dürre und Hitze in Europa 2018

Temperaturabweichung der ersten zwei Juliwochen 2018
 vom Durchschnitt der ersten zwei Juliwochen 2000–2015.
 Rote Gebiete (Skandinavien mit Norwegen und Schweden): wärmer,
blaue Gebiete (in Russland): kälter als Normal.
Die Dürre und Hitze in Europa 2018 war eine Wetteranomalie mit unterdurchschnittlichen Regenmengen (Dürre), überdurchschnittlichen Temperaturen (auch Hitzewellen) und überdurchschnittlich vielen Sonnenstunden, insbesondere im nördlichen und mittleren Teil Europas in den Frühjahrs- und Sommermonaten. Infolgedessen kam es zu zahlreichen Waldbränden, Ernteausfällen und weiteren Hitzeschäden. Wegen der hohen Temperaturen des Wassers einiger Flüsse wurden Kraftwerke abgeschaltet oder gedrosselt, und wegen niedriger Wasserstände wurde die Binnenschifffahrt teilweise eingestellt. Die in Teilen Europas herrschende außergewöhnliche Dürre bestand bis in den Spätherbst und die Adventswochen fort.

In Europa begann im April 2018 eine Dauerwärme und Trockenheit, als eine blockierende Omegalage bestand, die zu einem völligen Abreißen der Westwinddrift führte. Diese sehr langzeitstabilen heißen Hochdruckwetterlagen, die sich über große Teile der Nordhalbkugel erstrecken und sich dabei über lange Zeiträume kaum verändern, werden sowohl von Meteorologen als auch von Klimaforschern als sehr ungewöhnlich beurteilt. Klimaforscher deuten die Wetteranomalien vor dem Hintergrund des menschengemachten Klimawandels. Dieser habe unter anderem die Wahrscheinlichkeit für das Ausbilden stabiler Wetterlagen in Europa erhöht, was im Sommer entweder zu überdurchschnittlich viel Regen führt oder – wie im vorliegenden Fall – zu anhaltender Trockenheit und Hitze.

Am 20. August 2018, drei Wochen vor der Wahl zum Schwedischen Reichstag, beginnt Greta Thunberg am ersten Schultag, mit einem Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“) vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm ihren Protest für mehr Klimaschutz. Zunächst allein. In der Folge entsteht unter dem Motto Fridays For Future eine weltweite Schülerbewegung.

Im Dezember 2018 wurde der Begriff „Heißzeit“ zum Wort des Jahres 2018 gekürt. Die Jury begründete das Urteil mit dem extremen Sommer des Jahres sowie dem Klimawandelbezug.

Nordeuropa

Skandinavien

Skandinavien war im besonderen Maße von der Hitzewelle betroffen. Sie begann im Mai des Jahres und brachte Temperaturabweichungen von mehr als 4 Grad.

Schweden

Die Waldbrände in Schweden 2018 waren eine Folge der Hitzewelle. Bis Ende Juli waren etwa 30.000 Hektar erfasst. Laut der schwedischen Zivilbehörde waren es die schwerwiegendsten Waldbrände in der modernen Geschichte des Landes.

Britische Inseln

Eiche Ende Juli mit bräunlichem Laub
im Gunnersbury Park, England
Im Juni begann eine schwere Dürre auf den Britischen Inseln, insbesondere in Irland und Schottland. Großbritannien erlebte den wärmsten Sommer seit 1976, in Irland und Schottland wurden die höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen. Die anhaltende Trockenheit führte dort zu einem Abfallen der Trinkwasserreserven. Das Rasensprengen wurde landesweit auf unbestimmte Zeit verboten. Die königlichen Gärten in London waren weitgehend braun-grau statt grün.

Baltikum

In Lettland und Litauen wurde der nationale Notstand ausgerufen. In Litauen wurden Ernteverluste von über 30 Prozent befürchtet.

Island

In Island erlebten die Menschen den kältesten und nassesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die mittlere Temperatur in den Monaten Mai, Juni und Juli lag bei nur 7,7 °C, der Niederschlag betrug in diesem Zeitraum mehr als 300 Liter pro Quadratmeter.

Mitteleuropa

Deutschland

2018 war laut der Bilanz des Deutschen Wetterdienstes mit einer Durchschnittstemperatur von 10,5 Grad Celsius das bisher wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Zugleich war es das vierttrockenste Jahr im selben Zeitraum und war das sonnigste Jahr seit Beginn dieser Messungen im Jahr 1951. Laut DWD mache die Kombination des wärmsten Jahres mit einem zugleich „extrem trockenen Jahr“ das Jahr 2018 klimatologisch „einzigartig“.

Von April bis in den Oktober herrschte in Deutschland eine außergewöhnlich trocken-heiße Großwetterlage, die kaum unterbrochen war; selbst Mitte Oktober wurden vielfach sommerliche Werte erreicht, der wärmste Oktobertag war mit 28,6 °C Tageshöchsttemperatur der 13. Oktober in Tönisvorst. Im Zeitraum Januar bis Oktober 2018 war das Jahr das vierttrockenste sowie mit großem Abstand das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881. Mit durchschnittlich 11,6 Grad Celsius war es 2,2 Grad wärmer als der langjährige Schnitt von 9,4 Grad. Der Zeitraum April bis Oktober 2018 war der trockenste seit Beginn der Messungen; es fiel 40 % weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt. Erst im Dezember erfolgte eine nachhaltige Umstellung der Wetterlage und ein Ende der Dürre. Insbesondere im Südwesten Deutschlands gab es im Dezember teilweise mehr Niederschläge als im gesamten Sommer desselben Jahres.

Vertrocknetes Gras bei Kaarst
Flächendeckend wurden in Deutschland neue Rekorde für die Anzahl der Sommertage bzw. Hitzetage aufgestellt, die die bisherigen Rekorde z. T. deutlich übertrafen. Insgesamt gab es 2018 im Mittel 75 Sommertage mit mindestens 25 Grad und mehr als 20 Hitzetage mit mindestens 30 Grad. Beides hatte es seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881 nicht gegeben. Auch die Werte des Sommers 2003 mit 62 Sommertagen und 19 Hitzetagen wurden teils deutlich übertroffen. In großen Teilen Deutschlands herrschten mit Stand Mitte Oktober in den tieferen Bodenschichten bis 1,8 Meter extreme bis außergewöhnliche Dürre, nachdem es zuvor seit April keine flächendeckenden ergiebigen Regenfälle gegeben hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren ca. 70 % der Fläche Deutschlands von extremer Trockenheit betroffen.

Betrachtet man den Zeitraum vom 1. April bis 30. September, so wurde in jedem einzelnen Bundesland ein neuer Rekord für das höchste Temperaturmittel sowie in 15 von 16 Bundesländern (nur Schleswig-Holstein bildet hier eine Ausnahme) ein neuer Rekord für die längste Sonnenscheindauer aufgestellt. Die außergewöhnliche lange Sonnenscheindauer setzte sich auch im Herbst fort. Bereits Mitte November verzeichneten daher einige Messstationen eine längere Sonnenscheindauer als jemals zuvor innerhalb eines Kalenderjahres gemessen worden ist. Der Zeitraum April bis August 2018 war sowohl der wärmste als auch der sonnenreichste und einer der niederschlagsärmsten seit Beginn systematischer Messungen. Die durchschnittliche Temperatur im Zeitraum April bis Juli war mit deutlichem Abstand (3,6 Grad über dem Wert der Referenzperiode 1961–1990) die höchste, die für diese Monate seit Beginn der systematischen Aufzeichnungen im Jahr 1881 beobachtet worden war. Ebenso stellt der Deutsche Wetterdienst in seinen Auswertungen fest, dass für diesen Zeitraum noch nie ein so großes Niederschlagsdefizit beobachtet wurde (−110 mm [= l/m²]).

Im Juni fiel das Wetter in Deutschland nicht durch Temperaturextrema auf, aber durch extreme Trockenheit, die selbst jene des „Jahrhundertsommers“ 2003 übertraf. Anfangs war Norddeutschland (hier vor allem Berlin und Brandenburg) betroffen, wo bereits im April Temperaturen bis 30 °C gemessen wurden. In Süddeutschland brachten Gewitter örtlich Niederschläge, allerdings auch zahlreiche Unwetter. Meteorologen sprachen Ende Juni von „katastrophalen Ausmaßen“. Im Zeitraum vom 1. April bis 30. September fielen im Bundesmittel 263 Liter Regen pro m², ein Wert, der nur im Jahr 1911 (249 Liter je m²) unterboten wurde. In zwei Bundesländern wurde ein neuer Rekord für die geringste Niederschlagsmenge verzeichnet.

Das Bundesamt für Strahlenschutz wies Anfang August 2018 auf die Notwendigkeit hin, sich vor hoher UV-Strahlung zu schützen, und plädierte für die Schaffung von Schattenplätzen: Jeder, der Schatten sucht, sollte welchen finden können. Der Juni und Juli waren um ca. 2,5 Grad wärmer als der langjährige Durchschnitt, der Juli zudem der zweitsonnigste seit Beginn der Messungen. Von Ende Juli bis Anfang August wurde das Wetter in Deutschland von einer ungewöhnlich langen Hitzewelle bestimmt. So maßen die Wetterstationen in Frankfurt, Mannheim und Offenbach am Main 18 aufeinanderfolgende Tage mit Höchstwerten von mehr als 30 °C.

Der Sommer 2018 war deutschlandweit der zweitwärmste (nur 2003 war wärmer) und der zweittrockenste (nur 1911 war trockener) seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881. Zuvor war die Dürre in Mitteleuropa 1540 nach Einschätzung mancher Wissenschaftler wahrscheinlich trockener und zumindest ähnlich heiß.

Niederlande

Vertrocknetes Gras im Achterhoek in den Niederlanden
Die Niederlande litten unter der stärksten Trockenheit seit 1976.

Österreich

In Österreich war das Jahr 2018 laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik mit 1,8 Grad Celsius über dem vieljährigen Durchschnitt das heißeste Jahr seit Beginn der 252 Jahre zurückreichenden Aufzeichnungen, in vielen Regionen zudem das trockenste. Die Sonnenstundenzahlen lagen österreichweit um 11 Prozent über dem langjährigen Durchschnitt, zudem gab es sehr viele meteorologische Sommertage, teils doppelt so viele wie in einem gewöhnlichen Jahr üblich. In Andau wurde mit 127 Sommertagen ein neuer österreichischer Rekordwert beobachtet.

Ende Juli 2018 lagen die Temperaturen um etwa fünf bis zehn Grad über den für Ende Juli/Anfang August typischen Werten (Mittel der vergangenen 30 Jahre). In fast allen Landeshauptstädten kam es zu den längsten Hitzewellen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. In Wien wurde in der Nacht auf den 22. August die 40. Tropennacht des Jahres registriert, bisher hatte der Rekord bei 39 Tropennächten im Jahr 2003 gelegen. Das Sommerhalbjahr April bis September lag 2,6 Grad über dem langjährigen Mittel und war das wärmste seit Messbeginn im Jahr 1767. Der Niederschlag lag 15 Prozent unter dem langjährigen Mittel, es war damit der trockenste Sommer seit 2003. In vielen Orten wurden Rekorde für die Anzahl an Sommertagen (Tag mit Höchstwert von ≥ 25 Grad Celsius) gebrochen.

In Österreich gab es eine unterdurchschnittliche Niederschlagsmenge, in manchen Regionen fiel bis zu 40 Prozent weniger Regen als im langjährigen Mittel. Manche Bergseen trockneten aus, stellenweise war die Trinkwasserversorgung betroffen. Trockenheit und Hitze wirkten sich negativ auf Fischbestände in Bächen aus. Durch niedrigen Wasserstand fanden viel Fische keine Laichplätze, bei Bachforellen in Oberösterreich wurde ein hundertprozentiger Laichausfall befürchtet. In der Landwirtschaft waren verbreitet Erntemengen unterdurchschnittlich und es konnten sich vermehrt Schädling ausbreiten. Speziell die Forstwirtschaft litt unter einem Rekordbefall durch Borkenkäfer. Auch bei Hackfrüchten wie Erdäpfeln und Zuckerrüben kam es zu großen Ausfällen. Christbaum-Bauern berichteten von vertrockneten Jungpflanzen, was sich in fünf bis sieben Jahren am Markt durch ein geringes Angebot bemerkbar machen wird. In Salzburg kam es zu einigen Todesfällen bei Pferden, die trockenheitsbedingt nicht genügend Gras auf den Weiden vorgefunden und daher für sie giftige Berg-Ahornsamen gefressen hatten.

Auf der Donau gab es bei der Güterschifffahrt 60 Prozent Transporteinbußen und viele Passagierschiffe saßen ohne Weiterkommen in Wien fest, weil der Pegel im benachbarten Ausland zu niedrig war.

Schweiz

In der Schweiz war das Sommerhalbjahr 2018 das wärmste seit Beginn der Messungen. Zudem erlebte die Schweiz mit einem Mittel von 12,0 Grad (2003: 11,8 Grad) die wärmste und mit einem Niederschlag von 65 Prozent (1870: 46 Prozent) gegenüber der Normperiode 1981–2010 die vierttrockenste meteorologische Periode April–Juli seit Messbeginn 1864. Um die Waldbrandgefahr zu senken, herrschte in vielen Kantonen der Deutschschweiz ab Ende Juli ein absolutes Feuerverbot im Freien, mit der Folge, dass der 1.-August-Funken sowie Feuerwerke vielerorts entfielen. In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurden in einigen Orten Temperaturen von über 20 Grad gemessen. Am 24. Oktober wurde in Locarno-Monti, begünstigt durch den anhaltenden Nordföhn, der späteste bisher je gemessene Hitzetag mit 30,5 Grad registriert. Bisher galt dies für den 25. September 1983.

Nur in den Sommern 2003 und 2015 waren noch höhere Temperaturen gemessen worden als 2018. Schon das Jahr 2017 war vielerorts trocken und heiß; auch deshalb setzten Dürre und Hitze 2018 vielen Bäumen besonders zu. Der WSL haben von 114 Forstkreisen deren 110 Probleme in Zusammenhang mit der Dürre und Hitze gemeldet.

Westeuropa

Portugal

Im August 2018 kam es nahe dem portugiesischen Ort Monchique zu großen Waldbränden. Im Einsatz waren mehr als 1300 Feuerwehrleute. Der Waldbrand konnte erst nach einer Woche von der Feuerwehr unter Kontrolle gebracht werden. Insgesamt wurden 41 Menschen verletzt und rund 27.000 Hektar Wald vernichtet.

Südeuropa

Griechenland

Die durch Brandstiftung verursachten Waldbrände in Griechenland 2018, die östlich von Athen mehrfach außer Kontrolle gerieten, waren laut Katastrophenschutzminister Nikos Toskas ebenfalls durch Extremwetter infolge des Klimawandels begünstigt. Mindestens 96 Menschen starben, womit der Waldbrand laut dem Centre for the Research on the Epidemiology of Disasters das schlimmste derartige Feuer in ganz Europa seit dem Jahr 1900 war. Der Brandforscher Lindon Pronto hingegen sieht die den Brand begünstigenden Wetterbedingungen als nicht ungewöhnlich an: „[…] in Griechenland muss man damit jedes Jahr rechnen“. Der Hauptfaktor sei der Wind gewesen. Lediglich die Waldbrände in Nord- und Mitteleuropa seien in ihrer Zahl und Gefährlichkeit ungewöhnlich gewesen.

Bezug zu Wetterereignissen in anderen Regionen

Neben Europa waren auch andere Kontinente von erheblichen Wetterextremen geprägt. So kam es zu einer bisher nicht dagewesenen Anzahl an extremen Überschwemmungen, Dürren, Hitzewellen und Bränden in Nordamerika, Asien und Ende des Jahres in Australien.

Das beständige Hochdrucksystem über Osteuropa lenkte vom Atlantik her kommende Tiefdruckgebiete immer wieder nach Südwesteuropa ab, wo sie über dem Mittelmeer zu sogenannten Cut-Off-Tiefs wurden. Diese entwickelten im Herbst starke Eigendynamik und konnten vom noch warmen Meerwasser hohe Mengen Feuchtigkeit mitführen, was Ende Oktober zu den Unwettern im Alpen-Adria-Raum führte.

Tier- und Pflanzenwelt

Die Dürre führt zu einem Rückgang verschiedener Insekten, wie z. B. der Mücken. Vögel waren deshalb zusätzlich zum Wassermangel von einem Futtermangel betroffen. Wespen, die sich aufgrund der Hitze stark vermehrten, konnten wahrscheinlich weniger Insekten, mit denen sie ihre Larven versorgen, fangen und waren relativ klein.

Wie bereits 2015 und 2017 wurden wenige Exemplare von Hyalomma marginatum und Hyalomma rufipes – zwei krankheitsübertragende, vermutlich durch Zugvögel eingeschleppte tropische Zeckenarten – in Deutschland gefunden. Bisher waren sie in Europa in Italien, Frankreich, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Spanien, Portugal, Rumänien und der Ukraine nachzuweisen.

Ebenfalls starben in den Wäldern junge Bäume, die noch keine tiefen Wurzeln ausbilden konnten, großflächig ab. Für Deutschland wurde kalkuliert, dass etwa 85 % der neu angepflanzten Jungbäume vertrockneten. Klimaforscher gingen zudem davon aus, dass der Wald durch die große Trockenheit nicht wie üblich als Kohlenstoffsenke agiert haben könnte, also netto Kohlenstoffdioxid aus der Luft gebunden habe, sondern stattdessen zu einer Kohlenstoffquelle wurde, also netto mehr Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgegeben als aufgenommen habe. Dies war bereits im ebenfalls sehr heißen und trockenen Sommer 2003 geschehen. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände bezifferte den Schaden in den Wäldern auf ca. 5,4 Mrd. Euro, verursacht durch Waldbrände, abgestorbene Jungbaumpflanzungen sowie übermäßigen Schädlingsbefall, z. B. durch den Borkenkäfer.

Phänologisch gab es ebenso Besonderheiten. So verzögerte sich etwa der Laubfall vieler Baumarten im Herbst, wie etwa der Stieleiche, der den phänologischen Winter markiert. Der Deutsche Wetterdienst vermutete, dass die Trockenheit Stoffwechselprozesse der Bäume gestört habe und daher die Korkschicht zwischen Blatt und Zweig, die normalerweise den Blattfall bedingt, nicht richtig ausgebildet werden konnte. Wissenschaftlich sei das Phänomen aber noch nicht geklärt.

Gewässer

Ausgetrocknetes Flussbett des
Wharfe in Wetherby, West Yorkshire
Viele Gewässer führten bisweilen nur noch wenig Wasser. Mitte Oktober lag der Pegelstand des Rheins bei Emmerich am Rhein bei gerade einmal 26 cm; ein neuer Tiefstand, der sogar den vorherigen Rekord aus dem Jahr 2003 unterbot. Unter anderem durch die hohen Temperaturen und niedrigen Wasserstände wurden schwere Auswirkungen auf die Gewässerökologie befürchtet. Laut Schweizerischem Fischereiverband sei im Rhein ein hitzebedingtes Fischsterben kaum noch abzuwenden. Umweltverbände forderten, dass temporär die Einleitung von warmen Industrieabwässern verboten werden solle, um die Umweltfolgen der Hitzewelle in Grenzen zu halten.

Dies hatte zur Auswirkung, dass in Deutschland einige Flüsse, wie etwa die Oder, an einigen Stellen durchwatet werden konnten. An der Oder wurde am maßgeblichen Pegel Frankfurt 1 mit 94 cm ein neues Allzeittief seit Beginn der Messungen ermittelt. Ein weiterer Rückgang des Pegels wird erwartet. Auch die Donau führte am Wochenende vom 12. August historisches Niedrigwasser: So wurde an der Messstelle Pfelling im Landkreis Straubing-Bogen (Niederbayern) nur noch ein Pegel von 2,28 m (Fahrrinnentiefe 1,38 m) gemessen, nochmals zwei Zentimeter unter dem bisherigen Tiefststand vom 25. September 1947.

Der Füllstand des Edersees fiel bis November 2018 auf 10 % seines maximalen Wertes, Seitenarme des Sees lagen komplett trocken. Zudem kamen einige Ruinen und Fundamente von Gebäuden zum Vorschein, die bei seiner Füllung abgerissen worden waren.

Zudem trat durch das Niedrigwasser versunkene Munition aus dem Zweiten Weltkrieg wieder ans Tageslicht. In der Elbe und dem Rhein kam es zu vermehrten Munitions-, Granaten- und Minenfunden. In Sachsen-Anhalt sprach das Technische Polizeiamt (TPA) daraufhin eine Warnung aus. In der Nähe des Mainzer Winterhafens wurden am 1. August 66 Flakpatronen, die bereits Mitte Juli gefunden worden waren, im Rhein gesprengt.

Im Bochumer Stadtteich verendeten am 29. Juli 2018 aufgrund Sauerstoffmangels einige hundert Fische. In Hamburg wurden fünf Tonnen tote Fische aus Gewässern entnommen. In zahlreichen weiteren Gewässern wurden tote Fische entdeckt. Wegen der hohen Wassertemperaturen vermehrten sich die Cyanobakterien im Unterbacher See bei Düsseldorf, so dass das Strandbad Nord am 29. Juli 2018 schließen musste. Der Ironman Hamburg vom 29. Juli 2018 wurde aufgrund der Cyanobakterienblüte in der Alster von einem Triathlon zu einem Duathlon umfunktioniert. Anfang August gab es ein Fischsterben im Aasee (Münster). Dort werden die Blaualgen bereits seit Jahren bekämpft.

In der Schweiz waren bei der Emme und der Töss die Flussbetten stellenweise ausgetrocknet. Auch beim Vierwaldstätter-, Zuger- und Zürichsee wurden außerordentlich tiefe Wasserstände gemessen. Während die Aare in Bern eine Rekordtemperatur verzeichnete, litten Äsche und Forellen unter anderem im rund 27 Grad warmen Rhein. Vielerorts musste abgefischt werden, beispielsweise mussten im Kanton Thurgau rund 40 Gewässer abgefischt werden.

Durch die hohen Temperaturen sowie den geringen Niederschlag schmolzen die ca. 1500 Gletscher in der Schweiz deutlich ab. Insgesamt verloren sie im Jahresvergleich laut Akademien der Wissenschaften Schweiz geschätzt 1,4 Milliarden Kubikmeter Eis, was etwa 2,5 % der gesamten Gletschermasse entspricht. Rückgangsdämpfend wirkte sich hierbei aus, dass es im Winter 2017/2018 in manchen Regionen sehr hohe Schneefälle gegeben hatte, ohne die der Schneeverlust noch deutlich größer ausgefallen wäre.

Wirtschaft

Landwirtschaft

In den europäischen Ländern waren aufgrund der langanhaltenden Trockenheit und Hitze historische Ernteeinbußen zu erwarten.

Die Dürre führte in Deutschland dazu, dass viele Bauern ihr Getreide aufgrund starker Anzeichen der Notreife deutlich früher ernten mussten. Aufgrund des geringen Ertrags bei gleichzeitig geringen Rohstoffpreisen forderten Bauern finanzielle Hilfen vom Staat. Trotz des Einbruchs bei der Ernte deutscher Bauern wurden von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) weltweit stabile bis steigende Erträge erwartet. Am 1. August 2018 ließ das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit auch nichtökologische Raufuttermittel in der ökologischen Landwirtschaft zu.

Die zuständigen Landesministerien übermittelten dem Bund Mitte August Verlustschätzungen in Milliardenhöhe. So stellte etwa Schleswig-Holstein Schäden in Höhe von 422 Millionen Euro, Sachsen rund 308 Millionen Euro, Sachsen-Anhalt von 237 Millionen Euro und Hessen etwa 150 Millionen Euro fest. Die Forstwirtschaft erwartete dort Verluste von rund 30 Millionen Euro. Niedersachsen rechnete mit der schlechtesten Getreideernte seit 1976. Erwartet wurde eine Ernte von 4,69 Millionen Tonnen, was 22 Prozent weniger als 2017 bedeutete. Nachdem der Bauernverband Hilfe in Milliardenhöhe erwartete, stellte die Bundesministerin für Agrarwirtschaft Julia Klöckner lediglich in Aussicht, eine Maßnahme zur Linderung der Futterknappheit in der Landwirtschaft zu billigen. Viehhaltern helfe „jetzt in erster Linie nicht Geld, sie brauchen Futter für ihre Tiere“. Zuständig für Nothilfen an Landwirte seien zudem zuerst die Länder. Vor einer Entscheidung über mögliche Bundeszahlungen wolle sie den Abschluss der Ernte und den amtlichen Erntebericht Ende August abwarten. Erst dann sei es möglich einzuschätzen, ob es sich um Schäden von „nationalem Ausmaß“ handelt.

Laut einer Meldung von Bio Suisse konnte auch in der Schweiz ein Antrag für die Verwendung von Raufutter aus nicht-biologischer konventioneller Landwirtschaft gestellt werden. Dies galt von August bis zum Dezember 2018 auch für Demeter Schweiz.

Industrie, Gewerbe und Transport

Neben den erwähnten Ertragsausfällen in der Landwirtschaft hatte das heiß-trockene Wetter auch auf andere Wirtschaftszweige Auswirkungen.

In Deutschland und der Schweiz mussten einige Kraftwerke ihre Leistung drosseln, da das Kühlwasser, das in die ohnehin erwärmten Gewässer geleitet wurde, diese zusätzlich erhitzt. Dies betraf unter anderem die Atomkraftwerke Philippsburg, Grohnde und Brokdorf sowie das Rheinhafen-Dampfkraftwerk Karlsruhe. Im Atomkraftwerk Fessenheim musste Anfang August einer der beiden Reaktoren komplett vom Netz genommen werden. In der Schweiz drosselten die Atomkraftwerke in Beznau und Mühleberg ihre Stromproduktion.

In Deutschland schien die Sonne im Juli 2018 durchschnittlich 305 Stunden – 44 Prozent mehr als das langjährige Mittel. Die Photovoltaikanlagen in Deutschland produzierten im Juli 2018 nach vorläufigen Zahlen unter Berücksichtigung des Eigenverbrauchs rund 6,7 bis 6,8 TWh. Das ist neuer Allzeitrekord. Mit 29,1 GW (entsprechend etwa 25 Atomkraftwerken) wurde Anfang Juli ein neuer Photovoltaik-Leistungsrekord aufgestellt.

Flüsse (zum Beispiel Elbe, Rhein, Oder und Donau) führten so wenig Wasser, dass die Schifffahrt eingeschränkt war oder eingestellt wurde. Frachtschiffe konnten nur teilweise beladen werden. Auf der Elbe zwischen Magdeburg und Dresden war mit Stand Oktober 2018 seit Monaten kein Schiffsverkehr mehr möglich, auf der Donau konnten Schiffe praktisch nur noch unbeladen verkehren. Auf dem Rhein herrschte reger Frachtschiffbetrieb, weil diese Schiffe nur teilbeladen werden konnten. Mancherorts verkehrten die Rheinfähren nicht mehr.

Industrieunternehmen wie BASF und ThyssenKrupp mussten infolge des Niedrigwassers auf dem Rhein die Produktion drosseln. Ebenso musste etwa K+S Produktionsorte zeitweise schließen, da ihre Abwässer nicht mehr in die Werra abgeleitet werden konnten. Auch viele Tankstellen konnten durch die Transportenggpässe auf den Binnenwasserstraßen, die durch den Ausfall einer Raffinerie noch erschwert wurden, nur noch erschwert mit Treibstoffen versorgt werden und konnten teilweise für einige Stunden nicht mehr das volle Sortiment anbieten. Zudem verteuerte sich die Kraftstoffpreise teils um mehr als 20 Cent/Liter. Am 22. Oktober wurde in der Schweiz 30'000 Kubikmeter Diesel aus dem Pflichtlager freigegeben, was rund 2,5 Prozent der gesamten Diesel-Pflichtlagermenge entspricht. Am 26. Oktober gab auch die deutsche Bundesregierung die strategische Ölreserve frei, um den durch das Niedrigwasser bedingten Mangel an Erdöl im Südwesten Deutschlands zu beheben.

Die Traubenlese begann etwa drei Wochen eher als gewöhnlich. Von deutschen Winzern wurde ein ertragreiches Jahr erwartet, mit hoher Qualität der Trauben, soweit nicht die intensive Sonne die Trauben durch Sonnenbrand schädige.

In der Schweiz gab die Rhätische Bahn Ende Juli bekannt, dass sie ihre Schienen mit weißer Farbe anstreicht, damit sie sich in der Hitze weniger verformen. Um die Häfen in Basel auch bei Niedrigwasser besser erreichen zu können, wurden zwischen Juli 2018 und Februar 2019 mehrere Abschnitte der Schifffahrtsrinne um rund 25 cm abgetragen.

Zusammenhang mit dem Klimawandel

Viele Klimaforscher wie Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut, Friederike Otto von der University of Oxford, Mojib Latif, Stefan Rahmstorf, Michael E. Mann und Judah Cohen vom MIT sehen einen Zusammenhang zwischen dem menschengemachten Klimawandel und der Ausbildung solcher stabiler Wetterlagen, da sich durch die stärkere Erwärmung der Arktis der Jetstream abschwäche. Abhängig davon, wie sich der Jetstream genau abschwäche und wo er zum Stehen komme, gebe es einen sehr sonnigen oder einen sehr nassen Sommer. Die Hitze des Jahres 2018 und der Regen und die Überflutungen des nassen Sommers 2017 „seien zwei Seiten derselben Medaille“.

Der österreichische Klimatologe Klaus Haslinger von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Wien) betonte, dass der Klimawandel eine Rolle spielen könne, die Situation aber nicht allein darauf zurückzuführen sei. Vielmehr hängt sie „in erster Linie mit einer speziellen Wettersituation zusammen“: Zurzeit (Stand Ende Juli 2018) bestehen auf der Nordhemisphäre „sehr stabile Hoch- und Tiefdruckgebiete, die sich nicht oder nur wenig verlagern“ und den Westwind-Drift blockieren. „Wenn sich eine Situation einstellt, in der diese Verlagerung gebremst ist, oder streckenweise gar nicht mehr stattfindet, dann stellen sich so extreme Zustände ein.“ Einen ähnlich trockenen Sommer habe es in Mitteleuropa im Jahre 1976 gegeben, jedoch ohne Temperaturrekorde. Eine umfassende wissenschaftliche Referenz der natürlichen hydroklimatischen Variabilität der vorindustriellen Zeit bietet der „Old World Drought Atlas“ (OWDA), eine Reihe von Jahreskarten der rekonstruierten Sommerfeuchte und -trockenheit über Europa und dem Mittelmeerraum während der vorindustriellen Zeit. Die ein Jahr andauernde beispiellose Hitze und Dürre in Europa von 1540 wird hierbei nach übereinstimmenden Studien als "worst case" bezeichnet.

In einer im Jahr 2016 erschienenen Studie wurde die Hitzewelle von 2015 analysiert. Dabei finden die Autoren, dass die Wahrscheinlichkeit für Hitzewellen in Europa durch das ungewöhnlich kalte Oberflächenwasser des Atlantik südlich von Grönland erhöht wird, das unter anderem eine Verlagerung des Jetstreams erschwert. Die Abkühlung des atlantischen Oberflächenwassers in dieser Region ist wiederum Folge des sich abschwächenden Golfstroms.

Bilder aus Wikimedia Commons
Temperaturabweichung der ersten zwei Juliwochen 2018, Lizenz: Public Domain, Urheber: NASA
Eiche Ende Juli mit bräunlichem Laub im Gunnersbury Park, England, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, Urheber: AndyScott
Theemperaturanomalie April - August Deutschland, Lizenz: Verordnung zur Festlegung der Nutzungsbestimmungen für die Bereitstellung von Geodaten des Bundes, Urheber: Deutscher Wetterdienst
Vertrocknetes Gras bei Kaarst, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Mimikry11
Vertrocknetes Gras im Achterhoek in den Niederlanden, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, Urheber: Ziko
Ausgetrocknetes Flussbett des Wharfe in Wetherby, West Yorkshire, Lizenz:  Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, Urheber: Mtaylor848

Quellen
Wikipedia, Dürre und Hitze in Europa 2018