Montag, 4. März 2019

Charles Koch

Geldfluss zwischen einigen Non-Profit-Organisationen,
 welche etwas mit den Koch-Brüder zu tun haben,
im Jahr 2012
Der US-amerikanische Unternehmer Charles de Ganahl Koch [kɔʊk] wurde am 1. November 1935 in Wichita, Kansas geboren.

Er leitet das Öl- und Chemiekonsortium Koch Industries, das zweitgrößte Unternehmenskonglomerat in den USA in Privatbesitz. Das Mischunternehmen, ist unter anderem in den Sektoren Pipelines, Raffinerien, Fasern, Dünger, Forsterzeugnisse, Verbrauchsgüter und Chemie tätig. Fremdaktionäre, die Mitspracherechte und Einblicke in die Geschäftsaktivitäten haben, lehnt Koch ab. Koch Industries gehört zu den größten nicht-börsennotierten Unternehmen.

Sein geschätztes Vermögen betrug laut Forbes im Oktober 2018 – wie das seines Bruders David H. Koch, beide halten je 42 % der Anteile an Koch Industries – 43,8 Milliarden US-Dollar. Damit steht er bei Forbes auf Platz 7 in der Liste der reichsten Menschen in den USA und auf Platz 8 der reichsten Menschen der Welt.

Charles und David H. Koch gehören finanziell und organisatorisch zu den Hauptunterstützern der libertär-konservativen Tea-Party-Bewegung. Sie setzen sich mit großem, insbesondere finanziellem Einsatz für drastisch niedrigere Steuern, minimale staatliche Hilfe für Bedürftige und viel weniger Marktregulierung der Industrie ein, insbesondere in Bezug auf Umweltschutzvorschriften.

Laut Charles Lewis, dem Gründer der Center for Public Integrity gegen Machtmissbrauch und Korruption, haben die Koch-Brüder einen sehr großen Einfluss auf die Politik. Sie würden weit mehr Geld dafür ausgeben als jeder Andere und hätten ein konsistentes Schema des Gesetzesbruchs, der politischen Manipulation und der Verschleierung. David H. Koch protestierte gegen die Darstellungen der Presse und behauptete, dass der Einfluss der Koch-Brüder auf die Politik überschätzt würde.

Nach Charles Koch ist „die freie Gesellschaft in Gefahr, unter anderem wegen Klimawandel-Alarmismus“. Er schlägt vor, dass jedes Gesetz auf eine nicht näher definierte „Förderung von Wohlstandswachstum“ überprüft werden soll, nach der 90 Prozent aller Gesetze durchfallen würden. Viele Kritiker werfen ihm vor, zu viel Macht angehäuft zu haben. Nach seiner Auffassung bekämpft er die Macht der Zentralregierung, die ganze Industrien durch Besteuerung ruinieren würde, Bürger zum Kauf einer Krankenversicherung zwinge und große Unternehmen wie Koch Industries in die Knie zwingen könne.

Die Kochs haben ein einflussreiches ideologisches Netzwerk geschaffen, das Organisationen wie die Heritage Foundation, das Cato Institute, das Mercatus Center, Americans for Prosperity und FreedomWorks umfasst.

Gemeinsam haben die Koch-Brüder mehr als 30 Denkfabriken und Stiftungen (Foundations) finanziell unterstützt, unter ihnen die Heritage Foundation, das Mercatus Center, das Manhattan Institute, das George C. Marshall Institute, die Reason Foundation, das American Enterprise Institute und die Lobby-Organisation Americans for Prosperity. Ebenfalls unterstützt wurde die Federalist Society. Die Historikerin Nancy MacLean entdeckte 2013 im Archiv des Politökonomen James M. Buchanan auf dem Campus der George Mason University Korrespondenzen mit Koch, der Buchanans Arbeit finanziell gefördert hatte. Diese Korrespondenz wertete sie in ihrem 2017 erschienenen Buch Democracy in Chains aus. Auf Basis dessen warf sie Charles G. Koch und Buchanan vor, dass sie einen verdeckten Plan zum Umbau des politischen Gefüges der USA zugunsten der kleinen Minderheit der Superreichen und zum Nachteil der Bevölkerungsmehrheit entwickelten und auch dessen Realisierung in die Wege leiteten. Diese Schlussfolgerung wurde kontrovers (und dabei in unterschiedlichen politischen Richtungen zustimmend oder ablehnend) diskutiert.

Wie viel Geld die Kochs insgesamt für politische Zwecke ausgeben, ist nicht bekannt. Aus dem Teil der Steuerakten, die öffentlich zugänglich sind, geht hervor, dass in den Jahren 1998 bis 2008 die Charles G. Koch Charitable Foundation mehr als 48 Millionen US-Dollar ausgegeben hat, die Claude R. Lambe Charitable Foundation (die von Koch und seiner Frau sowie 3 Angestellten kontrolliert wird) 28 Millionen US-Dollar, die David H. Koch Charitable Foundation seines Bruders mehr als 120 Millionen US-Dollar. Nach Einschätzung des National Committee for Responsive Philanthropy handeln die verschiedenen Koch-Stiftungen eigennützig, da sie Forschung und Interessenvertretung zu Themen finanzieren, die sich auf die Gewinnspanne von Koch Industries auswirken. Koch Industries hat mehr als 50 Millionen US-Dollar für direktes Lobbying ausgegeben, der Koch-PAC hat verschiedene Wahlkämpfe mit 8 Millionen US-Dollar unterstützt.

Das Netzwerk soll von den Kochs allein in den Jahren 1997 bis 2011 mindestens 48 Millionen US-Dollar erhalten haben. Seit den umfangreichen Kampagnen gegen Initiativen von Präsident Barack Obama, u. a. gegen die Gesundheitsreform und die Konjunkturprogramme aufgrund der Finanzkrise ab 2007 und Weltwirtschaftskrise ab 2007, hat sich die kritische Bezeichnung  Kochtopus für das ideologische Netzwerk u. a. auch bei Liberalen etabliert.

Die von Koch gegründeten Koch family foundations wurden in der wissenschaftlichen Fachliteratur als besonders einflussreicher Akteur und Sponsor der organisierten Klimawandelleugnerszene identifiziert. Nach Recherchen der Journalistin Jane Mayer haben die Kochs zwischen 2005 und 2008 größere Summen als ExxonMobil für Lobbyiniativen aufgebracht, um die Einführung von Klimaschutzmaßnahmen zu bekämpfen. Über Americans for Prosperity brachten sie u. a. Hunderte von republikanischen Politikern, darunter einen Großteil der Spitzenpolitiker des Repräsentantenhauses dazu, eine Verpflichtung zu unterzeichnen, keine "Klimasteuer" einzuführen.

Die Strategie der Koch-Brüder folge dem Rat des Meinungsforschers Frank Luntz, dass eine erfolgreiche Kampagne bei den Bürgern ansetzen müsse, sie davon zu überzeugen, dass es in der Wissenschaft keinen Konsens über die Globale Erwärmung gäbe. Organisationen der Kochs stellen über ihre Öffentlichkeitsarbeit eine Plattform für Klimaskeptiker her, insbesondere durch die Heritage Foundation und das Cato Institute.

Das Stiftungsnetzwerk und auch Charles Koch selbst setzen sich für eine Fortsetzung des Schutzes der Dreamer, also von als Kinder illegal von ihren Eltern in die USA Gebrachten, vor Deportierung ein. Bei einigen Dreamern lief der aktuelle Schutz bereits im März 2018 aus. Die Unterstützung geschieht unter anderem durch Hilfe des Stiftungsnnetzwerkes bei den Verhandlungen zwischen Kongressabgeordneten und dem Weißen Haus sowie durch eine Ende Februar 2018 gestartete Anzeigenkampagne, ebenfalls mit dem Ziel, den Kongress von ihren Ansichten und zum Handeln zu überzeugen.

Charles Koch ist mit Liz Koch verheiratet, mit der er zwei Kinder hat.

Leben

1. November 1935. Charles de Ganahl Koch wird in Wichita, Kansas geboren. Er wird nach einem früheren Geschäftspartner des Vaters, Charles de Ganahl, benannt.

Charles Kochs Eltern sind Fred C. Koch († 1967) und Mary Robinson Koch († 1990), die zusammen die vier Söhne Frederick („Freddie“, * 1933), Charles, David und William („Bill“, beide * 1940) haben.

Der Vater ist sehr streng und verprügelt die Kinder häufig. 

In Charles' ersten Lebensjahren (bis 1940) haben sie außerdem eine strenge deutsche Erzieherin, die ihnen mit deutschen Kinderbüchern wie Struwwelpeter Angst macht und Adolf Hitler als Vorbild darstellt. Später erzählt Charles, der Vater habe ihm bereits im Alter von acht Jahren eine Arbeitsethik beigebracht. Während andere Kinder sich in ihrer Freizeit im benachbarten Country-Club vergnügen dürfen, muss er im Garten und auf der Ranch arbeiten. Diese Behandlung habe ihm im späteren Leben genutzt.

Der Vater ist viel auf Reisen, und die Mutter ist sehr aktiv in gesellschaftlichen und kulturellen Belangen, sodass die Kinder überwiegend von Erzieherinnen und Haushälterinnen betreut werden. Unter ihnen gibt es oft Streit, woraus Charles meist als Sieger hervorgeht.

Charles Kochs Vater ist ein vehementer Gegner von Steuern, die er als Anfänge des Sozialismus betrachtet, und versucht diese auf vielfältige Weise zu vermeiden. Dazu gehört die Schaffung eines Wohltätigkeitsfonds, über den er einen Teil seines Vermögens unter Umgehung der Erbschaftssteuer auf seine Söhne übertragen kann. Dies ist an die Bedingung geknüpft, dass 20 Jahre lang alle anfallenden Gewinne für wohltätige Zwecke gespendet werden.

1946. Als Charles 11 Jahre alt ist, werden die Kinder auf Anraten einer Psychologin getrennt. Für Charles wählt man ein Internat, das für seine Strenge bekannt ist. Wegen schlechter Leistungen und anderer Probleme muss er mehrfach die Schule wechseln, bis er schließlich auf eine Militärakademie kommt, wo er seinen Abschluss macht.

Danach studiert er am Massachusetts Institute of Technology, wo er einen Bachelor in den Ingenieurwissenschaften und anschließend Master-Grade in Atomtechnik und Chemietechnik erwirbt. Nach dem Studium ist er zunächst als Unternehmensberater in Boston tätig.

1961. Sein Vater überredet ihn, in die Firma einzusteigen, weil er selbst gesundheitlich angeschlagen ist. Charles geht widerwillig darauf ein, weil er befürchtet, dass der Vater anderenfalls das Unternehmen verkaufen würde.

1964. Charles Koch wird in die Freedom School eingeladen. Diese Einrichtung übt großen Einfluss auf seine politische Ansichten aus. Es werden Kurse in einer „Philosophie der Freiheit und des freien Unternehmertums“ angeboten. Der Leiter Robert LeFevre ist ein entschiedener Gegner der US-Regierung, der Steuern als eine Art Diebstahl betrachtet und die Sozialgesetze der Präsidenten Franklin D. Roosevelt (New Deal) und Lyndon B. Johnson als ruinöse Schritte in Richtung Sozialismus verteufelt. Um die Schwachen und Armen solle sich die private Wohltätigkeit kümmern, nicht die Regierung, und Sklaverei solle erlaubt sein, da sie weniger schlimm sei als die Einberufung zum Militär. Koch wird ein aktives Mitglied der Freedom School und einer der Hauptfinanzierer.

In der Freedom School lernt Koch die Lehre des Wirtschaftswissenschaftlers Friedrich von Hayek kennen, dessen Buch Der Weg zur Knechtschaft in den USA in einer gekürzten Übersetzung von Reader's Digest sehr populär ist. Hayek wendet sich gegen den nach der Weltwirtschaftskrise vorherrschend gewordenen Keynesianismus und argumentiert, dass zentralistische Eingriffe von Regierungen in das Wirtschaftsleben zwangsläufig zu Diktaturen führen. In seiner Darstellung ist der freie Unternehmer der Inbegriff des freien Menschen, während er Regierungen mit Zwang identifizierte. Seine Konzessionen im Hinblick auf eine Mindestsicherung für Arme, Umweltschutz und Maßnahmen gegen Monopole sind in der US-amerikanischen Ausgabe weggelassen worden. So hat Koch eine theoretische Fundierung seiner radikalen Ansichten gefunden.

Mitte der 1960er Jahre. Charles, unterstützt von David und Bill, versucht den ältesten Bruder Freddie zu erpressen. Er verschafft sich Zugang zu dessen Wohnhaus, um Beweise für seine Vermutung zu suchen, dass der alleinstehende Bruder schwul sei. Anschließend lädt er die Brüder zu einem Treffen ein, bei dem es angeblich um Geschäftliches gehen soll. Zu diesem Zeitpunkt besitzen die Brüder bereits die kleinere Firma Koch Engineering, die ihr Vater ihnen schon zu Lebzeiten vermacht hat. Charles konfrontiert Freddie mit dem Vorwurf und macht klar, dass das für einen Mitinhaber der Firma nicht akzeptabel sei. Freddie solle seinen Anteil an seine Brüder verkaufen, oder Charles würde den Vater über den angeblichen Sachverhalt informieren. Dazu kommt es jedoch nicht, Fred Koch senior stirbt 1967.

1967. Die vier Brüder erben das Unternehmen ihres verstorbenen Vaters. Charles übernimmt die Führung und erlangt den Ruf eines ausgezeichneten Managers, der 60 Stunden in der Woche arbeitet und sich auch um Kleinigkeiten kümmert.

1976. Koch ist an der Gründung des Center for Libertarian Studies in New York beteiligt, das eine Konferenz mit führenden Vertretern des Libertarismus abhält. In seinem Beitrag spricht er sich dafür aus, weitgehend im Verborgenen zu arbeiten und nach außen ein positives Image zu pflegen, ohne die wahren Ziele erkennen zu lassen. Um in großem Stil Gelder einzuwerben, schlägt er vor, potentielle reiche Spender zu exklusiven Veranstaltungen einzuladen, die nur auf Einladung zugänglich sein sollten. Zur Verbreitung der eigenen Ansichten solle man vor allem junge Menschen ansprechen, weil nur diese für radikal neue Ideen offen seien.

1977. Koch gründet zusammen mit Ed Crane das Cato Institute, eine der einflussreichsten ökonomisch-politischen Denkfabriken der USA.

1979. Für die Präsidentschaftswahl 1980 überredet er seinen Bruder David, sich für die Libertarian Party, deren Programm weitgehend seinen eigenen politischen Zielen entspricht, um die Vizepräsidentschaft zu bewerben, weil er dadurch von den strengen Einschränkungen bei der Wahlkampffinanzierung befreit ist und als Kandidat beliebig viel Geld einbringen kann. Doch trotz über 2 Millionen US-Dollar, die fast 60 % des Wahlkampf-Etats ausmachen, erlangt man nur ein Prozent der Wählerstimmen. Die Brüder ziehen daraus die Konsequenz, nicht mehr auf Wahlen zu setzen, sondern sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und mit großem finanziellen Einsatz an Universitäten und in Denkfabriken ihre Ansichten zu etablieren und zu verbreiten.

1980. Frederick und Bill versuchen die Firma zu übernehmen, da Charles einen autokratischen Führungsstil entwickelt habe. Den Machtkampf entscheidet Charles für sich, indem er die Anteilseigner David H. Koch und J. Howard Marshall auf seine Seite ziehen kann. Bill wird aus der Firma entlassen. Daraufhin streiten sich die Brüder vor Gericht.

1980er Jahre. Es kommt es zu einer Auseinandersetzung innerhalb der Libertären Bewegung. Eine Gruppe um Murray Rothbard kämpft gegen den wachsenden Einfluss der von den Kochs finanzierten libertären Organisationen, die Samuel Edward Konkin III als Kochtopus bezeichnet (engl. für „Koch-Krake“).

1983. Charles und David kaufen die Unternehmensanteile von Frederick und Bill für eine Milliarde US-Dollar und führen die Firma ohne sie weiter.

1984. Charles Koch gründet die Non-Profit-Organisation Citizens for a Sound Economy („Bürger für eine gesunde Wirtschaft“).

1993. Citizens for a Sound Economy greift aktiv in die Politik ein, als Bill Clinton eine Steuer für fossile Brennstoffe erheben und die Steuern für hohe Einkommen erhöhen möchte. Während der Amtszeit von George W. Bush halten die von Koch finanzierten Organisationen („Kochtopus“) sich zurück. Nach dem Amtsantritt Barack Obamas werden sie wieder aktiviert und produzieren teils zweifelhafte Studien und Verlautbarungen gegen Obamas Plan, die infolge der Weltfinanzkrise darniederliegende Wirtschaft durch staatliche Eingriffe anzukurbeln. Koch selbst schreibt einen Brief an die etwa 70.000 Mitarbeiter seines Unternehmens, in dem er behauptet, die Great Depression in den 1930er Jahren sei nicht an der Börse und durch Geschäftsleute ausgelöst worden, sondern durch die „gefährlichen“ liberalen Präsidenten Herbert Hoover und Franklin D. Roosevelt.

2002. Scott Pruitt wird ohne Gegenkandidat in den Senat von Oklahoma wiedergewählt. Ab diesem Jahr erhält er mehr als 300.000 US-Dollar von Unternehmen der fossilen Energiebranche. Als Spender in Pruitts Wahlkämpfen in Oklahoma treten unter anderem die Brüder Charles und David Koch sowie weitere Unternehmer aus der Öl- und Gasbranche auf.

2008. Der Umsatz übersteigt die Grenze von 100 Milliarden US-Dollar.

2009. Das Cato Institute schaltet bei mehreren großen US-amerikanischen Tageszeitungen ganzseitige Anzeigen, in denen u. a. verbreitet wird, dass in den letzten zehn Jahren keine globale Erwärmung messbar gewesen sei. Diese Aussage steht rundweg im Widerspruch zum diesbezüglich herrschenden wissenschaftlichen Konsens. Zu der Kampagne gehört laut Bill Press auch die Bestechung von Politikern. In Meinungsumfragen stellt sich heraus, dass die Zahl der US-amerikanischen Bürger, die die Erderwärmung für wissenschaftlich erwiesen halten, von 71 % im Jahr 2008 auf 57 % im Jahr 2009 zurückgeht. Während im Präsidentschaftswahlkampf 2008 zwischen Demokraten und Republikanern noch Einigkeit bestand, dass etwas gegen die globale Erwärmung getan werden muss, sind die Republikaner seit 2009 nicht mehr dieser Ansicht. Charles Koch glaubt, dass die globale Erwärmung für die Menschheit gut sei, weil es dadurch in der nördlichen Hemisphäre länger warm sei.

2010. Grundsätzlich ist in den USA festgelegt, dass Einzelpersonen den Wahlkampf mit höchstens 2.500 US-Dollar pro Kandidat bzw. 5.000 US-Dollar pro Kandidat im Präsidentschaftswahlkampf unterstützen dürfen. Unternehmen, Verbände und Gewerkschaften dürfen Kandidaten nicht finanziell unterstützen.

Der Oberste Gerichtshofs der USA entscheidet in diesem Jahr jedoch im Fall "Citizens United gegen die Bundeswahlkommission". Das Urteil gestattet Organisationen, unbeschränkt Spenden entgegenzunehmen und einzusetzen, solange sie ihre Wahlkampfaktionen nicht mit einzelnen Kandidaten absprechen. Daraufhin entstehen die sogenannten Political Action Committees (Super-Pacs). Dabei handelt sich also um Spendenvehikel für Superreiche, die ihrem jeweiligen Favoriten ins Amt helfen wollen, indem sie beispielsweise Fernsehwerbung für ihn bezahlen.

Robert Mercer gründet acht Monate nach dem Urteil den ersten Super Pac. Auch andere Superreiche wie die Koch-Brüder, Erben eines Ölimperiums, oder der Kasino-Mogul Sheldon Adelson nutzen Super-Pacs zur Einflussnahme. Das eröffnet Chancen für Kandidaten, die Positionen vertreten, die in den Parteien bisher als zu extrem galten.

In New York gibt Mercer eine Million Dollar für eine Werbekampagne gegen einen frei erfundenen Plan aus, am Ground Zero eine Moschee zu errichten. Mit dieser als islamfeindlich verurteilten Kampagne möchte er den Kandidaten der Conservative Party of New York State im Kampf um das Gouverneursamt unterstützen.

Daraufhin findet auch seine Tochter Rebekah Interesse an Politik. Zusammen mit ihrem Vater unterstützt sie eine Werbekampagne gegen die Wiederwahl von Peter DeFazio, einem der demokratischen Vertreter Oregons im Repräsentantenhaus, mit 600.000 US-Dollar. Dessen republikanischer Gegenkandidat im selben Wahlbezirk ist Arthur B. Robinson ein Klimawandelleugner, zu dessen Anhängern und Förderern sie gehören. DeFazio dürfte allerdings eher davon profitieren, verkünden zu können, dass ein New Yorker Hedgefonds-Manager und dessen Tochter sich in die Politik in Oregon einmischen möchten.

Nachdem diese ersten Kampagnen nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben, wenden sich die Mercers an die Unternehmer Charles und David Koch (Koch Industries), die schon seit Jahrzehnten erfolgreich Lobbyismus betreiben und für Gleichgesinnte, die ihren Reichtum einsetzen wollen, um eine rechtsgerichtete Politik zu fördern, auch Seminare anbieten. An den Fonds der Kochs, der bundesweit bei Wahlen aktiv wurde, überweisen die Mercers in den folgenden Jahren über 25 Millionen US-Dollar.

30. März 2010. Millionenkampagnen von Exxon Mobil und Koch gegen Klimaforscher.

2011. Mit ihrem Vater Robert Leroy Mercer nimmt Rebekah Mercer  an Seminaren teil, die von den Unternehmern Charles und David Koch (Koch Industries) für rechtsgerichtete Millionäre angeboten werden, um diesen aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung Wege aufzuzeigen, wie sie ihr Geld effektiv zur Beeinflussung von Wahlen einsetzen können. Außerdem treten die Mercers dem geheimen, aber einflussreichen konservativen Council for National Policy bei. Im selben Jahr lernen sie Andrew Breitbart kennen, den Begründer und Leiter der noch unbedeutenden Website Breitbart News Network. Dessen Vision, ein Medienunternehmen aufzubauen, das in der Lage sein würde, einen „Informationskrieg“ gegen die Mainstream-Presse zu führen, beeindruckt sie.

2012. Die Brüder Koch unterstützen die Präsidentschaftskandidaturen von Newt Gingrich und Mitt Romney, der Sieger am Ende heißt aber Barack Obama. Das Unternehmen wird in diesem Jahr nach Schätzungen 20 Milliarden US-Dollar reicher.

März 2016. Die Koch-Brüder geben bekannt: "Wir planen nicht, uns bei den Vorwahlen zu engagieren". Mehrere Insider bestätigen, dass die Koch-Brüder einen Kampf gegen Donald Trump schlicht für aussichtslos hielten. Bisher habe noch keine Attacke gegen Trump verfangen.

16. Januar 2017. In der Zwischenzeit besitzen laut der britischen Hilfsorganisation Oxfam die reichsten 8 Männer der Forbes-Liste mit einem Vermögen von 426 Mrd. US-Dollar so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Das sind 3,5 Mrd. Menschen. Im Jahr 2012 waren auf der Seite der Waage noch noch die 85 reichsten Personen notwendig um das Gleichgewicht herzustellen.

Liste der reichsten Menschen der Welt im Jahr 2016
(Man könnte fast schreiben die Weltregierung)
  1. Bill Gates (USA)
  2. Amancio Ortega (Spanien)
  3. Warren Buffett (USA)
  4. Carlos Slim Helu (Mexiko)
  5. Jeff Bezos (USA)
  6. Mark Zuckerberg (USA)
  7. Larry Ellison (USA)
  8. Michael Bloomberg (USA)
  9. Charles Koch (USA)
  10. David Koch (USA)
30. Januar 2017. Die politisch einflussreichen Geschäftsleute Charles und David Koch melden sich nun auch wegen Donald Trumps Einreisestopp V1.0 (Executive Order 13769) zu Wort:

"Wir haben eine große Gefahr, weil wir entweder den autoritären Weg gehen können - oder wir können uns auf eine freie und offene Gesellschaft zubewegen".

Selbst Goldman Sachs und der Autobauer Ford blasen ins selbe Horn. Zahlreiche weitere Top-Manager gehen auf Distanz zu Trumps Entscheidung - darunter Mark Zuckerberg von Facebook, Elon Musk von Tesla, Muhtar Kent von Coca-Cola, Jeff Immelt von General Electric, Jack Dorsey von Twitter, Sundar Pichai von Google, Reed Hastings von Netflix, Mike Parker von Nike, Howard Schultz von Starbucks, Brad Smith von Microsoft, Larry Fink von Blackrock, Tim Cook von Apple und etliche andere.

27. November 2017. Der US-Verlags Time, der unter anderem das "Time"-Magazin und die Zeitschrift "Fortune" herausgibt wird für 1,8 Milliarden US-Dollar an den US-Rivalen Meredith verkauft. Das Unternehmen aus dem Bundesstaat Iowa wird dabei finanziell von Charles und David Koch unterstützt. Inklusive aller Schulden wird Time mit 2,8 Milliarden Dollar bewertet, wie die Firmen am Sonntag mitteilten. Durch die Übernahme erreichen die Titel beider Unternehmen zusammen 135 Millionen Leser. Der Deal soll in den ersten drei Monaten 2018 abgeschlossen werden.



Meredith teilt zudem mit, die Industriellenfamilie Koch fungiere als Geldgeber, bekomme aber kein Mitspracherecht bei journalistischen Fragen und Management-Entscheidungen. In der Vergangenheit haben die Koch auch Interesse am Kauf der Zeitungen "Los Angeles Times" und "Chicago Tribune" erkennen lassen.

Mitte 2018. David zieht sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Firma zurück.

2019. Gemäß der Forbes-Liste 2018 beträgt sein Vermögen – wie das seines Bruders David – 43,8 Milliarden US-Dollar. Damit steht er bei Forbes auf Platz 7 in der Liste der reichsten Menschen in den USA und auf Platz 8 der reichsten Menschen der Welt.

Bilder aus Wikimedia Commons
Geldfluss zwischen einigen Non-Profit-Organisationen, welche etwas mit den Koch-Brüder zu tun haben, im Jahr 2012, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, Urheber: Robert Maguire

Quellen