X-59 - Low-Boom Flight Demonstrator |
Die Lockheed Martin X-59 QueSST („Quiet Supersonic Transport“) ist ein im Auftrag der NASA in Planung befindlicher Technologieerprobungsträger zur Entwicklung eines leisen, überschallschnellen Passagierflugzeugs.
Der Spitzname lautet "Son of Concorde". Der Erstflug soll im Jahr 2021 stattfinden.
Geschichte
Februar 2016. Die NASA schließt mit Lockheed Martin einen vorläufigen Vertrag zur Entwicklung eines Überschall-Versuchsflugzeugs.
3. April 2018. Die US-Weltraumbehörde NASA gibt fast 15 Jahre nach dem letzten Start einer Concorde bei der Luftfahrtsparte des Rüstungskonzerns, Lockheed Martin Aeronautics, den Bau eines Prototyps für ein neues Überschallflugzeug in Auftrag. Das Projekt umfasst den Angaben des Flugzeugbauers zufolge ein Volumen von rund 247,5 Millionen US-Dollar.
Lockheed Martin kann sich offenbar auf umfangreiche Vorarbeiten stützen. Wie weit die Lockheed-Techniker sind, ist noch unklar. Bekannt ist bislang nur, dass die Ingenieure in den Skunk-Works-Büros zuletzt unter anderem an Machbarkeitsstudien zur Zukunft der Luftverteidigung, neuartigen Produktionstechniken oder unbemannten Flugsystemen tüftelten. Der Konzern wittert hier enorme Chancen: "Die Fähigkeit, sehr schnell zu fliegen, lässt sich sowohl im zivilen Bereich als auch militärisch einsetzen."
Das neue "X-Plane" soll beim Durchbrechen der Schallmauer dank neuartiger Technologien nur einen "sanften Laut" von sich geben und damit deutlich leiser sein als die dröhnenden Jets des mittlerweile eingestellten britisch-französischen Concorde-Programms. Im Vergleich dazu soll das X-Plane beim Überwinden der Schallbarriere nicht viel lauter als das Schließen einer Autotür klingen.
Die Nasa arbeitet seit einigen Jahren an Techniken, um den Überschallknall zu reduzieren. Dazu wurden beispielsweise Kampfjets der US-Luftwaffe beim Durchbrechen der Schallmauer fotografiert. Das neue Flugzeug soll deshalb einen extrem schlanken Rumpf, geschwungene Delta-Flügel und spezielle Oberflächen haben.
Das neue Experimentalflugzeug soll den Angaben zufolge in einer Höhe von 55.000 Fuß (knapp 17 Kilometer) deutlich über herkömmlichen Verkehrsflugzeugen fliegen und dabei eine Reisegeschwindigkeit von Mach 1,4 (rund 1700 Kilometer in der Stunde) erreichen.
Der Auftrag für Lockheed Martin läuft bis Ende 2021. Dann soll der Low-Boom Flight Demonstrator fertig sein und der Erstflug stattfinden. Bisher existiert ein Modell des Low-Boom Flight Demonstrators, das im Windkanal getestet wurde. Lockheed Martin wird einen Prototyp bauen, der groß genug ist, dass er von einem Piloten gesteuert werden kann. Das Flugzug bekommt eine X-Kennung - die X-Flugzeuge dienen zur Erprobung neuer Techniken oder Bauarten.
Ab Mitte 2022 will die Nasa den Prototypen über ausgesuchten US-Städten fliegen lassen und Reaktionen der Bewohner sammeln. Gebaut werden soll das X-Plane in einem Werk am Standort Palmdale in Kalifornien.
Mit dem neuen X-Flugzeug will die Nasa Flüge über Städte durchführen, um die Schallemissionen zu messen. Die Daten will die NASA der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) sowie der International Civil Aviation Organization (ICAO) zur Verfügung stellen, damit neue Regeln für Überschallflugzeuge geschaffen werden können.
Die US-Luftfahrtbehörde hat das Überfliegen des Hoheitsgebietes der USA mit zivilen Überschallflugzeugen 1973 aus Sicherheitsgründen verboten. Die Transatlantikflüge mit Concorde der beiden einzigen Betreiber British Airways und Air France führten deshalb stets nur bis zur US-Ostküste mit dem Zielflughafen New York.
Der Krach ist jedoch nicht das einzige Problem eines Überschall-Jets. Durch die kürzere Flugdauer ergeben sich zwar kleine Einsparungen etwa bei den Personalkosten, aber die hohe Reisegeschwindigkeit führt zu einem deutlich höheren Sprit-Verbrauch. Diese Kosten werden dazu führen, dass ausschließlich Plätze zu Preisen der Businessklasse und höher angeboten werden können. Hinzu kommt das Akzeptanzproblem: Wie wird die Gesellschaft es in den Zeiten des Klimawandels aufnehmen, wenn neue Maschinen mit extrem hohen Verbrauch in Dienst genommen werden? Der schädliche Einfluss von Jets auf die Atmosphäre ist bekannt und der "Son of Concorde" wäre gewissermaßen die Super-Dreckschleuder über den Wolken.
17. November 2018. Skunk Works beginnt in Palmdale im US-Bundesstaat Kalifornien mit der Fertigung des ersten Bauteils für QueSST X-59.
Bilder aus Wikimedia Commons
X-59 - Low-Boom Flight Demonstrator, Lizenz: Public Domain, Urheber: NASA
Quellen
17.11.2018, Focus, Überschall-Luftverkehr für Passagiere, Lockheed Martin beginnt Bau an QueSST X-59