Donnerstag, 7. Februar 2019

BlackRock

Zentrale von Blackrock
in Midtown Manhattan, New York City (2008)
BlackRock Inc. (englisch: Black Rock – Schwarzer Fels) ist eine 1988 in New York City gegründete Fondsgesellschaft.

Mit 6,29 Billionen US-Dollar (Stand: 31. Dezember 2017, rund 5,52 Billionen €) verwalteten Vermögens stellt sie den größten unabhängigen Vermögensverwalter weltweit dar. Diese Summe ist doppelt so groß wie das deutsche Bruttosozialprodukt, also alle in einem Jahr in Deutschland erzeugten Güter und Dienstleistungen.

BlackRock verwaltet das ihm anvertraute Vermögen und macht daraus noch mehr Vermögen. Nicht durch das Aussaugen intakter Unternehmen, sondern durch die Wahrnehmung strategischer Anteile an bedeutenden Firmen. Wirtschaftsexperten werfen dem US-Unternehmen Blackrock vor, einen zu großen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft auszuüben. Das Risiko wird möglichst klein gehalten, die Anteile reichen aber aus, um die Firmenpolitik beeinflussen zu können. 

Das von Laurence D. Fink geführte Anlage- und Risikomanagementunternehmen ist mit teils erheblichen Beteiligungen an allen 30 DAX-Unternehmen auch der mit Abstand größte Einzelaktionär an der Deutschen Börse. Das weltweite ETF-Geschäft (Exchange-Traded Fund) wird von BlackRocks Tochter iShares dominiert, die annähernd die Hälfte des Marktanteils auf sich vereint. Fink gilt auch als Erfinder jener Hypothekenpapiere, die die Finanzkrise 2007 auslösten.

BlackRock gilt aufgrund ihres wirtschaftlichen und politischen Einflusses als „heimliche Weltmacht“ und weltweit größte Schattenbank und wird deshalb von Journalisten und Fachleuten kritisiert.

Blackrock, der globale Geldriese mit Kunden in 100 Ländern
  • untergräbt als allgegenwärtiger Großaktionär den marktwirtschaftlichen Wettbewerb
  • arbeitet so eng mit Aufsichtsbehörden und Regierungen zusammen, dass die Grenzen zwischen privatem Kapital und dem Staat verschwimmen
  • treibt die Privatisierung der Altersvorsorge voran, um Sparkapital in seine Fonds zu lenken
  • und verfügt über ein starkes Netzwerk politischer Verbindungen, das einer möglichen Regulierung entgegensteht
Zur Sicherung des Erfolgs arbeiten vor Ort prominente Statthalter mit guten Kontakten. Dafür steht in Deutschland Friedrich Merz, der frühere Chef der Unionsfraktion im Bundestag, der seit 2016 den Aufsichtsrat von Blackrock Deutschland führt. Auch in Frankreich ist mit Jean-François Cirelli ein Ex-Politiker Präsident der nationalen Blackrock-Filiale. Früher arbeitete er für Präsident Jaques Chirac sowie dessen Premier und im Wahlkampfstab eines Präsidentschaftskandidaten der Konservativen. Jetzt dient er Emmanuel Macron (Präsident von Frankreich) in der Kommission für den Rückbau des französischen Staates. Wichtiger Punkt auf der Agenda: die Neuorganisation der privaten Altersvorsorge.

In den Forbes Global 2000 der weltweit größten Unternehmen belegt BlackRock Platz 185 (Stand: Geschäftsjahr 2017). Das Unternehmen kam Mitte 2018 auf einen Börsenwert von ca. 87 Mrd. USD.

Größte Anteilseigner an BlackRock sind Fondsgesellschaften und Finanzinstitutionen wie PNC Financial Services, Wellington Management, Vanguard Group und Capital World Investors. BlackRock ist weltweit in 30 Ländern mit 70 Außenstellen vertreten. Die Kunden des Unternehmens verteilen sich auf 100 verschiedene Länder. Der Großteil von BlackRocks Klienten hat ihren Sitz in Europa, darunter UBS, die Europäische Zentralbank und das britische Finanzministerium. BlackRocks Kunden sind Pensionskassen, Stiftungen, Versicherungen und Staatsfonds.

Aufsichtsrats­vorsitzender der im Opernturm in Frankfurt am Main sowie München ansässigen BlackRock Deutschland ist der CDU-Politiker Friedrich Merz. Dort arbeiten etwa 150 Mitarbeiter. Die Fondsgesellschaft hält schon länger beträchtliche Aktienpakte aller 30 deutschen Unternehmen, die im Dax repräsentiert sind. Bei Post, Allianz und Bayer beispielsweise war Blackrock zuletzt mit mehr als sieben Prozent beteiligt, am Dax insgesamt mit 4,5 Prozent. Immer wieder wird berichtet, dass sich die Konzernführung aus New York auch aktiv in die Entscheidungen der deutschen Manager und Managerinnen einmische.

Bei der Großbank ING ist Blackrock Großaktionär und sowohl über die EZB als auch über die niederländische Zentralbank an deren Überwachung beteiligt. Seit Anfang 2017 ist die Online-Tochter der Bank auch ein Vertriebskanal für Blackrock. Dazu kaufte sich der Konzern beim Fintech-Startup „Scalable Capital“ ein, das die automatische Geldanlage per „Robo-Advisor“ vermarktet. Für diese Firma wiederum übernahm die ING Werbung und Vertrieb. Bis heute sammelte sie bereits rund 800 Millionen Euro ein, großteils angelegt in Blackrock-Fonds.

Beteiligungen

BlackRock ist Großaktionär bei Tausenden Unternehmungen weltweit. BlackRock war oder ist größter Einzelaktionär bei den Finanzunternehmen JPMorgan Chase, Bank of America und Citibank, bei Apple, McDonald’s und Nestlé (Stand August 2015) sowie bei den Energiekonzernen Exxon Mobil und Shell (Stand Dezember 2013). Als einzige ausländische Anlagefirma hält BlackRock an allen 30 DAX-Unternehmen umfangreiche Beteiligungen und ist bei einem Drittel aller DAX-Unternehmen größter Einzelaktionär. Über verschiedene Fonds ist BlackRock größter Einzelaktionär bei der Daimler AG, der Deutschen Bank, der Lufthansa, der Bayer AG, der BASF und der Deutschen Börse. Ende 2015 kontrollierte BlackRock durchschnittlich 5,3 Prozent des Aktienkapitals von jedem deutschen DAX-Unternehmen und besitzt rund 10,7 Prozent des von institutionellen Anlegern gehaltenen Streubesitzes im DAX (Stand Juni 2016). Zusammengerechnet sind die DAX-Beteiligungen von BlackRock mehr als 50 Milliarden Euro wert. BlackRock ist mit weitem Abstand größter Einzelaktionär an den Unternehmen der Deutschen Börse.

Datenanalysesystem Aladdin

Laut Fachleuten basiert BlackRocks Erfolg auf dem von Robert Goldstein geleiteten Datenanalysesystem Aladdin der ausgelagerten BlackRock-Tochterunternehmung BlackRock Solutions. Aladdin ist das Akronym für Asset, Liability, and Debt and Derivative Investment Network. Das aus 5000 Großrechnern auf vier unbekannte Standorte verteilte IT-System führt 200 Millionen Kalkulationen pro Woche durch. Ein weiterer Teil von Aladdin sind 2000 IT-Spezialisten, Programmierer und Datenanalysten, die Unternehmens- und Wirtschaftsdaten auswerten.

Das System Aladdin ist in der Lage sekündlich auszurechnen, welchen Wert die Aktien, Bonds, Devisen oder Kreditpapiere haben, die in milliardenschweren Anlageportfolios liegen. Gleichzeitig durchleuchtet Aladdin, wie sich dieser Wert verändern dürfte, wenn sich das Umfeld verändert – die Konjunktur etwa oder die Umsatzzahlen, wenn Währungskurse fallen oder der Ölpreis steigt. Mittels Aladdin bewertet BlackRock die einzelnen Geldanlagen.

Außer den konzerninternen Finanzprodukten von BlackRock in Höhe von 5,12 Billionen US-Dollar wird mit Aladdin auch die Entwicklung von etwa 30 000 Investmentportfolios im Wert von etwa 15 Billionen Euro überwacht. Dieser Vermögenswert entspricht etwa 7 bis 10 % aller Vermögenswerte weltweit, die von über 170 Pensionsfonds, Banken, Versicherungen, Stiftungen und anderen institutionellen Anlegern stammen.

Einfluss

Der Einfluss von BlackRock reicht über das eigene Vermögensportfolio hinaus. Viele andere Großinvestoren greifen auf das Analysesystem Aladdin der BlackRock-Tochter BlackRock Solutions zurück. Dutzende Zentralbanken wie die US-amerikanische FED, die Europäische Zentralbank (EZB), Finanzministerien und Staatsfonds lassen sich von den BlackRock-Experten beraten. So entwarf der Konzern das EZB-Kaufprogramm für Kreditverbriefungen (ABS), weil die Notenbanker Fachwissen von außen brauchten. In Griechenland und Zypern durchstöberte BlackRock als Experte für komplizierte Finanzprodukte die Bankbilanzen und beriet die Regierungen gegen Honorar. Umstritten ist, dass BlackRock persönliche Gespräche mit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, führt. Die EZB, deren Geldpolitik die Finanzmärkte prägt, braucht diesen Austausch nach eigenen Angaben, um die Dynamik an den Märkten zu verstehen. „Doch der direkte Kontakt zur EZB beschert Blackrock einen massiven Informationsvorteil gegenüber kleineren Fondshäusern“, sagt Hans-Peter Burghof, Finanzprofessor der Universität Hohenheim.

Die Journalistin Heike Buchter folgert im Handelsblatt aus ihren Recherchen: „Keine Regierung, keine Behörde hat einen so umfassenden und tiefen Einblick in die globale Finanz- und Firmenwelt wie BlackRock.“ Die Wirtschaftsjournalistin Miriam Braun der Deutschen Welle veröffentlichte im August 2015 den Artikel Blackrock – Die heimliche Weltmacht., in der sie sich mit den globalen Aktivitäten des Vermögensverwalters auseinandersetzt.

Kritik

BlackRock ist wegen mehrerer Einsätze für die US-Regierung stark in die Kritik geraten, da das Unternehmen bei annähernd allen Rettungsaktionen während der Finanzkrise 2007/2008 beteiligt war. Allein für die Abwicklung der Portfolios der Investmentbank Bear Stearns und des Versicherungsunternehmens AIG erhielt BlackRock mindestens 180 Millionen Dollar von der US-Notenbank FED unter dem damaligen Vorsitzenden Ben Bernanke. Danach unterstützte BlackRock die US-amerikanische Zentralbank bei Milliardengeschäften mit Hypothekenpapieren und beriet sie beim Einstieg bei der Citigroup. Die FED heuerte zudem BlackRock-Experten an, um die öffentlich-rechtlichen Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac zu untersuchen. BlackRock agierte während der Finanzkrise auf Risiko und Kosten der Steuerzahler. „BlackRock gehört zu den großen Gewinnern der Rettungsaktion“, sagte Michael Smallberg vom Project on Government Oversight, einer unabhängigen Organisation in Washington, die Entscheidungen der US-Regierung kontrolliert.

Der Hedgefondsinvestor Carl Icahn urteilt, dass BlackRock „eine Bedrohung für die globalen Finanzmärkte“ und „eine extrem gefährliche Firma“ ist. Icahn begründet diese Einschätzung mit dem Übergewicht von börsennotierten Fondsprodukten wie dem ETF-Geschäft, die er als illiquide erachtet. „Sie verkaufen Liquidität. Aber es gibt keine Liquidität. Darum geht es. Und das ist es, was es in die Luft sprengen wird“. In einem von NBC übertragenen Schlagabtausch mit BlackRock-CEO Fink warnte Icahn vor BlackRocks Marktmacht.

Kritiker befürchten, dass, wenn wenige große Investoren einen großen Anteil des Aktien- oder Anleihemarktes beherrschen und diese Investoren plötzlich alle gleichzeitig verkaufen wollen oder müssen, niemand mehr da ist, der ihnen die Papiere abkaufen kann. Das Problem wird umso größer, wenn die Investoren gezwungen sind zu verkaufen, weil sie – wie BlackRock – mit ihren Fonds Indizes abbilden und dem allgemeinen Markttrend folgen müssen. Der Absturz würde dann noch verstärkt. Manch ein Markt könnte sogar ganz austrocknen.

Gleiche Bedenken ergaben die Auswertungen einer Studie der Ökonomen Massimo Massa, David Schumacher und Yan Wang: Anleger würden nervös werden, wenn einzelne Investoren zu große Aktienpakete halten. Denn das mache es im Krisenfall schwierig, die Papiere zu verkaufen. BlackRock sei dabei so etwas wie der „Elefant im Teich“, der potenziell das „Boot zum Schaukeln“ bringen könne.

Geschichte

1988. BlackRock wird als interne Finanzmanagementgruppe des Private Equity- und Hedgefonds­betreibers Blackstone Group gegründet.

1994. Die zunächst auf Hypothekendeals und festverzinsliche Anlagen spezialisierte Gruppe spaltet sich nach einer Entwicklung zum Vermögensverwalter endgültig von Blackstone ab und gründet unter den beiden noch heute tätigen Unternehmensführern Larry Fink und Robert S. Kapito die BlackRock Inc. Neben Fink und Kapito waren die Finanzproduktexperten Susan Wagner, Ralph Schlosstein, Barbara Novick, Ben Golub, Hugh Frater und Keith Anderson Mitbegründer von BlackRock.

1995. Es erfolgt ein Zusammenschluss mit der PNC Financial Services, wobei BlackRock die Zuständigkeit für die offenen Investmentfonds von PNC übernimmt und PNC für die Verwaltung der Obligationsanlagen zuständig wird. 

1999. BlackRock geht an die Börse. Danach wird BlackRock unter dem Kürzel BLK an der New York Stock Exchange gelistet.

2006. Im Zuge einer expansiven Unternehmensstrategie fusioniert BlackRock mit Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) und verwaltet damit Vermögen in Höhe von 1,1 Billionen US-Dollar. Zu diesem Zeitpunkt ist BlackRock bereits einer der weltgrößten Vermögensverwalter.

1. Oktober 2007. Von der Quellos Capital Management wird deren Dachfondsgeschäft übernommen. 

18. März 2008. Die US-Zentralbank Federal Reserve meldet sich bei BlackRock. Über Nacht hat die „Fed“ die faulen Wertpapiere der insolventen Investmentbank Bear Stearns übernommen, und Timothy Geithner, Chef der Aufsicht und späterer Finanzminister, engagiert Blackrock für die Abwicklung.

Juni 2009. Über Nacht verdoppelt sich das verwaltete Vermögen. Das Unternehmen übernimmt von Barclays die gesamte Vermögensverwaltung Barclays Global Investors (BGI) einschließlich iShares für 13,5 Milliarden US-Dollar und steigt mit mittlerweile 3,3 Billionen US-Dollar zum weltgrößten Vermögensverwalter auf. Mit BGI wechselt einer der bedeutendsten Anbieter von börsengehandelten Fonds (ETF) den Besitzer.

Barbara Novick (Blackrock-Vizechefin), beschreibt diesen Erfolg als „Demokratisierung“ der Aktienanlage, weil ein jeder auch mit kleinen Summen einsteigen könne. Doch dieser Prozess verändert zugleich fundamental die Struktur der westlichen Marktwirtschaften. Je größer das Volumen des „passiv“ verwalteten Kapitals wird, um so mehr konzentriert sich der Aktienbesitz bei einigen wenigen Fondsverwaltern. Neben Blackrock operieren auch die US-Finanzfirmen Vanguard und State Street schon im Billionen-Dollar-Bereich. Die großen Drei, wie sie in der Branche genannt werden, halten ihre Aktienvermögen zwar nur im Auftrag ihrer Kunden. Aber das damit verbundene Stimmrecht als Aktionär erzeugt eine noch nie dagewesene potenzielle Macht.

Dezember 2010. Die irische Zentralbank ruft BlackRock nachdem sie bei der Aufsicht kläglich versagt hat. Irland musst sich bei den anderen Eurostaaten und dem Internationalen Währungsfonds 50 Milliarden Euro leihen, um vier Großbanken zu retten. Aber der IWF, so berichtet später die Bank of Ireland, besteht auf einer „unabhängigen“ Prüfung durch Externe, „das führt, natürlich, zur Ernennung von Blackrock“. Eine Ausschreibung findet nicht statt, und Fink frohlockt gegenüber Investoren über den „gigantischen Auftrag“. Doch das ist nur der Anfang. Zwei weitere Großaufträge in Dublin folgen.

2012. Der IWF bringt die Blackrock-Truppe auch in Griechenland ins Geschäft, ebenfalls ohne Ausschreibung. Dort operiert das Team zunächst klandestin. Unter dem Decknamen „Solar“ bezog Finks Eingreiftruppe ein Büro in einem schäbigen Athener Viertel, die Mitarbeiter wurden angewiesen, keine Logos der Firma zu zeigen. Umgeben von Strip-Clubs und ausgebrannten Ruinen prüften die Berater die Daten aller 18 griechischen Banken und formulieren den Plan, wie sie fusioniert werden sollten.

Die Prüfung der daraus entstandenen vier Großbanken vergibt die griechische Zentralbank 2013 erneut an „Blackrock Solutions“ und genauso 2015 den Auftrag für die Abwicklung von deren faulen Krediten. Im Juli 2015 kommt heraus, dass Blackrock griechische Schuldtitel zu Niedrigstpreisen gekauft hat. Mit der Firma Artum investiert der Konzern auch in das Immobiliengeschäft, das mit der erzwungenen Privatisierung des Staatsbesitzes in Schwung kommt. Passend dazu wechselt ausgerechnet Paschalis Bouchoris, der Leiter des damit beauftragten staatlichen Fonds, auf den Chefposten der griechischen Blackrock-Tochter. All das geschieht unter Aufsicht der Beamten von EU-Kommission und EZB, die ansonsten mit eiserner Hand jeden Schritt der Athener Regierung kontrollieren.

Dass da ein Konzern mit besten Insiderinformationen auf allen Seiten spielt, ist für Kontrolleure der Euro-Finanzminister kein Thema. Im Gegenteil: Auch die Notenbanken in Frankreich, Spanien und den Niederlanden heuern Blackrock für die Bankenaufsicht an. Die Konditionen der Verträge sind durchweg geheim. Es handele sich „um vertrauliche Informationen der Finanzaufsicht“, erklärt ein Zentralbanksprecher ganz ohne Ironie.

Ab Oktober 2012. Der Schweizer Ökonom und Politologe Philipp Hildebrand betreut bei BlackRock in London als Vice-Chairman (Co-Vorsitzender) institutionelle Anleger in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Asien sowie Investoren aus dem pazifischen Raum. Zuvor war er Präsident der Schweizer Notenbank. Nun pflegt er guten Kontakt zu seinen früheren Kollegen bei der Europäischen Zentralbank (EZB), der Bank of England und der Federal Reserve. Gemeinsam sind sie Mitglied der „Group of Thirty“, einem privaten Club für diskrete Gespräche unter den Mächtigen der Finanzwelt. So verkörpert Hildebrand einen besonders starken Fangarm von Blackrock: die direkte Verbindung zu den Zentralbanken. Mit „BlackRock Solutions“, wie der Consulting-Zweig heißt, dringt die Geldkrake bis zum Allerheiligsten des Geschäfts vor: den Kreditbüchern der Banken, die auch alle Daten der Kreditnehmer preisgeben.

2013. Die Finanzaufsicht Bafin sorgt dafür, dass Blackrock nicht bei der Frankfurter BHF Bank einsteigen kann. Zu wenig Transparenz, zu wenig Spielregeln, an die sich Blackrock halten müsse.

2014. EZB-Präsident Mario Draghi lässt die Mitarbeiter seines Club-Freundes Hildebrand ein Konzept zum Kauf von besicherten Wertpapieren entwickeln. 

2015. Die Bafin verhängt gegen BlackRock ein Bußgeld von über drei Millionen Euro, weil dieser seinen Pflichten über gehaltene Stimmrechtsanteile und Finanzinstrumente nicht rechtzeitig nachgekommen war. Fink zeigt für die Strenge der Aufsichtsbehörden sogar Verständnis: "Wenn ich auf der Seite der Aufsichtsbehörde säße, würden mich viele in der Branche nicht mögen. Denn ich würde sogar weitaus aggressiver vorgehen, als viele denken, um zu verhindern, dass einzelne Fonds zu einer Gefahr für das Finanzsystem werden." 

2016. Der deutsche Ökonom Martin Schmalz von der US-Universität Michigan veröffentlicht gemeinsam mit zwei Kollegen eine spektakuläre Untersuchung. Diese baut auf eine einfache, aber logische Hypothese: Die gemeinsamen Eigentümer von Firmen derselben Branche haben nichts davon, wenn sich ihre Unternehmen gegenseitig unterbieten. Der Wert ihres gesamten Portfolios bleibt im besten Fall gleich, wenn eine Firma auf Kosten einer anderen an Umsatz gewinnt. Wenn im Preiswettbewerb die Gewinne schrumpfen, sinkt er sogar. Ohne harte Konkurrenz dagegen können alle Unternehmen gemeinsam auf Kosten der Verbraucher den Gewinn steigern und ihr Wert legt zu.

Er und zwei Kollegen analysierten die US-Luftfahrtindustrie, wo das Phänomen am weitesten fortgeschritten ist. Bei allen vier großen Fluggesellschaften stellten Blackrock und Vanguard zwei der vier größten Aktionäre, und prompt wurden die Forscher fündig. Sie wiesen nach, dass die Kunden bis zu zehn Prozent höhere Preise zahlen müssen, als es bei dem früher üblichen harten Wettbewerb zu erwarten gewesen wäre. Ein ähnliches Resultat ergab sich für die Bankbranche. Je höher die Eigentümerkonzentration in einer Region war, umso höher waren die Kontogebühren und umso weniger Zins erhielten die Kunden.

Die deutsche Monopolkommission setzt prompt eine eigene Untersuchung an. Es gebe gebe „ein wesentliches wettbewerbsverzerrendes Potenzial durch indirekte Horizontalbeteiligungen zwischen Portfoliounternehmen desselben Wirtschaftsbereichs über institutionelle Investoren“ schrieben die Kartellexperten in ihr Gutachten für die Bundesregierung.

Christian Staub, bis 2017 Deutschlandchef von BlackRock, legt beim Bundeswirtschaftsministerium Widerspruch gegen die Expertise der Monopolkommission ein. Da werde den Kritikern „eine empirische Gewissheit bescheinigt, ohne dass diese von anderen Experten auf ihre Richtigkeit hin überprüft wurden“, klagt er.

Derweil  holt die EZB ein Blackrock-Team für mehrere Monate ins Haus, um den „Stresstest“ für die 39 größten Banken der Eurozone durchzuführen. Die Berater wirken so an der Aufsicht all der Banken mit, an denen ihr Arbeitgeber selbst große Aktienpakete hält.

Zur Begründung teilt die EZB mit, die rund 1000 Mitarbeiter der EZB-Bankenaufsicht genügten „nur für die alltägliche Arbeit“. Für „große und zeitweilige Projekte wie den Stresstest“ werde „externe Unterstützung“ benötigt, und Blackrock habe eine entsprechende Ausschreibung gewonnen. Wie viele Leute der Konzern schickt, und was für ihre Arbeit bezahlt wird, ist allerdings geheim – ein bizarrer Vorgang.

Hier werde „einem privaten Unternehmen eine hoheitliche Aufgabe anvertraut, das ist grundsätzlich falsch“, mahnt der Bankökonom Martin Hellwig, ehemals Chef der Monopolkommission und bis 2017 Leiter des Max-Planck-Instituts für Gemeinschaftsgüter.

Die EZB-Beamten haben dagegen kein Problem damit. „Die Vertraulichkeit der gegebenen Informationen“ sei „vertraglich gesichert“, versichert ein Sprecher. Es gebe eine „chinesische Mauer“ zwischen den angeheuerten Beratern und den übrigen Aktivitäten von Blackrock, sagt auch ein mit den Vorgängen vertrauter Experte. Jeder Einzelne müsse eine „Verschwiegenheitserklärung“ unterzeichnen, und die Mitnahme von Daten sei technisch ausgeschlossen. Ohnehin ergebe es für Blackrock keinen Sinn, „mit unseren Informationen Insider-Geschäfte zu machen.“ Käme das raus, „würde es das Unternehmen zerstören“.

Ab März 2016. Der deutsche Rechtsanwalt, Lobbyist und ehemalige CDU-Spitzenpolitiker Friedrich Merz zum Aufsichtsratsvorsitzenden (active chairman) und Berater der BlackRock Asset Management Deutschland AG benannt. Die deutschen Geschäftsstellen von BlackRock befinden sich in der 23. Etage des Opernturms in Frankfurt am Main sowie in der Max-Joseph-Straße in München.

Das Unternehmen teilt mit, dass seine Aufgabe über die reine Aufsichtsfunktion hinausginge. Er solle eine "weiter gefasste Beraterrolle einnehmen, in der er die Beziehungen mit wesentlichen Kunden, Regulierern und Regulierungsbehörden in Deutschland für Blackrock fördern wird". Merz ist also der zentrale Lobbyist für Blackrock in Deutschland und wirkt – wenn er seinen Job gut gemacht hat – darauf hin, dass der Staat dem Unternehmen möglichst wenige Hindernisse in den Weg legt.

Während Merz für Blackrock in Deutschland den Türöffner spielt und in der deutschen und internationalen Finanzwelt große Fusionen begleitet, lässt er zwei Fäden nie ganz abreißen: die zu den Mittelstands- und Wirtschaftsflügeln der CDU und die in die wichtigen wirtschaftspolitischen Redaktionen wie etwa von Handelsblatt und ­Wirtschaftswoche. Spielwiesen: exklusive Unternehmergespräche am Tegernsee etwa oder der Hintergrundkreis des Bundesverbandes der Deutschen Industrie.

2017. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trifft Fink in diesem Jahr zwei Mal. Dafür macht zunächst Macrons Finanzminister dem Geldfürsten in New York seine Aufwartung. Dann empfängt ihn der Präsident exklusiv in der vergoldeten Pracht des Elysée-Palasts. Anschließend geleitet man Fink zum Hôtel de Matignon für ein Tête-à-Tête mit Premierminister Edouard Philippe. Im September ist Fink erneut geladen, dieses Mal zum Treffen über die anstehende Privatisierung der Staatsunternehmen.

30. Januar 2017. Die politisch einflussreichen Geschäftsleute Charles und David Koch melden sich nun auch wegen Donald Trumps Einreisestopp V1.0 (Executive Order 13769) zu Wort:

"Wir haben eine große Gefahr, weil wir entweder den autoritären Weg gehen können - oder wir können uns auf eine freie und offene Gesellschaft zubewegen".

Selbst Goldman Sachs und der Autobauer Ford blasen ins selbe Horn. Zahlreiche weitere Top-Manager gehen auf Distanz zu Trumps Entscheidung - darunter Mark Zuckerberg von Facebook, Elon Musk von Tesla, Muhtar Kent von Coca-Cola, Jeff Immelt von General Electric, Jack Dorsey von Twitter, Sundar Pichai von Google, Reed Hastings von Netflix, Mike Parker von Nike, Howard Schultz von Starbucks, Brad Smith von Microsoft, Larry Fink von Blackrock, Tim Cook von Apple und etliche andere.

Februar 2017. George Osborne, der nach dem Brexit-Referendum in Großbritannien seinen Posten als Finanzminister verliert, wird bei Blackrock zum bestbezahlten Lobbyisten des Landes. Für vier Arbeitstage pro Monat bezahlt ihn Blackrock mit umgerechnet rund 750 000 Euro jährlich, das sieht nach einer Belohnung aus. Während seiner Amtszeit trifft sich der Minister mindestens fünf Mal mit Blackrock-Vertretern, und er gewährt dem Konzern einen Vortrag zum Honorar von umgerechnet 40.000 Euro. Zur selben Zeit trifft die Regierung lukrative Entscheidungen für die Fondsbranche. So müssen Sparer in Pensionsfonds ihre Rente nicht mehr in jährlichen Raten beziehen, sondern können sich nun die gesamte angesparte Summe auszahlen lassen und selbst anlegen. Das habe im Vereinigten Königreich Altersersparnisse im Wert von 25 Milliarden US-Dollar „in Bewegung gesetzt“, erklärt Fink-Partner und Blackrock-Präsident Robert Kapito bei einer anschließenden Telefonkonferenz. Zudem verschafft Osborne der Branche noch eine Steuererleichterung von jährlich rund 200 Millionen Euro.

April 2017. Fink prahlt beim Wirtschaftssender Bloomberg TV: „In den letzten paar Wochen hatte ich Treffen mit vier Staatschefs“.

Juni 2017. Das Bundeswirtschaftsministerium schickt dem Bundestag eine Stellungnahme, wie sie auch die Presseabteilung von Blackrock hätte schreiben können. Die Regierung, so heißt es da, sehe „ein grundsätzliches Problem bei der empirischen Untersuchung des Phänomens“ , weil die Faktoren für Unternehmensentscheidungen „nicht eindeutig bestimmt werden“ könnten. Folglich handele es sich nur um eine „theoretische Vermutung“. Mit anderen Worten: Es gibt gar kein Problem.

3. Quartal 2017. BlackRock verwaltet nun ein Vermögen von annähernd 6 Billionen US-Dollar.

4. Oktober 2017. Der Reformplan der regierenden Republikaner sieht vor, dass die Unternehmenssteuer von derzeit 35 Prozent auf 20 Prozent gesenkt wird. Trump selbst wollte den Satz eigentlich sogar auf 15 Prozent senken. Viele multinational agierende Konzerne zahlen allerdings weniger, denn sie machen reichlich Gebrauch von Schlupflöchern im Steuergesetz.

Warren Buffett und Larry Fink äußern nun Zweifel, ob Donald Trumps "größte Steuersenkung der Geschichte" in der angestrebten Größenordnung nötig ist.

"Wir haben eine Menge von Firmen", sagt Buffett dem Sender CNBC. "Ich glaube nicht, dass irgendeine von denen in der Welt nicht wettbewerbsfähig ist wegen des Unternehmensteuersatzes." Normalerweise mache er seine Anlageentscheidungen nicht von Steuerfragen abhängig. Doch diesmal sei das für seine Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway von Bedeutung.

Fink betont, eine Reduzierung des Satzes auf 27 Prozent wäre für die US-Firmen bereits ausreichend und würde den Staatshaushalt weniger belasten. "Was da vorgeschlagen wird, bedeutet eine ziemlich starke Ausweitung unserer Defizite".

Dezember 2017. Die OECD, bei der die Wohlstandsstaaten ihre Wirtschaftspolitik koordinieren, lädt zu einer internationalen Anhörung zum Thema nach Paris.

Auch die EU-Kommission meldet Bedenken an. Es sei „zunehmend üblich, dass dieselben Investoren Aktien verschiedener Unternehmen derselben Branche halten“, erklärt EU-Kommissarin Margrethe Vestager, Chefin der EU-Kartellaufsicht. „Für diese ist Wettbewerb nicht so attraktiv“, bemerkt die streitbare Dänin spitz. Ihre Behörde gibt darum eine ausführliche Studie über die Folgen in der EU in Auftrag gegeben, bestätigt die Behörde gegenüber Investigate Europe.

Anfang 2018. Bei den Cum-Ex-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln fällt zum ersten Mal der Name Blackrock. Die Vernehmungsbeamten werden offenbar gleich hellhörig. Einer von mehreren Kronzeugen, der zum wiederholten Male aussagt über Deutschlands größten Steuerraubzug, weiß ein klein wenig zu berichten über den größten Vermögensverwalter der Welt. Die Rede ist von börsengehandelten Indexfonds, bekannt als ETFs, die computergestützt die Wertentwicklung von Aktienindizes wie dem Dax nachbilden. Und von Blackrocks Marke iShares, dem weltweit größten Anbieter solcher Fonds.

16. Januar 2018. Die Chefs fast aller Weltkonzerne in Europa und Amerika erhalten den gleichen Brief von Laurence Fink. Und der Absender aus New York schreibt in einem Ton, den die Mächtigen der globalen Wirtschaft nicht gewohnt sind.

Die „Besitzer von Kapital haben seit der Finanzkrise enorme Gewinne eingestrichen“, und „gleichzeitig müssen viele Menschen mit geringem Lohnwachstum und unzureichender Altersvorsorge leben“, hieß es darin. „Diese Trends sind die wesentliche Ursache für die Angst und die Polarisierung, die wir in der ganzen Welt beobachten“, beklagt der Autor und forderte radikale Veränderungen. Der „finanzielle Erfolg“ reiche nicht mehr, um Unternehmen zu erhalten. Vielmehr sollten sie auch „einen sozialen Zweck“ erfüllen, schreibt er. Sie müssten „allen einen Nutzen bringen, Ihren Aktionären genauso wie Ihren Angestellten und Kunden. Andernfalls würden sie „Ihre Existenzberechtigung verlieren. Wir werden die Verantwortung wahrnehmen, diesen Wandel voranzutreiben“, kündigt der Briefeschreiber an.

21. März 2018. Die PNC ist mit 25 % BlackRocks größter Anteilseigner. Weitere Anteile haben die Vanguard Group (6,23 %), BlackRock Inc. (5,27 %), Capital World Investors (5,16 %) und die Wellington Management Group (4,37 %).

April 2018. Die Anteile von BlackRock an 28 der 30 im DAX gelisteten Unternehmen sind: Vonovia (8,62 %), Merck (7,20 %), Bayer (7,17 %), Deutsche Post (7,00 %), Allianz (6,90 %), Munich Re (6,84 %), E.ON (6,75 %), BASF (6,61 %),  Deutsche Börse (6,46 %), Deutsche Bank (6,38 %), Fresenius Medical Care (6,28 %), Siemens (5,74 %), Adidas (5,50 %), Linde (5,32 %), Infineon (5,23 %), SAP (5,13 %), Commerzbank (5,09 %), Lufthansa (4,99 %), Fresenius (4,95 %), RWE (4,92%), Deutsche Telekom (4,91 %), Covestro (4,62 %), HeidelbergCement (4,49 %), Daimler (4,16 %), Continental (3,08 %), Thyssenkrupp (3,06 %), BMW (3,02 %), Beiersdorf (2,68 %).

Auch am Rüstungskonzern Rheinmetall hält BlackRock einen signifikanten Anteil.

Nach Berechnung des Forschungsteams Corpnet von der Universität Amsterdam stellen die „Big Three“ bei 88 Prozent der 500 führenden US-Konzerne den größten Aktionär. Faktisch sind sie nun deren „permanentes Leitungsgremium“, konstatieren die Corpnet-Forscher. Das gleiche Muster ergibt sich in Europa. Allein bei den 30 Dax-Konzernen, so zeigt die Datenbank „Thomson One“ des Informationsdienstes Thomson Reuters, hält Blackrock Aktien im Wert von mehr als 90 Milliarden Euro oder rund acht Prozent des Gesamtkapitals und stellt einen der größten drei Aktionäre. In den anderen großen EU-Staaten ist es ähnlich 

Blackrock unterhält in Brüssel eine bestens ausgestattete Vertretung. Seit 2011 verzehnfachte es die Ausgaben für EU-Lobbying von 150.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Vielfach erscheinen Blackrock-Lobbyisten auf den Terminlisten von EU-Kommissar und Vizepräsident Valdis Dombrovskis sowie seinem Stabschef, die für die Finanzmarktregulierung zuständig sind. Alle Vorschläge zur Regulierung von „Schattenbanken“, wie auch Blackrock eine ist, sind seither nicht weit gediehen. Der eigentliche Jackpot aber winkt mit der geplanten Einführung von pan-europäischen Pensionsfonds. Die Privatisierung der Altersvorsorge ist schon bisher die wichtigste Quelle für Blackrocks Aufstieg. Kommissar Dombrovskis will die zugehörigen Fonds nun von den Arbeitgebern lösen. Die Sparer sollen individuell über die Anlage entscheiden, und Blackrock könnte mit Kampfpreisen einen weiteren Billionenmarkt aufrollen. Ein Pilotprojekt für das Vorhaben gibt es bereits. Der von der EU-Kommission geförderte Fonds „Resaver“ bietet eine Altersvorsorge für Wissenschaftler. Das Anlagemanagement ging prompt an Blackrock.

26. Juni 2018. Als die Staatsanwaltschaft Köln die Durchsuchungsbeschlüsse für eine größere Razzia im November erwirkt, geht es noch nicht um Blackrock.

26. Oktober 2018. Die Ermittler haben erst jetzt genug Informationen, um beim Amtsgericht Köln auch wegen Blackrock vorstellig zu werden. Das Gericht ordnet daraufhin an, auch die Fondsgesellschaft zu filzen.

30. Oktober 2018. Friedrich Merz verkündet in einer Pressemitteilung seine Kandidatur für den Parteivorsitz bei der CDU: 

""Ich habe mich nach reiflicher Überlegung und nach zahlreichen Gesprächen entschieden, auf dem Bundesparteitag in Hamburg für den Vorsitz der Christlich Demokratischen Union Deutschlands zu kandidieren. Wir brauchen in der Union Aufbruch und Erneuerung mit erfahrenen und mit jüngeren Führungspersönlichkeiten." Er sei bereit, dafür Verantwortung zu übernehmen. Auch wolle er alles dafür tun, um den "inneren Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit der CDU Deutschlands zu stärken.

Angela Merkel verdient Respekt und Anerkennung für ihre Leistungen in 18 Jahren an der Spitze der Partei. Damit hat die CDU Deutschlands nun die Chance, sich neu aufzustellen und eine neue Parteiführung zu wählen."

Damit tritt Merz gegen CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn an. Bereits vor mehreren Wochen haben zudem weitere Bewerber ihren Hut in den Ring: der hessische Unternehmer Andreas Ritzenhoff, der Bonner Völkerrechtsprofessor Matthias Herdegen sowie Jan-Philipp Knoop, ein Berliner Jura-Student.

31. Oktober 2018. Einem Bericht des Spiegel zufolge arbeitet BlackRock bereits an einer Lösung, um "ohne Gesichtsverlust auseinanderzugehen". Nach den Worten eines nicht näher benannten Insiders gebe es "keinen Weg zurück zu Blackrock", sollte Merz' Kandidatur scheitern. Dem widerspricht Blackrock-Chef Larry Fink in einem wenige Stunden später verschickten Statement: "BlackRock und Friedrich Merz pflegen weiterhin eine hervorragende Beziehung", heißt es darin. "Er bleibt Aufsichtsratsvorsitzender von Blackrock in Deutschland. Wenn er nicht Vorsitzender der CDU wird, würden wir es sehr begrüßen, wenn er weiterhin mit Blackrock zusammenarbeitet." Blackrock kann also noch darauf hoffen, dass Merz nicht gewählt wird.

1. November 2018. Laut einer ""repräsentativen" Umfrage des Instituts YouGov bevorzugen 23 Prozent der Befragten den ehemaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Friedrich Merz gegenüber den beiden anderen prominenten Kandidaten Annegret Kramp-Karrenbauer (17 Prozent) und Jens Spahn (7 Prozent) als Nachfolger für Angela Merkel. 36 Prozent der Befragten wünschen sich demnach keinen der Kandidaten, die übrigen machten keine Angabe.

YouGov ist ein börsennotiertes britisches Markt- und Meinungsforschungsinstitut, das international tätig ist. Zu den größten Aktionären zählen die Investmentgesellschaften BlackRock, Liontrust Asset Management und Standard Life Aberdeen.

Der Vermögensverwalter Blackrock erklärt an diesem Tag, er habe sich nie an fragwürdigen Steuergeschäften zulasten der Staatskasse beteiligt: "Blackrock hat weder Cum-Cum- noch Cum-Ex-Geschäfte aufgesetzt und war auch nicht daran beteiligt. Derartige Aktivitäten gehören nicht zum Geschäftsmodell von Blackrock."

6. November 2018. Beamte der Kölner Staatsanwaltschaft durchsuchen Geschäftsräume des Vermögensverwalters Blackrock in München wegen umstrittener Cum-Ex-Geschäfte. Ein Konzernsprecher sagt: "Blackrock arbeitet in einer laufenden Untersuchung im Zusammenhang mit Cum-Ex-Transaktionen im Zeitraum 2007 bis 2011 uneingeschränkt mit den Ermittlungsbehörden zusammen."

Ob Mitarbeiter von Blackrock beschuldigt werden oder die Konzern-Niederlassung sozusagen im Zeugenstatus durchsucht worden ist, bleibt offen. Die Staatsanwaltschaften München und Köln möchten sich nicht äußern. Bekannt ist allerdings, dass die Staatsanwaltschaft Köln in dem Cum-Ex-Steuerskandal im Umfeld zahlreicher Banken ermittelt und inzwischen eine dreistellige Zahl von Beschuldigten führt.

Friedrich Merz verspricht am Abend in Düsseldorf umfassende Aufklärung: Er habe in Deutschland den Blackrock-Vorstand "angewiesen, mit den Ermittlungsbehörden zusammenzuarbeiten und alle Dokumente auf den Tisch zu legen. Es wird hier alles aufgeklärt und wir werden daran aktiv mitarbeiten. Das wird der Vorstand nach meiner Weisung tun."

Ermittler sind offenbar auch bei der Hypo-Vereinsbank (HVB) in München angerückt. Gegen die Bank gibt es keine neuen Vorwürfe - es soll lediglich darum gehen, Material zu beschaffen, das andere Beschuldigte betrifft. Die Bank hat im Zusammenhang mit Cum-Ex schon vor Jahren reinen Tisch gemacht.

7. November 2018. Die Staatsanwaltschaft Köln stellt klar: Gegen den Blackrock-Aufsichtsratschef Merz lägen „keine Verdachtsmomente für die Begehung einer Straftat oder Ordnungswidrigkeit vor“.

8. November 2018. Für die US-amerikanischen Midtermwahlen wurden 5,2 Milliarden US-Dollar gespendet. So viel wie nie zuvor.

Nach Berechnungen der Tageszeitung "Die Welt" spendeten davon deutsche Firmen mindestens 2,63 Millionen US-Dollar. Der Chemie-Riese BASF (Anteil von BlackRock 6,61%) soll am meisten Geld gespendet haben: 632.000 US-Dollar. Auf Platz zwei folgt demnach die Deutsche Telekom (4,91%) mit 604.000 Dollar.

Insgesamt haben demzufolge 17 deutsche Unternehmen Geld gegeben, darunter auch Daimler (Anteil von BlackRock 4,16%), Schaeffler, Bayer (7,17%), Boehringer Ingelheim, Fresenius (4,95%), HeidelbergCement (4,49%), Merck (7,20%) und Siemens (5,74%), Deutsche Bank (6,38%) sind ebenfalls an den Spenden beteiligt.

60 Prozent aller Spenden gingen demnach an die Republikaner und damit an den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Der IT-Konzern SAP (Anteil von BlackRock 5,13%) präferierte hingegen die oppositionellen Demokraten.

Bilder aus Wikimedia Commons
Zentrale von Blackrock in Midtown Manhattan, New York City (2008), Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, Urheber: Americasroof at English Wikipedia

Quellen
07.11.2018, Welt, BASF, Telekom & Co., Für wen deutsche Konzerne im US-Wahlkampf spendeten
06.11.2018, Sueddeutsche, Merz zu Blackrock: "Es wird hier alles aufgeklärt"
02.11.2018, Tagesspiegel, Blackrock, Was hinter dem Unternehmen steckt, in dem Friedrich Merz Aufsichtsrat ist