Sonntag, 31. Oktober 2021

Islamischer Staat (IS, ISIS)

Flagge des Islamischen Staats
Der sogenannte Islamische Staat (IS, arabisch الدولة الإسلامية, DMG ad-daula al-islāmīya) ist eine seit 2003 terroristisch agierende salafistische Miliz mit tausenden Mitgliedern.

2004 war die Gruppierung unter al-Qaida im Irak (AQI) und von 2011 bis Juni 2014 unter Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS), arabisch الدولة الإسلامية في العراق والشام, DMG ad-daula al-islāmiyya fī l-ʿIrāq wa-š-Šām, bzw. dem transkribierten arabischen Akronym Daesch bzw. Daesh (داعش, DMG Dāʿiš), sowie unter dem Namen Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) bekannt.

Der IS war zu keinem Zeitpunkt als Staat im Sinne des Völkerrechts anerkannt. Die Organisation  kontrollierte bis Dezember 2017 Teile des Irak sowie bis März 2019 Teile Syriens. Im Irak tötete der IS durch Anschläge über 6000 Menschen. 

Der IS kämpfte im syrischen Bürgerkrieg gegen die Regierung von Präsident Baschar al-Assad, aber auch gegen die Freie Syrische Armee sowie gegen die kurdische Minderheit im Norden. Ab August 2014 waren IS-Stellungen Ziele von Luftangriffen einer internationalen Allianz, an der sich seit September 2014 mehrere westliche und arabische Staaten beteiligen. Weiterhin kämpfte der IS im zweiten libyschen Bürgerkrieg ab 2014 gegen die politischen Lager West- und Ostlibyens, wurde aber im August 2016 aus seiner lokalen Hochburg Sirte vertrieben und in den Untergrund gedrängt.

Der Irak und die Länder der Levante
(in heutigen Grenzen)
Das letzte Dorf unter Kontrolle des IS innerhalb Syriens war al-Baghuz Fawqani, das am 23. März 2019 von SDF-Kämpfern erobert wurde. Seitdem hat sich die Berichterstattung über Aktivitäten des IS überwiegend nach Afghanistan und auf den Kontinent Afrika verlagert, obwohl der IS nach der Schlacht von Baghuz weiter Angriffe in Syrien und dem Irak verübte.

Der IS ist auch in anderen Staaten aktiv und wirbt um Mitglieder für Bürgerkriege sowie Terroranschläge. Sie wird des Völkermords, der Zerstörung von kulturellem Erbe der Menschheit wie auch anderer Kriegsverbrechen beschuldigt. Der IS spricht nicht von Grenzen, sondern von „Fronten“ und erfüllt damit ein wichtiges Merkmal eines offen angestrebten Imperiums.

In Libyen gelang es dem örtlichen Ableger des Islamischen Staats im Zuge des Bürgerkrieges seit 2014 die größten Erfolge außerhalb des Irak und Syriens zu erzielen. In Burkina Faso, Mali, Mauretanien, Niger und Tschad etablierte sich der Islamische Staat mit der Eigenbezeichnung Islamischer Staat in der größeren Sahara (ISGS) [Name übersetzt]. Frankreich bekämpft den ISGS im Rahmen der Opération Barkhane. Im Verwaltungsbezirk Kasserine an der Grenze zu Algerien befand sich die Hochburg der tunesischen Dschihadistengruppe Phalange Okba Ibn Nafaa, die dem IS Unterstützung anbot.

Organisatorische Anfänge des Islamischen Staats gehen auf den irakischen Widerstand nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der USA, Großbritanniens und einer „Koalition der Willigen“ in den Irak zurück. Der IS wurde als „Kalifat“ deklariertes dschihadistisches „Staatsbildungsprojekt“ gegründet.

In Deutschland soll der Terroranschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 von Anis Amri auf den IS zurückgehen.

Vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sowie unter anderem von der Regierung Deutschlands wird der IS als terroristische Vereinigung eingestuft. Der Großmufti Saudi-Arabiens, ʿAbd al-ʿAzīz Āl asch-Schaich, nannte IS und al-Qaida „Feinde Nummer Eins des Islam“.

Finanzierung

Der IS galt als die reichste Terrororganisation der Welt mit einem geschätzten Vermögen von zwei Milliarden US-Dollar (Stand Januar 2015). Bei der Eroberung von Mossul und der Plünderung der Zentralbank gelangten im Juni 2014 allein 429 Millionen US-Dollar in die Hände des IS. Das „Geschäftsmodell“ IS basierte auf mehreren Säulen:
  • Erdöl: Der IS finanzierte sich größtenteils über die Einnahmen vom Verkauf des Rohöls aus eroberten Ölfeldern. Bis zu den ersten Luftschlägen auf Erdölfelder im Oktober 2014 wurde täglich für 3 Millionen US-Dollar Öl gefördert und verkauft. Ende 2014 sanken die Zahlen auf etwa 360.000 US-Dollar je Tag.
  • Raub: Eine zusätzliche Einnahmequelle war der Verkauf antiker Fundstücke aus Raubgrabungen an archäologischen Fundstellen und der Plünderung von Museen. Bis Ende 2014 sollen archäologische Funde allein aus Syrien im Wert von 30 Millionen US-Dollar in den Westen geschmuggelt und hier mit gefälschten Papieren in den Kunsthandel gebracht worden sein.
  • Lösegeld und Sklaverei: Forderungen aus Entführungen sowie die „Versteigerung“ von Kindern und Frauen (insbesondere gefangengenommene Jesiden und Christen) auf Sklavenmärkten stellen eine weitere Einnahmequelle dar. Mädchen und Frauen zwischen 10 und 20 Jahren wurden für umgerechnet 68 Euro versteigert; Kinder bis zu 9 Jahren erzielten Preise bis zu umgerechnet 135 Euro. Entführte westliche Geiseln wurden für 3 bis 5 Millionen US-Dollar freigelassen.
  • Spenden: Der IS finanziert sich über Spenden vermögender Privatleute, religiöser Stiftungen und Moscheevereine, vor allem aus Saudi-Arabien und Katar.
  • Steuern: Der IS erhebt Steuern von Gewerbetreibenden, die für Umsatz- und Vermögensteuer jeweils bei 10 % liegen, sowie Zölle (zwischen 200 und 500 US-Dollar je Lieferung). Daneben bezog der IS in Mossul Mieteinnahmen für über 20.000 Wohnungen und Geschäfte in Höhe von 3 Millionen US-Dollar monatlich. Der IS führte über alle Transaktionen genau Buch.
  • Der Islamische Staat proklamiert auf seinen Internetseiten und in sozialen Netzwerken die Einführung eines Gold-Dinars, der sukzessive in Umlauf gebracht wird.
Führungsstruktur

Neben dem selbsternannten, in der restlichen islamischen Welt nicht anerkannten „Kalifen“ Abu Bakr al-Baghdadi stand Adnan al-Sweidawi („Abu Ali al-Anbari“; † 12. Dezember 2015 in al-Ash, Syrien) als Vertreter für Syrien an der Spitze der Organisation IS. Der am 18. August 2015 in der Stadt Mossul durch einen Drohnenangriff getötete Fadel al-Hayali („Abu Muslim al-Turkmani“) war bis zu diesem Zeitpunkt al-Baghdadis Stellvertreter im Irak. Fünf „Gouverneure“ herrschen in Syrien, sieben weitere im Irak. Die Führung des IS besteht aus neun Räten: dem Führungsrat, dem Schūrā-Rat, dem Rechtsrat, dem Sicherheitsrat, dem Hilfsrat für Kämpfer, dem Militärrat, dem Geheimdienstrat, dem Medienrat und dem Finanzrat.

Dokumente, die laut Angaben des Spiegel vom getöteten IS-Chefstrategen Hadschi Bakr stammen, legen nahe, dass es neben der oben beschriebenen Führungsstruktur eine parallele Geheim- bzw. Geheimdienststruktur gibt. An deren Spitze steht das klandestine Gremium Ahl al-Hall wa-l-ʿAqd, das angeblich die tatsächlich relevanten Entscheidungen trifft. Im historischen Kalifat hatte ein Gremium dieses Namens die Aufgabe, den Kalifen zu wählen oder abzusetzen. Der Spiegel-Quelle zufolge haben Hadschi Bakr und dessen irakische Geheimdienstclique al-Baghdadi im Jahr 2010 tatsächlich als religiösen Frontmann an die Spitze des IS gebracht. Wie viel Macht der Kalif tatsächlich habe, sei daher unklar.

Von 25 Personen des obersten Führungskaders des IS waren 17 ab 2004 im US-amerikanischen Gefängnis Camp Bucca im Südirak inhaftiert. Durch die Zusammenlegung radikaler Dschihadisten, Militärs und Geheimdienstoffiziere in gemeinsame Zellenblöcke wurde nach Ansicht von westlichen Kommentatoren ein „verhängnisvoller Fehler“ begangen. Dort erfolgte die Anwerbung erfahrener Militärs der irakischen Armee für den Islamischen Staat. Irakische Beobachter sprechen in diesem Zusammenhang von der „Akademie Bucca“.

„Die US-Besatzer im Irak hatten ein tragisches Talent dafür, sich […] ihre intelligentesten Feinde selbst zu schaffen und zu vereinen.“ - Christoph Reuter.

Abu Bakr al-Baghdadi (2004)
Führer
  • Abu Musab az-Zarqawi (2003–2006)
  • Abu Abdullah ar-Raschid al-Baghdadi (2006–2010)
  • Abu Bakr al-Baghdadi (2010–2019)
  • Abi Ibrahim al-Haschimi al-Kuraschi (seit 2019)
  • Bekannte Mitglieder
  • Abdel-Majed Abdel Bary, britischer Rapper ägyptischer Herkunft und Sohn von Abdel Abdel Bary, einem der Drahtzieher zweier Terroranschläge auf US-Botschaften 1998
  • Abdul Hadi al-Iraqi
  • Abdul Rahman Usbeki († 2017), Kommandeur, u. a. Planer des Terroranschlags in Istanbul am 1. Januar 2017
  • Abu Abdul Kadr, Kabinett
  • Abu Ali al-Anbari († 2015), ehemaliger Stellvertreter in Syrien
  • Abu Anas asch-Schami († 2004)
  • Abu Hadschir al-Suri († 2014), galt als rechte Hand von Abu Bakr al-Baghdadi
  • Abu Haschar al-Assaf, Kabinett
  • Abu Husain at-Tunusi († 2016)
  • Abu Kassam, Kabinett
  • Abu Louay, Kabinett
  • Abu Mohammad al-Adnani († 2016)
  • Abu Mohammed, Kabinett
  • Abu Muslim al-Turkmani († 2015), ehemaliger Stellvertreter im Irak
  • Abu Omar al-Schischani († 2016), Militärkommandant in Syrien
  • Abu Salah, Kabinett
  • Abu Umar al-Kurdi († 2007), Bombenspezialist
  • Abu Yahya Bagdadi († 2014), Bombenspezialist, angeblich im Oktober 2014 durch irakische Spezialeinheiten getötet
  • Abu Zakariya al-Tunisi († 2015), Stellvertreter für Tunesien, in Sirte getötet
  • Denis Cuspert († 2018), ein deutscher Gangsta-Rapper und Konvertit
  • Christian Emde († 2018), ein in Deutschland, durch ein Interview mit Jürgen Todenhofer, bekannt gewordener deutscher IS-Ideologe
  • Gulmurod Khalimov, russischer und Aserbaidschaner Staatsbürger, ehemaliger tadschikischer Militärkommandant, nach dem Tod von Abu Omar al-Schischani militärischer Chefstratege des IS, erhielt zwischen 2003 und 2014 ein vom US-Verteidigungsministerium gefördertes Anti-Terror-Training
  • Hadschi Bakr († 2014), Chefstratege
  • Mohammed Emwazi „Jihadi John“ († 2015), Henker, starb vermutlich in der Nähe von ar-Raqqa bei einem Drohnenangriff der USA
  • Salim Benghalem, 2015 der ranghöchste Franzose in der Hierarchie des IS
  • Rachid Kassim († 2017), Drahtzieher mehrerer erfolgreicher wie auch gescheiterter Attentate 2016 in Frankreich
  • Abu Wahib († 2016), Kommandant der Provinz al-Anbar, durch einen Luftangriff getötet
  • Turki al-Binali, Chefideologe
  • Hafiz Said Khan, seit Januar 2015 als Oberbefehlshaber des IS in Afghanistan
  • Abu al-Hija († 2016), Kommandant im tunesischen Ableger, starb durch Drohnenangriff bei ar-Raqqa
  • Çamsulvara Çamsulvarayev, 2009 Europameister im Ringen; † 2016 in Mossul durch amerikanische Drohne
  • Jonathan Geffroy, 2016 fälschlicherweise für tot erklärt, im Februar 2017 durch Truppen der Operation Schutzschild Euphrat in al-Bab gefangen genommen und an Frankreich ausgeliefert.
Kriegsgerät

Die Streitkräfte des IS verfügten zeitweise über umfangreiches Kriegsgerät, welches teilweise auf dem Schwarzmarkt gekauft und teilweise bei Beutezügen oder missglückten Waffenlieferungen erbeutet wurde. Das Handelsblatt berichtete im Oktober 2014, dass jede vierte Waffe aus China und jede fünfte aus den USA komme. Insgesamt setzte der IS nach Schätzungen Waffen aus mehr als 25 verschiedenen Ländern ein.

Dazu gehörten laut der deutschen Tageszeitung Die Welt zum Beispiel schwere Artilleriegeschütze und Panzerabwehrraketen vom Typ HOT aus der Produktion des deutsch-französischen Herstellers Euromissile und MILAN-Raketen. Hinzu kommen US-amerikanische Kampfhubschrauber und Haubitzen des Typs M198. Zum Arsenal des IS gehören österreichische und russische Scharfschützengewehre sowie Maschinengewehre aus Russland, China und Belgien.

Aus einem Artikel der FAZ geht hervor, dass der IS über Giftgas verfügte und diese chemische Waffe bereits eingesetzt habe. Demnach stamme das Gift entweder aus einem heimlichen Lager und der IS habe es erbeutet oder er könne es selbst produzieren.

Art und Herkunft von Waffen und Munition

Nachdem der IS Ende 2017 weitgehend besiegt war, veröffentlichten Forscher der Gruppe Conflict Armament Research im Dezember 2017 einer Studie, welche die Herkunft von Waffen und Munition des IS untersucht.

Der überwiegende Teil der Waffen des IS waren Baumuster, die von der Sowjetunion und ihren Satellitenstaaten noch im Kalten Krieg vor 1989 entwickelt worden waren. Sichergestellt wurden etwa Sturmgewehre und Maschinengewehre aus sowjetischer, chinesischer, polnischer, jugoslawischer, ungarischer und ostdeutscher Fertigung.

Weiter stellten die Forscher fest, dass der IS einen bedeutenden Teil der Bewaffnung beim Handstreich auf das irakische Mossul 2014 erbeutet hatte. Sichergestellte IS-Munition für Gewehre und Maschinengewehre der Kaliber 7,62×39 und 7,62×54 aus russischer und serbischer Produktion, PG-7T-Panzerfaust-Raketen für die RPG-7 aus bulgarischer Fertigung ordneten die Forscher etwa Munitionslieferungen zu, die diese Staaten im Auftrag der Amerikaner vor 2014 legal an den Irak getätigt hatten.

Weiter stellte sich bei den Nachforschungen heraus, dass 9M111-MB-1-Lenkwaffen und PG-7T-Raketen, die aus Lieferungen stammten, die von den USA ab 2015 in Bulgarien angekauft wurden, im Irak vom IS eingesetzt wurden. Weiter wurden Chargen rumänischer PG-9-Raketen und rumänischer 12,7×108-Munition vom IS eingesetzt, die das US-Kriegsministerium 2015 angekauft hatte. Die Forscher nehmen an, dass die Waffen einer der Freien Syrischen Armee zugeordneten Gruppe zuvor von den USA geliefert wurden und dann dem IS zufielen. Weiter wurden Raketen, die Bulgarien 2014 unter dem Vorbehalt einer Endverbleibserklärung an Saudi-Arabien exportiert hatte, im Februar 2016 in Ramadi vom IS eingesetzt. Weitere Raketen aus der Charge wurden im September 2017 bei Mossul noch in Originalverpackung von irakischen Soldaten vom IS erbeutet. Weiter wurden Waffen und Munition bei IS-Kämpfern gefunden, die zuvor Katar an Gruppen in Libyen geliefert hatte und solche, die von Belgien vor Jahrzehnten an die pakistanische Armee geliefert wurden. Modernere Gewehre der chinesischen Norinco-CQ-Serie im NATO-Kaliber 5,56×45 mm wurden bei IS-Kämpfern in Kobane gefunden.

Nachweislich aus türkischen Beständen stammten geringe Mengen an IS-Panzerfäusten, Maschinengewehren, Mörsergranaten und 5,56×45-mm-Munition. Letztere war von Bosnien an die Türkei geliefert worden. Chemikalien, die der IS zur Herstellung von Sprengstoff nutzte, wurden an mehreren Orten in Syrien und dem Irak sichergestellt. Das verwendete Aluminium-Pulver stammte ausschließlich von Vertriebsstellen in der Türkei, ebenso die Säcke mit sichergestelltem Ammoniumnitrat und solche mit Kaliumnitrat. Ursprünglich waren alle diese Chemikalien für den Verkauf innerhalb der Türkei produziert worden. Sprengkapseln aus indischer Produktion wurden 2015 in Kobane beim IS gefunden, die zu einer Lieferung von drei Millionen Zündern gehörten, für die 2014 eine Behörde des Libanon die Importlizenz ausgestellt hat.

Improvisierte Giftgasbomben auf Basis von Aluminiumphosphid wurden in IS-Werkstätten im Irak sichergestellt.

Medien des Islamischen Staats

Mit dem Umfang, der Professionalität und der strategischen Nutzung von Medien auf unterschiedlichsten Levels – vom Handyvideo eines Kämpfers bis zu Hochglanzmagazinen – ist der IS die erste Terrororganisation, die in diesem Ausmaß ihren realen Kampf gleichzeitig auch in den Medien führt. Es wird so versucht, den ausgerufenen Kalifat­staat zusätzlich virtuell zu konstituieren. Dies gelingt häufig bei der Zielgruppe des IS, den in westlichen Ländern lebenden Muslimen. Direkt betroffene Menschen in den an Syrien und den Irak angrenzenden Ländern sind durch andere Medien und ihren persönlichen Bezug meist für die Propaganda des IS nicht sehr empfänglich. Der IS fanatisiert für eine radikal-archaische Auslegung des Islam und tut dies auch mit der Ästhetik von Hollywood und der Technik der als Kuffār abgelehnten westlichen Welt. Darin sieht der IS keinen Widerspruch, sondern nutze dies bewusst. Es schließe an die Vorlieben der in westlichen Gesellschaften sozialisierten jungen Muslime an.

Der Islamische Staat wirbt für seinen Kalifatstaat vor allem unter Nutzung von sozialen Netzwerken. In wenigen Fällen tritt der IS offen auf, meist handelt es sich um assoziierte Seiten, die einen kriegerischen sunnitischen Islam propagieren. Nachdem die sozialen Netzwerke Twitter, Instagram und Facebook versuchten, die Umtriebe des IS und anderer islamistischen Organisationen zu beschränken, wichen die Betreiber entsprechender Seiten auf andere oder eigene Server aus. Eine Reihe sozialer Medien boten sich als Alternative an. Auf zahlreichen Notiz-Diensten wie justpaste.it wurden Nachrichten verbreitet. Die offiziellen Accounts werden von den jeweiligen Plattformen immer wieder gelöscht, jedoch entstanden täglich neue Konten von IS-Sympathisanten. Twitter löschte das Konto des IS eigenen al-I'tisam Media Centers und des al-Hayat Media Centers, jedoch eröffneten am gleichen Tag zwei neue Accounts, die schnell 20.000 Follower hatten. Die meisten Videos sind kommentiert oder mit Untertiteln versehen. Als Reaktion auf die Sperrung von Accounts in sozialen Netzwerken werden vermehrt „alternative“ Netzwerke wie diaspora* genutzt.

Der IS ließ 2014 Medyan Dairieh, einen Reporter, der für das New Yorker Medienunternehmen Vice arbeitete, als Embedded Journalist aus dem Herzen des neuen Staatsgebildes und von dessen Front berichten. Seine Dokumentation Der Vormarsch des Kalifats wurde vielbeachtet.

Seit Juli 2014 gibt IS das mehrsprachige Online-Magazin Dabiq (arabisch دابق) heraus. Es ist aufwendig produziert und erinnert in der Gestaltung nach Ansicht mancher Beobachter an Magazine von Sekten und Freikirchen. Es erscheint monatlich und dient der Propaganda und Rekrutierung. Harleen K. Gambhir vom Institute for the Study of War hat auch das vergleichbare Magazin von al-Qaida auf der arabischen Halbinsel, Inspire, untersucht und sieht diese als Motivationsquelle für sogenannte lone-wolf attacks auf westliche Ziele. Dabiq dagegen zielt mehr auf die Legitimierung des sogenannten Kalifats und versucht, Muslime zur Emigration in dasselbige zu bewegen.

Eine der zentralen Produktionsstätten für Propaganda aller Art ist das al-Hayat Media Center. Es ist die Medienorganisation des Islamischen Staates. Der Ex-Rapper und IS-Kämpfer Denis Cuspert spielte nach Einschätzung der Tageszeitung eine aktive Rolle in dem Zentrum.

Das al-Hayat gilt als Auslandsmedium des Islamischen Staates. Das al-Furqan Institute for Media Production ist das offizielle Medienbüro der politischen Führung des IS und erhält auch von der Führung sein Material.

Im August 2014 startete die Amaq News Agency als Nachrichtenagentur des IS. Statt Twitter verwendet die Agentur den verschlüsselten Dienst Telegram und entwickelte eine eigene App für Android.

Die wesentlichen Medieneinrichtungen des IS sind:
  • Al-Furqan Institute for Media Production (al-furqan für ‚Standard‘, ‚Kriterium zwischen Lüge und Wahrheit‘) ist die älteste Einrichtung zur Produktion von Propaganda des IS, speziell Videos. Das Al-Furqan Institute wurde 2006 zusammen mit dem Islamischen Staat im Irak (ISI) gegründet. Ein Video von Abu Bakr al-Baghdadi, wie er an einer Zeremonie in einer Moschee in Mosul teilnimmt, wurde von al-Furqan bei YouTube hochgeladen.
  • Al-Hayat Media Center ist bekannt für aufwendig produzierte Videos und zielt auf ein westliches Publikum. Neben Videos mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen vertreibt das Zentrum auch Berichte, Fotos und Audiomaterial. Dieses wird gezielt zur Rekrutierung von Muslimen in westlichen Ländern für den IS konzipiert. Das Logo ist dem des Senders Al Jazeera nachempfunden.
  • Al-I’tisam Media Foundation existiert seit 2013 und produziert und vertreibt Propaganda-Videos für den IS.
  • Ajnad Media Foundation wurde im Januar 2014 gegründet und ist auf die Produktion und den Vertrieb von Dschihad-Pop und islamistischer Vokalmusik spezialisiert.
  • Al Ghuraba Media, gegründet von Mohamed Mahmoud.
Gegenaktivitäten

Die Behörden verschiedener Staaten versuchen mit unterschiedlichem Erfolg, gegen die Verbreitung von Propagandamaterial des IS vorzugehen.

Mehrere Medien berichteten umfangreich über Abu Azrael, einen irakischen Schiiten-Milizionär, der von seinen Anhängern als „Schiiten-Rambo“ und Held gefeiert wird und die Terroristen des IS entschieden bekämpft. Als Identifikationsfigur unterstützt er die Anwerbung neuer Kämpfer gegen die IS-Milizen.

The Sawab Center in Abu Dhabi unterstützte die Allianz gegen den Islamischen Staat (IS) in den sozialen Netzwerken, z. B. im Rahmen eines multinationalen Online-Messaging und eines Engagement-Programms zur Terrorbekämpfung.

Scharia und Gesetze

In seinem Herrschaftsgebiet führte der IS einen auf der Scharia und dem Wahhabismus basierenden 16-Punkte-Katalog ein, der das öffentliche und private Leben massiv normiert. Demnach sind der Konsum und Verkauf von Alkohol, Tabakwaren und anderen Drogen ebenso untersagt wie das Abhalten von Versammlungen, „Götzen-Bildnisse“ und Schreine. Das Rasieren und Trimmen des Bartes ist verboten. Frauen müssen „züchtig-bedeckende Kleidung“ tragen, Verlautbarungen in Moscheen unterliegen der Zensur.

Im Juni 2015 wurde das im Nahen Osten beliebte Taubenzüchten verboten, weil es die Muslime vom Beten abhalte und der Anblick von Taubengenitalien ihre Sittlichkeit verletzte. Dies verhindert gleichzeitig, diese als Nachrichtenmittel zu nutzen. Bereits vor dem Verbot wurden drei Männer wegen Taubenzüchtens hingerichtet. 

Der Gebrauch von Mobiltelefonen, die über GPS ortbar sind, ist genau geregelt. Apple-Produkte sind generell verboten, bei anderen Herstellern muss die GPS-Funktion außer Betrieb gesetzt werden.

Bedrohung von Muslimen

Entgegen der Botschaft von Amman wird beobachtet, dass der IS gegen Muslime anderer Glaubensrichtungen eine rigorose Version der islamischen Praxis des Takfīr anwendet: Alle Abweichler (z. B. die Schiiten) sind demnach „Ungläubige“ bzw. „Gottesleugner“ (Kāfir) und werden als todeswürdig eingestuft und getötet, wenn sie sich im Machtbereich des IS aufhalten.

Abu Musab az-Zarqawi hegte einen besonderen Hass gegenüber Schiiten, der die gesamte anti-schiitische Ausrichtung des IS prägte. Er war der Überzeugung, dass man diese nicht konvertieren könne, sondern auslöschen müsse. Diese Ansicht stand der Meinung al-Qaidas diametral gegenüber, die in Schiiten nur fehlgeleitete Muslime sehen, die man mit der richtigen Anleitung zurück zur Wahrheit führen kann. Dies war einer der Gründe, warum az-Zarqawi niemals ernsthaft mit al-Qaida kooperieren wollte. Er stufte al-Qaida als schwache Institution ein, die falschen Vorstellungen folgte und machte sich in der Entstehungsphase des IS ausschließlich ihre Popularität zunutze, um Aufmerksamkeit und finanzielle Mittel für seine Organisation zu generieren.

Christenverfolgung

Obwohl die Christen keineswegs die einzigen Opfer der religiösen Gewalt durch den Islamischen Staat sind, macht die Tatsache, dass sie bis heute die größte nicht-muslimische Religionsgemeinschaft Syriens sind, ihre Gefahrenlage zusätzlich prekär. Schon kurz nachdem der Islamische Staat 2014 ein Kalifat in großen Teilen des syrisch-irakischen Gebietes ausgerufen hatte, häuften sich Drohungen gegen die Christen, entweder zum Islam zu konvertieren, Syrien und den Irak zu verlassen oder bei einer Verweigerung dieser Anordnungen getötet zu werden. Zwar hatte der Anführer des IS, Abu Bakr al-Baghdadi, am 26. Februar 2014 in ar-Raqqa den Christen nach prophetischem Vorbild im islamischen Recht einen sog. Dhimma-Status angeboten – bzw. oktroyiert. Damit verbunden war aber, dass die Christen jeglichen feindlichen Akt gegenüber dem Islamischen Staat unterlassen müssten. Diese bewusst vage Aussage führte dazu, dass der Islamische Staat einen völlig willkürlichen Umgang mit den Christen praktiziert, weil er immer behaupten kann, dass die christliche Bevölkerung ihnen gegenüber feindselig sei. Beispielsweise wurden nach der Eroberung der Stadt Mossul durch den IS im Sommer 2014 viele der dort ansässigen Christen entgegen dem „Schutzvertrag“ (Dhimma) gezwungen zum Islam zu konvertieren. Häufig wurden sie bei einer Verweigerung zu konvertieren beraubt, vertrieben oder mit dem Tod durch das Schwert bestraft. Teile der sunnitischen Bevölkerung in Mossul unterstützten die Islamisten sogar dabei, christliche Häuser zu identifizieren, indem sie die Gebäude der Christen mit dem arabischen Buchstaben Nun markierten. Im Koran werden die Christen häufig als Naṣāra (Nazoräer, nach Jesus von Nazaret), bezeichnet, wobei der arabische Buchstabe (ن) „Nun“ entsprechend für den Buchstaben „N“ steht. In Mossul wurde das „Nun“ missbräuchlich zur Brandmarkung der christlichen Minderheit verwendet. Während viele Sunniten in Syrien ihre vorher relativ unbelasteten Beziehungen zu ihren christlichen Nachbarn beim Ansturm der Islamisten vergessen hatten, begannen auch Teile von ihnen in der Folge selbst Jagd auf Christen zu machen. Der Einfall des IS in Mossul mit der anschließenden Vertreibung der dort seit zwei Jahrtausenden ansässigen Christen stellte für die Christenheit in der Levante die bislang schärfste Zäsur des Krieges dar. Lebten unter Saddam Hussein 1,3 Millionen Christen im Irak, waren es Stand 2021 noch etwa 200.000. Weitere einschneidende Vorfälle wie die Entführung orthodoxer Bischöfe und Nonnen und letztendlich die weit verbreiteten christenfeindlichen Übergriffe durch Islamisten bestätigten die schlimmsten Befürchtungen der Christen.

Zerstörung von Kulturgut

Der IS betreibt einen scharfen Ikonoklasmus und zerstört systematisch Kulturgüter der vorislamischen Vergangenheit. Im September 2014 wurde die armenische Gedächtniskirche am ehemaligen Konzentrationslager Deir ez-Zor aus den Zeiten des osmanischen Völkermords an den Armeniern gesprengt. Im Februar 2015 wurden im Museum von Mossul gezielt Statuen, insbesondere aus der assyrischen Zeit, zerschlagen. Es liegen auch Berichte vor, wonach sich die Zerstörungswut generell gegen archäologische Monumente richte. Im Irak sollen zwischen Ende Februar und Anfang März 2015 die Überreste der antiken Städte Nimrud, Hatra und Dur Šarrukin ebenso wie die Zitadelle von Assur mit Sprengstoff und Bulldozern vernichtet worden sein. Der Umfang des Ikonoklasmus erinnerte Beobachter an die Sprengung der Buddha-Statuen von Bamiyan durch die afghanischen Taliban im März 2001. Es wird vermutet, dass der IS verschiedene Ziele damit verfolgt und dass bei dem Bildersturm auch propagandistische Motive eine Rolle spielen. Stellenweise wurde auch berichtet, dass Kulturgüter möglicherweise mit LKW abtransportiert wurden, um sie im westlichen Antikenhandel zu Geld zu machen.

Islamische Gelehrte und Institutionen wie das in Kairo ansässige oberste islamische Rechtsinstitut Dar al-Ifta verurteilten die Zerstörung der Kulturgüter durch den IS und wiesen darauf hin, dass selbst frühere Kalifen oder Gelehrte wie Abū Hanīfa im Irak lebten und diese Stätten erhielten und nicht zerstörten.

Gezielt wurden historische Gotteshäuser der christlichen Minderheit im Irak und in Syrien zerstört. Das chaldäische Sankt-Elias-Kloster aus dem 5. Jahrhundert wurde ebenso wie die syrisch-orthodoxe Grüne Kirche in Tikrit, eine der ältesten des Irak, bereits 2014 vollständig abgerissen. Die Grabstätte vom Mar-Behnam-Kloster in Baghdida wurde 2015 gesprengt und die alten Manuskripte verbrannt, das Mor-Mattai-Kloster bedroht. 2016 wurde in Mossul die katholische Kirche Unserer Frau der Stunde aus dem 19. Jahrhundert mit Sprengstoff beseitigt. Auch schiitische Bauten wie die 2014 abgerissene Moschee des Oweis el-Karni in Rakka blieben nicht verschont.

Am 20. Mai 2015 eroberte der IS die antike Metropole Palmyra und das dortige UNESCO-Weltkulturerbe mit den bis dahin noch erhaltenen vorwiegend römischen Ruinen. Im August und September 2015 begann der IS mit der systematischen Zerstörung mehrerer bedeutender Bauwerke der Ruinenstadt, darunter die Grabtürme am Stadtrand sowie der Baaltempel und auch der Baalschamin-Tempel, welche durch Sprengung völlig zerstört wurden.

Völkermord und Kriegsverbrechen

Am 19. März 2015 veröffentlichte das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte einen Bericht, in dem die Einschätzung vertreten wurde, dass die durch den IS verübte Gewalt das Ausmaß von Völkermord erreicht habe. Besonders das Vorgehen gegen die Jesiden habe das Ziel, diese als Gruppe zu vernichten, so der Bericht. Außerdem wurden weitere Verbrechen wie Mord, Folter, Vergewaltigungen und sexuelle Versklavung sowie erzwungene religiöse Konvertierung und Zwangsrekrutierungen von Kindern aufgezählt. Die Ermittler appellierten an den in Genf tagenden UN-Menschenrechtsrat, sich beim UN-Sicherheitsrat für die strafrechtliche Verfolgung aller derartigen Verbrechen einzusetzen. Der UN-Sicherheitsrat müsse damit den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag beauftragen.

Das journalistische YouTube-Magazin Vice berichtet anhand eines Interviews, dass die IS-Milizen, und hier vor allem junge Männer ohne militärische Ausbildung, vor militärischen Aktionen bzw. Terrorakten zur Einnahme des Stimulans Captagon angehalten werden, die sie seelisch abstumpfen und brutalisieren soll. Captagon wird unter anderem im Libanon und in Syrien produziert und gelangt von dort über den Schwarzmarkt an alle Kriegsparteien.

Terrorismus als Strategie

Die terroristische Strategie des Islamischen Staates stammt von dem Manifest Idarat at Tawahusch (deutsch: Das Management bestialischer Grausamkeit), das von der irakischen Sektion der al-Qaida 2004 verfasst wurde. Weil Jugendliche von Natur aus rebellisch sind, glauben die Islamisten, dass Terroranschläge gegen Schiiten, Kurden, Christen und Atheisten sunnitische Jugendliche mit „Energie und Idealismus“ füllen würden und sich die Jugendlichen zum Zwecke der Selbstopferung dem Kampf bzw. Terror verschreiben würden. Außerdem sollen die feindlichen Staaten ihre Kräfte überdehnen, um Ziele zu schützen, die nicht effektiv geschützt werden können, und der Westen soll zu einem direkten Eingreifen mit eigenen Bodentruppen animiert werden.

Ursachen für das Erstarken des IS

Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair sieht eine Mitschuld der US-geführten Invasion im Irak an der Entstehung der Terrormiliz Islamischer Staat. Es gebe „Elemente der Wahrheit“ in der Behauptung, dass der Irakkrieg den Aufstieg des IS verursacht habe.

Der katarische Rechtsgelehrte Yusuf al-Qaradawi, der der Muslimbruderschaft nahesteht, kritisierte die Benachteiligung und Unterdrückung der Sunniten im Irak. Berichtet wurden Benachteiligungen, Inhaftierungen und Folterungen unter der Regierung von Maliki.

Insbesondere wurden die sunnitischen Einheiten der irakischen Armee nicht ausreichend mit Waffen ausgestattet, so dass der IS zum Beispiel Ramadi 2015 ohne Widerstand einnehmen konnte.

Die Rhein-Zeitung geht in einem Kommentar davon aus, dass die Bürgerkriege vieler Gruppen im Irak und in Syrien das Erstarken des IS erst möglich machten; Chaos und Vakuum seien wie gemacht für straff organisierte Terrormilizen wie den Islamischen Staat. Der von der irakischen Regierung geforderte Komplettabzug der US-Truppen 2011 war sicherheitspolitisch ein Fehler, so der Politikwissenschaftler David Siddhartha Patel. Dem Irak fehlt darüber hinaus auch eine Luftwaffe.

Die Grünen-Politikerin Claudia Roth wirft der Türkei vor, die IS-Milizen mit Waffen und Ausbildungslagern unterstützt zu haben, sie spricht von einer „dreckigen Politik“ der Türkei. Die Grünen-Politikerin Katja Keul kritisiert zudem eine mögliche Rolle Katars als Unterstützer des IS: „Ob Muslimbrüder in Ägypten, Islamisten in Libyen, Mali, Syrien oder Irak – überall dort wird von Finanzierung aus katarischen Quellen berichtet.“

Die Islamwissenschaftlerin Ulrike Freitag weist darauf hin, dass zwar die saudi-arabische Regierung nun den IS als Gegner sieht, dass es aber weiterhin saudische Anhänger der Terrororganisation gibt, die ihre Politik finanziell unterstützen. Freitag betont die Bedeutung des konfessionellen Gegensatzes zwischen dem sunnitischen Saudi-Arabien und dem schiitischen Iran als Ursache des Krieges.

US-General John R. Allen ist der Auffassung, dass man beim Daesch nicht gegen eine Kraft, sondern gegen eine Idee kämpfe. Der IS habe es geschafft, sich das Image eines islamischen Staates zu geben, der unbesiegbar sei und den islamischen Glauben schütze. Ähnlich wird US-General Michael K. Nagata mit den Worten zitiert: “We do not understand the movement, and until we do, we are not going to defeat it.” Nach einem Kommentar des ehemaligen israelischen Generalmajors Giora Eiland auf dem Nachrichtenportal ynetnews wäre der IS jedoch militärisch wesentlich leichter zu besiegen als andere Terrororganisationen, weil er mit großen Truppenansammlungen operiere, die leicht auszumachen seien, und es liege vielmehr an der mangelnden Bereitschaft des Westens.

Der syrische Journalist Hassan Hassan erklärte, dass der IS sich bereits existierende Strukturen zu Eigen macht und so seine Macht in den sunnitischen Regionen konsolidiert. So baute die Organisation einen Sicherheitsapparat bestehend aus konkurrierenden Geheimdiensten nach dem Vorbild des Regimes in Syrien und der früheren Diktatur Irak auf. Ähnlich wie diese Baath-Regimes weite der IS zudem seinen Einfluss aus, indem er verschiedene Gruppen und Stämme gegeneinander ausspiele. Dieses weitestgehend aufgrund lokaler Verbündeter aufgebaute System sorge allerdings auch dafür, dass der IS außerhalb der sunnitischen Gebiete im Irak und in Syrien keinen Einfluss hat.

Geschichte

1984. Abdallah Azzam veröffentlicht eine Schrift mit dem Titel „Die Verteidigung des Landes der Muslime ist die wichtigste der persönlichen Pflichten“ (Ad-difāʿ ʿan arāḍī al-muslimīn ahamm furūḍ al-aʿyān). Darin ist auch der die Unterstützung des Dschihad in Afghanistan Thema.

In diesem Jahr eröffnet Azzam zusammen mit Osama bin Laden in Peschawar ein Dienstleistungsbüro, um die aus den verschiedenen arabischen Ländern kommenden jungen Männer aufnehmen, betreuen und organisieren zu können, die nach Afghanistan in den Dschihad gehen wollen.

April 1987. In einer Broschüre mit dem Titel „Schließ dich der Karawane an!“ (Ilḥaq bi-l-qāfila) ruft Abdallah Azzam dazu auf, eine „feste Basis“ (qāʿida sulba) zur Verbreitung des Islams zu gründen.

1988. Abdallah Azzam veröffentlicht in seiner Zeitschrift al-Dschihad einen Artikel mit dem Titel Die feste Basis (al-qāʿida as-sulba), in dem er die Befürchtung äußert, die USA könnten sich später „der Früchte dieses wunderbaren Dschihads“ bemächtigen und „verhindern, dass Gesetze gemäß dem Buch Gottes erlassen werden.“ „Die feste Basis“, so schreibt er, widersetze sich internationalem Druck und habe beschlossen, „ihren kräftezehrenden Marsch auf einem Weg voller Blut, Schweiß und Tränen fortzusetzen.“ Die Muslime sollten die „feste Basis“ durch Geldspenden und unter eigenem Lebenseinsatz unterstützen und den Dschihad so lange fortsetzen, „bis zum letzten Menschen oder bis wir den islamischen Staat sehen.“

2000. Eine erste terroristische Gruppierung bildet sich um Abu Musab az-Zarqawi in Herat (Afghanistan) mit Unterstützung von al-Qaida.

2001. Durch den Einmarsch der USA muss die kleine Truppe Afghanistan verlassen und kommt temporär in Pakistan und im Iran unter. Nachdem iranische Sicherheitskräfte mehrere Gefolgsleute Abu Musab az-Zarqawis verhaftet haben, flieht er in den Nordirak und findet Unterschlupf bei einer Gruppe kurdischer Dschihadisten, die sich Ansar al-Islam nennen.

2002. Abu Musab az-Zarqawi beginnt damit, seine Organisation für den Kampf im Irak vorzubereiten.

Oktober 2002. Die Gruppierung verübt ihren ersten erfolgreichen Anschlag mit dem Mord an dem US-Amerikaner Laurence Foley.

5. Februar 2003. Durch die Behauptung von Colin Powell vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, Iraks Diktator Saddam Hussein unterstütze al-Qaida und der Statthalter im Irak wäre Abu Musab az-Zarqawi, bekommt dieser bis dahin fast unbekannte Jordanier einen unbeabsichtigten „Ritterschlag“ vom US-amerikanischen Erzfeind. Die Gruppe um Zarqawi besitzt seitdem die größte Anziehungskraft für Dschihadisten im Irak, mit großen Vorteilen bei der personellen und finanziellen Ressourcengewinnung. Damit beginnt der Aufstieg der Gruppierung, der letztendlich in der Etablierung des sogenannten Islamischen Staates endet. 

20. März 2003. Die USA brechen mit ihren Verbündeten, der sogenannten "Koalition der Willigen", das Völkerrecht indem sie in den Irak einmarschieren und den Zweiten Irakkrieg (auch Dritter Golfkrieg) genannt) anfangen. Angeblich sollte das Regime von Saddam Hussein (Dikator des Irak) über unendlich viele Massenvernichtungswaffen verfügen. Saddam Hussein wiederum gehört zum sunnitisch-arabischen Stamm der al-Bu Nasir. 

1. Mai 2003. George W. Bush (Präsident der USA erklärt den Zweiten Irakkrieg für beendet. Danach wird zunächst eine Übergangsverwaltung, dann ein Regierungsrat und danach eine irakische Regierung installiert.

Ab Juni 2003. Abu Musab az-Zarqawi beteiligt sich mit seiner Gruppierung am Widerstand sunnitischer Gruppen gegen die Besetzung des Irak.

Das zerstörte Bagdader Canal Hotel nach dem
Bombenanschlag auf die United Nations
Assistance Mission for Iraq (2003)
19. August 2003. Bei einem Bombenanschlag auf die United Nations Assistance Mission for Iraq im Bagdader Canal Hotel werden 22 Menschen (darunter Sérgio Vieira de Mello) getötet und über 100 verletzt.

23. September 2003. Abu Musab az-Zarqawis Organisation wird für den Bombenanschlag auf die United Nations Assistance Mission for Iraq verantwortlich gemacht und auf die konsolidierte Liste des Al-Qaida Sanctions Committee des UN-Sicherheitsrates gesetzt.

2003/2004. Nuri al-Maliki (im Jahr 1980 wegen seiner Mitgliedschaft in der Dawa-Partei, die in der Opposition zu Saddam Hussein stand zum Tode verurteilt) kehrt aus dem Exil zurück und wird Mitglied der von der US-Besatzung  initiierten Kommission zur Entbaahthifizierung. Als Vertreter der Schiitischen Allianz ist er auch an den Verhandlungen über eine neue irakische Verfassung beteiligt.

Die Führungsspitze des IS wird unter anderem von einer Gruppe von ehemaligen Geheimdienstoffizieren der irakischen Streitkräfte aus der Saddam Hussein-Ära gebildet, die bis zu dessen Tod im Januar 2014 von Hadschi Bakr angeführt wird.

April 2004. Abu Musab az-Zarqawis Organisation tritt als Dschamāʿat al-Tauhīd wa al-Dschihād (JTJ, Gemeinschaft für Tauhīd und Dschihad) in Erscheinung, wird aber auch Zarqawi-Gruppe bzw. Az-Zarqawi-Netzwerk genannt.

Oktober 2004. Die Organisation schließt sich al-Qaida an und ändert ihren Namen in „Organisation der Basis des Dschihad im Zweistromland“ (wörtlich aus Tanzīm Qāʿidat al-Dschihād fī Bilād ar-Rāfidain, meist als al-Qaida im Irak bezeichnet, kurz: AQI).

15. Oktober 2004. Das Außenministerium der Vereinigten Staaten gibt bekannt, dass JTJ auf die Liste der durch das Außenministerium der Vereinigten Staaten als terroristisch bezeichneten Organisationen im Ausland gesetzt worden sei.

18. Oktober 2004. AQI wird aufgrund von Resolution 1526 des UN-Sicherheitsrates als mit al-Qaida, bin Laden bzw. den Taliban assoziiert gelistet.

Dezember 2004. Osama bin Laden erkennt den von Abu Musab az-Zarqawi ausgesprochenen Treueschwur (baiʿa) an und erklärt ihn in einer veröffentlichten Botschaft zu seinem Stellvertreter im Irak. Die vor allem in Bagdad und westlich von Falludscha aktive Organisation verfolgt von Anfang an die Absicht, Angriffe (Bombenanschläge, Ermordung von Geiseln) auf Zivilisten (Beamte, ausländische Hilfsarbeiter – im Jahr 2004 Dutzende von Toten) durchzuführen. Später zählt sie auch Parteien und alle am demokratischen Prozess Beteiligten zu den legitimen Zielen für Anschläge. Sie bekennt sich zum Attentat auf Ezzedine Salim. Über auf dschihadistischen Websites verbreitete Videos bezeichnet sich die Organisation als verantwortlich für die Entführungen und auf Video festgehaltenen Ermordungen folgender ausländischer Zivilisten: Nicholas Berg, Eugene Armstrong und Jack Hensley (USA), Kenneth Bigley (Großbritannien), Murat Yüce (Türkei), Kim Sun-Il (Südkorea), Shosei Koda (Japan), Georgi Lazov und Ivailo Kepov (Bulgarien).

17. Dezember 2004. AQI wird auf die Liste der durch das Außenministerium der Vereinigten Staaten ausgewiesenen terroristischen Organisationen im Ausland gesetzt.

Januar 2005. Nuri al-Maliki kandidiert bei der Wahl für die Schiitische Allianz. Er wird ins Parlament gewählt und leitet daraufhin den Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung.

2. März 2005. Die australische Regierung liste AQI als terroristische Organisation.

9. Juli 2005. In einem Brief Aiman az-Zawahiris an Abu Musab az-Zarqawi erklärt Zawahiri u. a. die Wichtigkeit des Irakkriegs für den weltweiten Dschihad, dass der Krieg nicht mit dem Abzug US-amerikanischer Truppen enden werde, die zumindest zeitweilige Notwendigkeit der Unterstützung durch die Volksmassen, die Forderung nach politischen Aktionen, die Einsicht, dass mehr als die Hälfte des Konflikts in den Medien ausgetragen werde.

AQI ändert seine Strategie weg von Entführungen und einzelnen Ermordungen Anfang 2005 hin zu spektakulären Anschlägen (vor allem Bombenattentate in Bagdad sowie West- und Nordirak mit über 700 Toten im Jahr 2005).

September 2005. Abu Musab az-Zarqawi erklärt den Rāfida wegen Anschlägen von Schiiten auf Sunniten den Krieg.

9. November 2005. AQI ist mit den Bombenattentaten in Amman auf die Hotels Grand Hyatt, Radisson SAS und Days Inn auch auch in Jordanien aktiv.

Januar 2006. Diverse dschihadistische Gruppen schließen sich TQJBR an und unter ihrer Führung wird die Dachorganisation „Schura-Rat der Mudschahedin im Irak“ (MSC, Madschlis Schura al-Mudschahidin fi 'l-Iraq) ausgerufen. Zum Anführer wird Abu Abdullah ar-Raschid al-Baghdadi (auch Abu Omar al-Baghdadi) erklärt, bis zu Abu Musab az-Zarqawis Tod im Juni 2006 kontrolliert jedoch dieser die Organisation. Nach Zarqawis Tod übernimmt Abu Ayyub al-Masri die Leitung von TQJBR. Die Aktivitäten von TQJBR/ISI konzentrierten sich in diesem Jahr auf Bagdad, Kerbela, Tuz Churmatu und Kufa mit ca. 440 Toten.

April 2006. Nuri al-Maliki wird zum neuen Ministerpräsidenten des Irak nominiert mit dem Ziel eine Einheitsregierung zu bilden.

22. April 2006. Dschalal Talabani beauftragt Nuri al-Maliki offiziell damit, die neue Regierung zu bilden um die Übergangsregierung von Ibrahim al-Dschafari abzulösen.

Oktober 2006. Die Organisation nennt sich nun „Islamischer Staat im Irak“ (ISI, ad-daula al-islāmīya fī l-ʿirāq). Seitdem wird ISI von einem Kabinett geleitet, in dem Masri Kriegsminister wird. Vordergründig wird für die Ausrufung des Islamischen Staates, der als sunnitisches Territorium Bagdad sowie die Gouvernate al-Anbar, Diyala, Salah ad-Din, Kirkuk, Ninawa und Teile von al-Wasit und Babil umfassen soll, auf die Autonome Region Kurdistan für die Kurden des Irak und die Verabschiedung vom Föderalismusgesetz des Irak für irakische Schiiten Bezug genommen.

Zu der Zeit wird mit Finanzierung, Ausbildung und Bewaffnung durch die Vereinigten Staaten im Irak (zunächst in al-Anbar) die sogenannte Sahwa- oder Erweckungsbewegung ausgehoben. Aus sunnitisch-arabischen Stämmen rekrutierte und in örtlichen Räten organisierte Milizen, die gegen Aufständische – und vor allem AQI – eingesetzt werden. Zu ihren Blütezeiten hat sie über 100.000 Mitglieder (nach dem Abzug der US-amerikanischen Truppen 2010 nicht mehr als 38.000). Zu ihren Anführern gehört Abdul Sattar Abu Rischa.

Mitte Oktober 2006. In einem Video wird von einem anonymen Vertreter des ISI-Informationsministeriums eine Gründungserklärung des Islamischen Staates verlesen. Als politische Begründung für die Ausrufung eines islamischen Staates wird angeführt, dass die Sunniten, anders als die Kurden im Norden und die Schiiten im Süden, noch immer nicht über ein eigenes Staatswesen verfügen, sondern weiter unter Fremdherrschaft leben müssten. Zur religiösen Begründung wird auf einen Spruch des Propheten Mohammed im Hadith verwiesen, dass Muslime von einem Muslim regiert werden müssen. Als wichtigste politische Ziele werden bereits jetzt die Vertreibung aller „Invasoren und Aggressoren“ aus dem Irak und nachfolgend die Schaffung von Frieden und Sicherheit, die buchstabengetreue Ausführung der Scharia und damit einhergehend die gerechte Verteilung der Ressourcen des Landes an alle Gläubigen genannt.

30. Dezember 2006. Saddam Hussein (Dikator im Irak) wird hingerichtet.

2007. In diesem Jahr begeht ISI im ganzen Irak Anschläge, oft mit Autobomben in Selbstmordattentaten, wodurch ca. 1900 Menschen getötet werden.

Anfang 2007. ISIS veröffentlicht eine neunzigseitige Schrift mit dem Titel Benachrichtigung der Gläubigen über die Geburt des Islamischen Staates. Darin wird unter Berufung auf Koranverse und Stellungnahmen berühmter mittelalterlicher sunnitischer Staatsgelehrter versucht, die Rechtmäßigkeit der Staatsgründung im Sinne des sunnitischen Rechtsverständnisses nachzuweisen. Die Bestimmung des Staatsführers solle durch „Usurpation durch Unterwerfung mit dem Schwert“ (Recht des waffenstärksten Bewerbers auf die Führungsposition im Krisen- oder Streitfall) erfolgen. Da aus sunnitischen Quellen nicht abzuleiten ist, wie groß das Territorium sein muss, auf dem ein Islamischer Staat ausgerufen werden darf, gilt aus der Sicht des ISI, dass dies überall dort ist, wo seine Kämpfer öffentlich mit Waffen auftreten. Bald nach ihrer Veröffentlichung wird die Schrift durch den palästinensisch-jordanischen Gelehrten Abū Muhammad al-Maqdisī auf seine viel beachtete Internetseite tawhed.ws gestellt. Sie ist dort auch noch zu lesen, nachdem al-Maqdisī nach seiner Haftentlassung im Juni 2014 versucht, sich als Kritiker des Islamischen Staates darzustellen.

2008. ISI begeht vor allem in Mossul Anschläge, aber auch in Bagdad, Baquba und Tal Afar mit insgesamt ca. 520 Toten. In Kirkuk wird ein Anschlag bei einer Schia-Moschee mit über 70 Toten verübt. 

2009. ISI tötet insgesamt ca. 630 Menschen.

27. Februar 2009. Barack Obama verkündet das Ende aller US-Kampfmissionen im seit 2003 besetzten Irak und den Abzug der meisten dortigen US-Kampftruppen innerhalb von 18 Monaten. Diese verlassen den Irak planmäßig bis zum 19. August 2010. Ab Ende 2011 sollen nur noch einige wenige Truppen zum Schutz der Botschaft und zum Training des irakischen Militärs im Land verbleiben. Nachdem die Terrororganisation Islamischer Staat einen großen Teil des Iraks erobert hat, liefern die USA Waffen an die Truppen der kurdischen Regierung im Nordirak, die Peschmerga.

2010. Nach den "ersten freien Wahlen" im Irak arbeitet Nuri al-Maliki laut Medienberichten und Kritikern an der Errichtung eines autoritären Systems.

Die meisten Anschläge von ISI werden in diesem Jahr in Mossul, Bagdad sowie den Gouvernements Diyala und Kerbela (unter anderem auf schiitische Pilger und auf stark besuchte Märkte) durchgeführt, dadurch werden ca. 700 Menschen getötet.

April 2010. Al-Baghdadi und al-Masri kommen bei Tikrit in einer durch irakische und US-amerikanische Truppen durchgeführten Operation ums Leben.

Ab Mai 2010. Abu Bakr al-Baghdadi ist Anführer der AQI.

Mitte Mai 2010. ISI erklärt Abu Bakr al-Baghdadi zu ihrem neuen Anführer.

31. Oktober 2010. ISI verübt Anschläge auf die Iraker Börse sowie die Sayidat-al-Nejat-Kathedrale in Bagdad.

2010/2011. Im Zuge des Arabischen Frühlings, der auch von den westlichen Ländern begrüßt wird, kommt es zu bewaffneten Auseinandersetzungen gegen Demonstranten. Nach den Umstürzen und Unruhen in diversen arabischen Ländern verändert sich die Struktur von al-Qaida grundlegend. Al-Qaida-Regionalfilialen, etwa al-Qaida im Islamischen Maghreb, nutzen die Revolutionswirren und versorgen sich aus unbewachten Waffendepots wie sie auch die teils recht unbewachten Grenzen, etwa zwischen Algerien und Tunesien oder zwischen Tunesien und Libyen, und den dadurch neu gewonnenen Bewegungsspielraum nutzen.

Zudem entstehen diverse islamistische Gruppierungen und Netzwerke, die keinen, oder teils auch keinen offenen, organisatorischen Bezug zu al-Qaida vorweisen und die sich oft den Namen Ansar al-Scharia (Unterstützer der Scharia) gaben. Das Spektrum der Gruppierungen ist nun deutlich breiter als zuvor, was wiederum zu vielerlei Diskussionen über Taktiken und Ausrichtungen der Bewegung führt. Zum einen wird darüber diskutiert, ob und wenn ja, in welcher Form, man sich an parlamentarischen Prozessen beteiligen soll. Zum anderen wird erkennbar, etwa in Äußerungen von Muhammad al-Zawahiri, Bruder des al-Qaida-Führers Aiman al-Zawahiri, dass die islamistische Bewegung nun den Zeitpunkt für gekommen sieht, sich um die Errichtung islamischer Staaten und Gesellschaften zu kümmern, anstatt sich allzu stark auf den „fernen Feind“ (westliche Staaten) zu konzentrieren. Einige Gruppierungen, wie Ansar al-Scharia in Tunesien, wollen dazu zunächst den Rückhalt der Bevölkerung gewinnen, andere, eher an al-Qaida orientierte Milizen, sehen weiterhin den bewaffneten Kampf als vorrangiges und jederzeit richtiges Mittel zur Erreichung ihrer Ziele an. Neue Impulse erfährt die islamistische Bewegung dann vor allem durch den Krieg in Syrien, der immer mehr Attraktivität für nicht-syrische Islamisten gewinnt.

Während es der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gelingt, große Gebiete in Syrien und dem Irak einzunehmen, verliert al-Qaida an Bedeutung. Al-Qaida-Chef Ayman al-Zawahiri wirft in einer Audiobotschaft dem IS-Chef Baghdadi Verleumdung vor, da dieser Lügen über al-Qaida verbreitet hätte und behauptete, diese würde die Tyrannei nicht anprangern. Zudem sei es falsch, dass Zawahiri Anschläge auf Schiiten abgelehnt habe. Vielmehr habe er seine Kämpfer im Irak angewiesen, statt mit Anschlägen auf Märkte oder Moscheen Zivilisten zu töten, gegen die vornehmlich schiitischen Sicherheitskräfte im Irak sowie gegen schiitische Milizen zu kämpfen. Zawahiri zeigt sich jedoch auch offen für eine Debatte über Strategien im Dschihad und erklärt, er müsse auf Rat hören.

Die Organisation nennt sich nun „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (arabisch الدولة الإسلامية في العراق والشام, DMG ad-daula al-islāmiyya fī l-ʿIrāq wa-š-Šām; auch als „… in der Levante“ oder „… in Großsyrien“ übersetzbar), wovon sich auch die gebräuchlichen Abkürzungen ISIS, ISIL und ISIG ableiten. Eine Fremdbezeichnung ist die 2013 vom syrischen Aktivisten Khaled al-Haj Salih geprägte, aus den arabischen Anfangsbuchstaben abgeleitete und im arabischen Sprachgebiet verbreitete, eher negativ konnotierte Abkürzung Daesch (داعش, DMG dāʿiš, auch in den Schreibweisen Daesh, Da'ish bzw. Daaish), die inzwischen vor allem auch in anderen arabisch-schriftigen Sprachen verwendet wird.

Die Abkürzung داعش, DMG dā‘iš ‚ISIS‘ („Islamischer Staat in Irak und Syrien“) sieht im arabischen Schriftbild ähnlich aus wie der Begriff داعس, DMG dāʿis ‚einer, der etwas mit Füßen niedertritt‘. Deshalb ist diese Abkürzung innerhalb der vom IS besetzten Gebiete verboten und bei Verwendung droht Strafe. In zahlreichen nah- und mittelöstlichen Ländern hingegen wurde dieses Kürzel in den dortigen Wortschatz übernommen. Damit soll der im islamischen Sinne positiv konnotierten Eigenbezeichnung der Organisation bewusst entgegengetreten und eine direkte Assoziation mit dem Islam vermieden werden.

2011. ISI verübt vor allem in Bagdad sowie in den Gouvernements Kerbela und Salah ad-Din (so auf schiitische Pilger bei Samarra) Anschläge, dabei werden ca. 320 Menschen getötet.

Ab März 2011. In Syrien kommt es zu Unruhen. Präsident Baschar al-Assad befehligt die Regierungstruppen und wird von der Hisbollah unterstützt. Die Freie Syrische Armee versteht sich als die Miliz der syrischen Opposition. Ferner etabliert sich die al-Qaida nahestehende al-Nusra-Front als Gegner Assads.

Mitte 2011. Die Unruhen münden in den Syrischen Bürgerkrieg. ISI wird laut Medienberichten von der Türkei hierbei jahrelang unterstützt.

Dezember 2011. Die Truppen der Vereinigten Staaten werden aus dem Irak abgezogen. Im Land stehen gesellschaftliche und religiöse Gruppen in einer Spannung. Die sunnitische Bevölkerungsminderheit fühlt sich vom schiitischen Regierungschef Nuri al-Maliki unterdrückt. 

2012. ISI verübt vor allem in Bagdad sowie den Gouvernements Basra, Salah ad-Din und Babil Anschläge (so auf schiitische Pilger in Basra), dadurch werden ca. 770 Menschen getötet.

Es kommt zum syrisch-türkischen Konflikt. Die Türkei versteht sich seitdem als Gegner Assads.

26. Januar 2012. ISI wird durch das Außenministerium der Vereinigten Staaten auf Anweisung von Außenministerin Hillary Clinton vom 11. Januar 2012 als Alias von AQI erfasst.

11. Februar 2012. Al-Qaida-Anführer Aiman az-Zawahiri ruft die Muslime im Irak, in Jordanien, im Libanon und in der Türkei zum Kampf gegen die Assad-Regierung auf. Ab ungefähr dieser Zeit beteiligt sich ISI offen am syrischen Bürgerkrieg. Dort gehört sie neben der al-Nusra-Front, mit der sie teils kollaboriert und die sie teils bekämpft, zu den al-Qaida zugehörigen Akteuren.

21. Juli 2012. Abu Bakr al-Baghdadi kündigt eine Offensive „Zerstörung der Mauern“ an, die u. a. die Befreiung von Gefangenen zum Ziel hat.

23. Juli 2012. Bei  einer Anschlagserie in 19 irakischen Städten werden 113 Menschen getötet und 250 verletzt.

11. Dezember 2012. Das US-Außenministerium erfasst auf Anweisung vom 20. November 2012 auch die Nusra-Front als Alias von AQI.

2013. Im Verfassungsschutzbericht 2012 des deutschen Bundesamtes für Verfassungsschutz wird AQI als die „aktivste terroristische Gruppierung im Zentral- und Südirak“ beschrieben. Strukturen von AQI in Deutschland seien derzeit nicht bekannt.

4. März 2013. ISI verübt einen Anschlag auf syrische Truppen, die in das irakische Gouvernement al-Anbar geflohen sind. Dabei werden mindestens 42 syrische Soldaten und Beamte sowie bis zu 14 Iraker getötet.

April 2013. Abu Bakr al-Baghdadi erklärt die Nusra-Front zu einem bloßen Teil von ISI und gibt die Vereinigung von Nusra-Front und ISI unter dem neuen Namen Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL) bekannt. Der Anführer der Nusra-Front, Abu Mohammed al-Jawlani (arabisch أبو محمد الجولاني), widerspricht daraufhin einen Tag später der Vereinigung mit ISI, schwört aber dem al-Qaida-Anführer Aiman az-Zawahiri die Treue.

Mai 2013. Schätzungen des US-Außenministeriums beziffern die Truppenstärke des IS im Irak mit 1000 bis 2000 Menschen.

30. Mai 2013. Sowohl ISIS als auch al-Nusra werden durch die UN als Alias-Namen von AQI festgestellt.

9. Juni 2013. Al Jazeera veröffentlicht einen Brief von Aiman az-Zawahiri an die Anführer von ISIS und al-Nusra, in dem er die Vereinigung annulliert und zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen den beiden al-Qaida-Gruppen aufruft (wofür er Abu Musab al-Suri als Vermittler nennt sowie beiden verschiedene Einflussgebiete zuweist (ISIS Irak, Nusra Syrien).

Abu Bakr al-Baghdadi und ISIS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani verweigern die Vermittlung in eigenen Botschaften. Diese würde die illegitime koloniale Grenze des Sykes-Picot-Abkommen heiligsprechen. Die Nusra-Front werde weiterhin als Teil von ISIS betrachtet und Abu Mohammed al-Jawlani als Abtrünniger betrachtet.

Der Hintergrund der Abspaltung des ISIL von al-Qaida liegt darin, dass al-Baghdadi, der als sehr ehrgeizig beschrieben wird, die Operationen des ISIL nicht auf den Irak beschränken will, sondern auch in Syrien tätig ist und in naher Zukunft in der gesamten Levante aktiv werden will. Dagegen vertritt al-Zawahiri das Motto: „Betreibst du den Jihad überall, betreibst du ihn nirgendwo“, wonach eine Konzentration der einzelnen Organisationen auf genau abgegrenzte Operationsgebiete stattfinden soll, um möglichst große Wirksamkeit zu erzielen. Die von al-Qaida abweichenden theologischen Positionen des ISIL entwickeln sich nach der Ansicht von Beobachtern erst nach diesem Bruch, auch um diesen Bruch zu legitimieren.

Ab Mitte 2013. AQI und al-Qaida zerstreiten sich. Daraufhin wird AQI unter dem Namen "Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) bekannt. Die irakische Regierung unter Nuri al-Maliki beschließt in der zweiten Jahreshälfte in Reaktion auf das Erstarken von ISIS im Irak die Wiedereinsetzung und Stärkung der Sahwa-Bewegung.

Neben den Truppen Assads gehören im syrischen Bürgerkrieg vor allem die Freie Syrische Armee und kurdische Volksverteidigungseinheiten (YPG) zu den Gegnern von ISIS. Zu den von ISIS eingenommenen syrischen Städten zählen al-Bab, Dscharābulus, A'zāz und ar-Raqqa. Am stärksten ist ISIS im Gouvernement ar-Raqqa. Dort und u. a. auch in Manbidsch kommt es zu Protesten gegen ISIS.

Zu der Zeit baut ISIS zudem seine Präsenz in der irakischen Stadt Mossul aus, wo die Organisation Berichten zufolge 8 Millionen US-Dollar Schutzgeld pro Monat eintreibt.

23. Juli 2013. ISIS bekennt sich zu den in der Nacht vom 21. auf den 22. Juli ausgeführten Anschlägen auf die irakischen Gefängnisse in Abu-Ghuraib und Tadschi. ISIS tötete dabei Dutzende von Menschen mit Handfeuerwaffen, Granaten und durch von Selbstmordattentätern gesteuerte Autobomben und verhalf so Hunderten von Gefangenen, darunter hochrangigen al-Qaida-Mitgliedern, zur Flucht aus Abu-Ghuraib.

29. September 2013. Selbstmordattentäter töten mit Autobomben in Erbil (Regierungssitz der Autonomen Region Kurdistan im Irak) in der Nähe des Asayesch-Hauptquartiers sechs Menschen und verwunden 36.

Ende September 2013. ISIS beginnt mit Selbstmord- und Mörser-Anschlägen in Damaskus. Damit tötet sie in einem Monat etwa 100 Menschen.

Anfang Oktober 2013. Die aufständischen Organisationen im Irak Asaeb al-Iraq al-Dschihadiya und Hamas im Irak geben Verlautbarungen heraus, in denen sie sich von ISI distanzieren und deren Taktiken verurteilen.

6. Oktober 2013. ISIS bekennt sich zu dem Anschlag in Erbil, der eine Reaktion auf Masud Barzanis angeblichen Willen gewesen sei, die Regierung in Bagdad und kurdische Kräfte, die in Syrien gegen Dschihadisten kämpfen, zu unterstützen.

11. Oktober 2013. Human Rights Watch veröffentlicht einen Bericht, nach dem ISIS zusammen mit mindestens 19 anderen bewaffneten Oppositionsgruppen vom 4. bis 18. August in ländlichen Gegenden des Gouvernement Latakia an organisierten Massakern beteiligt war, bei denen mindestens 190 Zivilisten getötet und über 200 als Geiseln genommen wurden. Mindestens 67 Menschen seien in der Operation bei regierungstreuen Alawiten-Dörfern hingerichtet oder rechtswidrig getötet worden. Die fünf Gruppen, die diese Operation hauptsächlich finanziert, organisiert und ausgeführt hätten, seien die Ahrar al-Scham, ISIS, Dschabhat al-Nusra, Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar und Suquor al-Izz. ISIS und Dschaisch al-Muhadschirin wal-Ansar hätten noch Gewalt über die Geiseln, zu denen größtenteils Frauen und Kinder gehören. The Wall Street Journal berichtet am 17. Dezember 2013, die Geiseln seien immer noch in den Händen von ISIS und die Organisation habe Angriffe auf Alawiten und Christen verstärkt.

15. Oktober 2013. Die türkischen Streitkräfte (TSK) geben bekannt, mit zwei T-155 Fırtına vier Granaten auf ISIS-Stellungen abgefeuert zu haben, nachdem am 14. Oktober 2013 ein Mörser-Geschoss aus der Aʿzāz-Region auf türkischem Territorium beim Armee-Grenzposten Demirisik nahe Kilis eingeschlagen ist. Dies ist der erste Angriff der türkischen Streitkräfte auf al-Qaida zugehörige Gruppierungen.

November 2013. ISIS gibt bekannt, in Syrien ein Ausbildungslager für minderjährige Kämpfer zu unterhalten, die jüngsten davon zehn Jahre alt. Im selben Monat beginnen die Vereinigten Staaten auf eine entsprechende Anfrage Malikis während eines Staatsbesuchs im Vormonat, Hellfire-Raketen und Überwachungsdrohnen zur Bekämpfung von ISIS in den Irak zu schicken.

Ebenfalls in diesem Monat kommt es zur Konfrontation zwischen ISIS und den Ahrar al-Scham, als der ISIS einen Kommandanten der Ahrar al-Scham enthauptet, den sie irrtümlich für einen irakischen Schiiten hält.

1. Dezember 2013. ISIS veröffentlicht ein Video, in dem erstmals ein deutsches ISIS-Mitglied für den Dschihad in Syrien wirbt. Das Bundesamt für Verfassungsschutz identifiziert den Mann als einen 26-jährigen Konvertiten aus Dinslaken. Er soll mit vier Salafisten aus dem Raum Dinslaken über die Türkei nach Syrien gereist sein und sich dort ISIS angeschlossen haben. Inzwischen sind mehrere Männer aus Deutschland für den IS im Einsatz, wie auch der ehemalige Rapper Denis Cuspert.

19. Dezember 2013. Amnesty International veröffentlicht einen Bericht, dem zufolge ISIS in Syrien Geheimgefängnisse unterhält, in denen systematisch Folterungen, Auspeitschungen und spontane Ermordungen durchgeführt werden.

Wegen der Massenverhaftungen und Ermordungen seitens ISIS unter den syrischen Aktivisten und Rebellen, der extremen Islamauslegung sowie der mangelnden Beteiligung an Kämpfen gegen die Assad-Regierung wird ISIS von zahlreichen Rebellengruppen unterstellt, von Kräften der Regierung unterwandert zu sein und gegen die Revolution zu arbeiten. Ein weiterer Teil der ISIS-Führung stammt aus dem Irak, die Kämpfer dienten früher als Offiziere unter Saddam Hussein und wurden aus irakischen Gefängnissen kurzfristig wieder freigelassen.

Bis 2014. In der Türkei strebt Recep Tayyip Erdoğan einen Ausgleich mit den Kurden in der Türkei an und schlägt als historische Übereinkunft die kulturelle Autonomie und mehr politische Rechte der Kurden bei gleichzeitiger Entwaffnung der in der Türkei und anderen NATO-Staaten als terroristische Vereinigung eingestufte Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und ähnlicher Gruppen vor.

Die Volksverteidigungseinheiten (YPG) und die PKK haben die Jesiden aus den Sindschar-Bergen vor dem IS gerettet, Kobane verteidigt und zuletzt den IS aus Tall Abyad vertrieben. Ihre Gebietsgewinne in Syrien und Nordirak beunruhigen jedoch die türkische Regierung.

Die Türkei hat bereits bis 2014 eine große Zahl Flüchtlinge aufgenommen. So sind seit dem Bürgerkrieg 2011 in Syrien ca. 1,8 Millionen Menschen in die Türkei geflohen. Zwischen dem 20. und 22. September sollen bis zu 130.000 Menschen vor einer Offensive des IS auf die syrische Stadt Kobanê in die Türkei geflüchtet sein.

Laut einem Bericht von Michael Martens in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FASZ), der sich auf die Bürgermeisterin der Stadt Suruç, Zühal Ekmez von der DBP, berief, soll die türkische Regierung die Flüchtlingszahlen aus Kobanê stark übertrieben haben: statt der vom UNHCR kolportierten 144.000 syrischen Flüchtlinge aus Kobanê seien demnach lediglich 15.000 bis 20.000 Menschen geflohen. Ekmez unterstellte der Türkei, durch Übertreibung der Flüchtlingszahlen die de facto autonomen Kurdengebiete in Syrien zu menschenleeren Pufferzonen erklären lassen zu wollen. Frank Nordhausen, Korrespondent für Frankfurter Rundschau und Berliner Zeitung, beschuldigt den FAZ-Korrespondenten Martens daraufhin auf Twitter, eine Falschmeldung und PKK-Propaganda zu verbreiten.

2014. Der IS erlangt in Syrien eine dominierende Rolle unter der Führung von Omar al-Schischani. Darüber hinaus gibt es kleinere aufständische Organisationen.

Der bergige Atschin-Distrikt der Nangarhar-Provinz an der Grenze zu Pakistan gilt seit diesem Jahr als Kerngebiet des ISIS in Afghanistan. Die Gruppe wird zur Unterscheidung als ISIS-K bezeichnet, wobei „K“ die historische Khorasan-Provinz aus dem siebten Jahrhundert bezeichnen soll.

Die nigerianische sunnitisch-islamistische Terrororganisation Boko Haram sagt dem IS Unterstützung zu. Umkämpft ist seit einigen Jahren der Osten Nigerias. Hier ruft Boko Haram einen islamischen Staat aus. Mit Gwoza geht den Regierungstruppen eine Großstadt an die Islamisten verloren.

Januar 2014. Durch Aiman az-Zawahiri wird eine Zusammenarbeit mit al-Quaida ausgeschlossen.

Anfang Januar 2014. Es gelingt ISIS-Kämpfern, die Städte Falludscha und Ramadi, die Hauptstadt der westirakischen Provinz Al-Anbar, zu erstürmen und unter ihre Kontrolle zu bringen; aus Ramadi werden sie allerdings von Stammeskämpfern und lokalen Polizeikräften bald wieder vertrieben. Nach einigen Tagen haben auch in Falludscha die regulären Behörden wieder normal geöffnet. Zuvor haben sunnitische Stammesführer gemeinsam mit der Lokalpolizei die Sicherheitsverantwortung für das Gebiet übernommen.

Die USA und die Europäische Union beraten sich über eine erneute militärische Invasion, um so den Zerfall des Irak zu verhindern. Auch die Türkei und Israel sind als von der Krise betroffen zu sehen. Das geistliche Oberhaupt der irakischen Schiiten, Großajatollah Ali al-Sistani, ruft die Iraker zum Widerstand gegen die sunnitischen Dschihadisten auf. Der iranische Präsident Hassan Rohani schließt eine Zusammenarbeit mit den USA zur Bekämpfung der ISIS-Milizen nicht aus.

Es kommt zu einem Vorfall, bei dem ISIS einen Kommandanten der Ahrar al-Scham tötet und verstümmelt.

ISIS übernimmt die Verantwortung für einen am 2. Januar ausgeführten Autobomben-Anschlag in Beirut, der der Hisbollah galt und bei dem vier Menschen getötet und 77 verletzt wurden.

Ab 3. Januar 2014. Gegen ISIS in Nordsyrien kommt es zu massiven Angriffen durch Rebellen, darunter die Freie Syrische Armee (FSA) und die Islamische Front. Nachdem ISIS Anfang Januar 2014 einige bedeutende syrische Aktivisten in ihren Gefängnissen ermordet hat, brechen verstärkt offene Kämpfe zwischen ISIS und den Rebellen aus, denen sich immer mehr Rebellengruppen anschließen. Mehrere Vermittlungsversuche zwischen ISIS und den Rebellen scheitern.

Februar 2014. Der Chef der al-Qaida Zawahiri distanziert sich von ISIS.

Deutsche Behörden geben an, mindestens 20 Dschihadisten aus Deutschland seien in Syrien getötet worden. Bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichtes des Bundes für das Jahr 2013 warnt Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen vor einem „besonderen Sicherheitsrisiko“ durch nach Deutschland zurückkehrende Syrien-Kämpfer.

Anfang Februar 2014. ISIS hat unter den syrischen Rebellengruppen keinen Verbündeten mehr, insbesondere auch unter der al-Nusra-Front und der islamischen Armee. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten, YPG und YPJ (Frauenbataillone), verteidigen schon seit längerem die kurdischen Gebiete gegen Einfälle des ISIS.

Ende März 2014. ISIS startet einen erneuten Angriff auf die kurdische Region um Ain al-Arab (kurdisch: Kobanê). Zur selben Zeit verlangt der ISIS von der Türkei, ihre Truppen aus der einzigen türkischen Exklave abzuziehen, der Grabstätte Sulaiman Schahs beim syrischen Dorf Qara Qusaq. Die Türkei droht mit einer militärischen Antwort.

Juni 2014. In der ersten Jahreshälfte gelang es den Milizen des IS, große Teile des nördlichen Irak unter die eigene Kontrolle zu bringen. Bagdad droht der Fall.

Es wird von Ermordungen und Kreuzigungen in Deir Hafir im Osten der Provinz Aleppo und al-Bab berichtet.

Schätzungen eines Irak-Experten der Friedrich-Naumann-Stiftung gehen im Irak von einer Truppenstärke von 10.000 bis zu 15.000 Personen aus. In Syrien wird die Anzahl der Kämpfer des IS je nach Quelle auf 3000 bis 8000 geschätzt.

Der irakische Premierminister Nuri al-Maliki beschuldigt Saudi-Arabien der finanziellen und moralischen Unterstützung des IS.

Die „Schura der Islamischen Jugend“ verhindert die Öffnung von Wahllokalen für die Wahl des neuen libyschen Parlaments und erschießt mehrere antiislamistische Demonstranten.

Die 56 Mitgliedsstaaten zählende Organisation für Islamische Zusammenarbeit distanziert sich vom IS. Der Generalsekretär betont, dass „diese gewaltsame Vertreibung ein nicht zu tolerierendes Verbrechen darstellt und dass die Praktiken von ISIS nichts mit dem Islam und seinen Prinzipien, welche Gerechtigkeit, Güte, Anstand, Glaubensfreiheit und Koexistenz einfordern, zu tun haben.“

Anfang Juni 2014. Der IS startet eine Blitzoffensive auf die zweitgrößte irakische Stadt Mossul – angeführt wird die Gruppe von Abu Bakr al-Baghdadi. Innerhalb weniger Tage erobert sie die Stadt und anschließend die mehrheitlich von Sunniten bewohnten Provinzen Ninive, Salahaddin und Anbar im Norden des Landes. Bei der Einnahme von Mossul entführen sie auch 49 Personen des türkischen Konsulats. Im Gefängnis Badusch kommt es offenbar zu einem Massaker an etwa 670 nicht-sunnitischen Häftlingen. Die irakische Armee überlässt den Angreifern das Feld meist kampflos.

Die britische Zeitung The Guardian berichtet, es desertieren bei der Offensive auf Mossul etwa 30.000 Regierungssoldaten. Die Zahl der ISIS-Angreifer würde schätzungsweise 800 betragen. Dabei bringen die ISIS-Kämpfer neben den Waffenlagern der lokalen Garnison auch eine noch unbekannte Zahl US-Black-Hawk-Hubschrauber, weiteres Fluggerät sowie schwere Waffensysteme unter ihre Kontrolle. Nach Angaben eines irakischen Sicherheitsoffiziers, der sich auf Verhöre eines gefangengenommenen ISIS-Kuriers beruft, fallen ihr bei der Eroberung Mossuls Geld und militärisches Gerät im Wert von bis zu 1,5 Milliarden US-Dollar in die Hände, ihr Gesamtvermögen (Geld und Waffen) soll schon vorher bei 875 Millionen US-Dollar gelegen haben. Der IS erbeutet 2400 gepanzerte Fahrzeuge, zumeist aus US-amerikanischer Produktion.

Nach der Einnahme von Mossul bittet die  irakische Regierung von Nuri al-Maliki die US-Regierung um Luftunterstützung gegen die ISIS-Kämpfer. US-Präsident Barack Obama zieht einen Militärschlag in Erwägung, der Einsatz von US-Truppen am Boden wird jedoch ausgeschlossen. Die Vereinigten Staaten hätten schon viel Geld in den Aufbau der irakischen Sicherheitskräfte investiert. Wenn diese nicht bereit seien zu kämpfen, gebe es „Probleme mit der Moral und dem Bekenntnis zum Irak“. Es liege „an den Irakern, als einem souveränen Staat, ihre Probleme zu lösen“, sagt Obama und verweist auf die schwierige Geschichte des Irak.

Zunächst verlegt der US-Verteidigungsminister Chuck Hagel den Flugzeugträger USS George H. W. Bush in den Persischen Golf. Begleitet wird dieser von drei Zerstörern, die mit ihren Tomahawk-Marschflugkörpern bereits bei der Irak-Invasion 2003 eingesetzt wurden, der USS Arleigh Burke (DDG-51), der USS Truxtun (DDG-103), der USS O’Kane (DDG-77) und einem mit Raketen bestückten Kreuzer, der USS Philippine Sea (CG-58). Zudem wird ein weiteres Kriegsschiff in die Region abkommandiert, die USS Mesa Verde, das für amphibische Einsätze konzipiert ist, mit senkrecht startendem Kipprotor-Wandelflugzeug Bell-Boeing V-22 Osprey und mit 550 Marineinfanteristen an Bord.

10. Juni 2014. Von Mossul aus dringen ISIS-Kämpfer nach Baidschi vor, wo sich die größte Ölraffinerie des Irak befindet, ziehen sich aber angesichts verstärkter Armee- und Polizeikräfte wieder zurück.

11. Juni 2014. ISIS-Kämpfer erreichen Tikrit, wo Sunniten der früheren Diktatur von Saddam Hussein mit den ISIS-Kämpfern zusammenarbeiten, und Baidschi.

12. Juni 2014. Bei Gefechten zwischen der Hawza of Najaf und dem IS in der Provinz Salah ad-Din sterben in den Ortschaften Udhaim und Mukdadija mehr als 100 Menschen.

Am selben Tag verlassen 3000 Soldaten der irakischen Armee den Luftwaffenstützpunkt Camp Speicher, in Zivilkleidung, um sich zu ergeben, zuvor sind ihre Offiziere geflohen. Die ISIS-Milizen teilen die Soldaten in Sunniten und Schiiten auf und richten laut eigenen Angaben etwa 1700 schiitische Soldaten hin. Die Organisation Human Rights Watch schätzt die Zahl der Opfer auf bis zu 770, es können anhand von Satellitenbildern fünf Orte identifiziert werden, an denen Ermordungen stattfinden hatten. Diese Massenermordungen werden als Massaker von Tikrit bekannt. Im selben Zeitraum werden offenbar um das Dorf Beshir etwa 700 Turkmenen vom IS hingerichtet.

Rund eine Million Iraker befinden sich auf der Flucht. Viele versucten, das als stabil geltende kurdische Autonomiegebiet im Nordirak zu erreichen. Wenig später wird der Grenzposten Al-Kaim erobert, ein offizieller Grenzübergang zwischen dem Irak und Syrien.

Trotz des offenen Streits zwischen dem Regierungschef Nuri al-Maliki in Bagdad und dem Kurdenpräsident Masud Barzani in Erbil stellt sich die Führung der kurdischen Gebiete im Irak offiziell an die Seite der irakischen Regierung und schickt ihre Peschmerga-Einheiten aus der Hauptstadt Erbil ins Kampfgebiet. Peschmerga-Kämpfer übernehmen die vollständige Kontrolle über die Großstadt Kirkuk.

13. Juni 2014. Die Menschen in Bagdad bereiten sich auf einen Angriff vor und das religiöse Oberhaupt der Schiiten im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, legt seine Zurückhaltung ab und ruft zum Kampf gegen die sunnitischen Extremisten auf. Jeder, der eine Waffe tragen könne, solle sich den irakischen Sicherheitskräften anschließen. Der Aufruf wird von Sistanis Vertreter, Scheich Abdul Mehdi Kerbalaie, während der Freitagspredigt in der Imam-Hussein-Moschee in Kerbela verlesen. Auch der radikale Schiitenprediger Muktada al-Sadr ruft seine Anhänger zum Widerstand auf.

Bei einem Angriff von ISIS-Anhängern auf eine Polizeistation und ein Gefängnis, in dem Sunniten einsitzen, sterben in Baquba, der Hauptstadt der Provinz Diyala, 44 Menschen.

14. Juni 2014. Der iranische Präsident Hassan Rohani bietet dem Irak an, im Rahmen internationalen Rechts beizustehen, und schließt eine Kooperation mit den Vereinigten Staaten im Irak nicht grundsätzlich aus: „Wenn wir sehen, dass die Vereinigten Staaten gegen terroristische Gruppen im Irak einschreiten, dann kann man darüber nachdenken. Bisher haben wir aber von ihrer Seite keine Handlungen gesehen.“ Zudem dementiert Rohani einen Bericht des Wall Street Journals, wonach bereits mindestens drei Eliteeinheiten der iranischen Revolutionsgarden Al-Quds-Brigaden (Al-Kuds-Brigaden) in den Irak entsandt worden seien.

US-Außenminister John Kerry mit irakischem
Premier Nuri al-Maliki bei einem
Treffen in Bagdad
17. Juni 2014. Barack Obama entscheidet, eine 275-köpfige Spezialeinheit in den Irak zu entsenden, um Personal der US-Botschaft in Bagdad zu den US-Konsulaten in Erbil (Autonome Region Kurdistan im Nordirak) und Basra (Südirak) sowie in die US-Botschaft nach Amman in Jordanien zu verlegen. Wie viele der insgesamt 5000 US-Botschaftsmitarbeiter in Bagdad verlegt werden, wird nicht bekanntgegeben.

Eine mögliche militärische Zusammenarbeit mit dem Iran wird von der Sprecherin des US-Außenministeriums dementiert, nachdem Außenminister John Kerry sie zuvor nicht ausgeschlossen hat.

Nach Angaben eines Funktionärs der kurdischen DPK sind die meisten Rebellen, die sich der ISIS-Offensive angeschlossen haben, keine Islamisten, sondern nicht-radikale sunnitische Iraker, die mit der schiitischen Maliki-Regierung nicht einverstanden sind. Unterstützt werden sie von entlassenen oder übergelaufenen Soldaten der irakischen Armee, deren Anzahl um ein Vielfaches über der der Dschihadisten liegen soll. Als Grund nennen sie vielfältige Diskriminierung durch die schiitisch dominierte irakische Regierung.

20. Juni 2014. Der IS nimmt in Jordanien den einzigen Grenzübergang zum Irak am Highway 10 nach ar-Rutba, al-Anbar, ein. Der Verkehr kommt zum Erliegen. Jordanien verstärkt danach seine Truppen im Osten des Landes vor dem Hintergrund des Vormarsches des IS im westirakischen Gouvernement al-Anbar. US-Präsident Barack Obama warnt vor einem Übergriff des IS auf Jordanien. Nach der Gefangennahme und Ermordung des Piloten Muʿādh al-Kasāsba fliegen die jordanischen Luftstreitkräfte vermehrt Angriffe gegen IS-Stellungen.

29. Juni 2014. Am ersten Tag des Fastenmonats Ramadan, nach der militärischen Eroberung eines zusammenhängenden Gebietes im Nordwesten des Irak und im Osten Syriens verkündet die Miliz die Gründung eines Kalifats mit Abu Bakr al-Baghdadi als „Kalif Ibrahim – Befehlshaber der Gläubigen“. Damit ist der Anspruch auf die Nachfolge des Propheten Mohammed als politisches und religiöses Oberhaupt aller Muslime verbunden.

Auf Arabisch, Englisch, Russisch, Französisch und Deutsch erklärt die Organisation gleichzeitig ihre Umbenennung von „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ zu „Islamischer Staat“. Sie erklärt auch, dass alle Emirate, Gruppen, Staaten und Organisationen ihre Rechtmäßigkeit mit der Ankunft des Kalifats und dem Eintreffen seiner Truppen verlören.

Nach Ansicht des Politologen Volker Perthes will die Organisation, die er als „dschihadistisches Staatsbildungsprojekt“ kennzeichnet, durch Verzicht auf frühere Namensbestandteile unterstreichen, dass sie über den Irak und die Levante hinaus expandieren will.

Sommer 2014. Bei seinem Vormarsch vertreibt der IS die jesidische Bevölkerung aus dem Nordirak. Ein großer Teil, der nicht rechtzeitig fliehen kann, gerät in seine Gefangenschaft.

Juli 2014. IS-Kämpfer zerstören in den irakischen Städten Mossul und Tal Afar schiitische und sufistische Moscheen und Heiligtümer, darunter auch das Mausoleum von Ahmed Rifai, eines Nachkommen Mohammeds.

Es kommt zu schweren Kämpfen um das Scha'ar-Erdgasfeld bei Homs. Nachdem der IS das Feld vorübergehend eingenommen und 270 syrische Soldaten getötet hat, erobern es Regierungstruppen Ende des Monats wieder zurück.

Außerdem greift der IS nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) in ar-Raqqa rund 35 km östlich der Tabqa-Talsperre einen Militärstützpunkt der 17. Division der syrischen Armee an. Dabei sterben mindestens 50 Regierungssoldaten und 28 IS-Kämpfer.

3. Juli 2014. Saudi-Arabien gibt die Verlegung von 30.000 Soldaten an die 800 Kilometer lange irakische Grenze bekannt, nach einem Rückzug dortiger stationierter irakischer Soldaten und vor dem Hintergrund der anhaltenden Kämpfe zwischen Regierungstruppen und dem IS.

18. Juli 2014. Die christlichen Einwohner Mossuls werden über Lautsprecher der Moscheen aufgefordert, die Stadt zu verlassen - ansonsten drohe ihnen „das Schwert“. Eine Woche zuvor sind sie aufgefordert worden, zum Islam zu konvertieren oder eine Sondersteuer zu zahlen, um der Ausweisung zu entgehen. Die Häuser von Christen wurden mit einem N für Nasrani markiert. Sie sollen dem Islamischen Staat zufallen. Der Bischofssitz der syrisch-katholischen Kirche in Mossul wird in Brand gesetzt. Die Gruppe übernimmt ebenfalls die Kontrolle über mehrere Ölfelder und den größten Staudamm des Irak, die Mosul-Talsperre.

Ende Juli 2014. Die nördlich und westlich von Mossul stationierten Peschmerga-Einheiten ziehen sich nach heftigen Gefechten mit mindestens 77 Toten zurück. Die meisten Bewohner des Gebiets gehören zur religiösen Minderheit der Jesiden, die in den Augen des IS ungläubig sind. Im Zuge der Eroberung ermordet der IS zehn schiitische Kurden und zerstört schiitische und jesidische Schreine. Das Vorrücken des IS löst eine Massenflucht aus, bis zu 200.000 Menschen fliehen in den nahegelegenen Dschabal Sindschar. Der UNO-Sonderbeauftragte für den Irak, Nikolaj Mladenow, spricht von einer humanitären Tragödie und warnt davor, dass der IS das Sindschar-Gebirge eingeschlossen habe. Nach der Zerstörung bedeutender Moscheen und Grabmäler formiert sich in Mossul aber auch sunnitischer Widerstand gegen den IS. Eine Gruppe mit Namen „Brigaden der Revolutionäre von Mossul“ tötet mehrere IS-Kämpfer.

Ende Juli 2014. Saudi-Arabien distanziert sich vom IS.

Anfang August 2014. Deutschstämmige und nichtdeutschstämmige IS-Anhänger attackieren in Herford Jesiden mit Messern und bedrohen sie.

August 2014. Der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, berichtet von 50.000 Leuten, die mittlerweile in Syrien kämpfen – 20.000 davon seien aus dem Ausland, laut Schätzungen der EU-Kommission sind 2.000 davon aus Europa.

Bisher zogen aus Österreich 130 Personen für den IS in den Krieg. Mehrheitlich stammen sie aus Tschetschenien. Zehn Personen, hauptsächlich anerkannte tschetschenische Asylbewerber, werden in diesem Zusammenhang wegen Mitgliedschaft in einer Terrorverbindung festgenommen.

Der Iran stattet die Kurden im Irak mit Waffen aus. Nach von Dritten nicht bestätigten Aussagen einer iranischen Oppositionsseite soll der Iran im Irak 1000 Militärberater und 7000 Revolutionsgardisten im Einsatz haben.

Infolge eines mehrtägigen Waffenkonflikts werden mindestens 27 libanesische Soldaten in der Ortschaft Arsal, die an Syrien grenzt, entführt. Zwei von ihnen, Ali Sayyed und Abbas Medlej, werden im August und September 2014 enthauptet.

Ab August 2014. Die USA statten die Kurden mit Waffen aus und fliegen zudem vermehrt Luftangriffe gegen die Stellungen des IS. Zugleich leiten sie Hilfsmaßnahmen für die vom IS bedrängten Jesiden ein.

3. August 2014. Bei einem Überfall auf ihr Heimatdorf Kocho (in Sindschar, Irak) durch Mitglieder der terroristisch agierenden islamisch-fundamentalistischen Miliz Islamischer Staat (IS) verliert die Jesidin Nadia Murad ihre Mutter und sechs Brüder. Insgesamt sterben 18 ihrer Familienmitglieder durch den IS. Sie selbst wird aus dem Dorf entführt und gerät in Gefangenschaft. Während dieser Zeit wird sie mehrfach versklavt, vergewaltigt und gefoltert.

7. August 2014. Südöstlich von Mossul erobern Kämpfer des IS unter anderem Baghdida (Karakosch). Über 200.000 Christen besonders der chaldäisch-katholischen Kirche und der Assyrischen Kirche des Ostens werden aus der Ebene von Mossul vertrieben. Zudem stoßen IS-Kämpfer in Richtung Erbil vor, dem Sitz der Autonomen Region Kurdistan.

Fast 500 Gäste kommen in das Hauptquartier des US-Militärgeheimdienstes DIA, um Michael T. Flynn als Direktor der Behörde zu verabschieden. Am Abend tritt Präsident Barack Obama vor eine Kamera und erklärt, er habe den Befehl gegeben, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak aus der Luft anzugreifen.

Der IS wird vom Rat der islamischen Gelehrten Indonesiens für „harām“ (verboten) erklärt.

8. August 2014. Die US-Regierung bombardiert mit Kampfjets Artilleriestellungen des IS. Weitere Luftangriffe der US Navy finden in den folgenden Tagen vom Flugzeugträger USS George H. W. Bush (CVN-77) aus statt. Dabei werden nach US-Militärangaben auch Panzer ausgeschaltet, die der IS erbeutet hat.

Der irakische Minister für Menschenrechte, Schia al Sudani, berichtet von 500 durch IS-Anhänger getöteten Jesiden, einige davon seien lebendig begraben worden. Zudem seien hunderte Frauen gekidnappt worden, die alle unter 35 Jahre alt seien und in Schulen in der Stadt Mossul eingesperrt sein sollen, so ein Sprecher des Ministers. Die jesidische Parlamentsabgeordnete Wian Dachil gibt an, dass 20.000 bis 30.000 Jesiden durch kurdische Peschmerga-Kämpfer aus dem Sindschar-Gebirge gerettet wurden. Nach Angaben vertriebener Jesiden erfolgte die Rettung nicht durch die Peschmerga, sondern durch Kämpfer der Partei der Demokratischen Union (PYD) und der Volksverteidigungseinheiten (YPG), die beide der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) nahestehen. Die UN berichten von mehreren weiteren tausend Jesiden, die im Gebirge festsäßen und vom IS eingeschlossen seien. Qasim Şeşo hat am 30. Juli eine jesidische Bürgerwehr (YBŞ) gegründet, um auf den Extremfall vorbereitet zu sein. Diese Bürgerwehr bezieht Stellung im Sindschar-Gebirge, um die Pilgerstätte Scherfedin zu schützen und gegen den IS zu kämpfen. Im Ort Tel Kudscho sterben mindestens 80 Männer, laut der kurdischen Nachrichtenagentur Basnews, weil sie nicht zum Islam übertreten wollten.

Ein Führungsmitglied des IS, Abu Turab Al Mugaddasi, bekundet, bis nach Saudi-Arabien ziehen zu wollen, um Mekka einzunehmen. König Abdullah ibn Abd al-Aziz erklärt draufhin, 30.000 Soldaten im Norden des Landes fest stationieren zu lassen. Einen Monat später wird angekündigt, einen Zaun an der Grenze zu Jordanien mit einer Länge von 900 Kilometern errichten zu lassen.

11. August 2014. Es wird bekannt, dass kurdische Kräfte die Städte Machmur und Gwer – mit US-Luftunterstützung – zurückerobert haben. Gwer ist zuvor in der Nacht von 6. auf 7. August von den kurdischen Kräften aufgegeben worden.

Der Beginn der US-amerikanischen Luftangriffe nach der Flucht vieler Jesiden in das Sindschar-Gebirge wird weitgehend als notwendig angesehen. Ein Kommentar der Rhein-Zeitung beurteilt sie und den Krieg gegen einen „islamistischen Staat brutalster Prägung“ als alternativlos, auch wenn sich darin viel Hilflosigkeit ausdrücke. Die Bürgerkriege vieler Gruppen im Irak und in Syrien, die das Erstarken des IS erst möglich gemacht hätten, seien „ein weltpolitisches Desaster“. In Zukunft sollten nur besonnene Kräfte unterstützt werden. Der Irakkrieg habe viele alte Strukturen zerschlagen, jedoch müssten die bisher meist korrupten und egoistischen Eliten im Irak auf nationalen Ausgleich hinarbeiten.

Rund 11.000 Menschen demonstrierten am
16. August 2014 in Hannover für Hilfe
gegen den IS-Terror
Mitte August 2014. Aktivisten berichten, dass IS-Kämpfer 700 Angehörige des regionalen Stammes der Schuʿaitat, darunter 600 Zivilisten, im Gouvernement Deir ez-Zor gefangen genommen und getötet hätten. Deir ez-Zor ist eine von der Freien Syrische Armee besetzte Enklave in einem vom IS kontrollierten Gebiet.

In mehreren deutschen Städten, wie z. B. Hannover, Bielefeld und Frankfurt am Main, kommt es zu Demonstrationen gegen den Terror des IS, mit jeweils Tausenden von Teilnehmern.

14. August 2014. Nuri al-Maliki tritt zugunsten des designierten Nachfolgers und politischen Rivalen Haidar al Abadi von seinem Amt als Premierminister des Irak zurück. Als Gründe für den Rücktritt werden die Aufkündigung der Unterstützung durch die iranische Regierung und die Zweifel der USA an Malikis Fähigkeiten, die politische Krise im Irak lösen zu können, da selbst seine schiitischen Milizen Unwillen zeigen würden, in einen Kampf gegen die Terrorgruppe Islamischer Staat zu ziehen vermutet.

Rund 11.000 Kurden, Aleviten und Jesiden
demonstrierten am 16. August 2014 in
Hannover für Hilfe gegen den IS-Terror
15. August 2014. 25 sunnitische Stämme beginnen ihren Widerstand gegen den IS und vertreiben ihn aus den Gebieten westlich der Provinzhauptstadt Ramadi.

Deutschland startet Hilfsflüge in den Irak. Vier Bundeswehrflugzeuge bringen 36 Tonnen Sanitätsmaterial und Lebensmittel nach Erbil.

18. August 2014. Die strategisch wichtige Mosul-Talsperre wird von kurdischen und irakischen Einheiten mit US-Luftunterstützung zurückerobert.

Die „Schura der Islamischen Jugend“ führt mehrere öffentliche Hinrichtungen in einem Fußballstadion durch.

19. August 2014. Die irakische Armee startet eine Gegenoffensive zur Rückeroberung der sunnitisch dominierten Stadt Tikrit. Die Offensive kommt jedoch noch am selben Tag zum Erliegen, da die Gegenwehr zu stark ist.

20. August 2014. Mitglieder des IS stelllen ein Video ins Internet, das die Ermordung des US-amerikanischen Journalisten James Foley zeigen soll. Am Schluss wird im Video ein zweiter Gefangener gezeigt, der als Steven Sotloff bezeichnet wird. An den US-amerikanischen Präsidenten gerichtet, wird im Video erklärt: „Das Leben dieses amerikanischen Bürgers, Obama, hängt von Ihrer nächsten Entscheidung ab.“ Kurz darauf berichtet der Nachrichtensender ABC News von einer weiteren Geiselnahme durch den IS. Es handelt sich um eine 26-jährige Frau, die bereits im Jahr 2013 in Syrien entführt wurde. Die Entführer fordern unter anderem 6,6 Millionen US-Dollar und die Freilassung von Aafia Siddiqui. Die USA setzen ihre Luftangriffe fort und schließen eine Ausdehnung der Angriffe auf IS-Stellungen in Syrien nicht mehr aus.

US-Präsident Barack Obama äußert anlässlich der Enthauptung von James Foley, dass die Ideologie des IS für keine Religion stehe. Sie bedrohe Muslime und Nichtmuslime gleichermaßen. „Ihre Opfer sind überwiegend Muslime, und kein Glaube lehrt Menschen, Unschuldige zu massakrieren. […] Kein gerechter Gott würde hinter dem stehen, was sie gestern getan haben und was sie jeden einzelnen Tag tun.“

Nach einem Treffen der europäischen Außenminister fällt die Bundesregierung einen Grundsatzbeschluss, dass man den Kampf der Kurden im Nordirak gegen die Dschihadistengruppe Islamischer Staat notfalls auch mit Waffen unterstützen werde.

21. August 2014. Der oberste Mufti von Saudi-Arabien ʿAbd al-ʿAzīz Āl asch-Schaich stellt fest, dass der IS mit seinen Verbrechen im Nahen Osten die islamischen Prinzipien und Lehren verletze, und bezeichnet ihn als „Feind Nummer eins“ des Islam.

Der ägyptische Großmufti Schawki Ibrahim Allam kennzeichnet den IS als eine Gefahr für den Islam und die Muslime, weil er das Image des Islam zerstöre und korrumpiere, spricht dem IS das Recht ab, sich „Islamischer Staat“ zu nennen, und fordert die Medien dazu auf, den IS nur noch als „al-Qaida-Separatisten im Irak und Syrien“ zu bezeichnen.

22. August 2014. Kurdische Kräfte starten eine Offensive auf den strategisch wichtigen Ort Jalawla im Gouvernement Diyala, die irakische Armee marschiert derweil auf den in der Nähe befindlichen Ort Saadiya. Am 17. September wird bekannt, dass der Ort noch immer in der Hand des IS ist, ein Hauptgrund ist die Unterstützung des IS durch den Krui-Stamm, der laut Angaben der Peschmerga ca. 1500 ehemalige Armeesoldaten in seinen Reihen hat.

24. August 2014. Der IS nimmt den syrischen Militärflugplatz at-Tabqa in al-Tabka ein. Dabei kommen 500 Menschen zu Tode. Bei einem Kampf mit der Al-Qaida verbündeten Al-Nusra-Front erobert der IS im August 2014 auch weitere Gebiete an der türkischen Grenze.

25. August 2014. Katar wird vorgeworfen, einer der wichtigsten Finanziers des Islamischen Staats zu sein. Katars Distanzierung von diesem Vorwurf wird allgemein für unglaubwürdig gehalten. Deutschlands Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) nennt in einem ZDF-Interview im Zusammenhang mit der IS-Finanzierung das „Stichwort Katar“, in einem darauffolgenden Interview distanziert sich Angela Merkel indirekt von diesem Vorwurf. Der CDU-Vizevorsitzende Thomas Strobl stellt die Eignung Katars als Großinvestor in Deutschland infrage. Die grüne Abgeordnete Katja Keul verweist darauf, dass Katar in Ägypten, Mali, Syrien, Irak und Libyen islamistische und terroristische Organisationen fördert. Katar weigere sich insbesondere, die Beteiligung eigener Staatsangehöriger an Kämpfen im Ausland sowie den Aufruf zur Teilnahme an solchen Kämpfen unter Strafe zu stellen und damit der UNO-Resolution 2170 nachzukommen. Anders als in Saudi-Arabien sei die Werbung für den IS, die Rekrutierung von Kämpfern und die Unterstützung durch Spenden für Kataris bis heute ohne jede Konsequenz möglich. Auch SPD-Vize Ralf Stegner nennt Katars Einfluss auf die Konflikte in der Region „nicht eben krisenentschärfend“.

26. August 2014. Die Türkische Kulturgemeinde in Österreich wirft dem IS den Missbrauch des Islam vor. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich verlautbart, dass der IS nicht das Recht habe, den muslimischen Glauben zu vertreten. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland erklärt, die Vertreibung von Christen sei gegen den Islam. Die Islamische Gesellschaft Nordamerikas (Islamic Society of North America) verurteilt die Angriffe des IS als „unislamisch“.

Das britische Meinungsforschungs-Institut ICM Research führte 2014 eine telefonische Umfrage unter je 1000 Franzosen, Briten und Deutschen durch. Diese ergibt, dass 16 % der befragten Franzosen, 7 % der Briten und 3–4 % der Deutschen eine positive Meinung vom IS haben, demgegenüber stehen 26 % der Gruppe ablehnend und 43 % stark ablehnend gegenüber. Unter den 18- bis 24-jährigen Franzosen beträgt der Anteil der positiven Meinungen 27 %. Die Glaubwürdigkeit dieser Studie wird in einem Artikel der Washington Post in Zweifel gezogen, da die Zahl der Sympathisanten in Frankreich damit größer wäre als die gesamte Anzahl der Muslime im Land. Gemäß früheren Studien sei die Zahl der Muslime mit extremistischen Ansichten weitaus geringer.

27. August 2014. Die irakische Luftwaffe beginnt mit Angriffen auf IS-Stellungen, um die seit zwei Monaten eingeschlossene Stadt Amerli im Distrikt Tuz Churmatu Gouvernement Salah ad-Din. Parallel werden mit Helikoptern Hilfsgüter und Munition in die Stadt geflogen.

28. August 2014. Es wird ein Video auf YouTube online gestellt, das die Enthauptung eines Peschmerga-Kämpfers zeigen soll. Die Enthauptung soll eine Warnung für die kurdischen Führer sein, ihre Allianz mit den USA zu beenden.

Am frühen Morgen können kurdische Kräfte im Raum Zumar Distrikt Tal Afar im Gouvernement Ninawa – 10 bis 20 km westlich des Mossul-Dammes – einige Ortschaften unter anderem die am 3. August verlorene Ölstadt Ain Zalah und den strategisch wichtigen Berg Batma zurückgewinnen – er ermöglicht eine sehr gute Sicht auf die Städte Ain Zalah und Zumar. Der IS zündet im Verlauf seines Rückzugs drei Ölquellen an.

IS-Kämpfer töten mehr als 160 Soldaten im Gouvernement ar-Raqqa.

30. August 2014. Die ersten kurdischen Verbände können in die Stadt Zumar eindringen, die seit Monatsanfang unter Kontrolle des IS steht. Zumar kann kurz darauf eingenommen werden.

Kräfte der irakischen Armee sowie schiitische und kurdische Kämpfer starten eine gemeinsame Offensive zum Entsatz der seit mehr als zwei Monaten eingeschlossenen Stadt Amerli. Diese Bodentruppen in Stärke von mehreren Tausend Mann rücken aus vier Richtungen, unterstützt von Luftschlägen mit US-Beteiligung, gegen die Einschließung vor.

31. August 2014. Der irakischen Armee gelang der Durchbruch des Belagerungsringes um Amerli. Die kleineren Orte rund um Amerli Stadt können noch am selben Tag zurückerobert werden. Erstmals dürfte sich die Luftwaffe des schiitisch dominierten Iran beteiligt haben. Laut einer Aussage des Irak-Experten vom Washington Institute for Near East Policy Michael Knights wird die Stadt zum Symbol des schiitischen Widerstands und ist auch die letzte nicht-sunnitische Gemeinde, die der Terrororganisation ausgeliefert war. Im Zuge dieser Offensive können die verbündeten Kräfte zudem die vor elf Wochen verlorene Stadt Sulaiman Bak zurückerobern, dabei werden 36 IS-Kämpfer gefangen genommen Kurz darauf werden dort Massengräber entdeckt.

Die Bundesregierung entscheidet, Panzerabwehrwaffen (MILAN-System, Panzerfaust 3, Schwere Panzerfaust), Sturmgewehre (G3, G36), Maschinengewehre (MG3), Pistolen (P1), Handgranaten und Munition an die irakischen Kurden zu liefern.

Der Golf-Kooperationsrat verurteilt die Gräueltaten all jener, „die den Islam als Vorwand zum Morden und Vertreiben nehmen“.

September 2014. Der Sprecher des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, Ryan Trapani, sagt, man gehe von 20.000 bis 31.500 Kämpfern aus. Die Zahl der ausländischen Kämpfer beim IS wird mit etwa 1000 Türken, 2000 Europäern und 100 US-Amerikanern angegeben.

IS-Anhänger greifen die Stadt Kobanê an der Grenze zur Türkei an. Die Kampfhandlungen münden in den international beachteten Kampf um Kobanê. Zeitweilig sind bis zu einer halben Million Menschen durch IS-Kämpfer eingekesselt. Die US-Luftwaffe bombardiert zusammen mit jordanischen und saudi-arabischen Kampfflugzeugen Ziele des IS in Syrien. Die Aktion wird auch von den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain unterstützt.

Grabstätte des Sulaiman Schah
(Türkische Exklave)
Die Grabstätte von Suleiman Schah im syrischen Qalʿat Dschaʿbar, einer Exklave der Türkei, wird von IS-Einheiten umschlossen. In der Nacht zum 22. Februar 2015 wird das Grab von der Türkei in der Operation Şah Fırat evakuiert. Kämpfer des IS besetzen die Anlage, werden aber Anfang Januar 2017 von SDF-Einheiten vertrieben.

In Hamburg gibt es in einer Flüchtlingsunterkunft im Hamburger Stadtteil Stellingen Bedrohungen und Übergriffe durch Sympathisanten des IS. Abu Abdullah, der eine tragende Rolle in der Ausführung von Selbstmordattentaten des Islamischen Staats in Bagdad hat, berichtet, dass ein Deutscher mit seiner Hilfe ein Attentat ausgeübt hätte.

Ermordungen in der Provinz Ghazni weisen darauf hin, dass sich Ableger des IS in Afghanistan bilden. In dem Land besteht jedoch eine starke Rivalität mit den al-Qaida nahestehenden Taliban, so dass es unter anderem in der Provinz Helmand zu bewaffneten Konflikten zwischen den beiden Gruppen kommt.

Die Gruppe Abu Sajaf, die im Süden der Philippinen seit 1991 für einen islamischen Staat kämpft, unterstützt den IS. Sie droht sie mit der Ermordung zweier deutscher Geiseln, falls sich Deutschland am Kampf gegen den IS beteiligt und nicht ein gefordertes Lösegeld zahlt. Am 17. Oktober wird die Freilassung beider Personen vermeldet.

1. September 2014. Obwohl eine Zustimmung formal nicht erforderlich ist, unterstützt der Deutsche Bundestag die Waffenlieferungen mehrheitlich, gegen das Votum der Linken und der meisten Grünen. Bundeskanzlerin Angela Merkel begründet den Entschließungsantrag von CDU/CSU und SPD. Die Expansion des grausamen IS-Terrors müsse aufgehalten werden. Waffenlieferungen entsprächen sowohl der Bitte der kurdischen Autonomieregierung als auch der irakischen Zentralregierung. „Maßnahmen zur Bekämpfung“ von IS seien durch eine Resolution des UN-Sicherheitsrates gedeckt. Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann erklärt, die Gefahr eines „fortgesetzten Völkermordes und weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ seien höher zu bewerten als das „durchaus vorhandene Risiko, dass unsere Waffen in falsche Hände geraten“.

Auf Seiten der Opposition verweist dagegen Anton Hofreiter, einer der beiden Vorsitzenden der grünen Bundestagsfraktion, auf US-Waffen, die der IS erbeutet habe. Er hält am Grundsatz fest, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern, und fordert, Druck besonders auf Saudi-Arabien und Katar auszuüben, die Unterstützung für den IS einzustellen. Die UN solle stärker einbezogen werden. Gregor Gysi äußert sich ähnlich und betont das Ziel der Verhinderung aller Waffenexporte.

Führende britische Imame erlassen eine Fatwa, die es Muslimen verbietet, die „vergiftete Ideologie“ des IS zu unterstützen: „IS ist eine häretische, extremistische Organisation, und es ist religiös verboten (haram), sie zu unterstützen oder sich ihr anzuschließen. Weiterhin ist es für britische Muslime eine Pflicht, sich dieser giftigen Ideologie aktiv entgegenzustellen, vor allem dann, wenn sie in Großbritannien verbreitet wird.“

2. September 2014. Der IS veröffentlicht ein Video, in dem ein schwarz vermummter Kämpfer offenbar den Journalisten Steven Joel Sotloff ermordet. Im Video wird die Ermordung mit der Weiterführung der Angriffe der USA gegen IS-Stellungen begründet. Es wird auch mit der Tötung des Briten David Cawthorne Haines gedroht, falls die US-Luftschläge weitergehen.

4. September 2014. Es wird bekannt, dass die rechte Hand von IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi, Abu Hadschir al-Suri, mutmaßlich bei einem Luftschlag auf Mossul getötet worden ist. Bei diesem Luftangriff sollen auch 50 IS-Kämpfer gestorben sein. Im gleichen Zeitraum wird westlich von Kirkuk der Ort Tel Ali von den IS-Milizen gestürmt, und es werden mindestens 50 Männer entführt.

Bis 5. September 2014. Kurdische Kräfte rücken östlich von Mossul vor und können sich bis 25 Kilometer an die Stadt herankämpfen, dabei werden weitere Dörfer vom IS zurückerobert.

5. September 2014. Die USA rufen beim NATO-Gipfel im walisischen Newport eine internationale Allianz gegen den IS ins Leben. Die Gründungsmitglieder sind: Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, Polen, Dänemark, Australien, Kanada, die Türkei und die Vereinigten Staaten von Amerika.

6. September 2014. Die Peschmerga kann, ca. 20 km östlich von Mossul, den strategisch wichtigen Berg Zartak erobern. Die US-Luftwaffe unterstützt den Vormarsch.

7. September 2014. Die US-Luftwaffe bombardiert auch IS-Stellungen bei der Haditha-Talsperre, ca. 250 km südwestlich von Mossul, und eröffnet dadurch eine zusätzliche Front. Die Angriffe dienen der Unterstützung irakischer Sicherheitskräfte und sunnitischer Stämme, die den Staudamm verteidigen. Die Luftschläge erfolgtn auf Bitte der irakischen Regierung. Durch die Luftschläge können die Kämpfer die Stadt Barwana ca. 10 km südlich des Dammes einnehmen.

Der frühere Menschenrechtsaktivist Ahmed Shebani, der sich als „säkularer Demokrat“ bezeichnet, fordert in einem Interview mit der NZZ zur Unterstützung der von Katar geförderten Gegner Haftars auf, zu denen auch die dschihadistischen Milzen aus Darna gehören. Er bezeichnet die Dschihadisten als „Teil unserer Gesellschaft“, mit dem man „zivil umgehen“ müsse.

Die Außenminister der Arabischen Liga kommen bei einem Treffen in Kairo überein, dass sie die notwendigen Maßnahmen gegen terroristische Vereinigungen wie den IS ergreifen werden.

10. September 2014. Es gehört zu den Zielen der internationalen Allianz gegen den Islamischen Staat, die territoriale Integrität sowie die Autorität der Zentralregierung des Irak in den vom IS kontrollierten Gebieten wiederherzustellen. Dagegen stellt der Politikwissenschaftler Vicken Cheterian einen Zerfall des Irak als eines am Ende der Kolonialzeit künstlich geschaffenen Nationalstaats fest. Das Sykes-Picot-Abkommen sei von Großbritannien und Frankreich gegen den Willen der lokalen Bevölkerung durchgesetzt worden. Die staatliche Ordnung des Irak sei dann durch den Zweiten Irakkrieg (oder Dritten Golfkrieg) zerstört worden. Nicht weniger wichtig seien innere Gründe für die Staatskrise, besonders die enormen sozialen und ökonomischen Gegensätze. Überlagert werde dies von lokalen, religiösen oder Stammesinteressen, besonders der Konfrontation von Schiiten, Sunniten und Kurden. Neben den historischen und soziologischen Ursachen seien außerdem machtpolitische Interessen wirksam – die Hegemoniebestrebungen der tonangebenden Staaten Iran, Türkei, Saudi-Arabien – sowie die Gier nach Ressourcen.

11. September 2014. US-Präsident Barack Obama legt in einer Rede an die Nation seine zukünftige Strategie gegen die Terrororganisation IS dar. Diese umfasst im Wesentlichen vier Punkte:

Die US-Luftoffensive im Irak werde systematisch ausgeweitet. IS-Stellungen sollten weiter unter Beschuss genommen werden. Auch in Syrien solle es US-Luftschläge geben. „Ich werde nicht davor zurückschrecken, dort ebenfalls gegen den IS vorzugehen“, unterstrich der Präsident: „Wer Amerika bedroht, wird nirgendwo Unterschlupf finden.“

Der Kampf werde sich nicht allein auf Luftangriffe beschränken. Die USA wollten zudem lokale Sicherheitskräfte im Irak und Oppositionstruppen in Syrien unterstützen. Zur US-Hilfe zählen militärisches Training, Waffen und anderes Gerät. Schon in den kommenden Tagen sollten 475 Militärberater aus den USA nach Bagdad aufbrechen. US-Soldaten, so stellt Barack Obama klar, würden jedoch nicht in die Schlacht geschickt. „Unsere Bemühungen unterscheiden sich grundlegend von den Kriegen im Irak und Afghanistan. Es wird keine US-amerikanischen Kampftruppen auf fremdem Boden geben.“

Dem Terrornetz solle die finanzielle Basis entzogen werden. Dazu wolle man IS-Konten mit Hilfe von Geheimdiensten weltweit einfrieren. Auch solle verhindert werden, dass ausländische IS-Kämpfer unbehelligt in Syrien ein- und ausreisen können.

Die humanitäre Hilfe für Opfer des IS-Terrorismus und Flüchtlinge solle verstärkt werden.

Wenige Tage später beruft Barack Obama den ehemaligen General und früheren Befehlshaber der International Security Assistance Force John Allen zum Sonderbeauftragten für die Allianz gegen den IS. Allens Nachfolger in diesem Amt ist ab Oktober 2015 Brett McGurk.

12. September 2014. Es wird bekannt, dass sich Saudi-Arabien, der Irak, Bahrain, Ägypten, Jordanien, Kuwait, der Libanon, der Oman, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate an der internationalen Allianz beteiligen wollen. In einer gemeinsamen Stellungnahme erklären die zehn arabischen Länder nach einer Anti-Terror-Konferenz in der saudischen Hafenstadt Dschidda, sie seien übereingekommen, ihren Teil zum Kampf gegen die Extremisten beizutragen und die Militäraktion zu unterstützen. Sie sagen unter anderem zu, die Finanzströme der Extremisten und den Zulauf von ausländischen Kämpfern zu stoppen.

In Deutschland wird der Islamische Staat (IS) nach § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 15 Abs. 1 und § 18 Satz 2 Vereinsgesetz (VereinsG) verboten. Das Sammeln von Spenden, die Rekrutierung von Kämpfern und jegliche andere Unterstützung der Organisation wie auch Verwendung von Kennzeichen des IS in der Öffentlichkeit oder in Versammlungen ist somit strafbar gemäß Vereinsgesetz (siehe § 9 VereinsG) bzw. als Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (siehe § 86a StGB).

Eine Strafbarkeit der Verwendung der IS-Flagge wird kritisiert, da ihr Inhalt („Es gibt keinen Gott außer Gott.“; „Mohammed ist der Prophet Gottes.“) als Glaubensbekenntnis vom Schutzbereich der Religionsfreiheit umfasst sei. Das Bundesinnenministerium teilt diesbezüglich mit, das Kennzeichenverbot richte sich nicht gegen islamische Symbolik allgemein, sondern gegen deren spezifische Verwendung durch den IS für seine verfassungswidrigen Zwecke. Die Bundesregierung begründet das Verbot (gemäß § 9 VereinsG) wie folgt:

„Die Terrororganisation ‚Islamischer Staat‘ bedroht Andersgläubige mit dem Tod. Freiwillige aus Deutschland und aus anderen europäischen Staaten haben sich den IS-Milizen angeschlossen. IS versucht in Deutschland vor allem über soziale Netzwerke Anhänger anzuwerben. Das Verbot gegen den ‚Islamischen Staat‘ stützt sich auf § 3 Abs. 1 in Verbindung mit § 15 Abs. 1 und § 18 Satz 2 des Vereinsgesetzes, da sich die Organisation gegen die verfassungsmäßige Ordnung sowie den Gedanken der Völkerverständigung richtet. Mit der ergangenen Verfügung hat der Bundesinnenminister verboten, Kennzeichen des IS öffentlich, in einer Versammlung oder in Schriften, Ton- oder Bildträgern, Abbildungen oder Darstellung zu verwenden.“

– Bundesregierung, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

Der Innenminister begründet das Verbot wie folgt:

„Das heutige Verbot erschwert den Missbrauch von Religion und religiöser Symbole durch Extremisten und Terroristen, die der Terrororganisation ‚Islamischer Staat‘ nahestehen. Das ist im Interesse der hier lebenden Muslime. Das stärkt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Das stärkt Freiheit und Recht.“

– Bundesregierung, Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat

Nach dem Bundesgerichtshof ist die Förderung des IS als Mitglied gemäß § 129a, § 129b StGB auch in deren ausländischen Herrschaftsgebiet nach dem Recht Deutschlands strafbar.

13. September 2014. Ein Video wird veröffentlicht, das die Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers David Haines zeigen soll. Die Tat wird darin wie folgt begründet: „Dieser Brite muss den Preis für dein Versprechen, Cameron, zahlen, die Peschmerga zu bewaffnen, um gegen den 'Islamischen Staat’ vorzugehen.“ Als nächstes Opfer wird der britische Entwicklungshelfer Alan Henning angekündigt.

14. September 2014. Australien kündigt die Verlegung von 600 Soldaten und acht FA18 Super Hornet in die Vereinigten Arabischen Emirate an. Zweihundert dieser Soldaten sind Mitglieder des Australian Special Air Service Regiments.

15. September 2014. Die Französische Luftwaffe startet erstmals Aufklärungsflüge im Irak.

Mitte September 2014. Der IS nimmt insgesamt 16 mehrheitlich kurdisch bewohnte Dörfer, in der Nähe der Stadt Kobanê, ein. Die Dörfer in der Nähe der türkischen Grenze werden von lokalen Bürgerwehren verteidigt, die Zivilisten fliehen vor der Einnahme.

Die kurdische Enklave um Kobanê wurde vom IS schon seit Monaten angegriffen, die Enklave war eingekesselt. Nach heftigen Protesten öffnet die Türkei die Grenze für die Flüchtenden. Mit Ausnahme von Kobanê kontrolliert die Terrororganisation IS die gesamte Grenze zur Türkei zwischen Ras al-Ain und Aleppo. Die Einnahme von Kobanê würde zudem den Vormarsch auf Aleppo erleichtern. Der Erfolg der IS-Miliz bei dieser Offensive wird mit den von der syrischen Armee erbeuteten schweren Waffen in Zusammenhang gebracht. Die Versorgung der Enklave von außen gestaltet sich schwierig, da die Türkei den syrischen Kurden feindlich gesinnt ist.

Während der Syrienkrise ließ der NATO-Mitgliedsstaat Türkei lange Zeit dschihadistische Gruppen gewähren. Die Türkei gilt als wichtigstes Transitland für Angehörige des IS. Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoğlu bezeichnet den IS zwar als „reaktionär“, vermeidet aber wie der vorherige Ministerpräsident, Recep Tayyip Erdoğan, die direkte Verurteilung seiner Taten als Terrorismus.

In türkischen Krankenhäusern wie dem städtischen Krankenhaus in der türkisch-syrischen Grenzstadt Kilis sollen radikalislamische Syrienkämpfer, darunter auch ein IS-Kommandeur und der deutsche Salafist Denis Cuspert, bis zur Rückkehr ins Kriegsgebiet medizinisch behandelt worden sein, ohne festgenommen worden zu sein.

Nach Angaben von James Clapper, Nationaler Geheimdienstdirektor (DNI) der Vereinigten Staaten, nehmen 60 % der IS-Kämpfer die Route ins Krisengebiet über die Türkei, welche eine knapp 1.000 km lange Grenze zu Syrien und dem Irak hat.

In Deutschland laufen nun etwa 140 Ermittlungsverfahren gegen aus Deutschland stammende Kämpfer und Aktivisten des IS. 33 Verfahren mit 60 Beschuldigten werden von der Bundesanwaltschaft bearbeitet. Jedoch warnt die Bundesanwaltschaft bereits, dass sie bald überfordert werden könnte, weil tendenziell mehr Verfahren dazu kommen könnten. Justizminister Heiko Maas spricht sich für eine Wiedereingliederungshilfe für IS-Kämpfer aus, welche dem Terror abschwören wollen, um sie so wieder in die Gesellschaft zurückzuführen.

Die australische Polizei nimmt 15 IS-Anhänger fest, die geplant haben sollen, Passanten auf der Straße wahllos aufzugreifen und vor laufender Kamera zu enthaupten.

16. September 2014. Die US-Luftangriffe auf IS-Stellungen haben eine Anzahl von 162 erreicht, und erstmals werden Stellungen nahe der irakischen Hauptstadt angegriffen. Am selben Tag können die Peschmerga weitere fünf Dörfer nordöstlich von Mossul befreien. Die Befreiung dieser Dörfer wird als strategisch wichtiger Erfolg gewertet. Nachdem sich die Peschmerga zehn Tage zuvor 20 km östlich von Mossul, am Berg Zartak, hat festsetzen können, zeichnet sich hier eine nördliche Umfassungsbewegung ab. Gemäß Aussagen eines Kommandeurs vor Ort befinden sich die IS-Truppen schon seit Tagen im Rückzug. Auch wird bekannt, dass die kurdischen Kämpfer eine Offensive für die Rückeroberung der Ebene von Mossul vorbereiten.

18. September 2014. Die US-Luftwaffe greift mehrere Ausbildungslager, im Bereich Hammam al-Alil, ca. 25 km südlich von Mossul an und zerstörte diese vollständig.

Tulsi Gabbard bringt eine Gesetzesvorlage (H.R.5594) ein, mit der die visafreie Einreise in die Vereinigten Staaten im Rahmen des Visa-Waiver-Programms für Reisepass-Inhaber von Ländern vorübergehend suspendiert wird, von denen es bekannt ist, dass Reisepass-Inhaber für den Islamischen Staat oder Al-Qaida zugehörige Gruppen kämpfen.

19. September 2014. Rafale-Jets der französischen Luftwaffe bombardieren ein Waffendepot des IS im Raum Zumar und zerstören es vollständig.

19./20. September 2014. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte dringen in der Nacht mindestens 300 türkische Kurdenkämpfer über die Grenze nach Syrien vor, um den Kampf der syrischen Kurden gegen den IS zu unterstützen. Salih Muslim Mohamed, ein Vertreter der syrischen Kurdenbewegung, fordert Hilfe von den USA und Europa. Bei Kobanê drohten „sogar noch schlimmere ethnische Säuberungen als jene in Sindschar.“

20. September 2014. Es wird bekannt, dass die US-Luftwaffe erstmals Ziele im Stadtzentrum von Mossul angegriffen hat.

Die im Juni 2014 von der IS im nordirakischen Mossul genommenen Geiseln werden freigelassen. Die Regierung in Ankara diskutiert daraufhin am 30. September 2014 im Parlament ein militärisches Eingreifen im Irak und in Syrien. Die Türkei bleibt bei der Schlacht um Kobanê passiv.

Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery sieht die allgemeinere Tendenz, dass Nationalstaaten angesichts weltweiter Verflechtungen überholt seien, aber oft zunächst in kleinere Gebilde zerbrächen. Diese Tendenz zeige zum Beispiel das knapp gescheiterte schottische Unabhängigkeits-Referendum 2014. Die europäische Nationalstaats-Idee sei sogar nie stark in der arabischen Welt verwurzelt gewesen. Dagegen werde der Mythos großer muslimischer Reiche wie des arabischen durch die Idee vom Islamischen Staat wiederbelebt, die wie die europäische Einigung Nationalstaaten überwinden wolle. Führende Politiker in den USA und Europa glaubten zu Unrecht, eine revolutionäre neue Idee durch Bombardements und in Koalition mit „arabischen Diktatoren und korrupten Politikern“ löschen zu können. Sie stünden „nicht 'Terroristen' gegenüber – das magische Wort, das alle Probleme zu lösen scheint, ohne das Gehirn zu strapazieren. Sie stehen einem neuen Phänomen gegenüber.“ Darauf sei keine einfache Antwort möglich.

21. September 2014. In Algerien wird der Franzose Hervé Gourdel von Dschund al-Chilāfa / جُنْد الخِلافة / Ǧund al-ḫilāfa /‚Armee des Kalifats / Kalifatsarmee‘ (vormals al-Qaida im Maghreb angegliedert, seit dem 14. September IS) entführt, die Terroristen fordern eine Einstellung der französischen Luftangriffe binnen 24 Stunden.

22. September 2014. Es wird bekannt, dass auch Russland einen Beitritt zur Allianz erwägt.

Karte zu den Luftangriffszielen gegen
den IS in Syrien am 23. September 2014
23. September 2014. Es wird bekannt, dass die USA gemeinsam mit den arabischen Verbündeten Luftschläge in Syrien ausgeführt haben. Die Verbündeten Staaten sind laut Washington Post: Saudi-Arabien, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain.

Die Angriffe fanden im Raum ar-Raqqa der nordsyrischen IS-Hochburg und entlang der syrisch-irakischen Grenze statt. Diese Ziele wurden mit Kampfjets, Bombern und Marschflugkörpern angegriffen. Die Washington Post berichtet, dass bei dem Angriff auch Drohnen zum Einsatz kamen.

24. September 2014. Der französische Bergführer Hervé Gourdel enthauptet. Einer der Täter ist mutmaßlich Bachir Kherza, Anführer der Dschihadistengruppe Dschund al-Chilafa (Soldaten des Kalifats). Die Gruppe hat dem IS die Treue geschworen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verabschiedet einstimmig Resolution 2178 für den weltweiten Kampf gegen die islamistische Terrororganisation IS. Die Resolution verpflichtet alle UNO-Mitgliedstaaten, Rekrutierung, Transport, Durchreise, Organisierung und Ausrüstung von Terroristen zu unterbinden und zu bekämpfen.

Karte zu den alliierten Luftangriffen auf vom IS
kontrollierte Raffinerien am 24. September 2014
25. September 2014. Es folgen weitere Luftangriffe durch zehn Kampfflugzeuge aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie sechs aus den USA auf 12 vom IS kontrollierte und modular aufgebaute Ölraffinerien nahe der syrisch-irakischen Grenze bei Al-Mayadin, Al-Hasaka und Abu Kamal.

26. September 2014. Großbritannien beteiligt sich an den Luftangriffen gegen IS-Stellungen im Irak mit zwei bewaffneten Kampfflugzeugen des Typs Tornado. Auch Belgien, die Niederlande und Dänemark sagen ihre Unterstützung zu. Belgien entsendet sechs Kampfflugzeuge vom Typ F-16 und 120 Soldaten nach Jordanien, die Niederlande ebenfalls sechs F-16 und maximal 250 Soldaten, darunter 130 für die Ausbildung von irakischen und kurdischen Soldaten.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu nennt eine Zahl von 160.000 Flüchtlingen. Die Türkei gibt eine Verschärfung der Grenzkontrollen und ein Unterbinden der Handelswege für Diesel und Öl aus IS-Gebieten bekannt.

Bis 27. September 2014. Es sollen 830 Europäer festgenommen worden sein, die als IS-Kämpfer die Türkei als Transitland nutzen wollten.

29. September 2014. Ein UNO-Bericht berichtet von 15.000 Kämpfern aus 80 Ländern.

30. September 2014. Mit Luftunterstützung und Artilleriefeuer rücken, laut Vertretern der Peschmerga, kurdische Kämpfer an drei Fronten vor. Im Grenzgebiet zu Syrien können zwei Dörfer zurückerobert werden, auch rücken die kurdischen Kämpfer in den (an der Autobahn 1 gelegenen) Grenzort Rabia ein und stoßen dabei auf Widerstand. Auch im Raum Zumar wird wieder eine Offensive durchgeführt. Rund um den Darkuk im Gouvernement Kirkuk können ebenfalls einige Dörfer zurückerobert werden.

Die Royal Air Force fliegt Angriffe gegen IS-Stellungen. Kanada kündigt an, sich an den Luftschlägen gegen den IS zu beteiligen. Der türkische Vize-Premierminister Bülent Arınç sagt, das türkische Parlament werde am 1. Oktober Resolutionen zum Kampfeinsatz gegen den IS zustimmen.

Neben zehn ehemaligen Parlamentskandidaten wird die irakische Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Samira Salih Ali al-Nuaimi nach fünftägiger Folter in Mossul hingerichtet, weil sie die Zerstörung religiöser Stätten durch den IS kritisiert hat.

Im Raum Alqosh entsteht die erste christliche Bürgerwehr. Als Grund dafür gilt der fluchtartige Rückzug der Peschmerga im August 2014.

Der Konfliktforscher Musa al-Gharbi kritisiert in Al Jazeera America, die Ziele des Militäreinsatzes seien schlecht definiert. Fundamentalismus und Terrorismus seien ein grundlegend soziologisches Problem, das durch militärische Mittel nicht gelöst werden könne. Vielmehr werde so die Legitimität des IS erhöht als Kampforganisation gegen die in weiten Teilen der arabischen Welt als Hauptfeinde muslimischer Selbstbestimmung wahrgenommenen Kräfte: die einzige Supermacht USA, autokratische Staaten der Region und frühere europäische Kolonialmächte. Stattdessen solle nicht-staatlichen Akteuren die Unterstützung entzogen werden, fremde Waffen- und Geldflüsse sowie der Zustrom von Kämpfern unterbunden werden, außerdem die Zusammenarbeit mit Israel sowie Diktatoren und Monarchen im Mittleren Osten reduziert werden. Dann könnten die Staaten der Region und die lokalen Bevölkerungen die schwere, aber übertrieben dargestellte Herausforderung durch den Islamischen Staat bewältigen.

Anfang Oktober 2014. Einheiten des IS rücken gegen die Jesiden im Sindschar-Gebirge vor. In der Region halten sich etwa 10.000 Menschen auf, denen es an Nachschub mangelt. Darunter befinden sich etwa 3000 Mitglieder der Bürgerwehr (Hêza Parastina Şingal) unter der Führung von Qasim Şeşo sowie 7000 Zivilisten. Sie versuchen unter anderem, die Pilgerstätte Scharaf ad-Din zu schützen. Die Ortschaften Borik und Dhola fallen an den IS. Kurdischen Einheiten gelingt es, die erneut stark umkämpfte Stadt Zumar und somit den Zugang zum Sindschar-Gebirge zu halten. Nach Schätzungen der UN wurden seit dem Sommer 2014 bis zu 5000 Jesiden vom IS exekutiert und etwa 7000 Frauen versklavt.

Oktober 2014. Die tunesische Regierung geht von 2400 bis 3000 Tunesiern beim IS aus.

Die Führung der Tehrik-i-Taliban Pakistan (TTP) sagt dem IS Unterstützung zu, nachdem der IS eine Rekrutierungskampagne in dem Land gestartet hat. Die TTP ist zerstritten. Manche Gruppierungen innerhalb der Organisation sympathisieren mit al-Qaida, andere mit dem IS.

Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) wirft der Türkei vor, dass IS-Kämpfer in türkischen Krankenhäusern behandelt und Waffen durch die Türkei geliefert würden. Sie fordert von der NATO, Druck auf die Türkei auszuüben. Hinweise auf Waffen- und Munitionslieferungen über die Türkei in das vom IS beherrschte Gebiet kann die türkische Regierung Medienangaben zufolge nicht entkräften.

Oktober 2014. 120 international hochangesehene Gelehrte verfassen eine Fatwa an Abu Bakr al-Baghdadi, an die Kämpfer und Anhänger des IS, in der sie dem verkürzten Verständnis des Korans durch die Anhänger des Islamischen Staates widersprechen. Das in Arabisch verfasste und der Öffentlichkeit frei zugängliche Schriftstück mit einer Stärke von 18 Seiten und dem Titel „Offener Brief an al-Baghdadi“ setzt sich detailliert mit der Islam-Interpretation des IS auseinander und stützt sich vollständig auf Aussagen und Handlungen der Anhänger des IS.

Der Brief missbilligt in Form eines islamischen Rechtsgutachtens (fatwā) die Verbrechen des IS. Zudem stellt die islamische Rechtsauffassung der Gelehrten die fundamentale Legitimation von al-Baghdadi als „selbst ernannter Kalif“ und seines begründeten Kalifats deutlich infrage, da für die Behauptung ein Konsens mit „allen Muslimen“ vorhanden sein muss. Muslimische Gelehrte lehnen das IS-Kalifat ab, weil seine Ideologie den Tod von anderen Muslimen und Kriegsunbeteiligten in Kauf nimmt, und weisen darauf hin, dass nach islamischem Kriegsrecht das Töten von Frauen, Kindern und Geistlichen nicht gestattet sei. In einem offenen Brief an den IS-Anführer al-Baghdadi distanzieren sie sich von der Vorgehensweise seiner Organisation.

Abseits dieser offiziellen Aussagen stellen muslimische Intellektuelle in der saudischen und anderen arabischen Gesellschaften nicht unbeträchtliche Sympathien für Ideologie und Terrorakte des IS fest. Der katarische Rechtsgelehrte Yusuf al-Qaradawi äußert Verständnis für den Aufstand der Sunniten gegen Benachteiligung und Unterdrückung, distanziert sich aber vom IS und fordert eine Einheit des Irak über konfessionelle Unterschiede hinweg.

3. Oktober 2014. Ein Video erscheint im Internet, das die Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers Alan Henning zeigen soll, der im Dezember 2013 von IS-Kämpfern entführt worden ist. Seine Ermordung wird im Video mit der Beteiligung Großbritanniens an den Angriffen auf den IS im Irak gerechtfertigt.

Hinrichtungen von politisch aktiven Frauen und Akademikerinnen, darunter zwei Ärztinnen, werden ebenfalls Anfang Oktober bekannt. Auch der Kameramann Raad Mohammed al-Asawi und der Journalist Muhannad al-Akidi wurden vom IS getötet. Außerdem wird berichtet, dass der IS bereits am 11. Juni 2014 den Muthanna-Komplex nordwestlich von Bagdad erobert und vermutlich auch Reste von Kampfstoffen oder Produktionsreste erbeutet habe, darunter Sarin.

3. Oktober 2014. Die „Schura der Islamischen Jugend“ erklärt die Stadt Darna, die sie seit April 2014 kontrolliert, zum Bestandteil des Islamischen Staats. Die Gruppe rivalisiert mit anderen Milizen, die der libyschen Ansar al-Scharia nahestehen.

6. Oktober 2014. Es kommt in mehreren europäischen Städten zu Demonstrationen gegen die Belagerung von Kobanê durch den IS. Dabei wird auch das Europaparlament im belgischen Brüssel und das Parlament in Den Haag kurzzeitig besetzt.

7. Oktober 2014. Die irakische Armee soll laut der britischen "Sunday Times" im Haus  eines hochrangigen Kommandeurs der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) ein Manifest entdeckt haben laut dem der IS Russland Ölfelder im Irak für geheimes Wissen um das Iranische Atomprogramm anbietet. Zudem verlangt der IS offenbar, dass Russland die Golfstaaten gegen den Iran unterstützt und den syrischen Präsidenten Bashar al Assad nicht länger schützt. Das Manifest das insgesamt 70 Vorschläge enthalten soll wird Abdullah Ahmed al-Meshedani, einem von 6 Mitgliedern des Kriegskabinetts der IS zugeschrieben.

In Düsseldorf und Bonn werden kurzzeitig Gebäude des Westdeutschen Rundfunks und der Deutschen Welle besetzt und eine Resolution übergeben.

8. Oktober 2014. In der Schweiz wird die Gruppierung „Islamischer Staat“ durch den Bundesrat verboten, wie früher bereits al-Qaida.

In Hamburg demonstrieren 1300 Menschen gegen den Angriff des IS auf Kobanê.

10. Oktober 2014. Eine Gruppe von Kurden fordert bei einer Solidaritätskundgebung in der Dresdner Innenstadt für die in Deutschland verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) in Dresden, dass man ihren Familien in Syrien hilft, sich gegen den Islamischen Staat (IS) zu verteidigen.

11. Oktober 2014. In Düsseldorf demonstrieren 21.000 Menschen gegen den Angriff des IS auf Kobanê.

12. Oktober 2014. In Berlin demonstrieren über 3000 Menschen gegen den Angriff des IS auf Kobanê.

13. Oktober 2014. Angesichts der andauernden Kämpfe in Kobanê äußert die Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, der IS sei „nur militärisch zu bekämpfen“, dafür müsse es jedoch ein UN-Mandat geben. Wenn nötig, solle sich daran auch die Bundeswehr mit Bodentruppen beteiligen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier widerspricht und verweist auf die bestehende Ablehnung der USA und aller „wichtigen“ europäischen Staaten zur Entsendung von Landstreitkräften. Zudem gebe es keine Chancen auf ein UN-Mandat in Syrien.

Jürgen Trittin meint, dass auch Russland kein Interesse am Aufbau eines muslimischen Kalifats habe. Eine Einigung sei möglich, wenn ein Sturz Baschar al-Assads keine Priorität habe und man mit dem Iran und der verbündeten libanesischen Hisbollah rede. Europäische oder US-Truppen seien nicht durchsetzbar und würden zur Solidarisierung mit dem IS als alleinigem Kämpfer gegen die Ungläubigen führen. Bodentruppen sollten vielmehr aus dem Irak, von der Freien Syrischen Armee und den Kurden kommen. Ein solches UN-Mandat könne ein Schritt zu einer politischen Gesamtlösung sein.

14. Oktober 2014. Der IS erklärt in seinem Propagandamagazin Dabiq, dass sein „Ziel die kulturelle und religiöse Auslöschung der Identität der Jesiden“ sei. Scharia-Studenten des IS hätten die Jesiden nicht als ehemalige islamische Sekte eingestuft, sondern als eine heidnische Religion aus vorislamischer Zeit, somit als Muschrik (Götzendiener, also eine abwertende Bezeichnung für Polytheisten). „Nach islamischem Recht sei man damit auch berechtigt, jesidische Frauen und Kinder zu versklaven.“

Der Artikel mit dem Titel Die vorzeitige Wiedergeburt der Sklaverei führt weiter aus, dass man Frauen und Kinder unter den Kämpfern des islamischen Staates aufgeteilt habe, „nachdem ein Fünftel von ihnen der Regierung des Islamischen Staates als Steuer übergeben wurde.“ Nach Berichten geflohener Mädchen gehört es zur Praxis in allen vom IS besetzten Territorien, junge Frauen und Mädchen ab neun Jahren als Konkubinen zu versklaven. Ausländische Anhänger der Milizen werden mit Frauen versorgt.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen gehen von 2500 bis 7000 Verschleppten aus. „Die Selbstbezichtigung von IS ist nun ein wichtiges Indiz dafür, dass die Terrormiliz den Versuch eines kulturellen Genozids an den Jesiden unternimmt.“

15. Oktober 2014. Der syrische Botschafter in Neu-Delhi, Riad Kamel Abbas, bezeichnet den IS bei einer Konferenz des Indian Women’s Press Corps (IWPC) als einen „amerikanischen Mythos“, eine Erfindung, die direkte Unterstützung von der Türkei erhalte und von Saudi-Arabien und Katar finanziert werde: „Al-Qaida erschien in Syrien, nachdem die USA den Irak besetzt hatte. Vorher gab es keine al-Qaida in Syrien. Es ist klar, dass al-Qaida von den USA erschaffen wurde und der IS von den USA unterstützt wird.“

Dick Cheney (Ex-Vizepräsident der USA) warnt in einem zweistündigen Interview mit dem US-Magazin „The Weekly Standard“, dass die Terrormiliz Islamischer Staat in den Besitz von Chemie- und Atomwaffen kommen und die Region in Schutt und Asche legen könnte. Seiner Meinung nach kommt "ein Terrorangriff, der viel schlimmer wird als 9/11.

„Wir leben in einer sehr gefährlichen Zeit, und ich denke, die Lage ist wesentlich bedrohlicher als vor ,9/11‘“. Die USA müssten nun nicht mehr „nur“ Afghanistan im Blick behalten. Mittlerweile gehe die Bedrohung auch von Mali, Nigeria, Nordafrika und dem gesamten Nahen und Mittleren Osten aus.

Auch in den USA würde die Gewalt des IS in naher Zukunft zu spüren sein: „Der 11. September wird sich schon bald als wenig gravierend herausstellen, verglichen mit der Attacke, die die USA nun erwarten“, sagte er. „Dieser Angriff – wenn er denn kommt – wird wesentlich tödlicher sein als ein Angriff mit einem Flugticket und Teppichmessern“.

In dem Interview verteidigt Cheney auch die Foltermethode des Waterboardings, die während der Präsidentschaft von George W. Bush unter anderem vom CIA bei der Vernehmung von Terrorverdächtigen eingesetzt wurde. Man habe damit künftige Terroranschläge verhindern können. „Ich denke nicht, dass wir uns für irgendetwas entschuldigen müssen. Wir haben heute eine ähnliche Situation. Ich würde genau das Gleiche noch mal tun“.

Das United States Central Command (CENTCOM) gibt den Luftangriffen gegen den IS in Syrien und im Irak offiziell und rückwirkend ab dem 8. August 2014 den Namen Operation Inherent Resolve (zu deutsch etwa: Innere Entschlossenheit).

Berichten einer libyschen Internetzeitung zufolge plant der Islamische Staat in Sirte die Einrichtung eines Propagandasenders mit dem Namen Tawhid (Einheit). IS unterhält nach Aussagen des US-Generals Rodriguez von Anfang Dezember Ausbildungslager im Osten Libyens mit mehreren hundert Teilnehmern. Gemeinsamer Gegner der Milizen ist General Chalifa Haftar, welcher von Tobruk aus die antiislamistische „Operation Würde“ kommandiert.

Mitte Oktober 2014. Die Dschihadisten können große Teile der belagerten nordsyrischen Grenzstadt Kobanê einnehmen. Mehrere kurdische Kämpfer werden vom IS enthauptet. Berichtet wird auch vom Häuserkampf in Aleppo gegen syrische Regierungseinheiten sowie von der Sprengung eines Kontrollpostens in Hama.

Im weiteren Verlauf können die Milizen des IS aus Kobanê zurückgedrängt werden. Die USA unterstützen die Kurden mit insgesamt 135 Luftangriffen gegen die Einheiten des IS.

20. Oktober 2014. Es wird bekannt, dass die USA erstmals mit Flugzeugen des Typs Lockheed C-130 mehrere Ladungen von Waffen, Munition und medizinischen Gütern für die kurdischen Kämpfer abgeworfen haben. Das Material sei von der Autonomen Region Kurdistan im Irak zur Verfügung gestellt worden. Zur gleichen Zeit erklärt Recep Tayyip Erdoğan nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Anadolu, die syrisch-kurdische Partei PYD sei ebenso eine Terrororganisation wie die Kurdische Arbeiterpartei PKK. Er lehne eine Waffenhilfe durch die Türkei grundsätzlich ab.

27. Oktober 2014. Als Reaktion auf den wachsenden Widerstand veröffentlicht der IS ein Propagandavideo mit der Geisel John Cantlie, in dem der britische Journalist die militärischen Erfolge der Kurden und Anti-IS-Koalition – mutmaßlich unter Zwang – herunterspielt.

Luftschlag der Anti-IS-Koalition auf eine
IS-Position in Kobane am 19. November 2014
November 2014. Die irakische Armee vermeldet die Vertreibung von IS-Milizen aus der Stadt Baidschi. In der westirakischen Provinz al-Anbar, die seit der Einnahme der Stadt Hīt auch an strategisch wichtigen Punkten größtenteils vom IS kontrolliert wird, kommt es erneut zu schweren Kämpfen um Ramadi. Zudem sollen in der Provinz mehr als 630 Angehörige des sunnitischen Volksstammes Albu Nimr hingerichtet worden sein, weil dieser den IS bekämpft hat.

Laut Verfassungsschutz sind nun bereits 550 junge Männer von Deutschland aus in den Irak oder nach Syrien gegangen, um für den IS zu kämpfen – 60 davon seien dabei bereits getötet worden. Angeregt von den neuesten Verfassungsschutzberichten wird eine erste umfangreiche kriminalistische (kriminalätiologische und kriminalpräventive) Studie zum Phänomen des deutschen IS-Dschihadismus verfasst.

Nach einer Umfrage in den Niederlanden bezeichnen 90 % der jungen türkischstämmigen Niederländer (18–35 Jahre) diejenigen als Helden, die nach Syrien in den Dschihad gezogen sind. 80 % der türkischstämmigen Niederländer empfinden Gewalt von Dschihad-Gruppen gegen Nichtgläubige oder Andersgläubige als „nicht verkehrt“. Marokkanischstämmige Jugendliche haben ein sehr viel negativeres Bild vom IS, von ihnen bezeichnen nur 18 % Syrien-Kämpfer als „Helden“. Gewalt gegen Nicht- oder Andersgläubige lehnen sie mit großer Mehrheit ab. Befragt wurden 404 aus Marokko und 300 aus der Türkei stammende Jugendliche.

13. November 2014. In einer Videobotschaft erklärt ein Sprecher der ägyptischen Gruppe Ansar Bait al-Maqdis, der eine Reihe von Terroranschlägen zugeschrieben wird, sie habe sich dazu entschieden, sich dem IS anzuschließen und al-Baghdadi die Treue zu schwören. Die Gruppe besteht aus 2000 Kämpfern, kontrolliert große Gebiete im Norden des Sinai und hat in den Jahren bis 2014 etwa 100 ägyptische Sicherheitsleute getötet, zudem beschoss sie den Badeort Eilat wiederholt mit Raketen.

Mitte November 2014. Der IS gibt in einem Statement bekannt, eine eigene Währung auf Basis von Gold- und Silbermünzen einzuführen. Das Ziel sei es, sich der „Gewaltherrschaft des Finanzsystems“ zu entziehen und „Muslime von einem globalen Wirtschaftssystem [zu] entlassen, das auf satanischem Wucher basiere“.

14. November 2014. Es werden Auswertungen interner IS-Dokumente veröffentlicht, die belegen, dass der IS sich bemüht, staatsähnliche Strukturen aufzubauen. Nach Angaben der irakischen Regierung waren die Dokumente auf USB-Sticks und Festplatten gespeichert und sind am 5. Juni 2014 bei einer Razzia im Versteck von Adnan Ismail Najim in Mossul gefunden worden.

Adnan Ismail Najm (Kampfname: Abdel Rahman al-Bilawy), der bei der Razzia am 4. Juni 2014 erschossen wurde, galt als zweiter Mann innerhalb des IS. Er fungierte als Kriegsminister und galt außerdem als enger Vertrauter des Kalifen Baghdadi. Nach dem Sturz Saddam Husseins waren sie 2003 gemeinsam im US-Militärgefängnis Camp Bucca (bei Umm Qasr) im Süden des Irak, welches sie „die Akademie“ nannten, inhaftiert.

Einen Teil der Dokumente hat die irakische Regierung dem Investigativteam des NDR, des WDR und der Süddeutschen Zeitung zur Verfügung gestellt. Im Juni hat der britische Guardian bereits über den Dokumentenfund berichtet. Das ausgewertete Material stammt aus dem Jahr 2013 und reicht bis ins Frühjahr 2014. Die Unterlagen beziehen sich fast ausschließlich auf den Irak. Demzufolge seien Sozialleistungen (Krankenversicherung, Heiratsbeihilfen und Unterstützungszahlungen) für die Familien getöteter oder inhaftierter Kämpfer initiiert worden. Die Kosten für das Sozialsystem, die dort aufgeführt wurden, überstiegen bisweilen die Ausgaben für den Ankauf von Waffen.

Aus den Unterlagen ergibt sich ferner, dass alle neun IS-Provinzen über einen eigenen Etat verfügen. Allein der Bezirk Bagdad-Nord gab danach im November 2013 genau 493.200 US-Dollar aus. Das Material zeigt auch, dass zwischen den IS-Provinzen ein Finanzausgleich zugunsten der ärmeren Regionen stattfindet.

Laut dem Politikwissenschaftler Peter R. Neumann, Professor am King’s College London, setze der IS, vermutlich mehr als jede andere Terrororganisation vor ihr, ganz systematisch den Terror als Mittel der Kriegsführung ein: „Diese Dokumente bestätigen im Prinzip, dass diese gesamte Organisation eigentlich viel rationaler und viel durchdachter ist, als wir uns das bisher vorgestellt haben.“ Für die Bundesregierung analysierte der Bundesnachrichtendienst. Anders als al-Qaida biete der IS das Leben in einem Kalifat. Dies mache ihn für Muslime in aller Welt hochattraktiv und sei einer der Gründe, warum der IS „eine größere Herausforderung für die westliche Staatengemeinschaft“ darstelle als al-Qaida.

16. November 2014. Es wird ein Video veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass der US-amerikanische Entwicklungshelfer Peter Kassig enthauptet wurde. Im selben Video wird die Ermordung von mehreren syrischen Soldaten gezeigt.

Bei Homs finden erneut Kämpfe um das Scha'ar-Erdgasfeld statt, das die syrische Armee nach einem zwischenzeitlichen Verlust gegen den IS verteidigen kann. In Kobanê können die kurdischen Kämpfer größere Teile der Stadt zurückerobern.

20. November 2014. Italien unterstützt den Feldzug gegen den IS im Irak mit 280 Militärausbildern, einem Boeing KC-767-Tankflugzeug, zwei Predator-Kampfdrohnen und vier Tornado-Aufklärungsflugzeugen.

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ruft alle Staaten mit den entsprechenden Kapazitäten dazu auf, die in Syrien und dem Irak gelegenen Stellungen des IS zu bekämpfen. Allerdings wird durch den Verweis, dies „unter Einhaltung des Völkerrechts“ zu tun, keine eigene völkerrechtliche Grundlage zur Gewaltanwendung geschaffen.

24. November 2014. Der Islamische Staat nutzt in hohem Maße das Internet, insbesondere auch die Sozialen Medien, für Online-Propaganda. Die entsprechenden Seiten sind professionell gestaltet, meist in arabischer Sprache, oft mit englischen Untertiteln. Viele IS-Videodateien lagern auf Servern in Kalifornien.

Dezember 2014. Sindschar-Gebirge: Kurdische Truppen beginnen eine erfolgreiche Offensive zur Zurückeroberung des Sindschar-Gebirges. Dort sollen weiterhin noch viele Jesiden nach ihrer Flucht vor dem IS versteckt und vom Winter bedroht sein. Vom Gebirge aus wird der Zugang zur strategisch wichtigen Stadt Sindschar geöffnet.

Sindschar (auch: Sinjar): Kurdische Truppen können die ehemals mehrheitlich von Jesiden bewohnte Stadt Sindschar weitgehend zurückerobern. Es wird von Scharfschützen in der Stadt berichtet. Die Stadt liegt auf einer Verbindungsstraße zwischen ar-Raqqa und Mossul. Die Unterbrechung der Verbindung führt offenbar zu Versorgungsproblemen des IS in Mossul. Aus Sindschar geflohene Dschihadisten werden in Mossul hingerichtet. Die schwer zu prüfenden Zahlen schwanken zwischen 45 und 70 Personen. Die kurdischen Erfolge führen in den Medien zu Diskussionen über die Strategie der Kurden in nicht-kurdisch bewohnten Gebieten und die Gefahr eines kurdisch-sunnitischen Krieges. In Hardan, einem jesidischen Dorf nahe Sindschar, werden Massengräber entdeckt.

Die nächste größere Stadt Richtung Mossul ist Tal Afar. Dort lebende sunnitische Turkmenen sollen aus Angst vor Luftangriffen und Racheakten nach Mossul geflohen sein. Eine Sondereinheit der irakischen Truppen erobert im Zuge der kurdischen Erfolge eine Militärbasis in der Nähe von Tal Afar zurück.

Mossul: Der IS sprengt eine katholische Marienkirche im Norden der Stadt in die Luft.

Samarra: Ein iranischer Offizier wird durch einen Scharfschützen getötet.

Baidschi: Die Stadt Baidschi, die erst vor kurzem von irakischen Regierungstruppen zurückerobert worden ist, wird wieder vom IS eingenommen. Dieser belagert damit nun wieder die benachbarte größte Raffinerie des Irak.

Schiitische Milizen: Inzwischen soll es im Irak 35 schiitische Milizen geben, darunter 6 Hisbollah-Milizen, die gegen Daesch kämpfen. Ihnen wird vorgeworfen, wahllos gegen sunnitische Männer vorzugehen und Menschenrechtsverletzungen zu verüben.

Deir ez-Zor: Obwohl der IS große Teile der seit Monaten umkämpften Region kontrolliert, kann die syrische Armee eine Offensive auf den Militärflughafen der Stadt abwehren und ihn weiter als Basis für Luftangriffe gegen den IS nutzen.

ar-Raqqa: Ein jordanischer F16-Kampfjet stürzt über Syrien ab. Der Pilot Muʿādh al-Kasāsba überlebt und wird vom IS gefangen genommen. IS-Kämpfer behaupten, den Jet mit einer Abwehrrakete mit Wärmesensoren abgeschossen zu haben. Die US-Armee erklärt, dass die Maschine aus technischen Gründen abgestürzt sei. Die Intensität der Luftangriffe der USA und ihrer Alliierten wird trotz des Absturzes nicht vermindert.

Kobane: Es wird berichtet, dass die kurdische YPG nun 60 % der Stadt kontrollieren soll. Der IS istzu diesem Zeitpunkt vor allem noch im Osten der Stadt präsent. Manche vom IS aufgegebene Straßen werden von der YPG gemieden, weil man Minenfallen fürchtet.

al-Bab: Assad-Truppen bombardieren die vom IS gehaltenen Städte al-Bab und Qabaseen, u. a. mit Fassbomben. Es wird von 45 toten und 175 verwundeten Zivilisten berichtet. Die Angriffe werden hervorgehoben, weil Assad-Truppen damit Luftangriffe vermehrt in Gebieten fliegen, in denen sie keine Kontrolle mehr haben.

Afrin (Stadt bzw. Bezirk mit kurdischer Bevölkerungsmehrheit nördlich von Aleppo): Die Türkei hält die Grenze zu Afrin gesperrt. Im Süden wird die kurdische Enklave von der Nusra-Front bedroht. Im Osten ist die Islamische Front ein Puffer gegen den IS. Die Islamische Front hat dem IS die Grenzstadt Aʿzāz (Azaz) abgenommen. Die Islamische Front lässt einen Grenzverkehr von Kurden und anderen über Aʿzāz in die Türkei zu. Nach Ansicht von Sulaiman Dschaafar, Leiter des Ressorts für Auswärtige Beziehungen in Afrin, hält die Türkei die Grenze geschlossen, um die Kurden zu schwächen, und unterstützt die Nusra-Front, um Assad zu bekämpfen.

Der 74-jährige deutsche Publizist Jürgen Todenhöfer (* 1940) macht von sich reden, der zusammen mit seinem Sohn in Mossul und ar-Raqqa mit Mitgliedern des IS sprach. Nach seiner Ansicht unterschätze der Westen den IS. Seine Anhänger befänden sich in einem rauschhaften Zustand. Allgemein wird bemängelt, dass – abgesehen von den Gefahren – im Internet-Zeitalter immer weniger Medien sich Kriegsreporter vor Ort leisten würden.

1. Dezember 2014. Der Islamische Staat droht Richtung London dass bereits eine Radiologische Waffe (Schmutzige Bombe) mit 40 kg radioaktivem Material aus der al-Mosul-Universität hergestellt worden wäre.

In Großbritannien schlägt die Meldung ein, weil mit Hamayun Tariq auch ein britischer Sprengstoffexperte mit einer schmutzigen Bombe gedroht haben soll. Man befürchtet einen Anschlag auf London, nachdem etwa Muslim-al-Britani erklärt hat, dass eine solche Bombe, wenn sie in London explodieren würde, sehr viel mehr Unruhe als eine normale Bombe verursachen würde. Der irakische UN-Botschafter warnte bereits nach der Einnahmen von Mosul durch den IS, dass diesem auch radioaktives Material in die Hände gefallen sei, mit dem sich Bomben herstellen ließen.

15. Dezember 2014. Der IS-Sympathisant Man Haron Monis nimmt in einem Café in Sydney 17 Personen als Geiseln. Im weiteren Verlauf starben zwei Geiseln, Man Haron Monis wird von der Polizei erschossen.

Ende Dezember 2014. Es werden 550 Deutsche beim IS gezählt.

Ende 2014. Es wird bekannt, dass der vonm dem Rechtsextremisten Dennis Giemsch betriebene Webdienst "0x300", der vor allem anonyme und geschützte E-Mail-Kommunikation bieten soll, nicht nur vielfach von Rechtsextremisten, sondern auch Akteuren des Terrornetzwerkes Islamischer Staat genutzt wird.

2015. Die Türkei gibt bekannt, Teile der Grenze nach Syrien durch eine Mauer zusätzlich sichern zu wollen um die Ein- und Ausreise von Terroristen verhindern.. Über eine Strecke von 450 Kilometern soll ein Graben ausgehoben werden, über 150 Kilometer ist eine integrierte Sperranlage aus Betonwänden, Stacheldraht, Wachtürmen und Wärmebildkameras geplant und der Grenzverlauf soll mit Drohnen und Zeppelinen ständig überwacht werden. 

So will die türkische Regierung die Ein- und Ausreise von Terroristen verhindern. Ein weiteres Ziel der türkischen Regierung dürfte es sein, die kurdische Bevölkerung auf beiden Seiten endgültig voneinander zu trennen. Sie will auch verhindern, dass sich die durch die Grenze geteilten Familien weiterhin treffen, dass das Embargo gegen Nordsyrien ohne Schlupflöcher vollkommen verwirklicht wird. Es gibt einen regen Warenhandel im Grenzgebiet, der für viele Familien die einzige Einkommensquelle darstellt.

Druck kommt vor allem von der EU. In der Vergangenheit hat Europa die türkische Regierung immer wieder für zu lasche Grenzkontrollen kritisiert. Damit hätten unter anderem Dschihadisten über die Türkei nach Syrien einreisen und sich etwa der Terrormiliz "Islamischer Staat" anschließen können.

Inzwischen hat die türkische Armee den IS vollständig von der Grenze vertrieben. Ein Teil der syrischen Grenzregion zur Türkei wird vom türkischen Militär und verbündeten Rebellen kontrolliert, ein anderer von kurdischen Milizen.

Menschenrechtler sehen den Mauerbau kritisch, weil dieser auch für Flüchtlinge ein Hindernis darstellt.

Anfang Januar 2015. Boko Haram verübt bei der Einnahme von Baga eines von zahlreichen Massakern an der Zivilbevölkerung, in dessen Verlauf die Stadt größtenteils niedergebrannt und vernichtet wird. Ende Februar kann die nigerianische Armee Baga zurückerobern.

Januar 2015. Die japanischen Geiseln Haruna Yukawa und Kenji Gotō werden vom IS hingerichtet. Der IS droht für den Fall, dass die 2006 zum Tode verurteilte Terroristin Sadschida al-Rischawi nicht freigelassen werde, mit der Ermordung des jordanischen Piloten Muʿādh al-Kasāsba. Kobanê steht kurz vor der Befreiung, weite Teile der Stadt sind allerdings zerstört.

Ab 1. Januar 2015. In Österreich verbietet das Symbole-Gesetz (BGBl. I Nr. 103/2014) grundsätzlich die Verwendung von IS-Symbolen.

5. Januar 2015. In der Region Arar gibt es einen Überfall auf eine Grenzpatrouille Saudi-Arabiens, zwei saudische Soldaten werden getötet. Im Gegenzug greift Saudi-Arabien Stellungen des IS an.

9. Januar 2015. Der Terrorist Amedy Coulibaly stürmt an der Porte de Vincennes im Osten von Paris den koscheren Supermarkt Hyper Cacher, erschießt vier Menschen und nimmt mehrere Personen als Geiseln. Coulibaly fordert freien Abzug für die Kouachibrüder, die inzwischen in Dammartin-en-Goële von der Polizei umstellt worden sind. In einem Telefonat mit dem Fernsehsender BFM TV erklärt Coulibaly, er kämpfe für den Islamischen Staat (IS) und habe seine Aktionen mit den Kouachibrüdern abgestimmt. Beim Sturm der Polizei auf den Supermarkt wird Coulibaly erschossen. 

11. Januar 2015. Im Internet wird ein sieben Minuten langes Video veröffentlicht, in dem sich der Terrorist Amedy Coulibaly zu seinen Taten und zu der Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) bekennt. Zudem bestätigt er, dass er und die Brüder Kouachi die Taten gemeinsam geplant und ihre Attentate zeitlich abgestimmt haben. Sein Handeln begründet der spätere Attentäter in einer der Aufnahmen in französischer Sprache mit den Angriffen der westlichen Koalition auf die Gebiete des „Islamischen Staates“.

Mitte Januar 2015. Die kurdischen Kämpfer können weitere Geländegewinne im Nordirak erzielen.

29. Januar 2015. Nach einer Anschlagsserie mit mehr als 30 Toten geht das ägyptische Militär mit Kampfhubschraubern gegen die IS-Milizen auf der Sinai-Halbinsel vor. Zwei Tage später veröffentlicht die Gruppe ein Video, das die Enthauptung von acht Männern zeigt, die angeblich mit der ägyptischen Armee kollaboriert haben.

Ende Januar 2015. Der IS startet bei dichtem Nebel eine überraschende Offensive auf die Stadt Kirkuk, die von den Kurden abgewehrt werden kann. Nahost-Experten werten dies als Ablenkungsversuch, um den Vormarsch der Peschmerga auf Mossul zu unterbinden.

Februar 2015. Kobanê gilt als befreit, auch umliegende Ortschaften werden von den Kurden zurückerobert. Sie kündigen an, nun auf die vom IS gehaltene Grenzstadt Tall Abyad vorzurücken.

Bei einem Anschlag in Boulaaba (Algerien) werden vier Polizisten getötet.

Anfang Februar 2015. Die Anti-IS-Koalition fliegt verstärkt Luftangriffe auf Mossul. Der IS nimmt daraufhin die Stadt Chan al-Baghdadi ein und führt erfolglose Offensiven gegen den nahegelegenen Militärflugplatz Al Asad sowie die kurdische Hauptstadt Erbil durch.

Für das Frühjahr wird eine große Militäroffensive der irakischen Armee angekündigt, bei der bis zu 25.000 Soldaten auf Mossul vorrücken sollen. Die Ausbildung der Armee geschieht unter Leitung der Anti-IS-Koalition. Neuseeland kündigt an, zu diesem Zweck 140 Soldaten in den Irak zu entsenden. Auch Australien nimmt dies zum Anlass, das bestehende Truppenkontingent von 170 Soldaten um weitere 300 auf 470 zu erhöhen. Frankreich verlegt den Flugzeugträger Charles de Gaulle in den Persischen Golf. Der IS soll in Mossul mit dem Bau eines Verteidigungsgrabens begonnen haben.

3. Februar 2015. Über den Piloten Muʿādh al-Kasāsba wird bekannt, dass er vermutlich bereits Anfang Januar von IS-Milizen mit Benzin bei lebendigem Leibe verbrannt wurde. Die jordanische Regierung richtet als direkte Reaktion darauf die Terroristen Sadschida al-Rischawi und Ziyad Karboli hin und verstärkt zudem die Luftangriffe auf IS-Stellungen.

Bei einem Bombardement von ar-Raqqa wird laut IS-Angaben die US-amerikanische Entwicklungshelferin Kayla Mueller, die seit August 2013 als Geisel festgehalten wurde, getötet. Ihr Tod wird ohne Verifizierung der Umstände am 10. Februar von der US-Regierung bestätigt.

9. Februar 2015. Es wird bekannt, dass der führende IS-Rekrutierer in Afghanistan, Mullah Abdul Rauf, bei einem Drohnenangriff der USA getötet worden sein soll.

Mitte Februar 2015. Von den Kurden können erstmals Ortschaften im Gouvernement ar-Raqqa eingenommen werden.

Das Bündnis Burkān al-Furāt formiert sich aus verschiedenen syrischen Gruppen gegen den IS. Strategisches Ziel sei unter anderem die Erlangung der Kontrolle über die Straßen von Aleppo über Manbidsch und Sarrin nach ar-Raqqa, um die Nachschubwege des IS zu verlängern.

15. Februar 2015. Anhänger des IS veröffentlichen in Libyen unter dem Titel „Eine in Blut geschriebene Nachricht an die Nation des Kreuzes“ ein Video im Internet, das die Tötung von 21 entführten christlichen Kopten aus Ägypten zeigt. Die Gastarbeiter aus dem Nachbarland sind seit Jahresanfang vermisst. Experten halten das Video für echt. Als Vergeltung bombardieren die libysche und ägyptische Luftwaffe gemeinsam die Stellungen des IS in Libyen. Ägyptische Kampfflugzeuge vom Typ F-16C zerstören dabei nach eigenen Angaben Waffenlager und Trainingscamps nahe Darna.

17. Februar 2015. Es wird bekannt, dass der IS in der Provinz al-Anbar 30 bis 45 Zivilisten im Rahmen einer öffentlichen Hinrichtung bei lebendigem Leib verbrannt haben soll, weil sie angeblich mit staatlichen Sicherheitskräften kollaboriert hatten.

19. Februar 2015. Nachdem IS-Milizen zuvor bereits die Stadt an-Nufalija unter ihre Kontrolle bringen konnten, wird nun die Einnahme von Sirte vermeldet.

21./22. Februar 2015. In der Nacht startet die Türkei eine Militäraktion, um die vom IS umzingelte Exklave Qalʿat Dschaʿbar mit der Grabstätte des Sulaiman Schah dauerhaft zu räumen. 38 Wachsoldaten, die Gebeine Sulaiman Schahs und andere bewegliche Teile werden evakuiert, der Rest des Mausoleums wird gesprengt. Ein Soldat stirbt dabei durch einen Unfall, zu Kampfhandlungen kommt es nicht.

24. Februar 2015. Ashton Carter (Kriegsminister der USA) hält eine außergewöhnliche Strategiesitzung von hohen Militärs, Geheimdienstkommandeuren und Diplomaten in Kuwait ab, um einen Eindruck von den Schwierigkeiten im Kampf gegen die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) im Irak und Syrien zu bekommen.

26. Februar 2015. Es kommt zu einem schweren Fall von Kulturvandalismus in Mossul. Zunächst stürmen IS-Anhänger die historische Bibliothek der Stadt und verbrennen mindestens 8000 Bücher. Möglicherweise werden sogar mehr als 100.000 Bücher und Manuskripte vernichtet, darunter auch Exemplare, die auf der Raritätenliste der UNESCO stehen. Der IS veröffentlicht ein Video, das die Zerstörung von zahlreichen Kunstwerken im Mosul Museum zeigt. Neben antiken Fundstücken aus Hatra werden zwei Lamassu-Türhüterfiguren aus Ninive, die mehr als 2600 Jahre alt sind, zerschlagen. Die eine stand im Museum, die andere am Nergal-Tor an der Stadtmauer.

Ende Februar 2015. Die Kurden melden die Rückeroberung der Stadt Tall Hamis und des später gleichnamigen Ortes bei der antiken Siedlungsstätte Tell Brak im Nordosten Syriens.

Im Gouvernement al-Hasaka werden Ende des Monats bei einem Angriff auf mehrere Dörfer bis zu 350 assyrische Christen vom IS verschleppt. Am 27. Februar 2015 wird berichtet, dass 15 von ihnen hingerichtet worden seien.

Anfang März 2015. Neunzehn der entführten Christen kommen gegen Lösegeld frei. Bald darauf werden auch ein Großteil der anderen Geiseln in die Freiheit entlassen. Nach Angaben von Mario Zenari, dem vatikanischen Botschafter in Syrien, werden keine weiteren Zahlungen geleistet.

Beim IS-Angriff auf das Ölfeld Al-Ghani werden elf libysche Wachleute getötet und neun Ausländer verschleppt, darunter ein Österreicher und ein Tscheche.

Ab März 2015. Der IS erklärt sich für eine Reihe prominenter – insbesondere anti-schiitischer – Anschläge oder Angriffe für verantwortlich. Diese Anschläge stelten die Operationen der al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) in den Schatten, die von der durch Saudi-Arabien angeführten und von den USA logistisch unterstützten Militärintervention im Jemen 2015 profitiert und weite Gebiete eingenommen hat.

Während die AQAP weiterhin von der US-Regierung als gefährlichster Zweig der al-Qaida eingestuft wird, setzt der IS im Jemen nach Ansicht von Experten dazu an, die AQAP zu verdrängen. Die relative Schwächung der AQAP gegenüber den IS-nahen Gruppen während der saudisch angeführten Militärintervention wird auch als eine Folge der US-Drohnenangriffe auf führende Vertreter der AQAP gedeutet. Einige Beobachter wie Ibrahim Sharqieh Frehat vom Brookings Doha Center vertreten die Ansicht, dass die Methoden der US-Extremistenbekämpfung ein Klima erzeugt hätten, das dem IS beim Aufbau förderlich ist, und „ein Muster, wie wir es im Irak und in Syrien gesehen haben“, festzustellen sei. Eine Schwächung von al-Qaida sei demnach insbesondere als förderlich für den Aufstieg des IS zu bewerten.

März 2015. Boko Haram schließt sich offiziell dem IS an. Nigerianische Truppen können derweil in den Bundesstaaten Yobe und Adamawa die Terrororganisation zurückdrängen.

1. März 2015. Die Streitkräfte des Irak starten von Samarra aus die Schlacht um Tikrit. Irakische Soldaten, schiitische Milizen und Kämpfer sunnitischer Stämme (insgesamt etwa 30.000 Mann) rücken aus drei Richtungen auf die Stadt vor. Sie werden von Kampfjets und Kampfhubschraubern unterstützt. Der IS verteidigt sich mit Sprengfallen, Selbstmordattentätern und Heckenschützen, so dass der Angriff zunächst nur langsam vorankommt.

6. März 2015. Bei Tikrit wird die Einnahme der strategisch wichtigen Ortschaft Al-Dur durch die irakische Armee gemeldet. Außerdem können im Westirak Chan al-Baghdadi und weitere Dörfer in der Umgebung erobert werden, die IS-Kämpfer ziehen sich in Richtung Haditha zurück. Auch bei Kirkuk gehen kurdische Soldaten aus der von ihnen gehaltenen Stadt gegen IS-Stellungen im Umland vor. Im selben Zeitraum werden vier Angehörige der Sahwa-Miliz in Tikrit und 20 Iraker in al-Hawidscha hingerichtet, die mit paramilitärischen Einheiten den IS bekämpfen wollten

Es wird berichtet, dass der IS im Nordirak Überreste der altorientalischen Stadt Nimrud, einstmals eine Hauptstadt des assyrischen Reiches, mit Planierraupen zerstört habe. Kurz darauf werden offenbar auch in der antiken Stadt Hatra, die auf der Liste des UNESCO-Welterbes steht, zahlreiche Gebäude mit Sprengstoff und Bulldozern eingerissen. Im Anschluss soll der IS in der Nähe von Ninive die alte assyrische Festungsanlage Dur Scharrukin und das Kloster Mar Gorgis zerstört haben.

8. März 2014. In Nigeria wird eine Bodenoffensive gestartet, die Soldaten aus den Nachbarländern Niger und Tschad unterstützen. Auch Kamerun und Benin sagen zu, sich mit eigenen Heereseinheiten am Kampf zu beteiligen. Einen Tag nach ihrer Grenzüberschreitung können nigrische und tschadische Verbände die Stadt Damasak im Bundesstaat Borno zurückgewinnen. Am 11. März wird die Rückeroberung von 36 Ortschaften durch die Koalition gemeldet.

9. März 2015. Irakische Einheiten nehmen die Ortschaft Al-Alam ein. Daraufhin kann Tikrit eingekreist werden.

Es wird berichtet, dass bei einem Luftangriff der Anti-Terror-Koalition auf eine vom IS betriebene Ölraffinerie bei Tall Abyad 30 Menschen getötet wurden.

11. März 2015. Die irakische Armee rückt erstmals in Tikrit ein. Sie kann den Stadtteil Kadissija partiell unter ihre Kontrolle bringen und noch am selben Tag bis ins Stadtzentrum vordringen.

Der IS greift die Stadt Raʾs al-ʿAin an der türkischen Grenze an, es kommt zu schweren Gefechten mit kurdischen Einheiten.

12. März 2015. Es wird gemeldet, dass die irakischen Streitkräfte einen Großteil Tikrits zurückerobern konnten.

19. März 2015. Der IS bekennt sich zu dem Terroranschlag auf das Nationalmuseum von Bardo, bei dem am Vortag 25 Menschen, hauptsächlich ausländische Touristen, starben. Die tunesischen Behörden gehen aber davon aus, dass Okba Ibn Nafaa den Anschlag selbst begangen hat.

31. März 2015. Die irakische Regierung kann einen Sieg gegen den IS in Tikrit vermelden.

April 2015. Angehörige des IS bekennen sich mehrfach zu einem Anschlag in Dschalalabad (Afghanistan), bei dem 30 Menschen ums Leben kamen und mehr als 100 verletzt wurden.

Mai 2015. Bei einem Anschlag auf eine Moschee in Al Kudaich, zu dem sich der IS bekennt, werden 22 Menschen getötet.

8. Mai 2015. Der IS bekennt sich zu einem Terroranschlag auf eine Veranstaltung in Texas, auf der Mohammed-Karikaturen präsentiert wurden. Zwei Angreifer wurden während des Angriffs erschossen.

Mitte Mai 2015. Etwa zeitgleich zur Offensive des IS auf die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi beginnen Einheiten der IS-Miliz den Vormarsch auf das UNESCO-Weltkulturerbe von Palmyra. Diese können zwar zunächst von Regierungstruppen Syriens zurückgeschlagen werden, bis zum 20. Mai erlangt der IS trotzdem die vollständige Kontrolle über Palmyra, die syrische Armee ist zum Rückzug gezwungen. Auch in Nordsyrien verbuchen die Islamisten durch eine Reihe von Offensiven teils erhebliche Geländegewinne. So kann am 19. Mai der letzte große Militärstützpunkt der Assad-Regierung eingenommen werden, wodurch sich nun mehr als 50 % der syrischen Landesfläche unter Kontrolle der Terrormiliz befinden, darunter die meisten Ölfelder des Landes.

17. Mai 2015. Nach schweren Gefechten zwischen Regierungstruppen und IS-Kämpfern fällt die westirakische Provinzhauptstadt Ramadi vollständig an den IS. Behörden sprechen von etwa 500 toten Kämpfern und Zivilisten in der Stadt, die trotz verstärkter Luftangriffe seitens der USA von den Regierungstruppen nicht gehalten werden konnte. Es ist der erste bedeutende Sieg der Terrormiliz seit den Niederlagen von Tikrit Anfang April und Kobane im Januar. Der Fall von Ramadi wird deshalb als herber Rückschlag des Irak im Kampf gegen den IS betrachtet.

27. Mai 2015. Der IS muss sich aus dem Ort Mabrukeh zurückziehen, der von kurdischen Soldaten besetzt wird.

Juni 2015. Bei Angriffen und Anschlägen des IS in Kobanê werden über 150 Menschen getötet.

10. Juni 2015. Die USA beschließen, in Taqaddum in der Nähe der Stadt Habbanija ein Ausbildungslager zu errichten. Die Rückeroberung Mossuls soll verschoben werden.

23. Juni 2015. Teile des im Nordkaukasus operierenden Kaukasus-Emirates schwören dem Islamischen Staat die Treue und rufen im Nordkaukasus eine Provinz aus.

26. Juni 2015. Ein Selbstmordattentäter sprengt sich in einer Moschee in Kuwait beim Freitagsgebet in die Luft. Später bekennt sich der Islamische Staat zu der Tat. Nach ersten Angaben sterben mindestens 25 Menschen, und mehr als 200 werden verletzt.

30. Juni 2015. Beim Kampf um die Grenzstadt Tel Abjad verzeichnen die Kurden im Bündnis Burkān al-Furāt Erfolge.

Ägypten ist von einer Anschlagserie auf Kontrollposten betroffen. Insgesamt sterben mehr als 117 Menschen.

Bis Mitte 2015. Es werden beim IS mindestens 20.000 Ausländer aus über 100 Ländern vermutet, unter den ausländischen Dschihadisten 3000 Tunesier, 2500 Saudis, 1400 Franzosen, jeweils 700 Deutsche und Briten, 400 Belgier und 220 Österreicher. Obwohl bei Luftschlägen der Anti-IS-Allianz bisher  mehr als 10.000 IS-Kämpfer getötet wurden, ist die Kampfkraft des IS intakt geblieben, da monatlich 1000 neue Kämpfer zureisen.

Noch in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 können IS-Kämpfer in türkischen Städten entlang der Grenze zu Syrien angetroffen werden. Zudem reisen IS-Kämpfer unbehelligt über die Türkei in ihr Kampfgebiet in Syrien und im Irak. In Istanbul und an anderen Orten kann man IS-Anhänger treffen, in Geschäften werden IS-Banner, Aufkleber und sonstige Devotionalien verkauft.

Juli 2015. Die Rückeroberung Ramadis durch die regierungstreuen Truppen wird angestoßen, die Stadt wird vom Nachschub abgeschnitten. Insbesondere werden 3.000 ausgebildete Soldaten als Verstärkung herangeführt.

Recep Tayyip Erdoğan kündigt an, in Syrien durch Eroberung von IS-Gebiet eine Sicherheitszone zu schaffen, um dort syrische Flüchtlinge unterbringen zu können.

1. Juli 2015. Der IS droht der Hamas, er werde sie vernichten.

7. Juli 2015. Laut dem israelischen Generalmajor Yoav Mordechai und anderen Sicherheitskreisen unterstützen Teile der Hamas den IS in Ägypten.

8. Juli 2015. The Sawab Center wird in Abu Dhabi eröffnet. Es unterstützt die Allianz gegen den Islamischen Staat (IS) in den sozialen Netzwerken, z. B. im Rahmen eines multinationalen Online-Messaging und eines Engagement-Programms zur Terrorbekämpfung.

20. Juli 2015. Durch geflohene Jugendliche wird bekannt, dass der IS Kindersoldaten ausbildet. In den überfallenen jesidischen Dörfern im Irak versucht der IS, Jungen umzuerziehen und als Kämpfer auszubilden. Beobachter sehen das Training als Teil der IS-Bemühungen, eine neue Generation von Kämpfern heranzuzüchten. Neben gewaltsamer Rekrutierung werden die Jugendlichen und Kinder mit Hilfe von Geschenken, Drohungen und Gehirnwäsche gefügig gemacht. Der IS nutze ein Video, in dem ein Junge, der unter Aufsicht eines erwachsenen Dschihadisten steht, einen syrischen Soldaten enthauptet. In einem anderen Propaganda-Video werden 25 Kinder gezeigt, die 15 gefangenen syrischen Soldaten in den Kopf schießen. Im Lager Faruk werden laut IS-Quellen Jungen mit Drill zu Kämpfern ausgebildet.

Beim Anschlag in Suruç sterben in der türkischen Stadt Suruç, etwa 10 km entfernt von der syrischen Grenze, bei einem Selbstmordattentat 32 Menschen und mehr als 100 wurden verletzt. Das türkische Innenministerium macht den Islamischen Staat für den Anschlag verantwortlich. Ein 20-jähriger IS-Kämpfer wird als Attentäter identifiziert.

22. Juli 2015. Recep Tayyip Erdoğan gestattet laut Meldungen den US-Amerikanern die Nutzung der Luftwaffenbasis Incirlik auch für bemannte Flüge.

23. Juli 2015. Ein türkischer Soldat wird von der syrischen Seite aus erschossen. Das türkische Militär reagiert und tötet dabei einen IS-Kämpfer.

24. Juli 2015. Drei türkische Kampfflugzeuge fliegen von der Basis Diyarbakir aus Angriffe auf die Stellungen der IS-Miliz im syrischen Dorf Havar.

Ab 26. Juli 2015. Türkische Streitkräfte der Luftwaffe greifen in Nordsyrien Stellungen der IS und im Nordirak Stellungen der PKK an.

August 2015. Der in Palmyra tätige Archäologe Chaled al-Assaad wurde vom IS hingerichtet.

Der Militärflugplatz Abu al-Duhur, letzte Bastion der syrischen Regierung in der Provinz Idlib, wird vom IS belagert.

Russland beginnt mit einer Militärintervention, um von Syrien aus gegen die Dschihadistenmiliz IS und Rebellen vorzugehen. Der iranische Generalmajor Qasem Soleimani besuchte zuvor Moskau, als Ergebnis erreichten die Russen und die Iraner eine strategische Entscheidung: Syrien soll als Barriere wirken, um die Verbreitung des IS und islamistischer Milizen in die islamischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion zu verhindern.

Ein Aufstand von Bewohnern des „Stadtteils Nummer drei“ von Sirte wird vom IS mit Mörsern, Panzern und Kampfeinheiten niedergeschlagen. Das Krankenhaus des Stadtteils wird niedergebrannt.

1. August 2015. Masud Barzani fordert die PKK auf, ihre Stützpunkte im Nordirak zu verlassen.

9. August 2015. Es wird ein Anschlag in Abha verübt, zu dem sich eine bislang unbekannte Gruppe des IS namens Hidschas bekennt.

Ende August 2015. Zu den von der Koalition belagerten oder umkämpften Großstädten zählen: Baidschi, Ramadi und Falludscha.

September 2015. Großbritannien und Frankreich geben Pläne zu einer Beteiligung am US-Militäreinsatz in Syrien bekannt. Hintergrund der Beteiligung an den Luftangriffen sind demnach ausbleibende Erfolge im Kampf gegen den IS, die zunehmende Präsenz Russlands in der Region sowie die hohe Zahl syrischer Flüchtlinge. Der britische Finanzminister George Osborne sagt, das Problem müsse an seiner Wurzel angegangen werden – dabei nennt er die Führung um Syriens Präsident Baschar al-Assad sowie den IS. Der britische Premierminister David Cameron will Anfang Oktober das Parlament bitten, Luftangriffe auf den IS zu billigen. Es wäre der zweite Anlauf: 2013 haben die Abgeordneten einen Einsatz noch abgelehnt. Frankreichs Präsident François Hollande hat sich über einen möglichen Einsatz mit seinem Verteidigungsstab beraten. Frankreich ist bereits an dem US-geführten Einsatz im Irak beteiligt, eine Ausdehnung auf Syrien hat das Land aber bisher abgelehnt.

Zugleich veranlasst Wladimir Putin mehr Hilfslieferungen an Syrien unter Verweis auf alte Verträge und entsandte Militär nach Syrien, insbesondere Flugzeuge und Material, um eigene Basen bei Damaskus und bei Dschabla auszubauen und Assad bei der Verteidigung gegen den IS zu unterstützen. Die USA zeigen sich darüber irritiert.

7. September 2015. Premierminister David Cameron bestätigt vor dem Unterhaus in London, dass die RAF bereits bei Drohnenoperationen in der Nähe von Rakka am 21. August IS-Kämpfer – ohne Parlamentsbeschluss – getötet habe, darunter zwei Briten, nämlich Reyaad Khan, einen 21-Jährigen aus Cardiff, und den etwa gleichaltrigen Ruhul Amin aus Aberdeen. Ein dritter Brite wurde durch eine US-amerikanische Reaper-Drohne am 24./25. August getötet: der 21-jährige Junaid Hussain aus Birmingham, der als Chefhacker des IS galt und den Nom de guerre Abu Hussain Al Britani trug. Sein Tod ist schon vor Wochen durch das US-Militär verkündet worden.

Diese hätten Terrorangriffe in ihrer Heimat geplant, rechtfertigt Cameron das Vorgehen. In Syrien war es für Großbritannien der erste Angriff dieser Art.

8. September 2015. Nachdem drei britische islamistische Terroristen bereits im August 2015 in Syrien gezielt getötet wurden, bestätigt Kriegsministerminister Michael Fallon indirekt, dass es eine Todesliste der britischen Regierung gäbe. Der britische Premier David Cameron soll eine sogenannte „Kill List“ unterschrieben haben. Bis dahin wurde eine Todesliste von der britischen Regierung stets bestritten. Ganz oben: Mohammed Emwazi, der unter dem Namen Jihadi John bekannt wurde. Fallon weigert sich, das zur Legitimation des Vorgehens angeführte RECHTSgutachten des Generalstaatsanwalts zu veröffentlichen. Die britische Regierung gibt bekannt, die RECHTSgrundlage dafür weiterhin unter Verschluss zu halten.

10. September 2015. Im Magazin "Dabiq" des Islamischen Staats befindet sich eine Doppelseite mit dem Bild von dem ertrunkenen syrischen Flüchtlingskind Aylan Kurdi. Damit wird eine Warnung an alle syrischen Flüchtlinge verbunden: "Die Flucht aus Syrien in den Westen sei eine große und gefährliche Sünde ... In westlichen Ländern seien die Flüchtlinge und ihre Familien ständiger Gefahr von Unzucht, Drogen und Alkohol ausgesetzt - selbst, wenn die Flüchtlinge nicht vom islamischen Glauben abfielen. Den Machtbereich des IS zu verlassen, öffne das Tor dazu, dass Kinder und Enkel sich vom Islam abwenden und sich dem Christentum, dem Atheismus oder dem Liberalismus zuwenden".

24. September 2015. Tulsi Gabbard bringt eine Resolution (H.RES.435) in das Repräsentantenhaus ein, mit der die Verfolgung religiöser und ethnischer Minderheiten, insbesondere Christen und Jesiden, durch den Islamischen Staat anerkannt werden soll und die zur sofortigen Priorisierung der Anerkennung von Flüchtlingen aus den verfolgten Gruppen aufruft.

20. Oktober 2015. Irakische Truppen und schiitische Milizen erobern die Stadt Baidschi zurück, in der sich die größte Ölraffinerie des Irak befindet.

November 2015. Die syrische Armee kann den Belagerungsring um den Militärflugplatz Kuweyres durchbrechen.

13. November 2015. Sindschar ist von kurdischen Einheiten komplett zurückerobert.

Nach den Terroranschlägen in Paris verschärft Donald Trump seine Rhetorik gegen den radikalen Islam und verspricht in einem Radiospot, den Islamischen Staat „in Grund und Boden zu bombardieren“ (im Original: „to bomb the hell out of ISIS“).

Er verknüpft die Warnung vor dem radikalislamischen Terrorismus wiederholt mit der Ablehnung der Aufnahme syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge in den Vereinigten Staaten und kündigt an, bestimmte Moscheen schließen lassen zu wollen.

Darüber hinaus spricht er sich dafür aus, US-Amerikanern, die sich der Terrororganisation Islamischer Staat angeschlossen haben, dauerhaft die Rückkehr in die USA zu verwehren. Daraufhin steigt der Vorsprung Donald Trumps in den Vorwahl-Umfragen wieder deutlich an, während sich der Abstand zu Carson erneut deutlich vergrößert, nachdem dieser auch wegen offensichtlich unrichtiger Angaben zu seinem Lebenslauf in die Kritik geraten ist.

Er sorgt auch für Aufsehen, indem er den strengen Waffengesetzen in Frankreich eine Mitschuld an der hohen Opferzahl gibt. „Hätten die Menschen Waffen getragen, wäre es anders verlaufen“, erklärt er bei einem Wahlkampfauftritt in Texas.

Die Terroranschläge verurteilen Vertreter der acht größten muslimischen Verbände Deutschlands scharf, sie bringen ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit Frankreich zum Ausdruck und werben für Frieden, Dialog und Zusammenhalt. Zugleich appellieren sie an das Verantwortungsbewusstsein aller Muslime gegen Radikalisierung in ihrem persönlichen Umkreis. Weiterhin erklären sie, ihre Anstrengungen für die Verteidigung gegen den Islamismus und für die europäischen Werte wie Freiheit und Pluralismus zu erhöhen.

15. November 2015. Aiman Mazyek (Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland) bezeichnet die Willkommenskultur als größten Feind der Terroristen und appelliert an die Gesellschaft, die Muslime als Partner im Kampf gegen den Radikalismus zu nehmen.

16. und 22. November 2015. Bei zwei Luftangriffen gegen Öl-Lastwagen der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Osten Syriens, in der Nähe der syrisch-irakischen Grenzstadt Abu Kamal beziehungsweise in der Nähe der Großstadt Deir al-Sor beschießen US-Kampfjets ihre Ziele mit panzerbrechender Munition, deren Projektile abgereichertes Uran enthalten. Dabei werden etwa 350 Fahrzeuge zerstört. Die Jets vom Typ A-10 Thunderbolt II, Spitzname "Warzenschwein", feuern aus ihren Maschinenkanonen insgesamt 5265 30-Millimeter-Patronen auf die IS-Fahrzeuge ab. Das entspricht einer Menge von rund 1,5 Tonnen Munition. Bei den in Syrien angegriffenen Tanklastwagen handelt es sich um sogenannte weiche Ziele. Die ungepanzerten Fahrzeuge hätten auch mit konventionellen Waffen zerstört werden können.

19. November 2015.  Tulsi Gabbard bringt mit dem Republikaner Austin Scott eine Gesetzesvorlage in das Repräsentantenhaus (H.R.4108), mit der der US-amerikanischen Regierung und ihren Behörden untersagt werden soll, die Opposition im Bürgerkrieg in Syrien oder sonstige Gruppierungen oder Individuen, die den Sturz der syrischen Regierung betreiben, zu unterstützen.

In einer Presseerklärung hierzu spricht Gabbard von einem illegalen und kontraproduktiven Krieg der Vereinigten Staaten gegen die Regierung von Baschar al-Assad, der unverzüglich beendet werden müsse, um sich auf die Bekämpfung islamistischer Terroristen in Syrien wie den Islamischen Staat, die Nusra-Front und Ahrar al-Scham zu konzentrieren.

23. November 2015. Angeblich sind 14 von 39 Stadtbezirken Ramadis von regierungstreuen Einheiten zurückerobert.

28. November 2015. Regierungstreue Einheiten besetzen die Brücke über den Euphrat.

Dezember 2015. Die Denkfabrik Soufan Group veröffentlicht einen Bericht, wonach die meisten ausländischen Kämpfer aus Tunesien (6.000), Saudi-Arabien (2.500), Russland (2.400), der Türkei (2.100) und Jordanien (2.000) stammen. Aus Westeuropa stammen demnach 5.000 Kämpfer, davon 1.700 aus Frankreich, 760 aus Großbritannien, 760 aus Deutschland und 470 aus Belgien. Hinzu kommen jeweils 300 Personen aus Österreich und Schweden. Aus den USA und Kanada kommen insgesamt etwa 280.

13. Dezember 2015, 23:49 Uhr. Anis Amri besucht einen arabischsprachigen Blog, betrieben von einem gewissen „Abo Suhib“. Im Titel der Webseite steht: „Islamischer Staat im Irak und Syrien“. Der Untertitel lautet: „Die einfachste Methode zur Herstellung eines Sprengkörpers“. Wenige Stunden später, um 4.01 Uhr und 6 Uhr morgens, surft Amri auf weiteren Webseiten, auf denen es um den Bombenbau und die Herstellung von TNT geht.

15. Dezember 2015. Sven Lau wird im Auftrag der Bundesanwaltschaft im Raum Düsseldorf festgenommen weil er in in vier Fällen eine terroristische Vereinigung unterstützt haben soll. 2013 soll er im Jahr 2013 von Deutschland aus als verlängerter Arm der in Syrien aktiven Terrororganisation "Jaish al-muhajirin wa-l-ansar" (JAMWA) tätig gewesen sein. Nach der Spaltung der JAMWA Ende 2013 schloss sich der von Lau unterstützte Flügel dem "Islamischen Staat Irak und Großsyrien" (ISIG) an. Außerdem soll er laut den Ermittlungen eine Anlaufstelle für kampf- und ausreisewillige Islamisten gewesen sein - insbesondere für Konvertiten aus der salafistischen Szene im Großraum Düsseldorf. Zwei Personen soll er auch an die JAMWA in Syrien vermittelt haben. Zudem beschaffte er nach Auffassung des Bundesanwaltschaft Nachtsichtgeräte für die Terrororganisation.

17. Dezember 2015. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erneuert seine Warnung mit der Resolution 2253 und fordert Generalsekretär Ban Ki-moon zu weiteren Schritten auf.

27. Dezember 2015. In Gaziantep im Südosten der Türkei wird der syrische Journalist und Filmemacher Nadschi al-Dscherf (* 1977) auf offener Straße mit Kopfschüssen hingerichtet. Er hat eine Reihe von Dokumentarfilmen gemacht, die von Gräueltaten der IS im syrischen Aleppo berichten, und kollaborierte eng mit der Gruppe Raqqa is being slaughtered silently (deutsch: Rakka wird leise abgeschlachtet, (RIBSS)), einer Gruppe von Aktivisten und Bürgerjournalisten, die heimlich Menschenrechtsverletzungen in der syrischen IS-Hochburg Rakka dokumentieren und dafür vom IS verfolgt werden. Bereits im Oktober sind zwei syrische Oppositionelle in der Türkei ermordet worden, die sich öffentlich gegen den IS gestellt haben. Ibrahim Abdul Kader und Fares Hamadi sind enthauptet in einem Haus in der Grenzstadt Şanlıurfa aufgefunden worden. Der IS bekannte sich damals zu der Tat. Der Türkeiexperte Gareth Jenkins vom Institute for Security and Development Policy in Istanbul erklärt, dass die AKP-Regierung jegliche Berichterstattung unterdrückte, die sie in negativem Licht erscheinen lassen könnte, so auch, dass es für Sympathisanten des IS möglich ist, in der Türkei Menschen zu ermorden.

Ende Dezember 2015. Ramadi ist in der Hand der irakischen Regierungstruppen.

Es gelingt syrisch-kurdischen Freischärlern, dem IS die Kontrolle über die Tischrin-Talsperre zu entreißen und einige Ortschaften westlich des Euphrat einzunehmen. Damit verliert der IS eine Nachschubroute über den Euphrat. In einer unbestätigten Audiobotschaft versucht al-Bagdadi die Kampfmoral seiner Truppen zu stärken. Zudem spricht er Drohungen gegen Europa, die USA, Israel, Russland und Saudi-Arabien aus.

6. Januar 2016. Rukia Hassan (Bloggerin, 30 Jahre) wird in der Stadt Ar-Raqqa am mittleren Euphrat im Osten von Syrien vom Islamischen Staat (IS) geköpft. Sie ha unter dem Pseudonym Nissan Ibrahim vor allem auf Facebook vom Alltag in Ar-Raqqa berichtet und zudem die Wirkungen der Luftangriffe gegen den IS kommentiert.

7. Januar 2016. Am ersten Jahrestag des Anschlags auf die Zeitschrift Charlie Hebdo, erschießt die französische Polizei in Paris einen Mann, der eine Polizeistation stürmen möchte. Zuvor hat er in einer Asylunterkunft in Recklinghausen gelebt. Dort entdecken die Behörden später Devotionalien des Islamischen Staates.

2. Februar 2016. Anis Amri nimmt über den Instant-Messaging-Dienst "Telegram" Kontakt mit mutmaßlichen Mitgliedern des "Islamischen Staates" (IS)  auf und bietet sich offenbar als Selbstmordattentäter an.

6. Februar 2016. In der Fernsehdebatte erklärt Donald Trump auf eine dahingehende Frage des Moderators, dass er im Kampf gegen den Terrorismus das Waterboarding und viel Schlimmeres („a hell of a lot worse“) wieder einführen wolle, wobei er dieser Aussage eine Verurteilung der Methoden des Islamischen Staats vorausschickte.

9. Februar 2016. Ban Ki-Moon Anfang lässt durch seinen Unterstaatssekretär für politische Angelegenheiten Jeffrey Feltman eine offizielle Antwort zur Bewertung und Bekämpfung des IS formulieren. Er will das Augenmerk der Weltöffentlichkeit vor allem auf die fortdauernde Finanzierung der Organisation richten sowie auf die Versuche des IS, in große Teile Afrikas und Asiens, zum Beispiel nach Südostasien zu expandieren:

„Die künftige Gefahr durch den ‚Islamischen Staat‘ darf nicht unterschätzt werden. Der IS ist eine beispiellose Bedrohung für den internationalen Frieden und die internationale Sicherheit … 30.000 Kämpfer aus mehr als 100 Staaten kämpfen in Syrien und Irak, und der Zustrom hält weiter an. Weltweit haben sich 34 Terrorgruppen dem IS angeschlossen … Es gibt kein ‚Prognoseprofil‘ eines künftigen IS-Kämpfers … (Zu befürchten ist,) dass immer mehr IS-Kämpfer (nach Syrien und in den Irak) einzureisen versuchen, um Terrortaten zu verüben … Solche Reisenden müssen die Mitgliedsstaaten bestrafen, den entsprechenden UN-Resolutionen entsprechend … Die Kontrollen von Grenzübertritten müssen verbessert werden … In den letzten 18 Monaten hat sich die Gefahr durch ISIS deutlich verschärft.“

– Ban Ki-Moon durch Feltman, Erste Antwort auf Resolution 2235, Sicherheitsrat Sitzung 7618

12. Januar 2016. Bei einem Selbstmordanschlag in Istanbuls historischem Zentrum sterben elf Menschen, 15 weitere werden verletzt – hauptsächlich deutsche Touristen. Der Attentäter, nach türkischen Angaben ein Mitglied des IS, sprengt sich an einem symbolischen Ort, zwischen der Hagia Sophia und der Blauen Moschee, in der Nähe einer deutschen Reisegruppe in die Luft. Nach dem Anschlag verhängt die türkische Regierung eine Nachrichtensperre.

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilt den Anschlag als „mörderischen Akt“, UN-Generalsekretär Ban Ki-moon erklärt, es handele sich um ein „verachtenswertes Verbrechen“. Die USA betonen, sie stünden weiter fest an der Seite der Türkei. Bundesinnenminister Thomas de Maizière besucht den Tatort in Istanbul und trifft sich zudem mit dem Innenminister der Türkei Efkan Ala.

Vor dem Selbstmordattentat hat der türkische Inlandsnachrichtendienst MIT vor Terrorangriffen unter anderem auf Touristen gewarnt. Die türkische Tageszeitung Hürriyet berichtet, die Warnungen seien am 17. Dezember 2015 und 4. Januar 2016 an Sicherheitsbehörden im ganzen Land ergangen. Darin heiße es, der IS plane Selbstmordanschläge „auf in der Türkei lebende Nichtmuslime, Ausländer, Tourismusregionen, von ausländischen Besuchern stark frequentierte Orte oder auf Botschaften und Konsulate der entsprechenden Länder und auf NATO-Einrichtungen im Land“.

März 2016. Die Stadt Düsseldorf verbietet die Verwendung des Kürzels IS in Autokennzeichen.

7. März 2016. Es wird bekannt, dass verschiedene Medien in Deutschland, Syrien und im Vereinigten Königreich in den Besitz von umfangreichen Daten über freiwillige Kämpfer des IS gelangt sind. Die Daten sollen Auskunft über Namen, Wohnort, vorherige Dschihad-Erfahrung etc. geben. Vom Bundeskriminalamt und Bundesinnenminister Thomas de Maizière werden sie als vermutlich authentisch eingeschätzt. Generalbundesanwalt Peter Frank erklärt, dass die Papiere bei der Strafverfolgung von IS-Heimkehrern genutzt würden. Veröffentlicht wurden die vermutlich aus den Jahren 2013 und 2014 stammenden Daten durch einen ehemaligen IS-Kämpfer, der sie auf einem Memory Stick entwendet hat.

22. März 2016. In der französischen Presse wird spekuliert, dass die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Anschläge auf Atomanlagen plant. Dies führt auch in Frankreich, das 58 Atomanlagen unterhält, zu großer Besorgnis.

26. März 2016. Donald Trump sagt in einem Interview mit der "New York Times": "Und hätte ich es gern, wenn Nordkorea sie [Atomwaffen] hätte und Japan auch? Es könnte sein, dass wir besser dran wären, wenn das der Fall wäre. Es gibt Nordkorea, und wir sind sehr weit weg und müssen viele verschiedene Menschen beschützen. (...) Vielleicht wäre es nicht so schlecht, wenn Japan ein atomares Drohpotenzial hätte."

In einem Interview mit MSNBC sagt er: "Jemand vom 'Islamischen Staat' trifft uns. Würden Sie nicht mit einer Atomwaffe zurückschlagen?"

Der Under Secretary of State for Public
Diplomacy and Public Affairs Richard Stengel
beim Besuch im Sawab Center in Abu Dhabi
April 2016. Der IS ermordet 250 Frauen, weil sie sich nicht als Sexsklavinnen missbrauchen lassen wollen, ähnliche Mordaktionen haben auch schon früher in kleinerem Umfang stattgefunden.

Mai 2016. Bei einem Auftritt Herbert Raymond McMasters im Zentrum für Strategische und Internationale Studien in Washington legt er dar, was aus seiner Sicht derzeit die nationale und internationale Sicherheit bedrohe: Nordkorea, China, Syrien, die Terrormiliz "Islamischer Staat" und Russland.

Moskau versuche, mit der Invasion der Ukraine und der Annexion der Krim die seit dem Ende des Kalten Krieges geltende Ordnung zu seinen Gunsten aufzuheben. Zudem wirft er Russland vor, zum einen rechte Parteien in Europa zu finanzieren, zum anderen den Krieg in Syrien und die Fluchtbewegungen durch das eigene Handeln noch zu verschärfen.

13. Mai 2016. Bei einem Angriff des IS mit Maschinengewehren und durch einen Selbstmordanschlag auf Besucher eines Cafés sterben in Balad mindestens 19 Menschen.

17. Mai 2016. Selbstmordattentäter des IS greifen das 2012 durch die URUK Engineering & Contracting Co. neu gebaute Gaskraftwerk in Tadschi an. Dabei werden mindestens 11 Menschen getötet und 22 weitere verletzt.

23. Mai 2016. Bei zwei Selbstmordanschlägen des Islamischen Staates (IS) werden in Aden (Jemen) vor einer Armeekaserne im Stadtbezirk Khormaksar und vor einem Haus eines Kommandeurs nach Angaben eines Krankenhauses mindestens 45 Menschen getötet und 30 weitere werden verletzt.

2. Juni 2016. Im Auftrag von Generalbundesanwalt Peter Frank werden in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Brandenburg die aus Syrien eingereisten Männer Hamza C., Mahood B. und Abd Arahman A. K. festgenommen. Ihnen wird vorgeworfen, mit dem zuvor in Frankreich festgenommenen Saleh A. einen Terroranschlag in Düsseldorf geplant zu haben, bei dem sich zwei Selbstmordattentäter in der Altstadt nahe der Heinrich-Heine-Allee in die Luft sprengen und nach den Explosionen mit Gewehren und Sprengsätzen weitere Menschen getötet werden sollten. Abd Arahman A. K. soll dabei für den Bau der Sprengstoffwesten zuständig gewesen sein. Bereits in Syrien soll, laut Informationen der Bundesanwaltschaft, Abd Arahman A. K. für die Al-Nusra-Front Sprenggürtel und Granaten gebaut haben.

9. Juni 2016. Bei zwei Selbstmordanschlägen des IS in Bagdad werden mindestens 27 Menschen getötet und mehr als 60 verletzt. In Tadschi, rund 25 Kilometer nördlich von Bagdad, fährt ein Attentäter mit seinem mit Sprengstoff beladenen Auto in einen Kontrollposten der irakischen Armee. Dabei sterben sieben Zivilisten und fünf Soldaten.

13. Juni 2016. Beim Terroranschlag in Magnanville, in dessen Verlauf zwei Polizisten getötet werden, bekennt sich der Täter zum IS.

17. Juni 2016. Der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi erklärt die Befreiung der Stadt Falludscha von dem Islamischen Staat (IS). Die irakischen Streitkräfte begannen im Mai 2016 mit Unterstützung durch US-Luftangriffen im Rahmen der Operation Inherent Resolve ihre Offensive.

1. Juli 2016. Das US-Kriegsministerium gibt bekannt, dass die Internationale Allianz gegen den Islamischen Staat bereits am 25. Juni 2016 nahe der irakischen Stadt Mossul den stellvertretenden Kriegsminister des Islamischen Staates (IS), Basim Muhammad Ahmad Sultan al-Badschari, und den IS-Kommandeur und Chef der Militärpolizei, Hatim Talib al-Hamduni, durch Präzisionsangriffe töteten.

3. Juli 2016. Bei einem Autobombenanschlag des IS in einem Bagdader Einkaufsviertel im Stadtbezirk Karrada werden mindestens 75 Menschen getötet und 130 weitere verletzt. Ein weiterer Sprengsatz tötet im Viertel Al-Shaab im Stadtbezirk al-Aʿzamiyya zwei Menschen.

8. Juli 2016. Die Nachrichtenagentur Reuters  berichtet, dass es dem IS gelungen sei, im Nordirak an nukleares Material zu kommen. In der Universität Mossul lagerten zu Forschungszwecken annähernd 40 kg Uranverbindungen, welches der IS entwenden konnte. Gemäß dem irakischen UN-Botschafter Mohamed Ali Alhakim könne der IS das Material zum Bau einer radiologischen Waffe (Schmutzige Bombe) benutzen.

14. Juli 2016. Bei dem Anschlag von Nizza, fährt der Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel auf der Promenade des Anglais mit einem Lkw durch eine Menschenmenge. Mindestens 86 Personen werden getötet und mehr als 400 zum Teil schwer verletzt. Der Attentäter wird, noch im Führerhaus sitzend, von hinzugeeilten Polizisten erschossen. In der Folge werden mehrere mutmaßliche Komplizen aufgrund des Vorwurfs der Bildung einer terroristischen Vereinigung verhaftet. 

Zwei Tage nach der Tat bekennt sich der IS über sein Sprachrohr Amaq zu der Tat. Darin heißt es: „Derjenige, der die Operation des Überfahrens in Nizza, Frankreich, durchführte, war einer der Soldaten des Islamischen Staates. Er führte die Operation aus als Reaktion auf Aufrufe, die Mitglieder der internationalen Allianz, die den Islamischen Staat bekämpfen, ins Visier zu nehmen.“ Das Bekennerschreiben enthält kein Täterwissen oder Hinweise, dass der IS tatsächlich in die Tat involviert oder vorab informiert war.

16. Juli 2016. Zwei Tage nach dem Anschlag von Nizza, bekennt sich der IS auch über sein Sprachrohr Amaq zu der Tat. Darin heißt es: „Derjenige, der die Operation des Überfahrens in Nizza, Frankreich, durchführte, war einer der Soldaten des Islamischen Staates. Er führte die Operation aus als Reaktion auf Aufrufe, die Mitglieder der internationalen Allianz, die den Islamischen Staat bekämpfen, ins Visier zu nehmen.“ Das Bekennerschreiben enthält kein Täterwissen oder Hinweise, dass der IS tatsächlich in die Tat involviert oder vorab informiert ist.

18. Juli 2016. Bei einem Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg verletzt ein in Deutschland als minderjährig und unbegleitet registrierter Flüchtling aus Südasien fünf Menschen mit einem Beil und einem Messer, vier davon schwer. Der Täter wird in der Folge von einem Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei erschossen.

Tulsi Gabbard kritisiert Barack Obama und Hillary Clinton dafür, dass sie aus Furcht vor dem Missverständnis, alle Muslime anzuklagen, den Begriff „radikaler islamischer Terror“ für Gruppen wie al-Qaida und ISIS nicht benutzen würden.

19. Juli 2016. Am Tag nach dem Anschlag in einer Regionalbahn bei Würzburg beansprucht der IS über sein Propaganda-Sprachrohr Amaq die Täterschaft für sich und veröffentlicht ein Video im Internet, in dem der Täter, der „Muhammad Riyad“ benannt wird, in paschtunischer Sprache mit einem Messer in der Hand droht: „Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschland.“ Weiter sagt er: „Die Zeiten sind vorbei, in denen ihr in unsere Länder gekommen seid, unsere Frauen und Kinder getötet habt und euch keine Fragen gestellt wurden (…) So Gott will, werdet ihr in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Stadt und auf jedem Flughafen angegriffen. (…) Ihr könnt sehen, dass ich in eurem Land gelebt habe und in eurem Haus. So Gott will, habe ich diesen Plan in eurem eigenen Haus gemacht. Und so Gott will, werde ich euch in eurem eigenen Haus abschlachten.“ Die Echtheit des Bekenner-Videos wird vom bayerischen Innenministerium bestätigt.

22. Juli 2016. Sechs Tage nach dem Anschlag von Nizza erscheint ein Propagandavideo des Islamischen Staates, in dem Rachid Kassim den Täter lobt, um dann vor laufender Kamera zwei angebliche Spione zu enthaupten.

24. Juli 2016. Ein IS-Sympathisant sprengt sich vor dem Haupteingang eines Musikfestivals in Ansbach in die Luft. Dabei werden 15 Personen verletzt.

26. Juli 2016. Beim Anschlag in Saint-Étienne-du-Rouvray ermorden zwei Attentäter einen Priester und bekennen sich zum IS.

Anfang August 2016. Manbidsch wird nach einer langen Belagerung durch die Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) erobert. Der IS verliert dadurch in Nord-Syrien an Einfluss. Die einzige verbleibende Route von der Hauptstadt des IS, Raqqa, in die Türkei verläuft durch Manbidsch. Die Region wird von der US-geführten Anti-IS-Koalition für wichtig gehalten, weil davon ausgegangen wird, dass Kämpfer durch diese von der Türkei aus in den IS gelangen.

24. August 2016. Die Türkei beginnt mit der Militäroffensive Schutzschild Euphrat, die sich unter anderem gegen den IS richtet. Der IS wird hierbei vom türkischen Militär und verbündeten Rebellen besiegt und aus der Region Nordsyrien verdrängt. Die Operation endet offiziell am 29. März 2017.

September 2016. Es gelingt den libyschen Truppen aus dem westlichen Teil des Landes unter Fayiz as-Sarradsch mit Hilfe der United States Air Force, Sirte weitgehend zurückzuerobern. Gleichzeitig gehen die Truppen des Machthabers des Ostens Haftars ebenso gegen die IS-Milizen vor. Seitdem verfügt der Islamische Staat kaum noch über Territorien in Libyen.

13. September 2016. Am Morgen werden im Auftrag der Bundesanwaltschaft drei syrische Asylbewerber festgenommen, die in kommunalen Flüchtlingsunterkünften in Ahrensburg, Großhansdorf und Reinfeld wohnen. Ihnen wird vorgeworfen, im Auftrag des IS im November 2015 nach Deutschland gekommen zu sein, „um entweder einen bereits erhaltenen Auftrag auszuführen oder sich für weitere Instruktionen bereitzuhalten.“ Ihre fingierten Papiere sollen aus derselben Fälscherwerkstatt stammen wie die der Attentäter der Terroranschläge am 13. November 2015 in Paris. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass sie mit denselben Schleusern nach Europa gekommen sind.

17. Oktober 2016. Nach umfangreichen Vorbereitungen der irakischen Streitkräfte, der Peschmerga und örtlicher Milizen beginnt die Schlacht um Mossul. Der IS beherrscht Mossul seit Anfang Juni 2014. „Die Zeit des Sieges ist gekommen und die Operationen zur Befreiung von Mossul haben begonnen“, sagt der irakische Ministerpräsident Haider al-Abadi in einer Ansprache im Staatsfernsehen. Vor der Operation wurden Flüchtlingslager eingerichtet, deren Kapazitäten jedoch als nicht ausreichend kritisiert werden.

Bis 20. Oktober 2016. In den ersten Tagen der Offensive rücken Truppen auf Mossul vor und erobern einige umliegende Dörfer. Die Türkei ist an der Offensive beteiligt, was zu koalitionsinternen Konflikten und Protesten führt.

Die Menschenrechtsorganisationen Human Rights Watch und Amnesty International sowie diplomatische Beobachter werfen den Peschmerga vor, unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den IS gezielt und systematisch arabische Siedlungen zu zerstören und die Bewohner mit dem Ziel zu vertreiben, ein ethnisch möglichst homogenes kurdisches Siedlungsgebiet zu schaffen.

15. November 2016. Aydan Özoğuz fordert anlässlich des Verbotes der Gruppierung „Die wahre Religion“ die Sicherheitsbehörden dazu auf, mit „Augenmaß“ zu handeln, damit es nicht hieße, man würde willkürlich in Moscheen eindringen.

Die wahre Religion nutzte die Koranverteilungskampagne in Deutschland um Interessierte zu radikalisieren und für die Terrororganisation Islamischer Staat (Organisation) (IS) zu werben. Von 140 Menschen ist bekannt, dass sie nach Teilnahme an Lies!-Aktionen nach Syrien oder in den Irak reisten, um sich dem IS anzuschließen. Kritik kommt von der CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, welche ihr „falsch verstandene Toleranz“ vorwirft, vom Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, sowie von CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Dieser meinte, anstatt den Sicherheitsbehörden für ihre Arbeit dankbar zu sein, trete Özoğuz diesen noch „vors Schienbein“.

Özoğuz erklärt dazu, dass sie hohes Vertrauen in die Arbeit der Sicherheitsbehörden habe. Jeder erfolgreiche Schlag gegen radikale Salafisten sei wichtig und ein großer Erfolg im Kampf gegen religiösen Extremismus. Mit Razzien allein könne man aber die Radikalisierung junger Menschen nicht verhindern. Vielmehr sei dazu Präventionsarbeit erforderlich. Der Kampf gegen die Islamisten sei nur gemeinsam mit den Muslimen zu gewinnen. Ein Kommentator weist darauf hin, dass das Einfordern von Augenmaß üblicherweise nicht zu heftigen Ausbrüchen führt und – auch wenn das Bundesinnenministerium die Frage der Verhältnismäßigkeit wohl geprüft habe – es anderen nicht verboten sei, nach ihr zu fragen.

Dezember 2016. Nachdem der IS im März 2016 von syrischen Regierungstruppen aus der historischen Wüstenstadt Palmyra vertrieben wurde, gelingt ihm nun der erneute Einmarsch. Zuvor startete der IS eine Offensive auf Palmyra, in der er die syrische Armee aus verschiedenen Richtungen angriff. Bei diesem Angriff sollen dutzende Soldaten gefallen sein. Zudem soll der IS einige Gasfelder eingenommen haben.

6. Dezember 2016. Seit der Wahl Donald Trumps  sind rassistisch motivierte Übergriffe, sogenannte Hate Crimes, in New York um 115% gestiegen. Bill de Blasio (Bürgermeister von New York) war zu einem Vier-Augen-Gespräch bei Donald Trump um ihm zu erklären, dass allein 900 Muslime als Polizisten für die Stadt arbeiteten. Dass sie und alle anderen Muslime legitimer Teil von New York und Teil der USA sind.

Donald Trump  trifft sich mit Masayoshi Son (Chef des japanischen Konzerns Softbank) in seinem Trump Tower in Manhattan. Die Softbank ist ein japanischer Telekommunikations- und Medienkonzern, der an Asiens bedeutendster Börse Nikkei 225 gelistet ist .Danach sagt Trump: "Meine Damen und Herren, dies ist Masa von der Softbank in Japan. Er hat gerade beschlossen, 50 Milliarden US-Dollar in die USA und 50.000 Arbeitsplätze zu investieren."

Was sich gigantisch anhört, entpuppt sich jedoch als Finte. Das Investitionspaket ist nicht neu, sondern gehört zu einem bereits geschnürten 100-Miliarden-US-Dollar-Paket, das zum größten Teil aus Saudi-Arabien bezahlt wird - ausgerechnet das Land, gegen das Trump im Wahlkampf auch noch gewettert hat.

In Fayetteville im Bundesstaat North Carolina bekräftigt er am Abend, das militärische Engagement der Vereinigten Staaten begrenzen zu wollen. „Dieser zerstörerische Kreislauf von Interventionen und Chaos muss endlich ein Ende haben“. Man werde sich nur noch einmischen, wenn es den eigenen nationalen Sicherheitsinteressen diene. Die Vereinigten Staaten müssten davon ablassen, Regimewechsel in anderen Ländern voranzutreiben: „Wir werden nicht mehr fremde Regierungen stürzen, über die wir nichts wissen und mit denen wir nichts zu tun haben sollten.“ Der Fokus müsse auf dem Kampf gegen Terrorismus liegen, insbesondere der Zerstörung des Islamischen Staats. Jede Nation, die diese Ziele teile, sei ein Partner Amerikas. Das Militär müsse gestärkt werden, auch durch ein höheres Budget, sagte Trump. Ziel sei nicht Aggression, sondern Vorbeugung: „Wir wollen Frieden durch Stärke.“

13. Dezember 2016. Laut der Jahresbilanz von Reporter ohne Grenzen (ROG) sitzen derzeit 348 Medienleute in verschiedenen Ländern im Gefängnis, sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

Alleine in der Türkei sind derzeit offenbar mehr als 100 Journalisten in Haft. Die meisten inhaftierten Medienschaffenden gibt es ansonsten  China, Syrien, Ägypten und dem Iran. Neben 187 professionellen Journalisten sind auch 146 Blogger und Bürgerjournalisten sowie 15 sonstige Medienmitarbeiter dabei.

Entführt wurden demnach weltweit derzeit 52 Medienleute - ausnahmslos in Syrien, im Jemen oder im Irak. Davon befinden sich 21 in der Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Allein in der irakischen Millionenstadt Mossul halten IS-Terroristen seit fast zwei Jahren zehn Journalisten und Medienmitarbeiter in ihrer Gewalt.

19. Dezember 2016. Der Terrorist und IS-Sympatisant Anis Amri verübt den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche am Breitscheidplatz. Er steuert einen Sattelzug in eine Menschenmenge und tötet 12 Menschene. 45 Menschen werden verletzt, 30 davon schwer.

Die eigentliche US-Präsidentenwahl durch ein Wahlkollegium findet statt. Das Kollegium setzt sich aus Vertretern (Electoren) der 50 Bundesstaaten und der Hauptstadt Washington zusammen. Die Wahlleute sind in einigen Bundesstaaten nicht an die Wahlergebnisse in ihrem Staat gebunden. Dennoch ist diese Wahl nur eine Formalität. Die Stimmzettel werden versiegelt und beglaubigt. Sie werden bis spätestens neun Tage nach dem Treffen an den Kongress verschickt.

Nach ersten Meldungen hat Donald Trump mehr als die 270 erforderlichen Stimmen bekommen. Offenbar stimmten aber zwei Wahlmänner nicht wie vorgesehen für ihn. Zudem gab es wohl 5 Demokraten die nicht für Hillary Clinton votierten.

Donald Trump  (designierter Präsident der USA) schreibt kurz nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin: "Unsere Herzen und Gebete sind bei den Angehörigen der Opfer der heutigen schrecklichen Terrorattacke in Berlin. Unschuldige Zivilisten wurden auf der Straße ermordet, als sie sich auf das Weihnachtsfest vorbereiteten."

Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und "andere islamistische Terroristen schlachten fortwährend Christen in ihren Gemeinden und Andachtsorten ab als Teil ihres globalen Dschihad. Diese Terroristen und ihre regionalen und weltweiten Netzwerke müssen vom Angesicht der Erde ausgelöscht werden, eine Mission, die wir mit allen freiheitsliebenden Partnern ausführen werden."

Gar Nix antwortet darauf: Lieber Herr Trump  die Entstehung des Islamischen Staates (IS) hat natürlich gar nichts mit dem Irak-Krieg zu tun den Ihr brutalstmöglicher Vorgänger George W. Bush mit unzähligen Lügen vom Zaun gerissen hat. Vielen Dank aber ich verzichte auf derartige Unterstützung!!

Ende Dezember 2016. Recep Tayyip Erdoğan (Präsident der Türkei) wirft der von den Vereinigten Staaten geführten Koalition vor, die Extremistenorganisation Islamischer Staat, die Kurdengruppe PYD sowie deren militante Volksverteidigungseinheiten (YPG) zu unterstützen und dass es dafür auch Beweise gebe.

Bis Januar 2017. Es gelingt den irakischen Streitkräften, in der Schlacht um Mossul die östlich des Tigris gelegenen Stadtteile von Mossul einzunehmen und unter anderem das dortige Gelände der Ruinen von Ninive und der Universität Mossul zu befreien.

2017. Eine Gruppierung mit dem Namen Maute formiert sich auf den Philippinen aus einer Sammlung verschiedener Akteure, die zuvor zu anderen Islamistengruppen und Clanmilizen gehört haben. Die Gruppierung ist nach ihren Führern, den Brüdern Omar und Abdullah Maute aus Marawi City, benannt.

19. Januar 2017. US-Kriegsminister Ashton Carter gibt einen Luftangriff mit zwei B-2-Langstreckenbombern südlich von Sirte bekannt, bei dem in einem Camp des Islamischen Staates mindestens 80 IS-Kämpfer getötet werden. Die US-Streitkräfte flogen von August bis Dezember 2016 bislang rund 500 Luftangriffe gegen den IS in Libyen.

27. Januar 2017. Der neue US-Präsident Donald Trump empfängt als ersten Staatsgast die britische Premierministerin Theresa May. Bei dem Treffen lobt Trump den geplanten Austritt Großbritanniens aus der EU und beglückwünscht die Briten zu der Entscheidung im Brexit-Referendum. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz betonen beide die "besondere Beziehung" ihrer beiden Länder, die sie erneuern wollen. Gemeinsame Interessen seien vor allem der Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und der Ausbau der wechselseitigen Handelsbeziehungen zu verbessern. Im Weißen Haus trägt sie sich als Erste in das Gästebuch der neuen US-Administration ein. May lädt Trump bei ihrem Besuch in Washington im Namen von Queen Elizabeth II. ein.

Donald Trump unterschreibt die Executive Order 13769 und ordnet damit strenge Beschränkungen für die Einreise von Besuchern aus muslimischen Ländern und von Migranten an. Dem Erlass zufolge werden vier Monate lang keine Migranten mehr ins Land gelassen. Das Flüchtlingsprogramm für Syrer wird sogar auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Mindestens 90 Tage gilt zudem ein Einreiseverbot für alle Besucher aus Syrien und die mehrheitlich muslimischen Länder Iran, Irak, Libyen, Somalia, Sudan und Jemen.

"Radikale islamische Terroristen" sollen mit verschärften Sicherheitsüberprüfungen gehindert werden, in die USA zu gelangen. In einem "christlichen" Sender erklärt Donald Trump dass der Stopp des syrischen Flüchtlingsprogramms nicht für Christen gelte.

28. Januar 2017. Donald Trump telefoniert etwa eine Stunde mit Wladimir Putin (Präsident von Russland). Das Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin soll "ein signifikanter Auftakt zur Verbesserung der reparaturbedürftigen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russlands" gewesen sein. Weiter geht es um die gemeinsame Bekämpfung des internationalen Terrorismus. Das Vorgehen gegen den Islamischen Staat (IS) soll koordiniert werden. Von Putin aus werden dabei  andere Terrormilizen in Syrien ausdrücklich mit einbezogen.

In dem Telefonat geht es auch um den Nahost-Konflikt, das iranische Atomprogramm, die Lage auf der koreanischen Halbinsel und die Ukraine. In diesen Fragen wird laut Kreml eine "partnerschaftliche Zusammenarbeit" vereinbart.

Donald Trump weist mit einem Dekret seinen Kriegsminister James Mattis und seine Generäle an, innerhalb von 30 Tagen einen neuen Plan zum Kampf gegen die Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ (IS) vorzulegen. Dieser müsse eine umfassende Strategie für einen Sieg über den IS enthalten. Laut dem Dekret sollen die amerikanischen Truppen größeren Handlungsspielraum für den Kampf gegen den IS erhalten. Die Dschihadisten sollten an allen Fronten bekämpft werden, einschließlich im Internet. Zudem sollen Mattis und seine Experten nach Wegen suchen, die Finanzquellen des IS trockenzulegen.

31. Januar 2017. Der Islamische Staat (IS) schreibt in seinem Propagandamagazin "Dabiq": "Die Muslime im Westen werden bald vor die Wahl gestellt: Entweder sie legen ihren Glauben ab, oder sie schließen sich dem 'Islamischen Staat' an, um der Verfolgung durch die Kreuzzügler-Regierungen und ihre Bürger zu entkommen". IS-Sympathisanten bejubeln Trumps Einreisestopp als "gesegneten Bann".

5. Februar 2017. In einer Klage des Bundesstaates Washington gegen Donald Trumps  Einreisstopp V1.0 (Executive Order 13769) wird dem Berufungsgericht eine Erklärung von Madeleine Albright, Avril Haines, Michael V. Hayden, John Kerry, John E. McLaughlin, Lisa Monaco, Michael Morell, Janet Napolitano, Leon Panetta und Susan E. Rice eingereicht. Trumps Dekret untergrabe die nationale Sicherheit, sei "schlecht durchdacht" und nütze eher der Terrororganisation "Islamischer Staat". Bürgerrechtsorganisationen sehen zudem eine Diskriminierung muslimischer Einwanderer.

Anti-Terror-Einheiten der Polizei nehmen in der Türkei bei landesweiten Razzien über 420 Terrorverdächtige des Islamischen Staates fest, darunter 150 Personen in der Grenzprovinz Sanliurfa, 60 in der Hauptstadt Ankara, 47 in Gaziantep, 18 in Istanbul und in der Provinz Kocaeli sowie in Adana, Bingöl, Bursa, Konya und Izmir.

6. Februar 2017. 97 US-amerikanische Unternehmen, darunter Apple, Google, Facebook, EBay, Intel, Netflix, Twitter, Snap (Snapchat), Mozilla, GoPro, AirBnB, Uber und Lyft reichen eine ausführliche Stellungnahme im Verfahren gegen das Einreiseverbot von Präsident Donald Trump am Berufungsgericht ein. Die Unternehmen betonen unter anderem, dass Einwanderer zu vielen Innovationen in Amerika beigetragen hätten. Das Präsidentendekret sei diskriminierend und widerrechtlich.

Einen weiteren Schriftsatz reichen die früheren Außenminister John Kerry und Madeleine Albright ein, dem sich auch führende Demokraten und Top-Diplomaten anschließen. Donald Trumps Dekret untergrabe die nationale Sicherheit, sei "schlecht durchdacht" und nütze eher der Terrororganisation "Islamischer Staat". Bürgerrechtsorganisationen sehen zudem eine Diskriminierung muslimischer Einwanderer.

Donald Trump macht einen Besuch beim Zentralkommandos des US-Militärs in Tampa im US-Bundesstaat Florida. Das Kommandozentrum überwacht die Militäreinsätze im Nahen Osten und in Zentralasien, wozu auch der Kampf gegen den IS in Syrien und im Irak zählt. Dort sagt er: "Wir unterstützen die Nato nachhaltig. Zugleich wiederholt der US-Präsident seine Forderung, wonach alle Mitglieder ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen müssten.

Weiter führt Donald Trump aus: "Radikale Islamisten und Terroristen sind entschlossen, unser Heimatland anzugreifen." Er wolle es Leuten, "die uns und unser Land zerstören wollen", nicht erlauben, in die USA zu kommen. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) begehe weltweit „Völkermord“. „Ihr habt gesehen, was in Paris und Nizza passiert ist. Überall in Europa passiert es“, sagte er. „Es ist ein Punkt erreicht, an dem von den Medien gar nicht mehr darüber berichtet wird. Und in vielen Fällen will die sehr, sehr verlogene Presse gar nicht mehr darüber berichten. Sie haben ihre Gründe, und ihr versteht das.“

Der Inhalt der Rede scheint wie das Bowling-Green-Massaker von Kellyanne Conway wieder einmal ein "Alternativer Fakt" zu sein, Kurze Zeit später wird eine Liste von "angeblich" islamistischen Anschlägen veröffentlicht über die Donald Trumps Meinung nach von den Medien nicht genügend berichtet wurde.

In der Liste befindet sich auch der Name von Smail Ayad. Der junge Mann hatt im August 2016 in einem Backpacker-Hostel im australischen Queensland eine junge Frau und einen Mann, der ihr zur Hilfe geeilt war, erstochen. Weil Ayad bei seiner Tat "Allahu Akbar" gerufen hat, wurde ihm damals schnell ein islamistisches Motiv unterstellt. Nun erklärt ihn auch Donald Trump zu einem Terroristen. Die Eltern der Opfer von Ayad wollen das aber so nicht stehenlassen. "Der Tod meiner Tochter soll nicht zur Verfolgung unschuldiger Menschen benutzt werden", schreibt die Mutter der ermordeten Mia nun in einem offenen Brief an den US-Präsidenten. "Jeder Idiot kann 'Allahu Akbar' rufen, während er ein Verbrechen begeht." Niemand habe den Täter je beten gesehen. Und die Polizei habe bereits früh eine Verbindung zum IS ausgeschlossen. Tatsächlich sprechen alle Indizien dafür, dass Ayad die junge Frau aus unerwiderter Liebe angegriffen hat. Er lernte sie im Hostel kennen und soll sich in sie verliebt haben. Anderen Gästen hatte er offenbar erzählt, dass sie verheiratet seien. Ihre Ablehnung soll ihn zu der Tat getrieben haben.

Rund 30 weitere Firmen schlossen sich bisher dem Protest der Unternehmen an. Darunter sind bekannte Namen wie der Computer-Konzern HP, der "Second-Life"-Entwickler Linden Lab, der Büro-Kommunikationsdienst Slack, .sowie der Elektroauto-Bauer Tesla und die Raumfahrt-Firma SpaceX. Mit Tesla-Gründer Elon Musk wendet sich damit ein weiteres Mitglied aus dem Beraterteam ab, das Donald Trump Ende des Jahres gegründet hatte.

7. Februar 2017. Donald Trump (Präsident der USA) telefoniert mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Er lobt in dem Gespräch die Türkei ausdrücklich für den Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und bietet ihm eine enge Zusammenarbeit an. Die Türkei sei ein strategischer Partner und Nato-Verbündeter, der auf die Unterstützung durch die USA zählen könne.

Recep Tayyip Erdoğan bringt offenbar zum Ausdruck, dass er von den USA Unterstützung im Kampf gegen die Gülen-Bewegung erwarte. Zudem betont er, dass die Türkei gegen die Unterstützung der USA für die Kurdenmilizen der YPG sei, die sich mit arabischen Einheiten zu den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) zusammenschlossen haben und in Syrien gegen den IS kämpfen.

13. Februar 2017. Justin Trudeau (Premierminister von Kanada) ist zu Besuch bei Donald Trump im Weißen Haus. Bei Ankunft am Weißen Haus tritt er offensiv auf den wartenden Präsidenten zu, reicht ihm die Hand – und legt ihm zugleich die freie Linke auf den Oberarm. Keine Chance für Trump, Trudeau näher zu ziehen. Dieser erste Handschlag dauert sechs Sekunden.

Vor ihrem Vier-Augen-Gespräch präsentieren beide eine neue Initiative für die Besserstellung von Frauen in der Arbeitswelt. Der US-Präsident sagt, es sei wichtig, dass Frauen arbeiten und vorankommen könnten. Trudeau betont, dass die neue Arbeitsgruppe Frauen helfen solle, die Barrieren in der Geschäftswelt zu überwinden.

Anwesend bei dem Runden Tisch ist auch Trumps Tochter Ivanka, die dazu Führungskräfte aus kanadischen und US-Unternehmen eingeladen hat. Schon im Wahlkampf hat Ivanka Trump über Kinderbetreuung, gleiche Bezahlung und Mutterschutz gesprochen.

Das Gespräch zwischen Trump und Trudeau verläuft offiziell "äußerst harmonisch". Trump möchte die wirtschaftlichen Beziehungen verbessern. Die Situation wäre "weit weniger schwerwiegend als an der Südgrenze der USA, wo die Transaktionen seit vielen Jahren nicht fair für die USA" seien.

Trump sagt: "Wir haben zusammen Blut vergossen". Mit Blick auf den Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" fügt er hinzu: "Die USA sind Kanada für seinen Beitrag zur Anti-IS-Koaliton zutiefst dankbar."

27. Februar 2017. James N. Mattis (Kriegsminister der USA) legt dem Weißen Haus einen Plan zur Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und unterrichtet am selben Tag das sogenannte Principals Committee des Nationalen Sicherheitsrates über seine Vorschläge. Donald Trump hat im Wahlkampf getönt, er werde die Terrormiliz "komplett zerstören" und seinen Vorgänger Barack Obama für dessen Vorgehen kritisiert. An der grundlegenden Strategie scheint das US-Militär aber nicht viel ändern zu wollen. Nähere Angaben zum Inhalt werden nicht gemacht. Es soll sich um einen vorläufigen Rahmen handeln, der die Grundlage für eine breitere Strategie legen soll. Es gehe nicht nur um militärische Mittel. Der Fokus liege auch nicht ausschließlich auf dem Irak und Syrien, sondern es gehe um den weltweiten Kampf gegen den IS. Einige Teile des Papiers bräuchten Zustimmung.

28. Februar 2017. Trump verteidigt das umstrittene Einreiseverbot für Staatsbürger aus sieben mehrheitlich islamisch geprägten Ländern verteidigt. Es sei gefährlich, Menschen unkontrolliert ins Land zu lassen. Trump kündigt erneut an, bald eine neue Maßnahme zu erlassen.

Außenpolitisch gibt Trump ein sehr deutliches Bekenntnis zur NATO ab - wenn man davon absieht, dass er zuvor moniert, dass sein Land sich mehr um die Grenzen anderer als um die eigenen gekümmert hat. Zugleich fordert er die Bündnispartner erneut zu verstärktem finanziellen und militärischem Engagement auf. "Unsere Partner müssen ihre finanziellen Verpflichtungen erfüllen."Die EU erwähnt er mit keinem Wort.

Im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) möchte Donald Trump  auf die Zusammenarbeit mit arabischen Verbündeten setzen. "Wir werden mit unseren Partnern zusammenarbeiten, einschließlich unseren Freunden und Verbündeten in der muslimischen Welt, um diesen schändlichen Feind vom Antlitz unserer Erde auszulöschen".

Frontverlauf mit Stand vom 30. März 2017
Anfang März 2017. Der IS-Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, verkündet in einer Abschiedsrede die Niederlage des IS im Nordwesten des Iraks. Er forderte in dieser Rede seine Kämpfer auf, sich in die syrischen und die irakischen Berge zurückzuziehen und zu verschanzen. Dabei spricht al-Baghdadi offenbar auch von den Niederlagen des IS in der Provinz Ninive und anderen irakischen Gebieten. Er selber bezeichnete seine Botschaft als Abschiedsrede.

6. März 2017. Donalds Einreisestopp V2.0 wird heute unterzeichnet. Es gilt für 90 Tage. Betroffen sind Flüchtlinge und Menschen aus den sechs vorwiegend muslimischen Ländern Iran, Syrien, Somalia, Jemen, Libyen und dem Sudan. Iraker sind nun ausgenommen. Ausgeschlossen sein sollen auch Menschen mit einem permanenten Aufenthaltsstatus wie einer Greencard. Der neue Erlass soll zehn Tage nach Unterzeichnung, also am 16. März 2017 wirksam werden.

Das Weiße Haus strich den Irak von der Liste, nachdem das Pentagon und das Außenministerium wegen der Schlüsselrolle des Landes im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf einen solchen Schritt gedrängt hatten.

22. März 2017. Der Terroranschlag in London findet auf der Westminster-Brücke und auf dem Gelände des Westminsterpalastes im Londoner Regierungsviertel statt. Er ereignet sich knapp zwölf Jahre nach den letzten Terroranschlägen in London am 7. Juli 2005 und am ersten Jahrestag der Anschläge von Brüssel 2016. Bei dem Anschlag sterben sechs Menschen, darunter der Attentäter Khalid Masood. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) übernimmt die Verantwortung.

April 2017. Gemäß einem Bericht der NZZ ist aufgrund der großen Zahl an Kämpfern aus dem Kaukasus und Zentralasien Russisch die zweitwichtigste Sprache beim IS.

12. April 2017.  Donald Trump empfängt NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Weißen Haus. Trump bekennt sich in deutlichen Worten zur NATO. Er wolle mit den anderen Ländern zusammenarbeiten, um das Bündnis zu stärken, sagt er bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit  Stoltenberg.

Donald Trump erklärt, er hoffe, dass die Nato eine größere Rolle bei der Unterstützung für den Irak im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) einnehmen werde. Er lässt offen, was er damit meint. Der US-Präsident ermahnt die anderen Bündnispartner zugleich erneut, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen.

Jens Stoltenberg sagt, er sei sich mit Donald Trump darüber einig, dass die Nato auf dem Gebiet der Terrorismusbekämpfung mehr tun könne. Das werde ein wichtiges Thema beim Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Allianz im Mai in Brüssel sein.

13. April 2017. Der erste Gefechtseinsatz der GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast (MOAB) erfolgt in Afghanistan. Warum der eigentlich für solche Einsätze konzipierte Massive Ordnance Penetrator (MOP) nicht benutzt wird, ist nicht bekannt. 

Der Angriff wird von US-General John Nicholson, Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Afghanistan, angeordnet. Die Bombe wird aus einer viermotorigen Propellermaschine vom Typ Lockheed MC-130 abgeworfen. 

Ziel des Luftschlages sind Anhänger des „Islamischen Staates“ (IS) in einem Tunnelsystem im Atschin-Distrikt der Provinz Nangarhar im Osten des Landes in der Nähe der pakistanischen Grenze. Die Region gilt als Geburtsstätte des IS in Afghanistan. Dort versucht der "Islamische Staat in der Provinz Khorasan" (ISKP oder auch: ISIS-K) seit Mai 2015, eine Dominanz aufzubauen und zu verfestigen.

Die Stärke der Gruppe in Afghanistan ist unklar. US-Vertreter schätzen die Zahl der Kämpfer auf 700, während die afghanische Regierung von mehr als dem Doppelten ausgeht. Der IS kämpft am Hindukusch auch mit den radikal-islamischen Taliban um Gebiete und Einfluss.

Seit Monaten fliegen US- und afghanische Streitkräfte schwere Luftangriffe auf IS-Stellungen dort. Trotzdem scheint der IS nicht geschlagen. 2016 hat er laut dem Zivilopferbericht der UN in Afghanistan mehr Menschen getötet als je zuvor.

Dem Pentagon zufolge soll der Abwurf die Gefahr für die US-amerikanischen und afghanischen Soldaten in der Region minimieren und die Terroristen schwächen. Die Rebellen verstärkten ihre Verteidigungslinien mit improvisierten Sprengkörpern, Tunnels und Bunkern.

Durch die Bombardierung werden nach Angaben örtlicher Behörden mindestens 94 Dschihadisten des „Islamischen Staates“ getötet. Das afghanische Verteidigungsministerium teilt später mit, es habe keine zivilen Opfer gegeben. Bei dem Angriff sei eine wichtige Kommandozentrale der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) völlig zerstört worden. Ein 300 Meter langer Tunnel soll vernichtet worden sein.

Der IS dementiert über sein Sprachrohr Amak, dass bei dem Angriff Kämpfer der Terrormiliz getötet oder verletzt worden seien. Eine spätere unabhängige Analyse ergibt die Zerstörung von Gebäuden in einem 150-Meter-Radius um den Explosionspunkt. Von einem zunächst berichteten Krater mit einem Durchmesser von 300 m finden die Analysten keine Spuren.

Es könnte sich dabei um eine Vergeltungsaktion handeln. Vor einigen Tagen wurde in dieser Region Unterfeldwebel (Staff Sergeant) Marc de Alencar von der Spezialeinheit Green Beret tödlich verwundet. Möglicherweise soll damit auch Druck auf Nordkorea ausgeübt werden.

Der Angriff erfolgt einen Tag, bevor Russland eine multinationale Gesprächsrunde in Moskau abhält. Elf Länder, darunter Afghanistan, China, Pakistan, Iran und Indien wollen über die Sicherheit und die nationale Einheit Afghanistans beraten. Sie rufen die Taliban zu Friedensgesprächen auf.

Die afghanischen Taliban haben ihre Teilnahme abgesagt. Auch die USA sind zu dem Treffen eingeladen, sagten aber ebenfalls ab, weil sie sich nicht über die Motive des Treffens im Klaren seien. US-Präsident Donald Trump möchte selbst bald eine Delegation nach Kabul schicken. Bislang sind seine Pläne für die rund 9000 US-amerikanischen Soldaten, die noch in Afghanistan stationiert sind, unklar.

Zu dem Angriff gibt es auch ein Video mit musikalischer Untermalung auf dem Twitter-Konto der U.S. Air Force.

In den Medien wird nun ein Stückpreis von 16 Mio. US-Dollar genannt, später aber auf 170.000 US-Dollar korrigiert. Die Entwicklungskosten werden mit 341 Millionen Dollar angegeben.

Der neue US-Präsident Donald Trump lobt den Einsatz anschließend als "sehr, sehr erfolgreiche Mission". Ob er den Einsatz persönlich genehmigt hat, bestätigt er nicht.

Mai 2017. Nach eigenen Angaben befinden sich die Streitkräfte in einer so wörtlich „finalen Phase“ der Rückeroberung von Mossul. Schon eine Woche vorher wurde von Regierungstruppen dafür eine neue Front im Westteil der Stadt eröffnet. Das Einsatzkommando gibt bekannt, dass Einheiten vom Nordwesten und vom Süden her vorrücken, um die vom IS errichteten Befestigungen außer Gefecht zu setzen. Dabei erreichten irakische Eliteeinheiten eine Stellung in Sichtweite zu jener Moschee, in der Abu Bakr al-Baghdadi am 29. Juni 2014 in seinem einzigen und letzten öffentlichen Auftritt sein Kalifat ausrief. Daher ist die Moschee für den IS von besonderer Bedeutung, weshalb dessen Kämpfer erbitterten Widerstand leisten.

Die UNO-Flüchtlingshilfe berichtet, dass ein im April 2017 eröffnetes Flüchtlingslager mit einer Kapazität für 30.000 Menschen ausgelastet sei. Zudem berichten die Flüchtlinge von schweren Kämpfen und massiven Luftangriffen. Weiter berichten sie, dass es innerhalb der Stadt an Wasser, Nahrungsmittel und Benzin mangele. Das Nothilfebüro der Vereinten Nationen teilt mit, dass sich die Gesamtzahl der aus Mossul geflüchteten Menschen von über 430.000 auf 615.000 erhöht hat. Zudem soll sich noch eine hohe Anzahl an Zivilisten im Westteil der Stadt aufhalten. In dem bereits befreiten Ostteil herrscht ein Mangel an Trinkwasser. Hilfsorganisationen verteilen täglich 2,5 Millionen Liter Trinkwasser in Flaschen aus Plastik an die Bedürftigen, womit aber der tatsächliche Bedarf an sauberem Wasser nicht erreicht wird. Die Vereinten Nationen unterstützen die Wiedereröffnung einer Trinkwasseraufbereitungsanlage in Salamiyya. Wie ein Sprecher der irakischen Streitkräfte mitteilte, sind 90 Prozent des Westteils von Mossul rückerobert worden. Damit hält der IS noch 6 Prozent des irakischen Staatsgebietes. Zuvor hielt er im Jahr 2014 40 Prozent.

Die Maute-Gruppe auf den Philippinen, welche dem IS die Treue geschworen hat, nimmt Teile der Stadt Marawi City ein. Unter den bei anschließenden Kämpfen getöteten IS-Kämpfern befinden sich nach Regierungsangaben auch Ausländer, die offenbar aus Tschetschenien, Jemen, Malaysia und Indonesien stammen.

9. Mai 2017. Die Kurdenmiliz YPG erhält im Kampf gegen den IS gegen den Widerstand des Nato-Partners Türkei erneute Unterstützung aus den USA für den Angriff auf die nordsyrische Stadt Raqqa. Die Waffenlieferung beinhalte Munition, kleine Geschütze, Maschinengewehre, schwere Waffen, Bulldozer und Panzerfahrzeuge. Die USA würden versuchen, die Waffen anschließend wiederzubekommen. Der "Islamische Staat" hat Raqqa ebenso wie weite Teile Syriens und Iraks im Sommer 2014 erobert. Aktuell bekämpfen die USA und YPG den IS gemeinsam in der Stadt Tabqa, etwa 50 Kilometer westlich von Raqqa.

Donald Trump setzt im Krieg gegen den IS wie sein Vorgänger Barack Obama in erster Linie auf die YPG, den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK. Ankara jedoch betrachtet die PKK/YPG als Terrororganisation. Türkisches Militär und die Rebellengruppe bekämpfen sich seit Jahrzehnten. Die YPG soll, laut Aussagen türkischer Politiker, an Attentaten in der Türkei beteiligt gewesen sein.

18. Mai 2017. Siegmar Gabriel ist zum zweiten Mal Washington, um mit seinem Amtskollegen Rex Tillerson zu sprechen. Dabei geht es um Syrien, den Irak, die Türkei und die Ukraine. Er bittet um die Unterstützung Washington um Streit um das Besuchsverbot für deutsche Abgeordnete auf dem türkischen Luftswaffenstützpunkt Incirlik wo sich derzeit 260 deutsche Soldaten mit "Tornado"- Aufklärungsflugzeugen am Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) beteiligen. Die Bundesregierung sondiert die Option eines alternativen Standortes in Jordanien.

Die Berichte über die mutmaßliche Weitergabe von strikt vertraulichen Geheimdienstinformationen durch Donald Trump (Präsident der USA) an die russische Regierung spielen bei dem Treffen offenbar keine Rolle. Siegmar Gabriel unterstreicht die Notwendigkeit einer weiterhin engen Kooperation der Geheimdienste beider Länder.

Eine anschließende Pressekonferenz findet wieder nicht statt. Siegmar Gabriel steht nach dem Treffen alleine in der engen Einfahrt des Ministeriums und berichtet nüchtern, es sei ein gutes Treffen gewesen, man habe über Syrien, den Irak, die Ukraine gesprochen. Und man sei sich "im Umgang" mit vielen Krisen einig gewesen. Auf die Frage, wie er es interpretiere, dass Rex Tillerson wieder nicht mit ihm auftreten wolle, sagt er trocken: "da müssen Sie den Außenminister selbst fragen".

19. Mai 2017. US-Kriegsminister James Mattis gibt bekannt, dass US-Präsident Donald Trump eine (so wörtlich) „Vernichtungskampagne“ gegen Mitglieder des IS angeordnet hat. Auftrag dieser Kampagne sei es, die Rückkehr von IS-Kämpfern aus Syrien in ihre Heimatländer zu unterbinden, weil sie dort eine strategische Bedrohung darstellen würden. Dafür befiehlt der US-Präsident eine „taktische Änderung“ der bisherigen Vorgehensweise. IS-Kämpfer sollten nicht mehr aus ihren Rückzugsorten vertrieben, sondern eingekesselt und „vernichtend“ geschlagen werden.

22. Mai 2017. Der Terroranschlag in Manchester ist war ein islamistisches Selbstmordattentat, das nach einem Popkonzert der US-amerikanischen Sängerin Ariana Grande in der Manchester Arena in Manchester verübt wird. Der Anschlag ist der schwerste im Vereinigten Königreich und das erste Selbstmordattentat seit den Terroranschlägen am 7. Juli 2005 in London.

23 Menschen, darunter der Attentäter, wurden getötet. 116 Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht. Im Mai 2018 wurde die Zahl der insgesamt Verletzten auf über 800 korrigiert. Unter den Todesopfern waren auch Kinder, ebenso waren zwölf der Verletzten jünger als 16 Jahre. Das jüngste bei dem Anschlag getötete Kind war acht Jahre alt.

Der polizeibekannte Salman Abedi soll eine in einem Rucksack versteckte Sprengladung, die mit zahlreichen Metallteilen wie Muttern und Schrauben gespickt war, zur Detonation gebracht haben.

23. Mai 2017. Nachdem im Süden der Philippinen etwa 100 von islamistischen Rebellen die Großstadt Marawi angegriffen wurde verhängt Rodrigo Duterte (Staatspräsident der Philippinen) für 60 Tage das Kriegsrecht über die südliche Region Mindanao. Bisher sollen mindestens zwei Soldaten und ein Polizist bei Schießereien getötet und weitere zwölf verletzt worden sein. Fotos zeigen Bewaffnete, die mit schwarzen Fahnen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) durch die Straßen zogen. Nach Angaben von Polizei und Militär brannten sie eine katholische Kirche, ein Gefängnis und zwei Schulen sowie mehrere andere Häuser nieder.

Wie ein Armeesprecher mitteilt, handelt es sich bei den Bewaffneten um Mitglieder der Terrorgruppen Abu Sayyaf und Maute, die der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue geschworen haben. Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er Jahren für Autonomie. Immer wieder verübten sie auch Bombenanschläge. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf. Die Gruppe finanziert ihren Kampf unter anderem mit Entführungen.

Marawi ist einer Stadt mit mehr als 200.000 Einwohnern, etwa 800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Maute-Dschihadisten, die zur Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gehören, besetzten die öffentlichen Gebäude und hissten die schwarze IS-Flagge mit dem "Siegel des Propheten".

Rodrigo Duterte reist unterdessen nach Russland, wo er Staatschef Wladimir Putin trifft und um die Ausstattung mit modernen Waffen zum Kampf gegen islamistische Rebellen bittet, wie russische Nachrichtenagenturen melden. Sein Land sei nicht für den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gerüstet.

Juni 2017. Ein Flüchtlingsprojekt im Bürgerkriegsland Libyen möchte Jan Marsalek umsetzen. Dazu beauftragt er einen renommierten Experten mit der Entwicklung eines Konzepts. Der heißt Kilian Kleinschmidt und hat unter anderem für die Vereinten Nationen in Afrika und in Nahost gearbeitet. Das Interesse am geplanten Flüchtlingsprojekt habe Marsalek schnell verloren. 

Bei einem Treffen in München mit Kilian Kleinschmidt erzählt Jan Marsalek, dass er jüngst "mit Unterstützung der Russen" die kurz zuvor von der Terrormiliz "Islamischer Staat" zurückeroberte antike Ruinenstadt Palmyra in Syrien besucht habe.

Bei dem Treffen hat Marsalek offenbar von dem Plan gesprochen, 15.000 bis 20.000 Milizionäre als Grenzschutztruppe für die Bewachung der libyschen Südgrenze aufzustellen: "Was hier ganz klar sein Ansatz war: Man nehme libysche Milizen und man verpasst ihnen eine Uniform, bildet sie aus, rüstet sie aus zu Grenzschützern für den libyschen Staat."

3. Juni 2017. Bei einem Terroranschlag in London töten drei islamistische Terroristen mit einem Lieferwagen drei Fußgänger auf der London Bridge über die Themse. Anschließend erstechen sie in einem nahe gelegenen Marktviertel mit langen Messern fünf Menschen und verletzen insgesamt 48 Personen (Borough Market). Das Tatgeschehen wird durch Polizisten beendet, die die Täter erschießen. In der englischen Presse wird die Tat nach dem Tatort auch London Bridge Attack genannt.

18. Juni 2017. Die Offensive auf die Altstadt von Mossul beginnt. Zuvor hat eine Division den Bezirk al-Schifaa eingenommen und den IS eingekesselt.

Ar-Raqqa im August 2017
21. Juni 2017. Im Rahmen der Offensive in Mossul wird die Große Moschee des an-Nuri mit ihrem schiefen Minarett fast vollständig zerstört.

Juli 2017. Die letzten Stadtviertel in der Altstadt Mossuls werden durch die Irakischen Streitkräfte befreit.

Anfang September 2017. Tal Afar wird durch die Irakischen Streitkräfte befreit.

Es gelingt der kurdischen Armee in der Schlacht um ar-Raqqa die Altstadt von ar-Raqqa zu befreien.

4. Oktober 2017. Nach Angaben der Regierungstruppen ist das Stadtzentrum von al-Hawidscha zurückerobert. Die Innenstadt sei von Armee, Polizei und paramilitärischen Einheiten vollständig befreit worden. Der Vormarsch werde fortgesetzt, um die gesamte Stadt und das Umland vom IS zurückzuerobern.

17. Oktober 2017. Die Schlacht um ar-Raqqa endet mit dem Sieg der Anti-IS-Koalition.

18. Oktober 2017. Rodrigo Duterte gibt bekannt, dass die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in  Marawi besiegt wurde. Isnilon Hapilon und Omar Maute, die Anführer der Dschihadisten sind bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Auf Isnilon Hapilon hat das US-Außenministerium schon zur Zeit der Präsidentschaft Barack Obamas eine Belohnung in Höhe von fünf Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. Außer Hapilon und Maute soll der fast fünf Monate andauernde Konflikt auch über 1.000 anderen Menschen das Leben gekostet haben.

22. Oktober 2017. Mit dem fortschreitenden Zerfall des IS stellt der britische Entwicklungsminister Rory Stewart, gefragt nach britischen IS-Kämpfern, fest, dass es sich um hochmotivierte Extremisten handle, sie sich einer hasserfüllten Doktrin verschrieben hätten und die mit Gewalt und Brutalität einen Staat des siebten Jahrhunderts errichten wollten. So müsse man sich eingestehen, dass diese Personen eine ernste Bedrohung seien und die einzige Möglichkeit damit umzugehen sei es leider, in den meisten Fällen, sie zu töten.

November 2017. Nach der Rückeroberung der letzten größeren vom IS gehaltenen Stadt Albu Kamal durch die syrische Armee hat der IS nunmehr 96 % des ursprünglich beanspruchten „Hoheitsgebiets“ verloren.

Deutsche Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass 950 deutsche Islamisten in das IS-Gebiet ausgereist sind. Von diesen 950 Personen sind 150 Personen nicht mehr am Leben. Nach einer EU-Studie zogen weltweit 42.000 Menschen aus 120 Ländern ins IS-Gebiet.

Anfang November 2017. Die syrischen Streitkräfte vermelden die Einnahme der Gouvernementshauptstadt Deir ez-Zor.

Ein 29-Jähriger aus Usbekistan stammender Mann überfährt an Halloween in New York mit einem Pritschenwagen in Manhattan Radfahrer und Fußgänger. Dabei werden acht Menschen getötet und elf weitere verletzt. Der Täter wird von der Polizei niedergeschossen und festgenommen. Er hat sich anscheinend von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) inspirieren lassen.

9. November 2017. Die syrischen Streitkräfte vermelden die Einnahme der Grenzstadt Abu Kamal am Euphrat. Damit ist der IS aus der letzten größeren Stadt am Euphrat vertrieben. Die syrische Armee verkündet mit der Rückeroberung den Sieg über den IS.

11. November 2017. Der IS schlägt die syrische Armee wieder aus Abu Kamal zurück.

17. November 2017. Die irakische Grenzstadt Rawa am Euphrat wird durch Irakische Regierungskräfte befreit. Die Terrororganisation IS wird flächendeckend aus den irakischen Ortschaften und Städten am Euphrat vertrieben.

19. November 2017. Die syrische Armee meldet die endgültige Einnahme von Abu Kamal. Damit hält der IS auch in Syrien keine größeren Siedlungen mehr.

7. Dezember 2017. Das russische Kriegsministerium erklärt den IS in Syrien für besiegt.

9. Dezember 2017. Der irakische Regierungschef Haider al-Abadi erklärt den IS im Irak für besiegt.

Frühjahr 2018. Aus dem nun fast völlig besetzten Kerngebiet des IS in Syrien können sich tausende Kämpfer durch die Linien der syrischen Armee in den Westen Syriens absetzen.

Februar 2018. Der IS hält in Syrien noch einzelne Dörfer am Euphrat besetzt. Der kurdische Vormarsch gegen den IS kommt zum Erliegen, weil die Kurden ihre Kämpfer aus dem SDF abziehen, um gegen einmarschierende türkische Truppen in Afrin zu kämpfen.

Mitte März 2018. IS-Kämpfer treten zum Angriff gegen die syrische Armee im Gouvernement Deir ez-Zor an und bringen dabei nach SOHR-Angaben die Förderanlage „Pumpstation 2“ im südöstlichen Teil der Provinz unter ihre Kontrolle. Mehrere regierungstreue Milizionäre werden getötet. Regierungstruppen setzen am 20. März zum Gegenangriff an.

20. März 2018. Kämpfer der Terrororganisation Islamischer Staat besetzen innerhalb eines Tages den südlichen Stadtteil Qadam (Al-Kadam) von Damaskus, in dem sich das Flüchtlingslager Jarmuk befindet. 36 regierungstreue Milizionäre werden dabei nach SOHR-Angaben getötet.

21. Mai 2018. Die syrische Armee hat Damaskus wieder vollständig unter ihrer Kontrolle.

4. Juli 2018. Die irakischen Streitkräfte und Polizeispezialeinheiten beginnen mit Unterstützung der kurdischen Peschmerga und der schiitischen Miliz al-Haschd asch-Schaʿbī eine Großoffensive gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zwischen Dijala und Kirkuk, nachdem der IS Ende Juni 2018 acht Geiseln tötete. Die Angriffe werden auch von den Luftstreitkräften der Internationalen Allianz gegen den Islamischen Staat unterstützt.

16. Oktober 2018. Aus einer TV-Dokumentation des National Geographic geht hervor, dass Donald Trump vor rund einem Jahr offenbar einem Attentat auf den Philippinen entkommen ist. Der Secret Service soll mindestens einen geplanten Anschlag auf den US-Präsidenten vereitelt haben.

Den Berichten zufolge soll die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Vorfeld des Besuches mehrere Todesdrohungen gegen den US-Präsidenten ausgesprochen haben. Es seien Bilder von einem von Kugeln durchlöcherten Donald Trump in entsprechenden Videos im Netz gezeigt worden, zusammen mit der Aufforderung "sich bereit zu halten" und Trump in dem asiatischen Land "in einen Hinterhalt zu locken". Der Secret Service, der unter anderem für den Personenschutz der US-Präsidenten zuständig ist, nahm die Drohungen demnach sehr ernst und bereitete sich in Manila entsprechend vor.

Kurz bevor Donald Trump, dessen Secret-Service-Codename übrigens "Mogul" ist, in Manila landete, trugen sich den Medienberichten zufolge folgende zwei Ereignisse zu:

Zum einen habe der Secret Service Hinweise darauf bekommen, dass sich ein bekanntes IS-Mitglied in Manila aufhalten würde. Dieses habe es auf Donald Trump abgesehen, so die Informationen der Geheimdienste. Daraufhin habe man den Mann "mithilfe von Überwachungstechnologie" ausfindig gemacht und ihn in einem nahe gelegenen Park von philippinischen Einsatzkräften festnehmen lassen. Der Verdächtige habe sich dort gerade mit einem "Partner" getroffen, der ebenfalls festgenommen worden sei.

Zum anderen soll ebenfalls kurz bevor der US-Präsident in Südostasien gelandet war, ein Mann auf Twitter geschrieben haben, dass er zur selben Zeit wie Donald Trump in der philippinischen Hauptstadt sein werde und "einen fürs Team nehmen würde". Dazu habe dieser ein Foto von Lee Harvey Oswald gepostet, dem Mann, der US-Präsident John F. Kennedy ermordete. Die Beamten hätten den Twitter-Nutzer überprüft und ihn tatsächlich in der philippinischen Hauptstadt lokalisiert, auf dem Weg in das Hotel, das Trump beherbergen sollte. Daraufhin sei der Mann beschattet worden, habe aber offenbar seinen möglichen Plan nicht in die Tat umsetzen versucht.

Januar 2019. Nach der Abzugsankündigung der US-Truppen durch Präsident Donald Trump führen IS-Kämpfer aus den wenigen verbliebenen Gebieten am Euphrat bei Deir ez-Zor wieder vermehrt Offensiven gegen die von den USA unterstützte SDF durch. Westliche Experten werten die Ankündigung Trumps als Motivationsschub für den IS und schätzen, mit den Angriffen wolle man sich nun als die Kraft stilisieren, die die USA vertrieben habe.

27. Januar 2019. SDF-Verbände haben mit US-Unterstützung das Restgebiet des IS auf 10 km² zusammengedrückt. Lediglich die Dörfer al-Maraschida und al-Baghuz Fawqani werden nach Berichten noch vom IS gehalten. Experten gehen davon aus, dass sich die verbliebenen IS-Kämpfer in dem Gebiet aus Ausländern zusammensetzen, die sich, als Folge ihres Aussehens, bisher nicht unter lokale Flüchtlinge haben mischen können, um sich abzusetzen.

Februar 2019. Nach einem Bericht des UNO-Sicherheitsrates kontrolliert der IS in Irak und Syrien zu diesem Zeitpunkt 14.000–18.000 Bewaffnete.

11. Februar 2019. Eine repräsentative Umfrage des Washingtoner Pew Research Centers kommt zu dem Schluss, dass die Sorge vor den Folgen des Klimawandels die Menschen weltweit stärker beschäftigt als die Angst vor einem Atomkrieg oder einem Terroranschlag.

Für die Studie wurden in 26 Ländern mehr als 27 000 Menschen befragt. Demnach nannten 67 Prozent der Teilnehmer den Klimawandel als die größte Bedrohung, das ist ein Anstieg um elf Prozentpunkte im Vergleich zu 2013. An zweiter Stelle folgt die Sorge vor der Terrorgruppe Islamischer Staat (62 Prozent).

März 2019. Die Schlacht von Baghuz entwickelte sich zu einer längeren Belagerung. Am 23. März 2019 befreien die SDF Al-Baghuz Fawqani als letztes vom IS kontrolliertes Gebiet in Syrien.

Nach der Schlacht von Baghuz fliehen die verbliebenen Angehörigen von IS-Kämpfern vor allem nach al-Haul. So wächst diese Flüchtlingsstadt in jener Zeit während der Schlacht von Baghuz von weniger als 10.000 auf etwa 72.000 Personen an. Die radikalsten Angehörigen von Kämpfern des islamischen Staates, eine 10.000 Personen umfassende Gruppe, wird in al-haul in einem abgesperrten Bereich interniert. Die verbliebenen IS-Kämpfer aus der Schlacht von Baghuz ziehen sich, sofern sie nicht gefangen genommen oder getötet werden, in die syrische Wüste und die syrisch-irakische Grenzregion zurück.

April 2019. Gegen die deutsche IS-Sympathisantin Jennifer W. wird vor dem Oberlandesgericht München der Prozess eröffnet, weil ihr, neben anderen Anschuldigungen, gemeinsam mit ihrem Mann Taha H. der Mord an einem 5-jährigen jesidischen Mädchen 2015 im Irak vorgeworfen wird. W. ist 2016 in der Türkei festgenommen worden, ihr irakischer Mann wird im Mai 2019 in Griechenland aufgegriffen und soll nach Deutschland ausgeliefert werden, wo er ebenfalls vor Gericht gestellt werden soll.

8. Mai 2019. Nach der Zerschlagung des Kalifats und der Besetzung der verbliebenen Gebiete des IS in Syrien wurden zahlreiche Kinder und Frauen von IS-Kämpfern durch Kurden und zuvor durch irakische Truppen festgenommen. Darunter auch solche, die die Staatsangehörigkeit eines Drittstaates innehaben. Im Frühjahr 2019 hatte der SDF 13.000 IS-Anhänger aus dem Ausland unter seiner Aufsicht, davon 12.000 Frauen und Kinder. Weitere 1.400 wurden zu dem Zeitpunkt im Irak festgehalten. Für die Frauen wird mittlerweile angenommen, dass sie eine aktivere Rolle im Kalifat spielten, als man zunächst angenommen hatte. Der Wille diese Personen in ihren ursprünglichen Heimatländern wieder aufzunehmen, besteht nur in wenigen Ausnahmen. Als Hauptgrund für die Ablehnung gilt die vermutete Radikalisierung und Indoktrinierung der Menschen während ihrer Zeit im IS-Gebiet und die Annahme von Experten, nach der sie nach einer Rückkehr als Kern neuer Terrorzellen in ihren Heimatländern fungieren könnten. Die Unfähigkeit der Heimatstaaten, die Rückkehrer von Gerichten aburteilen und einsperren zu lassen, sobald sie zurückgekehrt sind, ist ein weiterer Faktor. Er ist das Resultat des Versäumnisses, rechtzeitig passende Gesetze erlassen zu haben, so dass weiter jedem Rückkehrer die Verantwortung für die Beteiligung an strafbaren Handlungen während ihrer IS-Zeit individuell bewiesen werden müsste. Großbritannien und Australien versuchen sich des Problems zu entledigen, indem im Irak und Syrien festgesetzten IS-Kämpfern die jeweilige Staatsangehörigkeit entzogen wird.

30. August 2019. Hans-Georg Maaßen hält im Gemeindesaal Hoppegarten in Brandenburg seine letzte Rede im Wahlkampf. Der Landtagskandidat Jan-Peter Bündig hat ihn eingeladen. Dessen Motto lautet: „Mit Sicherheit und Ordnung Lebensqualität bewahren.“ Mit dem Gastredner weiß er sich da einig. Sicherheit ist ein profunder Baustein der Agenda Maaßens.

„Ohne Sicherheit keine Freiheit“, nimmt Hans-Georg Maaßen den Faden in seiner Rede auf und zitiert den Naturforscher Alexander von Humboldt aus dem 19. Jahrhundert. Der Saal ist mit gut 80 Besuchern halb gefüllt. Doppelt so viel, wie beim letzten Partei-Event vor einigen Tagen.

Im nüchternen Ton referiert der einstige Chef des Inlandsgeheimdienstes über die Gefahren, die aus seiner Sicht nicht zuletzt seit der Flüchtlingskrise drohen. 30.000 radikal-islamische Salafisten zählt er in Deutschland, davon gehören 2200 dem terroristischen Potenzial an nebst 700 Gefährdern, die man nicht alle observieren könne.

70 Prozent der eingereisten Flüchtlinge seien ohne Papiere nach Deutschland gekommen, so dass niemand wisse, wer sie wirklich seien, führt Hans-Georg Maaßen aus. 20 Personen seien inzwischen als mutmaßliche Attentäter entlarvt worden. Nach wie vor ruft etwa die Terror-Organisation „Islamischer Staat“ im Netz zu Anschlägen auf. Vor allem Einzeltäter und Kleinstgruppen bereiten dem Sicherheitsexperten Sorgen.

Aus seiner Sicht hat die Merkel’sche „Welcome-Refugee-Politik“ auch zum brisanten Anstieg der Zahl der Rechtsextremisten beigetragen. Sei die Rate 2014 noch auf 20.000 gesunken, so stieg die Quote inzwischen auf gut 24.000. „Dabei ist jeder zweite heute gewaltbereit“, erläutert der promovierte Jurist. Besonders auffallend sei der Umstand, so Hans-Georg Maaßen, dass in der Hochphase der Anschläge auf Flüchtlingsheime im Jahr 2016, die Mehrzahl der Täter aus gutbürgerlichen Schichten stammten, die sich binnen kurzer Zeit radikalisiert hätten.

In dem Zusammenhang moniert der Referent, dass inzwischen 43 Prozent der Tatverdächtigen laut Polizeistatistik bei Mord und Totschlag keinen deutschen Pass besäßen. Dasselbe gelte auch für die Rubrik Sexualdelikte. „Hier stellt sich doch die Frage, wie man die Menschen wirksam schützt“, resümiert Hans-Georg Maaßen. Wenn man von 240.000 ausreisepflichtigen Menschen nur ein Zehntel pro Jahr außer Landes bekäme, dann laufe etwas schief.  Bei der Politik fehle es jedoch am nötigen Willen, dies zu ändern.

An der heutigen Politkaste lässt Hans-Georg Maaßen kein gutes Haar:  Dort werde meisten nur noch eine Art Marketingpolitik betrieben. In dem Kontext wies er auf den Medienhype um die schwedische Umweltaktivistin Greta Thunberg hin. Heutzutage stellten sich Politiker oft die Frage, was könnte beim Wähler am besten ankommen. „Und wenn nun Greta das tolle Thema ist und ich es auch entsprechend pushe, bekomme ich ein paar Prozentpunkte mehr. Das ist aber nicht Politik.“

Parteien seien laut Grundgesetz dazu da, an der Willensbildung des Volkes teilzunehmen und nicht umgekehrt, zu schauen, was gerade hip sei.

Am Ende lässt er sich zur lang erwarteten Replik auf die Anwürfe aus den Reihen der CDU-Führung aus. Hans-Georg Maaßen fordert vehement einen Politikwandel. Wieder hin zu den einstigen konservativen Grundmauern der Partei. Er habe jetzt acht Monate darauf gewartet, dass der Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus oder AKK in Sachen Neuausrichtung der Partei liefern würden. „Aber bisher haben sie nicht geliefert“, ruft er aus.  Vielmehr habe man mehr über die Person Maaßen diskutiert, spekuliert, sie kritisiert und dann stigmatisiert, anstatt sich mit seinen Themeninhalten zu beschäftigen. Zugleich erteilt der Referent einer Zusammenarbeit mit der AfD eine klare Absage. Mit dem derzeitigen Personal sei diese Partei "nicht koalitionsfähig", sagt Maaßen.

Zuletzt teilt Hans-Georg Maaßen gegen die öffentlich-rechtlichen Medien aus. Bei der Fragestunde im Nachgang zu seinem Vortrag, bemängelt ein Besucher, dass er sich langsam vorkomme wie seinerzeit in der DDR. „Ich habe das Gefühl, dass man vieles nicht mehr sagen darf oder kann, das hat doch mit Meinungsfreiheit nichts mehr zu tun.“

Hans-Georg Maaßen stimmt zu: „Der Korridor wird immer enger.“ Dabei hat er vor allen Dingen die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten im Blick. Obschon die Sender den Auftrag hätten ausgewogen zu berichten, werde gleichförmig berichtet, mit einer gleichförmigen Sichtweise. Maaßen wirbt für eine Neuausrichtung von ARD und ZDF. Viele Sender müssten zusammengelegt werden. Zugleich fordert er mehr Konkurrenz ein. „Es kann wohl nicht sein, dass der Mitteldeutsche Rundfunk ein größeres Budget hat als das Bundesamt für Verfassungsschutz“, lautet sein Fazit.

16. Oktober 2019. Die Zahl der Todesopfer durch den IS wird auf etwa 60.000 bis 70.000 geschätzt.

Herbst 2019. Etwa 1050 Islamisten aus Deutschland sind nach Schätzungen des Bundesinnenministeriums in den Jahren zuvor im Ausland in den „heiligen Krieg“ gezogen. Etwa ein Drittel sei inzwischen zurückgekehrt, etwa 100 weitere würden ihre Rückkehr nach Deutschland anstreben und zu 220 Personen aus der Gruppe habe man Hinweise, dass sie inzwischen getötet wurden. Der Verfassungsschutz zählt mindestens 1060 aus Deutschland ausgereiste Personen, die sich dem IS angeschlossen haben. Die meisten von ihnen waren jünger als 30, mehr als die Hälfte besaß die deutsche Staatsbürgerschaft, etwa ein Viertel waren Frauen. Mehr als 500 sollen in Terrormilizen gekämpft oder sie unterstützt haben.

2020. In Syrien operieren IS-Kämpfer vor allem in der Wüste westlich des Euphrat in den Provinzen Deir ez-Zor (wo sie die Soldaten der Streitkräfte Syriens bei der Kleinstadt as-Suchna angreifen) und Homs.

Im Irak verübt der IS unter anderem Anschläge in den Provinzen Salah ad-Din und Kirkuk.

9. April 2020. Laut Röhmel/Wolf ist in der Sichtweise des IS (wie auch anderer Islamisten wie Mitgliedern von al-Qaida oder der Muslimbruderschaft) das Virus SARS-CoV-2 ein „Soldat Allahs“, der alle Feinde bekämpfen soll und als Waffe genutzt werden solle.

Bis Juni 2020. Der 22-jährige US-Soldat Ethan Melzer, der seit 2018 in den Streitkräften diente, soll dem satanistischen rechtsextremen Orden der neun Winkel (O9A) interne Sicherheitsinformationen über seine US-Army-Einheit bereitgestellt zu haben, damit dieser diese an islamistische Dschihadisten zur Durchführung eines Terroranschlags auf die Einheit weitergebe. Er habe auch Propagandamaterial der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gelesen. Im Oktober 2019 sei er zu einer Einheit in Europa versetzt worden, die dann in ein anderes Land verlegt werden sollte. Bei einer Vernehmung Ende Mai dieses Jahres habe der Soldat gestanden, dass er einen Anschlag auf seine Einheit plante - mit dem Ziel, so viele Soldaten wie möglich zu töten. Er habe sich selbst zum "Verräter gegen die Vereinigten Staaten" erklärt.

10. Februar 2021. Karim Ahmad Khan (Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs) leitet derzeit die Untersuchung nach Kriegsverbrechen der Terrormiliz Islamischer Staat im Irak (Investigative Team to Promote Accountability for Da’esh /ISIL crimes – UNITAD).

September 2021. Der französische Präsident Emmanuel Macron gibt die Tötung des ISGS-Anführers Adnan Abu Walid al-Sahrawi bekannt.

15./16. September 2021. Der 16-jährige Hagener Oday J. wird festgenommen. Er soll laut Hinweisen eines ausländischen Geheimdienstes an den Bundesnachrichtendienst (BND) für den Islamischen Staat einen Bombenanschlag auf eine Synagoge in Hagen geplant haben.

28. Oktober 2021. Rund 350 Polizisten unter der Leitung des Staatsschutzes durchsuchen in Nordrhein-Westfalen wegen Terrorverdachts die Wohnungen von fünf jungen Männern im Landkreis Düren. Das teilen die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf und die Polizei Köln mit. 

"Den Beschuldigten wird vorgeworfen, sich anlehnend an Propagandamaterial der ausländischen terroristischen Vereinigung "Islamischer Staat" auf eine terroristisch motivierte Tat vorbereitet zu haben", heißt es. In einem Waldstück bei Aachen sollen diese im vergangenen Jahr mit Äxten und Messern geprobt haben, wie man einen Anschlag begeht.

Unter den fünf Beschuldigten im Alter zwischen 16 und 22 seien zwei deutsche Staatsangehörige, zwei deutsch-russische Doppelstaatler und ein türkischer Staatsangehöriger. Drei von ihnen seien minderjährig. Der mutmaßliche Rädelsführer der Gruppe soll ein 22-Jähriger aus dem Landkreis Düren sein, der bereits als Gefährder eingestuft ist.

Die Beschuldigten werden der Mitteilung zufolge allerdings nicht festgenommen. "Die Voraussetzungen zur Anordnung der Untersuchungshaft liegen derzeit nicht vor." Durchsucht wird konkret wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

Bilder aus Wikipedia und Wikimedia Commons
Flagge des Islamischen Staats, Lizenz: Public Domain, Dieses Bild zeigt jedoch ein Symbol des "islamischen Staates", das vom Bundesverfassungsgericht Deutschland verboten wurde.  Die Verwendung des Kennzeichens ist nur im Rahmen der staatsbürgerlichen Aufklärung erlaubt (siehe auch Bekanntmachung im Bundesanzeiger und Vereinsgesetz  § 9), Urheber: Yo
Der Irak und die Länder der Levante (in heutigen Grenzen), Lizenz: Public Domain, Urheber: SpLoT
Abu Bakr al-Baghdadi (2004), Lizenz: Public Domain, Urheber: U.S Army
Rund 11.000 Kurden, Aleviten und Jesiden demonstrierten am 16. August 2014 in Hannover für Hilfe gegen den IS-Terror, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, Urheber: Bernd Schwabe in Hannover
Karte zu den Luftangriffszielen gegen den IS in Syrien am 23. September 2014, Lizenz: Public Domain, Urheber: DoD graphic, LTG W.C. Mayville
Frontverlauf mit Stand vom 30. März 2017, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“, Urheber: Kami888
Grabstätte des Sulaiman Schah (Türkische Exklave), Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“, Urheber: Céline Rayne
Luftschlag der Anti-IS-Koalition auf eine IS-Position in Kobane am 19. November 2014, Lizenz: Public Domain, Urheber: Voice of America News: Scott Bobb reports from the Suruç, Turkey/ Kobane, Syrian border; "Turkish Border Towns Hosting Thousands of Kobani Refugees"
Ar-Raqqa im August 2017, Lizenz: Public Domain, Urheber: Mahmoud Bali (VOA)
Rund 11.000 Menschen demonstrierten am 16. August 2014 in Hannover für Hilfe gegen den IS-Terror, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ , Urheber: Bernd Schwabe in Hannover

Quellen
03.12.2014, Telepolis, Humanitäre Hilfe für syrische Flüchtlinge muss massiv reduziert werden
28.11.2014, Spiegel, Rekruten für den "Islamischen Staat", Die Weltkarte des Terrors
27.11.2014, Zeit, Aus dem Inneren des IS
25.11.2014, FAZ, „Islamischer Staat“, Das Gründungsdokument der Terrorherrschaft
25.11.2014, Spiegel, Kampf gegen Terror, Papst fordert Gespräche mit "Islamischem Staat"
23.11.2014, Welt, ISLAMISCHER STAAT, Das Kalifat der Wahnsinnigen beginnt zu wanken
22.11.2014, Spiegel, Kampf gegen den IS, Fast 1000 Tote bei US-Luftschlägen in Syrien
20.11.2014, Heise, IS-Dschihadisten nutzen deutschen Neonazi-Internetdienst
20.11.2014, Focus, Abgeschotteter "Postfach"-Anbieter, IS-Kämpfer nutzen E-Mail-Dienst deutscher Neonazis
18.11.2014, Spiegel, Kampf gegen Terrormiliz, Iraks Armee bricht IS-Blockade von größter Ölraffinerie
14.11.2014, Zeit, IRAK, Wie sich der "Islamische Staat" organisiert
14.11.2014, Focus, Staatliche Strukturen, So organisiert sich der "Islamische Staat"
14.11.2014, Sueddeutsche, Geheime Dokumente über Islamischen Staat, Im Vorgarten des Terrors
14.11.2014, Tagesschau, Recherchen zum "Islamischen Staat", Geheimdokumente im Original
14.11.2014, Tagesschau, Geheimdokumente des IS beleuchten, Wie der "Islamische Staat" funktioniert
14.11.2014, Spiegel, Gold- und Silbermünzen, "Islamischer Staat" führt eigene Währung ein
06.11.2014, Sueddeutsche, "Islamischer Staat", IS-Terrormiliz geht das Öl aus
06.11.2014, Tagesschau, Ölgeschäfte der Terrorgruppe "Islamischer Staat", IS verdient deutlich weniger als gedacht
05.11.2014, Spiegel, Anführer des "Islamischen Staats", Die Knastbrüder von Camp Bucca
28.10.2014, Focus, „Das ist der Wendepunkt“, IS-Terror am Ende? Nahost-Experte Steinbach prophezeit Zerfall der Terrormiliz
25.10.2014, Spiegel, Offensive gegen Dschihadisten, Kurden drängen IS-Kämpfer zurück