South by Southwest Film 2016 |
Die US-amerikanische Veranstaltung South by Southwest (SXSW) vereint Festivals, Konferenzen und Fachausstellungen vor allem in den Bereichen Musik, Film und interaktive Medien. Sie findet seit 1987 jedes Jahr im März in Austin, Texas statt.
Bei SXSW spielen nicht wie sonst auf Festivals üblich eine begrenzte Anzahl Bands auf einigen Outdoor-Bühnen, sondern das Festival bietet über 2200 Künstler aus über 50 Ländern auf über 100 Bühnen in den Clubs Austins.
Das SXSW ist zudem eine Neuigkeiten- und Kontaktbörse für die Musikindustrie und für Plattenfirmen die Möglichkeit, neue Künstler unter Vertrag zu nehmen. Verschiedene Interpreten und Bands wie Norah Jones, The Darkness, The White Stripes oder The Strokes erlebten hier ihren Durchbruch. Angesagte Indierockbands mit starker Bühnenpräsenz sind gefragt, so waren die Noisettes aus London dreimal eingeladen.
Mittlerweile geht die SXSW insgesamt über 10 Tage. Wenn man die direkt davor stattfindende sxsw-edu-Bildungsmesse und -Konferenz dazuzählt, sogar 14 Tage.
Auf dem SXSW werden Preise in den Kategorien Film und Interaktive Medien verliehen, die weltweit Beachtung finden. Das SXSW war Vorbild für die Popkomm in Deutschland.
Die Konferenz bietet eine große Auswahl an Foren, Vorträgen sowie Workshops. Die Keynotes werden in der Regel von bekannten Größen der Musikindustrie gehalten.
Geschichte
1987. Die South by Southwest beginnt als Musikfestival mit Schwerpunkt Rootsrock und Alternative Country.
1994. Es kommen zusätzlich die Themen Film und Interaktive Medien zum Veranstaltungsprogramm hinzu.
1999. Aus Deutschland spielen unter anderem Daniel Puente Encina mit seiner multikulturellen Hamburger Band Niños Con Bombas aus Chile, Brasilien und Deutschland, Subway to Sally, The Twang, Guano Apes, Kadavar und 17 Hippies.
2006. Die Keynotes hält Neil Young.
2007. Die Keynotes hält Pete Townshend. Auf der SXSW wird Twitter einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.
2008. Die Keynotes hält Lou Reed.
SXSW Comedy bietet ab jetzt Comedians aus den Bereichen Standup, Sketch und Impro, die während des Festivals in verschiedenen Clubs in Austin auftreten. Viele der Auftritte von Stars und Newcomern werden als Podcasts mitgeschnitten. Zusätzlich gibt es diverse Vorträge und Workshops rund um das Thema „Comedy“. SXSW Comedy arbeitet unter anderem mit comedy central zusammen.
Die SXSW edu findet seit diesem Jahr erstmals vor der SXSW statt und besteht wie diese aus Konferenzen, Vorträgen sowie einer Fachausstellung. Lernen und Lehren im Web-2.0-Zeitalter mit den neuesten multimedialen Möglichkeiten steht hierbei im Vordergrund.
2009. Die Keynotes hält Quincy Jones.
2010. Die Keynotes hält Smokey Robinson.
2011. Die Keynotes hält Bob Geldof. SXSW Music feiert sein 25 jähriges Jubiläum.
2012. Die Keynotes hält Bruce Springsteen.
2013. Die Keynotes hält Dave Grohl.
Die Fachkonferenz hat über 25.000 registrierte Teilnehmer aus 64 Ländern. Das Filmfestival hat mehr als 15.000 registrierte Teilnehmer aus 57 Ländern.
Beim Filmfestival werden 133 Filme sowie 110 Kurzfilme gezeigt.
SXSW Interactive feiert sein 20-jähriges Jubiläum und kann seit über fünf Jahren einen Zuwachs in zweistelligen Prozentbereich verzeichnen. So ist es zu einem der größten und wichtigsten jährlichen Treffen für „digital creatives“ geworden, In diesem Jahr bringt es mehr als 30.000 Teilnehmer aus 57 Ländern zusammen. Der Fokus der über 1000 Vorträge, bzw. Diskussionsrunden, und 1800 Referenten liegt hierbei auf den Bereichen Marketing, Consulting, Web-Entwicklung, Social-Media, E-Commerce, Bildung, Multimedia und Interface-Design.
Die SXSW Edu hat in diesem Jahr 4260 Teilnehmer aus 26 Ländern und es fanden 202 Vorträge mit 473 Referenten statt.
Die SXSW v2v findet als einzige SXSW-Veranstaltung nicht in Austin statt, sondern in Las Vegas. Es ist außerdem die bisher jüngste Veranstaltung, sie findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Die v2v ist als Ergänzung zur SXSW Interactive konzipiert mit dem Ziel die Entrepreneur- und Startup-Szene mit der Venture-Kapital-Szene in einem kreativen Umfeld zusammenzubringen.
2014. Der US-amerikanische Whistleblower Edward Snowden ist über einen Internet-Videochat zu Gast.
2016. Es kommen fast 90.000 Menschen aus der IT-Industrie, den Medien und dem Film- und Musikgeschäft zur SXSW. Auch US-Präsident Barack Obama spricht in Austin.
2017. Die Keynotes hält Cory Booker. Er ist eine der Nachwuchs-Hoffnungen der demokratischen Partei. Der Afroamerikaner erinnert an die Fähigkeit der Amerikaner, den Hass zu überwinden und zitiert ein afrikanisches Sprichwort: "Wenn du schnell vorankommen willst, dann geh allein. Wenn du aber weit kommen willst, geh gemeinsam mit anderen." Seine Botschaft ist der größtmögliche Gegensatz zum Weltbild von US-Präsident Donald Trump, der im Wahlkampf Latinos, Frauen und Behinderte beleidigte und beim Amtsantritt ein "amerikanisches Blutbad" beklagte.
Auch Joe Biden (Ex-Vizepräsident der USA) hält eine Rede. 2015 überlegte er, sich um die Nachfolge von Barack Obama zu bewerben. Dann starb sein Sohn Beau an einem Hirntumor und Biden merkte in der Trauerphase, dass ihm die letzte Überzeugung fehlte. Nun umwirbt er die Nerds: "Vor mir sitzen einige der innovativsten Köpfe der Welt." Er redet Technikern, Unternehmern und Programmierern ins Gewissen und fordert sie auf, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern. "Ich kann auf dem Smartphone sehen, welcher Film überall auf der Welt läuft. Aber rund um die Medizin gibt es wenige praktische Dinge. Warum ist das so?" ruft er und es klingt etwas bitter. Die Computersysteme vieler Krankenhäuser seien nicht kompatibel, sodass Ärzte Fotos von Scans mit dem Smartphone machen müssten, um sie an Kollegen zu schicken. Hierfür müsse es Lösungen geben, so Biden: Die jungen Leute im Publikum könnten "die erste Generation sein, für die Krebs keine Todesstrafe mehr" sei.
Donald Trumps Regierung ist das Feindbild auf der diesjährigen SXSW-Konferenz in Texas. Ob beim Tischtennis, in Vorträgen oder am Tacostand – es regt sich politischer Widerstand. Vorträge tragen in diesem Jahr Namen wie "Der Krieg zu Hause: Trump und die Mainstream-Medien" oder "Startup-Investitionen in den Trump-Jahren". In der Podiumsdiskussion "Brücken bauen, wenn andere Mauern bauen wollen" geht es um die Zukunft von Einwanderern. "Fake News" und Faktenchecks sind Thema bei mehreren Diskussionen und Vorträgen, genauso wie technische Mittel für den Widerstand und Zusammenarbeit gegen Rassismus und Sexismus.
Nick Denton, dem das Klatschportal Gawker gehörte, hat nach seiner Niederlage gegen Peter Thiel einen seiner ersten Auftritte. Er erklärt: „Thiel ist jetzt einer der mächtigsten Menschen im ganzen Land. Es ist wahrscheinlich unklug, sich im Moment mit ihm anzulegen.“ Er meldet jedoch Zweifel an, ob der Investor mit seiner neuen Rolle im Dunstkreis von Trump am Ende glücklich wird. Mit seinem Engagement für Trump habe er sich zu einer „nationalen Figur“ gemacht. Deshalb sei er sehr verwundbar, wenn es einmal zu einer politischen Gegenreaktion auf die gegenwärtigen Verhältnisse komme.
Nick Denton, dem das Klatschportal Gawker gehörte, hat nach seiner Niederlage gegen Peter Thiel einen seiner ersten Auftritte. Er erklärt: „Thiel ist jetzt einer der mächtigsten Menschen im ganzen Land. Es ist wahrscheinlich unklug, sich im Moment mit ihm anzulegen.“ Er meldet jedoch Zweifel an, ob der Investor mit seiner neuen Rolle im Dunstkreis von Trump am Ende glücklich wird. Mit seinem Engagement für Trump habe er sich zu einer „nationalen Figur“ gemacht. Deshalb sei er sehr verwundbar, wenn es einmal zu einer politischen Gegenreaktion auf die gegenwärtigen Verhältnisse komme.
Bilder aus Wikimedia Commons
South by Southwest Film 2016, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung 2.0 generisch“ (US-amerikanisch), Urheber: Daniel Benavides from Austin, TX
Quellen
15.03.2017, Spiegel, Digitalbranche in Trump-Zeiten, Was haben wir nur angerichtet
13.03.2017, FAZ, Digitalkonferenz SXSW, Wird Peter Thiel in seiner neuen Rolle glücklich?
13.03.2017, Zeit, South by Southwest, Politik beginnt auf dem Klo
13.03.2017, FAZ, Digitalkonferenz SXSW, Wird Peter Thiel in seiner neuen Rolle glücklich?
13.03.2017, Zeit, South by Southwest, Politik beginnt auf dem Klo