Donnerstag, 24. März 2022

Madeleine Albright

Madeleine Albright
Die US-amerikanische Politikerin Madeleine Korbel Albright (geb. Marie Jana Körbelová / später Korbelová) wurde am 15. Mai 1937 in Prag geboren. Sie starb am 23. März 2022 in Washington, D.C.). 

Sie gehörte der Demokratischen Partei an. Von 1997 bis 2001 war sie Außenministerin der USA und die erste Frau in diesem Amt.

Václav Havel, ein Freund von Albright, schlug ihr vor, seine Nachfolgerin im Amt des tschechischen Staatspräsidenten zu werden.

Madeleine Albright lehrte an der Georgetown School of Foreign Service und war Vorsitzende des Board of Directors des National Democratic Institute for International Affairs (NDI), einer den Demokraten nahestehenden, steuerfinanzierten Einrichtung zur Demokratieförderung in Entwicklungsländern mit Hauptsitz in Washington, D.C.

Albright trat mehrere Male auf Promotion-Veranstaltungen des Netzwerk-Marketing-Unternehmens Herbalife auf und betrieb für das Unternehmen internationale Lobbyarbeit. Auf eine Nachfrage der Los Angeles Times nach ihrer Lobbyistentätigkeit antwortete ihr Unternehmen nicht.

Albright sprach neben Tschechisch und Englisch auch Französisch und konnte sich auch gut auf Russisch und Polnisch verständigen.

Als Markenzeichen galten ihre Broschen, die angeblich gelegentlich auch zur Übermittlung politischer Botschaften genutzt wurden. Saddam Hussein habe sie einmal eine Schlange genannt. Sie habe diese wundervolle antike Schlange-Brosche gehabt, erzählte sie später, und ab dann immer getragen, wenn sie es mit dem Irak zu tun hatten. Zu einer Begegnung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin trug sie ein Schmuckstück mit den drei Affen, die nichts sehen, hören, sagen.

Leben

15. Mai 1937. Marie Jana Körbelová wird in Prag geboren.

Ihr Vater Josef Körbel ist später tschechoslowakischer Diplomat, danach Politikprofessor an der Universität Denver in den USA.

1939. Zehn Tage nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Prag flieht die engere Familie nach London.

1941. Ihre Eltern konvertierten zum Katholizismus und erziehen ihre Kinder in diesem Glauben, ohne ihnen von der eigenen jüdischen Vergangenheit zu erzählen. Erst im Alter von 58 Jahren – nach einem Brief im November 1996 und Behauptungen arabischer Zeitungen im Dezember 1996 – erfährt Albright durch Recherchen der Washington Post, dass drei ihrer Großeltern im Holocaust ermordet wurden. Die Namen von Arnost und Olga Körbel findet sie in der Pinkas-Synagoge in Prag Anfang 1997 in der Liste von 77.000 Menschen, die im Holocaust umgekommen sind. Der Tod ihrer Großmutter Anna Spieglova wird durch Transportlisten und Aussagen ihrer Verwandten wahrscheinlich gemacht. Auch zahlreiche andere Familienmitglieder, die in der Tschechoslowakei verblieben, werden ermordet.

1945. Josef Körbel (seither: Korbel) kehrt mit seiner Familie nach dem Krieg an der Seite der Exilregierung von Edvard Beneš mit großen Hoffnungen nach Prag zurück.

Herbst 1945. Josef Körbel wird zum tschechoslowakischen Botschafter in Belgrad, Jugoslawien, ernannt und übersiedelt mit seiner Familie dorthin.

1948. Der Familie gelingt es, nach dem kommunistischen Staatsstreich in der Tschechoslowakei politisches Asyl in den Vereinigten Staaten zu erhalten.

1957. Marie Jana Korbelová erhält die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Im gleichen Jahr wird auch ihr Vater US-Bürger.

1959 bis 1976. Madeleine Albright studiert Politikwissenschaft am Wellesley College sowie Rechts- und Staatswissenschaften an der Columbia University, wo sie promoviert.

1959 bis 1982. Bis zur Scheidung ist sie mit dem Journalisten Joseph Medill Patterson Albright verheiratet. Sie konvertiert in der Ehe zum Episkopalismus. Das Paar hat drei Töchter, die Zwillinge Alice und Anne (* 17. Juni 1961) sowie Katherine (* 5. Juni 1967).

Ab den 1970er Jahren. Sie ist in der Politik der Demokratischen Partei engagiert.

1976 bis 1978. Sie berät den US-Senator Edmund Muskie.

1978 bis 1981. Sie ist Mitglied des United States National Security Council und des Stabs von Präsident Jimmy Carter. 

1982 bis 1992. Sie ist Fakultätsmitglied der School of Foreign Service an der Georgetown University in Washington.

1984. Im Präsidentschaftswahlkampf berät sie den demokratischen Kandidaten Walter Mondale.

1987/88. Im Präsidentschaftswahlkampf berät sie den demokratischen Kandidaten Michael Dukakis.

Ab 1993. Sie vertritt die USA als Botschafterin bei der UNO.

1996. Sie spielt die Schlüsselrolle bei den Bemühungen, UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali eine zweite Amtszeit zu verwehren. Die USA werfen ihm mangelnden Reformwillen vor. Albright setzt den US-Willen letztlich gegen großen Widerstand aus der internationalen Gemeinschaft durch.

12. Mai 1996. Lesley Stahl fragt in einem Interview die US-Außenministerin Madeleine Albright: "Wir haben gehört, daß eine halbe Million Kinder gestorben sind (wegen der Sanktionen gegen den Irak). "Ich meine, das sind mehr Kinder, als in Hiroshima umkamen. Und - sagen Sie, ist es den Preis wert?" Albright: "Ich glaube, das ist eine sehr schwere Entscheidung, aber der Preis - wir glauben, es ist den Preis wert." In ihrer Autobiografie bezeichnet sie diese Antwort später als „politischen Fehler“.

23. Januar 1997. Albright wird, von Präsident Bill Clinton berufen, als 64. Außenminister der USA vereidigt. Zwei Dinge spiegele ihr Leben wider, sagt sie: zum einen die Turbulenzen Europas zur Mitte des Jahrhunderts, zum anderen die beständige Toleranz und Großzügigkeit der Vereinigten Staaten.

Sie verbleibt bis zum Ende seiner Amtszeit, 2001, im Kabinett Clinton. Madeleine Albright ist die erste Frau in diesem Amt.

Nach ihrem Ausscheiden als Außenministerin gründet Albright das politische Beratungsunternehmen Albright Stonebridge Group in Washington, D.C., das Politik- und Strategieberatung anbietet.

1999. Vehement tritt Albright für den militärischen Sturz des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic ein. Fast genauso vehement, wenngleich mit Zweifeln und unter vielen Rechtfertigungen, versucht Albright zur selben Zeit, mit  dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-il Frieden zu schließen.

2005. Albright hat einen kurzen Gastauftritt in der erfolgreichen Fernsehserie Gilmore Girls.

2008. Albright unterstützt zunächst Hillary Clinton bei den Vorwahlen der Demokraten zur Präsidentschaftswahl, dann setzt sie jedoch auf den siegreichen Barack Obama.

2012. Barack Obama verleiht ihr als Präsident die Freiheitsmedaille, die höchste zivile Auszeichnung der USA.

Oktober 2012. Es kommt während einer Signierstunde im Prager Buchladen Palác Knih Luxor zu einer Konfrontation mit Mitgliedern der tschechischen Organisation Přátelé Srbů na Kosovu (Freunde der Serben im Kosovo). Dabei bezeichnet Albright diese Mitglieder der Organisation als „widerliche Serben“, nachdem sie von selbigen aufgefordert worden ist, ein Plakat mit Fotos von dem durch die NATO-Bombardierungen gezeichneten Serbien zu signieren. Albright ist seinerzeit Befürworterin der Luftangriffe auf Serbien.

2014. Albright hat einen kurzen Gastauftritt in der Fernsehserie Madam Secretary.

2015. Albright hat einen kurzen Gastauftritt in Parks and Recreation.

2016. Albright unterstützt Hillary Clinton ein weiteres Mal bei den Vorwahlen der Demokraten zur Präsidentschaftswahl. "Vergesst nicht, es gibt diesen besonderen Platz in der Hölle - für die Frauen, die sich nicht gegenseitig helfen", ruft Albright und wird dafür heftig kritisiert.

In diesem Jahr soll Albright die Rede zur Abschlussfeier des Scripps College halten. 28 Professoren unterzeichnen ein Protestschreiben, und zahlreiche Studenten kündigen an, der Feier fernzubleiben, wenn Albright die Rede hielte. Begründet wird diese Reaktion mit Albrights politisch kontroversem Image; laut den Studenten ist sie eine Kriegsverbrecherin. Trotz anhaltender Proteste hält Albright ihre Rede.

26. Januar 2017. Seit Donald Trump im Wahlkampf sagte, er wolle, dass sich alle bereits im Land lebenden Muslime behördlich registrieren lassen, schlagen die Wellen hoch. Mit seinem Amtsantritt und dem angekündigten Einwanderungsverbot für Muslime haben diese Sorgen neue Nahrung erhalten. Denn die Vorstellung, alle US-Muslime in einem staatlichen Muslimregister zu verzeichnen, lässt bei historisch sensiblen Menschen die Alarmglocken schrillen.

Mit der früheren US-Außenministerin Madeleine Albright kündigt jetzt eine weitere Prominente an, sich im Fall der Fälle als Zeichen ihrer Solidarität als „Muslimin“ registrieren lassen. „Ich wurde katholisch erzogen, bin episkopal geworden und habe später herausgefunden, dass meine Familie jüdisch war“, schreibt sie auf Twitter. „Ich bin bereit, mich aus Solidarität als Muslimin eintragen zu lassen.“

27. Januar 2017. Die Executive Order 13769 („Protecting the Nation from Foreign Terrorist Entry into the United States“) wird von US-Präsident Donald Trump erlassen. Dabei handelt es sich um ein Dekret, das Bürgern aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern für 90 Tage sowie auf unbestimmte Zeit allen Flüchtlingen aus Syrien die Einreise in die USA verwehrt. Des Weiteren sollt das Dekret generell die Aufnahme von Flüchtlingen für 120 Tage stoppen. Nach mehreren Klagen wird das Dekret jedoch von Gerichten bereits Anfang Februar 2017 außer Kraft gesetzt.

5. Februar 2017. In einer Klage des Bundesstaates Washington gegen Donald Trumps Einreisstopp V1.0 wird dem Berufungsgericht eine Erklärung von Madeleine Albright, Avril Haines, Michael V. Hayden, John Kerry, John E. McLaughlin, Lisa Monaco, Michael Morell, Janet Napolitano, Leon Panetta und Susan E. Rice eingereicht. Trumps Dekret untergrabe die nationale Sicherheit, sei "schlecht durchdacht" und nütze eher der Terrororganisation "Islamischer Staat". Bürgerrechtsorganisationen sehen zudem eine Diskriminierung muslimischer Einwanderer.

6. Februar 2017. 97 US-amerikanische Unternehmen, darunter Apple, Google, Facebook, EBay, Intel, Netflix, Twitter, Snap (Snapchat), Mozilla, GoPro, AirBnB, Uber und Lyft reichen eine ausführliche Stellungnahme im Verfahren gegen das Einreiseverbot von Präsident Donald Trump am Berufungsgericht ein. Die Unternehmen betonen unter anderem, dass Einwanderer zu vielen Innovationen in Amerika beigetragen hätten. Das Präsidentendekret sei diskriminierend und widerrechtlich.

Einen weiteren Schriftsatz reichen die früheren Außenminister John Kerry und Madeleine Albright ein, dem sich auch führende Demokraten und Top-Diplomaten anschließen. Trumps Dekret untergrabe die nationale Sicherheit, sei "schlecht durchdacht" und nütze eher der Terrororganisation "Islamischer Staat". Bürgerrechtsorganisationen sehen zudem eine Diskriminierung muslimischer Einwanderer.

6. März 2017. Donalds Einreisestopp V2.0 "Executive Order 13780" wird von Donald Trump (Präsident der USA) unterzeichnet.

12. März 2017. In einem heute bekannt gewordenen Schreiben an Rex Tillerson (Außenminister), James Mattis (Kriegsminister), Jeff Sessions (Justizminister) und John Kelly (Heimatschutzminister) ziehen 134 Außenpolitik-Experten gegen den von Präsident Donald Trump verfügten neuen Einreisebann Stellung. Sie warnen vor Gefahren für die "nationale Sicherheit". Muslimische Flüchtlinge und Reisende willkommen zu heißen, trage dagegen dazu bei, "die Lügen der Terroristen zu entlarven und ihrer verzerrten Sicht entgegenzutreten".

Zu den Unterzeichnen gehören Madeleine Albright (Ex-Außenministerin), Susan Rice (Ex-Nationale Sicherheitsberaterin), Janet Napolitano (Ex-Heimatschutzministerin), Matthew Olsen (Ex-Leiter des US-Terrorabwehrzentrums), Nicholas Burns (Ex-Nato-Botschafter) und Richard Clarke (Ex-Antiterror-Koordinator von Präsident George W. Bush).

18. März 2017. Donald Trump stellt seinen ersten Haushaltsentwurf vor, der radikale Umschichtungen zugunsten des Militärs vorsieht. Seine neuen Ausgabeprioritäten will er durch drastische Streichungen von Ausgaben etwa im diplomatischen Bereich und im Umweltschutz gegenfinanzieren.

Das Budget des Außenministeriums soll demnach um 28 Prozent schrumpfen, den Rotstift will Trump vor allem bei der Entwicklungshilfe ansetzen. Ressortchef Rex Tillerson macht klar, dass er sich den Streichungen nicht in den Weg stellen wolle.

Madeleine Albright kritisiert die von Präsident Donald Trump vorgesehene drastische Kürzung der Haushaltsmittel für das State Department scharf. Die angestrebte Absenkung des Budgets untergrabe "den Einfluss unseres Landes im Ausland und die nationale Sicherheit", schreibt sie auf Twitter. Trumps Pläne für das Außenministerium seien "willkürlich, fehlgeleitet und gefährlich".

Juni 2018. Albright beschreibt Präsident Donald Trump als den am wenigsten demokratischen Präsidenten in der Geschichte der modernen USA.

23. März 2022. Sie erliegt nach Angaben ihrer Familie einem Krebsleiden.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock schreibt danach auf Twitter: "Mit Haltung, Klarheit und Mut stand Madeleine Albright als erste US-Außenministerin ein für Freiheit und Stärke von Demokratien. Mit ihr verlieren wir eine streitbare Kämpferin, wahre Transatlantikerin und Vorreiterin. Auch ich stehe heute auf ihren Schultern.

Bilder aus Wikimedia Commons
Madeleine Albright, Lizenz: Public Domain, Urheber: United States Department of State

Quellen