Freitag, 21. Juni 2019

José Alberto Mujica Cordano aus Uruguay (Der reichste Ex-Präsident der Welt)

José Alberto Mujica Cordano 
Der uruguayische Politiker José Alberto Mujica Cordano wurde am 20. Mai 1935 in Barrio Paso de la Arena in Montevideo geboren. Seine Eltern waren Demetrio Mujica und Lucy Cordano. Sein Vater, ein später verarmter kleiner Estanciero, war baskischer Herkunft.

Der Familienvater starb bereits früh, José Mujica befand sich im dritten Schuljahr. Ein Urgroßvater aus armer italienischer Familie gehörte dem herreristischen Blanco-Flügel an und war mehrfach Edil (ein politischer Mandatsträger im südamerikanischen Raum) in Colonia. Mujicas in Carmelo geborene Mutter war ebenfalls Abkömmling italienischer Einwanderer, Weinbauern aus dem Piemont, die fünf Hektar in Colonia Estrella in der Calera de las Huérfanas erwarben.

In seiner Jugend war Mujica politisch in einer Gruppierung der Partido Nacional im Umfeld des seinerzeitigen Arbeits- und Industrieministers Enrique Erro aktiv.

El Pepe, wie er genannt wird, ist vom 1. März 2010 bis Anfang 2015 Präsident von Uruguay. Von seinen 12.500 US-Dollar Präsidentengehalt behält er lediglich 10 % und spendet den Rest an kleine Unternehmen und NGOs. Auch seine Frau spendet einen großen Teil ihrer Einkünfte. Er ist er Meinung dass dies genug Einkommen ist weil schließlich viele Bürger mit noch weniger leben. Sich selbst beschreibt er gerne als Erdklumpen mit Füßen.

Mit seiner Frau Lucía Topolansky lebte er auch als Präsident weiterhin auf seinem kleinen Bauernhof („Chacra“) in Rincón del Cerro in der Nähe von Montevideo. Privat fährt er immer noch einen alten VW Käfer. Für offizielle Fahrten nutzt er einen Opel Corsa.

Im Laufe der Jahre entwickelte sich Mujica zu einem Pragmatiker. In jüngster Zeit hat er den Wunsch nach einem flexibleren politischen Handeln zum Ausdruck gebracht, gibt sich aber weiterhin sehr volksnah.

Mujica unterstützte die Politik von Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, den er als sein Vorbild bezeichnet. Er wendet sich gegen eine internationale Isolation des Iran. Während seiner Amtszeit wurden Abtreibungen, Homoehe und Marihuana legalisiert. Die Energieerzeugung aus regenerativen Quellen ist stark angestiegen. In keinem Land der Region sind so viele Haushalte an Glasfasernetze angeschlossen und die Landwirtschaft ist in der Lage, 28 Millionen Menschen zu ernähren.

Von Beruf ist er Blumenzüchter. Krawatte trägt er grundsätzlich keine und bekennt sich zum Atheismus. Im Flugzeug setzt er sich in die Touristenklasse.

Der reichste Präsident der Welt ist er weil er nicht wie alle anderen nur Geld, Gold und Macht hinterherhechelt sondern weiß dass er nicht so viel zum Leben braucht.

Lebenslauf

20. Mai 1935. José Alberto Mujica Cordano wurde am 20. Mai 1935 in Barrio Paso de la Arena in Montevideo geboren.

1940. Mujicas jüngere Schwester María Eudosia Mujica Cordano wird geboren.

1941. Mujica besucht in seinem Geburtsviertel ab dem sechsten Lebensjahr die Grundschule „Escuela Nº 150“ und geht später auf das „Liceo“ (gymnasiale Bildungsstufe). Nach Abschluss des Liceos besucht er vorbereitende Kurse am rechtswissenschaftlichen Zweig des Instituto Alfredo Vázquez Acevedo (IAVA), setzt diesen Ausbildungsweg jedoch nicht fort.

1948 bis 1951. Er betreibt zwischen seinem 13. und 17. Lebensjahr Radsport und nimmt an mehreren Rennen teil.

Mitte der 1960er Jahre. Mujica gründet zum Kampf gegen die Wirtschaftsordnung und die Militärdiktatur gemeinsam mit Raúl Sendic und anderen Weggefährten den Movimiento de Liberación Nacional -MLN- Tupamaros, ein Vorbild der deutschen RAF. Innerhalb dieser Bewegung gehört er der als Los Rehenes bezeichneten Gruppierung um den Gründer und Anführer Raúl Sendic und Eleuterio Fernández Huidobro an. Aufgrund dieser Tätigkeit landet er im Gefängnis. 

1971 bis 8. März 1985. Wegen seiner Tätigkeit in der Guerillabewegung Movimiento de Liberación Nacional – Tupamaros verbringt er 14 Jahre im Gefängnis, überwiegend in Einzelhaft. Zweimal kann er fliehen.
Nachdem in Uruguay die Demokratie wiederhergestellt ist wird Mujica im Zuge einer Amnestie aus dem Gefängnis entlassen und beginnt Blumen zu züchten. Etwa ab der Zeit ist er mit Lucía Topolansky (später MPP-Senatorin) liiiert.

1989. Die Tupamaros gründen die Partei Movimiento de Participación Popular (MPP).

1994. Mujica wird als Abgeordneter für das Departamento Montevideo in die Cámara de Representantes gewählt.

15. Februar 1995 bis 14. Februar 2000. Mujica ist Abgeordneter der Frente Amplio im uruguayischen Repräsentantenhaus. Als er sein erstes Mandat antritt fährt er mit dem Moped vor. Der Portier will ihn daraufhin zum Dienstboteneingang schicken.

1997. Rainer Hoffmann und Heidi Specogna produzieren den Dokumentarfilm Tupamaros, in dem José Mujica und frühere Mitstreiter die Geschichte ihrer Bewegung erzählen.

1999. Mujica wird als Senator gewählt.

15. Februar 2000 bis 14. Februar 2005. Mujica ist für das Parteienbündnis Partido Encuentro Progesista/Frente Amplio Mitglied des uruguayischen Senats. 2004 hatte er dabei das Amt des Dritten Vizepräsidenten des Senats inne. Nach seiner Wiederwahl schließt sich eine weitere Amtszeit als Senator als Repräsentant des Encuentro Progresista/Frente Amplio/Nueva Mayoría-Bündnisses an.

1. März 2005 bis 3. März 2008. Nach seiner Ernennung durch Tabaré Vázquez hat er das Amt des Ministers für Viehzucht, Landwirtschaft und Fischerei inne.

2005. Mujica heiratet Lucía Topolansky.

Februar 2005. Mujica führt seinen Parteikollegen Tabaré Vazquez ins Amt des Präsidenten ein. 

24. Mai 2009. Mujica tritt als Führer es Movimiento de Participación Popular (MPP), des mehrheitlichen Sektors der linken Partei Frente Amplio, zurück.

Juni 2009. Mujica wird zum Kandidaten des Linksbündnisses Frente Amplio für die Präsidentschaftswahl gewählt. 

25. Oktober 2009. Bei der Präsidentenwahl verfehlt er im ersten Wahldurchgang die Absolute Mehrheit mit 48% der Stimmen knapp.

29. November 2009. Mujica wird in der Stichwahl mit etwa 53% der Stimmen gegen seinen konservativen Konkurrenten Luis Alberto Lacalle zum Präsidenten gewählt.

Oktober 2011. Er unternimmt erstmals in seiner Funktion als Staatspräsident eine zehntägige offizielle Europa-Reise und besucht Schweden, Norwegen, Belgien und Deutschland.

8. August 2012. Mujicas jüngere Schwester stirbt im Alter von 71 Jahren.

September 2013. Er hält auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen einen längeren Vortrag über Menschheit und Globalisierung.

12. Dezember 2013. Als erste Nation der Welt gibt Uruguay mit der Verabschiedung eines umstrittenen Gesetzes Marihuana nicht nur zum persönlichen Gebrauch frei. Es soll in Zukunft auch unter staatlicher Aufsicht angebaut und in Apotheken verkauft werden. Eingetragene Kunden dürfen pro Monat 40 Gramm erwerben oder zu Hause bis zu sechs Pflanzen züchten. Zudem werden Cannabis-Klubs mit 15 bis 45 Mitgliedern erlaubt.
Laut Mujica war das notwendig weil Uruguay dabei war "den Krieg gegen die Drogen zu verlieren" und die Folgen eines Verbotes schlimmer als die Folgen des Konsums selbst sind. Die Gewalt der Kartelle hat auch in Uruguay zugenommen. 3000 von 9000 Häftlingen sitzen wegen Rauschgiftdelikten ein. Wegen der hohen Gewinne wird das organisierte Verbrechen immer mächtiger.
Das Gesetz führt zur Nominierung Mujicas für den Friedensnobelpreis.

2014. Mujica stellt die offizielle Sommerresidenz, die jeder uruguayische Staatschef bewohnen darf, syrischen Waisenkindern zur Verfügung. Es sei dort so viel Platz und er wohne dort ohnehin nicht, meint er völlig selbstverständlich.

März 2014. Mujica kündigt die Aufnahmebereitschaft für 6 Gefangene der USA aus dem Gefangenenlager von Guantanamo an.

Mai 2014. Er fliegt mit seinem halben Kabinett nach Washington um persönlich mit Obama zu sprechen. Dabei geht es vor allem um Wirtschaftsfragen. Die mögliche Aufnahme der Gefangenen von Guantanamo wird jedoch auch angesprochen.

1. Juli 2014. Nachdem die Nationalmannschaft von Uruguay bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 ausgeschieden ist und Superstar Luis Suárez gesperrt worden ist bezeichnet José Mujica die Fifa als einen "Haufen alter Hurensöhne". Nach dem "Ausraster" legt er im Video die Hand auf den Mund, erlaubte dem Kameramann aber, das Material zu veröffentlichen.

August 2014.  Mujicas schließt aus, bei den Wahlen im Jahr 2015 für das Amt des Intendente in Montevideo anzutreten.

30. November 2014. Stichwahl zwischen Mujias Vorgänger und Parteikollegen Tabaré Vazquez und Luis Lacalle Pou um das Präsidentenamt.

Anfang Dezember 2014. Mujica verlangt von den USA die Aufhebung des Embargos gegen Kuba und fordert auf der Sitzung der südamerikanischen Staatengemeinschaft Unasur die USA au, die seit mehr als 16 Jahren wegen Spionage in den USA einsitzenden drei Kubaner freizulassen.

07. Dezember 2014. Uruguay nimmt sechs Gefangene des US-amerikanischen Gefangenenlagers auf Guantanamo auf. Sie werden heute mit einer Militärmaschine ausgeflogen. Laut Pentagon soll es sich dabei um 4 Syrer, 1 Tunesier und 1 Palästinenser handeln. Es ist seit 2008 die größte Gruppe, die das Lager verlässt und die ersten die nach Südamerika geschickt werden.
Die Männer sollen Terroristen sein. Sie sind mehr als 12 Jahre ohne Anklage in dem Lager festgehalten worden. Ihnen werden Verbindungen zu Al-Qaida nachgesagt. Nach der Freilassung sind noch 136 weitere Gefangene in dem international umstrittenen Lager auf Guantanamo.
Nach Mujicas Plan sollen die Männer in Uruguay wie normale Bürger behandelt werden und frei reisen dürfen. Die US-Regierung hatte dagegen verlangt, dass sie mindestens 2 Jahre Uruguay nicht verlassen dürfen. Die Verhandlungen zwischen den USA und Uruguay dauerten etwa 1 Jahr.

27. Februar 2015. Pepe verabschiedet sich von seinem Volk. Er hinterlässt ein Land dem es verhältnismäßig gut geht. Die Wirtschaft Uruguays ist am wachsen und die Armut sinkt. Ganz seinen Blumen widmen wird er sich allerdings nicht da er bei den Wahlen im Oktober mit großer Mehrheit einen Sitz im Senat gewonnen hat.

1. März 2015. Tabaré Vázquez sein Vorgänger wird sein Nachfolger.

Ende Juni 2016. Auf Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung besucht José Mujica Deutschland. Er war in vielen Ländern, wie Japan und Deutschland, die technisch sehr weit entwickelt sind. Aber dort hat er oft das Gefühl, dass die Leute nicht glücklich sind. Viele Deutsche scheinen irgendwie nicht im Reinen mit sich zu sein. Sie wirken, als hätten sie Angst, etwas zu verlieren.
"Schauen Sie, Deutschland geht es wirtschaftlich gut. Aber es gibt trotzdem viele prekäre Arbeitsplätze. Viele wissen nicht, wie es in Zukunft weitergeht. Ich glaube, dass viele Menschen deswegen verstärkt konservative Parteien wählen. Das ist ein Zeichen, dass die Leute nicht glücklich sind. Glück ist eben nicht das Gegenteil von Armut. Das Wachstum allein, das Bruttosozialprodukt und die Außenhandelsbilanz, das macht niemanden glücklich."
Aus seiner Sicht fehlt, dass sich die Leute mehr Zeit nehmen für die einfachen und schönen Dinge im Leben. Einem Vogel beim Fliegen zusehen und Freude daran haben. Einem Hobby nachgehen, das einem Spaß macht, auch wenn man damit kein Geld verdienen kann. Das Wichtigste ist Zeit. Die Leute sollten Zeit mit ihren Kindern verbringen, mit ihren Partnern, und nicht nur arbeiten.

Bilder aus Wikimedia Commons
José Alberto Mujica Cordano, Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 3.0 Brasilien“, Urheber: Roosewelt Pinheiro/ABr

Quellen