Atomkraftwerk Mochovce |
Das slowakische Atomkraftwerk Mochovce (slowakisch: Atómové elektrárne Mochovce, kurz EMO) befindet sich an der Stelle des Dorfes Mochovce (heute ein Gemeindeteil von Kalná nad Hronom) zwischen den Städten Nitra und Levice, in Okres Levice, 120 km von Bratislava.
Das AKW verfügt über zwei fertiggebaute Blöcke. Zwei weitere Blöcke befinden sich im Bau.
Eigentümer und Betreiber ist Slovenské elektrárne a.s.
Geschichte
1878. Die Regierung der Tschechoslowakei entscheidet sich zum Bau eines AKWs bei Mochovce.
1981. Mit Vorbereitungsarbeiten zum Bau wird begonnen.
1. Oktober 1983. Offizieller Baubeginn Block 1 und Block 2. Die beiden Blöcke bekommen jeweils einen Druckwasserreaktor (DWR/PWR) sowjetischer Bauart der zweiten Generation vom Typ WWER-440/213 mit einer jeweiligen elektrischen Bruttoleistung von 470 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 436 MWe. Bei den Blöcken ist kein Volldruckcontainement vorhanden. Es kann auch nicht nachträglich dazugebaut werden.
1. Januar 1985. Baubeginn Block 3 und Block 4. Die beiden Blöcke bekommen jeweils einen Druckwasserreaktor sowjetischer Bauart der zweiten Generation vom Typ WWER-440/213 mit einer jeweiligen elektrischen Bruttoleistung von 440 MWe und einer elektrischen Nettoleistung von 471 MWe. Bei den Blöcken ist kein Volldruckcontainement vorhanden. Es kann auch nicht nachträglich dazugebaut werden.
5. März 1993. Die Arbeiten an den Blöcken 1 und 2 müssen wegen finanzieller Mängel zeitweilig gestoppt werden. Der Bau der Blöcke 3 und 4 wird aus Geldmangel eingestellt. Die halbfertigen Anlagen werden konserviert.
14. Mai 1996. Die Arbeiten an Block 1 und 2 werden wieder aufgenommen.
4. Juli 1998. Reaktor 1 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.
29. Oktober 1998. Block 1 geht in den kommerziellen Leistungsbetrieb.
20. Dezember 1999. Reaktor 2 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert.
11. April 2000. Block 2 geht in den kommerziellen Leistungsbetrieb.
Juli 2005. Eva Glawischnig (Grüne) scheitert mit einer Klage in zweiter Instanz vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien, "weil Sicherheitsmängel nicht konkret nachweisbar" sind. Sie hatte ihre Dissertation an der Karl-Franzens-Universität in Graz dem Problem des grenznahen Atomkraftwerks gewidment und die Kenntnisse die sie dabei gewonnen hat bei einer Klage gegen das in Österreich seit seiner Errichtung umstrittene Atomkraftwerk Mochovce auf Unterlassung der Gefährdung durch radioaktive Immissionen eingesetzt. Das Bezirksgericht Wien-Hernals hatte der Privatklage gegen den Kraftwerksbetreiber Slovenské Elektrárne a.s. noch stattgegeben.
15. Juli 2007. Die Europäische Kommission gibt eine Stellungnahme zur Vollendung der Blöcke 3 und 4 des Atomkraftwerks ab. Die Kommission bemängelte erneut das fehlende Volldruckcontainment.
2008. Die Europäische Kommission gibt 2008 bekannt, dass die Auslegung von Mochovce 3 und 4 gegen Flugzeugaufprall der bewährten Praxis entspricht. Laut Planungen soll die Vollendung der Blöcke 3 und 4 zirka 2,78 Milliarden Euro kosten.
2008. Nach einer Aufrüstung wird die Genehmigung erteilt, die Blöcke 1 und 2 von Mochovce mit der Leistung von 107 %, was zirka 466,4 MW entspricht, zu betreiben, weil die Abschaltung des ersten Blocks im Atomkraftwerk Bohunice-V1 im Jahre 2006 zu einem Kapazitätsverlust im slowakischen Stromnetz geführt hat.
3. November 2008. Der neue italienische Mehrheitseigentümer Enel des slowakischen Energiekonzerns SE (Slovenské Elektrárne a.s.) nimmt die Bauarbeiten an den Blöcken 3 und 4 wieder auf.
11. Juni 2009. Die Reaktoren 3 und 4 sind wieder offiziell in Bau. Der Zeitplan sieht vor, dass im Dezember 2012 Block 3, im ersten Halbjahr 2013 auch Block 4 ans Netz gehen sollen.
14. März 2012. Die neuen Blöcke 3 und 4 des slowakisches AKWs Mochovce werden mindestens ein Jahr später fertig als geplant. Block 3 möglicherweise Ende 2013. Block 4 Mitte 2014. Die Bank Austria hat gegenüber dem Betreiber Slovenske Elekrarne "im beiderseitigen Einvernehmen" einen Betriebsmittelkredit gekündigt. Umweltschützer haben die Verantwortlichen der Bank Austria monatelang vor dem riskanten Geschäft gewarnt.
31. März 2012. Josef Ackerman, nun Ex-Chef der Deutschen Bank, macht sich vom Acker. Die Deutsche Bank hat auch in seinem letzten Jahr kräftig in die Atomindustrie investiert. Seit Beginn der Katastrophe von Fukushima im März 2011 hat die Deutsche Bank Atomkonzerne mit 878 Mio. Euro finanziert. Daneben hält sie Aktienanteile und Anleihen von Atomfirmen im Wert von 300 Mio. Euro. Zudem werden von ihr, oft über die Fondstochter DWS, etwa 96 Aktien- und Anleihefondes angeboten in denen auch Atomkonzerne vertreten sind. "urgewald" hat in einer Studie festgestellt dass die Deutsche Bank 30 von 46 untersuchten Atomkonzerne unterstützt. Dabei sind u.a. Areva, EdF, Korea Hydro & Nuclear Power, Rosatom, Southern Company, TVO, Urenco und die United States Enrichment Corporation. Auch der italienische Atomkonzern Enel, der in der Slowakei die 2 Atomreaktoren Mochovce 3 und 4 die gerade mal dem Sicherheitsstandard der 1970er Jahre entsprechen baut und nicht einmal über eine Schutzhülle verfügt, wird unterstützt.
Dezember 2012. Die Termine für Block 3 und 4 werden auf Ende 2014 bzw. Mitte 2015 verschoben.
Anfang 2013. ENEL geht davon aus dass Block 3 und Block 4 nicht vor 2017 in Betrieb gehen werden.
31. Juli 2013. Für die Blöcke 3 und 4 werden nun Baukosten von 3,8 Mrd. Euro erwartet. Die Eigentümer beschließen eine Mittelerhöhung um "nur" 260 Mio. Euro.
21. August 2013. Das slowakische Höchstgericht die Genehmigung für den Bau des dritten und vierten Reaktors auf, sodass die Bauarbeiten umgehend eingestellt werden müssen. Vor einem Weiterbau muss ein neuer Zulassungsprozess durchgeführt werden. Das Gericht erklärt in der Entscheidung die Baugenehmigung durch den UJD für ungesetzlich erklärt, weil die vorgeschriebene Bürgerbeteiligung nicht erfolgt ist.
Die staatliche Atomaufsichtsbehörde UJD erlässt jedoch am selben Tag eine Verfügung , die einen Baustopp ausschließt, das wäre rechtlich möglich, wenn durch einen Baustopp „dem öffentlichen Interesse schwerer Schaden zugefügt würde“.
2028. Eventuell, möglicherweise, vielleicht wird Block 1 abgeschaltet.
2030. Eventuell, möglicherweise, vielleicht wird Block 2 abgeschaltet.
Atomkraftwerke in der Slowakei
Bohunice, Mochovce
Bilder aus Wikimedia Commons
Atomkraftwerk Mochovce, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“, Urheber: Peko
Quellen