Sonntag, 14. September 2014

Atomkraftwerk Süd-Ural (Majak)

Das ursprünglich geplante russische Atomkraftwerk Süd-Ural (russisch Южно-Уральская АЭС) sollte in der Oblast Tscheljabinsk an einem See, der einige Kilometer nordöstlich der atomtechnischen Anlage Majak liegt gebaut werden. Anfangs sollte das Kraftwerk den Namen Kernkraftwerk Majak bekommen. Später wurde es aber in Atomkraftwerk Süd-Ural umbenannt.

Im Zuge des russischen Atomprogrammes Projekt 2007-2015 soll an diesem Standort ein neues Atomkraftwerk mit vier WWER-1200/491 (AES 2006) mit einer Bruttoleistung von 1200 MW und einer Nettoleistung von 1070 MW gebaut werden.

Geplant waren zunächst 3 Blöcke mit Brutreaktoren vom Typ BN-800 mit einer Bruttoleistung von 800 MW und einer Nettoleistung von 750 MW. Die thermische Leistung der Reaktoren sollte 2100 MW betragen. Der Bau begann 1986, wurde jedoch aus finanziellen Gründen wieder eingestellt.

Grund für den Bau von Brutreaktoren nahe der Anlage in Majak war, dass in Majak aufbereitetes Plutonium aus nicht mehr benötigten Atomwaffen als Brennstoff in den BN-800-Reaktoren hätte verwendet werden können. Jeder der Brüter hätte durchschnittlich 2,5 t Plutonium pro Jahr verbrauchen sollen. Anfangs sollte das Kraftwerk den Namen Atomkraftwerk Majak bekommen. Später wurde es aber in Kernkraftwerk Süd-Ural umbenannt.

Der Bau der Brutreaktoren begann 1986 und wurde eingestellt.

Geschichte

1984. Es wird mit den grundlegenden Bau- und Montagearbeiten für das Kraftwerk begonnen.

1. Januar 1986. Nach anfänglichen Finanzierungs- und Planungsproblemen hinsichtlich der Reaktoren beginnt der Bau von Block 1 und 2. Block drei bleibt in der Planungsphase.

Wegen einem durchgeführten Referendum wird jedoch ein Baustopp verhängt. Zu dieser Zeit sind bereits zwei große Baugruben ausgehoben und ein Teil des Fundaments von Block eins gebaut. Während dieses Baustopps wird unabhängig von dem Referendum eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen angeblich, dass die Umwelt keinen Schaden davontragen würde. Bis zu diesem Baustadium kostet der Bau 400 Millionen Rubel (damals umgerechnet rund 240 Millionen US-Dollar).

1. Dezember 1993. Die Planungen für die Blöcke 1 bis 3 werden eingestellt.

1995. Es wird verkündet dass der Bau des Zombies äh nein Atomkraftwerks verschoben wird. Grund ist, dass wieder keinerlei finanzielle Mittel vorhanden sind. Der Minister für Atomenergie in Russland spricht sich für das Projekt aus und gewährt eine Finanzspritze in Höhe von 800 Millionen US-Dollar, um den Reaktor fertigzustellen. Die Wiederaufnahme des Baus soll 1996 stattfinden.

1996. Es werden 15 Milliarden Rubel für den Weiterbau des Kraftwerkes versprochen. Zudem wird verkündet, dass das Kraftwerk der Umwelt keinerlei Schaden zufügen werde, da es nur auf bereits kontaminiertem Gebiet stehe und außerdem radioaktives Wasser, das bei Beginn der Katastrophe von Majak radioaktiv kontaminiert wurde, zur Kühlung benutze. Das Kraftwerk sollte bis zu 5000 neue Arbeitsplätze schaffen.
Einen Monat später wird bekannt, dass mindestens 12,6 Milliarden US-Dollar nötig seien, um das Kraftwerk fertigzustellen. Aufgrund der Kostenexplosion würden mehr Finanzierungsquellen benötigt. Weil aber keinerlei Finanzierungsquellen vorhanden sind, werden die Planungen zur Wiederaufnahme des Baus wieder einmal vorerst gestoppt.

Ende 1996. Es wird verkündet, dass der Bau dreier neuer BN-800-Reaktoren in der nur wenige Kilometer entfernten Stadt Osjorsk als Ersatz für die drei Brutreaktoren vom Typ BN-800 bei Majak geplant wäre. Weil dort aber die Bevölkerung gegen einen Bau war, wurde das Kraftwerksprojekt noch 1996 beendet.

1998. Die Behörde Gosatomnadzor bekommt erneut Lizenzen für den Bau der Brutreaktoren am Standort Süd-Ural. Der dritte Block des Kraftwerks wurde mittlerweile verworfen, sodass nur noch die beiden Reaktoren, die schon im Bau waren, fertiggestellt werden sollen. Die geschätzten Kosten des Projektes belaufen sich sich auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Es wird erwartet, dass der Bau der Reaktoren sechs bis acht Jahre dauern würde und jährlich 300 Millionen Dollar investiert werden müssen. Die Oblast Tscheljabinsk unterstützt den Bau der neuen Reaktoren, seitdem es Strommangel in der Oblast gibt. Weil aber weiterhin das Problem der Finanzierung eine Hinderung des Baus darstellt und sich keine Investoren finden ließen, wird das Projekt wieder einmal endgültig eingestellt.

April 2000. Minatom verkündet, dass der Bau 2010 wieder aufgenommen werden soll.

2007. Im Zuge des russischen Atomprogrammes Projekt 2007-2015 wird ein neues Atomkraftwerk mit 4 Atomreaktoren geplant. Es wurden schon einige Umweltverträglichkeitsstudien aufgestellt, um einen neuen Bau am Standort durchzuführen.

Auch ein Weiterbau der BN-Reaktoren ist noch eine Option. Allerdings ist die Bevölkerung in Tscheljabinsk gegen den Bau eines Atomkraftwerks. 61 % sind gegen ein Kernkraftwerk, während 21 % dafür sind, 18 % haben keine Meinung dazu. Der Gouverneur der Oblast Tscheljabinsk wie auch Rosatom haben sich gegen den Willen der Bevölkerung für einen Bau an diesem Standort entschieden.

Einige Professoren erklären, dass die drei BN-800-Reaktoren am wirtschaftlichsten wären, weil man in ihnen den Atombrennstoff aufbereiten kann und sie auch sehr sparsam im Atombrennstoffverbrauch sein sollen. Damit könnte Russland einen geschlossenen Brennstoffkreislauf herstellen. Man könne die verbrauchten Brennelemente der Brutreaktoren wiederaufarbeiten und den Brennstoff in anderen Reaktoren verwenden.

21. Oktober 2007. Die aufgegebene Baustelle des Kraftwerkes wird begutachtet. Der Gouverneur hat sich dafür ausgesprochen, wenn überhaupt, nur an diesem Ort ein Atomkraftwerk zu errichten. Die dafür benötigte Infrastruktur im Sinne von Wasseranbindung, genügend Wohnungen und einer zentralen Feuerwache sind auch schon vorhanden.

Die 30-Kilometer-Zone um die atomtechnische Anlage in Majak, in der das Kraftwerk gebaut werden soll, wird derzeit untersucht, um die Auswirkungen der radioaktiven Strahlung allgemein sowie die Strahlenbelastung auf den Bauprozess und auf die Arbeiter, die im Kraftwerk arbeiten, festzustellen.

22. Juli 2008. Rosenergoatom gibt Planungen für den Bau eines vierblöckigen Atomkraftwerkes mit einer Kapazität von 4,6 GW bekannt. Das Atomkraftwerk soll die Stromversorgung der Region sichern. Es soll für einen Betrieb von 50 Jahren ausgelegt werden.

2016. Geplante Inbetriebnahme Block 1.

2018. Geplante Inbetriebnahme Block 2.

2019. Geplante Inbetriebnahme Block 3.

2020. Geplante Inbetriebnahme Block 4.

Atomkraftwerke in Russland