Samstag, 23. August 2014

Studienzentrum für Kernenergie

Das belgische Studienzentrum für Kernenergie (niederländisch Studiecentrum voor Kernenergie • französisch Centre d'Étude de l'énergie Nucléaire, kurz SCK•CEN) befindet sich in Mol. Es wurde am 9. April 1952 gegründet und 1957 in eine Einrichtung des öffentlichen Rechts umgewandelt. Es ist das größte und bedeutsamste Atomforschungszentrum Belgiens. Mehr als 600 Wissenschaftler und Techniker sind dort hauptsächlich auf den Gebieten Atomare Sicherheit, Forschung im Entsorgungssektor, Strahlenschutz und Safeguards beschäftigt. 

In der Anlage wurden insgesamt fünf Atomreaktoren betrieben. Der Reaktor BR-3 war als Atomkraftwerk von 1962 bis 1987 in Betrieb und der erste kommerzielle Atomreaktor Belgiens, zudem der erste kommerziell Strom erzeugende Druckwasserreaktor (DWR/PWR) Europas. Bei den anderen vier Reaktoren handelt es sich um Forschungsreaktoren. Die Reaktoren BR-1 und BR-2 sind in Betrieb, der Reaktor VENUS ist temporär abgeschaltet und der BR-02 ist stillgelegt.

Von 1967 bis 1974 wurde in Mol die Wiederaufbereitungsanlage Eurochemic betrieben.

16. Dezember 1987. Es wird bekannt dass das Studienzentrum für Kernenergie in Mol in den Skandal um Atommüllschiebereien und Schmiergelder im Hanauer "Atomdorf" verwickelt ist. Von dort aus wurden von der Nukem-Tochtergesellschaft Transnuklear laut dem Sprecher des Konzerns 1942 Fässer mit hochradioaktivem Inhalt illegal nach Deutschland gebracht.

1991 wurden die nichtnuklearen Aktivitäten des Zentrums in das Flämische Institut für Technologische Forschung (VITO) verlagert.

Neben den Forschungseinrichtungen des SCK•CEN sind auch die noch in Betrieb befindlichen Brennelementfabriken für Uran- und Mischoxid-Brennelemente in Mol angesiedelt.

Forschungsreaktor BR-1

1. Januar 1954. Baubeginn. Es handelt sich um einen luftgekühlten Reaktor mit Graphit als Moderator, Natururan als Brennstoff und einer thermischen Leistung von insgesamt 4 MW.

Freitag, 11. Mai 1956. BR-1 wird als erster belgischer Forschungsreaktor kritisch.

Forschungsreaktor BR-2

1. Januar 1958. Baubeginn. Es handelt sich um einen leichtwassergekühlten Reaktor mit einer thermischen Leistung von 100 MW. Pläne, einen Brutreaktor zu bauen, scheitern.

1. Januar 1959. Baubeginn BR-02 (Power Mockup für BR-2).

1. Dezember 1959. BR-02 wird in Betrieb genommen.

29. Juni 1961. BR-2 wird in Betrieb genommen.

1. März 1993. BR-02 wird stillgelegt.

Prototyp-Druckwasserreaktor BR-3

1. November 1957. Baubeginn. Es handelt sich um einen Druckwassserreaktor mit einer thermischen Leistung von 40,9 MW und einer elektrischen Leistung von 10 MW netto und 12 MW brutto. Er wurde aus den USA importiert.

29. August 1962. BR-3 wird erstmals kritisch.

10. Oktober 1962. BR-3 wird erstmals mit dem Stromnetz synchronisiert und geht noch am selben Tag als erster belgischer Atomreaktor in den kommerziellen Leistungsbetrieb.

30. Juni 1987. BR-3 wird endgültig stillgelegt.

Forschungsreaktor Vulcain Experimental Nuclear Study (VENUS)

1. Januar 1963. Baubeginn. Es handelt sich um einen Nulleistungsreaktor.

30. April 1964. VENUS wird erstmals kritisch.

3. Januar 2007. Der Reaktor wird temporär zu einem Umbau abgeschaltet.

Forschungsreaktor BR-4

Es existieren vage Planungen für einen weiteren kommerziellen Druckwasserreaktor mit einer Leistung von 1000 MW.

Quellen