Mittwoch, 3. September 2014

Atomkraftwerk Kaliningrad

Das geplante russische Atomkraftwerk Kaliningrad (russisch Калининградская АЭС, auch Kernkraftwerk Neman, russisch Неманская АЭС, offiziell Kernkraftwerk Baltijskaja, russisch Балтийская АЭС) auch “Baltic Nuclear Power Plant” genannt sollte in der Oblast Kaliningrad nahe der Stadt Neman (dt. Ragnit) ursprünglich bis 2016 nur 10 Kilometer von der russisch-litauischen Grenze entfernt entstehen. Es war ausschließlich für den Stromexport in die EU gedacht, die Region braucht die zusätzliche Energie nämlich gar nicht. 

Nach Angaben der Umweltschutzorganisation Global 2000 sagte der russische Präsident Wladimir Putin das Projekt im Mai 2013 ab, eine offizielle Bestätigung steht noch aus. Es sollen sich keine europäischen Investoren finden lassen haben.

Laut der Nichtregierungsorganisation (NGO) Ecodefense sprachen sich 67% der Bevölkerung Kaliningrads gegen das geplante AKW aus. Zudem soll Litauen öffentlich abgelehnt haben, die erzeugte Elektrizität aus diesem Atomkraftwerk zu kaufen, obwohl diese Anlage unter anderem zum Export von Strom in andere Länder geplant wurde.

Atomkraftgegner weisen auch darauf hin, dass bei der Planung des AKWs gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsnormen verletzt worden sein sollen. Es wurde weder eine Prüfung des seismischen Risikos am Standort vorgenommen, noch wurde ein Plan für den Umgang mit dem hochradioaktiven Abfall vorgelegt. Die Unfallanalyse ist völlig unzureichend und geht davon aus, dass sich selbst die Auswirkungen eines ernsten Unfalls auf das Reaktorgelände beschränken würden. Dementsprechend existieren keine Notfallpläne für die Evakuierung der örtlichen Bevölkerung.

Geschichte

Februar 2008. Das Atomkraftwerk Kaliningrad wird von der Firma InterRAO EES vorgeschlagen. Es soll einen großen Teil der erzeugten Energie exportieren. Es soll zwei Blöcke mit Atomreaktoren vom Typ WWER-1200 (AES-2006) mit jeweils 1200 MW bekommen, die von Atomenergoprojekt Sankt Petersburg entworfen werden. Es soll 13 Kilometer südöstlich der Stadt Neman errichtet werden. Das Projekt soll 6 Milliarden Euro kosten. Das Atomkraftwerk soll analog zum geplanten Neubau des litauischen Atomkraftwerks Visaginas gebaut werden. Es ist geplant, den Strom nach Deutschland und St. Petersburg zu exportieren. Der tschechische Energieversorger ČEZ hat Interesse an dem Projekt gezeigt.
Das Land Litauen hat Bedenken gegen das Projekt geäußert und hat eine Resolution bei der Europäischen Union gegen das Projekt beantragt, die den Bau allerdings nach Einschätzungen nicht aufhalten kann. 

Mitte 2008. Der Plan führt zu einer Änderung des föderalen Zielprogramms von 2007.

August 2008. Der Bau wird von Rosatom genehmigt.

April 2011. Baubeginn für den ersten Block.

Sommer 2011. Philipp Rösler (Mövenpickpartei / Bundeswirtschaftsminister) verhandelt unmittelbar nach dem Ausstiegsbeschluss über einen russischen Atomstromimport nach Deutschland. Dafür ist ein spezielles Unterseekabel durch die Ostsee im Gespräch. Darüber hinaus will die deutsche HypoVereinsbank Zulieferungen der Firma Alstom für das Kaliningrader AKW mit einem Exportkredit finanzieren.

Oktober 2011. Die litauische Regierung informiert die Europäische Kommission formell über Pläne zum Bau eines neuen Atomkraftwerks Visaginas. Litauen, Estland, Lettland und Polen planen, zusammen einen 'fortgeschrittenen Siedewasserreaktor (SWR) der 1300-MW-Klasse zu bauen. Dieses Projekt konkurriert mit dem Atomkraftwerk Kaliningrad. Beide Projekte stehen mittlerweile vor dem Aus.

Ende 2012. Die Bauarbeiten für den zweiten Block sollten beginnen.

Mai 2013. Laut Angaben der Umweltschutzorganisation Global 2000 sagte der russische Präsident Wladimir Putin das Projekt ab, eine offizielle Bestätigung steht noch aus.

24. August 2014. Die russische Anti-AKW-Gruppe Ecodefense steht ab morgen in Kaliningrad vor Gericht. Ihr wird vom russischen Justizministerium vorgeworfen, sich gegen besseres Wissen nicht in die Liste der "ausländischen Agenten" eingetragen zu haben. Den Umweltschützern droht bei einer Verurteilung eine Geldbuße in Höhe von 16.000 Euro. Man vermutet dass die AKW Gegner für ihre Aktionen gegen das AKW Kaliningrad abgestraft werden sollen. Ecodefense hat runde Tische, Mahnwachen und eine Umfrage organisiert. 

2016. Das AKW solle ursprünglich ab jetzt Strom ins Netz einspeisen.

2017. Das AKW sollte nach einem späteren Plan ab jetzt Strom erzeugen.

Quellen