Yatsushiro-See |
Die japanische Stadt Minamata liegt in der Präfektur Kumamoto auf der Insel Kyūshū an der Küste zum Binnenmeer Shiranuikai. In der Umgebung gibt es mehrere Thermalquellen, die zum Baden genutzt werden.
Bekannt wurde Minamata im Jahr 1956 wegen Umweltschäden durch unkontrollierte Verklappung von Abfällen in den Yatsushiro-See. Bei Menschen und Tieren zeigten sich Schädigungen am zentralen Nervensystem, die bald auf die Aufnahme von Quecksilberverbindungen aus Lebensmitteln und Trinkwasser zurückgeführt werden konnten.
Der Chemiekonzern Chisso, der am Ort eine Acetaldehyd-Anlage unterhielt, stritt zunächst jeden Zusammenhang ab, obwohl er in eigenen Versuchsreihen festgestellt hatte, dass das Abwasser aus der Acetaldehyd-Produktion genau die beobachteten Symptome an Tieren hervorruft.
Symptome von chronischer Vergiftung durch organische-Quecksilber Verbindungen sind zunächst Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, später Ataxie (Störungen der Bewegungskoordination), Lähmungen, Psychosen. In schweren Fällen Koma. Nicht selten endet die Krankheit dann tödlich. Quecksilber-Vergiftung bedeutet, ein Leben lang unter Schmerzen zu leiden und mit Lähmungen, Taubheit und Gehirnschädigungen zurecht zu kommen.
Acetaldehyd |
Bei der Herstellung von Acetaldehyd (CH3-CHO) werden Quecksilberverbindungen als Katalysator verwendet. Katalysator ist in der Chemie ein Stoff der die Reaktionsgeschwindigkeit einer Chemischen Reaktion erhöht ohne selbst verbraucht zu werden. Acetaldehyd ist ein wichtiger Ausgangsstoff der chemischen Industrie z.B. zur Herstellung von Essigsäure, Essigsäureanhydrid, Butadien, Acrolein und Pentaerythrit.
Erst nach einer staatlichen Untersuchung gab der Konzern zu, dass die Einleitung von Methylquecksilberiodid ins Meerwasser zu einer dramatischen Anreicherung von Quecksilberverbindungen in den Meeresalgen und in der Folge auch in den Fischen, dem Hauptlebensmittel der Einwohner des Küstenortes geführt hatte. Das Nervengift wurde jedoch noch 12 weitere Jahre ungefiltert ins Meer geleitet. Staatliche Aufsicht gab es keine. Erst 1968 baute Chisso Filteranlagen ein. Gleichzeitig begrenzte der Konzern, gedeckt von der japanischen Regierung, die Ansprüche der Opfer auf Entschädigung.
Quecksilber |
- W. Eugene Smith, der mehrere Jahre in Minamata lebte und fotografierte. Seine Bilder wurden u.a. in Life und in einem Buch veröffentlicht
- die japanische Autorin Michiko Ishimure mit dem Buch "Paradies im Meer der Qualen"
- der japanische Dokumentarfilmer Noriaki Tsuchimoto mit seinem 1971 erschienenen Film "Minamata - die Opfer und ihre Krankheit
Man schätzt dass etwa 17.000 Menschen mehr oder weniger schwer geschädigt wurden und davon etwa 3.000 Menschen gestorben sind. Um Entschädigungen zu erhalten musste jeder Betroffene den Konzern einzeln verklagen. Nach langwierigen Prozessen wurden gerade einmal 2268 Opfer offiziell anerkannt. Davon leben im Oktober 2013 noch 693 Menschen.
1954 ereignete sich in Japan ein weiterer Fall der Minamata-Krankheit am Fluss Agano in Kanose (heute: Aga) in der Präfektur Niigata. Dort unterhielt die Firma Shōwa Denkō den selben Produktionsprozess wie Chisso in Minamata. Weitere Fälle der Minamata-Krankheit traten entlang des Songhua-Flusses in China, in Kanada und in Tansania auf. 1999 konnten japanische Wissenschaftler auch bei Indianern am Amazonas die Minamata-Krankheit nachweisen. Hier gelangte illegal Quecksilber beim Goldwaschen in das Flusswasser.
Die höchsten Quecksilber-Werte werden in polarnahen Gebieten gefunden. Laut Schätzungen der UNEP gelangen pro Jahr rund 200 Tonnen Quecksilber in die Arktis. Dort wird es von Fischen aufgenommen und gelangt so in die Nahrungskette. Auch Schwellenländer wie China und Indien verursachen mit zunehmender Verbrennung von Kohle in Kraftwerken große Quecksilberemissionen. Der größte Verursacher ist laut UNEP jedoch der Goldbergbau. Kleingeweblicher Goldabbau z.B. in Afrika und Südamerika wird meist völlig ohne Kontrolle betrieben. In der Atmosphäre breitet sich Quecksilber wegen seiner hohen Flüchtigkeit weiträumig aus.
In der Türkei werden 24,4 Tonnen Gold / Jahr erzeugt. Das ist fast die Hälfte der gesamten europäischen Produktion. Geologen schätzen dass insgesamt 6500 Tonnen Gold in türkischer Erde zu finden sind. Davon wurden bisher 710 Tonnen nachgewiesen. In den Ida-Bergen, nahe der Bucht von Edremit liegt eines der größten Goldvorkommen. Die kanadische Firma Pilot Gold möchte dort eine Mine errichten. Dieser müsste die antike Stadt Skepsis weichen. Zudem gefährdet sie das Trinkwasser in dem erdbebengefährdeten Gebiet. Das Absatzbecken für die Zyanidlauge soll neben dem Wasserreservoir der Stadt Canakkale gebaut werden. Daher kommt es zu wütenden Protesten gegen die Mine. Aktivisten errichteten ein Zeltlager und traten in den Hungerstreik.
In der Türkei werden 24,4 Tonnen Gold / Jahr erzeugt. Das ist fast die Hälfte der gesamten europäischen Produktion. Geologen schätzen dass insgesamt 6500 Tonnen Gold in türkischer Erde zu finden sind. Davon wurden bisher 710 Tonnen nachgewiesen. In den Ida-Bergen, nahe der Bucht von Edremit liegt eines der größten Goldvorkommen. Die kanadische Firma Pilot Gold möchte dort eine Mine errichten. Dieser müsste die antike Stadt Skepsis weichen. Zudem gefährdet sie das Trinkwasser in dem erdbebengefährdeten Gebiet. Das Absatzbecken für die Zyanidlauge soll neben dem Wasserreservoir der Stadt Canakkale gebaut werden. Daher kommt es zu wütenden Protesten gegen die Mine. Aktivisten errichteten ein Zeltlager und traten in den Hungerstreik.
Erst um das Jahr 2000 wurde von der Schweiz und von Norwegen ein Abkommen zur Einschränkung des Gebrauchs von Quecksilber angestoßen. 2009 einigten sich Umweltminister in Nairobi auf ein Verbot von Quecksilber. Möglich wurde das durch Einlenken der USA die bisher ein Abkommen blockiert hat.
Am 18. Januar 2013 nahmen Vertreter von rund 140 Ländern den Entwurf an. Das Abkommen soll völkerrechtlich verbindlich sein, die Produktion von Quecksilber drosseln und dazu führen dass die Verwendung in Produkten und industriellen Prozessen allmählich zurückgefahren wird. die Herstellung bestimmter quecksilberhaltiger Produkte soll bis 2020 beendet werden. Auch die Eröffnung neuer Quecksilberminen in den Vertragsstaaten soll verboten werden. Für Lagerung und Behandlung von quecksilberhaltigen Abfällen wollen Mindeststandards gelten. Um die Einhaltung der Vorgaben zu sichern soll ein Überwachungsmechanismus eingeführt werden.
Die Wirksamkeit ist jedoch eingeschränkt weil die Kontrolle von Quecksilberemissionen aus Hauptquellen wie Kohlekraftwerken zu schwach sind. Der Vertrag soll im Oktober 2013 aus symbolischen Gründen in Minamata unterschrieben werden. Bevor das Abkommen in Kraft tritt muss es von 50 Staaten ratifiziert werden was drei bis fünf Jahre dauern wird.
29. Oktober 2013. Gregor Asner (Carnegie Institution for Science in Stanford / Kalifornien) hat zusammen mit peruanischen Kollegen die Folgen von illegalem Goldschürfen untersucht und im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht. Insbesondere ist dort seit 2008 erschreckend viel Regenwald zerstört worden. Im Jahr 1999 nahmen die illgalen Minen weniger als 100 Quadratkilometer ein. Im September 2012 waren es bereits mehr als 500 Quadratkilometer. Befeuert wird das durch den steigenden Goldpreis.Eine weitere Studie aus Kalifornien die in "PNAS" veröffentlich wurde zeigt am Beispiel des Yuba River, wo während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Goldsucher große Mengen von mit Quecksilber belastetem Boden entstanden ist, dass das Quecksilber bzw. Quecksilberverbindungen aus den Böden ausgewaschen und Flussabwärts transportiert werden. Laut Michael Bliss Singer und seinen Kollegen (University of St. Andrews / Großbritannien) wird dieses Ausschwemmen während der nächsten 10.000 Jahre immer wieder auftreten.
16. September 2015. Laut Foodwatch möchte die Europäische Kommission die Grenzwerte für Quecksilber in Fische am Ende der Nahrungskette wie etwa Thun- oder Schwertfisch aus „wirtschaftspolitischen Gründen“ von einem auf zwei Milligramm Quecksilber je Kilogramm Fisch anheben. Diese sind bereits heute so stark mit Quecksilber belastet, dass auf Grundlage der noch geltenden Grenzwerte etwa 50 Prozent der Fänge nicht verkauft werden dürfen. Nach einer Verdoppelung wären "nur" noch 14,5% dieser Fische unverkäuflich.
29. Oktober 2013. Gregor Asner (Carnegie Institution for Science in Stanford / Kalifornien) hat zusammen mit peruanischen Kollegen die Folgen von illegalem Goldschürfen untersucht und im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) veröffentlicht. Insbesondere ist dort seit 2008 erschreckend viel Regenwald zerstört worden. Im Jahr 1999 nahmen die illgalen Minen weniger als 100 Quadratkilometer ein. Im September 2012 waren es bereits mehr als 500 Quadratkilometer. Befeuert wird das durch den steigenden Goldpreis.Eine weitere Studie aus Kalifornien die in "PNAS" veröffentlich wurde zeigt am Beispiel des Yuba River, wo während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Goldsucher große Mengen von mit Quecksilber belastetem Boden entstanden ist, dass das Quecksilber bzw. Quecksilberverbindungen aus den Böden ausgewaschen und Flussabwärts transportiert werden. Laut Michael Bliss Singer und seinen Kollegen (University of St. Andrews / Großbritannien) wird dieses Ausschwemmen während der nächsten 10.000 Jahre immer wieder auftreten.
16. September 2015. Laut Foodwatch möchte die Europäische Kommission die Grenzwerte für Quecksilber in Fische am Ende der Nahrungskette wie etwa Thun- oder Schwertfisch aus „wirtschaftspolitischen Gründen“ von einem auf zwei Milligramm Quecksilber je Kilogramm Fisch anheben. Diese sind bereits heute so stark mit Quecksilber belastet, dass auf Grundlage der noch geltenden Grenzwerte etwa 50 Prozent der Fänge nicht verkauft werden dürfen. Nach einer Verdoppelung wären "nur" noch 14,5% dieser Fische unverkäuflich.
Bilder aus Wikimedia Commons
Acetaldehyd, Lizenz: Public Domain, Urheber: Benjah-bmm27
Yatsushiro-See, Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2, Urheber: bobo 12345, derivative work: DALIBRI
Quecksilber, Lizenz: GNU Free Documentation License, Version 1.2, Urheber: Materialscientist
Quellen
16.09.2015, taz, Foodwatch kritisiert EU-Kommission, Lecker Thunfisch mit mehr Gift
09.11.2013, Focus, Giftkatastrophen und Naturverlust, Umwelt und Menschen zahlen hohen Preis für Gold
29.10.2013, Sueddeutsche, Goldsucher in Peru, Wie die Finanzkrise den Regenwald zerstört
29.10.2013, Spiegel, Abholzung und Quecksilbervergiftung, Der hohe Preis des Goldes
10.10.2013, Tagesschau, Internationale "Minamata-Konvention", Die Verbannung des Quecksilbers
09.11.2013, Focus, Giftkatastrophen und Naturverlust, Umwelt und Menschen zahlen hohen Preis für Gold
29.10.2013, Sueddeutsche, Goldsucher in Peru, Wie die Finanzkrise den Regenwald zerstört
29.10.2013, Spiegel, Abholzung und Quecksilbervergiftung, Der hohe Preis des Goldes
10.10.2013, Tagesschau, Internationale "Minamata-Konvention", Die Verbannung des Quecksilbers