Freitag, 28. Dezember 2018

Militanter Neonazi Thorsten Heise

Thorsten Heise (2018)
Der mehrfach verurteilte militante Neonazi Thorsten Heise wurde am 23. Juni 1969 in Göttingen geboren.

Seit Februar 2017 ist er Landesvorsitzender der NPD Thüringen.

Außerdem ist Heise seit längerer Zeit in der rechtsextremen Musikszene aktiv. Er ist Veranstalter zahlreicher Neonazi-Konzerte mit bis zu 1000 Teilnehmern.

Er ist Herausgeber der Zeitschrift Volk in Bewegung & Der Reichsbote.

Er hat Kommunikationselektroniker gelernt und ist führender Aktivist der Freien Kameradschaftsszene und Mitglied im Bundesvorstand der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD).

Heise wurde mehrfach vorbestraft wegen schwerer Körperverletzung, Landfriedensbruch, Nötigung, Volksverhetzung und dem Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Er tritt oft als Redner, Anmelder und Organisator bei Neonazi-Aufmärschen auf. Er soll auch Koordinator zur Neonaziszene in Südafrika gewesen sein. Dort sollen militärische Trainings stattgefunden haben.

Wie die Rechercheplattform EXIF – Recherche & Analyse berichtet, soll Heise zudem „Kristallisationsfigur und Spiritus Rector“ von Combat 18 sein.

Thorsten Heise lebt in dem thüringischen Dorf Frettercode. Es ist das größte und schönste Haus in Fretterode. Es liegt mitten in dem  auf einer kleinen Anhöhe gleich hinterm Kriegerdenkmal, wie es sich für einen stellvertretenden NPD-Vorsitzenden und international vernetzten Neonazi gehört.

Durch das schmiedeeiserne Tor führt eine Auffahrt hoch zu dem alten Gutshaus, vorbei an einem Denkmal mit den Abzeichen der Leibstandarte SS Adolf Hitler und der 12. SS-Panzerdivision Hitlerjugend.

Leben

23. Juni 1969. Thorsten Heise wird in Göttingen geboren.

Heise beginnt seine Neonazi-Karriere in der 1995 verbotenen Freiheitlich Deutschen Arbeiterpartei (FAP). Dort steigt er schnell zum Landesvorsitzenden in Niedersachsen auf.

Deutsche Wende. Ende der 1980er Jahre und Anfang der 1990er Jahre entsteht im Osten Deutschlands ein Machtvakuum. Nach dem Fall der Mauer gibt es dort viele, vor allem auch junge Leute, die anfällig für Hassbotschaften sind. Michael Kühnen (Leitfigur der westdeutschen Ultranazis) nennt die Aufnahmebereitschaft für Extremistisches Gedankengut welche das DDR-Regime hinterlassen hatte "Traumhaft". In den folgenden Jahrzehnten wird die NPD im Osten von Leuten wie Udo Pastörs (NPD-Chef von Mecklenburg-Vorpommern) und Udo Voigt (NPD-Ex-Parteichef), Holger Apfel, Thorsten Heise, Karl-Heinz Hoffmann (Gründer der "Wehrsportgruppe Hoffmann") geprägt.

1989. Heise versucht einen libanesischen Flüchtling mit dem Auto zu überfahren. Zum anstehenden Prozess 1991 taucht er unter, wird jedoch kurz darauf in Berlin gefasst

1990. Er führt einen Angriff von 80 Neonazis auf das Jugendzentrum Innenstadt (JUZI) in Göttingen an.

1991. Heise versucht wegen einem anstehenden Prozess zu flüchten. Kurz darauf wird er jedoch in Berlin gefasst.

August 1993. Heise tritt beim "Rudolf-Heß-Gedenkmarsch" in einer verbotenen Uniform auf.

1994. Auf einer Abiturfeier beschießt Heise Schüler mit einer Gaspistole. Daraufhin wird er zu einer achtmonatigen Haftstrafe verurteilt.

1996. Heise wird wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz bei seinem Auftritt beim "Rudolf-Heß-Gedenkmarsch" im August 1993 zu einer Geldstrafe in Höhe von 2700 DM (ca. 1350 Euro) verurteilt.

1997. Heise wird aus der Haft entlassen. Danach wird er Anführer der neonazistischen "Kameradschaft Northeim". Die "Kameradschaftsabende" finden in seinem Haus in Northeim statt. Im selben Jahr greift er anlässlich einer "Vatertagstour" Polizeibeamten tätlich an.

Dezember 1998. Heise betreibt ab jetzt einen "Großhandel für Bild- und Tonträger, Geschenkartikel, Militärbekleidung und -schuhe, Campingartikel".

Juni 1999. Heise heiratet zunächst auf dem Standesamt in Nordheim und lädt am nächsten Tag etwa 250 Gäste, dabei auch Holger Gerlach zusammen mit Hannes E. (Kader des niedersächsischen Blood & Honour), ein. Laut Ermittlungsakten soll Gerlach die Order haben, Heise um Hilfe für den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zu bitten. Die Pläne sollen jedoch geplatzt sein.

Dezember 1999. Heise kauft das frühere Gutshaus der Herren von Hanstein in Fretterode im türingischen Eichsfeld an der Grenze zu Niedersachsen und Hessen. Es ist bis zu dem Zeitpunkt als Pflege- und Altenheim genutzt worden.

2000. Heise muss wegen der Tätlichkeiten von der "Vatertagstour" im Jahr 1997 für 1,5 Jahre ins Gefängnis.

Thorsten Heise
2002. Heise wird wieder aus einer Haft entlassen und zieht in das 1999 erworbene Gutshaus um. Anfänglich gibt er vor, nur in dem Haus mit fast 600 Quadratmetern Wohnfläche und einem Grundstück von 2000 Quadratmetern wohnen zu wollen. Nach kurzer Zeit werden dort jedoch bereits Treffen der auch weiterhin von ihm geführten Kameradschaft Nordtheim und der neu gegründeten und auch von ihm geführten Kameradschaft Eichsfeld abgehalten.

In Frettercode gründet Heise den rechtsextremen Versand und das Label "WB Records" bzw. "WB Versand" ("Witwe Bolte"-Versand). Er vertreibt in erster Linie Bands, die dem Blood & Honour-Netzwerk angehören oder nahestehen. Heise pflegt besonders enge Verbindungen zu Bands und B&H-Aktivisten aus Skandinavien.

Bei ihm werden mehrere tausend CDs mit volksverhetzenden Texten beschlagnahmt, die in Thailand produziert worden sind. Andere für den WB-Versand produzierte Tonträger werden wegen ihres rassistischen und volksverhetzenden Inhaltes in Deutschland von der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert.

Heise gehört auch zu den Drahtziehern beim "Projekt Schulhof-CD". Dabei werden 50.000 CDs mit Rechtsrock und Neonazi-Propaganda bundesweit kostenlos in der Nähe von Schulhöfen und Jugendeinrichtungen unter Jugendlichen und Kindern verteilt. Er unterstützt als Sponsor auch Neonazi-Großveranstaltungen in Thüringen wie das "Fest der Völker" in Jena oder "Rock für Deutschland" in Gera. Dort betreibt er mit seinem Versand auch eigene Stände. Das Konzept des Festivals übernimmt er für den so genannten "Eichsfelder Heimattag".

2003. Heise nähert sich der NPD an. Mit den Parteispitzen Udo Voigt und Holger Apfel führt er zahlreiche Gespräche. Zusammen mit anderen 13 Neonazis ist er für das NPD-Verbotsverfahren als Auskunftsperson vorgesehen.

Frühjahr 2003. Heise gerädt ins Visier der thüringischen Justiz nachdem Ermittler am Frankfurter Flughafen eine Sendung von ca. 5000 CDs mit volksverhetzendem Inhalt aus Thailand abgefangen haben. Heise soll laut Auskunft der Ermittlungsbehörde der Besteller der Ladung gewesen sein. Bei einer Razzia werden auf dem Grundstück von Heise die Bestellunterlagen, Waffen und Munition gefunden.

September 2004. Thomas Wulff erklärt zusammen mit den Neonazis Thorsten Heise und Ralph Tegethoff kurz vor den Landtagswahlen in Sachsen seinen Beitritt zur NPD, um einen Beitrag zur Schaffung einer „Volksfront von Rechts“ zu leisten und als Mittler zwischen Partei und der militanten Kameradschaftsszene aufzutreten. Vom Parteivorstand wird der Beitritt der Neonazis mit einer Erklärung "Volksfront statt Gruppenegoismus" begrüßt. Alle drei sollen auf dem NPD-Parteitag im Oktober 2004 im thüringischen Leinefelde für den Bundesvorstand kandidieren. Sie ziehen jedoch ihre Kandidatur zugunsten von Heise zurück.

30./31. Oktober 2004. Im thüringischen Leinefelde in Eichsfeld findet der 30. Bundesparteitag der NPD statt. Heise gilt aus Hauptverantwortlicher für den Austragungsort. Er wird im ersten Wahldurchgang mit 64,7% der Stimmen als Beisitzer in den Bundesvorstand gewählt und leitet das "Referat Freie Kameradschaften".

9. März 2005. In Gremsdorf (Mitelfranken) findet ein Kongress / Jahreshauptversammlung der "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V." (HNG) statt. Es referiert Olaf Rose, der auch den umstrittenen Film "Geheimakte Heß" über Rudolf Heß drehte. Thorsten Heise überbrachte ein Grußwort an die NPD-"Kameraden" und Ralph Tegethoff erinnerte als letzter Redner in seinem Vortrag "an die letzten Kriegstage des Großdeutschen Reiches und seine tapferen Töchte rund Söhne, die" laut einer Pressemitteilung der NPD "noch in den letzten Kriegstagen und darüber hinaus ihr Leben für die Heimat gaben".

April 2005. Heise gehört nun auch als Beisitzer dem Vorstand des Landesverbands der NPD Thüringen an.

18. September 2005. Heise tritt für die NPD zur Bundestagswahl 2005 an. Er steht auf Platz 4 der Landesliste und als Direktkandidat für den Wahlkreis Eichsfeld - Nordhausen - Unstrut-Hainich-Kreis. Er erzielte 3,3% der Erststimmen.

Anfang 2006. Heise errichtet auf seinem Privatgrundstück in Frettercode das 1971 errichtete und 2004 von Unbekannten zerstörte Ehrenmal aus Marienfels für die "1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler" und die "12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend".

Februar 2006. Heise wird zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. Bisher ist er wegen schwerer Körperverletzung, Nötigung und Landfriedensbruch vorbestraft.

2007. Manfred Roeder, Jürgen Rieger, Frank Rennicke und Thorsten Heise nehmen an der Gründung der Deutsch-Russischen Friedensbewegung Europäischen Geistes e. V. teil.

Juli 2007. Heise wird vom Landgericht Mühlhausen neuerlich zu 6 Monaten Haft auf Bewährung wegen Volksverhetzung verurteilt.

Oktober 2007. Etwa 100 Polizisten vom Bundeskriminalamt durchsuchen die Räume von Heise und zwei weiteren Mitgliedern der NPD wegen Herstellung und Verbreitung rechtsextremer Musik. Die Ermittler finden neben Tonträgern mit verbotenen rechtsextremen Inhalten auch eine Maschinenpistole vom Typ Uzi Kaliber 9 Millimeter, ein historisches Maschinengewehr 34 Kaliber 7,92 Millimeter und eine Pistole vom Typ FN 10/22 Kaliber 7,65 (mit 38 Patronen hinter einem Spiegel im Schlafzimmer versteckt). Seinem Verfahren wird daher der Vorwurf des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetzt hinzugefügt. Zudem leitete die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main gleichzeitig Ermittlungen gegen Heise als mutmaßlichen Urheber der CD "Geheime Reichssache" der Neonazi-Band "Kommando Freisler" ein.

Drei Kassetten aus einem Diktiergerät, die ebenfalls beschlagnahmt wurden blieben lange Zeit unbeachtet. Als sie ausgewertet werden sollten stellten die Ermittler fest, dass ihnen ein entsprechendes Abspielgerät fehlte. Erst im Mai 2009 konnten die Kriminalisten schließlich den Inhalt abhören. Im Rahmen der Ermittlungen zur Terrorserie des NSU wurden die Bänder schließlich im November 2012 erneut ausgewertet und Wortprotokolle der Aufzeichnungen angefertigt. Heise hat wie sich herausstellte heimlich Gespräche mit Gleichgesinnten aufgezeichnet. Darunter Treffen mit Tino Brandt (Kopf vom "Thüringer Heimatschutz" (THS) und V-Mann für den Thüringer Verfassungsschutz).

Dezember 2007. Heise wird erstinstanzlich aufgrund einer Volksverhetzung wegen des Vertriebs von CDs, die "zu Hass gegen bestimmte Volksgruppen" aufstacheln verurteilt.

Mai 2008. Das Oberlandesgericht Braunschweig bestätigt zwei Fälle von Volksverhetzung durch Heise.

August 2008. In einer weiteren Instanz wird Heise wegen der CDs (Dezember 2007) verurteilt. Der Richter ist der Meinung dass es "schlimme, widerliche Texte" sind und Heise "unbelehrbar" ist. Er bekommt eine Strafe von 11 Monaten Haft auf Bewährung, 200 Sozialstunden Arbeit und 15.000 Euro Geldstrafe. Diese soll er mit den CDs verdient haben. Insgesamt ist das seine zwölfte Verurteilung.

7. Juni 2009. Bei den Kommunalwahlen in Thüringen im Jahr 2009 ist Heise Spitzenkandidat der NPD im Landkreis Eichsfeld. Die NPD erhält 3,3% der Stimmen und Heise bekommt als Vertreter der NPD einen Sitz im Kreistag.

15. November 2012. Der "Thüringer Medienverbund" wird in der Wartburgstadt gegründet. Gründungsmitglieder sind u.a. Frank Schwerdt (NPD-Bundesvize), Patrick Wieschke (NPD-Landesvorsitzender von Thüringen) und Thorsten Heise (NPD-Vizelandesvorsitzender von Thüringen).

Dezember 2012. Thorsten Heise wird durch das Bundeskriminalamt wegen Kontakten "zu Tätern oder Beschuldigten" des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) vernommen. Bei einer Hausdurchsuchung sind einschlägige Adressbücher, Tonbänder und eine E-Mail-Adresse von Thomas Richter (Mitglied des Ku-Klux-Klan) gefunden worden. Die mutmaßlichen Unterstützer des NSU haben sich offenbar laut einem Papier des Verfassungsschutzes immer wieder hilfesuchend an Heise gewendet. Er sollte wohl angefragt werden, ob sein Anwesen den Untergetauchten als Versteck dienen könne und ob seine Kontakte ins Ausland möglicherweise nützlich wären.

Ab Mitte März 2015. In den Medien wird die These aufgegriffen, Björn Höcke habe im Jahr 2012 unter dem Pseudonym Landolf Ladig Beiträge in mehreren rechtsextremen Zeitschriften (u.a. Volk in Bewegung & Der Reichsbote) der NPD publiziert. Der These liegt ein Artikel im Weblog von Andreas Kemper zugrunde. Kemper stellt seiner Meinung nach übereinstimmende, spezielle Formulierungen in Höckes und Ladigs Texten heraus, verweist auf eine Beschreibung des Wohnhauses von Höcke in einem Ladig-Text und berichtet über die räumlichen Nähe zwischen Höcke und dem Herausgeber der besagten Zeitschriften, dem militanten Neonazi und NPD-Funktionär Thorsten Heise.

In einer Studie für die Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen hält Kemper fest, es fänden sich in diesen Zeitschriften und zwei Jahre später bei Björn Höcke zahlreiche Argumentationsfiguren, Metaphern und selten verwendete Begrifflichkeiten.

Heise wohnt in Höckes Wahlkreis, und Höcke bestätigt, Heise persönlich zu kennen, laut Heise handele es sich bei dem Pseudonym Landolf Ladig aber nicht um Höcke.

17. April 2015. Der AfD-Bundesvorstand fordert Höcke auf, eidesstattlich zu versichern, dass er keine Texte unter dem Pseudonym Landolf Ladig verbreitet oder an deren Erstellung mitgewirkt habe.

Höcke erklärt in der Folge, niemals unter Pseudonym für eine NPD-Zeitung geschrieben zu haben, und er werde jeden juristisch belangen, der anderes behaupte. Die geforderte eidesstattliche Erklärung unterzeichnet er nicht. Diese habe ihren Ort in einem Strafprozess, sei aber kein Instrument der innerparteilichen Kommunikation. Es dürfe nicht sein, dass ein AfD-Funktionär „auf absurde Behauptungen eines linksextremen Soziologen“ mit eidesstattlichen Erklärungen antworten müsse.

Heise gibt auf Nachfrage an, dass es sich bei Landolf Ladig nicht um Höcke handele, bestätigt aber, dass der Name ein Pseudonym sei.

Im Antrag des Parteiausschlussverfahrens gegen Höcke vor dem Landesschiedsgericht Thüringen schreibt der Anwalt des Bundesvorstandes im April 2017, anhand der vorliegenden Indizien seien vernünftige Zweifel daran, Höcke habe unter der Bezeichnung Landolf Ladig Texte veröffentlicht, nicht mehr möglich. Höcke habe gegenüber einem Zeugen zugegeben, Ladig zu sein. Dieser Zeuge widerruft später seine Darstellung.

Der FAZ-Redakteur Justus Bender recherchiert einen Autor H. (nicht identisch mit Höcke), der von sich behauptet, er habe zusammen mit zwei weiteren mittlerweile verstorbenen Personen die Texte unter dem Pseudonym „Landolf Ladig“ verfasst. Er könne dies mit Zahlungsbelegen für das dafür erhaltene Honorar beweisen und habe diese einem Richter im Schiedsverfahren zur Verfügung gestellt. Kurz darauf stellt Heise in einem Video-Interview Rigolf Hennig als Landolf Ladig vor, welcher jedoch nicht mit dem von Bender ermittelten H. identisch sei.

März 2017. Heise wird vom radikalen Flügel der NPD zur Wahl für den Bundesvorstand aufgestellt. Die Partei brauche dringend einen Neuanfang, brauche neue Impulse und Visionen. „Und ich sehe die nicht, das die bei Frank Franz vorhanden sind“, so Heise.

11. März 2017. Auf dem Bundesparteitag der NPD in Saarbrücken verliert Thorsten Heise gegen Frank Franz in der Abstimmung um den Parteivorsitz mit 69:102 Stimmen der Delegierten. Heise wird als einer von drei stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.

18. November 2017. Unter schützenden Bauzelten beginnen die Aktionskünstler vom Zentrum für politische Schönheit (ZPS) im Garten des Nachbarhauses von Björn Höcke mit der Aufstellung von 24 Stelen, einen verkleinerten Nachbau des Berliner Denkmals für die ermordeten Juden Europas.

22. November 2017. Für Philipp Ruch und die Aktionskünstler vom Zentrum für politische Schönheit (ZPS) bedeutet Björn Höckes Dresdner Rede den „Sündenfall“. „Das kann nicht so stehen bleiben, aus der Geschichte des Holocaust dürfen wir das nicht zulassen“, sagt Ruch.

Künstler des ZPS enthüllen deshalb auf einem nach ZPS-Angaben gepachteten Nachbargrundstück von Höckes Haus in Bornhagen einen verkleinerten Nachbau des Berliner Denkmals für die ermordeten Juden Europas, der aus 24 Stelen besteht. Zur Aktion gehört auch eine inszenierte „Beobachtung“ Höckes. Sie fordern von Höcke, er solle nach dem Vorbild von Willy Brandts Kniefall von Warschau auf die Knie fallen und für die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg aufrichtig um Vergebung bitten.

Auf einer eigens erstellten Website rufen die Künstler außerdem zu finanzieller Unterstützung auf. Mit dem Crowdfunding-Ziel von 28.000 Euro wolle man für die Erhaltung des Denkmals bis mindestens 2019 sorgen. Außerdem kann man sich laut Website auch selbst am „zivilgesellschaftlichen Verfassungsschutz“ beteiligen und Höcke vor Ort überwachen.

Die juristisch wohl eher grenzwertigen Überwachungsmaßnahmen rechtfertigt die Gruppe mit dem angeblichen Versagen des Thüringer Verfassungsschutzes. Sprecher Jochen: „Wir versuchen nur vorzuführen, was der Verfassungsschutz verpasst hat. Die Personenüberwachung in Thüringen wurde eingestellt – obwohl gerade dort wichtige Rechtsradikale wie Björn HöckeGötz Kubitschek und Thorsten Heise wohnen. Wir wollen eigentlich nur zeigen, wie man's richtig macht.“ Man habe außerdem dafür gesorgt, dass sich die Überwachung in einem „völlig legalen Rahmen“ abspiele.

2. März 2018.  Kurz vor Ende der Frist bewirbt sich Heise als Kandidat für die Wahl zum Landrat des Landkreises Eichsfeld. Seine Bewerbung wird vom Wahlausschuss am 13. März abgelehnt, da es Anlass zu Zweifeln hinsichtlich der Verfassungstreue von Heise gibt. Außerdem gibt es formale Hindernisse, denn die NPD hat parteiintern nicht die Ladungsfrist für die parteiinterne Wahlversammlung eingehalten.

21./22. April 2018. Heise ist Organisator des Neonazi-Festivals "Schild & Schwert"  im ostsächsischen Ostritz. Zu diesem Szenetreffen an der deutsch-polnischen Grenze kommen etwa 1.000 rechtsextreme Teilnehmer.

Gegen ihn wird anschließend ermittelt wegen eines Verstoßes gegen Paragraph 86a des Strafgesetzbuches, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Ordner auf dem Festival tragen T-Shirts mit dem Schriftzug "Arische Bruderschaft". Abgebildet ist darauf das Logo zweier gekreuzter Stielhandgranaten, das fast identisch ist mit dem des berüchtigten "SS-Sonderkommandos Dirlewanger". Heise vertreibt diese und andere Produkte mit diesem Logo auch über einen Online-Shop.

29. April 2018. Zwei Journalisten machen Foto- und Filmaufnahmen vom Grundstück von Thorsten Heise im Eichsfeld und werden von "Personen des rechten Spektrums" entdeckt. Daraufhin kommt es offenbar zu einer Vefolgungsjagd. Schließlich kommt das Fahrzeug der Journalisten in einem Graben auf einer Landstraße bei Hohengandern zum Stehen. Dann werden sie von zwei maskierten militanten Neonazis mit einem Baseballschläger, einem Messer, einem etwa 40 Zentimeter großen Schraubenschlüssel und Pfefferspray in ihrem Auto überfallen, verletzt und beraubt.

Die Angreifer rauben den Angaben zufolge die Fotoausrüstung, bevor sie im Auto flüchten. Der Wagen der Opfer werden die Scheiben eingeschlagen und die Reifen zerstochen, die beiden Männer werden leicht verletzt. Einer der Angegriffenen habe unter anderem eine Stichverletzung im Oberschenkel erlitten, sein Begleiter eine Kopfplatzwunde.

Der Fotograf kann nach Angaben seines Rechtsanwalts aber noch aus dem eigenen Fahrzeug Fotos von einem der Täter anfertigen. Die SD-Karte mit diesen Fotos kommt nicht in den Besitz der Rechten und wird der Polizei für die weiteren Ermittlungen zur Verfügung gestellt.

Die beiden Fotografen erstatten Strafanzeige wegen Verdachts des schweren Raubes und eines versuchten Tötungsdelikts.

Noch am selben Tag durchsucht die Polizei das Grundstück von Heise im Dorf Frettercode nach möglichen Beweismitteln. Tatverdächtig sind zwei 24-jährige aus dem Eichsfeld. Bei einem der Angreifer soll es sich nach den Ermittlungen der Polizei um ein Mitglied des NPD-Landesvorstands Niedersachsen handeln. Beide sind auf freiem Fuß. Der Staatsschutz übernimmt die weiteren Ermittlungen.

8. November 2018. Der Nazifunktionär gegen den ermittelt wird agiert bei einem Nazitreffen auf Heises Grundstück am  als Ordner – und Ansprechpartner der Polizei. Heise hat den Kriegsverbrecher Karl Münter als Referenten eingeladen.

Rund 120 Neonazis aus Deutschland und dem Ausland sind angereist. Der frühere SS-Mann Münter hat 1944 am Massaker im französischen Ascq mitgewirkt, bei dem eine SS-Einheit 86 Zivilisten erschoss.

Dezember 2018. Die Polizei schließt ihre Ermittlungen zu dem Überfall vom 30. April 2018 ab. Der Tatvorwurf lautet auf schweren Raub in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Für eine Tötungsabsicht oder auch nur einen bedingten Tötungsvorsatz – hierbei nimmt der Täter den möglichen Tod des Opfers billigend in Kauf – hätten sich nach den Ermittlungen der Polizei „keine objektiven Anhaltspunkte“ ergeben, sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Der Göttinger Rechtsanwalt Sven Adam, der die Opfer vertritt, sieht das anders. „Wer mit einem Messer blindwütig durch eine eingeschlagene Autoscheibe nach einem Menschen sticht, muss damit rechnen, dass er ihn so schwer verletzt, dass der Angegriffene tödlich verletzt wird“.

Gleiches gelte für den Angreifer, der einem anderen mit einem schweren Schraubenschlüssel auf den Kopf schlägt: „Hier wird das Gericht in der Hauptverhandlung prüfen müssen, ob nicht doch ein bedingter Tötungsvorsatz bei den Tatverdächtigen vorliegt.“

Januar 2019. Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen entscheidet über die Anklageerhebung.

Bilder aus Wikipedia / Wikimedia Commons
Thorsten Heise, Lizenz: "Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen Deuschland" Version 2.0, Urheber: Fotograf oder Zeichner: BRP (2005 - Neonazi-Kundgebung in Erfurt)
Thorsten Heise (2018), Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, Urheber: Erik-Holm Langhof

Quellen