Freitag, 1. März 2019

Atomkomplex Hanford Site

Straßenschild der Hanford Site
Die Hanford Site ist ein US-amerikanischer Atomkomplex am Columbia River im Südosten des US-Bundesstaats Washington in der Nähe der Stadt Richland.

Hauptaufgabe der Hanford Site während des Zweiten Weltkrieges und des Kalten Krieges war die Produktion von Plutonium für Atomwaffen. Das in Hanford erzeugte Plutonium wurde benutzt, um die erste Atombombe "Trinity" zu bauen. Ferner wurde es für die Bombe Fat Man, die auf Nagasaki (Japan) abgeworfen wurde, verwendet.

Das Gelände hat eine Größe von 1517 km², umfasst also die doppelte Fläche von Hamburg. Es liegt größtenteils im Benton County am Columbia River im Südosten des US-Bundesstaats Washington in der Nähe der Stadt Richland, etwa 300 Kilometer südöstlich von Seattle.

Hanford Site ist das radioaktiv am schwersten verstrahlte Gebiet der "westlichen Hemisphäre". Das Gebiet gilt als der radioaktiv am schwersten kontaminierte Ort in der westlichen Hemisphäre. Insgesamt wurden hier 110.000 Tonnen Atombrennstoff und etwa 1200 Tonnen Plutonium produziert, ungefähr 260 Tonnen davon sind waffenfähiges Plutonium.

Die Farmer und Anwohner der umliegenden Orte Richland, Pasco und Kennewick zählen zu den am stärksten verstrahlten Menschen der Erde. 52 Gebäude sind kontaminiert. 622 Quadratkilometer sind unbewohnbar. Insgesamt lagern dort 204.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll. Das sind etwa zwei Drittel des gesamten Atommülls der USA. Es gibt dort auch 177 Tanks mit Millionen Litern flüssigem Atommüll. Aus lecken Tanks sickern Millionen Liter radioaktive Schlacke ins Grundwasser. In kaputten Wasserbecken lagern mehr als 100.000 ausgebrannte Brennstäbe. Daneben gibt es noch 43.000 Kubikmeter kontaminierten Sand und 720.000 Liter Salpetersäure.

Das Kühlwasser für die Anlagen wurde dem Columbia River entnommen und bis 1971 heimlich, fast ungeklärt wieder in den Fluß zurückgepumpt. Erhöhte Strahlung konnte auch 500 Kilometer westlich, wo der Columbia River in den Pazifik fließt noch gemessen werden. Der vergiftete Fisch wurde vor allem von den Indianerstämmen gegessen.

Aus den Atomanlagen wurden auch regelmäßig radioaktive Wolken ausgestoßen. Der radioaktive Fallout wurde bis in die Nachbarstaaten Oregon, Mntana und Kanada geweht. Die Betroffenen wurden "Downwinder" genannt. Besonders in der Anfangsphase von 1945 bis 1951 wurden sie mit Jod-131 verseucht. Es gelangte auch in die Nahrungskette: Vieh, Milch, Eier, Getreide.

Am Rande des Geländes steht noch seit 1984 das aktives Atomkraftwerk Columbia. Betreiber ist das Konsortium Energy Northwest. Es soll über mehrere Bachup-Systeme verfügen und einem Erdbeben der Stärke 6,9 widerstehen können. Alleine 2010 wurden in dem Gebiet insgesamt 210 Erdbeben gemessen. Das schwerste davon hatte die Stärke 3,0.

Das Zieldatum der Dekontaminierung wurde 2011 wieder einmal nach hinten verlegt. Auf September 2052. Das sind mehr als 108 Jahre nach der Inbetriebnahme der Anlage.

Auch wenn der größte Teil von Hanford im Benton County liegt, so sind doch etwa 20 Prozent auf der anderen Seite des Columbia River im Grant County und Franklin County. Dieses Land gehörte zum Sicherheitsgürtel um die Anlage, ist nicht verseucht und wurde bereits freigegeben. Es wurde an Privatpersonen und Firmen verkauft; mittlerweile finden sich dort wieder bewässerte Felder und Obstgärten. Im Jahre 2000 wurden weitere Teile des ehemaligen Sicherheitsgürtels als Naturschutzgebiet Hanford Reach National Monument ausgewiesen.

Die Kontamination des Geländes lässt sich immer noch in der lokalen Flora und Fauna nachweisen. Pflanzen (z. B. Bodenroller) und Tiere (z. B. Mäuse oder Kaninchen) nehmen das belastete Material auf und verteilen es im Gelände. So muss auch bereits dekontaminiertes Gelände immer wieder auf verdächtige Spuren untersucht werden.

Die "Tank Farm"

Von Anfang an war der radioaktive Abfall der chemischen Plutoniumextraktion ein Problem. Da man ihn nicht einfach in die Umwelt leiten konnte, wurde er in riesige unterirdische Tanks gefüllt. Die Tanks wurden nacheinander gefüllt.

Laut dem Bulletin of the Atomic Scientists ist "in 177 Stahltanks  mit einem Fassungsvermögen von 250.000 bis 4.546.000 Litern der flüssige radioaktiven Abfall aus 45 Jahren Plutoniumgewinnung gelagert. Ein Hexengebräu mit jeweils 2 bis 3 Mio. Curie, gemischt aus stark strahlenden radioaktiven Elementen und giftigen Chemikalien" unterschiedlicher und oft nicht genau bekannter Zusammensetzung. Von den 177 Tanks sind 149 einwandige Tanks aus der Zeit von 1943 bis 1964. Danach wurden noch 28 doppelwandige Tanks gebaut.

Die beim Abklingen der radioaktiven Stoffe entstehende Wärme macht eine permanente Kühlung notwendig. Dazu kommt radiolytisch entstehendes Wasserstoffgas, welches nicht nur einen erheblichen Druck aufbauen kann, sondern durch das enthaltene Tritium (3H) radioaktiv ist. Durch Sedimentation sammeln sich die in den flüssigen Abfällen suspendierten Feststoffanteile, was zu weiteren Problemen wie Wärmestau durch mangelnde Konvektion und schwierige Entleerung der Tanks führt. Die Gase werden normalerweise mit Hilfe mechanischer Ventilation abgesaugt, die radioaktiven Elemente ausgefiltert und das Wasserstoffgas an die Umwelt abgegeben.

Die Tanks lassen sich in vier Kategorien teilen:

  • Tanks mit exothermem Inhalt – sie müssen gekühlt oder Wasser hinzugefügt werden
  • Tanks mit Eisencyanidhaltigem Inhalt – der Inhalt wird explosiv ab einer kritischen Temperatur
  • Tanks mit organischen Chemikalien (meist Lösungsmitteln) – leicht entflammbar
  • Tanks mit wasserstoffproduzierendem Inhalt – der entstehende Wasserstoff enthält radioaktives Tritium.

Laut Robert Cook (Ex-Mitglied der US-amerikanischen Atomaufsichtsbehörde) kann sich in der "Tank Farm" zu jeder Stunde "ein US-amerikanisches Kyschtym" ereignen. 1957 ist im sowjetischen Kyschtym ein unterirdischer Tank mit ähnlichen Atomabfällen explodiert. Der Fall-Out soll 2 Mio. Curie Radioaktivität enthalten haben. Danach war ein Gebiet von 15.000 Quadratkilometern mit einer Viertelmillion Menschen unbewohnbar.

Etwa jeder dritte Tank gilt als explosionsgefährdet. In 22 Tanks wurde in den 1950er Jahren Eisenzyanid hinzugefügt um Cäsium-137 auszufällen. Eine Mischung aus Eisenzyanid und Nitraten ist bei bestimmten Temperaturen jedoch eine explosive Mischung.

In 20 anderen Tanks, darunter 101-SY - mit 4,2 Mio. Liter einer der größten in Hanford - , hat sich im Laufe der Zeit an der Oberfläche der schlammartigen radioaktiven Abfälle eine harte Kruste gebildet, die eine Stärke von einem Meter und mehr erreichen kann. Im Laufe der Wochen bilden sich darunter explosive Gemische aus Wasserstoffgas und Stickoxiden die bei einem bestimmten Druck die Kruste durchbrechen. Von den Hanford-Technikern wird das verharmlosend "rülpsen" genannt.

Die beim Bau vorgesehene Lebensdauer war für die einwandigen Tanks 30 Jahre und für die doppelwandigen Tanks 50 Jahre. Die ältesten Tanks erreichen daher bereits das zweifache ihrer geplanten Nutzungsdauer. Durch Korrosion und bestrahlungsbedingte Versprödung der Tankwände sind nach Schätzungen bereits 67 der Tanks undicht geworden. Um eine weitere Kontamination des umgebenden Erdreichs zu verhindern, wird seit 2003 der Inhalt der einwandigen Tanks in neue doppelwandige Tanks umgefüllt.

Geschichte

Juni 1942. Das Army Corps of Engineers gründet den Manhattan Engineer District (MED), besser bekannt als das Manhattan-Projekt, um Plutonium und Uran im industriellen Maßstab für die MetLabs herzustellen.

Juli 1942. Das Uranium Committee des staatlichen Office of Scientific Research and Development (OSRD) startet ein intensives Forschungsprogramm über Plutonium am University of Chicago Metallurgical Laboratory (MetLab). Plutonium ist ein seltenes Element, das erst neun Monate zuvor in einem Labor der University of California erstmals isoliert worden ist.

November 1942. DuPont unterzeichnet einen Vertrag zum Bau einer Anlage für die Herstellung von Plutonium und Uran. DuPont empfahl, die Plutoniumproduktion weitab von der Uranproduktion in Oak Ridge National Laboratory, Tennessee anzusiedeln.

Der ideale Ort soll folgende Voraussetzungen erfüllen:
  • ein großes, abseits gelegenes Stück Land
  • ein gesicherter Gefahrenbereich von mindestens 19 km × 26 km
  • Raum für Labore, mindestens 13 km vom nächsten Reaktor oder der nächsten Anreicherungsanlage entfernt
  • keine Städte mit mehr als 1000 Einwohnern im Umkreis von 32 km um den Gefahrenbereich
  • keine Hauptverbindungsstraßen, Eisenbahntrassen und Arbeitersiedlungen näher als 16 km am Gefahrenbereich
  • saubere und verlässliche Wasserversorgung
  • genügend Elektrizität
  • fester Untergrund für massive Bauten
Dezember 1942. Nach intensiver Suche und Vorauswahl hatte General Leslie Groves, der Leiter des Manhattan Projekts, fünf Standorte zur Auswahl. Er entscheidet sich für Hanford als „ideal in allen Belangen“ (Matthias 1987) – mit Ausnahme der Dörfer White Bluffs und Hanford.

Anfang Februar 1942. General Groves gründet die Hanford Engineer Works. Die Bundesregierung enteignet das Land und siedelte die Bevölkerung der beiden Orte um. Auf Grund der Lebensmittelknappheit während des Krieges werden Gefangene eingesetzt, um die noch von den früheren Bewohnern bestellten Felder und Obstgärten abzuernten.

März 1943. Die Arbeiten an den Hanford Engineer Works (HEW) (bzw. Site W) beginnen unter strengster Geheimhaltung als "Hanford Engineer Works" im Rahmen des Manhattan-Projekts. In einem gigantischen Bauprojekt entstehen in Hanford neun Atomreaktoren.

Die Reaktoren werden am Ufer des Columbia River erbaut, da sie dessen Wasser zur Kühlung benötigen. Gewaltige Pumpwerke transportieren das Wasser zu den Reaktoren und wieder zurück. Da diese Reaktoren ohne Sekundärkühlkreis arbeiten, ist das die Reaktoren verlassende Kühlwasser stark mit radioaktiven Spaltprodukten belastet. Obwohl man es vor der Einleitung in den Columbia River sechs Stunden in riesigen Becken abklingen läßt, gelangen auf diesem Weg jeden Tag mehrere Terabecquerel langlebiger Nuklide in den Fluss und damit in die Umwelt, was um 1960 zu Protesten durch die Gesundheitsministerien von Oregon und Washington sowie den U.S. Public Health Service führt.

Oktober 1943. DuPont beginnt mit dem Bau des ersten großen Plutonium-Reaktors der Welt mit dem Codenamen B-Pile (Gebäude 100-B). (Atomspaltungsreaktoren werden derzeit allgemein als Pile, „Stapel“, bezeichnet.) Der Bau wird innerhalb eines Jahres fertiggestellt.

Im B-Reaktor wird das Plutonium für das Manhattan-Projekt geschaffen. Unter anderem stammt von dort das Material für die erste Atomexplosion "Trinity" am 16. Juli 1945 in New Mexiko und für Fat Man, die Atombombe, die am 9. August 1945 über Nagasaki explodiert.

12. Juli 1944. Die ersten Tests des B-Reaktors beginnen.

13. September 1944. Der B-Reaktor wird erstmals mit slugs beschickt. Dies sind Zylinder von etwa 2,5 cm Durchmesser und 7 cm Länge aus metallischem Natururan mit einer Aluminiumhülle. Sie werden hintereinander in Aluminiumröhren platziert, die den Reaktorkern waagerecht durchziehen und von Kühlwasser durchströmt werden. Als Moderator dient Graphit.

26. September 1944. Im B-Reaktor wird mit der Produktion von Plutonium begonnen,

6. November 1944. Nach einigen Schwierigkeiten wird das erste Plutonium produziert. Das Plutonium wird anschließend in der Einheit 221-T raffiniert.

Der Herstellungsprozess von Plutonium beginnt mit der Absorption eines Neutrons durch einen Uran-238-Kern. Das dadurch entstandene Uran-239 zerfällt mit einer Halbwertszeit von 23,5 Minuten durch einen β−-Zerfall zu Np-239, das mit einer Halbwertszeit von 3384 Minuten (2,35 Tage) durch einen weiteren β−-Zerfall zu Plutonium-239 zerfällt.

Die bestrahlten slugs werden zunächst in Wasserbecken gelagert und dann per Bahn zu einer der 16 km entfernt liegenden drei Separationsanlagen gebracht.

Dezember 1944. Die erste Separationsanlage zur Trennung von Plutonium "T-Plant" wird in Betrieb genommen.

Dort wird das Plutonium in einem Becken von 260 m Länge, 20 m Breite und 26 m Tiefe vom Uran und den restlichen Aktivierungs- und Spaltprodukten getrennt und über zahlreiche Reinigungsstufen angereichert. Wegen der Strahlung muss der gesamte Prozess ferngesteuert betrieben und überwacht werden.

Dezember 1944. Reaktor 100-D (baugleich mit dem B-Reaktor) beginnt mit der Plutoniumproduktion.

Februar 1945. Reaktor 100-F (baugleich mit dem B-Reaktor) beginnt mit der Plutoniumproduktion.

Jeder der drei Reaktoren B, D und F hat eine thermische Leistung von 200 Megawatt, die nicht genutzt wird. Die zivile Stromproduktion durch Atomspaltung wird weltweit erst in den 1950er Jahren begonnen.

5. Februar 1945. Das Plutonium wird nach Los Alamos gebracht. Dort werden daraus die Bombe für den Trinity-Test sowie Fat Man, die Bombe, die auf Nagasaki abgeworfen wird, hergestellt.

August 1945. Das HWE hat bisher 554 Gebäude errichtet:
  • drei Reaktoren (100-B, 100-D, und 100-F)
  • drei 250 Meter lange Plutoniumverarbeitungsanlagen (200-T, 200-B, und 200-U)
  • 64 unterirdische Tanks für hochradioaktive Abfälle
  • Urananreicherungsanlagen
  • 621 km Straße
  • 254 km Eisenbahntrasse
  • 4 elektrische Verteilerstationen
  • dazu noch hunderte Kilometer Zäune
  • Dafür wurden 600.000 m³ Beton und 40.000 Tonnen Stahl zu einem Preis von insgesamt 230 Millionen US-Dollar verwendet.
  • In der Stadt Richland entstanden zudem Unterkünfte für Arbeiter.
Dezember 1945. Bei einer visuellen Inspektion werden 125 Brennstäbe mit Beschädigungen gefunden.

Auf Grund der steigenden Nachfrage nach Plutonium bekommen die Reaktoren zunehmend Probleme mit den Brennstäben. Die Hüllen der Brennstäbe sind aus Aluminium gefertigt, eindringendes Kühlwasser verursacht ein Aufquellen des Urans und blockiert den Kühlfluss. Dies führt teilweise sogar zum Schmelzen einiger Teile im Brennstab. Während des Zweiten Weltkrieges kommt es jedoch zu keinem Zwischenfall.

1949. Zu Beginn des Kalten Krieges baut das HEW den H-Reaktor mit 400 MW Leistung.

3. Dezember 1949. Hanford-Physiker jagen im Experiment "Green Run" absichtlich eine hochradioaktive Wolke durch den Kamin des T-Werks, der zu der Zeit größten Plutoniumfabrik der Welt. Die Strahlung 5500 Curie war etwa 2500mal so hoch wie diejenige beim späteren Reaktorunfall von Three Mile Island bei Harrisburg. Der Fallout weht bis nach Kalifornien.
Die Menschen wundern sich über die plötzlichen Erkrankungen. In Feldstudien wird festgestellt, dass manche der Babys doppelt so stark verstrahlt sind wie später nach 1986 die Kinder von Tschernobyl
Der Farmersohn Tom Baillie ist zu der Zeit zwei Jahre alt. Er spielt gerne in den Feldern und erleidet nach "Green Run" eine Lähmung. Später ist er zeugungsunfähig. Seine gesamte Familie stirbt später an Krebs. Er findet erst 1986 zusammen mit einer Reporterin der Lokalzeitung "Spokesman-Review" heraus, was geschieht.
In den Jahrzehnten danach kommt es zu Sammelprozessen der Strahlenopfer gegen die US-amerikanische Regierung. Die Offenlegung der Hanford-Geheimprotokolle wird erzwungen.

1950. Der 250-MW-DR-(D-Replacement)-Reaktor wird in Betrieb genommen.

1951 bis 1989. Die Z Plant (Plutonium Finishing Plant) wird betrieben. Dort werden die Plutoniumverbindungen aus dem PUREX-Prozess zu metallischem Plutonium verarbeitet. Nach dem Ende der Produktion verbleiben noch ca. vier Tonnen Plutoniumabfälle und zahllose andere radioaktive Abfälle aus der Produktion in der Anlage.

1952. Neben dem B-Reaktor wird der C-Reaktor mit 600 MW thermisch in Betrieb genommen. Er wird bald der Hauptforschungsreaktor in Hanford. Der C-Reaktor wurde für Forschung und Entwicklung gebaut. Schon drei Monate nach seinem Start wird er hauptsächlich zum Test für den Doppel-K-Reaktor (KE und KW, mit jeweils 1800 MW thermischer Leistung) benutzt.

1956. Die Wiederaufbereitung in T-Plant wird eingestellt. Danach wird die Anlage zu Dekontaminationsarbeiten und nebenbei auch als Lager für verschiedenste hochradioaktive Materialien benutzt.

12. Januar 1956 bis 1993. Die PUREX-Anlage (S222) extrahiert Plutonium und Uran aus den abgebrannten Uranbrennstäben der Reaktoren in Hanford. Zusätzlich wird hier Uran-233 aus den Thoriumbrennstäben des N-Reaktors gewonnen. Die Anlage wird 1993 geschlossen und dient ab 1995 als Lager für einen großen Teil der 200 Tonnen Plutonium, die auf Anordnung Präsident Bill Clintons aus den Vorratslagern entfernt werden.

Anfang der 1960er Jahre. Die fünf Reaktoren aus den 1940er Jahren haben nun durch zahlreiche Verbesserungen eine Leistung von 2015 bis 2210 MW, der C-Reaktor von 2500 MW und der K-Reaktor von 2×4400 MW.

1960er Jahre. Die Anwohner kämpfen mit den Folgen dauerhafter Verseuchung und Verstrahlung: Fehlgeburten, Missbildungen, seltsame Kinderkrankheiten ... Juanita Andrewjewski (Farmersfrau) legt eine "Landkarte des Todes" an. sie dokumentiert Herzinfarkte mit Kreuzen und Krebs mit Kringeln. Das Blatt ist schnell übersäht mit den Symbolen.

Der B-Reaktor arbeitete nun an der Produktion von Tritium unter anderem für die Wasserstoffbomben.

31. Dezember 1963. Der N-Reaktor von Hanford wird am kritisch. Im Gegensatz zu den anderen Reaktoren ist er graphitmoderiert, aber noch wassergekühlt. Seine Hauptaufgabe ist die Plutoniumproduktion, er produziert zusätzlich aber auch Strom.

12. Februar 1968. Der B-Reaktor wird er außer Dienst gestellt. Danach wird der größte Teil der Anlage demontiert und vergraben. Die anderen Reaktoren werden stillgelegt, um ihre Radioaktivität abklingen zu lassen. Der Rest des B-Reaktor wird zu einem Museum.

1970. Der K-Reaktor wird abgeschaltet. Danach stehen zwei große Becken (42 Meter lang, 22 Meter breit und 7 Meter tief) zur Zwischenlagerung von abgebrannten Brennstäben zur Verfügung. 1975 wird begonnen, dort abgebrannte Brennstäbe aus US-amerikanischen Atomkraftwerken einzulagern. 2010 befinden sich in den Becken ca. 2100 Tonnen Brennstäbe, das sind ungefähr 80 % aller abgebrannten Brennstäbe in den USA.

13. November 1974. Die US-amerikanische Chemietechnikerin und Gewerkschaftsaktivistin Karen Gay Silkwood stirbt auf der Route 74 in Oklahoma unter bis heute [2012]ungeklärten Umständen. Sie arbeitete in der Kerr-McGee-Plutonium-Aufbereitungsanlage Cimarron bei Crescent in Oklahoma die von 1965 bis 1975 betrieben wurde. Dort wurden Brennstäbe für den Schnellen Brüter Fast Flux Test Facility am Hanford Site im Staate Washington hergestellt.

1987. Die Produktion wird eingestellt.

1988. Die Atomanlage Hanford Site wird stillgelegt. Eine massive Dekontaminierungsaktion beginnt. Die US-amerikanische Regierung spricht 

Ab 1989. Das Energieministerium führt auf der Atommülldeponie eine auf Jahrzehnte angelegte Umweltsanierung durch. Die US-amerikanische Regierung spricht wird von der "größten Entsorgungsaktion der Menschengeschichte".

Es kommt in den folgenden Jahren immer wieder zu Schlampereien, Rückschlägen und Unfällen. Zentraler Bestandteil der Sanierung ist der Bau einer Anlage, die flüssigen Atommüll in eine glasartige Masse für eine "sichere" Lagerung umwandeln soll. Man schätzt die Kosten auf 12,3 Mrd. US-Dollar.

Bei einer Untersuchung in der Umgebung der Atomanlage wird festgestellt dass Kinder mit Neuralohrdefekten vermehrt von Eltern abstammen die vor der Zeugung erhöhte Strahlendosen abbekommen haben. Danach folgten weitere Untersuchungen bei denen angeborene Hüftgelenksluxationen und tracheooesohageale Fisteln als weitere Fehlbildungsarten von Kindern deren Eltern in der Anlage von Hanford beschäftigt waren festgestellt wurden.

Oktober 1990. Die Purex-Wiederaufbereitungsanlage ist das einzige Werk von Hanford das vielleicht noch eine Zukunft hat. Dort wurde das Plutonium aus den Reaktoren auf chemischem Wege aus den Brennelementen extrahiert. Die Anlage wurde nun jedoch stillgelegt. Der Energieminister will erst nach einer Studie über mögliche Umweltbeeinträchtigungen durch die Wiederaufnahme entscheiden. Wenn Purex geschlossen ist hat die USA mit Hanford eine 1450 Quadratkilometer große Atommüllkippe.

1993. Das Enthüllungsbuch "Atomic Harvest" (Atomare Ernte) dokumentiert Horrorstorys aus dem Umkreis der Hanford Site.

1. März 1995. Bill Clinton (US-Präsident von 1993 bis 2001) verkündet, dass 200 Tonnen aus dem Plutoniumvorrat der USA entfernt werden. Davon sind etwa 38 Tonnen waffenfähiges Material und 20 Tonnen „Müll“. Die US-Streitkräfte sollen etwa 85 Tonnen besitzen, davon sind 64 Tonnen in Atomwaffen verbaut. Die restlichen 21 Tonnen sind in Form von Lösungen und Atommüll in Rocky Flats und anderen Einrichtungen gelagert.

Waffenfähig ist eine relative Qualitätsangabe, denn man kann durchaus mit stärker verunreinigtem Material eine Bombe bauen.

Qualitätsstufen:

  • waffenfähig, enthält weniger als 7 % 240Pu
  • Industriequalität, enthält zwischen 7 und 19 % 240Pu
  • reaktorfähig enthält mehr als 19 % 240Pu.
2000. Der ehemalige Sicherheitsstreifen mit einer Breite von 6 Meilen (ca. 10 km) rund um das Gelände und die Schleife des Columbia Rivers werden durch US-Präsident Bill Clinton als Naturschutzgebiet Hanford Reach National Monument ausgewiesen und dem U.S. Fish and Wildlife Service unterstellt. Das Gebiet umfasst derzeit knapp 790 km² und soll in der Zukunft um dekontaminierte Flächen erweitert werden. In der Flussschleife laichen rund 80 % aller Königslachse des oberen Columbia Rivers, die Landflächen werden als Sicherheitszone seit 1943 nicht mehr von Menschen betreten und haben daher Wildnischarakter.

2008. Nach 20 Jahren Arbeit sind 4 der 9 Reaktoren "eingesargt".

In einem Bericht des Government Accountability Office wird das Energieministerium heftig kritisiert. Obwohl nach Schätzungen mehr als vier Millionen Liter radioaktive Flüssigkeit aus den Behältern ausgelaufen sind, verzögern sich die Aufräumarbeiten weiter. Sie sind 2010 bereits über 20 Jahre hinter der Planung zurück.

17. Mai 2010. Die zweitälteste Plutoniumprobe der Welt wird '"am schmutzigsten Ort der Welt" auf einem Gelände im US-Bundesstaat Washington in Hanford von Arbeitern in einem verrosteten Panzerschrank mit einer Innenverkleidung aus Beton gefunden. Dabei handelte es sich um einen Glaskrug mit einer Gallone Inhalt in welcher sich eine weissliche Flüsigkeit befand. Auf dem Gelände wurden von den US-Amerikanern nach dem Zweiten Weltkrieg Atomwaffen produziert und die Rückstände einfach verscharrt. Auf dem Gelände das wohl saniert werden sollte wurden ausserdem verstrahlte Gabelstapler gefunden.

2013. Für das laufende Haushaltsjahr sind 2,9 Mrd. US-Dollar für die Dekontaminierungsaktion von Hanford veranschlagt. Der Bau der Verglasungsanlage liegt hinter dem Zeitplan. Die Kosten liegen schon Milliarden über dem ursprünlichen Kostenvoranschlag.

23. Februar 2013. Laut Jay Inslee (Gouverneur) sind jetzt 6 der unterirdischen Tanks mit Atomabfällen undicht. Sie sind nicht verschlossen worden. Vor einer Woche war es noch 1 Tank. Eine erhöhte Radioaktivität wurde angeblich nicht festgestellt.

Anfang 2014. Bereits zum dritten Mal wird ein Leiter der Dekontaminationsprojekte entlassen, nachdem er oder sie Bedenken wegen der Sicherheit der Maßnahmen und der Überwachungsverfahren geäußert hatten.

9. Mai 2017. In der Hanford Site stürzt um 08.26 Uhr Ortszeit (17.26 Uhr MESZ) ein unterirdischer Tunnel aus Zement und Holz ein, in dem Atommüll auf Eisenbahn-Waggons gelagert wird ein. Daraufhin wird ein Alarm ausgelöst.

Bei einer "Routine-Inspektion" wird nach Angaben des Energieministeriums festgestellt, dass eine sechs mal sechs Meter große Geländefläche eingebrochen ist. Laut Destry Henderson (Sprecher der „Hanford Site“-Einsatzzentrale) gibt es keine Hinweis auf die Freisetzung von Strahlung.

Nach Angaben des Energieministeriums halten sich in der Nuklearanlage Hanford Site fast 5000 Mitarbeiter auf, als der Alarm ausgelöst wird. Hunderte Beschäftigte werden den Angaben zufolge aus der Anlage fortgebracht. Verletzte gibt es nicht. Andere Angestellte in weiter vom Unglücksort entfernten Einrichtungen werden angewiesen, nicht nach draußen zu gehen, Lüftungsanlagen dicht zu machen und vorerst nichts zu trinken oder zu essen.

2020. Die Außenzone der Hanford Site soll nun dekontaminiert sein.

Ende 2047. Die Tanks sollen nun dekontaminiert sein.

2060. Die Sanierung soll beendet sein.

Bilder aus Wikimedia Commons

Quellen