Atompilz über Hiroshima |
Den Befehl zum Einsatz der neuen Waffe gab US-Präsident Harry S. Truman im Haus Erlenkamp in Potsdam, wo die amerikanische Delegation während der Potsdamer Konferenz Quartier bezogen hatte. Das Motiv für den Einsatz der Bomben war, Japan möglichst schnell zur Kapitulation zu bewegen und so den Krieg zu beenden. Einerseits befürchtete Truman, dass die Sowjetunion Forderungen auf japanisches Gebiet stellen würde, andererseits, dass die geplante amerikanische Landung auf den japanischen Hauptinseln viele Opfer unter den US-Soldaten fordern würde. Zum damaligen Zeitpunkt waren noch große Gebiete Asiens von Japan besetzt. Trumans Entscheidung wird noch immer stark und emotional diskutiert.
Sechs Tage danach gab Kaiser Hirohito mit der Rede vom 15. August die Beendigung des „Großostasiatischen Krieges“ bekannt. Mit der Kapitulation Japans endete am 2. September der Zweite Weltkrieg auch in Asien, nachdem er in Europa mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht bereits seit dem 8. Mai 1945 beendet war.
Hiroshima war bis dahin als eine von wenigen japanischen Großstädten von Bombardierungen verschont geblieben. Es war Sitz des Hauptquartiers der 2. Hauptarmee unter Feldmarschall Hata Shunroku, das für die Verteidigung Südjapans zuständig war. Die 59. Armee sowie die 5. Division hatten ihr Hauptquartier hier. Daher war es Truppensammelpunkt und diente zur Lagerung kriegswichtiger Güter. 40.000 Militärangehörige waren in Hiroshima stationiert. Doch die meisten der etwa 255.000 Einwohner waren Zivilisten, davon zehn Prozent koreanische und chinesische Zwangsarbeiter.
General Carl A. Spaatz (Oberbefehlshaber der U.S. Strategic Air Forces in the Pacific) hielt Hiroshima für das am besten geeignete Ziel, da es als einzige der Städte, die zur Auswahl standen, keine Kriegsgefangenenlager hatte. Nur einige US-amerikanische Kriegsgefangene und rund ein Dutzend Deutsche befanden sich dort. Hiroshima bestand bis auf einige Betonbauten im Zentrum aus Holzbauten. Die US-Militärs rechneten daher mit einem Feuersturm. Industrieanlagen in den Außenbezirken der Stadt sollten dadurch ebenfalls zerstört werden.
Die Atombombenexplosion tötete insgesamt etwa 92.000 Menschen sofort – fast ausschließlich Zivilisten und von der japanischen Armee verschleppte Zwangsarbeiter. An Folgeschäden starben bis Jahresende 1945 weitere 130.000 Menschen. In den weiteren Jahren kamen etliche hinzu.
Zu den von Tokio namentlich erwähnten Opfern zählt der koreanische Prinz RiGu, der in Korea der Regierung angehört hatte und einen Offiziersrang in der japanischen Armee bekleidete. Er soll auf seinem Schimmel sitzend in der Nähe der Aioi-Brücke vollständig durch die Hitze verdampft sein, mitsamt dem Pferd.
Die Überlebenden der Atombomben werden in Japan als Hibakusha bezeichnet. Das Gedenken an die Opfer spielt in Japan eine große Rolle in der nationalen Kultur und im nationalen Selbstverständnis. Weltweit wurden Hiroshima und Nagasaki zu Symbolen für die Schrecken des Krieges und vor allem eines möglichen Atomkrieges zu Zeiten des Kalten Krieges. Heute ist die Stadt auf der Insel Honshu eine Metropole mit etwa 1,1 Millionen Einwohnern. An den Abwurf der Atombombe erinnert der Friedenspark mit der ausgebrannten Kuppel einer Ausstellungshalle.
Der Atombomber „Enola Gay“, benannt nach dem Namen der Mutter des Piloten, kann in einem Luftfahrtmuseum in der Nähe von Washingtons internationalem Flughafen Dulles besichtigt werden.
Das offizielle Motiv für den Einsatz der Bomben war, Japan möglichst schnell zur Kapitulation zu bewegen und so den Krieg zu beenden. Einerseits befürchtete Truman, dass die Sowjetunion Forderungen auf japanisches Gebiet stellen würde, andererseits, dass die geplante amerikanische Landung auf den japanischen Hauptinseln viele Opfer unter den US-Soldaten fordern würde. Zum damaligen Zeitpunkt waren noch große Gebiete Asiens von Japan besetzt. Trumans Entscheidung wird noch immer stark und emotional diskutiert.
In zahlreichen epidemiologischen Studien wurden die Langzeitfolgen der Bombenabwürfe dokumentiert und die Auswirkungen auf ausgewählte Organe untersucht. Die Ergebnisse solcher Studien finden auch Beachtung bei den Überlegungen zum Umgang mit Atomkatastrophen wie in Tschernobyl oder Fukushima.
Der Einsatz der Atombomben wurde in der Folge kontrovers diskutiert. Auf das Datum der Abwürfe beziehen sich auch viele Initiativen der internationalen Friedensbewegung, etwa die Teilnehmer an den Ostermärschen, die Internationalen Ärzte gegen den Atomkrieg und viele andere. In Deutschland kam es 1957 zur Kampf-dem-Atomtod-Bewegung gegen die geplante Atombewaffnung der Bundeswehr, einer ersten breiten außerparlamentarischen Opposition.
Auch in Japan entstand in der unmittelbaren Nachkriegszeit eine Friedensbewegung. Diese beinhaltete auch eine von Hausfrauen initiierte Kampagne zur Ächtung von Atomwaffen, bei der 30 Millionen Unterschriften gesammelt werden konnten. Bis heute tragen auch zahlreiche japanische Künstler und Schriftsteller, allen voran Ōe Kenzaburō dazu bei, die Schrecken des Krieges zu verarbeiten. Auch wurde im Jahre 1955 ein Peace Memorial Park und ein Friedensmuseum in Hiroshima eingerichtet, um des Atombombeneinsatzes zu gedenken, wobei allerdings Opfer anderer Nationen nur unzureichend bedacht wurden. Auch allgemein wird am Gedenken in Japan kritisiert, dass die massiven japanischen Kriegsverbrechen großteils außer Acht bleiben. Diese eigenen Verbrechen, so Kritiker, seien nicht aufgearbeitet worden, was zum schlechten Verhältnis zwischen Japan und seinen Nachbarn beitrage.
Befürworter der Abwürfe
Die Befürworter der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki argumentieren unter anderem damit
- dass Japan im Krieg gegen China bereits selbst biologische und chemische Waffen eingesetzt hatte sowie an eigenen Atombomben arbeitete. Anfang 1945 wartete es auf notwendiges Material, das per U-Boot aus Deutschland kommen sollte.
- die Atombombenabwürfe die ansonsten unvermeidliche Invasion (Operation Downfall) unnötig machte. Dadurch wurde schätzungsweise einer Viertelmillion alliierter Soldaten und mehreren Millionen Japanern das Leben gerettet.
Zum Zeitpunkt des Atomwaffeneinsatzes hatte die Japanische Armee über 10.000 Flugzeuge bereit, die bei Invasionsbeginn bereitstanden, von Kamikazepiloten in Schiffe gesteuert zu werden. Dadurch, dass die Piloten darauf trainiert waren, sich auf Flugzeugträger und Truppentransporter mit tausenden Soldaten an Bord zu stürzen, wären die alliierten Verluste überproportional groß ausgefallen.
Bevor der alliierte Planungsstab der Armee überhaupt von der Existenz des Atombombenprojekts wusste, schätzte er im April 1945 die Zahl der alliierten Verluste auf 456.000 Opfer, darunter 109.000 Tote bei einer Dauer von 90 Tagen für die Operation Olympic. Nach weiteren 90 Tagen und abgeschlossener Operation Coronet insgesamt 1,2 Millionen Opfer, darunter 267.000 Tote. Die Zahl der japanischen Todesopfer wird auf mehrere Millionen geschätzt.
Diese Zahlen scheinen umso realistischer, wenn man bedenkt, dass die Eroberung der kleinen japanischen Insel Okinawa (siehe Schlacht um Okinawa) mit nur ca. 450.000 Einwohnern unter den US-Truppen 12.510 Tote und 39.000 Verwundete gefordert hatte. Die japanische Armee verlor 107.000 Mann. Unter der Zivilbevölkerung, welche sich zu Tausenden von den weißen Kalkfelsen stürzte, gab es 42.000–122.000 Tote. Nicht zuletzt aufgrund des heftigen Widerstands der Japaner auf Okinawa rechnete der Planungsstab der Alliierten bei einer Eroberung der mit 75 Millionen Menschen dichtbevölkerten japanischen Hauptinseln mit über einer Viertelmillion toter US-Soldaten und sieben Millionen toten japanischen Soldaten und Zivilisten.[55] Man rechnete mit so vielen Opfern, dass in US-Fabriken bereits über 500.000 Purple Heart Verwundetenabzeichen hergestellt worden waren. Weitere waren schon bestellt.
Gegner der Abwürfe
Als erster bekannter Historiker stellte Gar Alperovitz die Begründung der US-Regierung für die Abwürfe in Frage. Die Rettung von US-Amerikanern sei nur ein Vorwand gewesen. Die Abwürfe hätten keine Invasion in Japan vermeiden, sondern die Sowjetunion von weiterem Vorrücken in Fernost abschrecken und ihr die Macht der USA vorführen sollen.
Die imperialistische Macht unter Stalin war dabei, ein Kolonialreich in Ostmittel- und Südosteuropa zu errichten. In allen von der deutschen Besatzung befreiten Ländern wurden kommunistisch gelenkte Regimes etabliert. Bis an die Elbe reichte das von der Roten Armee beherrschte Territorium bereits; die Staaten West- und Südeuropas waren akut gefährdet von ihrem Expansionsstreben. Mit der Atombombe hatte Truman die passende Waffe, um Stalin von weiterem Vordringen abzuschrecken.
Die 1945 erwarteten Verluste bei einer Invasion der japanischen Hauptinseln werden durch verschiedene Quellen in Frage gestellt. Die US-Verluste seien nach übereinstimmender Geschichtsforschung vor den Abwürfen viel niedriger geschätzt als danach: Das Militär sei anfangs von 25.000 bis 46.000 toten US-Soldaten bei einer Invasion Japans ausgegangen. Da Japans Kapitulation auch ohne diese absehbar gewesen sei und es zudem noch weitere Alternativen zur Beendigung des Krieges gegeben habe, sei die offizielle These, der Atombombeneinsatz habe vielen US-Amerikanern das Leben gerettet, falsch.
Dass die Atombombeneinsätze militärisch nicht sinnvoll und notwendig waren, meinten bereits einige der damals führenden US-Militärs wie General Dwight D. Eisenhower, General Douglas MacArthur, Flottenadmiral William D. Leahy, General Carl Spaatz und Flottenadmiral Chester W. Nimitz.
Andere Forscher erklären die Abwurfbefehle damit, dass der Einsatz die hohen Entwicklungskosten der Atombomben habe rechtfertigen oder ihre Wirkungsweise an realen Zielen testen sollen. Bis Ende 1945 hat das Manhattan-Projekt 1,9 Milliarden US-Dollar verschlungen - was heute [2015] knapp 25 Milliarden Dollar (22,3 Mrd Euro) entspräche.
Zudem hat sich die Bombardierung von Zivilisten im Zweiten Weltkrieg tragischerweise als gängige Praxis durchgesetzt. Und nicht zuletzt suchte Washington nach einer passenden Antwort auf die japanische Attacke auf Pearl Harbor von 1941.
Auch rassistische Beweggründe werden genannt, bis hin zur Darstellung der Einsätze als Völkermord. So war besonders der Einsatz der Atombombe in Nagasaki laut Martin Sherwin „bestenfalls sinnlos, schlimmstenfalls Völkermord“.
Doch letztlich hatte für den erst im April 1945 angetretenen Dies sei „allumfassender“ Zweck gewesen, als die Atombombe fertiggestellt war, schreibt Nathan Donohue beim Center for Strategic and International Studies (CSIS). Zudem musste Truman die immensen Kosten des Nuklearwaffen-Programms rechtfertigen:
Folgende Alternativen zum Atombombeneinsatz führt Barton Bernstein an:
- das Warten auf den Kriegseintritt der Sowjetunion
- eine Test-Demonstration der Atombombe entweder über unbewohntem Gebiet oder gegen ein militärisches Ziel
- Friedensverhandlungen mit Unterhändlern
- veränderte Kapitulationsbedingungen
- eine weitere Belagerung Japans mit konventionellen Streitkräften
Nach Tsuyoshi Hasegawa kapitulierte Japan in erster Linie nicht wegen der Atombombeneinsätze, sondern wegen des Kriegseintritts der Sowjetunion am 8. August 1945 . Denn schon die Luftangriffe auf Tokio, die in zwei Stunden mehr Opfer forderten als der Atombombeneinsatz in Hiroshima, hätten keine entscheidende Auswirkung auf die Beendigung des Krieges gehabt.
Nach Hiroshima gab es keine Krisensitzung des Obersten Kriegsrats in Japan. Für Japans Führung war das offenbar nur eine weitere Zerstörung einer Stadt mit Brandbomben gewesen. Schon in den Wochen vor Hiroshima hat das US-Militär mehr als 60 Städte, darunter Tokio, mit den heftigsten Bombardements der Kriegsgeschichte überzogen. 1943 starben beim Angriff auf Hamburg 35.000 Menschen; 1945 waren es in Dresden 25.000. In Japan waren die Zahlen deutlich höher. Allein bei den sechs Großangriffen auf Tokio starben mindestens 100.000 Menschen, mithin mehr als in Hiroshima oder Nagasaki durch die unmittelbare Einwirkung der Atombombe.
Truman wollte wohl dem Krieg so schnell wie möglich, mit so wenigen US-amerikanischen Opfern und so geringen Kosten wie möglich ein Ende bereiten.
Vermittelnde Position
Zwischen Gegnern und Befürworten gibt es Historiker, die versuchen, die Entscheidung zum Atombombenabwurf aus Sicht der damaligen US-Führung nachzuvollziehen. Sie argumentieren
- dass die Atombombe damals als legitime Waffe im Kampf gegen den Feind gesehen wurde und diese Annahme ungeprüft von Truman übernommen wurde. Truman somit die Atombombe als legitimes Mittel sah, um den Krieg schnell zu beenden, eventuelle zukünftige Invasionen zu vermeiden und Japan für Pearl Harbor zu bestrafen, sodass andere Alternativen erst gar nicht bedacht wurden.
- Die Abschreckung der Sowjetunion oder die Rechtfertigung der Finanzierung der Atombombe wichtige, aber sekundäre Motive (Bonus) für den Einsatz der Atombomben waren.
Bekanntester Vertreter dieses Lagers ist Barton J. Bernstein. Bernstein geht von zwei Gründen aus, deretwegen Alternativen zum Atombombeneinsatz, die den Krieg bis November hätten beenden können, nicht gewählt wurden. Erstens erschienen die Japaner aus der Sicht der US-Regierung dazu entschlossen, trotz der aussichtslosen Situation (nahezu vollständiger Verlust der japanischen Streitkräfte, Verlust der Rohstoffzufuhr) weiterzukämpfen, und zwar mindestens bis zum Zeitpunkt der geplanten Invasion im November. Bernstein zitiert japanische Führer, die die unbedingte Bereitschaft Japans, im Falle einer Invasion bis zu 20.000.000 Leben zu opfern, betonen. Die US-Führung habe daher die Atombombe als wichtiges und legitimes Mittel gesehen, um das Kriegsende zu beschleunigen oder auch eine Landung zu vermeiden, selbst wenn diese „nur“ 25.000 US-Amerikaner das Leben gekostet hätte.
Ein weiterer Hauptgrund für den Einsatz der Atombombe ist somit Bernstein zufolge die Tatsache, dass gegen Kriegsende weitgehend alle Skrupel der USA erodiert waren.
Bewertung in den USA
Regierungen, viele Medien und Bürger der USA rechtfertigen die Abwürfe heute noch fast genauso wie 1945. So sagte US-Präsident George Bush senior 1991, dass „die Abwürfe Millionen von Leben gerettet haben“. J. Samuel Walker sieht diese öffentliche Meinung durch Schulbücher geprägt, die die Alternativen zur Kriegsbeendigung auf Atombombeneinsatz oder Invasion Japans reduzierten und zudem die möglichen und wahrscheinlichen US-Opferzahlen einer Invasion übertrieben.
Dass einige US-Historiker die traditionelle Begründung der Abwürfe seit 1960 wegen damals veröffentlichter Dokumente der US Air Force und der Diplomatie zunehmend kritisch beurteilen, hat das allgemeine Geschichtsbild kaum beeinflusst. Bis heute hat keine Regierung der USA eine offizielle Entschuldigung gegenüber den zivilen Opfern der Abwürfe und ihren Angehörigen abgegeben.
Der Bomberpilot Paul Tibbets hat den Abwurf nie bereut.
Bewertung in Japan
Unmittelbar nach Ende des Krieges unterlagen jegliche Berichterstattungen, Fotografien und Filmaufnahmen über die Folgen der Atombombeneinsätze strenger Zensur durch die US-amerikanische Besatzungsmacht. Erst 1948 begannen Details an die Öffentlichkeit zu gelangen. Die Aufarbeitung des Zweiten Weltkrieges ist in Japan jedoch bis heute kontrovers. Die Atombombenangriffe spielen dabei eine wesentliche Rolle. Japan sieht sich als Folge des Krieges zwar in der Verantwortung, eine Frieden stiftende Nation zu sein, gedenkt aber in erster Linie der eigenen Opfer. Doch auch später hat die japanische Regierung nie gegen die Atombombenabwürfe offiziell protestiert, noch versucht, die USA zu verklagen.
Die zerstörte Innenstadt Hiroshimas wurde wieder aufgebaut, nur die zentrale Insel im Fluss Ōta wurde als Friedenspark erhalten. Auf dem Gelände befinden sich eine Reihe von Gedenkstätten, darunter eine Flamme, die erlöschen soll, wenn die letzte Atombombe vernichtet worden ist; die heute Atombombenkuppel genannte Ruine der Industrie- und Handelskammer; das Friedensmuseum; das Kinder-Friedensdenkmal, das an Sasaki Sadako erinnert; sowie eine Erinnerungsstätte für die getöteten koreanischen Zwangsarbeiter.
In der Nachkriegszeit sind alle Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki aktive Fürsprecher für atomare Abrüstung.
1933. Die belgische Königin Elisabeth I. versteckt Einstein vor den Nazis an der belgischen Nordseeküste. Sie geben gemeinsam ein Violinkonzert im Kurhaus von Ostende.
September 1933. Einstein migriert von Belgien aus über England in die USA.
1938. Otto Hahn, Fritz Straßmann und Lise Meitner entdecken die Atomspaltung. Daraufhin diskutieren Physiker auf der ganzen Welt deren waffentechnische Nutzung.
Als bekannt wird, dass Atomwaffen grundsätzlich möglich sind, versucht sich auch Japan daran. Allerdings gelingt es den japanischen Physikern nicht, auch nur annähernd genug Plutonium oder Uran 235 für eine kräftige Explosion zu erzeugen. Das Programm wird bald abgebrochen weil man es für technisch unmöglich hält so eine Bombe zu bauen.
April 1939. Der sogenannte "Uranverein" wird gegründet. Die führenden deutschen Physiker finden sich in ihm zusammen, um einen Atomreaktor zu bauen. Außerdem wird im Heereswaffenamt eine neue Atomforschungsabteilung eingerichtet, die auch über ein Versuchslabor verfügt. Sie dient allein dem Zweck, eine Atombombe zu entwickeln.
1939. Unter größter Geheimhaltung transportiert der belgische Minendirektor Edgar Sengier die gesamte Uran-Ausbeute der Uran-Mine von Shinkolobwe in der Katanga-Provinz in Uganda von drei Jahren in die USA. Im Hafen von Matadi lässt er die schwach strahlende Fracht auf zwanzig Schiffe verteilen, damit zumindest ein Teil des kriegswichtigen Rohstoffs die Vereinigten Staaten erreicht.
1200 Tonnen des Urans werden zunächst im Hafen von New York eingelagert. Atomwaffenfähiges Uran von höchster Qualität, wie es weder in den USA noch in Kanada zu finden war. Sengier ahnte bereits zu Beginn des Zweiten Weltkrieges, dass das Kongo-Uran waffenrelevant werden könnte.
Den belgischen Minendirektor treibt die Angst um, dass Hitler die Welt in ein atomares Inferno verwandeln könnte, wenn dessen Afrika-Feldmarschall Erwin Rommel von Ägypten aus den Kongo-Rohstoff erbeuten würde.
Im selben Jahr lässt Sengier mit Rückendeckung der belgischen Königin Elisabeth I. die belgische Mine vorsichtshalber fluten. Elisabeth I. genehmigt auch den Uran-Transport in die USA.
1939. Durch Briefe von Königin Elisabeth I. weiß Einstein, dass das belgische Uran nicht mehr im Kongo liegt, sondern quasi vor der Haustür des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der sich häufig in New York aufhält.
Einstein müsse auf den US-Präsidenten einwirken, die Atomforschung in den USA zu intensivieren und Hitler beim Bau der Atombombe zuvorzukommen, bedrängen ihn seine amerikanischen Physikerkollegen der Universitäten Princeton und Columbia, Robert Oppenheimer und Leo Szilard.
2. August 2939. Einstein schreibt den Brief, den er später als seinen "größten Fehler" bezeichnet. Er weist den US-Präsidenten eindringlich auf die Möglichkeit einer neuen, extrem zerstörerischen Bombe hin. Hitler-Deutschland verfüge über Uran aus tschechischen Minen, habe den Verkauf gestoppt und experimentiere damit. Einstein fordert Roosevelt auf, sofort die US-amerikanischen Forschungsarbeiten für den Bau einer atomaren Bombe voranzutreiben. Belgien sei einer der weltbesten Uranlieferanten.
Wenig später informiert er mit Hilfe des belgischen Botschafters den US-Präsidenten, dass ein Teil des belgischen Kongo-Urans bereits im Hafen von New York liegt - dank der weitsichtigen Initiative des belgischen Minendirektors Sengier, an dessen Bürotür kurze Zeit später US-General Nichols anklopft.
"Ich habe gehört, Du bist im Besitz von Uran" beginnt Kenneth Nichols (Roosevelts Rohstoffbeschaffer) die Verhandlungen mit dem Belgier Sengier. "Lass uns einen Deal machen". Kurze Zeit später ist der amerikanisch-belgische Vor-Vertrag perfekt. Er habe zunächst die Kaufoption und später das Uran bekommen, so günstig wie später niemand mehr.
Insgesamt liefert Belgien 4200 Tonnen Natur-Uran an die US-Armee - mit einem hohen Anteil an Uran 235, ohne das der schnelle Bau der verheerenden Hiroshima-Bombe den Amerikanern nicht möglich wäre. 2,5 Milliarden US-Dollar kassiert Belgien von den USA für den Kongo-Rohstoff. Außerdem bekommt das Königreich Zugang zu US-amerikanischer Atomtechnolgie. Belgien baut mit dem Geld zunächst einen Atom-Forschungsreaktor in der Hauptstadt des Kongo. Und die US-Amerikaner festigen die belgische Kolonialherrschaft, indem sie im Kongo den Bau zweier großer Militärflughäfen unterstützen.
Der US-Regierung ist durch den Uran-Deal mit Belgien plötzlich klar geworden, wie wichtig das Rohstoff-Eldorado Kongo für die Aufrüstung im Kalten Krieg ist - und vor allem die Minen von Shinkolobwe, der damals hochwertigsten Uranmine der Welt. Erst als mit dem Fall der Mauer auch der Kalte Krieg endet, lässt das Interesse der Amerikaner an den Machtverhältnissen in Kinshasa und in der kongolesischen Katanga-Provinz schlagartig nach.
Der Hiroshima-Deal beeinflusst auch die belgische Nachkriegsgeschichte: Ein Teil der Uran-Dollar floss später in das Atomforschungszentrum im flämischen Mol und in den Aufbau der heutigen Schrottreaktoren in Doel und Tihange.
14. Dezember 1940. An einem Zyklotron-Beschleuniger am Berkeley Radiation Laboratory wird das Element Plutonium durch den Beschuss von Uran-238 mit Deuteriumkernen künstlich erzeugt.
Ende 1941. Die US-Amerikaner beginnen mit den Vorbereitungen für ein streng geheimes Großprojekt, das die Herstellung einer Atombombe zum Ziel hat. Anlass sind Berichte, dass das deutsche Uranprojekt, das ebenfalls die militärische Nutzbarmachung der Atomspaltung anstrebte, Fortschritte mache.
1942. Das Manhattan-Projekt wird unter der Leitung von General Leslie R. Groves gestartet. Die technische Leitung übernimmt Robert Oppenheimer.
In der Wüste von New Mexico wird bei Los Alamos eine komplette Forschungsstadt aus dem Boden gestampft. Dort und an anderen Standorten arbeiten tausende Wissenschaftler an der Bombe, darunter zahlreiche Emigranten aus Europa wie die Physiker Enrico Fermi und Edward Teller. Mehr als 150.000 Menschen sind gleichzeitig an dem Projekt beschäftigt, das insgesamt rund zwei Milliarden Dollar verschlingt.
Für das Projekt werden Calutron-Beschleuniger am geheimen Standort Site X (heute das Oak Ridge National Laboratory) in Tennessee errichtet. Die Anlage ist aber recht groß und benötigte viel Energie, so dass sie später durch das Diffusionsverfahren abgelöst wird.
Ende 1942. Enrico Fermi gelingt an der University of Chicago am dortigen Kernreaktor „Chicago Pile No. 1“ erstmals die Auslösung einer atomaren Kettenreaktion.
1943. Die Briten schließen sich dem Manhattan-Projekt an.
Am Site X wird die erste größere Anlage zur Isotopentrennung nach dem Diffusionsverfahren gebaut, mit der man auch größere Mengen für eine Atombombe erzeugen kann.
Ab 1943. Bei mehreren Dutzend B-29-Superfortress-Bombern des „Silverplate“-Programms werden unter anderem alle Bordwaffen bis auf das Heckgeschütz entfernt und die Bombenschächte umgebaut, um eine tonnenschwere Einzelbombe tragen zu können. Mit Attrappen („Kürbisbomben“) werden Anflüge und Abwürfe hundertfach durchexerziert.
1944. Im Präsidentschaftswahlkampf 1944 macht US-Präsident Franklin Delano Roosevelt Harry S. Truman zu seinem Kandidaten für den Posten des Vizepräsidenten. Nach einer Pleite als Inhaber eines Krämerladens für Herrenkonfektion (Hüte, Handschuhe und Gürtel) hat Harry S. Truman jahrelang als Straßenbauingenieur gearbeitet und in Abendkursen Jura studiert. Im Jahr 1934 avancierte er zum Senator für Missouri.
1944 bis Anfang 1945. Im Verlauf des Pazifikkriegs rücken die US-amerikanischen Streitkräfte im durch die Taktik des Inselspringens immer näher an die japanischen Hauptinseln heran.
Die Kaiserliche Armee Japans hatte zeitweise fast den ganzen Pazifik unter ihrer brutalen Kontrolle. Im Dienst des Militärs führten japanische Wissenschaftler medizinische Versuche an Menschen durch. Bürokraten beorderten ausländische Frauen in Bordelle an der Front.
Sommer 1944. In der Schlacht um die Marianen-Inseln im Sommer erobern die US-amerikanischen Streitkräfte Stützpunkte, die den Einsatz von B-29-Langstreckenbombern gegen Ziele in Japan ermöglichen. Durch eine strategische Luftoffensive wird die japanische Kriegswirtschaft schwer getroffen.
20. Januar 1945. Harry S. Truman wird formal zum US-Vizepräsidenten ernannt. Trotz dieses Titels hat Truman zunächst keinerlei Einfluss auf die politischen Entscheidungen der US-Regierung.
Februar 1945. Die strategische US-Bomberflotte hat nun die völlige Lufthoheit über Japan. Ihre intensivierten Luftangriffe mit Brandbomben nach britischem Vorbild haben bereits zwei Drittel der japanischen Großstädte zu etwa 60 Prozent zerstört. Zudem hat Japan seine größte Flotte (Kidō Butai) fast komplett verloren, ebenso den Hauptteil der Luftstreitkräfte.
Das rohstoffarme Japan ist seiner Rohstoffzufuhr verlustig gegangen. Deshalb sind die United States Army Air Forces von der zermürbenden Wirkung ihrer Luftangriffe überzeugt und erwarten bei unvermindert fortgesetzten konventionellen Luftangriffen eine Kapitulation Japans bis Dezember 1945. Sie glauben, dessen Regime könne nur noch auf günstige Friedensbedingungen unter Beibehaltung der staatlichen Souveränität hoffen.
Anfang März 1945. Als Trägerflugzeug für die überaus schweren Bomben kommt nur der Bomber vom Typ Boeing/Martin Omaha "B-29-45-MO SUPERFORTRESS" in Frage. 28 dieser Maschinen werden der 509th Composite Group unter dem Kommando von Oberst Paul Warfield Tibbets Jr. auf dem Fliegerhorst Wendover im US-Bundesstaat Utah zugeteilt. Bald darauf wird der Bomberverband auf die Pazifikinsel Tinian verlegt.
März 1945. Mit einer nächtlichen Attacke auf Tokio beginnt die USA ein Städtebombardement in Japan. Es fordert 120.000 Menschenleben. Nach dem beispiellosen Feuersturm auf die Hauptstadt gibt die japanische Führung zu Protokoll, die Bewohner würden sich an Bombardements gewöhnen, ja mit der Zeit machten die Angriffe sie sogar stärker.
Atombombe "Little Boy" |
Anfang bis Mitte 1945. In den Schlachten um Iwojima und Okinawa erarbeiten sich die US-amerikanischen Streitkräfte Ausgangsstellungen für eine spätere Landung auf den japanischen Hauptinseln, die unter dem Namen Operation Downfall vorbereitet wird und im Spätjahr 1945 stattfinden soll.
April 1945. Die Sowjetunion kündigt das 1941 geschlossene Neutralitätsabkommen mit Japan. Die Sowjetunion hatte den USA unter Franklin D. Roosevelt zugesagt, spätestens drei Monate nach Kriegsende in Europa in den Pazifikkrieg gegen Japan einzugreifen, ein Zeitraum, der am 8. August endet.
12. April 1945. Der US-amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt stirbt kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs plötzlich an einem Schlaganfall. Nachfolger wird Harry S. Truman, der bis zu seinem Amtsantritt keine Kenntnis vom „Manhattan-Projekt“ hatte.
13. April 1945. Truman, erfährt durch den Kriegsminister Henry Lewis Stimson, dass die US-Regierung seit Jahren an einer neuartigen Bombe arbeitet. In seinen Memoiren berichtet Truman 1955:
Er wolle, sagte er, mit mir über eine äußerst dringliche Sache reden. Ein riesiges Projekt sei in Ausführung begriffen - ein Projekt zur Entwicklung eines neuen Explosivstoffes von fast unglaublicher Zerstörungskraft. Mehr glaube er im Moment nicht sagen zu dürfen. Seine Mitteilung klang rätselhaft und verblüffte mich, es handelte sich um die erste karge Information, die ich über die Atombombe erhielt.
24. April 1945. Truman erfährt erst jetzt durch den Rüstungsminister James Francis Byrnes und den Chef der Abteilung für Wissenschaftliche Forschung Vannevar Bush technische Details der so genannten Atombombe.
8. Mai 1945. Mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht endet der Zweite Weltkrieg in Europa. Darum richten die USA nun den Blick auf Japan. Das kurz nach der deutschen Kapitulation eingerichtete Interim Committee soll Vorschläge über die Verwendung der Bombe erarbeiten.
10. und 11. Mai 1945. Das Target Committee (Zielfindungsausschuss) vereinbart in Los Alamos den Einsatz der Atombomben gegen bisher nicht bombardierte japanische Großstädte mit Kriegsindustrie von militärstrategischer Bedeutung. Das soll eine größtmögliche psychologische Wirkung bringen und das Risiko eines Fehltreffers bei begrenzter militärischer Zielauswahl vermeiden. Kyōto, Hiroshima, Yokohama und Kokura kommen als mögliche Ziele in die engere Wahl. Der Kaiserpalast Tokio wird hingegen verworfen.
14. Mai 1945. Das deutsche U-Boot U-234 ergibt sich vor der US-amerikanischen Ostküste dem Geleitzerstörer USS „Sutton“. Kapitänleutnant Johann-Heinrich Fehler hatte entschieden, gemäß einer vier Tage zuvor ergangenen Weisung des U-Boot-Hauptquartiers zu kapitulieren. An Bord sind Spezialisten, Konstruktionspläne neuer Waffen und 560 Kilogramm Uranoxid.
Das Uranoxid wird so schnell wie möglich in die Atomforschungsanlage Oak Ridge nach Tennessee gebracht. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden dort die enthaltenen etwa 500 Gramm spaltbares Uran 235 extrahiert. Für die Atombombe von Hiroshima dürfte das jedoch zu spät sein. Zudem haben die USA bereits genügend angereichertes Uran für die einzige später von den USA zur Explosion gebrachten Uranbombe. Es ist also sehr unwahrscheinlich dass Uran von dem deutschen U-Boot U-234 über Hiroshima explodiert.
28. Mai 1945. Der noch von Roosevelt ernannte US-Botschafter Harry Hopkins telegraftiert in Moskau an Truman, dass sowjetische Truppen für den Krieg gegen Japan in der Mandschurei Stellung bezogen hätten. Japan wisse, dass es verloren sei. Da Japans Regierung jedoch nicht bedingungslos kapitulieren werde, habe Stalin vorgeschlagen, ein japanisches Friedensangebot anzunehmen und dann die eigenen Ziele durch gemeinsame Besetzung und Verwaltung Japans durchzusetzen. Stalin fürchte, anderenfalls werde es dem Regime des Tennō gelingen, die Alliierten zu entzweien und sich auf einen Revanchekrieg vorzubereiten. Hopkins empfiehlt, das weitere Vorgehen eng mit den sowjetischen Verbündeten abzustimmen, um aus dieser Situation gemeinsam Vorteile für die Nachkriegszeit zu ziehen. Sein Telegramm bleibt jedoch unbeachtet.
31. Mai 1945. Der Wissenschaftliche Beirat mit Kriegsminister Stimson, und die Wissenschaftler meinen, ein erster Test der Atombombe könne zwischen Anfang und Mitte August stattfinden. Aber die projektbeteiligten Militärs unter Führung von Generalmajor Leslie Richard Groves drängen auf einen früheren Termin. Sie wollen den Test zum Beginn der Potsdamer Konferenz durchführen, damit ein Testerfolg der US-Delegation den Rücken in den schwierigen Verhandlungen mit der Sowjetunion stärken könnte.
Juni 1945. Der Oberste Kriegsrat Japans hält fest, dass ein Seitenwechsel Moskaus das Schicksal Japans besiegeln würde. Ein Armeevertreter nennt friedliche Beziehungen zu den Sowjets „unabdingbar“, um den Krieg gegen die Alliierten fortzusetzen.
27. Juni 1945. Die B-29 mit dem Spitznamen "Enola Gay" die später die erste Atombombe auf Hiroshima abwerfen wird landet auf der Pazifikinsel Tinian.
Juli 1945. Die Schlacht um Okinawa und die Schlacht um Iwojima demonstrieren den ungebrochenen Kampfeswillen der Japaner: Nur ein Bruchteil ihrer Soldaten sind dort bereit zu kapitulieren, die übrigen kämpfen bis zum Tod. Bei der Eroberung Okinawas sterben etwa 12.500 US-Soldaten. Insgesamt sind nun etwa 70.000 US-Soldaten im Pazifikkrieg gefallen. Die United States Army rechnet bei einer Landung auf Kyūshū, besonders im Fall verzögerter Vorbereitungen dafür, mit starkem Widerstand von bis zu 10 japanischen Divisionen. Bei einer Landung auf Honshū und Hokkaidō (Operation Downfall) seien Verluste von 25.000 bis zu 268.000 US-Soldaten zu erwarten. Die USA rechnen mit bis zu 300.000 weiteren eigenen Todesopfern. Das US-Militär plant die Eroberung der japanischen Hauptinseln erst für November 1945.
Im selben Monat werden 49 konventionelle Einzelbomben im Format der Atombomben auf japanische Fabriken abgeworfen. Man übt dabei auch bereits das Wendemanöver nach der Auslösung immer wieder, um dann der Druckwelle der gezündeten Atombombe möglichst weit zu entgehen, wobei zwölf Kilometer als Mindestabstand galten.
4. Juli 1945. Die Führung des US-amerikanischen Militärs berät mit derjenigen Großbritanniens über das weitere Vorgehen im Pazifik. Die britische Regierung ist in die Fortschritte des Atombombenbaus eingeweiht und stimmt einem Einsatz zu. Vorübergehende Überlegungen, die fertigen Bomben nur als „Warnschuss“ über unbesiedeltem japanischem Gebiet zu zünden, werden nicht weiter verfolgt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die USA nach dem Trinity-Test nur noch über zwei einsatzfertige Bomben verfügen.
6. Juli 1945. Harry S. Truman reist mit dem Zug von Washington DC nach Newport in Virginia. Dort besteigt der Präsident den Kreuzer "CA-31 USS AUGUSTA".
9. Juli 1945. Der japanische Botschafter Satō Naotake bittet in Moskau um Friedensverhandlungen. Der sowjetische Außenminister Molotow soll diese Bitte den Teilnehmern der bevorstehenden Potsdamer Konferenz der Alliierten überbringen.
15. Juli 1945. Der Kreuzer "CA-31 USS AUGUSTA" mit Truman legt in Antwerpen (Belgien) an. Von dort geht es mit dem Pkw weiter nach Brüssel. Hier besteigt Truman die Präsidentenmaschine Douglas "VC-54C SKYMASTER SACRED COW", die ihn noch am gleichen Tag zum Fliegerhorst in Berlin-Gatow fliegt. Für die Dauer der Potsdamer Konferenz wird er bis zum 2. August 1945 in einer Villa in Potsdam-Neubabelsberg am Griebnitzsee untergebracht. Scherzhaft wird das Gebäude „Little White House“ genannt.
Zusammen mit dem US-Präsidenten sind sein neuernannter Außenminister James Francis Byrnes und der Militärberater Admiral William Daniel Leahy ebenfalls in dem Haus untergebracht. Unter dem Dach hat der Nachrichtenoffizier George M. Elsey als Chriffrierspezialist seine Funkstelle.
16. Juli 1945. Die USA zünden die erste Atombombe in der Wüste im US-Bundesstaat New Mexikos. Die Plutonium-Implosionsbombe "The Gadget" entwickelt beim Trinity-Test in einem Tal mit dem Namen "Jornada de la Muerte" eine Sprengkraft von 21 Kilotonnen TNT.
Der beauftragte Sonderassistent des Pentagons, George Leslie Harrison, schickt ein erstes Kurztelegramm, das um 19.30 Uhr in Potsdam bei Präsident Truman eintrifft: "Babies satisfactorily born". Bald darauf trifft ein zweites Telegramm von Harrison ein:
Operation heute morgen erfolgt. Diagnose noch nicht vollständig, aber Ergebnisse erscheinen befriedigend und übertreffen bereits Erwartungen. Mitteilung an die Ortspresse erforderlich, weil das Interesse sich auf eine große Entfernung ausdehnt. Dr. Groves ist erfreut. Er kehrt morgen zurück. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.
Die zweite Bombe Little Boy wird gleichzeitig zur Insel Tinian im Pazifik verschifft, wo sie einsatzfertig gemacht werden soll. Winston Churchill erfährt am selben Tag von dem Testerfolg und notiert in seinen Erinnerungen, wie befreiend er die Nachricht angesichts der Aussicht auf verlustreiche Landschlachten erlebt:
„Jetzt war mit einem Mal dieser Albtraum vorüber, und an seine Stelle trat die helle und tröstliche Aussicht, ein oder zwei zerschmetternde Schläge könnten den Krieg beenden … Ob die Atombombe anzuwenden sei oder nicht, darüber wurde überhaupt nicht gesprochen.“
Auch General Dwight D. Eisenhower berichtet später, die Entscheidung zum Einsatz der beiden Atombomben habe am 16. Juli bereits festgestanden. Er rät Truman davon ab, weil die Japaner schon Kapitulationsbereitschaft signalisiert haben und die Vereinigten Staaten solche Waffen nicht als erste einsetzen sollten. Doch Truman schreibt in sein Tagebuch:
„Ich glaube, dass die Japsen klein beigeben werden, ehe Russland eingreift.“
17. Juli 1945. Die politische Führung in Japan erhält als Lagebericht, dass die vier Städte Oita, Hiratsuka, Numazu und Kuwana zu jeweils zwischen 50 und 90 Prozent zerstört sind.
17. Juli bis 2. August 1945. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem europäischen Kriegsschauplatz treffen sich die Regierungschefs der drei beteiligten Siegermächte USA, Sowjetunion und Großbritannien im Schloss Cecilienhof in Potsdam, um Vereinbarungen über die Fortsetzung des Krieges in Fernost und die weitere Nachkriegsordnung auszuhandeln.
Die USA werden durch ihren Präsidenten Harry S. Truman vertreten, die Sowjetunion durch Josef Wissarionowitsch Stalin. Die britische Regierung wird zunächst durch Winston Churchill repräsentiert, nach dessen Wahlniederlage übernimmt am 28. Juli Clement Richard Attlee diese Funktion.
Frankreich, das im Zweiten Weltkrieg von Deutschland großenteils besetzt worden ist, gilt offiziell noch nicht als Siegermacht und ist daher nicht an der internationalen Konferenz beteiligt.
20. Juli 1945. Die politische Führung von Japan erfährt von Angriffen auf drei weitere Städte. Darunter die Großstadt Fukui.
22. Juli 1945. Truman und Stimson verständigen sich in einem Vier-Augen-Gespräch in Potsdam darauf, dass Kyoto als Ziel nicht in Frage kommt und stattdessen Hiroshima das "first target" sein soll. In einem weiteren Gespräch zwischen Stimson und General Arnold am selben Tag empfiehlt letzterer, statt Kyoto sollte Nagasaki auf die Zielliste gesetzt werden.
24. Juli 1945. An diesem Abend eröffnet Truman in einer Konferenzpause Stalin betont beiläufig, man habe einen neuen Bombentyp (a new weapon of unusual destructive force) entwickelt, der geeignet sei, den japanischen Kriegswillen zu brechen. Stalin habe, so notiert Truman in sein Tagebuch, die Nachricht äußerlich unbewegt aufgenommen und den Vereinigten Staaten zugeraten, die Waffe für gute Zwecke einzusetzen. Man nimmt später an, dass Stalin durch den Mitarbeiter des Manhattan-Projekts Klaus Fuchs über die Fertigstellung der US-Atombomben informiert ist, denn noch am selben Abend veranlasst er seinen Geheimdienstchef Lawrenti Beria, den Bau einer sowjetischen Atombombe, der 1943 begonnen hatte, zu beschleunigen.
Am selben Abend trifft ein weiteres Telegramm von Harrison ein, das aufgrund der Wetterverhältnisse die Angriffschancen verklausuliert bewertet:
Eine Operation ist vom 1. August an jederzeit möglich, je nach Vorbereitungsstand des Patienten und der Wetterbedingungen. Vom Zustand des Patienten aus gesehen nur geringere Chancen vom 1. bis 3. August, gute Chancen vom 4. bis 5. August und nahezu sichere vor dem 10. August, sofern kein unerwarteter Rückfall eintritt.
Als das Telex in Potsdam-Neubabelsberg eintraf, ruft Truman seine engsten Mitarbeiter zu einer spontanen Beratung zusammen: Kriegsminister Henry Lewis Stimson, Luftgeneral Henry Harley Arnold und den Generalstabchef General George Catlett Marshall. Bei dieser Diskussion wird festgelegt, dass vier Städte auf der veränderten Zielliste verbleiben: Hiroshima, Kokura, Niigata and Nagasaki.
Die Entscheidung für den Abwurf der beiden Atombomben fällt also nicht, wie in normalen militärischen Fragen, in einem Generalstab. Im Gegenteil sind führende Offiziere wie Generalstabschef George Marshall höchstens beratend beteiligt – oder erfahren wie Carl Spaatz, immerhin oberster Chef aller US-Bomberverbände, erst im Nachhinein von dem Entschluss.
Diese präsidiale Entscheidung für einen Atombombenangriff auf Japan wird unmittelbar nach Washington an den Zielausschuss im Pentagon übermittelt. Dort wird die Auswahl von Nagasaki kritisiert. Der beteiligte Brigadegeneral Thomas Francis Farrell berichtet dazu:
Die Sitzung fand teils in General Handys Büro (Generalleutnant Thomas Troy Handy vertrat General Marshall als amtierenden Stabschef, solange dieser in Potsdam weilte, G. P.) teils in anderen Räumen statt, aber unter den Anwesenden befanden sich General Spaatz, General Eaker, General Craig. Ich vertrat General Groves. Ein Offizier … traf mit einem Schreiben aus Potsdam ein, das eine Empfehlung General Arnolds enthielt, Nagasaki als Ziel miteinzubeziehen.
Eine Anzahl von Offizieren machte Bedenken geltend, und für General Groves erhob ich den Einwand, die Stadt habe nicht die optimale Struktur und Dimension als Angriffsziel für die großen Bomben. Nagasaki war eine lange und schmale Stadt und lag zwischen Hügelketten eingebettet. Dadurch würde die Druckwirkung der Bomben beeinträchtigt werden. Die Stadt war auch schon bei verschiedenen Gelegenheiten ziemlich stark bombardiert worden, und deshalb würde es schwierig sein, die Wirkung der Atombombe über die existierenden Schäden hinaus festzustellen.
25. Juli 1945. Truman erteilt, den Befehl, den Einsatz der ersten „Spezialbombe“ bis zum 3. August vorzubereiten und nacheinander abzuwerfen. Dabei überlässt er dem General die Zielauswahl.
Carl Spaatz (Chef der strategischen US-Bomber im Pazifik) sagt zu Thomas Handy (stellvertretender Stabschef der US-Streitkräfte): „Man berichtet mir, ich soll losziehen und da draußen das ganze südliche Ende der japanischen Inseln in die Luft jagen. Bei Gott, ich habe noch kein Stück Papier bekommen, und ich finde, ich brauche ein Stück Papier.“
Handy antwortet: „Ja, da gebe ich Dir recht. Ich glaube, Du brauchst ein Stück Papier, und ich nehme an, ich bin der Dumme, der es Dir geben soll.“
Daraufhin setzt Generalleutnant Thomas Troy Handy einen schriftlichen militärischen Operationsbefehl auf. Dieser ist an General General Carl Andrew Spaatz, dem auf Tinian stationierten Oberbefehlshaber der United States Army Strategic Air Forces in the Pacific gerichtet. Das Schreiben basiert auf einem Textentwurf von Generalmajor Leslie Richard Groves vom 23. Juli 1945.
The 509th Composite Group, 20th Air Force will deliver its first special bomb as soon as weather will permit visual bombing after about 3 August 1945 on one of the targets: Hiroshima, Kokura, Niigata and Nagasaki. To carry military and civilian scientific personnel from the War Department to observe and record the effects of the explosion of the bomb, additional aircraft will accompany the airplane carrying the bomb.
Die 509. Composite Group, die 20th Air Force, wird ihre erste Spezialbombe liefern, sobald das Wetter etwa nach dem 3. August 1945 eine visuelle Bombardierung auf eines der Ziele: Hiroshima, Kokura, Niigata und Nagasaki ermöglicht. Begleitflugzeuge mit militärischen und zivilen wissenschaftlichen Mitarbeitern aus dem Kriegsministerium sollen das Flugzeug, das die Bombe trägt begleiten um die Auswirkungen der Explosion der Bombe zu beobachten und aufzuzeichnen.
Ferner heißt es im selben Befehl: „Weitere Spezialbomben werden auf die genannten Ziele abgeworfen, sobald der Projektstab sie fertig gestellt hat.“
Daraufhin gibt das Hauptquartier der 20th Air Force, die auf der Pazifikinsel Guam stationiert ist, den militärischen Angriffsbefehl "Number 13" heraus: "20. Luftflotte greift am 6. August Ziele in Japan an. Hauptziel: Industrieanlagen der Stadt Hiroshima."
In sein Tagebuch schreibt Truman an diesem Mittwoch: „Ich habe Stimson angewiesen, die Bombe so zu benutzen, dass militärische Anlagen, Soldaten und Seeleute die Ziele sind, nicht Frauen und Kinder.“ Und er fügt hinzu: „Auch wenn die Japaner wild, ruchlos, unbarmherzig und fanatisch sind – wir als Führer der freien Welt können diese furchtbare Waffe nicht auf die alte Hauptstadt abwerfen oder auf die neue.“ Darin stimmt ihm, laut seinem Tagebuch, Stimson ausdrücklich zu. Das Ziel solle „rein militärisch“ sein. Außerdem möchte Truman den Japanern vor dem Abwurf eine unmissverständliche Warnung zukommen lassen.
26. Juli 1945. Truman gibt im Namen der Vereinigten Staaten, der Republik China unter Chiang Kai-shek und des Vereinigten Königreichs die Potsdamer Erklärung ab, in der er die japanische Führung zur sofortigen und bedingungslosen Kapitulation auffordert. Dies ist nicht mit der Sowjetunion abgesprochen. Molotow hat die Vereinigten Staaten vergeblich darum gebeten, das Ultimatum noch einige Tage zurückzuhalten, bis seine Regierung ihren Nichtangriffspakt mit Japan gekündigt hat. Doch der Kriegseintritt der Sowjetunion ist für die US-Regierung nun unerwünscht. Die Erklärung geht heraus:
„Die volle Anwendung unserer militärischen Macht, gepaart mit unserer Entschlossenheit, bedeutet die unausweichliche und vollständige Vernichtung der japanischen Streitkräfte und ebenso unausweichlich die Verwüstung des japanischen Heimatlandes.“
Man werde Japan vollständig besetzen, Demokratie einführen, Kriegsverbrecher bestrafen, Japans Gebiet auf die vier Hauptinseln begrenzen und Reparationen fordern. Dazu werde man die japanische Industrie erhalten und ihr später wieder Teilnahme am Welthandel erlauben: „Die Alternative für Japan ist sofortige und völlige Zerstörung.“
Jeder konkrete Hinweis auf den geplanten Einsatz einer neuartigen Waffe und deren Ziel fehlt. Flugblätter, die in den Monaten vorher über 35 japanischen Städten, darunter Hiroshima und Nagasaki, abgeworfen worden sind, haben deren Bevölkerung vor kommenden Luftangriffen gewarnt und Zivilisten aufgefordert, die Städte zu verlassen. Sie enthalten aber keinen Hinweis auf Atombomben und deren Wirkung. Ein Grund für das Unterlassen einer konkreten Vorwarnung ist die Annahme, die Japaner würden Kriegsgefangene als menschliche Schutzschilde in die gewarnten Städte verlegen.
Da die US-Invasion der japanischen Hauptinseln erst drei Monate später beginnen soll, muss die japanische Führung annehmen, das Ultimatum sei das übliche Drohritual zur Demoralisierung der Japaner. Zugleich hofft sie immer noch, Stalin werde die Westalliierten zur Annahme der eingeleiteten Friedensinitiative bewegen. Besonders die verlangten Gebietsverluste scheinen unannehmbar. So lautet die Antwort von General Suzuki Kantarō:
„Die Regierung findet nichts von bedeutsamem Wert an der gemeinsamen Erklärung, und sieht daher keine andere Möglichkeit, als sie vollständig zu ignorieren und sich entschlossen für die erfolgreiche Beendigung des Krieges einzusetzen.“
Der Kreuzer CA-35 USS INDIANAPOLIS trifft derweil mit Teilen der Hiroshimabombe auf Tinian ein. Die 320th Troop Carrier Squadron (320th TCS) fliegt mit fünf Transportflugzeugen C-54 SKYMASTER weitere Bombenteile nach Tinian.
27. Juli 1945. Den ganzen Tag über diskutieren die Verantwortlichen in Tokio über die Potsdamer Deklaration. Der Außenminister möchte Sondierungen zu einer sowjetischen Friedensvermittlung abwarten. Offenbar ahnt er nicht, dass Stalin längst zum Kriegseintritt gegen Japan entschlossen ist. Die Militärs hingegen fordern die sofortige Ablehnung des Ultimatums. Alles andere, argumentieren sie, werde die Moral der Truppen untergraben.
28. Juli 1945. Kantaro Suzuki (Premierminister von Japan) erklärt: Die Potsdamer Erklärung sei es nicht wert, beraten zu werden.
30. Juli 1945. Der schwere US-amerkanische Kreuzer CA-35 USS INDIANAPOLIS wird nach der Ablieferung von Teilen der Hiroshimabombe in Tinian auf der Weiterfahrt nach Guam von zwei Torpedos des japanischen U-Boots I-58 getroffen. Sie sinkt innerhalb weniger Minuten. Es ist der letzte Verlust eines US-Kriegsschiffes im Pazifikkrieg. Von den knapp 1.200 Mann Besatzung können nur 318 gerettet werden. Wäre dies auf dem Hinweg geschehen, so wäre Japan möglicherweise ein weiterer Atombombenangriff erspart geblieben. Bereits die Gewinnung von waffenfähigem Material für drei Bomben hat über ein Jahr gedauert.
31. Juli 1945. Die Uranbombe „Little Boy“ mit einer Sprengkraft von 12.500 Tonnen TNT ist einsatzbereit. Sie ist 3,05 Meter lang, hat einen Durchmesser von 0,7 Metern und ist 4,4 Tonnen schwer. Der Sprengstoff besteht aus 63,5 Kilogramm hoch angereichertes Uran (Oralloy), davon 80 % Uran-235.
Für die Uran-Bombe „Little Boy“ wird die Kanonenanordnung verwendet. Man benötigt zwei getrennte unterkritische Massen an Uran-235, die zusammen eine kritische Masse bilden. Beide Uran-Proben werden in einem Rohr mittels einer chemischen Reaktion aufeinander geschossen. Weil das Verfahren recht einfach ist, wurde kein Test durchgeführt.
Die Teile für die zweite Bombe „Fat Man“ treffen auf Tinian ein.
Eine dritte Atombombe könnte ab 17. oder 18. August 1945 einsatzbereit sein. Zu ihrem Einsatz kommt es jedoch nicht mehr.
1. August 1945. Der für heute geplante Start muss wegen eines Taifuns über der Insel aufgeschoben werden.
2. August 1945. Die politische Führung von Japan erfährt von vernichtenden Angriffen auf vier weitere Städte. Dabei das völlig verwüstete Toyama.
3. August 1945. William Parsons (Vizedirektor des streng geheimen „Manhattan Projects“ und Einsatzleiter) zeigt der ausgewählten Mannschaft der „Enola Gay“ bei der abschließenden Einsatzbesprechung nachmittags mittels einer Grafik genau, wie der Anflug zu erfolgen hat. Copilot Robert Lewis notiert sich diese Vorgaben und macht irgendwann in den folgenden Stunden eine Reinzeichnung.
Die elf Besatzungsmitglieder des Bombers neben Parsons, der als Waffenoffizier mitfliegen wird, sollen eine völlig neuartige Bombe einsetzen, die noch nie getestet worden ist. Niemand weiß, was passieren wird, wenn der erste Uransprengsatz überhaupt über der japanischen Industriestadt Hiroshima detoniert. Der bis dahin einzige Test einer Atomspaltungswaffe am 16. Juli 1945 auf einem Sperrgebiet in New Mexico ist mit einer völlig anders konstruierten Plutoniumbombe erfolgt.
4. August 1945. Pilot Paul Tibbets erfährt unter strengsten Geheimhaltungsauflagen was sein Auftrag ist. Er tauft sein Flugzeug, die B-29-Superfortress Nr. 82, auf den Namen seiner Mutter „Enola Gay“. Alle Bordwaffen bis auf das Heckgeschütz sind entfernt worden. Man hat den steilen Steigflug nach Auslösung immer wieder geübt, um der Druckwelle der gezündeten Bombe zu entgehen.
6. August 1945. Für heute wird klarer wolkenloser Himmel für die japanischen Inseln vorhergesagt.
6. August 1945, 2:47 Uhr. Das Bomberflugzeug startet mit zwölf Mann Besatzung an Bord:
- Colonel Paul Tibbets (1915–2007) – Pilot und Kommandant
- Captain Robert A. Lewis (1918–1983) – Copilot
- U.S. Navy Captain William S. „Deak“ Parsons (1901–1953) – Waffenoffizier
- Second Lieutenant Morris R. Jeppson (1922–2010) – Assistent des Waffenoffiziers
- Major Thomas Ferebee (1918–2000) – Bombenschütze
- Lieutenant Jacob Beser (1921–1992) – Bedienung des Radarentfernungsmessers für die Bombe (Lieutenant Beser war als einziger der Besatzung auch beim zweiten Atombombeneinsatz auf Nagasaki eingesetzt)
- Technical Sergeant Wyatt E. Duzenberry (1913–1992) – Flugingenieur
- Sergeant Robert H. Shumard (1920–1967) – Assistent des Flugingenieurs
- Captain Theodore „Dutch“ Van Kirk (1921–2014) – Navigator
- Sergeant Joe S. Stiborik (1914–1984) – Bediener des Bordradargerätes
- Private First Class Richard H. Nelson (1925–2003) – Bordfunker
- Technical Sergeant George R. „Bob“ Caron (1919–1995) – Heckschütze
Zwei weitere Flugzeuge, „The Great Artiste“ und ein zu diesem Zeitpunkt namenloses Flugzeug, das später „Necessary Evil“ getauft wird, begleiten die „Enola Gay“. Die Befürchtungen der Militärs, dass die Bombe vorzeitig explodieren könnte, sind groß. William L. Laurence beschreibt die Vorgänge vor dem Start:
„Als dem General gemeldet wird, es bestehe Gefahr, dass bei einem Fehlstart die ganze Insel in die Luft fliegt, antwortet er‚ wir müssen beten, daß das nicht geschieht.‘ Derselbe General erzählt dann von dem riskanten Start der Maschine: ‚Wir versuchten beinahe, sie mit unseren Gebeten und Hoffnungen in die Luft zu heben.‘ Vor dem Abflug sprach ein lutherischer Feldgeistlicher ein ‚ergreifendes Gebet‘:
‚Allmächtiger Vater, der Du die Gebete jener erhörst, die Dich lieben, wir bitten Dich, denen beizustehen, die sich in die Höhen Deines Himmels wagen und den Kampf bis zu unseren Feinden vortragen. […] Wir bitten Dich, daß das Ende dieses Krieges nun bald kommt und daß wir wieder einmal Frieden auf Erden haben. Mögen die Männer, die in dieser Nacht den Flug unternehmen, sicher in Deiner Hut sein, und mögen sie unversehrt zu uns zurückkehren. Wir werden im Vertrauen auf Dich weiter unseren Weg gehen; denn wir wissen, daß wir jetzt und für alle Ewigkeit unter Deinem Schutz stehen. Amen.‘“
Erst auf dem Hinflug nach Hiroshima klärt Tibbets seine Bomberbesatzung darüber auf, dass sie eine Atombombe abwerfen sollten wie die, die kürzlich getestet worden sei. Von Radioaktivität erfahren die Männer nichts. Nach dem Start von Tinian fliegt die Enola Gay Richtung Iwo Jima und setzt von dort aus Kurs auf Japan.
6. August 1945, ca 3:00 Uhr. Um das Risiko eines Unfalls beim Start zu senken, beschloss Captain William S. Parsons, Chef der Ordnance Division des Manhattanprojektes, die letzten Schritte des Zusammenbaus von Little Boy erst während des Fluges auf dem Weg nach Hiroshima auszuführen. Deshalb kriecht Parsons mit seinem Kollegen Morris Jepson in den Bombenschacht der fliegenden Enola Gay und montiert die vier Säckchen mit dem Sprengstoff Kordit in das Kanonenrohr der Waffe und schließt die Zündkabel an.
6. August 1945, 7:00 Uhr. Über eine Stunde vor dem Abwurf, entdeckt das japanische Frühwarnradarsystem die Radarschatten einiger US-Flugzeuge. In mehreren Städten, darunter Hiroshima, wird die Radioübertragung unterbrochen.
6. August 1945, ca 7:30 Uhr. Jepson ersetzt die vier Sicherheitsstecker des Zündsystemes durch scharfe Zündstecker. Die Bombe ist nun voll einsatzbereit und bezieht Energie aus den eigenen Batterien. Dieses Vorgehen erfolgt ohne das Wissen von Leslie Groves, dem Leiter des Manhattan-Projekts.
6. August 1945, 7:31 Uhr. Eine B-29 überfliegt Hiroshima, um die Wetterbedingungen für den Abwurf zu prüfen. Tibbets gibt seiner Crew das Angriffsziel bekannt: "Es ist Hiroshima."
6. August 1945, kurz vor 8:00 Uhr. Die Radarmannschaft in Hiroshima, erkennt, dass die Anzahl der sich nähernden Flugzeuge wahrscheinlich nicht mehr als drei beträgt. Der Alarm wird aufgehoben. Um Energie, Kraftstoff und Flugzeuge zu sparen, hat die japanische Luftwaffe entschieden, solch kleine Formationen nicht mehr abzufangen. Über eine normale Radiowarnung wird der Bevölkerung geraten, in Schutzräume zu gehen, falls tatsächlich B-29 gesichtet werden. Allerdings wird von dieser kleinen Formation angenommen, dass es sich um Aufklärungsflugzeuge handelt, da Japan allgemein täglich von Erkundungsflugzeugen überflogen wird.
6. August 1945, 8:15:17 Uhr. Die Uranbombe vom Typ "Mk 1" mit dem Namen "Little Boy" mit einer Sprengkraft von 11.500 bis 15.000 Tonnen TNT-Äquivalent wird über Hiroshima in einer Höhe von 9450 Metern Höhe von Major Thomas Wilson Ferebee, der das Zielgerät des US-Bombers Enola Gay bedient, ausgeklinkt. Daraufhin steigt der Bug der plötzlich erleichterten Maschine nach oben. Die Enola Gay fliegt daraufhin ein scharfes Wendemanöver um 155°, um nicht von der Druckwelle erfasst zu werden.
6. August 1945, 8:16:02 Uhr. Die Atombombe detoniert in einer Höhe von 580 Metern über der Innenstadt direkt über der Shima-Klinik. Eigentliches Ziel war die etwa 250 Meter entfernte T-förmige Aioi-Brücke. Mittlerweile trägt jeder an Bord der "Enola Gay" eine Schutzbrille, um vom Licht der Atombombe nicht zu erblinden.
Wenig später verkündet Tibbets Stimme stolz per Bordfunk: "Jungs, ihr habt gerade die erste Atombombe der Geschichte abgeworfen!" Derartige Befriedigung empfindet nicht jedes Mitglied der Besatzung. "Da war nichts als Tod in dieser Wolke", sagt Mechaniker Robert H. Shumard später. "O mein Gott, was haben wir getan?" schreibt Co-Pilot Robert A. Lewis in sein Logbuch.
Als die Atombombe über Hiroshima detoniert, weilt US-Präsident Truman an Bord des Kreuzers USS AUGUSTA im Westatlantik, der ihn in die USA zurückbringt. Als der Präsident gerade frühstückt, erreicht ihn folgende Meldung des Kriegsministers Stimson:
"Um 19.15 Uhr Washington-Zeit schwere Bombe auf Hiroshima abgeworfen. Erste Meldungen sprechen von einem vollständigen Erfolg, der den des Experiments übertroffen hat."
6. August 1945, 8:16:45 Uhr. Innerhalb von 43 Millisekunden nach der Explosion macht die Druckwelle die Innenstadtfläche dem Erdboden gleich. Es entsteht ein Feuerball mit einer Innentemperatur von 1.000.000 Grad Celsius. Mit einer Geschwindigkeit von 440 Metern pro Sekunde breitet sich ein riesiger Feuerball aus. In einer Entfernung von über 10 Kilometer Entfernung gehen Bäume durch eine Hitzeeinwirkung von mindestens 6.000 Grad Celsius in Flammen auf. Von den 76.000 Häusern der Großstadt werden 70.000 zerstört oder beschädigt.
Tibbets, der Kommandant der Enola Gay, berichtet später, er habe nach der Explosion, er habe den Himmel vor sich aufleuchten gesehen und den Geschmack von Blei im Mund gehabt. 40 Sekunden später und dann bereits etwa neun Meilen entfernt werden sie von der Druckwelle eingeholt und kräftig durchgeschüttelt.
6. August 1945, 8:19 Uhr. Der der für Atombombenexplosionen charakteristische, aus aufgewirbelten und verstrahlten Trümmern bestehende Atompilz aus aufgewirbelten und verseuchten Trümmern steigt in dem bis dahin sonnigen Himmel bis zu einer Höhe von 13 Kilometern auf.
6. August 1945, ca. 8:40 Uhr. Etwa 20 Minuten nach der Explosion geht schwarzer Regen, der Fallout (Radioaktiver Niederschlag) über der Gegend nieder. Neben vielen anderen Spaltprodukten werden etwa 89 Terabecquerel an radioaktivem Cäsium-137 freigesetzt.
Neben der Radioaktivität sorgen vor allem die Druckwelle und die Hitze der Bombe für viele Opfer. 70.000 bis 80.000 Menschen sind sofort tot. Bei den Menschen, die sich im innersten Stadtkern aufhalten, verdampfen die obersten Hautschichten. Der gleißende Blitz der Explosion brennt Schattenrisse von Personen in stehengebliebene Hauswände ein, ehe die Menschen von der Druckwelle fortgerissen werden.
Der Fluss Ota ist voller Leichen, die Menschen springen hinein, weil sie brennen. Doch die meisten können gar nicht schwimmen. Wer nicht verbrennt, der ertrinkt. Die Überlebenden wandeln wie Zombies durch die zerstörte und eingeebnete Stadt.
Die überwiegend unmittelbar bei der Explosion freigesetzte atomare Strahlung tötet in den Wochen darauf zahlreiche weitere Einwohner, die zwar nicht der unmittelbaren Druck- und Hitzewelle zum Opfer gefallen waren, jedoch tödliche Strahlendosen erhalten haben. Sie bekommen Haarausfall, purpurrote Flecken am ganzen Körper und verbluten qualvoll an inneren Verletzungen. Die Bombe tötet 90% der Menschen in einem Radius von 0,5 Kilometern vom Explosionszentrum und 59% der Menschen in einem Radius von 0,5 bis 1 Kilometern.
Aus Hiroshima selbst meldet kein Überlebender das Ereignis nach Tokio. Alle Verbindungen sind unterbrochen. Erst Stunden später melden Militärstützpunkte in Hiroshimas Umgebung eine gewaltige Explosion mit unbekannter Ursache. Man glaubt anfangs, ein großes Munitionslager der Garnison sei explodiert. Offiziere, die die Lage vor Ort überprüfen sollen, werden durch Luftangriffe auf Tokio daran gehindert.
Auch rund 20 US-Amerikaner sterben durch die Atombombe. Im Gegensatz zum unbeschreiblichen Leid der japanischen Opfer wird ihr Schicksal lange geheim gehalten. Erst mehr als drei Jahrzehnte später werden erste Informationen über sie öffentlich.
Es handelte sich um keine Zivilisten sondern um Kriegsgefangene. Um Besatzungen abgeschossener Flugzeuge. In praktisch jeder Stadt Japans gab es kleine oder größere Gefangenenlager. Das wussten auch die Planer des Atomwaffen-Programms „Manhattan Projekt“, als sie die Ziele für die ersten Einsätze der neuartigen Waffe festlegten.
Elf oder zwölf von ihnen befinden sich in einem Gefängnis der japanischen Militärpolizei etwa 400 Meter vom Detonationspunkt von „Little Boy“ entfernt. Fast alle sterben sofort, doch zwei junge Männer, der 23-jährige Ralph Neal und der 19-jährige Normand Brissette, können sich vor der Feuerwalze und der Druckwelle schützen – angeblich, indem sie in eine Jauchegrube springen.
Im Kasernenkomplex der historischen Burg von Hiroshima, genutzt als Hauptquartier der 2. japanischen Armee, werden weitere etwa acht US-Soldaten gefangen gehalten. Die von Wassergräben umgebene Anlage liegt knapp einen Kilometer vom Explosionszentrum der Atombombe entfernt – ebenfalls im Gebiet totaler Zerstörung. Mehr als 3000 Soldaten, die an diesem sonnigen Morgen auf dem Platz inmitten der Burg das Paradieren üben, kommen sofort ums Leben. Ebenfalls unmittelbar getötet wird, den Recherchen des britischen Autorenduos Gordon Thomas und Max Morgan-Witts für ihr 1977 erschienenes Buch „Enola Gay“ zufolge, ein US-Kriegsgefangener auf dem Areal.
„Das Schicksal der übrigen sieben ist nicht geklärt“, schreiben Thomas und Morgan-Witts weiter: „Über zwei wurde berichtet, sie seien eskortiert nach Ujina gebracht worden, verwundet, aber transportfähig.“ Ein Weiterer sei unter einer Brücke liegend gesehen worden, bekleidet nur noch mit Unterhosen und offensichtlich im Sterben. Zwei Männer sollten dem Abwurf der Atombombe überlebt haben, möglicherweise in Zellen in den massiv gemauerten Kasematten der Burg, seien dort aber von wütenden Wächtern totgeschlagen worden.
Nach Angaben eines japanischen Überlebenden wurden noch am 6. August 1945 zwei westlich aussehende junge Männer auf der Aioi-Brücke, dem eigentlichen Ziel des Atombombenabwurfs, gesteinigt. Um wen genau es sich handelt, ist unklar – vielleicht waren es die beiden letzten US-Kriegsgefangenen, die in der Burg von Hiroshima eingesperrt gewesen waren.
Bald kursieren Gerüchte. Im Süden der Stadt habe die Armee eine Rettungsstelle eingerichtet, in einer Polizeistation, außerhalb des tödlichen Strahlungsradius der Bombe. Es gibt nur fünf Fotos aus den ersten Stunden nach der Explosion, auf denen Überlebende zu sehen sind. Es gibt keine Medizin, keine schmerzlindernden Medikamente, kein Verbandsmaterial. Die Menschen schließen sich zusammen und versuchen, gemeinsam zu überleben.
Soldaten kommen und retten junge Männer. Potentielle Kämpfer für einen sinnlosen Krieg. Frauen, Kinder, Alte nehmen die Soldaten nicht mit in ihren Lkws.
Stunden später landet die "Enola Gay" wohlbehalten wieder auf Tinian. Gerade aus der Maschine gestiegen, wird dem verdutzten Tibbets bereits ein Orden an die Brust geheftet. Während die US-Amerikaner eine riesige Party feiern, ist der Fotograf Yoshito Matsuhige im sterbenden Hiroshima kaum in der Lage, Fotos des Schreckens zu machen. Er sagt später: "Meine Tränen ließen den Blick durch den Sucher ganz verschwimmen." Es folgt die Nachbesprechung des Einsatzes, dann das Abendessen, dann geht die Crew ins Bett.
Dienstag, 7. August 1945, 0:15 Uhr. Truman berichtet auf dem Heimweg in die Vereinigten Staaten vom Kreuzer USS Augusta der Welt erstmals vom Einsatz der Atombombe:
„Vor 16 Stunden hat ein amerikanisches Flugzeug eine Bombe auf Hiroshima abgeworfen und es bis zur Nutzlosigkeit für den Feind zerstört. Die Bombe hatte eine Sprengkraft von mehr als 20.000 Tonnen TNT. Die Kraft, aus der die Sonne ihre Macht bezieht, ist auf diejenigen losgelassen worden, die dem Fernen Osten Krieg brachten.“ Er fordert die Japaner nochmals zur Kapitulation auf und droht: „Wenn sie unsere Bedingungen nicht akzeptieren, dann mögen sie einen Regen der Zerstörung aus der Luft erwarten, wie er noch nie auf der Erde gesehen worden ist.“
Mittlerweile ist die Lage Japans verzweifelt. Die japanischen Luftstreitkräfte können den US-amerikanischen Bomberpulks wenig entgegensetzen, es mangelt ihnen an Piloten wie an Treibstoff.
In Tokio braucht das Kriegskabinett Tage, um sich über das Ausmaß der Zerstörungen in Hiroshima klar zu werden. Auch dann kann es sich nicht auf eine sofortige bedingungslose Kapitulation einigen, da noch immer eine Friedensinitiative Stalins zu besseren Bedingungen für Japan erwartet wird.
In Stalins Datscha in Kunzewo bei Moskau gib es an diesem Abend nach der Erinnerung seiner Tochter Swetlana kein anderes Thema als den Atombombenangriff: „Niemand achtete auf mich“, beschwert sich die gerade 19-Jährige in einem Brief.
Mittwoch, 8. August 1945. Die Sowjetunion erklärt Japan den Krieg, nachdem bereits am 5. April 1945 der Neutralitätspakt mit Japan gekündigt worden ist. Die Rote Armee greift mit der Operation Auguststurm den japanischen Marionettenstaat Mandschukuo (Mandschurei) mit über einer Million Soldaten an und beginnt zudem einen Angriff auf die Kurilen. Damit kommt die Sowjetunion ihrer bei der Konferenz von Jalta auf Drängen des US-Präsidenten Roosevelts eingegangenen Verpflichtung auf dem Tag genau nach, 90 Tage nach dem Kriegsende in Europa in Fernost den Krieg zu beginnen und Japan und seine Verbündeten anzugreifen. Die Kriegserklärung, die der japanische Botschafter in Moskau nach Tokio melden soll, kommt dort nie an.
Die Amerikaner sind schockiert, dass die Japaner nicht sofort die Waffen strecken. Die US-Regierung, die mit einer schnellen Kapitulation der Japaner gerechnet hat, lässt am selben Tag ein frisch gedrucktes Flugblatt in Millionen Exemplaren über 47 japanischen Städten abwerfen. Es vergleicht die Wirkung der Atombombe mit der von 2.000 herkömmlichen Bombenladungen einer B-29: Wer dies bezweifle, solle sich bei Japans Regierung nach dem Schicksal Hiroshimas erkundigen. Das japanische Volk wird aufgerufen, die Beendigung des Krieges zu fordern. Andernfalls werde man entschlossen weitere Atombomben und auch andere überlegene Waffen verwenden. Eine konkrete Vorwarnung für den zweiten Abwurf bleibt aus.
Stalin trifft er seinen Geheimdienstchef Lawrenti Beria und die verantwortlichen Wissenschaftler des sowjetischen Atomprogramms. „Hiroshima hat die ganze Welt erschüttert“, sagt Stalin: „Das Gleichgewicht ist zerstört, das kann so nicht bleiben.“
9. August 1945, 11:00 Uhr. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in die Mandschurei und zwei Minuten vor der Zündung der Nagasakibombe, trifft sich das japanische Kriegskabinett in Tokio. Außenminister Shigenori Togo drängt auf sofortigen Friedensschluss. Die Militärs stellen jedoch vier für die Vereinigten Staaten unannehmbare Bedingungen:
Die heftige interne Debatte darüber endet ohne Ergebnis.
9. August 1945, 11:02 Uhr. Die Plutoniumbombe "Fat Man" vom Typ "Modell 1561" mit einer Sprengkraft von 22.000 Tonnen TNT wird über Nagasaki abgeworfen.
Die Nachricht von der Zerstörung Nagasakis löst bei Japans Regierung Bestürzung aus. Man fürchtet, die Vereinigten Staaten würden eine dritte Bombe auf Tokio werfen. Ein abgeschossener B-29-Pilot gibt diesen Gerüchten Nahrung.
Am Nachmittag tritt das japanische Kabinett zusammen. Der Außenminister möchte nur die eine Bedingung stellen: dass das Kaisertum erhalten bleibe. Die Militärs beharren auf weiteren Ansprüchen, etwa dem, dass Japan nicht besetzt werden dürfe. Kurz vor Mitternacht finden sich die verantwortlichen Politiker und Militärs im kaiserlichen Luftschutzbunker ein.
10. August 1945. Nach zwölfstündiger ergebnisloser Beratung des Kriegskabinetts, bei der sich die Positionen des Außenministers und der Militärs unversöhnlich gegenüberstehen, bittet Premierminister Suzuki Kantarō, der bis dahin nicht in die Debatte eingegriffen hat, den Tennō am um seine Entscheidung.
Kaiser Hirohito, der zwar bis dahin wie ein Gott verehrt wurde, aber tatsächlich wenig zu sagen hatte, wird in dieser schicksalhaften Stunde zum Schiedsrichter. Er spricht erstmals ein Machtwort und entscheidet um 2 Uhr morgens, die von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und China in Potsdam beschlossene und von der sowjetischen Regierung unterzeichnete Erklärung sei anzunehmen. Mit dem Zusatz, man verstehe diese so, dass der Tennō seine souveränen Rechte behalten könne, wird dieser Beschluss den Alliierten übermittelt.
Die Vereinigten Staaten erklärten daraufhin, man werde die Autorität des Tennōs dem Oberbefehlshaber der alliierten Mächte unterstellen, sobald die Kapitulation erklärt sei. Die japanische Erklärung wird also nicht als solche gewertet.
11. August 1945. Nur zwei Tage nach der Bombardierung Nagasakis, veröffentlicht die US-amerikanische Regierung ein 200 Seiten starkes Dokument des Atomphysikers Henry DeWolf Smyth unter dem schwerfälligen Titel "A General Account of Methods of Using Atomic Energy for Military Purposes under the Auspices of the United States Government, 1940–1945" ("Ein allgemeiner Bericht über die Methoden zur Nutzung atomarer Energie für militärische Zwecke unter Aufsicht der US-Regierung, 1940-1945").
Bald nur als "Smyth Report" bekannt, findet das Buch reißenden Absatz. Die Originalausgabe der Regierungsbuchdruckerei ist so schnell ausverkauft, dass der Universitätsverlag Princeton University Press Ende 1945 seine eigene Ausgabe druckt – diesmal unter dem freundlicheren Übertitel "Atomic Energy for Military Purposes" ("Atomare Energie für militärische Zwecke"). Innerhalb eines Jahres werden 100 000 Kopien hiervon verkauft.
Bereits in den frühen Projektphasen des Manhattan-Projekts war Smyth von General Leslie Groves gebeten worden, im Verlauf des Kriegs jeden Standort des Manhattan-Projekts aufzusuchen und einen technischen Bericht zu erstellen, der für eine öffentliche Verbreitung geeignet wäre um die Bevölkerung im Fall des Atombombeneinsatzes zu informieren.
12. August 1945. In Japan wird bekannt, dass die USA erklären, man werde die Autorität des Tennōs dem alliierten Besatzungskommando unterstellen, sobald die Kapitulation erklärt sei. Die japanischen Generäle rufen daraufhin ihre Soldaten auf, zu millionenfachem Selbstmord bereit zu sein, um die Invasoren „ins Meer zu treiben“.
13. August 1945. Armeeminister Anami Wilson bekräftigt ausdrücklich, die Atombomben seien nicht bedrohlicher als die Brandbomben, denen Japan über Monate hin standgehalten habe.
14. August 1945. Von Neuem beginnt in Tokio das Tauziehen. Der Außenminister befürwortet die Annahme. Der Vorsitzende des Kronrats hingegen findet es unannehmbar, den Tenno einer fremden Macht unterzuordnen. Der stellvertretende Admiralstabschef schlägt vor, 20 Millionen Japaner sollten ihr Leben als Mitglieder eines Sonderangriffskorps opfern.
Hirohito entscheidet sich erneut zu kapitulieren, um die Nation zu retten und den Japanern weiteres Leid zu ersparen. Er selbst werde seine Untertanen um Verständnis dafür bitten. Um zu verhindern, dass dessen Rede im Rundfunk ausgestrahlt werden kann, versuchen jüngere Offiziere, beispielsweise Hatanaka Kenji, einen Staatsstreich. Nachdem der Kommandeur Tokios, General Tanaka, sie mit einer langen Rede besänftigt hat, begehen er und die Anführer der Revolte Suizid nach dem traditionellen Harakiri.
15. August 1945. Der letzte Luftangriff der Vereinigten Staaten mit Spreng- und Brandbomben auf Japan findet statt. Er gilt den Städten Kumagaya (Präfektur Saitama) und Isesaki (Präfektur Gunma).
Um 16 Uhr wird Hirohitos Rede gesendet (Gyokuon-hōsō). Aus den Lautsprechern ertönt die Stimme des Kaisers. Nie zuvor haben die Untertanen sie vernommen. Hirohito spricht in gekünsteltem, archaischem, den einfachen Leuten kaum verständlichem Hofjapanisch. Sie begreiffen jedoch den Sinn seiner Rede und erfahren wie es um Japan steht:
„Der Feind hat jüngst eine unmenschliche Waffe eingesetzt und unserem unschuldigen Volk schlimme Wunden zugefügt. Die Verwüstung hat unberechenbare Dimensionen erreicht. Den Krieg unter diesen Umständen fortzusetzen, würde nicht nur zur völligen Vernichtung unserer Nation führen, sondern zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation … Deshalb haben Wir angeordnet, die Forderungen der Gemeinsame Erklärung der Mächte anzunehmen.“
Viele Menschen werfen sich während der Ansprache flach auf die Erde und berühren mit der Stirn den Boden. Der Rede folgen zahlreiche Selbsttötungen. Kamikazeflieger steigen mit ihren Flugzeugen auf und stürzen sich in die Bucht von Tokio. Mehrere Maschinen überfliegen den Palast und werfen Flugblätter ab, die alle "Verräter" verdammten und Kampfbereitschaft bis zum Äußersten verkünden. Am Ende jedoch erstickt Resignation den Aufruhr, die Empörung, die Erregung. Das japanische Volk ergibt sich in sein Schicksal.
16. August 1945. An alle Truppen ergeht der kaiserliche Befehl, die Kampfhandlungen einzustellen.
ca. 19. August 1945. Ralph Neal und Normand Brissette sterben in einem Lager außerhalb der zerstörten Stadt, in dem andere US-Kriegsgefangene eingesperrt waren. Ihre sterblichen Überreste werden wie die von neun ihrer Kameraden in die USA gebracht und hier mit militärischen Ehren bestattet. Die genauen Umstände ihres Todes aber bleiben ungenannt.
19. August 1945, 2:00 Uhr morgens. Nach zwölfstündiger ergebnisloser Beratung des Kriegskabinetts, bei der sich die Positionen des Außenministers und der Militärs unversöhnlich gegenüberstehen, bittet Premierminister Suzuki Kantarō, der bis dahin nicht in die Debatte eingegriffen hat, den Tennō am um seine Entscheidung. Hirohito spricht erstmals ein Machtwort und entscheidet, die Potsdamer Erklärung sei anzunehmen. Mit dem Zusatz, man verstehe diese so, dass der Tennō seine souveränen Rechte behalten könne, wird dieser Beschluss den Alliierten übermittelt.
30. August 1945. Die alliierte Pazifikflotte trifft in der Bucht von Tokio ein.
2. September 1945. Der neue Außenminister Shigemitsu Mamoru humpelt das Fallreep des Schlachtschiffes USS Missouri empor. Er trägt Frack und Zylinder. Grüner Filz bedeckt auf dem Achterdeck den Tisch, auf dem die Kapitulationsurkunden liegen. Shigemitsu Mamoru und Generalstabschef Umezu Yoshijirō unterzeichnen die Urkunden für Japan, General Douglas MacArthur für die Alliierten.
Douglas MacArthur, der Feldherr des Pazifikkrieges, wird US-Prokonsul im Kaiserreich Japan. Er hält eine unerwartete Rede, die Sieger und Besiegte auffordert, gemeinsam eine der Menschenwürde verpflichtete Welt aufzubauen. "These proceedings are closed" – mit diesen Worten beendet MacArthur die Zeremonie. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, fast auf die Stunde genau sechs Jahre nach seinem Beginn. Für Japan beginnt der Frieden.
Für Hiroshima und Nagasaki bedeutet das Kriegsende, dass nun ausländische Hilfe, etwa durch das Rote Kreuz, erfolgen kann. Die US-Armee führt in den folgenden Monaten unter Leitung des militärischen Beauftragten für das Manhattan-Projekt, General Leslie Groves, eine ausführliche Dokumentation der Bombenschäden durch, an der auch Wissenschaftler und Mediziner teilnehmen. Soweit veröffentlicht, siond die Ergebnisse allerdings propagandistisch geprägt. Fotos und filmische Aufnahmen von Schäden und Opfern, welche zuerst durch Japaner gemacht wurden, werden beschlagnahmt und unter Verschluss genommen.
Ebenso werden die Film- und Fotoaufnahmen der Schäden und Opfer durch die eigens entsandte Army Air Force Truppe als Top Secret erklärt. Insbesondere wird auch die radiologische Wirkung der Waffen verneint, die noch Monate nach den Explosionen Zehntausende Opfer fordert. Es wird geschätzt, dass in Hiroshima bis Ende 1945 weitere 60.000 zunächst Überlebende den Folgen der Verstrahlung sowie Verbrennungen und anderen schweren Verletzungen erliegen.
Unmittelbar nach dem Krieg sind 85 Prozent der US-Amerikaner der Meinung dass der Einsatz der Atomwaffen gerechtfertigt war.
Kaiser Hirohito, in dessen Namen der Angriffskrieg begonnen und Gräuel verübt wurden, bleibt nach dem Willen der US-amerikanischen Besatzer nach dem Krieg straflos auf dem Thron, Zeitungen, die übelste Propaganda betrieben haben, erscheinen nach kurzer Schamfrist weiter, die Opfernationen China und Korea haben in ihren bald folgenden Bürgerkriegen und Kriegen nicht die Kraft, als Ankläger aufzutreten.
Noch in den Trümmern macht der US-amerikanische Sieger den besiegten Täter zum Alliierten im Feldzug gegen den Kommunismus. Er zeigt sich im Gegenzug bei Kriegsverbrechern großzügig, die den Japanern als unabkömmlich für den Wiederaufbau gelten. Darunter sind Angehörige der berüchtigten „Einheit 731“, die an Kriegsgefangenen in China Vivisektionen und tödliche Experimente mit Kampfgasen und Viren vorgenommen haben.
Etwa ein Monat nach den Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki landet Paul Nitze (Stellvertretender Leiter des U.S. Strategic Bombing Survey) mit seinen 150 Mitarbeitern der Spezialeinheit Physical Damage Division in Japan. Er soll vor Ort überprüfen, was die ersten Atombomben der Menschheitsgeschichte wirklich angerichtet haben. Weniger aus einem morbiden Interesse an einer Superwaffe, sondern aus Angst vor einer Technik, deren wahres Vernichtungspotential niemand einschätzen kann. Amerika möchte wissen, wie es sich einmal selbst vor den Konsequenzen eines Atombombenabwurfs schützen könnte.
Die Dokumentare wandern wochenlang durch Hiroshimas und Nagasakis aschebedeckte, tote Straßen. Sie begutachten verbogene Stahlgerippe. Untersuchen deformierte Ziegeldächer, auf denen sich von der Hitze Blasen gebildet haben.
Längst nicht alle Männer der Physical Damage Division kommen mit dieser psychischen Belastung zurecht. Unfähig, den Horror mit kalten Maßstäben der Wissenschaft zu erfassen, kehren viele von ihnen schockiert und traumatisiert aus Japan zurück. Verfolgt von jenen Bildern, die sie selbst zur Dokumentation geknipst haben.
Selbst wenn viele Fotos die monströse Zerstörungskraft der Atombombe nur andeuteten, würde das vermutlich reichen, um auch die US-Öffentlichkeit nachhaltig zu verstören. Das ahnt die Regierung unter Präsident Harry S. Truman und verbannt schon bald Reporter und Fotografen aus den zerfallenden Städten. Nitzes Abschlussbericht ("The Effects of the Atomic Bombs on Hiroshima and Nagasaki") wird als vertraulich eingestuft und bleibt bis 1951 unter Verschluss.
So brennt sich den meisten Amerikaner ein recht abstraktes, fast schon majestätisch-schönes Foto von einem riesigen Atompilz ins Gedächtnis. Eine Aufnahme, die das Leid, das Massensterben, die Verheerungen verdeckt, die sich unterhalb des Pilzes abspielen.
Paul Nitze wird später der wichtigste Theoretiker des Kalten Krieges und setzt sich wie kein zweiter für eine "Politik der Stärke" gegenüber der Sowjetunion ein. Jahrelang ist Nitze überzeugt, Moskau nur mit einer Überlegenheit an Atomwaffen in Schach halten zu können.
Erst im hohen Alter, fast vier Jahrzehnte nach seinem Besuch in Japan, der ihn so aufgewühlt hat, setzt er sich als Reagans Abrüstungsexperte für eine radikale Begrenzung atomarer Mittelstreckenwaffen ein.
9. September 1945. Nun kapituliert auch die japanische China-Armee mit etwa einer Million Mann in Nanjing gegenüber den Nationalchinesen unter Chiang Kai-shek.
12. September 1945. Die japanischen Streitkräfte in Südost-Asien kapitulieren erst jetzt in Singapur gegenüber den alliierten Streitkräften unter Lord Louis Mountbatten. Damit ist der Zweite Weltkrieg beendet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird den Japanern von der US-amerikanischen Besatzungsmacht verboten über das Leid und die Gefahren welche die Atombombe ausgelöst hat zu sprechen.
Herbst 1945. Nach japanischen Untersuchungen gelten mindestens 20.000 Menschen in beiden Städten als akut strahlenkrank. Viele sterben binnen kurzer Zeit.
Bis 1946. Bisher starben unterschiedlichen Schätzungen zufolge 90.000 bis 166.000 Menschen durch den Abwurf. In Hiroshima nimmt die ansässige Atomic Bomb Casualty Commission (ABCC), also die Kommission zur Untersuchung der Atombombenopfer, im Auftrag von US-Präsident Harry S. Truman die Arbeit auf. Hintergrund sind Meldungen über die verheerenden Auswirkungen der Atombombenexplosionen auf Überlebende, aber sicher auch die Möglichkeit, im eskalierenden Kalten Krieg die Folgen von Verstrahlungen zu erforschen.
Ab 1947. Rund 7500 Fotos der Physical Damage Division lagern nun in den National Archives und sind öffentlich verfügbar. Doch für sie interessieren sich allenfalls Historiker. Die breite Öffentlichkeit erreichen sie hingegen nicht.
Seit 6. August 1947. Hiroshima gedenkt alljährlich der Opfer des Atombombenabwurfs mit einer großen Gedenkfeier. Im Friedensdenkmal-Park der Stadt wird genau um 8:15 Uhr, dem Zeitpunkt des Abwurfs, die Friedensglocke geschlagen.
Wenig beachtet wird im Ausland ein Ritual, das man die Buchführung des Grauens nennen möchte: An jedem Jahrestag werden in beiden Städten die im vergangenen Jahr verstorbenen „Hibakusha“ (wörtlich: „explosionsbelastete Menschen“) in einem Buch nachgetragen, in dem die Namen aller Opfer verzeichnet sind.
1950. Nach fünf Jahren verzeichnet das Sterberegister insgesamt 200.000 Opfer von "Little Boy".
Der Fluss Ota ist voller Leichen, die Menschen springen hinein, weil sie brennen. Doch die meisten können gar nicht schwimmen. Wer nicht verbrennt, der ertrinkt. Die Überlebenden wandeln wie Zombies durch die zerstörte und eingeebnete Stadt.
Die überwiegend unmittelbar bei der Explosion freigesetzte atomare Strahlung tötet in den Wochen darauf zahlreiche weitere Einwohner, die zwar nicht der unmittelbaren Druck- und Hitzewelle zum Opfer gefallen waren, jedoch tödliche Strahlendosen erhalten haben. Sie bekommen Haarausfall, purpurrote Flecken am ganzen Körper und verbluten qualvoll an inneren Verletzungen. Die Bombe tötet 90% der Menschen in einem Radius von 0,5 Kilometern vom Explosionszentrum und 59% der Menschen in einem Radius von 0,5 bis 1 Kilometern.
Aus Hiroshima selbst meldet kein Überlebender das Ereignis nach Tokio. Alle Verbindungen sind unterbrochen. Erst Stunden später melden Militärstützpunkte in Hiroshimas Umgebung eine gewaltige Explosion mit unbekannter Ursache. Man glaubt anfangs, ein großes Munitionslager der Garnison sei explodiert. Offiziere, die die Lage vor Ort überprüfen sollen, werden durch Luftangriffe auf Tokio daran gehindert.
Auch rund 20 US-Amerikaner sterben durch die Atombombe. Im Gegensatz zum unbeschreiblichen Leid der japanischen Opfer wird ihr Schicksal lange geheim gehalten. Erst mehr als drei Jahrzehnte später werden erste Informationen über sie öffentlich.
Es handelte sich um keine Zivilisten sondern um Kriegsgefangene. Um Besatzungen abgeschossener Flugzeuge. In praktisch jeder Stadt Japans gab es kleine oder größere Gefangenenlager. Das wussten auch die Planer des Atomwaffen-Programms „Manhattan Projekt“, als sie die Ziele für die ersten Einsätze der neuartigen Waffe festlegten.
Elf oder zwölf von ihnen befinden sich in einem Gefängnis der japanischen Militärpolizei etwa 400 Meter vom Detonationspunkt von „Little Boy“ entfernt. Fast alle sterben sofort, doch zwei junge Männer, der 23-jährige Ralph Neal und der 19-jährige Normand Brissette, können sich vor der Feuerwalze und der Druckwelle schützen – angeblich, indem sie in eine Jauchegrube springen.
Im Kasernenkomplex der historischen Burg von Hiroshima, genutzt als Hauptquartier der 2. japanischen Armee, werden weitere etwa acht US-Soldaten gefangen gehalten. Die von Wassergräben umgebene Anlage liegt knapp einen Kilometer vom Explosionszentrum der Atombombe entfernt – ebenfalls im Gebiet totaler Zerstörung. Mehr als 3000 Soldaten, die an diesem sonnigen Morgen auf dem Platz inmitten der Burg das Paradieren üben, kommen sofort ums Leben. Ebenfalls unmittelbar getötet wird, den Recherchen des britischen Autorenduos Gordon Thomas und Max Morgan-Witts für ihr 1977 erschienenes Buch „Enola Gay“ zufolge, ein US-Kriegsgefangener auf dem Areal.
„Das Schicksal der übrigen sieben ist nicht geklärt“, schreiben Thomas und Morgan-Witts weiter: „Über zwei wurde berichtet, sie seien eskortiert nach Ujina gebracht worden, verwundet, aber transportfähig.“ Ein Weiterer sei unter einer Brücke liegend gesehen worden, bekleidet nur noch mit Unterhosen und offensichtlich im Sterben. Zwei Männer sollten dem Abwurf der Atombombe überlebt haben, möglicherweise in Zellen in den massiv gemauerten Kasematten der Burg, seien dort aber von wütenden Wächtern totgeschlagen worden.
Nach Angaben eines japanischen Überlebenden wurden noch am 6. August 1945 zwei westlich aussehende junge Männer auf der Aioi-Brücke, dem eigentlichen Ziel des Atombombenabwurfs, gesteinigt. Um wen genau es sich handelt, ist unklar – vielleicht waren es die beiden letzten US-Kriegsgefangenen, die in der Burg von Hiroshima eingesperrt gewesen waren.
Bald kursieren Gerüchte. Im Süden der Stadt habe die Armee eine Rettungsstelle eingerichtet, in einer Polizeistation, außerhalb des tödlichen Strahlungsradius der Bombe. Es gibt nur fünf Fotos aus den ersten Stunden nach der Explosion, auf denen Überlebende zu sehen sind. Es gibt keine Medizin, keine schmerzlindernden Medikamente, kein Verbandsmaterial. Die Menschen schließen sich zusammen und versuchen, gemeinsam zu überleben.
Soldaten kommen und retten junge Männer. Potentielle Kämpfer für einen sinnlosen Krieg. Frauen, Kinder, Alte nehmen die Soldaten nicht mit in ihren Lkws.
Stunden später landet die "Enola Gay" wohlbehalten wieder auf Tinian. Gerade aus der Maschine gestiegen, wird dem verdutzten Tibbets bereits ein Orden an die Brust geheftet. Während die US-Amerikaner eine riesige Party feiern, ist der Fotograf Yoshito Matsuhige im sterbenden Hiroshima kaum in der Lage, Fotos des Schreckens zu machen. Er sagt später: "Meine Tränen ließen den Blick durch den Sucher ganz verschwimmen." Es folgt die Nachbesprechung des Einsatzes, dann das Abendessen, dann geht die Crew ins Bett.
Dienstag, 7. August 1945, 0:15 Uhr. Truman berichtet auf dem Heimweg in die Vereinigten Staaten vom Kreuzer USS Augusta der Welt erstmals vom Einsatz der Atombombe:
„Vor 16 Stunden hat ein amerikanisches Flugzeug eine Bombe auf Hiroshima abgeworfen und es bis zur Nutzlosigkeit für den Feind zerstört. Die Bombe hatte eine Sprengkraft von mehr als 20.000 Tonnen TNT. Die Kraft, aus der die Sonne ihre Macht bezieht, ist auf diejenigen losgelassen worden, die dem Fernen Osten Krieg brachten.“ Er fordert die Japaner nochmals zur Kapitulation auf und droht: „Wenn sie unsere Bedingungen nicht akzeptieren, dann mögen sie einen Regen der Zerstörung aus der Luft erwarten, wie er noch nie auf der Erde gesehen worden ist.“
Mittlerweile ist die Lage Japans verzweifelt. Die japanischen Luftstreitkräfte können den US-amerikanischen Bomberpulks wenig entgegensetzen, es mangelt ihnen an Piloten wie an Treibstoff.
In Tokio braucht das Kriegskabinett Tage, um sich über das Ausmaß der Zerstörungen in Hiroshima klar zu werden. Auch dann kann es sich nicht auf eine sofortige bedingungslose Kapitulation einigen, da noch immer eine Friedensinitiative Stalins zu besseren Bedingungen für Japan erwartet wird.
In Stalins Datscha in Kunzewo bei Moskau gib es an diesem Abend nach der Erinnerung seiner Tochter Swetlana kein anderes Thema als den Atombombenangriff: „Niemand achtete auf mich“, beschwert sich die gerade 19-Jährige in einem Brief.
Mittwoch, 8. August 1945. Die Sowjetunion erklärt Japan den Krieg, nachdem bereits am 5. April 1945 der Neutralitätspakt mit Japan gekündigt worden ist. Die Rote Armee greift mit der Operation Auguststurm den japanischen Marionettenstaat Mandschukuo (Mandschurei) mit über einer Million Soldaten an und beginnt zudem einen Angriff auf die Kurilen. Damit kommt die Sowjetunion ihrer bei der Konferenz von Jalta auf Drängen des US-Präsidenten Roosevelts eingegangenen Verpflichtung auf dem Tag genau nach, 90 Tage nach dem Kriegsende in Europa in Fernost den Krieg zu beginnen und Japan und seine Verbündeten anzugreifen. Die Kriegserklärung, die der japanische Botschafter in Moskau nach Tokio melden soll, kommt dort nie an.
Die Amerikaner sind schockiert, dass die Japaner nicht sofort die Waffen strecken. Die US-Regierung, die mit einer schnellen Kapitulation der Japaner gerechnet hat, lässt am selben Tag ein frisch gedrucktes Flugblatt in Millionen Exemplaren über 47 japanischen Städten abwerfen. Es vergleicht die Wirkung der Atombombe mit der von 2.000 herkömmlichen Bombenladungen einer B-29: Wer dies bezweifle, solle sich bei Japans Regierung nach dem Schicksal Hiroshimas erkundigen. Das japanische Volk wird aufgerufen, die Beendigung des Krieges zu fordern. Andernfalls werde man entschlossen weitere Atombomben und auch andere überlegene Waffen verwenden. Eine konkrete Vorwarnung für den zweiten Abwurf bleibt aus.
Stalin trifft er seinen Geheimdienstchef Lawrenti Beria und die verantwortlichen Wissenschaftler des sowjetischen Atomprogramms. „Hiroshima hat die ganze Welt erschüttert“, sagt Stalin: „Das Gleichgewicht ist zerstört, das kann so nicht bleiben.“
9. August 1945, 11:00 Uhr. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in die Mandschurei und zwei Minuten vor der Zündung der Nagasakibombe, trifft sich das japanische Kriegskabinett in Tokio. Außenminister Shigenori Togo drängt auf sofortigen Friedensschluss. Die Militärs stellen jedoch vier für die Vereinigten Staaten unannehmbare Bedingungen:
- Erhalt des Tennō-Kaisertums (wurde bei der späteren Unterzeichnung der Kapitulation Japans am 2. September gewährt und besteht)
- keine ausländische Besatzung Japans
- freiwillige Abrüstung der japanischen Truppen
- Prozesse gegen Kriegsverbrecher nur vor japanischen Gerichten
Die heftige interne Debatte darüber endet ohne Ergebnis.
9. August 1945, 11:02 Uhr. Die Plutoniumbombe "Fat Man" vom Typ "Modell 1561" mit einer Sprengkraft von 22.000 Tonnen TNT wird über Nagasaki abgeworfen.
Die Nachricht von der Zerstörung Nagasakis löst bei Japans Regierung Bestürzung aus. Man fürchtet, die Vereinigten Staaten würden eine dritte Bombe auf Tokio werfen. Ein abgeschossener B-29-Pilot gibt diesen Gerüchten Nahrung.
Am Nachmittag tritt das japanische Kabinett zusammen. Der Außenminister möchte nur die eine Bedingung stellen: dass das Kaisertum erhalten bleibe. Die Militärs beharren auf weiteren Ansprüchen, etwa dem, dass Japan nicht besetzt werden dürfe. Kurz vor Mitternacht finden sich die verantwortlichen Politiker und Militärs im kaiserlichen Luftschutzbunker ein.
10. August 1945. Nach zwölfstündiger ergebnisloser Beratung des Kriegskabinetts, bei der sich die Positionen des Außenministers und der Militärs unversöhnlich gegenüberstehen, bittet Premierminister Suzuki Kantarō, der bis dahin nicht in die Debatte eingegriffen hat, den Tennō am um seine Entscheidung.
Kaiser Hirohito, der zwar bis dahin wie ein Gott verehrt wurde, aber tatsächlich wenig zu sagen hatte, wird in dieser schicksalhaften Stunde zum Schiedsrichter. Er spricht erstmals ein Machtwort und entscheidet um 2 Uhr morgens, die von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und China in Potsdam beschlossene und von der sowjetischen Regierung unterzeichnete Erklärung sei anzunehmen. Mit dem Zusatz, man verstehe diese so, dass der Tennō seine souveränen Rechte behalten könne, wird dieser Beschluss den Alliierten übermittelt.
Die Vereinigten Staaten erklärten daraufhin, man werde die Autorität des Tennōs dem Oberbefehlshaber der alliierten Mächte unterstellen, sobald die Kapitulation erklärt sei. Die japanische Erklärung wird also nicht als solche gewertet.
11. August 1945. Nur zwei Tage nach der Bombardierung Nagasakis, veröffentlicht die US-amerikanische Regierung ein 200 Seiten starkes Dokument des Atomphysikers Henry DeWolf Smyth unter dem schwerfälligen Titel "A General Account of Methods of Using Atomic Energy for Military Purposes under the Auspices of the United States Government, 1940–1945" ("Ein allgemeiner Bericht über die Methoden zur Nutzung atomarer Energie für militärische Zwecke unter Aufsicht der US-Regierung, 1940-1945").
Bald nur als "Smyth Report" bekannt, findet das Buch reißenden Absatz. Die Originalausgabe der Regierungsbuchdruckerei ist so schnell ausverkauft, dass der Universitätsverlag Princeton University Press Ende 1945 seine eigene Ausgabe druckt – diesmal unter dem freundlicheren Übertitel "Atomic Energy for Military Purposes" ("Atomare Energie für militärische Zwecke"). Innerhalb eines Jahres werden 100 000 Kopien hiervon verkauft.
Bereits in den frühen Projektphasen des Manhattan-Projekts war Smyth von General Leslie Groves gebeten worden, im Verlauf des Kriegs jeden Standort des Manhattan-Projekts aufzusuchen und einen technischen Bericht zu erstellen, der für eine öffentliche Verbreitung geeignet wäre um die Bevölkerung im Fall des Atombombeneinsatzes zu informieren.
12. August 1945. In Japan wird bekannt, dass die USA erklären, man werde die Autorität des Tennōs dem alliierten Besatzungskommando unterstellen, sobald die Kapitulation erklärt sei. Die japanischen Generäle rufen daraufhin ihre Soldaten auf, zu millionenfachem Selbstmord bereit zu sein, um die Invasoren „ins Meer zu treiben“.
13. August 1945. Armeeminister Anami Wilson bekräftigt ausdrücklich, die Atombomben seien nicht bedrohlicher als die Brandbomben, denen Japan über Monate hin standgehalten habe.
14. August 1945. Von Neuem beginnt in Tokio das Tauziehen. Der Außenminister befürwortet die Annahme. Der Vorsitzende des Kronrats hingegen findet es unannehmbar, den Tenno einer fremden Macht unterzuordnen. Der stellvertretende Admiralstabschef schlägt vor, 20 Millionen Japaner sollten ihr Leben als Mitglieder eines Sonderangriffskorps opfern.
Hirohito entscheidet sich erneut zu kapitulieren, um die Nation zu retten und den Japanern weiteres Leid zu ersparen. Er selbst werde seine Untertanen um Verständnis dafür bitten. Um zu verhindern, dass dessen Rede im Rundfunk ausgestrahlt werden kann, versuchen jüngere Offiziere, beispielsweise Hatanaka Kenji, einen Staatsstreich. Nachdem der Kommandeur Tokios, General Tanaka, sie mit einer langen Rede besänftigt hat, begehen er und die Anführer der Revolte Suizid nach dem traditionellen Harakiri.
15. August 1945. Der letzte Luftangriff der Vereinigten Staaten mit Spreng- und Brandbomben auf Japan findet statt. Er gilt den Städten Kumagaya (Präfektur Saitama) und Isesaki (Präfektur Gunma).
Um 16 Uhr wird Hirohitos Rede gesendet (Gyokuon-hōsō). Aus den Lautsprechern ertönt die Stimme des Kaisers. Nie zuvor haben die Untertanen sie vernommen. Hirohito spricht in gekünsteltem, archaischem, den einfachen Leuten kaum verständlichem Hofjapanisch. Sie begreiffen jedoch den Sinn seiner Rede und erfahren wie es um Japan steht:
„Der Feind hat jüngst eine unmenschliche Waffe eingesetzt und unserem unschuldigen Volk schlimme Wunden zugefügt. Die Verwüstung hat unberechenbare Dimensionen erreicht. Den Krieg unter diesen Umständen fortzusetzen, würde nicht nur zur völligen Vernichtung unserer Nation führen, sondern zur Zerstörung der menschlichen Zivilisation … Deshalb haben Wir angeordnet, die Forderungen der Gemeinsame Erklärung der Mächte anzunehmen.“
Viele Menschen werfen sich während der Ansprache flach auf die Erde und berühren mit der Stirn den Boden. Der Rede folgen zahlreiche Selbsttötungen. Kamikazeflieger steigen mit ihren Flugzeugen auf und stürzen sich in die Bucht von Tokio. Mehrere Maschinen überfliegen den Palast und werfen Flugblätter ab, die alle "Verräter" verdammten und Kampfbereitschaft bis zum Äußersten verkünden. Am Ende jedoch erstickt Resignation den Aufruhr, die Empörung, die Erregung. Das japanische Volk ergibt sich in sein Schicksal.
16. August 1945. An alle Truppen ergeht der kaiserliche Befehl, die Kampfhandlungen einzustellen.
ca. 19. August 1945. Ralph Neal und Normand Brissette sterben in einem Lager außerhalb der zerstörten Stadt, in dem andere US-Kriegsgefangene eingesperrt waren. Ihre sterblichen Überreste werden wie die von neun ihrer Kameraden in die USA gebracht und hier mit militärischen Ehren bestattet. Die genauen Umstände ihres Todes aber bleiben ungenannt.
19. August 1945, 2:00 Uhr morgens. Nach zwölfstündiger ergebnisloser Beratung des Kriegskabinetts, bei der sich die Positionen des Außenministers und der Militärs unversöhnlich gegenüberstehen, bittet Premierminister Suzuki Kantarō, der bis dahin nicht in die Debatte eingegriffen hat, den Tennō am um seine Entscheidung. Hirohito spricht erstmals ein Machtwort und entscheidet, die Potsdamer Erklärung sei anzunehmen. Mit dem Zusatz, man verstehe diese so, dass der Tennō seine souveränen Rechte behalten könne, wird dieser Beschluss den Alliierten übermittelt.
30. August 1945. Die alliierte Pazifikflotte trifft in der Bucht von Tokio ein.
2. September 1945. Der neue Außenminister Shigemitsu Mamoru humpelt das Fallreep des Schlachtschiffes USS Missouri empor. Er trägt Frack und Zylinder. Grüner Filz bedeckt auf dem Achterdeck den Tisch, auf dem die Kapitulationsurkunden liegen. Shigemitsu Mamoru und Generalstabschef Umezu Yoshijirō unterzeichnen die Urkunden für Japan, General Douglas MacArthur für die Alliierten.
Douglas MacArthur, der Feldherr des Pazifikkrieges, wird US-Prokonsul im Kaiserreich Japan. Er hält eine unerwartete Rede, die Sieger und Besiegte auffordert, gemeinsam eine der Menschenwürde verpflichtete Welt aufzubauen. "These proceedings are closed" – mit diesen Worten beendet MacArthur die Zeremonie. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende, fast auf die Stunde genau sechs Jahre nach seinem Beginn. Für Japan beginnt der Frieden.
Ebenso werden die Film- und Fotoaufnahmen der Schäden und Opfer durch die eigens entsandte Army Air Force Truppe als Top Secret erklärt. Insbesondere wird auch die radiologische Wirkung der Waffen verneint, die noch Monate nach den Explosionen Zehntausende Opfer fordert. Es wird geschätzt, dass in Hiroshima bis Ende 1945 weitere 60.000 zunächst Überlebende den Folgen der Verstrahlung sowie Verbrennungen und anderen schweren Verletzungen erliegen.
Unmittelbar nach dem Krieg sind 85 Prozent der US-Amerikaner der Meinung dass der Einsatz der Atomwaffen gerechtfertigt war.
Kaiser Hirohito, in dessen Namen der Angriffskrieg begonnen und Gräuel verübt wurden, bleibt nach dem Willen der US-amerikanischen Besatzer nach dem Krieg straflos auf dem Thron, Zeitungen, die übelste Propaganda betrieben haben, erscheinen nach kurzer Schamfrist weiter, die Opfernationen China und Korea haben in ihren bald folgenden Bürgerkriegen und Kriegen nicht die Kraft, als Ankläger aufzutreten.
Noch in den Trümmern macht der US-amerikanische Sieger den besiegten Täter zum Alliierten im Feldzug gegen den Kommunismus. Er zeigt sich im Gegenzug bei Kriegsverbrechern großzügig, die den Japanern als unabkömmlich für den Wiederaufbau gelten. Darunter sind Angehörige der berüchtigten „Einheit 731“, die an Kriegsgefangenen in China Vivisektionen und tödliche Experimente mit Kampfgasen und Viren vorgenommen haben.
Etwa ein Monat nach den Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki landet Paul Nitze (Stellvertretender Leiter des U.S. Strategic Bombing Survey) mit seinen 150 Mitarbeitern der Spezialeinheit Physical Damage Division in Japan. Er soll vor Ort überprüfen, was die ersten Atombomben der Menschheitsgeschichte wirklich angerichtet haben. Weniger aus einem morbiden Interesse an einer Superwaffe, sondern aus Angst vor einer Technik, deren wahres Vernichtungspotential niemand einschätzen kann. Amerika möchte wissen, wie es sich einmal selbst vor den Konsequenzen eines Atombombenabwurfs schützen könnte.
Die Dokumentare wandern wochenlang durch Hiroshimas und Nagasakis aschebedeckte, tote Straßen. Sie begutachten verbogene Stahlgerippe. Untersuchen deformierte Ziegeldächer, auf denen sich von der Hitze Blasen gebildet haben.
Längst nicht alle Männer der Physical Damage Division kommen mit dieser psychischen Belastung zurecht. Unfähig, den Horror mit kalten Maßstäben der Wissenschaft zu erfassen, kehren viele von ihnen schockiert und traumatisiert aus Japan zurück. Verfolgt von jenen Bildern, die sie selbst zur Dokumentation geknipst haben.
Selbst wenn viele Fotos die monströse Zerstörungskraft der Atombombe nur andeuteten, würde das vermutlich reichen, um auch die US-Öffentlichkeit nachhaltig zu verstören. Das ahnt die Regierung unter Präsident Harry S. Truman und verbannt schon bald Reporter und Fotografen aus den zerfallenden Städten. Nitzes Abschlussbericht ("The Effects of the Atomic Bombs on Hiroshima and Nagasaki") wird als vertraulich eingestuft und bleibt bis 1951 unter Verschluss.
So brennt sich den meisten Amerikaner ein recht abstraktes, fast schon majestätisch-schönes Foto von einem riesigen Atompilz ins Gedächtnis. Eine Aufnahme, die das Leid, das Massensterben, die Verheerungen verdeckt, die sich unterhalb des Pilzes abspielen.
Paul Nitze wird später der wichtigste Theoretiker des Kalten Krieges und setzt sich wie kein zweiter für eine "Politik der Stärke" gegenüber der Sowjetunion ein. Jahrelang ist Nitze überzeugt, Moskau nur mit einer Überlegenheit an Atomwaffen in Schach halten zu können.
Erst im hohen Alter, fast vier Jahrzehnte nach seinem Besuch in Japan, der ihn so aufgewühlt hat, setzt er sich als Reagans Abrüstungsexperte für eine radikale Begrenzung atomarer Mittelstreckenwaffen ein.
9. September 1945. Nun kapituliert auch die japanische China-Armee mit etwa einer Million Mann in Nanjing gegenüber den Nationalchinesen unter Chiang Kai-shek.
12. September 1945. Die japanischen Streitkräfte in Südost-Asien kapitulieren erst jetzt in Singapur gegenüber den alliierten Streitkräften unter Lord Louis Mountbatten. Damit ist der Zweite Weltkrieg beendet. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird den Japanern von der US-amerikanischen Besatzungsmacht verboten über das Leid und die Gefahren welche die Atombombe ausgelöst hat zu sprechen.
Herbst 1945. Nach japanischen Untersuchungen gelten mindestens 20.000 Menschen in beiden Städten als akut strahlenkrank. Viele sterben binnen kurzer Zeit.
Bis 1946. Bisher starben unterschiedlichen Schätzungen zufolge 90.000 bis 166.000 Menschen durch den Abwurf. In Hiroshima nimmt die ansässige Atomic Bomb Casualty Commission (ABCC), also die Kommission zur Untersuchung der Atombombenopfer, im Auftrag von US-Präsident Harry S. Truman die Arbeit auf. Hintergrund sind Meldungen über die verheerenden Auswirkungen der Atombombenexplosionen auf Überlebende, aber sicher auch die Möglichkeit, im eskalierenden Kalten Krieg die Folgen von Verstrahlungen zu erforschen.
Ab 1947. Rund 7500 Fotos der Physical Damage Division lagern nun in den National Archives und sind öffentlich verfügbar. Doch für sie interessieren sich allenfalls Historiker. Die breite Öffentlichkeit erreichen sie hingegen nicht.
Seit 6. August 1947. Hiroshima gedenkt alljährlich der Opfer des Atombombenabwurfs mit einer großen Gedenkfeier. Im Friedensdenkmal-Park der Stadt wird genau um 8:15 Uhr, dem Zeitpunkt des Abwurfs, die Friedensglocke geschlagen.
Wenig beachtet wird im Ausland ein Ritual, das man die Buchführung des Grauens nennen möchte: An jedem Jahrestag werden in beiden Städten die im vergangenen Jahr verstorbenen „Hibakusha“ (wörtlich: „explosionsbelastete Menschen“) in einem Buch nachgetragen, in dem die Namen aller Opfer verzeichnet sind.
1950. Nach fünf Jahren verzeichnet das Sterberegister insgesamt 200.000 Opfer von "Little Boy".
1950 bis 1990. Einer Studie zufolge sind 9 % der Krebserkrankungen von Überlebenden in diesen Jahren eine Folge des Bombenabwurfs.
Um halbwegs gesicherte Werte zu haben, startet die ABCC in Kooperation mit japanischen Instituten 1950 die Life Span Study, eine in dieser Form wohl einzigartige Untersuchung. Dafür werden fortan 120.321 Menschen regelmäßig untersucht. 63.936 haben in Hiroshima und 31.733 in Nagasaki den Atombombenabwurf überlebt, 26.529 sind im August 1945 nicht in den beiden Städten gewesen und können als Kontrollgruppe gelten.
Für mehr als 90 Prozent der Überlebenden (86.611 in beiden Städten) kann aufgrund ihrer Schilderung recht genau geschätzt werden, welche Strahlendosis sie am 6. oder 9. August 1945 abbekommen haben. Wenig überraschend: Von den Menschen, die am stärksten belastet worden sind, leben schon 1950 nur noch relativ wenige, nämlich 2387. Seither werden die Todesursachen aller Menschen überwacht und statistisch ausgewertet.
Ab 1952. In Hiroshima und Nagasaki beginnen sich die Leukämietoten zu häufen. Die entstellenden Keloid-Narben (kupferfarbige, gummiartige Wucherungen nach Brandverletzungen) werden erst jetzt behandelt. Für viele Opfer zu spät, um ihr Stigma wenigstens abzuschwächen. Sie finden keine Arbeit und keine Ehepartner, es sei denn untereinander. Sie sind der Aussatz.
1953. Winston Churchill beschreibt in seinen Memoiren, wie er auf den erfolgreichen Atombombentest reagierte:
„Den japanischen Widerstand Mann um Mann, Meter um Meter niederzuringen, hätte wohl eine Million amerikanische Leben gekostet, und dazu halb so viele britische – mehr sogar, wenn wir sie dorthin schaffen konnten, denn wir waren entschlossen, diese Agonie zu teilen. Jetzt war dieser Albtraum vorüber, und an seine Stelle trat die helle und tröstliche Aussicht, ein oder zwei zerschmetternde Schläge könnten den Krieg beenden.“
Churchill nennt auch ein weiteres Motiv:
„Überdies würden wir nicht die Russen brauchen. Die Beendigung des japanischen Kriegs hing nicht mehr ab von dem Hereinfluten ihrer Armeen zum letzten und vielleicht langwierigen Schlachten. Mit einem Mal war das Mittel einer gnädigen Abkürzung des Schlachtens im Osten und einer glücklicheren Aussicht in Europa in unsere Hände gelangt. Ob die Atombombe anzuwenden sei oder nicht, darüber wurde jedenfalls nicht einen Augenblick gesprochen.“
1. März 1954. Die Besatzung der „Fukuryu Maru“ gelangt in die Nähe des Bikini-Atolls. Ausgerechnet dorthin, wo die US-Armee im Rahmen der „Operation Castle“ am Tag zuvor ihre stärkste Atomwaffe getestet hat. Die Folgen sind furchtbar.
Die Mannschaft des japanischen Fischerbootes, das übersetzt „Glücklicher Drache“ heißt, wird schwer verstrahlt. Sieben Monate später stirbt der Funker Aikichi Kuboyama, sechs andere Männer erkranken an Leberkrebs. Die japanische Öffentlichkeit ist entsetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil die japanische Regierung auf Druck der USA versucht, den Protest klein zu halten und sich weigert, die Besatzung der „Fukuryu Maru“ als Atombombenopfer anzuerkennen.
Panik macht sich breit. Aus Angst vor verseuchtem Fisch wird der Großmarkt von Tokio geschlossen. Gerade mal neun Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki ist Japan wieder zum Opfer US-amerikanischer Atomwaffen geworden.
Etliche US-Soldaten starben auch an den Folgen der Strahlung. Das Atoll bleibt jahrzehntelang unbewohnt. Die Mutter von Aikichi Kuboyama, dem im September 1954 verstorbenen Funker der „Fukuryu Maru“, bekommt 2500 US-Dollar von der US-Armee.
Viele Jahre später wird bekannt, dass auch andere japanische Fischerboote, die im März 1954 im Pazifik unterwegs sind, von dem radioaktiven Niederschlag getroffen werden, der weitaus größere Ausmaße angenommen hat, als man erwartet hat. Die Entwickler der Bombe haben sich verrechnet. Drei Stunden lang fällt die verstrahlte Asche vom Himmel.
1955. In Hiroshima wird ein Peace Memorial Park und ein Friedensmuseum eingerichtet, um des Atombombeneinsatzes zu gedenken. Ein Monument steht hier neben dem anderen: Eines für die gestorbenen Kinder, ein anderes für den Weltfrieden, auch Ruinen stehen noch als Mahnmale. Zwölf Großaufnahmen im ersten Saal des Museums zeigen den Atompilz der Bombe. Darauf folgen Kleiderfetzen, Torsos, verbrannte Wertgegenstände. Auf einem Stück Originalmauer ist ein Schatten vom Bombentag geblieben, der die Silhouette eines Menschen zeigt, der von der Explosionskraft weggefegt wurde.
Opfer anderer Nationen werden allerdings nur unzureichend bedacht. Es dauert viele Jahre, bis Hiroshima ein Denkmal für die Koreaner zulässt, allerdings außerhalb der allerheiligsten Zone des Friedensparks.
Auch allgemein wird am Gedenken in Japan kritisiert, dass die massiven japanischen Kriegsverbrechen großteils außer Acht bleiben. Diese eigenen Verbrechen, so Kritiker, seien nicht aufgearbeitet worden, was zum schlechten Verhältnis zwischen Japan und seinen Nachbarn beitrage.
Ab 1956. Das japanische Rote Kreuz betreibt in Hiroshima Krankenhäuser zur Behandlung von Opfern der Atombombe.
Ab 1957. Den Hibakusha stehen nun lebenslang Gesundheitsleistungen zu. Viele müssen jedoch auch danach ihre Ansprüche noch einklagen. Die Definition eines „Hibakusha“ verlangt, dass man in einem Radius von wenigen Kilometern um das Hypozentrum überlebte oder als Fötus im Mutterleib diesen Bedingungen ausgesetzt war. Die zweite Gruppe von Anspruchsberechtigten muss nachweisen, dass sie in den ersten beiden Wochen nach den Explosionen der radioaktiven Strahlung ausgesetzt war.
1958. Erst jetzt läßt sich die Regierung herbei, „Hibakusha“ als eigene Opfergruppe anzuerkennen.
Harry Truman (Ex-Präsident der USA) erhält von der Universität Oxford einen Ehrendoktor. Ein Platz bleibt jedoch leer. Elizabeth Anscombe (katholische Moralphilosophin) protestiert gegen die Auszeichnung. Truman, der im August 1945 den Befehl gegeben hat, Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen, sei ein Mörder, schreibt Anscombe in einem Essay mit dem Titel „Mr. Truman’s Degree“. Die Abhandlung gilt später als Grundlage der Forschung über Recht und Moral im Krieg.
1960er Jahre. Es wird deutlich, dass auch andere Krebsarten durch Strahlenexposition ausgelöst werden können. Wer zum Zeitpunkt der Explosion 30 Jahre alt war, der trug im Schnitt mit jedem Gray Energiedosis, das er oder sie abbekommen hat, eine im Vergleich zur Kontrollgruppe 40 bis 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, bis zum 70. Lebensjahr an Krebs zu erkranken. Und wer 1945 noch ein Kind war, hatte noch schlechtere Karten. Statistisch eindeutig war die Erhöhung des Krebsrisikos für Betroffene, die mehr als 100 Milligray ausgesetzt gewesen waren (das entspricht einer Äquivalenzdosis von 100 Millisievert bei reiner Gammastrahlung).
1967. Premierminister Eisaku Satō formuliert die Drei nicht-atomaren Prinzipien, die die Atompolitik Japans darstellen und in dem auf die Herstellung, den Besitz oder die Einfuhr von Atomwaffen verzichtet wird.
1971. Die Drei nicht-atomaren Prinzipien werden vom Parlament ratifiziert.
1974. An die Stelle der ABCC tritt die amerikanisch-japanische Radiation Effects Research Foundation (RERF), die das Vorhaben bis zum Tod der letzten Überlebenden fortsetzen soll.
9. Oktober 1976. Es ist ein herrlicher Sommertag - die Sonne scheint, keine Wolke trübt den Horizont. Nur der Motorenlärm vom Himmel stört die Idylle. Tausende Menschen beobachten, wie ein Bomber vom Typ B-29 "Superfortress" sein Zielgebiet ansteuert. Plötzlich kracht es, eine Detonation erschüttert den Boden. Während ein gewaltiger Rauchpilz in die Höhe steigt, ist das Kampflugzeug längst wieder auf dem Weg zurück.
Doch statt Entsetzen herrschte Jubelstimmung am Boden, als die Explosion ertönt. Erst recht, als die B-29 auf dem Flugfeld bei Harlingen, Texas, landet und Paul Tibbets den Flieger verläßt - der Mann, der als Pilot des US-amerikanischen Bombers "Enola Gay" am 6. August 1945 die japanische Stadt Hiroshima ausradiert hat. Vor rund 18.000 Zuschauern hat der Todespilot den Abwurf der Atombombe nachgespielt.
Präsident Gerald Ford muss sich dafür demütig bei der japanischen Regierung entschuldigen. Etwa ein Jahr später möchte der Pilot den mörderischen Angriff noch einmal nachstellen. Erst als das Außen- und das Verteidigungsministerium einschreiten, gibt er nach. Er versteht die ganze Aufregung nicht. "Ich hatte nie eine schlaflose Nacht, nur weil ich die Bombardierung befehligte", sagt Tibbets.
1978. Japans Oberster Gerichtshof freie medizinische Versorgung für die „Hibakusha“.
1980er Jahre. Die Film- und Fotoaufnahmen der Schäden und Opfer werden erst jetzt der National Archives and Records Administration übergeben und freigegeben.
1980. Vom japanischen Staat werden 372.000 Überlebende als Atombombenopfer anerkannt.
1982. Der Rowohlt-Verlag veröffentlicht den ersten Band von „Barfuß in Hiroshima“ in deutscher Übersetzung. Es ist der erste in den USA und Deutschland veröffentlichte Manga überhaupt. Keiji Nakazawa (1939–2012) hat die Szenen gzeichnet. Das dargestellte Grauen scheint in seinen Schwarz-Weiß-Bildern noch intensiver zu wirken, als man es sich etwa in einem Film vorstellen könnte. Es ist Nakazawas eigene Geschichte, auch wenn er die Hauptfigur anders genannt hat. Als Sechsjähriger überlebte er den Abwurf der Atombombe. Später war das Zeichnen für ihn ein Weg, seine traumatischen Erinnerungen zu verarbeiten.
Auf Initiative des Bürgermeisters von Hiroshima, Takeshi Araki wird die Initiative "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden) gegründet. Im Laufe der Zeit treten über 2.000 Bürgermeister bei. Sie repräsentieren über 120 Millionen Menschen in 110 Ländern. Ihr Ziel: Bis 2020 soll die Welt atomwaffenfrei sein. Gedenken an die bis heute über 400.000 Todesopfer von Hiroshima und Nagasaki reicht nicht. Möglichst viele Menschen sollen aktiv werden für eine atomwaffenfreie Zukunft. Nur dann werden ihre Politiker den Mut haben, die schrecklichsten Waffen unserer Zeit wieder abzuschaffen.
1990er Jahre. Die Strahlenbelastung liegt etwa 50 Jahre später im Bereich der natürlichen Hintergrundstrahlung. An den genetischen Folgen sterben jedoch auch heute noch Menschen.
1991. 63 Prozent der US-Amerikaner und 29 Prozent der Japaner sind der Meinung dass der Atomwaffeneinsatz gerechtfertigt war.
1995. Der Rumpf der Enola Gay ist zum 50. Jahrestag in Washingtons Innenstadt in einer Ausstellung zu sehen. Dort kommt es zu heftigen Diskussionen, jemand bewirft ihn mit Asche, ein Demonstrant kippt Blut vor den Eingang, ein Museumsdirektor musst zurücktreten, die Ausstellung wird geschlossen.
Van Kirk (Navigationsoffizier des Bombers) erinnert sich im Gespräch mit der US-Tageszeitung "New York Times" an seinen Einsatz an Bord der B-29 Superfortress von Boeing: Hiroshima habe nach der Detonation vom Flugzeug aus ausgesehen wie "ein Topf voll heißen, kochenden Teers". Van Kirk spricht von einem "Gefühl der Erleichterung", weil er damals gespürt habe, dass der Angriff dem Krieg ein Ende setzen würde.
8. Juli 1996. Der Internationale Gerichtshof (IGH) stellt fest, dass die Androhung eines Atomwaffeneinsatzes und erst recht der Einsatz von Atombomben generell völkerrechtswidrig sind.
Juni 2000. Don Levy (Besitzer eines Schnellrestaurants und Sammler von antiquierten Dingen in der Kleinstadt Watertown, Massachusetts) zieht trotz Regen mit seinem Hund los, um zwischen ausgedienten Möbelstücken zu stöbern. Nach einer Weile erregt ein alter Koffer seine Aufmerksamkeit. Er öffnet ihn und findet Hunderte alte Schwarzweißbilder. Die Fotos sind teilweise auf der Rückseite und an den Ecken beschriftet. Es sind gelbstichige Aufnahmen aus einer toten Stadt: Hiroshima. Jahrelang verschwanden die Aufnahmen danach in irgendeiner Schublade.
2003. Ein Freund schlägt Levy vor, die Bilder ordentlich zu archivieren und Museen anzubieten. Schließlich werden einige der Fotos in der Andrew Roth Gallery in New York gezeigt, doch die Ausstellung ist nur mäßig besucht.
Sie erregt aber die Aufmerksamkeit des britischen Filmemachers und Journalisten Adam Harrison Levy, der nicht verwandt ist mit dem Restaurantbesitzer Don Levy. Adam Harrison Levy arbeitet gerade an einer BBC-Dokumentation über Hiroshima. Begierig darauf, mehr über die Fotos zu erfahren, kannt er tatsächlich recherchieren, auf welch verschlungenen Wegen die Bilder aus Japan in den Sperrmüll geraten sind.
Ein Mann namens Mark Levitt hat bei seinem Umzug versehentlich den alten Koffer mit den Fotos an den Straßenrand gestellt. Levitt wiederum gibt an, die Bilder von einem Freund aus der Nähe New Yorks zu haben, der sie seinerseits Ende der sechziger Jahre mitnahm, als er ein ausgebranntes Haus gestrichen und den Keller entrümpelt hat.
So führt die Spur letztlich zu Robert L. Corsbie, der in dem abgebrannten Haus 1967 zusammen mit seiner Frau umgekommen ist, als nach einer Party ein Feuer ausgebrach. Corsbie gehörte 1945 zum Team der Physical Damage Division in Japan. Wie und warum die Bilder nach 1945 in seinem Privatbesitz landeten, ist unklar.
Ab 2004. Im Friedensmuseum von Hiroshima ängen auch Fotos einiger der getöteten US-Kriegsgefangenen. Zum Beispiel von dem mit 27 Jahren gestorbenen John A. Long jr.
2005. Van Kirk (Navigationsoffizier des Bombers) schreibt in einem Artikel für das "Time Magazine": "Es ging darum, militärische Ziele in der Stadt Hiroshima zu zerstören, das wichtigste davon war das Armeehauptquartier für die Verteidigung Japans bei einer Invasion. Das musste zerstört werden".
6. August 2005. Der Bürgermeister von Hiroshima, Tadeshoki Akiba, schreibt zum 60. Jahrestag der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasakian tausende Bürgermeister-Kollegen auf der ganzen Welt: "Die vornehmste Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, das Leben und das Eigentum seiner Bürger zu schützen".
6. August 2006. Japans Ministerpräsident Koizumi Jun’ichirō bekräftigt, dass sein Land die Anti-Atom-Politik fortsetzen werde. Mit Aufrufen zu einer atomwaffenfreien Welt gedenken in Hiroshima Menschen der Opfer. Überlebende, Angehörige von Opfern, Bürger und Politiker legen unter Glockengeläut eine Schweigeminute ein.
2007. Der japanische Verteidigungsminister Kyūma Fumio tritt zurück, nachdem er in einer Rede vor Studenten gesagt hat, die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki „hätten nicht vermieden werden können“, weil sie Japan „ein Schicksal wie Deutschland erspart“ (gemeint war die Deutsche Teilung) und die Kapitulation beschleunigt hätten. Weite Teile der japanischen Gesellschaft, Medien und die Opposition haben ihre Empörung geäußert und Druck auf den Politiker ausgeübt.
1. November 2007. Paul Warfield Tibbets, Jr. stirbt in Columbus, Ohio. Für seine Tat, die Zehntausende Zivilisten das Leben gekostet hat äußerte er nie Bedauern.
11. Dezember 2007. Die Strahlenmedizin stützte sich lange auf Daten aus Hiroshima und Nagasaki. Die waren jedoch nicht sauber. Menschen aus einer angeblich nicht kontaminierten Kontrollgruppe waren in der Realität oft auch radioaktiver Strahlung ausgesetzt. An den Studien hat auch Hr. Shunichi Yamashita, seines Zeichens ein sogenannter Strahlenexperte, Professor für Biomedizin an der Universität Nagasaki mitgewirkt der nach der Katastrophe von Fukushima deutlich zeigte wie weit er mit seiner Verharmlosung radioaktiver Belastung auf Menschen bereit ist zu gehen in dem er folgende Behauptung aufstellte: "Strahlenschäden kommen nicht zu Menschen, die glücklich sind und lächeln. Sie kommen zu Leuten, die verzagt sind".
6. August 2009. Gedenken an den Atombombenabwurf in Hiroshima vor 64 Jahren. Nordkorea wird aufgefordert das Atomprogramm zu beenden.
2010. In einem Interview mit der BBC sagt Theodore "Dutch" Van Kirk (Navigationsoffizier) der Bomberbesatzung, dass keiner der Crew-Mitglieder die Mission bereue: "Sehen Sie, wir haben nur getan, was wir machen mussten".
4. August 2012. Anlässlich des 67. Jahrestags der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki findet heute der 8. Pacemakers-Radmarathon für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen statt.
6. August 2012. Bis zum heutigen Tag sind offiziell mehr als 240.000 Menschen durch die unmittelbare Einwirkung und Spätfolgen der radioaktiven Strahlung ums Leben gekommen. Katsumi Matsui, der Bürgermeister von Hiroshima, hat heute, am 67. Jahrestag der Atombombe von Hiroshima zur Verschrottung aller Atomwaffen auf der Welt aufgerufen und die "Führer" der Atommächte zum Besuch in Hiroshima eingeladen.
Yoshihika Noda (Regierungschef Japans) gibt bekannt dass er sein Kabinett anweisen würde, Szenarien für einen Atomausstieg Japans zu prüfen. Es ist das erste Mal dass er andeutet dass sein Land in Zukunft möglicherweise ganz auf Atomenergie verzichten könnte.
Neben dem Botschafter der USA nehmen auch erstmals die Botschafter aus Großbritannien und Frankreich an der Gedenkveranstaltung teil. Der Enkel des Ex-Präsidenten Harry S. Truman ist auch anwesend. Bisher hat noch nie ein amtierender Präsident der USA daran teilgenommen.
Von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. sind der Vorsitzende Martin Donat und der Pressesprecher Lennard Müller auf eine Einladung von NAZEN hin für 10 Tage nach Japan gereist.
9. Januar 2013. In der Honkawa-Grundschule in Hiroshima wird die Schwarz-Weiß-Aufnahme mit dem in zwei Teile gespaltenen Atompilz zwischen Artikeln über den Atombombenangriff gefunden. Das Foto wurde wahrscheinlich etwa eine halbe Stunde nach Abwurf der Bombe aus etwa zehn Kilometern Entfernung gemacht. Wer das Foto geschossen hat, ist bislang nicht bekannt.
6. August 2013. Der 68. Jahrestag der Atombombe von Hiroshima. Shinzo Abe (Rechtskonservativer Ministerpräsident) verspricht bei der Gedenkzeremonie ein Festhalten daran dass Japan Atomwaffen weder herstellt, noch besitzt, noch im eigenen Land stationieren lässt.
Kazumi Matsui (Bürgermeister von Hiroshima) ist jedoch besorgt wegen einem Kooperationsabkommen der Regierung mit Indien im Bereich der zivilen Nutzung der Atomenergie. Ministerpräsident Abe ist seit langem scharf darauf dass die stillgelegten Atomkraftwerke des Landes wieder hochgefahren werden und die pazifistische Nachkriegsverfassung revidiert wird.
März 2014. 192.719 überlebende „Hibakusha“ sind nun staatlich anerkannt, das heißt mit einer kleinen Opferrente und freier medizinischer Behandlung versorgt.
28. Juli 2014. Theodore "Dutch" Van Kirk, das letzte Besatzungmitglied des Bombers von Hiroshima (Navigationsoffizier) stirbt laut seiner ältesten Tochter Vicky Triplett in einem Seniorenheim in Stone Mountain im US-Bundesstaat Georgia im Alter von 93 Jahren eines natürlichen Todes. Tom Van Kirk erklärt dass sein Vater kein Bedauern über die Hiroshima-Mission empfunden habe. Van Kirk flog laut der Nachrichtenagentur AP fast 60 Bombeneinsätze.
Der Verstorbene soll dem US-Fernsehsender CBS zufolge am 5. August im privaten Kreis in seiner Heimatstadt Northumberland im Bundesstaat Pennsylvania beigesetzt werden.
Nach dem Kriegsende blieb van Kirk noch ein Jahr beim Militär, studierte anschließend, machte einen Abschluss in Chemietechnik und arbeitete bis zu seiner Rente 1985 beim US-Konzern DuPont.
6. August 2014. In den Atombombenschreinen von Hiroshima werden 292.325 Namen verzeichnet.
9. August 2014. In den Atombombenschreinen von Nagasaki werden 165.405 Namen verzeichnet.
24. August 2014. In Japan regnet es seit Tagen. Die japanische Stadt Hiroshima erlebt die schlimmsten Erdrutsche seit Jahrzehnten. Etwa 50 Menschen sind schon gestorben, weitere 38 werden vermisst. Mittlerweile sind 1.700 Menschen in Notunterkünften untergebracht.
Ende März 2015. In ganz Japan und im Ausland sind immer noch etwa 188.000 Hibakusha registriert. 8749 der Überlebenden - nicht einmal 5% - bekommen eine Entschädigungsrente in Höhe von etwa 140.000 Yen im Monat (etwa 1100 Euro). Das Durchschnittsalter der Überlebenden liegt in diesem Jahr bei mehr als 80 Jahren.
Ehrenamtliche „Nachfolger“ sollen in Zukunft die Stelle der Hibakusha einnehmen und der Welt von den Schrecken der Atombombe berichten. 50 Nachfolger hat Hiroshima seit 2012 schon in einem drei Jahre dauernden Programm ausgebildet, 210 sind in der Schulung.
Mitte Juli 2015. Das Unterhaus im Parlament verabschiedet ein Paket von Sicherheitsgesetzen. Stimmt auch das Oberhaus zu, kann Japans Militär künftig zusammen mit verbündeten Ländern kämpfen, falls die eigene Sicherheit bedroht ist.
5. August 2015. Am Vortag des Jahrestags schließt Verteidigungsminister Gen Nakatani nicht aus, dass japanische Truppen als Folge der Gesetzesänderung für ausländische Verbündete Atomwaffen transportieren könnten. Auf Nachfrage erklärt der Minister, dies werde in der Praxis wegen der anti-atomaren Haltung von Japan aber nicht passieren.
6. August 2015, 8:15 Uhr. Weiße Tauben steigen in den Himmel. Mit einer Schweigeminute und einem Appell zur Abschaffung aller Atomwaffen gedenken rund 55.000 Menschen im japanischen Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 70 Jahren. Diesmal werden 5359 neue Namen in das Opferregister eingetragen. Mehr als die Hälfte der nun offiziell 297.684 Opfer ist erst ab 1946 an den Folgen der radioaktiven Strahlung gestorben.
An der jährlichen Gedenkveranstaltung nehmen Abgesandte aus 100 Ländern teil, so viele wie nie zuvor. Die USA sind unter anderem durch Botschafterin Caroline Kennedy vertreten. Auch in Deutschland wird an die Opfer erinnert. Die Anreise zu der Gedenkfeier bezahlt für die Hibakusha der Staat.
Bürgermeister Matsui ruft die Welt auf, dem Weg des Pazifismus, wie ihn Japans Nachkriegsverfassung verkörpere, zu folgen. Dass die Regierung Abe gerade eine weitreichende Militärreform auf den Weg gebracht hat, die nach Ansicht von Kritikern eine Abkehr von eben diesem Pazifismus bedeutet, lässt der Bürgermeister unerwähnt. Matsui spricht sich jedoch für Sicherheitssysteme aus, „die nicht von militärischer Macht abhängig sind“.
Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon schließt sich in einer verlesenen Grußbotschaft dem Appell der Überlebenden der Atombombenabwürfe an: "No more Hiroshimas. No more Nagasakis."
Auch 70 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben sind billigt eine Mehrheit von 56 Prozent der US-Amerikaner den Abwurf und damit die massenhafte Tötung von Menschen, während nur 34 Prozent sagen, es sei nicht gerechtfertigt gewesen. Auch 14 Prozent der Japaner meinen die Atombombenabwürfe seien gerechtfertigt gewesen.
11. April 2016. John Kerry (Außenminister der USA) besucht gemeinsam mit seinen Kollegen der sieben führenden Industriestaaten (G 7) und der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini die Gedenkstätte Hiroshima. Zunächst geht es in das Museum, in dem an die Zerstörung der japanischen Stadt am 6. August 1945 erinnert wird. Anschließend legt er einen Kranz an dem Mahnmal im Park nebenan nieder. Am Mahnmal in der Mitte des Parks warten rund 800 Schulkinder mit Flaggen der G7-Nationen auf Kerry.
Er sagt über die Bilder von den Opfern und den Zerstörungen, dies sei eine „herzzerreißende“ Erfahrung, die „wohl niemand vergessen kann“. Jeder Mensch solle die Bilder und das Friedens-Mahnmal sehen. „Und ich meine wirklich: jeder“, betonte er auf Nachfrage, ob das auch für Barack Obama gelte. „Ich weiß nur nicht, ob ihm das noch als Präsident gelingt“, schränkte er ein. Die Bilder „rühren jede Faser der Sensibilität“. Sie „erinnern uns daran, vor welch außergewöhnlich komplexe Entscheidungen ein Krieg Menschen stellt und was ein Krieg Menschen, Kommunen, Ländern und der Welt antut“.
„Krieg muss das letzte Mittel sein - niemals die erste Wahl“, schreibt Kerry ins Gästebuch des Museums.
10. Mai 2016. Ben Rhodes (Berater von Barack Obama) kündigt den Besuch Obamas in Hiroshima an. Er erläutert: Barack Obama möchte mit seinem Besuch Mitgefühl für die Opfer zeigen und die schrecklichen Folgen eines Atomwaffeneinsatzes ins allgemeine Bewusstsein rücken. Er möchte die Entscheidung seines Amtsvorgängers Harry S. Truman zum Atomwaffeneinsatz aber weder als Fehler bezeichnen noch um Entschuldigung bitten. Japan hat Obama zu dem Besuch in Hiroshima eingeladen, aber betont, dass es keine Entschuldigung von ihm erwarte.
21. bis 28 Mai 2016. Barack Obama besucht zum letzten Mal als Präsident der USA Asien. Mit den gewählten Stationen – er besucht den früheren Kriegsgegner Vietnam, den G-7-Gipfel in Japan sowie Hiroshima – unterstreicht der scheidende US-Präsident sein Verständnis von Amerikas Rolle in Asien und der Rolle Asiens in der Außenpolitik der USA. Die Hinwendung nach Asien und die gleichzeitige Reduzierung des US-amerikanischen Engagements im Mittleren Osten möchte er seinen Nachfolgern als Erbe hinterlassen.
27. Mai 2016. Barack Obama besucht als erster amtierender US-Präsident das Mahnmal in Hiroshima. Wie zuvor angekündigt entschuldigte sich Obama nicht für die verheerende Zerstörung im August 1945. Auch verbeugt er sich nicht vor dem Mahnmal. Nur ein US-Präsident hat zuvor Hiroshima besucht. Jimmy Carter, allerdings nach seiner Präsidentschaft."
Obama legt einen Kranz mit weißen Blumen nieder. Er hält inne vor dem schlichten Betonbogen, unter dem ein Register mit den Namen der Opfer in einem Sarkophag aufbewahrt wird, schließt für einen Moment die Augen. Der Sarkophag trägt eine Inschrift mit den Worten: „Ruhet in Frieden, denn wir werden die Fehler nicht wiederholen“.
An Obamas Seite steht Japans rechtskonservativer Regierungschef Shinzo Abe, der ebenfalls einen Kranz niederlegt und sich zu Ehren der Opfer verbeugt. Beide schütteln als Zeichen der Freundschaft die Hände. Obama trifft bei der Zeremonie am Mahnmal auch Überlebende, umarmt einen sichtlich bewegten älteren Japaner.
"Vor 71 Jahren fiel der Tod vom Himmel und veränderte die Welt", beginnt Obama seine fast 20-minütigen Rede. Wir gedenken aller Unschuldigen, die während dieses Krieges ums Leben gekommen sind ... Die Seelen der Toten sprechen zu uns. Wir erinnern uns aller unschuldig Getöteter, wir erinnern uns an den stummen Schrei der Kinder." Die USA und Japan hätten aus der Geschichte gelernt und Freundschaft geschlossen. Die Welt müsse die Lehren aus Hiroshima zielen und trage Verantwortung, dass sich solches Leid nicht wiederhole. "Wir müssen unsere Denkweise über den Krieg selbst ändern, um Krieg durch Diplomatie zu verhindern."
"In dem Bild der pilzförmigen Wolke, die in den Himmel über dieser Stadt aufstieg, werden wir auf höchst krasse Weise an die Widersprüche der Menschheit erinnert", sagte Obama. Wissenschaftliche Entdeckungen und Innovation brächten nicht nur Fortschritt, sondern schüfen auch "immer wirksamere Tötungsmaschinen". Die USA und andere Länder hielten große Arsenale von Atomwaffen, müssten aber "der Logik der Angst entkommen", auf nukleare Abrüstung hinarbeiten und eine Welt ohne Atomwaffen schaffen.
"Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, der Geschichte direkt ins Auge zu blicken. "Man müsse „Lehren aus Hiroshima“ ziehen, die Erinnerung dürfe niemals verblassen. „Die Welt wurde hier für immer verändert. Aber heute verbringen die Kinder dieser Stadt ihre Tage in Frieden“, sagt Obama. „Es gibt eine Zukunft, die wir uns aussuchen können. Eine Zukunft, in der Hiroshima und Nagasaki nicht für den Beginn der atomaren Kriegsführung bekannt sind, sondern für den Anfang unseres moralischen Erwachens.
In seiner Rede gedenkt Obama auch der Toten von Nagasaki. "Der Zweite Weltkrieg fand sein brutales Ende in Hiroshima und Nagasaki", sagt der US-Präsident. "Wir kommen hierher, um an die Opfer zu erinnern", sagte Obama. "Ihre Seelen sprechen zu uns." Im Friedenspark, in dem der Präsident diese Worte spricht, steht ein Turm mit Papierkranichen. Ein Symbol der Hoffnung der Kinder - auf eine friedliche Zukunft.
Bereits 2009 hat Obama bei seinem ersten bedeutsamen außenpolitischen Auftritt in Prag für eine atomwaffenfreie Welt plädiert und für diese Vision im selben Jahr auch den Friedensnobelpreis erhalten. Nähergekommen ist die Welt diesem Ziel seither nicht.
Die Zahl der Atomsprengköpfe ist zwischen dem Beginn von Obamas Amtszeit 2009 und 2015 weltweit zwar von 23.300 auf 15.850 gesunken - zu Zeiten des Kalten Krieges waren es noch rund 70.000. Zugleich investieren die USA aber massiv in die Modernisierung von Atomwaffen.
Zuvor hat Obama auch das Museum im Friedenspark besucht. Es dokumentiert die Auswirkungen des Atomwaffeneinsatzes. Ins Gästebuch des Museums schrieb Obama: "Wir kennen das Leid des Krieges. Lasst uns nun zusammen den Mut aufbringen, Frieden zu verbreiten und eine Welt ohne Atomwaffen anzustreben."
In einem Artikel der staatlichen Nachrichtenagentur wütet Nordkorea gegen den Besuch Obamas. Das historische Ereignis wird als "kindisches Polit-Kalkül" bezeichnet. Der Besuch am Abwurfort der ersten Atombombe solle Obamas Identität als "Atomkriegsnarr" verschleiern, der das US-Waffenarsenal modernisieren wolle. Japan gehe es nur darum, sich bei dem Treffen als Opfer zu stilisieren.
Der Obama-Besuch ist auch in Obamas Heimat nicht unumstritten: Veteranen werfen ihm vor, mit seiner Reise vor den Japanern auf die Knie zu fallen. Um eine heftige Debatte zu verhindern, hat Obama im Vorfeld streuen lassen, in seiner Rede nicht um "Entschuldigung" zu bitten.
Auch China sieht Obamas Besuch in Hiroshima kritisch, da es Japan im Zweiten Weltkrieg vor allem als Täter sieht und nicht als Opfer. „Japans rechtsgerichtete Kräfte haben immer wieder versucht, die brutale, herzlose und rücksichtslose Rolle des Landes als Invasor im Zweiten Weltkrieg zu beschönigen“, schreibt die chinesische Zeitung „Global Times“, „gleichzeitig waren sie nie bereit, tiefgreifend darüber zu reflektieren, warum Japan die beiden einzigen Atombombenabwürfe auf zivile Ziele in der Menschheitsgeschichte erlitten hat.“ Die von der kommunistischen Partei kontrollierte Zeitung schreibt weiter: „Als Aggressor im Zweiten Weltkrieg hat Japan keine Entschuldigung verdient.“ Sie findet den Besuch des Präsidenten daher „unpassend“.
7. Juli 2017. 122 Staaten verabschieden bei den Vereinten Nationen einen Vertrag zur völkerrechtlichen Ächtung von Atomwaffen. Sobald der Vertrag von mindestens 50 Staaten ratifiziert ist, werden Entwicklung, Herstellung, Lagerung, Weitergabe, Erwerb, Besitz, Testung und der Einsatz von Atomwaffen gegen das Völkerrecht verstoßen. Der Vertrag bezieht sich in seiner Argumentation vor allem auf die nationalen und globalen Sicherheitsinteressen aller UN-Mitgliedsstaaten und ihrer Bevölkerungen.
Amerika, Großbritannien und Frankreich haben bereits erklärt, dass sie dem Vertrag nicht beitreten würden, da sie an der atomaren Abschreckung festhalten wollen. Alle neun Atomwaffenstaaten boykottierten die Verhandlungen zum Ächtungsvertrag. Vor allem die Vereinigten Staaten haben ihre Bündnispartner gedrängt, sich dem Boykott anzuschließen.
Auch Deutschland stellt sich auf Seiten der Atomwaffenbefürworter. Die Bundesrepublik erlaubt die Stationierung von 20 amerikanischen Atomwaffen in Büchel und lässt Luftwaffenpiloten den Abwurf von Atomwaffen über feindlichen Städten trainieren. Damit verstößt Deutschland schon heute gegen die Verpflichtungen des Atomwaffensperrvertrags.
6. August 2017, 8:15 Uhr. Mit einer Schweigeminute gedenken Tausende Menschen in Hiroshima des Abwurfs der US-Atombombe auf die japanische Großstadt. An der zentralen Gedenkzeremonie heute Morgen nehmen neben Ministerpräsident Shinzo Abe auch Überlebende teil.
Zum Gedenken an den Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki vor 72 Jahren läutet die Weltfriedensglocke in Berlin. Mehr als 200 Menschen gedenken am Großen Teich im Volkspark Friedrichshain der Opfer.
6. August 2018. Hiroshima gedenkt der Toten. Rund 50.000 Menschen nehmen an der Zeremonie teil. Darunter sind neben Einwohnern der Stadt Vertreter aus 58 Ländern. Gemeinsam mit Überlebenden und deren Angehörigen halten sie um 8.15 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt der Detonation, eine Schweigeminute ab.
Bürgermeister Kazumi Matsui ruft die Schreckensszenen nach der Explosion am Morgen des 6. Augusts 1945 sowie die erlittenen Qualen der Opfer in Erinnerung. Er äußert sich besorgt über den Zuwachs egozentrischer Politik weltweit und warnt vor der Idee der atomaren Abschreckung. Sie sei eine extreme Bedrohung für die globale Sicherheit. Politische Entscheidungsträger müssten eine Welt ohne Atomwaffen schaffen.
Matsui sagt auf der Zeremonie weiter, die japanische Regierung müsse mehr für eine atomwaffenfreie Welt tun, indem sie dabei helfe, dass der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft trete. Japan als US-Verbündeter hat das Abkommen trotz seiner Erfahrungen von Hiroshima und Nagasaki nicht unterzeichnet. Stattdessen sollte sich Japan zu der pazifistischen Verfassung des Landes bekennen und die internationale Gemeinschaft "in Richtung Dialog und Kooperation für eine Welt ohne Atomwaffen" führen.
Um halbwegs gesicherte Werte zu haben, startet die ABCC in Kooperation mit japanischen Instituten 1950 die Life Span Study, eine in dieser Form wohl einzigartige Untersuchung. Dafür werden fortan 120.321 Menschen regelmäßig untersucht. 63.936 haben in Hiroshima und 31.733 in Nagasaki den Atombombenabwurf überlebt, 26.529 sind im August 1945 nicht in den beiden Städten gewesen und können als Kontrollgruppe gelten.
Für mehr als 90 Prozent der Überlebenden (86.611 in beiden Städten) kann aufgrund ihrer Schilderung recht genau geschätzt werden, welche Strahlendosis sie am 6. oder 9. August 1945 abbekommen haben. Wenig überraschend: Von den Menschen, die am stärksten belastet worden sind, leben schon 1950 nur noch relativ wenige, nämlich 2387. Seither werden die Todesursachen aller Menschen überwacht und statistisch ausgewertet.
Ab 1952. In Hiroshima und Nagasaki beginnen sich die Leukämietoten zu häufen. Die entstellenden Keloid-Narben (kupferfarbige, gummiartige Wucherungen nach Brandverletzungen) werden erst jetzt behandelt. Für viele Opfer zu spät, um ihr Stigma wenigstens abzuschwächen. Sie finden keine Arbeit und keine Ehepartner, es sei denn untereinander. Sie sind der Aussatz.
1953. Winston Churchill beschreibt in seinen Memoiren, wie er auf den erfolgreichen Atombombentest reagierte:
„Den japanischen Widerstand Mann um Mann, Meter um Meter niederzuringen, hätte wohl eine Million amerikanische Leben gekostet, und dazu halb so viele britische – mehr sogar, wenn wir sie dorthin schaffen konnten, denn wir waren entschlossen, diese Agonie zu teilen. Jetzt war dieser Albtraum vorüber, und an seine Stelle trat die helle und tröstliche Aussicht, ein oder zwei zerschmetternde Schläge könnten den Krieg beenden.“
Churchill nennt auch ein weiteres Motiv:
„Überdies würden wir nicht die Russen brauchen. Die Beendigung des japanischen Kriegs hing nicht mehr ab von dem Hereinfluten ihrer Armeen zum letzten und vielleicht langwierigen Schlachten. Mit einem Mal war das Mittel einer gnädigen Abkürzung des Schlachtens im Osten und einer glücklicheren Aussicht in Europa in unsere Hände gelangt. Ob die Atombombe anzuwenden sei oder nicht, darüber wurde jedenfalls nicht einen Augenblick gesprochen.“
1. März 1954. Die Besatzung der „Fukuryu Maru“ gelangt in die Nähe des Bikini-Atolls. Ausgerechnet dorthin, wo die US-Armee im Rahmen der „Operation Castle“ am Tag zuvor ihre stärkste Atomwaffe getestet hat. Die Folgen sind furchtbar.
Die Mannschaft des japanischen Fischerbootes, das übersetzt „Glücklicher Drache“ heißt, wird schwer verstrahlt. Sieben Monate später stirbt der Funker Aikichi Kuboyama, sechs andere Männer erkranken an Leberkrebs. Die japanische Öffentlichkeit ist entsetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil die japanische Regierung auf Druck der USA versucht, den Protest klein zu halten und sich weigert, die Besatzung der „Fukuryu Maru“ als Atombombenopfer anzuerkennen.
Panik macht sich breit. Aus Angst vor verseuchtem Fisch wird der Großmarkt von Tokio geschlossen. Gerade mal neun Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki ist Japan wieder zum Opfer US-amerikanischer Atomwaffen geworden.
Etliche US-Soldaten starben auch an den Folgen der Strahlung. Das Atoll bleibt jahrzehntelang unbewohnt. Die Mutter von Aikichi Kuboyama, dem im September 1954 verstorbenen Funker der „Fukuryu Maru“, bekommt 2500 US-Dollar von der US-Armee.
Viele Jahre später wird bekannt, dass auch andere japanische Fischerboote, die im März 1954 im Pazifik unterwegs sind, von dem radioaktiven Niederschlag getroffen werden, der weitaus größere Ausmaße angenommen hat, als man erwartet hat. Die Entwickler der Bombe haben sich verrechnet. Drei Stunden lang fällt die verstrahlte Asche vom Himmel.
1955. In Hiroshima wird ein Peace Memorial Park und ein Friedensmuseum eingerichtet, um des Atombombeneinsatzes zu gedenken. Ein Monument steht hier neben dem anderen: Eines für die gestorbenen Kinder, ein anderes für den Weltfrieden, auch Ruinen stehen noch als Mahnmale. Zwölf Großaufnahmen im ersten Saal des Museums zeigen den Atompilz der Bombe. Darauf folgen Kleiderfetzen, Torsos, verbrannte Wertgegenstände. Auf einem Stück Originalmauer ist ein Schatten vom Bombentag geblieben, der die Silhouette eines Menschen zeigt, der von der Explosionskraft weggefegt wurde.
Opfer anderer Nationen werden allerdings nur unzureichend bedacht. Es dauert viele Jahre, bis Hiroshima ein Denkmal für die Koreaner zulässt, allerdings außerhalb der allerheiligsten Zone des Friedensparks.
Auch allgemein wird am Gedenken in Japan kritisiert, dass die massiven japanischen Kriegsverbrechen großteils außer Acht bleiben. Diese eigenen Verbrechen, so Kritiker, seien nicht aufgearbeitet worden, was zum schlechten Verhältnis zwischen Japan und seinen Nachbarn beitrage.
Ab 1956. Das japanische Rote Kreuz betreibt in Hiroshima Krankenhäuser zur Behandlung von Opfern der Atombombe.
Ab 1957. Den Hibakusha stehen nun lebenslang Gesundheitsleistungen zu. Viele müssen jedoch auch danach ihre Ansprüche noch einklagen. Die Definition eines „Hibakusha“ verlangt, dass man in einem Radius von wenigen Kilometern um das Hypozentrum überlebte oder als Fötus im Mutterleib diesen Bedingungen ausgesetzt war. Die zweite Gruppe von Anspruchsberechtigten muss nachweisen, dass sie in den ersten beiden Wochen nach den Explosionen der radioaktiven Strahlung ausgesetzt war.
1958. Erst jetzt läßt sich die Regierung herbei, „Hibakusha“ als eigene Opfergruppe anzuerkennen.
Harry Truman (Ex-Präsident der USA) erhält von der Universität Oxford einen Ehrendoktor. Ein Platz bleibt jedoch leer. Elizabeth Anscombe (katholische Moralphilosophin) protestiert gegen die Auszeichnung. Truman, der im August 1945 den Befehl gegeben hat, Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abzuwerfen, sei ein Mörder, schreibt Anscombe in einem Essay mit dem Titel „Mr. Truman’s Degree“. Die Abhandlung gilt später als Grundlage der Forschung über Recht und Moral im Krieg.
1960er Jahre. Es wird deutlich, dass auch andere Krebsarten durch Strahlenexposition ausgelöst werden können. Wer zum Zeitpunkt der Explosion 30 Jahre alt war, der trug im Schnitt mit jedem Gray Energiedosis, das er oder sie abbekommen hat, eine im Vergleich zur Kontrollgruppe 40 bis 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, bis zum 70. Lebensjahr an Krebs zu erkranken. Und wer 1945 noch ein Kind war, hatte noch schlechtere Karten. Statistisch eindeutig war die Erhöhung des Krebsrisikos für Betroffene, die mehr als 100 Milligray ausgesetzt gewesen waren (das entspricht einer Äquivalenzdosis von 100 Millisievert bei reiner Gammastrahlung).
1967. Premierminister Eisaku Satō formuliert die Drei nicht-atomaren Prinzipien, die die Atompolitik Japans darstellen und in dem auf die Herstellung, den Besitz oder die Einfuhr von Atomwaffen verzichtet wird.
1971. Die Drei nicht-atomaren Prinzipien werden vom Parlament ratifiziert.
1974. An die Stelle der ABCC tritt die amerikanisch-japanische Radiation Effects Research Foundation (RERF), die das Vorhaben bis zum Tod der letzten Überlebenden fortsetzen soll.
9. Oktober 1976. Es ist ein herrlicher Sommertag - die Sonne scheint, keine Wolke trübt den Horizont. Nur der Motorenlärm vom Himmel stört die Idylle. Tausende Menschen beobachten, wie ein Bomber vom Typ B-29 "Superfortress" sein Zielgebiet ansteuert. Plötzlich kracht es, eine Detonation erschüttert den Boden. Während ein gewaltiger Rauchpilz in die Höhe steigt, ist das Kampflugzeug längst wieder auf dem Weg zurück.
Doch statt Entsetzen herrschte Jubelstimmung am Boden, als die Explosion ertönt. Erst recht, als die B-29 auf dem Flugfeld bei Harlingen, Texas, landet und Paul Tibbets den Flieger verläßt - der Mann, der als Pilot des US-amerikanischen Bombers "Enola Gay" am 6. August 1945 die japanische Stadt Hiroshima ausradiert hat. Vor rund 18.000 Zuschauern hat der Todespilot den Abwurf der Atombombe nachgespielt.
Präsident Gerald Ford muss sich dafür demütig bei der japanischen Regierung entschuldigen. Etwa ein Jahr später möchte der Pilot den mörderischen Angriff noch einmal nachstellen. Erst als das Außen- und das Verteidigungsministerium einschreiten, gibt er nach. Er versteht die ganze Aufregung nicht. "Ich hatte nie eine schlaflose Nacht, nur weil ich die Bombardierung befehligte", sagt Tibbets.
1978. Japans Oberster Gerichtshof freie medizinische Versorgung für die „Hibakusha“.
1980er Jahre. Die Film- und Fotoaufnahmen der Schäden und Opfer werden erst jetzt der National Archives and Records Administration übergeben und freigegeben.
1980. Vom japanischen Staat werden 372.000 Überlebende als Atombombenopfer anerkannt.
1982. Der Rowohlt-Verlag veröffentlicht den ersten Band von „Barfuß in Hiroshima“ in deutscher Übersetzung. Es ist der erste in den USA und Deutschland veröffentlichte Manga überhaupt. Keiji Nakazawa (1939–2012) hat die Szenen gzeichnet. Das dargestellte Grauen scheint in seinen Schwarz-Weiß-Bildern noch intensiver zu wirken, als man es sich etwa in einem Film vorstellen könnte. Es ist Nakazawas eigene Geschichte, auch wenn er die Hauptfigur anders genannt hat. Als Sechsjähriger überlebte er den Abwurf der Atombombe. Später war das Zeichnen für ihn ein Weg, seine traumatischen Erinnerungen zu verarbeiten.
Auf Initiative des Bürgermeisters von Hiroshima, Takeshi Araki wird die Initiative "Mayors for Peace" (Bürgermeister für den Frieden) gegründet. Im Laufe der Zeit treten über 2.000 Bürgermeister bei. Sie repräsentieren über 120 Millionen Menschen in 110 Ländern. Ihr Ziel: Bis 2020 soll die Welt atomwaffenfrei sein. Gedenken an die bis heute über 400.000 Todesopfer von Hiroshima und Nagasaki reicht nicht. Möglichst viele Menschen sollen aktiv werden für eine atomwaffenfreie Zukunft. Nur dann werden ihre Politiker den Mut haben, die schrecklichsten Waffen unserer Zeit wieder abzuschaffen.
1990er Jahre. Die Strahlenbelastung liegt etwa 50 Jahre später im Bereich der natürlichen Hintergrundstrahlung. An den genetischen Folgen sterben jedoch auch heute noch Menschen.
1991. 63 Prozent der US-Amerikaner und 29 Prozent der Japaner sind der Meinung dass der Atomwaffeneinsatz gerechtfertigt war.
1995. Der Rumpf der Enola Gay ist zum 50. Jahrestag in Washingtons Innenstadt in einer Ausstellung zu sehen. Dort kommt es zu heftigen Diskussionen, jemand bewirft ihn mit Asche, ein Demonstrant kippt Blut vor den Eingang, ein Museumsdirektor musst zurücktreten, die Ausstellung wird geschlossen.
Van Kirk (Navigationsoffizier des Bombers) erinnert sich im Gespräch mit der US-Tageszeitung "New York Times" an seinen Einsatz an Bord der B-29 Superfortress von Boeing: Hiroshima habe nach der Detonation vom Flugzeug aus ausgesehen wie "ein Topf voll heißen, kochenden Teers". Van Kirk spricht von einem "Gefühl der Erleichterung", weil er damals gespürt habe, dass der Angriff dem Krieg ein Ende setzen würde.
8. Juli 1996. Der Internationale Gerichtshof (IGH) stellt fest, dass die Androhung eines Atomwaffeneinsatzes und erst recht der Einsatz von Atombomben generell völkerrechtswidrig sind.
Juni 2000. Don Levy (Besitzer eines Schnellrestaurants und Sammler von antiquierten Dingen in der Kleinstadt Watertown, Massachusetts) zieht trotz Regen mit seinem Hund los, um zwischen ausgedienten Möbelstücken zu stöbern. Nach einer Weile erregt ein alter Koffer seine Aufmerksamkeit. Er öffnet ihn und findet Hunderte alte Schwarzweißbilder. Die Fotos sind teilweise auf der Rückseite und an den Ecken beschriftet. Es sind gelbstichige Aufnahmen aus einer toten Stadt: Hiroshima. Jahrelang verschwanden die Aufnahmen danach in irgendeiner Schublade.
2003. Ein Freund schlägt Levy vor, die Bilder ordentlich zu archivieren und Museen anzubieten. Schließlich werden einige der Fotos in der Andrew Roth Gallery in New York gezeigt, doch die Ausstellung ist nur mäßig besucht.
Sie erregt aber die Aufmerksamkeit des britischen Filmemachers und Journalisten Adam Harrison Levy, der nicht verwandt ist mit dem Restaurantbesitzer Don Levy. Adam Harrison Levy arbeitet gerade an einer BBC-Dokumentation über Hiroshima. Begierig darauf, mehr über die Fotos zu erfahren, kannt er tatsächlich recherchieren, auf welch verschlungenen Wegen die Bilder aus Japan in den Sperrmüll geraten sind.
Ein Mann namens Mark Levitt hat bei seinem Umzug versehentlich den alten Koffer mit den Fotos an den Straßenrand gestellt. Levitt wiederum gibt an, die Bilder von einem Freund aus der Nähe New Yorks zu haben, der sie seinerseits Ende der sechziger Jahre mitnahm, als er ein ausgebranntes Haus gestrichen und den Keller entrümpelt hat.
So führt die Spur letztlich zu Robert L. Corsbie, der in dem abgebrannten Haus 1967 zusammen mit seiner Frau umgekommen ist, als nach einer Party ein Feuer ausgebrach. Corsbie gehörte 1945 zum Team der Physical Damage Division in Japan. Wie und warum die Bilder nach 1945 in seinem Privatbesitz landeten, ist unklar.
Ab 2004. Im Friedensmuseum von Hiroshima ängen auch Fotos einiger der getöteten US-Kriegsgefangenen. Zum Beispiel von dem mit 27 Jahren gestorbenen John A. Long jr.
2005. Van Kirk (Navigationsoffizier des Bombers) schreibt in einem Artikel für das "Time Magazine": "Es ging darum, militärische Ziele in der Stadt Hiroshima zu zerstören, das wichtigste davon war das Armeehauptquartier für die Verteidigung Japans bei einer Invasion. Das musste zerstört werden".
6. August 2005. Der Bürgermeister von Hiroshima, Tadeshoki Akiba, schreibt zum 60. Jahrestag der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasakian tausende Bürgermeister-Kollegen auf der ganzen Welt: "Die vornehmste Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, das Leben und das Eigentum seiner Bürger zu schützen".
6. August 2006. Japans Ministerpräsident Koizumi Jun’ichirō bekräftigt, dass sein Land die Anti-Atom-Politik fortsetzen werde. Mit Aufrufen zu einer atomwaffenfreien Welt gedenken in Hiroshima Menschen der Opfer. Überlebende, Angehörige von Opfern, Bürger und Politiker legen unter Glockengeläut eine Schweigeminute ein.
2007. Der japanische Verteidigungsminister Kyūma Fumio tritt zurück, nachdem er in einer Rede vor Studenten gesagt hat, die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki „hätten nicht vermieden werden können“, weil sie Japan „ein Schicksal wie Deutschland erspart“ (gemeint war die Deutsche Teilung) und die Kapitulation beschleunigt hätten. Weite Teile der japanischen Gesellschaft, Medien und die Opposition haben ihre Empörung geäußert und Druck auf den Politiker ausgeübt.
1. November 2007. Paul Warfield Tibbets, Jr. stirbt in Columbus, Ohio. Für seine Tat, die Zehntausende Zivilisten das Leben gekostet hat äußerte er nie Bedauern.
6. August 2009. Gedenken an den Atombombenabwurf in Hiroshima vor 64 Jahren. Nordkorea wird aufgefordert das Atomprogramm zu beenden.
2010. In einem Interview mit der BBC sagt Theodore "Dutch" Van Kirk (Navigationsoffizier) der Bomberbesatzung, dass keiner der Crew-Mitglieder die Mission bereue: "Sehen Sie, wir haben nur getan, was wir machen mussten".
6. Januar 2010. Tsutomu Yamaguchi der einzige Mensch als zweifaches Atomopfer galt weil er Hiroshima und Nagasaki erlebte ist jetzt im Alter von 93 Jahren an Magenkrebs gestorben.
Am 6. Januar 1945 war er auf Dienstreise für eine Werft in Hiroshima. Durch den Abwurf der Atombombe dort erlitt er schwere Verbrennungen. Er kehrte dann in seine 300 Kilometer entfernte Heimatstadt Nagasaki zurück wo er 3 Tage später den zweiten Atombombenangriff erlebte.
24. Juli 2010. In Berlin gibt es nun gegenüber der "Truman-Villa" in der "Karl-Marx-Straße 2" den Hiroshima-Platz, der an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erinnern soll.
Im Frühjahr 1946 wohnte in der Villa vorübergehend Marschall Georgi Konstantinow Schukow, Oberbefehlshaber der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). In den fünfziger Jahren war hier die Parteischule der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) untergebracht, von 1961 bis 1974 wurde das Haus als Polytechnische Oberschule genutzt. Danach diente es als Möbellager. Ab 1994 beherbergte das Gebäude zeitweise das Truman Memorial Center. Im Jahr 1998 erwarb die Friedrich-Naumann-Stiftung der FDP das Objekt für 10 Millionen DM, das danach mehrere Jahre saniert wurde. Seit April 2001 hat die FNS hier ihren Hauptsitz.
Ab 6. August 2010. Die US-Botschafter nehmen an Zeremonien in Hiroshima und Nagasaki teil. Zum Zeitpunkt des Abwurfs läutet die Friedensglocke. Zehntausende Überlebende, Kinder und Würdenträger halten eine Schweigeminute.
Es ist das erste Mal, dass ein UN-Generalsekretär der Veranstaltung beiwohnt. Ban Ki Moon äußert sich hoffnungsfroh für eine atomwaffenfreie Zukunft: „Wir erleben bei den meisten starken Staaten eine neue Führung.“
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan betont, dass sich Japan an sein selbst auferlegtes Verbot halten und keine Atomwaffen besitzen, herstellen oder importieren werde. Der Bürgermeister von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, fordert in seinem Friedensappell die japanische Regierung dazu auf, auf den atomaren Schutzschild des Sicherheitspartners USA zu verzichten.
11. März 2011. Die Atomkatastrophe von Fukushima beginnt. Dabei wird mehr Cäsium freigesetzt als durch die Hiroshima-Bombe.
18. März 2011. Die Botschaft von Finnland wird wegen der Katastrophe von Fukushima von Tokio nach Hiroshima verlegt.
5. August 2011. In Japan wird in Hiroshima die japanische Anti-Atom-Bewegung NAZEN gegründet).
6. August 2011. Der 66. Gedenktag des US-amerikanischen Atombombenabwurfs auf Hiroshima hat durch die Atomkatastrophe von Fukushima eine neue Färbung bekommen. Unter den Teilnehmern sind auch Menschen aus der Umgebung des Katastrophen-AKWs. Kazumi Matsui (Bürgermeister von Hiroshima) ruft daher in seiner Friedenserklärung nicht nur zur Abschaffung aller Atomwaffen auf. Er fordert auch einen Wechsel in der Atompolitik. Die japanische Regierung soll seiner Aussage nach demütig akzeptieren dass Atomkraft und die Menschheit nicht koexistieren können.
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan legt im Friedenspark von Hiroshima einen Kranz mit gelben Blumen nieder. Er erneuert das Versprechen Japans, den Horror von Hiroshima niemals zu wiederholen. Japan hat versprochen, niemals Atomwaffen zu bauen oder zu besitzen. In seiner Rede geht Kan auch auf die Katastrophe in Fukushima-Daiichi ein. Er verspricht, das Land werde sich den erneuerbaren Energien zuwenden und weniger auf die Atomkraft stützen. "Ich bedaure zutiefst, an den Sicherheitsmythos der Atomkraft geglaubt zu haben", sagt er.
Etwa 70% der Hibakusha sind für ein schnelles Abschalten aller AKWs in Japan. Die Menschen aus der Umgebung von Fukushima fürchten Ausgrenzung und Diskriminierung.
2. August 2012. Vom 24. bis 26. August 2012 wird in Hiroshima der 20. Weltkrongress der IPPNW in Hiroshima stattfinden. Dazu werden 12 IPPNW-Ärzte nach Japan reisen um sich u.a. auch über die gesundheitliche Situation der Bevölkerung in der Katastrophenregion um das AKW Fukushima I zu informieren.
24. Juli 2010. In Berlin gibt es nun gegenüber der "Truman-Villa" in der "Karl-Marx-Straße 2" den Hiroshima-Platz, der an die Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki erinnern soll.
Im Frühjahr 1946 wohnte in der Villa vorübergehend Marschall Georgi Konstantinow Schukow, Oberbefehlshaber der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD). In den fünfziger Jahren war hier die Parteischule der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) untergebracht, von 1961 bis 1974 wurde das Haus als Polytechnische Oberschule genutzt. Danach diente es als Möbellager. Ab 1994 beherbergte das Gebäude zeitweise das Truman Memorial Center. Im Jahr 1998 erwarb die Friedrich-Naumann-Stiftung der FDP das Objekt für 10 Millionen DM, das danach mehrere Jahre saniert wurde. Seit April 2001 hat die FNS hier ihren Hauptsitz.
Ab 6. August 2010. Die US-Botschafter nehmen an Zeremonien in Hiroshima und Nagasaki teil. Zum Zeitpunkt des Abwurfs läutet die Friedensglocke. Zehntausende Überlebende, Kinder und Würdenträger halten eine Schweigeminute.
Es ist das erste Mal, dass ein UN-Generalsekretär der Veranstaltung beiwohnt. Ban Ki Moon äußert sich hoffnungsfroh für eine atomwaffenfreie Zukunft: „Wir erleben bei den meisten starken Staaten eine neue Führung.“
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan betont, dass sich Japan an sein selbst auferlegtes Verbot halten und keine Atomwaffen besitzen, herstellen oder importieren werde. Der Bürgermeister von Hiroshima, Tadatoshi Akiba, fordert in seinem Friedensappell die japanische Regierung dazu auf, auf den atomaren Schutzschild des Sicherheitspartners USA zu verzichten.
11. März 2011. Die Atomkatastrophe von Fukushima beginnt. Dabei wird mehr Cäsium freigesetzt als durch die Hiroshima-Bombe.
18. März 2011. Die Botschaft von Finnland wird wegen der Katastrophe von Fukushima von Tokio nach Hiroshima verlegt.
5. August 2011. In Japan wird in Hiroshima die japanische Anti-Atom-Bewegung NAZEN gegründet).
6. August 2011. Der 66. Gedenktag des US-amerikanischen Atombombenabwurfs auf Hiroshima hat durch die Atomkatastrophe von Fukushima eine neue Färbung bekommen. Unter den Teilnehmern sind auch Menschen aus der Umgebung des Katastrophen-AKWs. Kazumi Matsui (Bürgermeister von Hiroshima) ruft daher in seiner Friedenserklärung nicht nur zur Abschaffung aller Atomwaffen auf. Er fordert auch einen Wechsel in der Atompolitik. Die japanische Regierung soll seiner Aussage nach demütig akzeptieren dass Atomkraft und die Menschheit nicht koexistieren können.
Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan legt im Friedenspark von Hiroshima einen Kranz mit gelben Blumen nieder. Er erneuert das Versprechen Japans, den Horror von Hiroshima niemals zu wiederholen. Japan hat versprochen, niemals Atomwaffen zu bauen oder zu besitzen. In seiner Rede geht Kan auch auf die Katastrophe in Fukushima-Daiichi ein. Er verspricht, das Land werde sich den erneuerbaren Energien zuwenden und weniger auf die Atomkraft stützen. "Ich bedaure zutiefst, an den Sicherheitsmythos der Atomkraft geglaubt zu haben", sagt er.
Etwa 70% der Hibakusha sind für ein schnelles Abschalten aller AKWs in Japan. Die Menschen aus der Umgebung von Fukushima fürchten Ausgrenzung und Diskriminierung.
2. August 2012. Vom 24. bis 26. August 2012 wird in Hiroshima der 20. Weltkrongress der IPPNW in Hiroshima stattfinden. Dazu werden 12 IPPNW-Ärzte nach Japan reisen um sich u.a. auch über die gesundheitliche Situation der Bevölkerung in der Katastrophenregion um das AKW Fukushima I zu informieren.
6. August 2012. Bis zum heutigen Tag sind offiziell mehr als 240.000 Menschen durch die unmittelbare Einwirkung und Spätfolgen der radioaktiven Strahlung ums Leben gekommen. Katsumi Matsui, der Bürgermeister von Hiroshima, hat heute, am 67. Jahrestag der Atombombe von Hiroshima zur Verschrottung aller Atomwaffen auf der Welt aufgerufen und die "Führer" der Atommächte zum Besuch in Hiroshima eingeladen.
Yoshihika Noda (Regierungschef Japans) gibt bekannt dass er sein Kabinett anweisen würde, Szenarien für einen Atomausstieg Japans zu prüfen. Es ist das erste Mal dass er andeutet dass sein Land in Zukunft möglicherweise ganz auf Atomenergie verzichten könnte.
Neben dem Botschafter der USA nehmen auch erstmals die Botschafter aus Großbritannien und Frankreich an der Gedenkveranstaltung teil. Der Enkel des Ex-Präsidenten Harry S. Truman ist auch anwesend. Bisher hat noch nie ein amtierender Präsident der USA daran teilgenommen.
Von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. sind der Vorsitzende Martin Donat und der Pressesprecher Lennard Müller auf eine Einladung von NAZEN hin für 10 Tage nach Japan gereist.
9. Januar 2013. In der Honkawa-Grundschule in Hiroshima wird die Schwarz-Weiß-Aufnahme mit dem in zwei Teile gespaltenen Atompilz zwischen Artikeln über den Atombombenangriff gefunden. Das Foto wurde wahrscheinlich etwa eine halbe Stunde nach Abwurf der Bombe aus etwa zehn Kilometern Entfernung gemacht. Wer das Foto geschossen hat, ist bislang nicht bekannt.
Kazumi Matsui (Bürgermeister von Hiroshima) ist jedoch besorgt wegen einem Kooperationsabkommen der Regierung mit Indien im Bereich der zivilen Nutzung der Atomenergie. Ministerpräsident Abe ist seit langem scharf darauf dass die stillgelegten Atomkraftwerke des Landes wieder hochgefahren werden und die pazifistische Nachkriegsverfassung revidiert wird.
März 2014. 192.719 überlebende „Hibakusha“ sind nun staatlich anerkannt, das heißt mit einer kleinen Opferrente und freier medizinischer Behandlung versorgt.
28. Juli 2014. Theodore "Dutch" Van Kirk, das letzte Besatzungmitglied des Bombers von Hiroshima (Navigationsoffizier) stirbt laut seiner ältesten Tochter Vicky Triplett in einem Seniorenheim in Stone Mountain im US-Bundesstaat Georgia im Alter von 93 Jahren eines natürlichen Todes. Tom Van Kirk erklärt dass sein Vater kein Bedauern über die Hiroshima-Mission empfunden habe. Van Kirk flog laut der Nachrichtenagentur AP fast 60 Bombeneinsätze.
Der Verstorbene soll dem US-Fernsehsender CBS zufolge am 5. August im privaten Kreis in seiner Heimatstadt Northumberland im Bundesstaat Pennsylvania beigesetzt werden.
Nach dem Kriegsende blieb van Kirk noch ein Jahr beim Militär, studierte anschließend, machte einen Abschluss in Chemietechnik und arbeitete bis zu seiner Rente 1985 beim US-Konzern DuPont.
6. August 2014. In den Atombombenschreinen von Hiroshima werden 292.325 Namen verzeichnet.
9. August 2014. In den Atombombenschreinen von Nagasaki werden 165.405 Namen verzeichnet.
24. August 2014. In Japan regnet es seit Tagen. Die japanische Stadt Hiroshima erlebt die schlimmsten Erdrutsche seit Jahrzehnten. Etwa 50 Menschen sind schon gestorben, weitere 38 werden vermisst. Mittlerweile sind 1.700 Menschen in Notunterkünften untergebracht.
Ende März 2015. In ganz Japan und im Ausland sind immer noch etwa 188.000 Hibakusha registriert. 8749 der Überlebenden - nicht einmal 5% - bekommen eine Entschädigungsrente in Höhe von etwa 140.000 Yen im Monat (etwa 1100 Euro). Das Durchschnittsalter der Überlebenden liegt in diesem Jahr bei mehr als 80 Jahren.
Ehrenamtliche „Nachfolger“ sollen in Zukunft die Stelle der Hibakusha einnehmen und der Welt von den Schrecken der Atombombe berichten. 50 Nachfolger hat Hiroshima seit 2012 schon in einem drei Jahre dauernden Programm ausgebildet, 210 sind in der Schulung.
Mitte Juli 2015. Das Unterhaus im Parlament verabschiedet ein Paket von Sicherheitsgesetzen. Stimmt auch das Oberhaus zu, kann Japans Militär künftig zusammen mit verbündeten Ländern kämpfen, falls die eigene Sicherheit bedroht ist.
5. August 2015. Am Vortag des Jahrestags schließt Verteidigungsminister Gen Nakatani nicht aus, dass japanische Truppen als Folge der Gesetzesänderung für ausländische Verbündete Atomwaffen transportieren könnten. Auf Nachfrage erklärt der Minister, dies werde in der Praxis wegen der anti-atomaren Haltung von Japan aber nicht passieren.
6. August 2015, 8:15 Uhr. Weiße Tauben steigen in den Himmel. Mit einer Schweigeminute und einem Appell zur Abschaffung aller Atomwaffen gedenken rund 55.000 Menschen im japanischen Hiroshima der Opfer des Atombombenabwurfs vor 70 Jahren. Diesmal werden 5359 neue Namen in das Opferregister eingetragen. Mehr als die Hälfte der nun offiziell 297.684 Opfer ist erst ab 1946 an den Folgen der radioaktiven Strahlung gestorben.
An der jährlichen Gedenkveranstaltung nehmen Abgesandte aus 100 Ländern teil, so viele wie nie zuvor. Die USA sind unter anderem durch Botschafterin Caroline Kennedy vertreten. Auch in Deutschland wird an die Opfer erinnert. Die Anreise zu der Gedenkfeier bezahlt für die Hibakusha der Staat.
Bürgermeister Matsui ruft die Welt auf, dem Weg des Pazifismus, wie ihn Japans Nachkriegsverfassung verkörpere, zu folgen. Dass die Regierung Abe gerade eine weitreichende Militärreform auf den Weg gebracht hat, die nach Ansicht von Kritikern eine Abkehr von eben diesem Pazifismus bedeutet, lässt der Bürgermeister unerwähnt. Matsui spricht sich jedoch für Sicherheitssysteme aus, „die nicht von militärischer Macht abhängig sind“.
Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon schließt sich in einer verlesenen Grußbotschaft dem Appell der Überlebenden der Atombombenabwürfe an: "No more Hiroshimas. No more Nagasakis."
Auch 70 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben sind billigt eine Mehrheit von 56 Prozent der US-Amerikaner den Abwurf und damit die massenhafte Tötung von Menschen, während nur 34 Prozent sagen, es sei nicht gerechtfertigt gewesen. Auch 14 Prozent der Japaner meinen die Atombombenabwürfe seien gerechtfertigt gewesen.
11. April 2016. John Kerry (Außenminister der USA) besucht gemeinsam mit seinen Kollegen der sieben führenden Industriestaaten (G 7) und der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini die Gedenkstätte Hiroshima. Zunächst geht es in das Museum, in dem an die Zerstörung der japanischen Stadt am 6. August 1945 erinnert wird. Anschließend legt er einen Kranz an dem Mahnmal im Park nebenan nieder. Am Mahnmal in der Mitte des Parks warten rund 800 Schulkinder mit Flaggen der G7-Nationen auf Kerry.
Er sagt über die Bilder von den Opfern und den Zerstörungen, dies sei eine „herzzerreißende“ Erfahrung, die „wohl niemand vergessen kann“. Jeder Mensch solle die Bilder und das Friedens-Mahnmal sehen. „Und ich meine wirklich: jeder“, betonte er auf Nachfrage, ob das auch für Barack Obama gelte. „Ich weiß nur nicht, ob ihm das noch als Präsident gelingt“, schränkte er ein. Die Bilder „rühren jede Faser der Sensibilität“. Sie „erinnern uns daran, vor welch außergewöhnlich komplexe Entscheidungen ein Krieg Menschen stellt und was ein Krieg Menschen, Kommunen, Ländern und der Welt antut“.
„Krieg muss das letzte Mittel sein - niemals die erste Wahl“, schreibt Kerry ins Gästebuch des Museums.
10. Mai 2016. Ben Rhodes (Berater von Barack Obama) kündigt den Besuch Obamas in Hiroshima an. Er erläutert: Barack Obama möchte mit seinem Besuch Mitgefühl für die Opfer zeigen und die schrecklichen Folgen eines Atomwaffeneinsatzes ins allgemeine Bewusstsein rücken. Er möchte die Entscheidung seines Amtsvorgängers Harry S. Truman zum Atomwaffeneinsatz aber weder als Fehler bezeichnen noch um Entschuldigung bitten. Japan hat Obama zu dem Besuch in Hiroshima eingeladen, aber betont, dass es keine Entschuldigung von ihm erwarte.
21. bis 28 Mai 2016. Barack Obama besucht zum letzten Mal als Präsident der USA Asien. Mit den gewählten Stationen – er besucht den früheren Kriegsgegner Vietnam, den G-7-Gipfel in Japan sowie Hiroshima – unterstreicht der scheidende US-Präsident sein Verständnis von Amerikas Rolle in Asien und der Rolle Asiens in der Außenpolitik der USA. Die Hinwendung nach Asien und die gleichzeitige Reduzierung des US-amerikanischen Engagements im Mittleren Osten möchte er seinen Nachfolgern als Erbe hinterlassen.
26. bis 27. Mai 2016. In der Region Ise-Shima zwischen Tokio und Osaka findet der G-7-Gipfel statt.
Obama legt einen Kranz mit weißen Blumen nieder. Er hält inne vor dem schlichten Betonbogen, unter dem ein Register mit den Namen der Opfer in einem Sarkophag aufbewahrt wird, schließt für einen Moment die Augen. Der Sarkophag trägt eine Inschrift mit den Worten: „Ruhet in Frieden, denn wir werden die Fehler nicht wiederholen“.
An Obamas Seite steht Japans rechtskonservativer Regierungschef Shinzo Abe, der ebenfalls einen Kranz niederlegt und sich zu Ehren der Opfer verbeugt. Beide schütteln als Zeichen der Freundschaft die Hände. Obama trifft bei der Zeremonie am Mahnmal auch Überlebende, umarmt einen sichtlich bewegten älteren Japaner.
"Vor 71 Jahren fiel der Tod vom Himmel und veränderte die Welt", beginnt Obama seine fast 20-minütigen Rede. Wir gedenken aller Unschuldigen, die während dieses Krieges ums Leben gekommen sind ... Die Seelen der Toten sprechen zu uns. Wir erinnern uns aller unschuldig Getöteter, wir erinnern uns an den stummen Schrei der Kinder." Die USA und Japan hätten aus der Geschichte gelernt und Freundschaft geschlossen. Die Welt müsse die Lehren aus Hiroshima zielen und trage Verantwortung, dass sich solches Leid nicht wiederhole. "Wir müssen unsere Denkweise über den Krieg selbst ändern, um Krieg durch Diplomatie zu verhindern."
"In dem Bild der pilzförmigen Wolke, die in den Himmel über dieser Stadt aufstieg, werden wir auf höchst krasse Weise an die Widersprüche der Menschheit erinnert", sagte Obama. Wissenschaftliche Entdeckungen und Innovation brächten nicht nur Fortschritt, sondern schüfen auch "immer wirksamere Tötungsmaschinen". Die USA und andere Länder hielten große Arsenale von Atomwaffen, müssten aber "der Logik der Angst entkommen", auf nukleare Abrüstung hinarbeiten und eine Welt ohne Atomwaffen schaffen.
"Wir haben eine gemeinsame Verantwortung, der Geschichte direkt ins Auge zu blicken. "Man müsse „Lehren aus Hiroshima“ ziehen, die Erinnerung dürfe niemals verblassen. „Die Welt wurde hier für immer verändert. Aber heute verbringen die Kinder dieser Stadt ihre Tage in Frieden“, sagt Obama. „Es gibt eine Zukunft, die wir uns aussuchen können. Eine Zukunft, in der Hiroshima und Nagasaki nicht für den Beginn der atomaren Kriegsführung bekannt sind, sondern für den Anfang unseres moralischen Erwachens.
In seiner Rede gedenkt Obama auch der Toten von Nagasaki. "Der Zweite Weltkrieg fand sein brutales Ende in Hiroshima und Nagasaki", sagt der US-Präsident. "Wir kommen hierher, um an die Opfer zu erinnern", sagte Obama. "Ihre Seelen sprechen zu uns." Im Friedenspark, in dem der Präsident diese Worte spricht, steht ein Turm mit Papierkranichen. Ein Symbol der Hoffnung der Kinder - auf eine friedliche Zukunft.
Bereits 2009 hat Obama bei seinem ersten bedeutsamen außenpolitischen Auftritt in Prag für eine atomwaffenfreie Welt plädiert und für diese Vision im selben Jahr auch den Friedensnobelpreis erhalten. Nähergekommen ist die Welt diesem Ziel seither nicht.
Die Zahl der Atomsprengköpfe ist zwischen dem Beginn von Obamas Amtszeit 2009 und 2015 weltweit zwar von 23.300 auf 15.850 gesunken - zu Zeiten des Kalten Krieges waren es noch rund 70.000. Zugleich investieren die USA aber massiv in die Modernisierung von Atomwaffen.
Zuvor hat Obama auch das Museum im Friedenspark besucht. Es dokumentiert die Auswirkungen des Atomwaffeneinsatzes. Ins Gästebuch des Museums schrieb Obama: "Wir kennen das Leid des Krieges. Lasst uns nun zusammen den Mut aufbringen, Frieden zu verbreiten und eine Welt ohne Atomwaffen anzustreben."
In einem Artikel der staatlichen Nachrichtenagentur wütet Nordkorea gegen den Besuch Obamas. Das historische Ereignis wird als "kindisches Polit-Kalkül" bezeichnet. Der Besuch am Abwurfort der ersten Atombombe solle Obamas Identität als "Atomkriegsnarr" verschleiern, der das US-Waffenarsenal modernisieren wolle. Japan gehe es nur darum, sich bei dem Treffen als Opfer zu stilisieren.
Der Obama-Besuch ist auch in Obamas Heimat nicht unumstritten: Veteranen werfen ihm vor, mit seiner Reise vor den Japanern auf die Knie zu fallen. Um eine heftige Debatte zu verhindern, hat Obama im Vorfeld streuen lassen, in seiner Rede nicht um "Entschuldigung" zu bitten.
Auch China sieht Obamas Besuch in Hiroshima kritisch, da es Japan im Zweiten Weltkrieg vor allem als Täter sieht und nicht als Opfer. „Japans rechtsgerichtete Kräfte haben immer wieder versucht, die brutale, herzlose und rücksichtslose Rolle des Landes als Invasor im Zweiten Weltkrieg zu beschönigen“, schreibt die chinesische Zeitung „Global Times“, „gleichzeitig waren sie nie bereit, tiefgreifend darüber zu reflektieren, warum Japan die beiden einzigen Atombombenabwürfe auf zivile Ziele in der Menschheitsgeschichte erlitten hat.“ Die von der kommunistischen Partei kontrollierte Zeitung schreibt weiter: „Als Aggressor im Zweiten Weltkrieg hat Japan keine Entschuldigung verdient.“ Sie findet den Besuch des Präsidenten daher „unpassend“.
7. Juli 2017. 122 Staaten verabschieden bei den Vereinten Nationen einen Vertrag zur völkerrechtlichen Ächtung von Atomwaffen. Sobald der Vertrag von mindestens 50 Staaten ratifiziert ist, werden Entwicklung, Herstellung, Lagerung, Weitergabe, Erwerb, Besitz, Testung und der Einsatz von Atomwaffen gegen das Völkerrecht verstoßen. Der Vertrag bezieht sich in seiner Argumentation vor allem auf die nationalen und globalen Sicherheitsinteressen aller UN-Mitgliedsstaaten und ihrer Bevölkerungen.
Amerika, Großbritannien und Frankreich haben bereits erklärt, dass sie dem Vertrag nicht beitreten würden, da sie an der atomaren Abschreckung festhalten wollen. Alle neun Atomwaffenstaaten boykottierten die Verhandlungen zum Ächtungsvertrag. Vor allem die Vereinigten Staaten haben ihre Bündnispartner gedrängt, sich dem Boykott anzuschließen.
Auch Deutschland stellt sich auf Seiten der Atomwaffenbefürworter. Die Bundesrepublik erlaubt die Stationierung von 20 amerikanischen Atomwaffen in Büchel und lässt Luftwaffenpiloten den Abwurf von Atomwaffen über feindlichen Städten trainieren. Damit verstößt Deutschland schon heute gegen die Verpflichtungen des Atomwaffensperrvertrags.
6. August 2017, 8:15 Uhr. Mit einer Schweigeminute gedenken Tausende Menschen in Hiroshima des Abwurfs der US-Atombombe auf die japanische Großstadt. An der zentralen Gedenkzeremonie heute Morgen nehmen neben Ministerpräsident Shinzo Abe auch Überlebende teil.
Zum Gedenken an den Atombombenabwurf über Hiroshima und Nagasaki vor 72 Jahren läutet die Weltfriedensglocke in Berlin. Mehr als 200 Menschen gedenken am Großen Teich im Volkspark Friedrichshain der Opfer.
6. August 2018. Hiroshima gedenkt der Toten. Rund 50.000 Menschen nehmen an der Zeremonie teil. Darunter sind neben Einwohnern der Stadt Vertreter aus 58 Ländern. Gemeinsam mit Überlebenden und deren Angehörigen halten sie um 8.15 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt der Detonation, eine Schweigeminute ab.
Bürgermeister Kazumi Matsui ruft die Schreckensszenen nach der Explosion am Morgen des 6. Augusts 1945 sowie die erlittenen Qualen der Opfer in Erinnerung. Er äußert sich besorgt über den Zuwachs egozentrischer Politik weltweit und warnt vor der Idee der atomaren Abschreckung. Sie sei eine extreme Bedrohung für die globale Sicherheit. Politische Entscheidungsträger müssten eine Welt ohne Atomwaffen schaffen.
Matsui sagt auf der Zeremonie weiter, die japanische Regierung müsse mehr für eine atomwaffenfreie Welt tun, indem sie dabei helfe, dass der Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft trete. Japan als US-Verbündeter hat das Abkommen trotz seiner Erfahrungen von Hiroshima und Nagasaki nicht unterzeichnet. Stattdessen sollte sich Japan zu der pazifistischen Verfassung des Landes bekennen und die internationale Gemeinschaft "in Richtung Dialog und Kooperation für eine Welt ohne Atomwaffen" führen.
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Bilder aus Wikimedia Commons:
Atompilz über Hiroshima. Lizenz: Public Domain, Urheber: Enola Gay Tail Gunner S/Sgt. George R. (Bob) Caron
Atombombe "Little Boy", Lizenz: Public Domain, Urheber: ARC Identifier: 519394
Atompilz über Hiroshima. Lizenz: Public Domain, Urheber: Enola Gay Tail Gunner S/Sgt. George R. (Bob) Caron
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27.05.2016, Zeit, Hiroshima, Gedenken ja, entschuldigen nein
27.05.2016, Zeit, Hiroshima, "Die Seelen der Toten sprechen zu uns"
27.05.2016, FAZ, Obama-Besuch in Hiroshima, „Die Welt war für immer verändert“
27.05.2016, taz, US-Präsident Obama in Hiroshima, „Eine neue Katastrophe verhindern“
27.05.2016, taz, Obama in Hiroshima, Widerstreitende Gefühle
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27.05.2016, Spiegel, US-Präsident in Hiroshima, Obama fordert Welt ohne Atomwaffen
27.05.2016, Welt, HISTORISCHER BESUCH, Obama fordert Welt ohne Atomwaffen
27.05.2016, Tagesschau, Obama-Rede in Hiroshima, "Die Welt wurde hier für immer verändert"
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11.08.2015, Zeit, ATOMBOMBE, Das nukleare Tabu ist so wichtig wie nie
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06.08.2015, FAZ, 70 Jahre Hiroshioma, Die Bombe und die Daten
06.08.2015, FAZ, Presseschau zur Atombombe, „Stärker als alles, was es vorher gab“
06.08.2015, FAZ, Gedenken in Hiroshima, Japan fordert Abschaffung der Atomwaffen
06.08.2016, FAZ, 70 Jahre Hiroshima, Die Hölle auf Erden
06.08.2015, FAZ, 70 Jahre Hiroshima, Gerechtfertigt? Kriegsentscheidend?
06.08.2015, taz, 70 Jahre Atombombe auf Hiroshima, Sorge um den Frieden
06.08.2015, Focus, 70 Jahre nach Hiroshima, Wettlauf zur Atombombe: Darum kamen die Amerikaner den Nazis zuvor
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06.08.2015, Telepolis, Lebenslügen der nuklearen Abschreckung
06.08.2015, Spiegel, 70. Jahrestag des Atombombenangriffs, Japan gedenkt der Toten von Hiroshima
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05.08.2015, FAZ, 70 Jahre Hiroshima, Der Drache ist entfesselt
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05.08.2015, FAZ, Das Zeitalter des atomaren Schreckens
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05.08.2015, Telepolis, Weitere Dokumente zu Hiroshima veröffentlicht
05.08.2015, Telepolis, Hiroshima, Angriffsbefehl kam aus Deutschland
04.08.2015, Stuttgarter-Nachrichten, Hiroshima und Nagasaki, Als vor 70 Jahren die Atombomben fielen
04.08.2015, Spiegel, Atombombe auf Hiroshima, Der reuelose Massenmörder
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02.08.2015, Tagesspiegel, 70 Jahre nach der Atombombe, Das schwere Erbe von Hiroshima
02.08.2015, Telepolis, Berlin, Hiroshima 1985
02.08.2015, Telepolis, Bis 2020, Eine Welt ohne Atomwaffen?
01.08.2015, Tagesschau, Multimedia-Dokumentation, Der Mythos der kriegsentscheidenden Bomben
01.08.2015, Welt, HIROSHIMA & NAGASAKI, Die Atombombe gebar Japans unverdienten Opfermythos
31.07.2015, Zeit, PSYCHOLOGIE, Die schweren psychischen Folgen von Atomkatastrophen
28.07.2015, Spiegel, Atombombenangriff auf Hiroshima, "Als wäre die Sonne vom Himmel gefallen"
23.07.2015, Welt, NUKLEARWAFFE, Warum Truman den Abwurf der Atombombe befahl
14.05.2015, Welt, KRIEGSENDE 1945, Explodierte die Fracht von U-234 über Hiroshima?
28.04.2015, Welt, PAZIFIKKRIEG, So sollte die Atombombe auf Hiroshima fallen
24.08.2014, Zeit, Erdrutsche in Hiroshima, Als die Erde zu rutschen begann
21.08.2014, Spiegel, Schlammlawinen in Hiroshima, Zahl der Vermissten nach Unwettern in Japan steigt deutlich
20.08.2014, Spiegel, Unwetter in Japan, Schlammlawinen in Hiroshima töten mindestens 36 Menschen
20.08.2014, Zeit, SERIE "MANHATTAN", So wie damals vor Hiroshima
09.08.2014, Tagesspiegel, Gedenktourismus, Hiroshima lockt mehr als Nagasaki
30.07.2014, Sueddeutsche, Theodore Van Kirk, Letztes Besatzungsmitglied des Hiroshima-Bombers ist tot
30.07.2014, FAZ, Theodore Van Kirk, Crew des Hiroshima-Bombers ist tot
30.07.2014, Tagesspiegel, Theodore Van Kirk, Letztes Mitglied der Besatzung von Hiroshima-Bomber gestorben
30.07.2014, Stern, Atombomben-Abwurf 1945, Letztes Crew-Mitglied des Hiroshima-Bombers tot
30.07.2014, Spiegel, Navigator der "Enola Gay", Letztes Besatzungsmitglied von Hiroshima-Bomber gestorben
30.07.2014, Tagesschau, Letztes Besatzungsmitglied, "Enola Gay"-Navigator gestorben
12.05.2014, Welt, FILMGESCHICHTE, Godzilla lehrte Japan, mit der Bombe zu leben
05.02.2014, Welt, Kalter Krieg, 4706 Mal Hiroshima für Niedersachsen
09.12.2013, taz, Japans Fußballmeister Hiroshima, „Fans das Kriegsgrauen vermitteln“
09.01.2013, Welt, HIROSHIMA, Spektakuläres Foto von Atomangriff aufgetaucht
09.08.2012, Augsburger Allgemeine, ATOM, Hiroshima gedenkt des Atombombenabwurfs vor 67 Jahren
06.08.2012, FAZ, 67 Jahre nach Hiroshima, Atomausstieg nun auch in Japan?
04.08.2012, contrAtom, Pacemakers: Schrittmacher für eine Welt ohne Atomwaffen
28.12.2011, Focus, Von Hiroshima bis Fukushima, Autoindustrie im Land der Atomkatastrophen
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06.01.2010, Stern, Japan, Zweifaches Atombombenopfer gestorben
06.01.2010, Spiegel, Zeitzeuge, Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki gestorben
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