Freitag, 26. April 2019

Sri Lanka

Sri Lanka
Sri Lanka, bis 1972 Ceylon (seither Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka), ist ein Inselstaat im Indischen Ozean, 237 km (Westküste der Insel) östlich der Südspitze des Indischen Subkontinents, und zählt 20,8 Mio. Einwohner. Die kürzeste Entfernung zwischen Indien (Kodiyakkarai) und Sri Lanka (Munasal) beträgt 54,8 km.

Durch ihre Lage bildete die Insel von der Antike bis zur Moderne einen strategischen Knotenpunkt für die Seefahrt zwischen Vorder- und Südostasien. Der Süden und die Gebiete um Anuradhapura waren Zentren des antiken Buddhismus, wohingegen im Norden und Osten hinduistische Tempelkomplexe existierten. Heute ist das Land eine multireligiöse und multiethnische Nation, in der neben dem Buddhismus und dem Hinduismus das Christentum und der Islam bedeutende Religionen sind. Die Singhalesen machen den größten Teil der Bevölkerung aus. Die Tamilen stellen die größte Minderheit. Andere ethnische Minderheiten sind die Moors, Malaien, Burgher und die indigene Bevölkerung Sri Lankas, die Veddas.

Geschichte

ca. 1500–400 v. Chr. In vedischer Zeit heißt die Insel „Laṃkā“, „Laṅkādvīpa“, „Lakdiva“ und „Lakbima“; in Pali wird sie auch „Sihala“ genannt.

6. Jahrhundert v. Chr. bis ins 11. Jahrhundert n. Chr. Die Hauptstadt des singhalesischen Königreichs ist Anuradhapura.

Um 500 v. Chr. Es kommen nordindische Siedler (zu den Indoariern gehörend), die späteren Singhalesen, nach Sri Lanka. Die indoarischen Einwanderer nennen sich Siṃha Vaṃsa (in Sanskrit beziehungsweise Pali: Siṃha = „Löwe“, Vaṃsa = „Stamm, Herkunft“). Deshalb wird der Löwe zum Nationalsymbol der Singhalesen. Vijaya (543–504 v. Chr.) ist der mythische Stammesvater der Singhalesen und der erste König Sri Lankas. Er soll im 6. Jahrhundert v. Chr. mit seinem Gefolge aus dem Königreich Vanga im Nordosten Indiens nach Sri Lanka verbannt worden sein. Sprachgeschichtliche Fakten legen aber eine Herkunft der ersten indoarischen Siedler aus Nordwestindien nahe.

247 v. Chr. Mahinda und seine Schwester Sanghamitta, von ihrem Vater, dem Maurya-Kaiser Ashoka nach Sri Lanka entsandt, machen auf Sri Lanka den Buddhismus in Form der Theravada-Tradition bekannt. Auf dem Missaka-Berg etwa sieben Kilometer östlich von Anuradhapura entsteht Mihintale, eines der ersten buddhistischen Klöster.

Ab etwa 200 v. Chr. Der Buddhismus ist die Staatsreligion des Königreichs von Anuradhapura.

ca. 414 n. Chr. Der chinesische Pilgermönch Faxian erreicht die Insel über die Seidenstraße.

1. Jahrtausend n. Chr. Es beginnt der Handel und kulturelle Austausch mit anderen großen Reichen der Welt, wie etwa dem Römischen Reich und China. Die Seidenstraße entwickelt sich zu einer wichtigen Handelsroute für die sri-lankischen Königreiche.

1284. Das Yuan-Reich unter Kublai Khan entsendet eine Expedition nach Sri Lanka, um die Zahnreliquie von Buddha in ihren Besitz zu bringen, kehrt aber ohne Erfolg nach China zurück.

1410/1411. Aufgrund von Piraterie und abermals wegen der Zahn-Reliquie keimt ein Konflikt zwischen der Ming-Dynastie und dem Königreich Kotte auf. Der chinesische Admiral Zheng He bricht mit 2000 Mann in die Hauptstadt von Kotte ein, nimmt den König Vira Alakesvara in Gefangenschaft und bringt ihn nach China. Der König wird später wieder freigelassen, hat aber aufgrund des verlorenen Ansehens seine Macht verloren.

Um 1414. Abermals erreicht eine chinesische Delegation Kotte, um einem neuen, von den Chinesen favorisierten König zur Macht zu verhelfen, der die Interessen der Ming-Dynastie an dem strategisch wichtigen Handelsknotenpunkt vertreten würde. Inzwischen hat jedoch der spätere König Parakramabahu IV. beinahe die gesamte Insel vereint und kann 1415 selbst den Thron von Kotte besteigen und die Chinesen vertreiben.

1518. Portugal erobert die Küstenregionen der Insel.

16. Jahrhundert. Große Teile der Insel werden von den Portugiesen und danach von den Niederländern kolonisiert. Nur das Königreich Kandy im Hochland der Insel kann sich gegen die Kolonisatoren behaupten.

Das hauptsächliche Konfliktpotential zwischen Singhalesen und Tamilen stammt aus der Kolonialzeit. Die Tamilen werden als mehrheitlich schriftkundige Bevölkerungsgruppe bevorzugt als Verwaltungsbeamte herangezogen und deshalb von den Singhalesen mit der Kolonialmacht identifiziert.

1656. Colombo wird niederländisch.

1658. Der restliche portugiesische Teil der Insel fällt an die Niederländische Ostindien-Kompanie.

1796. Die britische Herrschaft über Ceylon beginnt.

1803. Die Insel erhält den Status einer Kronkolonie.

1815 bis 1818. Nachdem das Königreich Kandy erobert, der letzte sri-lankische König Vikrama Rajasinha verhaftet und nach Indien verbracht worden ist und mehrere Aufstände niedergeschlagen worden sind, wird die gesamte Insel endgültig britisch. Danach wird insbesondere die Infrastruktur ausgebaut und der Anbau von Kaffee in Plantagen gefördert.

Ab 1840. Es werden indische Tamilen zur Arbeit auf den Plantagen im Hochland angeworben.

Ab 1860. Teeplantagen lösen den Anbau von Kaffee ab.

1914 bis 1918. Während des Ersten Weltkriegs kommen erste nationale Bewegungen auf.

1917. Die Ceylon Reform League, die zwei Jahre später in dem Ceylon National Congress aufgeht, kann eine Verfassungsreform durchsetzen, bei der 19 von 27 Mitgliedern der Gesetzgebenden Versammlung gewählt werden sollen. Diese Nationalbewegung zerbricht jedoch aufgrund von Streitigkeiten zwischen Singhalesen und Tamilen.

1927/28. Auch nach der Donoughmore-Kommission kommt es zu keiner wirklichen Mitbestimmung der einheimischen Bevölkerung in der Regierung. Zwar werden sieben der zehn Minister gewählt, doch die drei wichtigsten Ministerposten werden weiterhin vom britischen Gouverneur vergeben.

1931. Das Frauenwahlrecht wird eingeführt.

1939 bis 1945. Während des Zweiten Weltkriegs dient Sri Lanka den Alliierten als eine strategisch wichtige Basis im Kampf gegen das japanische Kaiserreich.

Juni 1947. Ceylon wird britisches Dominion.

Kurz vor der Unabhängigkeit verlangen die Tamilen einen verfassungsmäßigen Minderheitenschutz mit der Garantie für die Erhaltung ihrer Menschenrechte. G. G. Ponnambalam, der Führer des Tamil Congress, fordert von der britischen Soulbury-Kommission, welche für die Leitung des Unabhängigkeitsprozesses Sri Lankas verantwortlich ist, ein Gleich-Wahlrecht für die Tamilen. Laut diesem Wahlrecht sollen die Tamilen trotz ihres relativ geringen Anteils an der Gesamtbevölkerung (ca. 15 %) als gleich stark vertretene Stimme angesehen werden. Diese Forderung bleibt jedoch erfolglos, und die Briten verlassen die Insel, während die politische Macht an die United National Party (UNP) geht. Zum Gründungszeitpunkt besteht die Koalition aus singhalesischen, tamilischen und muslimischen Parteien. So sind mit G. G. Ponnambalam und C. Sundaralinkam zwei tamilische Minister im Kabinett.

4. Februar 1948. Sri Lanka wird nach friedlichen Verhandlungen von den Briten innerhalb des Britischen Commonwealth unabhängig. Im Gegensatz zu den meisten Staaten der sogenannten „Dritten Welt“ besteht nach der Unabhängigkeit ein stabiles, demokratisches System, das allerdings durch die Gegensätze zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und der tamilischen Minderheit belastet ist.

Mit der Unabhängigkeit wollen nationalistische Singhalesen den Machtvorsprung der Tamilen beseitigen. Tamil soll ebenso wie Englisch aus den Amtsstuben und dem öffentlichen Leben verbannt werden. Sinhala soll die allgemeine Sprache sein. Für die Mehrheit der Tamilen, die es zum großen Teil nicht beherrscht, ist das weder praktikabel noch akzeptabel. Es kommt im Tamilengebiet zu bewaffneten Protesten und zur Bildung politischer Bewegungen mit einem Spektrum von Zielen zwischen föderalen Gebietslösungen, Separationsbestrebungen und Anschlussbestrebungen an Indien.

1956. Der Wahlsieg der Sri Lanka Freedom Party (SLFP), die mit patriotischen Parolen geworben hat, führt zu einer pro-singhalesischen Politik. Die Bevorzugung der tamilischen Bevölkerungsminderheit während der Kolonialzeit hinsichtlich Bildung und Profession (etwa in der Kolonialverwaltung) wird von der singhalesischen Mehrheit als soziale Ungerechtigkeit angesehen. Ziel der Regierung ist es, die überproportionale Vertretung tamilischer Minderheiten in Verwaltungs-, Bildungs- und Wirtschaftsbereichen zu reduzieren und an die aktuelle Demographiesituation anzupassen. Dies führt zur Bevorzugung der singhalesischen Sprache und des Buddhismus und zu einer Quotenregelung auf Basis der regionalen Zugehörigkeit für die Universitätszulassungen. Diese Entwicklung wird von der tamilischen Minderheit als künftige Bedrohung betrachtet.

Die sri-lankische Bevölkerungsexplosion und Jugendarbeitslosigkeit von Tamilen und Singhalesen erschwert die politische Situation, da die Regierungen nach der Unabhängigkeit keine konkreten Maßnahmen zur Minderung der Jugendarbeitslosigkeit anbieten können.

1970. Es schließen sich mehrere tamilische Parteien zur Tamil United Liberation Front (TULF) zusammen, die einen eigenen Tamilenstaat (Tamil Eelam, gesprochen ˈtamiɭ ˌiːlam, dt. tamilisches Lanka) im Norden und Osten der Insel fordert.

1971. Es kommt zum marxistischen Aufstand eines Teils der singhalesischen Jugend („Janatha Vimukthi Peramuna“). Gleichzeitig entwickelte sich eine Tendenz eines Teils der tamilischen Jugend zum bewaffneten Aufstand, unterstützt durch marxistische Ideologie.

22. Mai 1972. Mit dem Inkrafttreten der neuen Verfassung wird Ceylon eine Republik mit dem Namen Sri Lanka (ab 1978 „Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka“), das ist Sanskrit für „ehrenwerte Insel“ („Sri“ ist ein allgemeiner Ehrentitel).

Am Ende der Regierungszeit der SLFP unter Sirimavo Bandaranaike ist der Konflikt vorübergehend beruhigt. Trotz dieser Annäherungen gibt es weiterhin Konflikte zwischen beiden Ethnien. Radikale tamilische Gruppierungen bestehen noch immer auf einer Separation. Aus diesen Gruppen sticht besonders die radikale LTTE hervor, welche auch moderate Tamilen, die anderen Konfliktlösungen gegenüber offen sind, wie z. B. Alfred Dureiappa (Bürgermeister von Jaffna 1975) oder Amirthalingam, Führer der TULF, ermorden läßt. Später werden der LTTE auch ethnische Säuberungen in Jaffna und Massenmord an singhalesischen Farmern vorgeworfen.

Ab 1976. Todesurteile werden in dem Inselstaat im Indischen Ozean nicht mehr vollstreckt, sondern in lebenslange Haftstrafen umgewandelt.

1977. Die United National Party (UNP), bestehend aus Singhalesen, Tamilen und Muslimen, siegt mit verfassungsändernder Mehrheit unter Junius Richard Jayawardene. Er verweigert den tamilischen Abgeordneten ihre quotenmäßig garantierten Parlamentssitze unter dem generalisierten Vorwurf des Separatismus und erklärt sie sämtlich zu Staatsfeinden. Ferner verändert er die Verfassung und setzt sich an die Spitze eines Präsidialsystems nach französischem Vorbild. J. R. Jayawardene ist im Vergleich zu seinen Nachfolgern relativ erfolgreich, weil er von außen die Unterstützung der westlichen Mächte und im Innern die der Minderheiten der Tamilen, Muslimen und Christen bekommt.

Ab Juli 1983. Durch Jayawardenes Politik eskalierte der Konflikt zwischen Tamilen und Singhalesen. Die radikalen Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), die einen unabhängigen Tamilenstaat im Norden und Osten der Insel fordern, erhalten starken Zulauf.

1983 bis 2009. Es herrscht offener Bürgerkrieg in Sri Lanka zwischen tamilischen Separatisten und der von Singhalesen dominierten Zentralregierung, der zahlreiche Todesopfer, vor allem aus der Zivilbevölkerung fordert.

1986. Die Milizen der LTTE erobern die fast ausschließlich von Tamilen bewohnte Jaffna-Halbinsel und weite Teile der Nordzentral- und der Ostprovinzen, die hauptsächlichen Siedlungsgebiete der Tamilen.

1987. Der wachsende Flüchtlingsstrom nach Indien sowie zunehmende Proteste von Tamilen in Indien veranlassen die indische Regierung unter Premierminister Rajiv Gandhi in diesem Jahr dazu, einen Vertrag mit Sri Lanka über eine Befriedung des Konflikts zu schließen. Obwohl die Tamilen nicht in die Verhandlungen einbezogen werden, akzeptieren die meisten Tamilenorganisationen das Ergebnis - nicht jedoch die LTTE. Sie sieht sich gegenüber anderen Gruppierungen benachteiligt und weigert sich, ihre Waffen einer indischen Friedenstruppe zu übergeben.

Vallipuram Vasanthan, ein 21-jähriger LTTE-Kader, steuert einen mit Sprengstoff beladenen LKW in ein Armeelager auf der Jaffna-Halbinsel im äußersten Norden des Landes und tötet dabei sich selbst und etwa 40 Soldaten.

Juni 1987. Die Entsendung indischer Friedenstruppen unter Zustimmung der Regierung Sri Lankas stößt auf Ablehnung der LTTE, wodurch die Kämpfe sich ausweiteten. Durch häufiges Fehlverhalten machen sich die indischen Truppen zudem bei beiden Konfliktparteien unbeliebt, so dass es sogar zur Zusammenarbeit zwischen der sri-lankischen Regierung und den Rebellen (mitsamt verdeckten Waffenlieferungen) kommt, um die Friedenstruppe zu vertreiben. Nach zwei Jahren ziehen sich die indischen Truppen zurück, ohne dass der Konflikt gelöst worden ist.

1990. Die indischen Truppen verlassen die Insel auf Bitten der sri-lankischen Regierung.

1991. Kantharuban Arivuchcholai sprengt sich selbst in die Luft. Er soll am Abend vor seiner Mission darum gebeten haben, dass ein Waisenhaus nach ihm benannt werde.

Eine LTTE-Terroristin ermordet den inzwischen abgewählten indischen Premier Rajiv Gandhi. Nahe der Stadt Chennai, dem ehemaligen Madras, sprengt sich die Attentäterin in dem Moment in die Luft, als sie zur Begrüßung Gandhis Füße berühren möchte, wie es bei Hindus als Zeichen des Respekts üblich ist. Es heißt, Prabhakaran habe verhindern wollen, dass Gandhi erneut gewählt wird und noch einmal Truppen nach Sri Lanka schickt.

1. Januar 1992. Eine 3-köpfige Familie aus Sri Lanka wird in Lampertheim durch Brandstiftung ermordet.

Dezember 1995. Regierungstruppen erobern die Jaffna-Halbinsel zurück. Die Auseinandersetzungen zwischen Singhalesen und Tamilen eskalieren erneut.

November 1999. Die Liberation Tigers lancieren eine Großoffensive im zentralen Norden des Landes.

Februar 2002. Es wird ein Waffenstillstand wird zwischen der sri-lankischen Regierung und den tamilischen Rebellen geschlossen.

2004. "Colonel Karuna", der LTTE-Oberbefehlshaber im Osten des Landes, sagt sich von Rebellenchef Prabhakaran los, die Tamil Tigers verlieren das Gebiet.

7. Februar 2004. Präsidentin Chandrika Kumaratunga löst das Parlament auf und ordnet Neuwahlen für den 2. April an, aus denen sie als Siegerin hervorgeht. Erstmals kandidieren einige buddhistische Mönche bei den Parlamentswahlen und gewinnen neun Sitze für ihre Partei (JHU, Jathika Hela Urumaya, IPA ˈɟaːtikə ˈhelə ˈuruməyə, deutsch Partei des nationalen Erbes). Mit ihrer Verfassungsklage verhindern sie eine längere Amtszeit der Präsidentin.

26. Dezember 2004. Eine verheerende Naturkatastrophe trifft Sri Lanka. Ein Tsunami, ausgelöst durch das Seebeben im Indischen Ozean zerstört große Teile der Ost- und Südküste sowie der Westküste südlich von Colombo und reist über 45.000 Menschen in den Tod.

12. August 2005. Außenminister Lakshman Kadirgamar wird ermordet. Ein politischer Hintergrund ist anzunehmen, die Täterschaft wird jedoch nicht geklärt. Die LTTE bestreitet, den Anschlag verübt zu haben.

17. November 2005. Mahinda Rajapaksa von der Sri Lanka Freedom Party (SLFP) wird mit 50,33 % der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Der Vorsprung beträgt nur 190.000 Stimmen. Die Wahlbeteiligung in den tamilischen Gebieten beträgt nach Schätzungen nur ein Prozent.

Seinen Bruder Gotabhaya ernennt Rajapaksa zum Verteidigungsminister. Armeechef wird ein enger Freund, General Sarath Fonseka. Sofort beginnt das Trio, das Land auf die kommende Schlacht vorzubereiten.

Rajapakse überzeugt China und Pakistan davon, große Mengen an Waffen zu liefern. Armeechef Fonseka rekrutiert zusätzliche 80.000 junge Männer für die Armee, die auf mehr als 230.000 Mann anschwillt. Der gewaltige Militärapparat bringt sich in Stellung.

Doch auch Prabhakaran, der autoritäre LTTE-Anführer, sucht die Konfrontation. Seine Männer brechen in Tausenden von Fällen das Waffenstillstandsabkommen von 2002. Der Guerilla-Chef sucht die Entscheidung.

2006. Die Europäische Union erklärt die Tamil Tigers zur terroristischen Vereinigung. Verbände der LTTE-Marineeinheit Sea Tigers haben ein Boot der Beobachtermission für Sri Lanka (SLMM) angegriffen. Mehrere Staaten nehmen Unterstützer der Rebellen fest und frieren Konten ein. Ein beträchtlicher Teil des Geldflusses für Waffenkäufe versiegt.

Februar 2006. Friedensverhandlungen zwischen Singhalesen und Tamilen in Genf scheitern. Durch ihr brutales Vorgehen, zum Beispiel den Einsatz von Selbstmordkommandos (Black Tigers), verspielen sich die LTTE viele ausländische Sympathien.

August 2006. Der Bürgerkrieg flammt wieder auf. Die Gefechte verschärfen sich massiv. Anfang des Monats flüchten nach Schätzungen des Roten Kreuzes 6.000 bis 7.000 Familien aus der überwiegend von Muslimen bewohnten Stadt Mutur (Mooduthara auf Sinhala). Der Zugang zur Krisenregion durch ausländische Helfer ist erschwert, Lebensmittel sind knapp.

12. August 2006. Es werden weit über 200 Menschen getötet, darunter ein ranghoher Vermittler im Friedensprozess.

2007 bis 2009. Sebastian Edathy (SPD) leitet im Deutschen Bundestag die deutsch-südasiatische Parlamentariergruppe (zuständig für Afghanistan, Pakistan, Nepal, Bangladesch und Sri Lanka).

Januar 2007. Die Armee startet eine Großoffensive gegen die Tamil Tigers, die den überwiegend von Tamilen besiedelten Norden der Insel beherrschen. Etwa 150.000 Menschen flüchten. Innerhalb von 24 Monaten nimmt die Armee alle Stützpunkte der Tigers ein und reibt die einstmals ebenso stolze wie skrupellose Guerilla auf. Den Preis zahlt die Zivilbevölkerung. Knapp 300.000 Menschen sind am Ende Flüchtlinge im eigenen Land, entwurzelt, traumatisiert, perspektivlos.

März 2007. Sri Lanka steht kurz vor einem Kriegsausbruch.

2. November 2007. Der Chef des politischen Flügels und Verhandlungsführer der LTTE, S. P. Thamilselvan kommt bei einem Luftschlag der sri-lankischen Luftwaffe ums Leben, was einen weiteren Rückschlag für die Friedensverhandlungen bedeutet.

2. Januar 2008. Das Waffenstillstandsabkommen zwischen der LTTE und der Regierung wird von der Regierung aufgekündigt. Wenige Stunden vor Ablauf des mit einer zweiwöchigen Kündigungsfrist versehenen Abkommens kommt es in der Nähe des südöstlich gelegenen Ortes Buttola zu einem Sprengstoffanschlag auf einen Bus, bei dem mindestens 22 Menschen sterben. Als Urheber wird die LTTE vermutet.

Zunächst können mehrere Gebiete durch Regierungstruppen wieder zurückerobert werden, der Vormarsch kommt jedoch vor der Stadt Kilinochchi ins Stocken.

1. Januar 2009. Die Armee Sri Lankas nimmt die LTTE-Hochburg im Norden nach einer Offensive ein.

25. Januar 2009. In dem seit 25 Jahren andauernden Krieg verlieren die Rebellen ihre letzte Stadt "Mullaittivu". Das Militär rechnet damit dass die Rebellen sich in die Dschungelgebiete zurückziehen und einen Guerillakrieg führen werden. Bisher starben in dem Krieg mindestens 70.000 Menschen. Im Kampfgebiet sind nach Angaben der Vereinten Nationen rund 250.000 Zivilisten eingeschlossen.

Sri Lanka wird international kritisiert, weil zahlreiche Bewohner der Bürgerkriegsregion nach Angaben der Vereinten Nationen bei Artillerieangriffen der Regierungstruppen getötet werden. Unabhängige Journalisten sind in den vergangenen Wochen wiederholt von nationalistschen Extremisten angegriffen worden. Seit 2006 als Präsident Rajapakse sein Amt angetreten hat wurden in dem Land 15 Journalisten ermordet. Viele Berichterstatter haben das Land schon verlassen, der Rest zensiert sich selbst.

1. Februar 2009. In einem Interview der Zeitung „Sunday Island“ wirft Präsident Rajapaksa den Diplomaten sowie ausländischen Medien vor, sie versuchten, Panik zu verbreiten. Neben den Botschaftern der Bundesrepublik und der Schweiz nennt er die Fernsehsender CNN, BBC and al-Dschasira. In einer Zeit, in der die Regierungstruppen den Rebellen „den finalen Todesstoß“ versetzten, schadeten die ausländischen Medien den Sicherheitskräften.

4. Februar 2009. Präsident Mahinda Rajapakse kündigt bei der Militärparade zum 61. Unabhängigkeitstag in Colombo "den baldigen Sieg über die Rebellen" an. Währenddessen sterben bei den Kämpfen mindestens 52 Zivilisten und die letzte Klinik in dem umkämpften Gebiet gerät immer wieder unter Beschuss.

5. Februar 2009. Die Armee hat ein sehr großes Trainingslager für Selbstmordattentäter der "Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) erobert. Diese Gruppe soll weltweit als erstes weibliche Selbstmordattentäter eingesetzt und Sprengstoffgürtel entwickelt haben.

7. Februar 2009. Bei den schweren Kämpfen im Nordosten starben in den letzten Tagen mehr als 2000 Zivilisten, dabei auch mehrere hundert Kinder. Außerdem gab es mindestens eben so viele Verletzte.

20. Februar 2009. Die Tamil Tigers von Guerilla-Chef Velupillai Prabhakaran kontrollieren nur noch ein Gebiet von etwa 100 Quadratkilometern Größe.

21. Februar 2009. In den letzten 2 Wochen wurden in Sri Lanka durch den Krieg 2000 Zivilisten getötet und 5000 verletzt. Gestern wurde die Hauptstadt Colombo von den Rebellen mit 2 Kleinflugzeugen angegriffen. Dabei wurde das Hauptquartier der Luftwaffe bombardiert bevor die Flugzeuge abgeschossen wurden. Es gab 53 Verletzte und 4 Tote.

1. März 2009. Sri Lanka wird rechtsfreie Zone. In den letzten 3 Jahren wurden auf Sri Lanka mindestens 9 Journalisten ermordet und 27 mit dem Tod bedroht. Nach den im Moment geltenden Notstandsgesetzen kann ein Journalist dort bis zu 18 Monate ohne Anklage festgehalten werden. Das Land wird im Bezug auf Pressefreiheit von der Organisation "Reporter ohne Grenzen" auf Platz 165 eingestuft.

In dem Konflikt sollen nach Angaben der Opposition bereits 15.000 Regierungssoldaten gestorben sein. Bei einzelnen Schlachten sind wohl hunderte von Menschen gestorben. In den letzten Wochen sollen in dem relativ kleinen Gebiet in dem sich die Rebellen verschanzt haben tausende von Zivilisten ums Leben gekommen sein.

10. März 2009. Bei einem Selbstmordanschlag vor einer Moschee im Süden des Landes kommen mindestens zehn Menschen ums Leben. Mindestens 20 Menschen werden verletzt. Unter den Verletzten sollen laut Angaben von Ärzten der Postminister Mahinda Wijesekara und der Kulturminister Mahinda Yapa Abeywardena sein.

13. April 2009. Die Regierung will die Angriffe zum traditionellen Neujahrsfest offenbar für 2 Tage aussetzen um damit mehreren 10.000 eingeschlossenen Menschen die Flucht zu ermöglichen.

16. April 2009. Nach dem Ende der zweitägigen Waffenruhe sind 100.000 Menschen in Lebensgefahr. Die Rebellen sind von der regulären Armee in einem 14 Quadratkilometer großen, dicht besiedelten Gebiet eingeschlossen. Dem Aufruf das Kampfgebiet zu verlassen sind nur wenige hundert Menschen gefolgt.

20. April 2009. Regierungstruppen stürmen das Dorf Puthumathalan und ermöglichen nach eigenen Angaben mehr als 35.000 Menschen die Flucht.

21. April 2009. Rebellen lassen 24-stündiges Ultimatum verstreichen und kapitulieren nicht. Seit Mitternacht sind weitere 10.000 Menschen aus dem Gebiet geflohen nachdem bereits gestern etwa 40.000 Zivilisten das Gebiet verlassen haben. Je nach Schätzung sind noch 30.000 bis 60.000 Menschen in dem Gebiet. Bei den kommenden Kämpfen droht ein Blutbad. Seit gestern hat es mehrere hundert Tote gegeben.

22. April 2009. Nach eigenen Angaben der Regierungstruppen wurden seit Montag (20. April) mindestens 35 tamilische Rebellen getötet und ca. ein Drittel des von den Rebellen besetzten Gebiets erobert.

23. April 2009. Die Armee konnte die LTTE nur mit dem Wissen von 2 hochrangigen Überläufern und einer sehr starken Aufrüstung des Militärs so in die Enge treiben. Auch wenn der konventionelle Krieg demnächst zu Ende ist wird der Bürgerkrieg wahrscheinlich weitergehen. Die Rebellen der LTTE haben überall auf der Insel ihre Kader. Wenn die Kommandostruktur und Führung durch den Krieg zerschlagen wird besteht die Möglichkeit dass diese gut trainierten Kämpfer ausschwärmen werden um die Insel weiter zu destabilisieren. Die finanzielle Situation des Landes ist miserabel. Die Bevölkerung zahlt eine Wiederaufbausteuer. Die Inflationsrate liegt bei über 20%.

Nach dem Willen von Frankreich soll das Thema nun vor den Weltsicherheitsrat der UNO. Im Moment sind in dem umkämpften Gebiet von etwa 15 Quadratkilometern noch ungefähr 20.000 Zivilisten. Seit dem 20. Januar starben nach UN-Angaben mindestens 2800 Zivilisten.

24. April 2009. Der Weltsicherheitsrat kündigt die sofortige Entsendung eines humanitären Teams an welches die Lage beobachten soll, humanitäre Hilfe unterstützen und tun was immer zum Schutz der Zivilibevölkerung getan werden soll. Nach Angaben der Regierungstruppen sind die restlichen Rebellen auf einem Küstenstreifen mit einer Länge vorn 8 Kilometern umzingelt.

28. April 2009. Wegen wachsendem internationalen Druck wurde der Einsatz schwerer Waffen und von Luftangriffen gegen die eingekesselten Rebellen gestoppt. In der Kampfzone befinden sich noch zwischen 15.000 und 50.000 Menschen.

29. April 2009. Entgegen der Aussagen der Regierung setzt die reguläre Armee auch weiterhin schwere Waffen gegen die Rebellen ein.

Mai 2009. Das Militär kann auch den letzten von der LTTE kontrollierten Küstenstreifen einnehmen. Der Machtbereich der LTTE konzentriert sich nur noch auf eine wenige Quadratkilometer große Region im Nordosten der Insel.

10. Mai 2009. Bei einem Artillerie sollen 257 Menschen ums Leben gekommen sein. Man geht davon aus dass sich in dem Kampfgebiet immer noch bis zu 50.000 Zivilisten befinden.

11. Mai 2009. Bei einer Offensive der Regierungstruppen sind laut UNO mindestens 378 Menschen ums Leben gekommen. Dabei waren mehr als 100 Kinder.

13. Mai 2009. Bei einem Artillerieangriff auf das einzige Krankenhaus im Kampfgebiet sterben mindestenss 45 Zivilisten.

Angesichts der humanitären Situation formuliert der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erstmals eine offizielle Stellungnahme zum Bürgerkrieg in Sri Lanka und fordert die Konfliktparteien auf, sich für die Sicherheit der noch eingeschlossenen Bevölkerung einzusetzen und die Flüchtlinge zu versorgen.

14. Mai 2009. Etwa 5000 Zivilisten fliehen aus der Kampfzone und werden laut UN-Angaben von den Rebellen beschossen. Die Staatsführung kündigt an die eingeschlossenen Zivilisten innerhalb der nächsten 48 Stunden aus dem Kampfgebiet herauszuholen.

15. Mai 2009. Die Rebellen sind von der Küste abgedrängt worden und auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer zusammengedrängt. Bis morgen will man die Zivilisten befreit haben.

16. Mai 2009. Die Regierung erklärt den Bürgerkrieg für beendet. Die Rebellen der LTTE sollen geschlagen sein. Die Rebellen veröffentlichen auf ihrer Internetseite Tamilnet dass "die Schlacht am bitteren Ende" ist.

18. Mai 2009. Nach bestätigten Angaben der Armee Sri Lankas wird Velupillai Prabhakaran und die gesamte Führungselite der LTTE bei der Flucht vor Regierungstruppen von einer Sondereinheit erschossen. Die Armee zeigt Bilder des Toten Rebellenführers. Das Gesicht des in einer LTTE-Uniform gekleideten Anführers der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), Velupillai Prabhakaran, ist darauf deutlich erkennbar. An seinem Kopf ist eine Wunde zu sehen. Die Armee präsentiert außerdem die LTTE-Kennmarke Prabhakarans mit seiner Mitgliedsnummer 001.

21. Mai 2009. Die geschätzte Zahl der Toten des Krieges wurde von 70.000 auf 100.000 hochgesetzt. Die Lage der Flüchtlinge ist problematisch. Weitere Gewalt droht da sich die Bevölkerungsgruppen der Singhalesen und Tamilen so feindlich wie nie zuvor gegenüberstehen.

22. Mai 2009.
 Wettrennen um Einfluss in Sri Lanka. China überwies 2008 mehr als eine Milliarde US-Dollar damit die Rebellen besiegt werden konnten. Mehr als Japan. Aus den USA kamen 7,4 Millionen US-Dollar.

28. Mai 2009. Sri Lanka wird vom UN-Menschenrechtsrat gelobt.

29. Mai 2009. Die UN verhinderte die Aufklärung von Kriegsverbrechen in Sri Lanka. In den letzten Wochen des Kampfes starben täglich etwa 1000 Zivilisten.

11. Juni 2009. Unklarheit über Pottu Amman, die Nummer 2 der Rebellen.

22. Oktober 2009. Sechs Monate nach dem Krieg sind immer noch 250.000 Tamilien eingesperrt.

20. November 2009. Aufgrund massiven internationalen Drucks macht die Regierung den Norden im für Hilfswerke zugänglich und ermöglichte damit die rasche Wiederansiedlung von Vertriebenen. Es sind ungefähr noch 130.000 Menschen in streng bewachten Lagern eingesperrt.

23. Dezember 2009. Zaghafter Wiederaufbau nach dem Krieg.

24. Januar 2010. Schlammschlacht auf der Palmeninsel. Die Tamilen werden umworben weil sie das Zünglein an der Wahlwaage sein scheinen.

26. Januar 2010. Rajapaksa wird nach einer vorgezogenen Wahl mit 57,88 % der Stimmen für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Sarath Fonseka, der Oppositionsführer und Gegenkandidat, erhält etwa 40 % der Stimmen.

27. Januar 2010. Der bisherige Staatschef Mahinda Rajapakse bleibt nach den Wahlen im Amt. Er gewann mit 58% der Stimmen vor dem Herausforderer Sarath Fonseka.

28. Januar 2010
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 Sarath Fonseka kündigt an, das Wahlergebnis anfechten zu lassen, und äußert sich besorgt über seine Sicherheitslage. Soldaten umstellen die Zentrale des Oppositionskandidaten Sarath Fonseka.

9. Februar 2010. Sarath Fonseka von der Regierung festgenommen. Ein Regierungssprecher erklärt, dass Fonseka wegen Verschwörung gegen die Regierung vor ein Militärtribunal gestellt werde. Die Regierung wirft Fonseka vor, einen Putsch gegen sie geplant zu haben. Die Opposition wirft der Regierung dagegen vor, eine Beteiligung Fonsekas an den bevorstehenden Parlamentswahlen verhindern zu wollen. Sarath Fonseka, dem als früherem Armeeführer Kriegsverbrechen gegen die Tamilen vorgeworfen werden, kündigt an, den internationalen Tribunalen Informationen über Kriegsverbrechen im 25-jährigen Bürgerkrieg auszuhändigen.

8. April 2010. Die Parlamentswahl wird mit deutlicher Mehrheit von Rajapaksas United People’s Freedom Alliance (UPFA) gewonnen.

21. April 2010. D. M. Jayaratne wird als neuer Premierminister im Parlament vereidigt.

20. Juni 2010. Die Lage hat sich etwas verbessert. Ungefähr 200.000 Flüchtlinge sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Viele leben aber immer noch in Flüchtlingslagern.

2. Mai 2011. In dem Krieg sollen laut einem Bericht der UN alleine zwischen Januar und Juni 2009 40.000 Zivilisten getötet worden sein. Die meisten davon in den letzten Tagen des Krieges.

24. Juli 2011. Zwei Tage nach den Attentaten des rechtsextremistischen Massenmörders Anders Behring Breivik gehen drei Jugendliche durch den Vorort Lilleström, die Familie des einen kommt aus Somalia, die des zweiten aus einem arabischen Land, der dritte stammt aus Sri Lanka. Zwei junge Männer beginnen, die drei mit Steinen zu bewerfen. Sie brüllen: „Breivik sollte alle von euch getötet haben.“

12. Juni 2012. Indien, Malaysia, Südkorea, Südafrika, Sri Lanka, Taiwan und die Türkei bekommen großzügigerweise von den USA eine Ausnahmegenehmigung für weitere Ölimporte aus dem Iran trotz Embargo.

10. Juni 2013.  Edward Snowden wird von dem Anwalt Robert Tibbo bei einigen seiner Mandanten in Hongkong versteckt. Es handelt sich um drei Flüchtlingsfamilien aus Sri Lanka und den Philippinen. Den sogenannten "Snowden-Refugees".

2014. Sri Lankas letzter Henker kündigt ohne jemals jemanden umgebracht zu haben. Von psychischem Stress im Angesicht des Galgens ist die Rede. Sein Nachfolger erscheint dann gar nicht erst zur Arbeit.

Oktober 2014. Etwa 1½ Jahre vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit, kündigt Rajapaksa überraschend die Abhaltung von Neuwahlen im Januar 2015 an. Auf sein Betreiben hin ist zuvor die Verfassung geändert worden, um ihm eine Kandidatur für eine dritte Amtsperiode zu ermöglichen, was zuvor nicht möglich war. Überraschenderweise läßt sich danach sein Parteikollege Maithripala Sirisena zum Spitzenkandidaten der Opposition ausrufen.

8. Januar 2015. Maithripala Sirisena gewinnt die Präsidentschaftswahl.

20. April 2016. Deutschland rutscht in der Rangliste der Pressefreiheit von Rang 12 auf Rang 16 ab. Grund dafür ist offenbar "eine Folge der stark gestiegenen Zahl von Anfeindungen, Drohungen und gewalttätigen Übergriffen gegen Journalisten". Im Jahr 2015 wurden 39 gewaltsame Übergriffe gegen Journalisten, etwa bei Demonstrationen des rechtspopulistischen bis rechtsextremen deutschen Demonstrationsbündnisses "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (PEGIDA). Gewalt gegen Berichterstatter und Anfeindungen bis hin zu Todesdrohungen sollen "massiv zugenommen" haben.

Allgemein ist  in allen Weltregionen ein Rückgang der Freiräume für Medien zu beobachten. Polen ist um 29 Plätze auf Rang 47 abgerutscht, Tadschikistand um 34 Plätze auf Rang 150. Die Türkei rutscht von Platz 149 auf 151 ab. Brunei um 34 Plätze auf Rang 155. Auf Platz 1 steht Finnland, gefolgt von den Niederlanden und von Norwegen. Am schlechtesten sieht es immer noch in den Diktaturen Turkmenistan, Nordkorea und Eritrea aus. Sie stehen auf den letzten drei Plätzen.

Verbessert hat sich die Lage offenbar in der Ukraine, Sri Lanka oder Tunesien.

2018. Es gibt 86 bestätigte Vorfälle von Übergriffen gegen Christen.

März 2018. Nach einem Unfall wird ein Lastwagenfahrer von einer Gruppe Muslime getötet. Daraufhin werden von Mitgliedern der buddhistisch-singhalesischen Bevölkerungsmehrheit bei anti-muslimischen Ausschreitungen in dem Bezirk Kandy mehrere Moscheen und muslimische Geschäfte angegriffen und ausgebrannt.

Die Spannungen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften haben in Sri Lanka zuletzt zugenommen. Der ultranationalistische Buddhismus, der von der Organisation Bodu Bala Sena angeführt wird, die als Ziel angibt, die Religion zu verteidigen ist erstarkt. „Radikale buddhistische Mönche schüren Hass und Gewalt vor allem gegen die muslimische, aber auch gegen die christliche Minderheit.

Ende 2018. Präsident Maithripala Sirisena entlässt Premierminister Ranil Wickremesinghe und ersetzt ihn durch den früheren Staatspräsidenten Mahinda Rajapaksa. Rajapaksa gilt als intolerant gegenüber religiösen Minderheiten, ist jedoch unter der buddhistischen Mehrheitsbevölkerung enorm beliebt. Am Ende erklärt der Oberste Gerichtshof des Landes die Entscheidung des Präsidenten für nichtig. Rajapaksa muss zurücktreten, Wickremesinghe kehrt zurück ins Amt.

Januar bis April 2019. Es kommt zu 26 Übergriffen auf Christen.

6. Februar 2019. Im Kampf gegen die Drogenkriminalität möchte Staatschef Maithripala Sirisena innerhalb der kommenden zwei Monate die seit mehr als 40 Jahren ausgesetzte Todesstrafe wieder vollstrecken. Er möchte, den ersten Drogenkriminellen „in ein oder zwei Monaten“ hängen sehen. An Menschenrechtsorganisationen appelliert er den Versuch zu unterlassen, wegen der Entscheidung Druck auf ihn auszuüben. Nach einem Besuch der Philippinen im Januar bezeichnet Sirisena den harten Anti-Drogen-Kampf seines Präsidentenkollegen Rodrigo Duterte als beispielgebend.

Die srilankische Justizministerin Thalatha Athukorale sagt, die Unterlagen zur Hinrichtung von fünf Drogenkriminellen seien vorbereitet. Es fehle nur noch die Unterschrift des Staatschefs. Menschenrechtsorganisationen fordern die Behörden in Sri Lanka zum Verzicht auf die Vollstreckung der Todesstrafe auf.

Heroin, aber vor allem Cannabisprodukte sind weit verbreitet in Sri Lanka. Die Inselrepublik südlich von Indien wurde gerade vom Lonely-Planet-Reiseführer zum Ziel des Jahres 2019 gekürt. Dass die Routen der internationalen Kartelle auch über den neuen modernen Containerhafen von Colombo führen, ist bekannt. Seit Jahren steigt die Zahl der Festnahmen.

15. Februar 2019. Die Regierung von Sri Lanka sucht per Inserat zwei Henker. Im März will man im Justizministerium damit beginnen, die ersten Bewerber zu befragen. Sie müssen zwischen 18 und 45 Jahre alt sein, männlich, und ohne Vorstrafen. Eine amtsärztliche Untersuchungsbescheinigung ist vorzulegen. Vor allem mentale Gesundheit wird jetzt verlangt.

11. April 2019. Priyalal Dissanayake (Generalinspekteur der Polizei) warnt in einem Dokument mit dem Titel Information of an alleged plan attack vor möglichen Selbstmordanschlägen auf katholische Kirchen und das indische Hochkommissariat durch die radikalislamische Gruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ). Er beruft sich in dem Schreiben das an die Direktoren von vier Sicherheitsbehörden geht auf Informationen eines "ausländischen Geheimdiensts". Die Verantwortlichen reagieren wegen der Feiertage – und gewöhnt an zehn Jahre Frieden – nicht angemessen darauf. Angeblich dringt die Information weder zu Premierminister Ranil Wickremesinghe noch zu Präsident Maithripala Sirisena durch.

In dem Brief heißt es, Mohammed Zaharan, Anführer von Thawhith Jamaan plane mögliche Selbstmordattentate auf Sri Lanka. „Sie sollten das gesamte Personal anweisen, diesem Bericht strikt Beachtung zu schenken und besonders wachsam und vorsichtig zu sein“.

Es gibt in Sri Lanka zwei islamistische Gruppen mit ähnlich klingendem Namen, der übersetzt werden kann als „Bewegung für die Einheit Gottes“ – eine im islamistischen Milieu beliebte Selbstbezeichnung:
  • National Thowheeth Jama’ath (NTJ); diese Gruppe wird von den Ermittlungsbehörden für die Anschlagsserie verantwortlich gemacht. Sie soll eine Splittergruppe von SLTJ sein. Als Anführer dieser Gruppe gilt Mohamed Zahran, der in der Geheimdienstwarnung namentlich genannt wird. Die Gruppe wird mit der Beschädigung von Buddhastatuen in Sri Lanka in Verbindung gebracht und ist auch im indischen Staat Tamil Nadu aktiv. Sie soll die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) als Vorbild haben.
  • Sri Lanka Thowheeth Jama’ath (SLTJ), eine kleine im Osten der Insel aktive Gruppierung, die bisher durch extremistische Rhetorik aufgefallen ist sowie durch Vandalismus gegen buddhistische Statuen in Mawanella. Vier Mitglieder der Gruppe wurden deswegen im Januar 2019 verhaftet. Der Sekretär, Abdul Razik, war bereits 2016 wegen festgenommen worden,[38] ihm wurde Aufstachelung zum Haß gegen Buddhisten vorgeworfen. Später entschuldigte er sich für seine Äußerungen. Einer des wegen des Mawanella-Vorfalls Verhafteten soll mit einem der Selbstmordattentäter identisch sein.
14. April 2019. Singhalesen und Tamilen feiern Neujahr.

Am Palmsonntag wird eine methodistische Kirche in Kumbichchikulama im Distrikt Anuradhapura zum Ziel eines Anschlags. Ein Mob von Singhalesen attackiert das Gebäude mit Steinwürfen und Feuerwerkskörpern, so dass die wenigen Christen im Kirchenraum gefangen sind. Der methodistische Bischof Asiri Perera wird bei seiner Ankunft umringt und bedroht. Er weist darauf hin, dass unter den Angreifern keine buddhistischen Mönche sind.

St.-Antonius-Kirche in Colombo
21. April 2019. Auf Sri Lanka werden zwischen 8.30 Uhr und 9 Uhr Ortszeit mit einer Serie von offenbar koordinierten Explosionen Terroranschläge auf Kirchen und Hotels verübt. Die Hintergründe der Bombenanschläge sind unklar.

Dabei werden etwa 250 Menschen getötet. Der überwiegende Teil der Toten stammt aus Sri Lanka. Laut Unicef kommen auch 45 Kinder ums Leben.

Zu den Ermordeten gehören unter anderem die Köchin Shantha Mayadunne, die in dem Inselstaat durch Fernsehauftritte und als Buchautorin sehr prominent war, und ihre Tochter Nisanga.

Im Cinnamon Grand Hotel, kommen vier Mitarbeiter ums Leben. Der Anschlag hat sich einem Hotelsprecher zufolge während des Buffets am Sonntagmorgen ereignet. Zu dieser Zeit sei im Hotel am meisten Betrieb, so der Sprecher. Die Namen der Opfer unter den Bediensteten gibt er mit Shantha, Sanjeewani, Ibrahim und Nisthar an.

Sebastian-Kirche in Negombo
Nach Polizeiangaben befinden sich unter den Toten auch 34 Ausländer, darunter acht Briten, fünf Inder, zwei Chinesen, drei Dänen, zwei Australier sowie eine nicht näher bezifferte Zahl von Japanern, Portugiesen, US-Amerikanern, Türken sowie Niederländern.

Unter den Toten sind drei der vier Kinder von Anders und Anne Holch Povlsen. Er ist Chef der Bestseller-Gruppe, zu der unter anderem die Modemarke Jack & Jones gehört. Die Gruppe ist zudem an den erfolgreichen Online-Händlern Asos und Zalando beteiligt. Im Jahr 2018 listete die Zeitschrift Forbes Povlsen als reichsten Mann Dänemarks.

Im Hotel Shangri-La wurde die britische Anwältin Anita Nicholson und deren elfjähriger Sohn Alex ermordet. Vater Ben Nicholson überlebte das Attentat verletzt; Annabel, die jüngere Tochter des Paares, wird vermisst.

Einer der Toten hatte neben einem US-amerikanischen auch einen deutschen Pass.

Mehr als 500 Menschen werden verletzt.

Die Anschläge

Hotel Shangri-La
Die Anschlagsserie ist so geplant, dass möglichst hohe Opferzahlen entstehen sollen. So werden die Kirchen während der Ostergottesdienste angegriffen, die Hotelrestaurants während des Frühstücks. Die ersten sechs Explosionen wurden durch Selbstmordattentäter ausgeführt. Sie ereigneten sich im Zeitraum zwischen 8:30 und 9:00 Uhr Ortszeit (4:30 und 5:00 Uhr MEZ) in drei Kirchen:
  • die römisch-katholische Kirche St. Antonius im Stadtteil Kochchikade in Colombo. Rund eintausend Gläubige sind zur Ostermesse in dieser historischen Kirche versammelt, als sich die Detonation ereignet. Von den drei zelebrierenden Priestern werden zwei schwer verletzt. Es gibt viele Todesopfer, darunter mindestens neun Ausländer.
  • die römisch-katholische St.-Sebastian-Kirche in Negombo. Die Kirche wird schwer beschädigt. Das Dach der Kirche wird durch die Druckwelle größtenteils abgerissen. Mindestens 67 Menschen werden hier getötet. Viele Familien sind zum Gottesdienst in die Kirche gekommen, da eine Kindermesse stattfinden sollte.
  • die Zion Church, eine evangelikale Freikirche in Batticaloa an der Ostküste der Insel. Hier werden mindestens 27 Gläubige getötet.
Cinnamon Grand Hotel
Bomben detonieren auch in Luxushotels in Colombo. Zwei Selbstmordattentäter verüben einen Anschlag auf das Shangri-La, im Cinnamon Grand und im Kingsbury ist es je ein Attentäter.
  • Shangri-La: Das Hotel wird von zwei Selbstmordattentätern angegriffen, die ihre Bomben im Abstand von zehn Sekunden zur Detonation bringen. Die Explosionen erschüttern das Table One Cafe. Unter den Opfern sind fünf Funktionäre der indischen Partei Janata Dal Secular. Hier stirbt auch die prominente sri-lankische TV-Köchin Shantha Mayadunne zusammen mit ihrer Tochter. Das Hotel gibt bekannt, dass unter den Toten drei Mitarbeiter des Shangri-La seien.
  • Cinnamon Grand: Hier wird der Anschlag von einem Selbstmordattentäter ausgeübt, der sich in eine Warteschlange am Frühstücksbuffet eingereiht hat. Vier Kellner, die das Buffet vorbereiteten, sterben im hoteleigenen Taprobane Restaurant.
  • The Kingsbury

Kingsbury Hotel
Im Zusammenhang mit den polizeilichen Ermittlungen nach der Serie von Selbstmordanschlägen kommt es am späten Sonntagvormittag zu zwei weiteren Detonationen:

  • In einem Hotel in Dehiwala-Mount Lavinia wurden mindestens zwei Menschen getötet. Die Angreifer sollen hier von Sicherheitskräften gestellt worden sein.
  • Sicherheitskräfte riegeln drei Stunden nach den Anschlägen ein Haus in Mahawila Gardens, Dematagoda, einem Vorort von Colombo, ab und nehmen dort sieben Personen fest, von denen drei medizinisch versorgt werden müssen. Bei diesem Zugriff ereignet sich auch die Detonation. Drei Polizeibeamte werden von einer einstürzenden Wand erschlagen. Auch ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter stirbt bei dieser achten Explosion.
Srilankanische Spezialeinheiten (SRF) stürmen ein Haus in Orugodawatta, Colombo. Am späten Sonntagabend gibt die Luftwaffe bekannt, dass eine Rohrbombe am Bandaranaike International Airport entdeckt und entschärft worden sei.

Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene spricht von einer „terroristischen Attacke“ und macht Extremisten für die Bluttaten verantwortlich. Die Verantwortlichen seien identifiziert, sagt er.

Ruwan Gunasekera sagt, die Ermittler gingen derzeit Hinweisen nach, dass alle Anschläge von Selbstmordattentätern ausgeführt worden seien.

24 Menschen wurden festgenommen. Bei den Verdächtigen handle es sich um Einwohner des Inselstaats. Ranil Wickremesinghe (Regierungsschef) sagt, man ginge auch möglichen Verbindungen ins Ausland nach.

Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre (18:00 bis 06:00 Uhr Ortszeit, 12:30 bis 00:30 Uhr GMT). Diese wird bis Dienstag verlängert. Der Dienstag wird zum nationalen Trauertag erklärt.

In Colombo meldeen sich zahlreiche Menschen am National Blood Centre, um Blut für die Opfer der Anschläge zu spenden.

Die Regierung blockiert zudem den Zugriff auf Messenger-Dienste und soziale Medien. Die Maßnahme soll das Verbreiten von Gerüchten und gezielten Falschmeldungen eindämmen.

Stunden später entdecken Sicherheitskräfte in der Nähe des größten Flughafens der Insel einen selbstgebauten Sprengsatz. Dieser sei an einer der Straßen zum Hauptterminal entdeckt worden, heißt es von den Behörden. Spezialisten der Luftwaffe entschärfen demnach die Rohrbombe.

Harin Fernando (Minister für Telekommunikation) veröffentlicht in den sozialen Medien einen Brief vom 11. April 2019. Darin warnt Pujuth Jayasundara (Sri Lankas Polizeichef) vor einem konkreten Anschlagsplan auf Kirchen. Der Minister kritisiert, die Warnung sei ignoriert worden. „Auch wenn Zaharan seine Rekruten nicht ausdrücklich aufgefordert hat, katholische Kirchen oder das indische Hochkommissariat direkt anzugreifen, predigt er seit 2016 seinen Anhängern, dass die Ermordung von Nichtgläubigen ein höchst edles religiöses Unterfangen ist und dass der Islam durch solche Handlungen verbreitet werden sollte“, führt der Beamte aus.

22. April 2019. Die Ausgangssperre wird am Morgen aufgehoben. Schulen und Universitäten allerdings bleiben zunächst weiter geschlossen. Die Gefahr ist aber offenbar nicht komplett gebannt. Polizei und weitere Sicherheitskräfte stoßen immer wieder auf Sprengsätze und Zünder für Bomben.

Am Montag stellte die Polizei 87 Zünder für Bomben an der Bastian Mawatha Private Bus Station in Pettah sicher. Dabei handelt es sich um ein privates Busterminal des zentralen Busbahnhofs von Colombo.

Es gibt eine weitere Explosion auf einer Straße nahe der St. Antonius-Kirche, die bei der Anschlagsserie zerstört worden ist: Nachdem ein Sprengsatz in einem geparkten Lieferwagen entdeckt worden ist, sprengen Bombenentschärfer das Fahrzeug. Dabei wird niemand verletzt. Unter Passanten bricht aber Panik aus. Eine Person wird festgenommen und muss dabei vor der aufgebrachten Menge geschützt werden.

Am Tag nach dem Anschlag wird von Kabinettssprecher Rajitha Senaratne bestätigt, dass den Behörden bereits am 9. April eine Terrorwarnung vorlag, die Regierung Sri Lankas sei aber nicht informiert worden. Ein Geheimdienstdossier, das vor einem bevorstehenden Anschlag warnte, zirkulierte zehn Tage vor dem Anschlag. Polizeichef Jayasundara warnt darin vor Plänen der kaum bekannten radikalislamischen Gruppe National Thowheeth Jama’ath, Selbstmordanschläge auf Kirchen und auf das Indische Hochkommissariat in Colombo zu verüben. Er beruft sich dabei auf ausländische (wohl indische oder US-amerikanische) Geheimdienstinformationen. Das Dokument mit dem Titel Information of an alleged plan attack ist datiert auf den 11. April 2019 und unterzeichnet vom stellvertretenden Generalinspekteur der Polizei, Priyalal Dissanayake. Es enthält die Namen zahlreicher Verdächtiger. Diese hätten nach dem Terroranschlag auf zwei Moscheen in Christchurch gegen andere Religionen gehetzt. Jedoch wird bezweifelt, dass NTJ die Fähigkeit zu einer koordinierten Anschlagsserie hatte. Unter den Staaten Südostasiens sind für Pakistan, Malaysia und den Philippinen transnational aktive Dschihadisten bekannt. Außerdem ist unklar, ob die in der Warnung mitgeteilten Details zum Ablauf der Anschlagsserie vom Ostersonntag passen.

"Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid", sagt Senaratne im Namen der Regierung. "Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren", sagt er. "Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären."

40 Verdächtige wurden festgenommen. Alle seien Bürger Sri Lankas. Man habe einen Lieferwagen sichergestellt und den Fahrer verhaftet. Mit diesem Fahrzeug, so wird angenommen, waren die Verdächtigen nach Colombo transportiert worden. Auch der Besitzer eines Hauses, in dem einige von ihnen gewohnt haben ist offenbar unter den Verdächtigen. Die Verhafteten seien religiöse Extremisten; weitere Einzelheiten wurden vorerst nicht genannt. Zu der Anschlagsserie bekannte sich zunächst niemand. Mehr als 20 Häuser wurden durchsucht.

Präsident Sirisena beruft ein dreiköpfiges Team ein, um die Anschlagsserie zu untersuchen. Das Gremium soll in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigt die Entsendung eines Expertenteams an.

23. April 2019. Staatspräsident Maithripala Sirisena setzt Notstandsbestimmungen in Kraft "um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu bewahren sowie die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen für die Bürger sicherzustellen". Nach dem Gesetz können diese etwa für Hausdurchsuchungen ohne Erlaubnis eines Gerichts und für Verhaftungen ohne Haftbefehl gelten. Solche Bestimmungen waren während des Bürgerkriegs in Sri Lanka von 1983 bis 2009 fast dauerhaft in Kraft - und auch darüber hinaus noch bis 2011.

Für den gesamten Tag gilt eine Staatstrauer. Zahlreiche Bestattungen sind geplant. Mit drei Schweigeminuten gedenken die Menschen vor den Kirchen der Opfer der Anschläge. Die Schweigeminuten beginnen um 8.30 Uhr - dem Zeitpunkt, zu dem die erste Bombe detonierte. Die Flaggen werden auf Halbmast gesetzt.

Laut Wijewarden wurden bisher 42 Menschen in Gewahrsam genommen. Darunter sei auch ein syrischer Staatsbürger. Vieles bleibt über die Täter und ihre Hintergründe unklar. Einer der Attentäter war nach Angaben eines Kabinettsministers vor wenigen Monaten wegen der Beschädigung von Buddha-Statuen festgenommen worden. Bei neun Festgenommenen handelte es sich um Mitarbeiter einer Fabrik, die einem der anderen Täter gehörte.

Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewarden spricht von Verbindungen der NTJ zu einer Organisation in Indien, die JMI heißt. Auch die ist bisher kaum bekannt, sie soll im letzten Jahr gegründet worden sein. Die Regierung in Sri Lanka ist davon überzeugt, dass die Täter Hilfe aus dem Ausland hatten.

Der Islamische Staat gibt an am Angriff beteiligt gewesen zu sein. Die Terrororganisation veröffentlicht die Namen der Selbstmordattentäter zusammen mit einem Video, das angeblich zeigt, wie die sieben Selbstmordattentäter aus Sri Lanka vor einer IS-Flagge dem IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi einen Treueeid leisteten. IS-Kämpfer hätten „Bürger der Koalition und die christliche Gemeinschaft“ attackiert, heißt es.

Bis auf eine Person, die eine Kalaschnikow hält und nach sri-lankischen Medienberichten den radikalislamischen Prediger Zahran Hashim zeigen soll, sind jedoch alle vermummt. Hashim gilt als Führer der 2014 gegründeten Gruppe NJT, stammt aus der Stadt Batticaloa und ist auch als Mohamaed Zahran oder Moulavi Hasmin bekannt.

Vermutlich konnten noch weitere Opfer verhindert werden: Auch ein viertes Hotel war nach Angaben des Premierministers Ranil Wickremesinghe Ziel der Anschläge - dort misslang das Attentat jedoch.

24. April 2019. Staatspräsident Maithripala Sirisena kündigt wegen mangelnder Informationspolitik in einer Fernsehansprache innerhalb der nächsten 24 Stunden Entlassungen bei den Sicherheitsbehörden an. Betroffen sollen demnach vor allem die Chefs sein.

Mehr als 400 Verletzte werden nach Angaben der Polizei noch in Krankenhäusern behandelt.

Mehrere Minister haben kritisiert, Wickremesinghe sei zuletzt nicht zu Sitzungen des Sicherheitsrates der Regierung eingeladen worden. Hintergrund sind Spannungen zwischen den in einer Koalition regierenden Parteien von Wickremesinghe und Staatspräsident Sirisena, dem als Verteidigungsminister die Sicherheitskräfte unterstehen.

Mindestens 60 Menschen sind mittlerweile laut Polizei in Gewahrsam - alle sollen Sri Lanker sein. Nach Angaben von Sri Lankas Premierminister Ranil Wickremesinghe sind noch einige Verdächtige auf der Flucht, manche von ihnen seien im Besitz von Sprengstoff.

Mindestens ein verdächtiger Gegenstand wird in der Hauptstadt Colombo kontrolliert gesprengt – allerdings handelt es sich um einen Fehlalarm.

Wijewardene sagt, die meisten der Attentäter vom Ostersonntag seien gebildet gewesen und hätten der oberen Mittelschicht angehört. Sie hätten im Ausland studiert – einer von ihnen vermutlich in Großbritannien und Australien. Insgesamt seien neun Selbstmordattentäter an den Anschlägen beteiligt gewesen, darunter eine Frau. Acht von ihnen seien bislang identifiziert worden. Über Verbindungen zur Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) sei den Behörden nichts bekannt.

Über einen Ableger des IS in Sri Lanka war den Behörden bislang nichts bekannt. Sie wussten aber sehr wohl, dass eine verhältnismäßig kleine Gruppe lokaler Muslime zur Unterstützung des IS nach Syrien gezogen war. Die meisten von ihnen sollen dort bei Kämpfen getötet worden sein.

Nach Einschätzung der Regierung Sri Lankas waren die Anschläge als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch gedacht. Ein Sprecher von Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern sagt allerdings, der Regierung des Pazifikstaats seien keine derartigen Geheimdienstinformationen bekannt.

25. April 2019. In der Zwischenzeit wurden neue Sicherheitsvorkehrungen erlassen, darunter ein Flugverbot für Drohnen. Auch haben die Behörde weitere 16 Personen festgenommen. Zudem wurden mehrere Fahrzeuge beschlagnahmt. Insgesamt befinden sich nach Behördenangaben nun 76 Verdächtige in Gewahrsam. Unterstützt werden die einheimischen Ermittler von eigens angereisten Teams der US-Bundespolizei FBI und Interpol.

US-Außenminister Mike Pompeo geht in einem Interview des Senders CBS davon aus, dass der IS den Boden für die Anschlagserie in Sri Lanka bereitet oder sie gar ausgeführt hat. "Ich möchte sagen, dass alle Hinweise darauf hindeuten, dass dies vom IS zumindest inspiriert wurde".

Mohammad Yusuf Ibrahim (Gewürzhändler) wird verhaftet, weil er seine beiden Söhne Inshaf (33-jährigen Besitzer einer Kupferfabrik) und Ilham bei ihren Selbstmordattentaten unterstützt haben soll. Der Multimillionär ist in Sri Lanka als erfolgreicher Geschäftsmann und Gewürzhändler bekannt, der ehemalige Präsident des Landes lobte ihn einst für seinen "außergewöhnlichen Dienst für die Nation". Eine der Parteien des Landes plante laut "New York Times", den Gewürzhändler für einen Parlamentsposten zu nominieren, errang bei der Wahl jedoch nicht genug Sitze dafür.

Bei der Durchsuchung seines Anwesens am Tag der Terroranschläge hat sich offenbar die Frau von einem der Söhne mit ihren beiden Kindern in die Luft gesprengt.

Inshaf sprengte sich offenbar am Frühstücksbüfett eines der Luxushotels in die Luft.

Bei der Frage, wo der jüngere Sohn, Ilham, seinen Anschlag verübte, weichen die Berichte voneinander ab. Laut Reuters zündete der 31-Jährige während einer Polizeirazzia in der Villa der Familie eine Bombe und tötete dabei sich selbst, seine Frau und seine drei Kinder. Auch hier beruft sich die Nachrichtenagentur auf dieselbe Quelle aus dem Umfeld der Familie.

Die "New York Times" berichtet hingegen, Ilham habe zu jenen Attentätern gehört, die Anschläge auf die Kirchen und Hotels verübt hätten. Während der Razzia in der Villa der Familie habe sich hingegen eine Frau in die Luft gesprengt und dabei zwei ihrer Kinder sowie mehrere Polizisten getötet.

Die Behörden auf Sri Lanka korrigieren nach Abschluss der Autopsien die Zahl der getöteten Menschen deutlich nach unten: Etwa hundert Menschen weniger sollen getötet worden sein. Bisher lag die Annahme bei 359 Toten. Zu der falschen Annahme kam nach Angaben des Gesundheitsministeriums weil mehrere schwer verstümmelte Leichen doppelt gezählt wurden. Zudem mache es der Zustand der Leichen schwer, eine genaue Zahl zu nennen.

Aus Angst vor Racheakten und Einschüchterungen suchen Hunderte Muslime in Moscheen und einer Polizeistation Schutz. In Negombo im Westen des Landes hätten zahlreiche Muslime ihre Unterkünfte räumen müssen, weil die Eigentümer Vergeltungsaktionen auf ihren Grundstücken fürchteten, sagt Ruki Fernando von der Menschenrechtsgruppe Inform. Einige Muslime seien auch aus eigenem Antrieb geflohen, nachdem Unbekannte in der Stadt in ihre Häuser eingedrungen seien und sie geschlagen hätten. In einer Moschee der Stadt suchten demnach vermutlich bis zu 700 Muslime Zuflucht. Rund 120 weitere hätten Schutz in einer Polizeistation gefunden. Mehrere hundert weitere Muslime seien in einer Moschee im rund 25 Kilometer entfernten Pasyala untergekommen.

Bilder aus Wikimedia Commons
Sri Lanka, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany, Urheber: NordNordWest
St.-Antonius-Kirche in Colombo, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International, Urheber: AntanO
Sebastian-Kirche in Negombo, Lizenz: Public Domain, Urheber: Løken
Hotel Shangri-La, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“, Urheber: Rehman Abubakr
Cinnamon Grand Hotel, Lizenz: Creative-Commons „CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright“, Urheber: Delboy59
Kingsbury Hotel, Lizenz: Creative-Commons „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international“, Urheber: AKS.9955

Quellen
25.04.2019, Tagesschau, Anschläge in Sri Lanka, Opferzahl deutlich nach unten korrigiert
25.04.2019, Spiegel, Anschläge in Sri Lanka, Zwei Attentäter waren offenbar Söhne eines reichen Unternehmers
25.04.2019, Sueddeutsche, Anschläge in Sri Lanka, Vater zweier Selbstmordattentäter festgenommen
25.04.2019, Spiegel, Terror am Ostersonntag, 16 weitere Verdächtige in Sri Lanka festgenommen
24.04.2019, n-tv, Nach Anschlägen an Ostersonntag, Sri Lankas Regierung entlässt Polizeichef
24.04.2019, taz, Sri Lanka diskutiert Konsequenzen, Anschläge werden Wahlkampfthema
24.04.2019, Welt, SELBSTMORDANSCHLÄGE, Attentäter in Sri Lanka gehörten der oberen Mittelschicht an
24.04.2019, Spiegel, Versäumnisse vor Anschlägen, Sri Lankas Regierung will Sicherheitsbehörden umbauen
24.04.2019, Tagesschau, Nach Anschlägen in Sri Lanka, Präsident will Sicherheitsapparat umbauen
23.04.2019, Welt, BRIEF VERÖFFENTLICHT, Hochrangiger Polizeibeamter warnte vor Anschlägen auf Kirchen
23.04.2019, n-tv, Staatstrauer und 40 Festnahmen, Sri Lanka weitet Polizeibefugnisse aus
23.04.2019, Spiegel, Anschläge am Ostersonntag, Suche nach Hintermännern in Sri Lanka geht weiter
23.04.2019, Sueddeutsche, Nach Anschlagsserie, Sri Lanka verhängt Notstand
23.04.2019, Tagesschau, Sri Lanka, Anschläge als "Vergeltung" für Christchurch?
23.04.2019, Tagesschau, Notstand in Sri Lanka, Hinweise vor Anschlagsserie unbeachtet
22.04.2019, Zeit, Terror Sri Lanka, Wie im Bürgerkrieg
22.04.2019, FAZ, BESITZER VON VERO MODA & CO., Mode-Milliardär verliert drei Kinder bei Anschlägen in Sri Lanka
22.04.2019, Sueddeutsche, Anschlagsserie in Sri Lanka, In Schockstarre gebombt
22.04.2019, Welt, ANSCHLÄGE AUF KIRCHEN UND HOTELS, Zahl der Todesopfer in Sri Lanka steigt auf 290
22.04.2019, Spiegel, Sri Lanka, Polizei entdeckt weitere Sprengsätze und Zünder für Bomben
22.04.2019, Spiegel, Selbstmordattentate in Sri Lanka, Dänischer Milliardär verliert drei Kinder bei Sprengstoffattacken
22.04.2019, Spiegel, Nach Anschlägen in Sri Lanka, Zahl der Toten auf fast 300 gestiegen
21.04.2019, FAZ, SRI LANKA, Acht Verhaftungen nach Anschlägsserie
21.04.2019, FAZ, ATTACKEN IN SRI LANKA, Anschläge in einem gespaltenen Land
21.04.2019, Welt, MEHR ALS 200 TOTE BEI ANSCHLÄGEN, Sri Lanka verhängt landesweite Ausgangssperre – Regierung meldet Festnahmen
21.04.2019, Spiegel, Anschläge in Sri Lanka, Das Ende eines kurzen Friedens
21.04.2019, Spiegel, Fakten zum "terroristischen Vorfall", 200 Tote, mehr als 450 Verletzte - schwere Anschläge erschüttern Sri Lanka
21.04.2019, Sueddeutsche, Viele Tote in Sri Lanka, Regierung verkündet sieben Festnahmen nach Anschlägen
21.04.2019, Tagesschau, Kirchen und Hotels angegriffen, Anschlagsserie erschüttert Sri Lanka
21.04.2019, Telepolis, Sri Lanka: Anschläge auf Kirchen und Touristenhotels
21.04.2019, Heise, Nach Bombenanschlägen am Ostersonntag: Sri Lanka blockiert soziale Medien
02.05.2011, Telepolis, UN-Bericht zu Sri Lanka: Militär tötete 40.000 Zivilisten
28.01.2010, taz, Sri Lanka, Rajapaksa marschiert zum Sieg
28.01.2010, Telepolis, Spannungen nach Präsidentschaftswahl in Sri Lanka
24.01.2010, Spiegel, Sri Lanka, Schlammschlacht unter Palmen
22.12.2009, taz, Krisenregion Sri Lanka, Zaghafter Aufbau Ost
29.05.2009, taz, Kriegsverbrechen in Sri Lanka, UN verhindert Aufklärung
21.05.2009, Spiegel, Bürgerkrieg, Sri Lankas Sieger fürchten neue Gewalt
20.05.2009, Zeit, Sri Lanka, Der Krieg endet, das Leid geht weiter
15.05.2009, Welt, SRI LANKA, Zivilisten in der Kampfzone sollen "befreit" werden
11.05.2009, Spiegel, Militäroffensive gegen Rebellen, Mehr als 100 Kinder bei Kämpfen in Sri Lanka getötet
09.05.2009, Zeit, Kriegsende, Sri Lanka liefert Beweise für Tod von LTTE-Chef
24.04.2009, taz, Krieg in Sri Lanka, Das Blutbad verhindern
23.04.2009, taz, Bürgerkrieg in Sri Lanka, Das Ende ist zum Greifen nah
21.04.2009, Welt, BÜRGERKRIEG, 1000 Zivilisten sterben an einem Tag in Sri Lanka
01.03.2009, Spiegel, Bürgerkrieg auf Sri Lanka, Colombos Schergen bestrafen Reporter mit blutiger Härte
21.02.2009, Telepolis, Das tägliche Blutbad in Sri Lanka
20.02.2009, Spiegel, Bürgerkrieg mit Tamilen, Sri Lanka fürchtet die "schwarzen Tiger"
18.02.2009, taz, Nach 26 Jahren Bürgerkrieg, Propagandaschlacht auf Sri Lanka
05.02.2009, Welt, SRI LANKA, Armee stürmt Trainingslager für Selbstmörder
04.02.2009, Welt, BÜRGERKRIEG, Sri Lanka kündigt finalen Sieg über Rebellen an
01.02.2009, Welt, KONFLIKT, Sri Lanka will deutsche Diplomaten "davonjagen"
Bombenanschläge in Sri Lanka am Ostersonntag 2019
Wikipedia, Sri Lanka