![]() |
| Mojib Latif |
Der deutsche Meteorologe, Klimaforscher, Hochschullehrer und Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome Mojib Latif wurde am 29. September 1954 in Hamburg geboren.
Seine Forschungsgebiete sind jahreszeitliche und interannuelle Klimavariabilität, dekadische und Jahrhundert-Variabilität, anthropogene Einflüsse auf das Klima sowie die Entwicklung von Modellen einschließlich der Analyse und des Vergleichs mit Beobachtungen. Sein h-Index beträgt 82 (August 2018).
Bei verschiedenen deutschen Fernseh- und Hörfunksendern ist Mojib Latif ein häufiger Studiogast als Experte zum Thema Globale Erwärmung („Klimawandel“).
Er ist Vorstandsmitglied des Deutschen Klima-Konsortiums e.V. (DKK) und Präsident der Deutschen Gesellschaft Club of Rome. Mojib Latif ist ehrenamtlicher Botschafter der Stiftung Klimawald.
Er lebt in Schönberg (Holstein).
Latif ist mit der Norwegerin Elisabeth Latif verheiratet. Er hat keine Kinder.
Leben
29. September 1954. Mojib Latif wird in Hamburg geboren und verbringt dort gemeinsam mit zwei Brüdern und einer Schwester auch seine Kindheit. Er ist pakistanischer Abstammung.
Sein Vater war der Imam in der 1957 erbauten Fazle-Omar-Moschee der Ahmadiyya Muslim Jamaat.
1961 bis 1974. Er macht eine schulische Ausbildung, die er am Gymnasium Kaiser-Friedrich-Ufer mit dem Abitur abschließt.
1974 bis 1976. Latif studiert Betriebswirtschaftslehre an der Universität Hamburg.
1976 bis 1983. Er macht ein Studium der Meteorologie und schließt es mit dem Diplom ab. Danach hat er mehrere Aufenthalte an Instituten im Ausland.
1987. In Hamburg erfolgt die Promotion bei Klaus Hasselmann in Ozeanographie u. a. über das Wetterphänomen El Niño mit der Dissertation Modelltheoretische Untersuchung der niederfrequenten Variabilität der äquatorialen pazifischen Ozeanzirkulation.
1989. Es erfolgt die Habilitation für das Fach Ozeanographie.
1983 bis 2002. Er ist zuerst als wissenschaftlicher Mitarbeiter und dann als Privatdozent am Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie beschäftigt.
2000. Er erhält den Max-Planck-Preis für öffentliche Wissenschaft und die Sverdrup Gold Medaille der AMS (Amerikanische Meteorologische Gesellschaft).
2002. Er wird Ehrenmitglied der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft.
Ab 2003. Er ist Professor am ehemaligen Institut für Meereskunde und heutigen GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel an der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel.
2004. Er erhält den DUH-Umwelt-Medienpreis, Kategorie „Lebenswerk“ der Deutschen Umwelthilfe.
2006. Er erhält den Norbert Gerbier–MUMM International Award (der WMO).
2007. Er wird Ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
Ab 2007. Er ist Mitglied im Exzellenzcluster Ozean der Zukunft der CAU Kiel.
Mai 2008. Ein Team von Klimawissenschaftlern um Noel S. Keenlyside, zu dem auch Latif gehört, stellt im Fachmagazin Nature eine Studie vor, in der die mögliche Temperaturentwicklung bis 2025 untersucht wird. Nach dieser Studie könnte die durchschnittliche Temperatur der Jahre 2005 bis 2015 in etwa gleichbleibend oder nur geringfügig wärmer als die des Jahrzehnts von 2000 bis 2010 bleiben, die bislang die wärmste Dekade seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im 19. Jahrhundert ist. Im Zeitraum von 2010 bis 2020 könnte es dann wieder zu einer beschleunigten Erwärmung kommen. Das heißt, dass erst ab dem Jahrzehnt 2010–2020 neue Wärmerekorde zu erwarten sind. Ursache der über einige Jahre möglicherweise stabilen Temperaturen seien kurzfristige natürliche Schwankungen des Klimas, die einen langfristigen anthropogenen Erwärmungstrend überlagerten. Als konkrete Ursache wird eine Veränderung der meridionalen Umwälzzirkulation angenommen.
In einigen Medien wie dem New Scientist wird dies als Ankündigung einer in den nächsten Jahrzehnten bevorstehenden globalen Abkühlung wiedergegeben. Latif selbst widerspricht dieser Darstellung, unter anderem in einem Interview mit Spektrumdirekt. Die Unterbrechung im Erwärmungstrend stelle nur „eine Atempause“ dar, die Erderwärmung sei dadurch keinesfalls vom Tisch. Bereits zuvor hat sich Latif ausdrücklich von den „Skeptikern“ distanziert, die „nichts von der Physik des Klimas verstehen“. Er habe schon damit gerechnet, dass seine Aussagen über die Klimaentwicklung „von bestimmten Seiten bewusst missverstanden werden“.
Die in der Studie behandelte so genannte dekadale Klimavariabilität, also die Entwicklung des Klimas über ein bis zwei Jahrzehnte, ist ein kontrovers diskutiertes Forschungsfeld.
2009. Er erhält den Deutsche Bank-IFM-GEOMAR Meeresforschungspreis.
2015. Für seine Forschungsarbeit und die Fähigkeit zur Vermittlung der Wissenschaft in der Öffentlichkeit erhält er den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Er sei ein Wissenschaftler, „der Wissen schaffe, der dieses Wissen aber auch in die Breite vermittle“. Aufgrund seiner öffentlichen Äußerungen zur globalen Erwärmung erhält Latif häufig Pöbelmails von Klimawandelleugnern.
13. Dezember 2015. Mojib Latif äußert nach Abschluss der UN-Klimakonferenz gegenüber der Bundesumweltstiftung Kritik am Pariser Klimavertrag. Die Länder hätten sich lediglich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt, sagte der diesjährige Umweltpreisträger der Stiftung. Das Abkommen enthalte zu viel Spielraum und wenig Konkretes. Mit diesen Zielen sei die vereinbarte Begrenzung der Erderwärmung nicht zu schaffen.
Seit der Unterzeichnung der Klimarahmenkonvention von 1992 sei zu wenig für den Klimaschutz erreicht worden, sagt Latif. Dabei sei das Thema dringlicher denn je zuvor, denn seit Beginn der 90er-Jahre sei der weltweite Ausstoß von Kohlenstoffdioxid um 60 Prozent gestiegen.
2010. Vor dem Hintergrund der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan und der Wald- und Torfbrände in Russland warnt Latif, dies sei eine „Blaupause für das, womit wir uns in der Zukunft anfreunden müssen“. Der Klimawandel werde zu einer Häufung der Wetterextreme führen mit mehr Trockenheit einerseits und extremen Niederschlägen andererseits.
2015. Er erhält zusammen mit Johan Rockström den Deutschen Umweltpreis.
2016. Er erhält den Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein.
12. Februar 2017. Mojib Latif ist Mitglied der 16. Bundesversammlung. Frank-Walter Steinmeier wird im ersten Wahlgang mit 931 von 1239 gültigen Stimmen zum Bundespräsidenten gewählt. Christoph Butterwegge (Armutsforscher) aufgestellt von Die Linke bekommt 128 Stimmen, Albrecht Glaser (AfD) 42 Stimmen, Alexander Hold (Freie Wähler / Jurist) 25 Stimmen und Engelbert Sonneborn (Vater von Martin Sonneborn) aufgestellt von der Piratenpartei bekommt 10 Stimmen. Dabei sind 103 Enthaltungen. Steinmeier soll Mitte März 2017 das Amt von Joachim Gauck übernehmen.
Ab Oktober 2017. Er ist Präsident des Club of Rome Deutschland.
3. Dezember 2017. Mojib Latif sieht beim Kampf gegen die Erderwärmung ein großes Versagen der Politik. Deutschland müsste sofort Braunkohlekraftwerke abschalten, um das erklärte Ziel einer Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen um 40 Prozent bis 2020 im Vergleich zu 1990 noch erreichen zu können.
Aber es fehlt schlichtweg am politischen Willen. Dabei geht es um die Glaubwürdigkeit Deutschlands." International hätten die bisher 23 Weltklimakonferenzen - zuletzt in Bonn - vielleicht die politische Atmosphäre verbessert, "real ist aber der Gehalt von Kohlendioxid immer schneller gestiegen".
Daran trage auch der vermeintliche Klima-Vorreiter Deutschland eine Mitschuld: "In Deutschland sind im Strommix immer noch 40 Prozent Kohle ... Und das ist in den vergangenen Jahren auch nicht weniger geworden - die Politik ist schlichtweg nicht bereit, aus der Kohle auszusteigen."
Oft sei der Einfluss der Lobby größer als die Vernunft. Latif: "Da gibt es Akteure wie Nordrhein-Westfalen als größtes Braunkohleförderland in Deutschland, die blockieren. Die Braunkohle verhindert das Erreichen ambitionierter Klimaziele." Auch die Verkehrswende komme nicht voran, weil die Automobilwirtschaft in Deutschland wegen ihrer Bedeutung praktisch machen könne, was sie wolle: "Der Dieselskandal spricht für sich."
2018. Angesichts der Dürre und Hitze in Europa 2018 kritisiert Latif, dass weltweit die Klimaschutzbemühungen immer noch viel zu gering seien. Obwohl der Beginn internationaler Klimapolitik bereits im Jahr 1992 gelegen habe, gebe es heute „defacto“ immer noch „keinen Klimaschutz, weder weltweit noch in Deutschland“.
Der Ausstoß an Treibhausgasen nehme weiter zu, gerade im Verkehrssektor. In diesem Zusammenhang kritisiert er auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die „nie wirklich eine Klimakanzlerin“ gewesen sei, sondern oft gegen Klimaschutzbemühungen interveniert habe, beispielsweise wenn es um die Autoindustrie gegangen sei.
Es fehle in Deutschland der Mut für eine Verkehrswende. Zudem sei es dringend geboten, „die schmutzigsten Braunkohlekraftwerke [...] so schnell wie möglich vom Netz“ zu nehmen, was auch „problemlos“ möglich sei, ohne dass die Versorgungssicherheit darunter leiden würde. Es sei eine tragische Entwicklung, dass der Klimaschutz in der aktuellen Politik so wenig Gewicht habe. Sollte Deutschland die Energiewende im derzeitigen „Schneckentempo“ fortsetzen, werde es auch seine Klimaschutzziele für das Jahr 2030 verfehlen.
Der Ausstoß an Treibhausgasen nehme weiter zu, gerade im Verkehrssektor. In diesem Zusammenhang kritisiert er auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, die „nie wirklich eine Klimakanzlerin“ gewesen sei, sondern oft gegen Klimaschutzbemühungen interveniert habe, beispielsweise wenn es um die Autoindustrie gegangen sei.
Es fehle in Deutschland der Mut für eine Verkehrswende. Zudem sei es dringend geboten, „die schmutzigsten Braunkohlekraftwerke [...] so schnell wie möglich vom Netz“ zu nehmen, was auch „problemlos“ möglich sei, ohne dass die Versorgungssicherheit darunter leiden würde. Es sei eine tragische Entwicklung, dass der Klimaschutz in der aktuellen Politik so wenig Gewicht habe. Sollte Deutschland die Energiewende im derzeitigen „Schneckentempo“ fortsetzen, werde es auch seine Klimaschutzziele für das Jahr 2030 verfehlen.
In diesem Jahr erhält er den B.A.U.M.-Umweltpreis.
2019. Er erhält den NatureLife-Umweltpreis.
1. März 2019. Greta Thunberg ist zum ersten Mal bei einer Klimademonstration „Fridays for Future“ in Deutschland dabei. Sie macht auf der Heimreise von Brüssel nach Stockholm einen Zwischenstopp in Hamburg und demonstriert dort gemeinsam mit bis zu 10.000 Schülern die auf Plakaten und Transparenten fordern: "Das Klima kann nicht warten" und "Make earth cool again!"
Klima-Experte Mojib Latif sagt dort auf dem Hamburger Rathausmarkt: "Wenn von unten kein Druck kommt, wird oben nichts passieren."
Bilder aus Wikimedia Commons
Mojib Latif, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic, Urheber: blu-news.org
Quellen
