Samstag, 2. Januar 2016

Vannevar Bush

Vannevar Bush
Der US-amerikanische Ingenieur und Analogrechner-Pionier Vannevar Bush [ˌvæˈniː.vɚ] KBE (Order of the British Empire) wurde am 11. März 1890 in Everett, Massachusetts geboren († 30. Juni 1974 in Belmont, Massachusetts). 

Bush war eine der wichtigsten Personen der US-Kriegsführung im Zweiten Weltkrieg. Ebenso folgenreich wie das Engagement für das „Manhattan Project“ ist Bushs Weiterentwicklung des „proximity fuse“, eines Abstandszünder für Granaten, der durch die funktechnisch gesteuerte Detonation im letzten Moment der Flugphase die Streuwirkung erheblich verstärkt. Bush ist ferner verantwortlich für die Verbesserung des Radars und die Entwicklung des Sonars und er war an der Gründung des US-amerikanischen Rüstungsunternehmens Raytheon beteiligt. Inmitten des Zweiten Weltkrieges erhielt er die IEEE Edison Medal nicht nur für seine Leistungen bei neuen Anwendung von Mathematik in der Technik, sondern explizit auch für seine großen Dienst an der Nation durch Lenkung des Waffenforschungsprogrammes.

Bush-Biograf G. P. Zachary zählt Bush zu den geistigen Vätern des „military industrial academic complex“.

Bush war ein Mitglied im Bund der Freimaurer, seine Loge Richard C. Maclaurin Lodge (genannt auch die MIT-Loge) ist in Cambridge (Massachusetts) ansässig. Er bekleidete dort das Amt des Meisters vom Stuhl.

Leben

11. März 1890. Vannevar Bush wird in Everett, Massachusetts geboren.

1914. Der sogenannte Profile Tracer, ein als Abschlussarbeit seines Ingenieurstudiums am Tufts College, Mass. konstruiertes Gerät zur automatischen Aufzeichnung der Geländetopographie wird patentiert. Es stellt Bushs ersten Beitrag zur Analogrechentechnik dar.

1916. Ihm wird von der Harvard University und vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) gemeinsam der Doktorgrad verliehen.

Ab 1919. Bush ist als Wissenschaftler am MIT beschäftigt

Ab 1923. Er ist als Professor für Elektrotechnik am MIT und entwickelt dort bis 1927 einen Analogrechner zum Lösen von Differentialgleichungen, den Product Integraph.

Ab 1923. Er ist Fellow der American Physical Society.

1925. Bush wird in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.  

1928 bis 1931. Am MIT entsteht unter der Leitung von Bush der Differential Analyzer, ein Projekt, das später von der Rockefeller-Stiftung unterstützt wird. Der Rockefeller Differential Analyzer ist ab 1942 einsatzbereit, die leistungsfähigste Rechenmaschine und die letzte große Innovation vor der Erfindung des ersten Computers durch Konrad Zuse.

Ab 1937. Bush lässt am MIT den Navy Comparator entwickeln. Der folgende Entwurf Bushs, der Rapid Selector, ist als Maschine zur Verwaltung großer Datenbestände und wissenschaftlicher Arbeit gedacht. Durch die Berufung Bushs zum Präsidenten der Carnegie Institution for Science im Jahre 1938 verliert das Projekt zwar seine Dynamik, wird jedoch 1940 präsentiert, 1942 patentiert und während der 1950er Jahre im US-amerikanischen Bibliothekswesen eingesetzt.

1940. Bush, der Präsident Roosevelt als „Science Adviser“ berät, wird Vorsitzender des National Defense Research Committee (NDRC).

1941. Er wird Direktor des Office of Scientific Research and Development (O.S.R.D.). Das O.S.R.D. koordiniert im Zweiten Weltkrieg alle militärischen Forschungsprogramme, darunter auch das Manhattan Project zur Entwicklung der Atombombe. 

Frühjahr 1941. Bush fördert als Berater von Präsident Roosevelt die politische Entscheidung zum Bau der Atombombe.

Dezember 1941. Die technische Entwicklung der US-amerikanischen Atomwaffen wird infolge des japanischen Überfalls auf Pearl Harbor forciert. Zugleich warnt Bush jedoch bereits vor einem atomaren Rüstungswettlauf, da vorauszusehen ist, dass die USA nur kurzfristig ein atomares Monopol besitzen würden. Spätestens seit Beginn des Zweiten Weltkrieges genießt Bush einen gewissen Prominentenstatus in der US-amerikanischen Öffentlichkeit. 

Anfang 1942. Colliers Weekly präsentiert vieldeutig als „the man who may win or lose the war“.

1944. Sein Gesicht ist auf dem Cover des Time Magazine abgedruckt, das den Ingenieur als „general of physics“ darstellt.

Juli 1945. Er publiziert in der Zeitschrift Atlantic Monthly sein Essay As We May Think. Darin entwickelt er das Konzept des Memex (Memory Extender), der als ein Vorläufer des Personal Computers und des Hypertextes gilt. As we may think erregte bereits damals Aufmerksamkeit und gilt als die erste Beschreibung einer informationsverarbeitenden Maschine als eines persönlichen Werkzeugs sowie des Konzepts der Mensch-Computer-Interaktion. Dessen Prinzip liegt auch der bereits 1931 in den USA patentierten „Statistischen Maschine“ von Emanuel Goldberg zugrunde.

November 1945. Das Life Magazine druckt einen Auszug des Essays ab und ergänzt den Text durch eine Illustration, die bereits entfernt an digitale Desktop-Umgebungen erinnert. Bushs medial wirksam präsentierte Idee hat inspirierende Wirkung auf eine ganze Generation von Informatikern, unter anderem Douglas C. Engelbart, J. C. R. Licklider und Ivan Sutherland.
Bush ist jedoch nicht nur an Techniken zur Verknüpfung von Informationen interessiert, sondern ebenso an Methoden des Wissenschaftsmanagements. In seinem gleichzeitig mit As we may think publizierten Bericht an den Präsidenten (Science, the Endless Frontier. A Report to the President by Vannevar Bush, Director of the Office of Scientific Research and Development) plädiert Bush für die Fortführung der während des Krieges erheblich ausgeweiteten staatlichen Forschungsfinanzierung. Durch die stärkere Vernetzung zwischen Universitäten, Industrie und Militär sollen die USA im zu erwartenden Wettrüsten ihren technologischen Vorsprung halten. 

1948. Er erhält die Medal for Merit, die derzeit höchste zivile Auszeichnung der USA.

30. Juni 1974. Vannevar Bush stirbt in Belmont, Massachusetts.

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Bilder aus Wikimedia Commons
Vannevar Bush, Lizenz: Public Domain, Urheber: An officer or employee of the United States Government

Quellen