![]() |
| Abraham Esau |
Der deutsche Physiker Abraham Esau wurde am 7. Juni 1884 in Tiegenhagen, Kreis Marienburg in Westpreußen (heute Polen) geboren († 12. Mai 1955 in Düsseldorf). Er war Pionier der deutschen Bewegung der Funkamateure.
Esau war überzeugter Corpsstudent und Mitglied der Rudolstädter Corps Holsatia Berlin und Silingia Breslau zu Köln.
Zudem war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, des Forschungsrates des Landes Nordrhein-Westfalen, und des Vorstandes der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt.
Er war auch Ehrensenator der Universität Erlangen und Ehrenbürger der TH Danzig.
Leben
7. Juni 1884. Abraham Esau wird in Tiegenhagen in Westpreußen geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums St. Petri und Pauli in Danzig studierte er Physik an der Universität Berlin und an der TH Danzig.
1906 bis 1909. Esau ist Assistent des Physikers Max Wien.
1908. Er wird in Berlin zum Dr. phil. nat. promoviert.
1909/10. Esau ist für ein Jahr Freiwilliger bei der Funkabteilung des Telegraphenbataillons Nr. 1 Berlin.
1912. Nach seinem Übergang vom Hochschuldienst zur Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Telefunken in Berlin widmet sich Esau Fragen des Funkempfangs.
1913. Er wird Reserveoffizier und Kriegsteilnehmer in der deutschen Kolonie Togo. Dort errichtet er im Auftrag von Telefunken die Funkstation Kamina im Rahmen des Aufbaus eines Funkverkehrsnetzes zwischen den deutschen Kolonien und Deutschland. Zudem erhält er das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klasse und eine Gedenkmedaille um die Feldzüge in Afrika.
1914. Esau wird vom Ausbruch des Ersten Weltkrieges überrascht und kommt bis 1919 in französische Gefangenschaft.
1919. Nach dem Ersten Weltkrieg befasst sich Esau mit Fragen des Überseeempfangs und entwickelt eine Doppelrahmenempfangsanlage, die in Geltow bei Potsdam für den drahtlosen Überseeverkehr gebaut wird.
1925. Er führt in diesem Jahr die weltweit erste UKW-Übertragung zwischen Jena und Kahla durch. Zudem wird er an die Universität Jena zum außerordentlichen Professor für "Technische Physik" berufen und zum Leiter des Technisch-Physikalischen Instituts ernannt.
28. Juli 1925. Der erste überregionale deutsche Amateurfunkverband, der Deutsche Funktechnische Verband e. V. (DFTV) wird gegründet. Abraham Esau ist der erste Präsident des Verbandes, sein Amateurfunkrufzeichen ist EK4AAL.
1928. Er wird zum ordentlichen Professor ernannt. Der Titel seiner Antrittsvorlesung lautet „Die Energievorräte der Erde und ihre technische Ausnutzung“. Esau erfreut sich sowohl bei den Dozenten als auch bei der Studentenschaft großer Beliebtheit.
Derzeit beschäftigt er sich gemeinsam mit Erwin Schliephake mit der Möglichkeit, Kurzwellen in der Medizin, insbesondere bei der Therapierung von Krebspatienten, einzusetzen. Beide zusammen entwickeln dabei die Kurzwellen-Therapie (Diathermie). Obwohl selbst bei inoperablen Patienten Heilungserfolge verzeichnet werden können, findet die Methode zunächst keinen Eingang in die Schulmedizin. Später ist sie weit verbreitet.
1929. Er wird Mitglied der Erfurter Akademie gemeinnütziger Wissenschaften.
1930. Er beginnt mit Untersuchungen über die Einsatzmöglichkeiten von Ultrakurzwellen.
1932. Esau wird zum Rektor der Universität Jena gewählt.
1933. Er wird Staatsrat und Mitglied des Reichskultursenates.
1. Mai 1933. Er tritt in die NSDAP ein. Nach Meinung von Max von Laue gebärdet sich Esau als "Haupt-Repräsentant des Nationalsozialismus unter den deutschen Physikern".
1934. Er wird Führer der Rektorenkonferenz der deutschen Hochschulen.
1934 bis 1945. Der Universitätsrektor Abraham Esau übt die Funktion des Stiftungskommissars der Carl-Zeiss-Stiftung aus. Die Carl-Zeiss-Stiftung – mit heutigem Sitz in Heidenheim an der Brenz und Jena – ist eine juristische Person und als solche die alleinige Eigentümerin der Carl-Zeiss-Gruppe und der Schott-Gruppe. Sie war auch damals schon Trägerin einiger der angesehensten Unternehmen in Deutschland aus den Bereichen Glas, Spezialglas, Glaskeramik, Optik und Feinmechanik.
1935. Er wird Mitglied der Fernsehgesellschaft bei der Reichsrundfunkkammer.
1937. Bei der letzten echten Rektorenwahl, die vor Ende des Zweiten Weltkrieges stattfindet, wurde Esau als Rektor der Universität Jena im Amt bestätigt.
1939 bis 1945. Esau ist Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (PTR) in Berlin und Professor für Militärtechnik an der TH Berlin.
April 1939. Esau organisiert als Spartenleiter Physik im Reichsforschungsrat eine erste Sitzung des "Uranvereins". Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges fasst das Heereswaffenamt in Verbindung mit Esau im Reichsforschungsrat die führenden Forscher Deutschlands auf dem Gebiet der Atomspaltung im "Uranprojekt" zusammen und verteilt die Arbeiten auf verschiedene Institute.
Während des Zweiten Weltkriegs gelten Esaus Forschungen der Lösung von Aufgaben auf dem Gebiet des Funkmesswesens, insbesondere der Erschließung des Zentimeterwellenbereichs. Mit dem von ihm entwickelten Magnetron erreicht er Wellenlängen unter zwei Millimeter.
1942. Esau wird „Bevollmächtigter des Reichsmarschalls für alle Fragen der Atomphysik“.
1942 bis 1945. Er ist Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Anfang 1944. Er wird als Nachfolger von Johannes Plendl "Bevollmächtigter für Hochfrequenz-Forschung". Esau leitet Forschungen im Bereich des Funkmesswesens, insbesondere im Zentimeterwellenbereich. Er gehört der Arbeitsgruppe Rotterdam an.
23. September 1944. Er bekommt das Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes.
1945. Nach der Kapitulation Deutschlands wird Abraham Esau verhaftet, in Frankreich und Deutschland inhaftiert. Er wird in die Niederlande überstellt, wo er wegen seiner Mitverantwortung für die Ausplünderung der Philips-Werke vor Gericht gestellt wird.
Seine Arbeiten werden im Rahmen der Alsos-Missionen durch die Amerikaner beschlagnahmt und analysiert. Die Alsos-Missionen fanden zwischen Ende 1943 und Ende 1945 im Rahmen des Manhattan-Projekt der USA statt. Ziel war es, eventuelle deutsche Bemühungen zum Bau einer Atombombe offenzulegen und zu verhindern.
Ende 1948. Esau wird von der Anklage des wirtschaftlichen Kriegsverbrechens freigesprochen und aus den Niederlanden nach Deutschland abgeschoben. Hier wird er von der Spruchkammer Rendsburg de facto "entnazifiziert". Sein Amt als Präsident der PTR übt er nicht mehr aus.
1949. Er wird mit Unterstützung durch Leo Brandt Honorarprofessor für Kurzwellentechnik an der TH Aachen und Leiter des Institutes für Hochfrequenztechnik in Mülheim an der Ruhr einer Abteilung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt. Er führt wegweisende Untersuchungen zum Einsatz von elektrischen und akustischen Wellen (Radar bzw. Sonar) zur Ortung, Navigation und Wetterbeobachtung sowie zum Einsatz von Ultraschall in der Werkstoffprüfung durch.
1949. Er wird Ehrenmitglied der Burschenschaft Germania in Jena.
1950. Er wird Ehrenmitglied der Burschenschaft Arminia auf dem Burgkeller in Jena.
1954. Er wird Dr. med. h. c. der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
12. Mai 1955. Abraham Esau stirbt in Düsseldorf.
Bilder aus Wikimedia Commons
Abraham Esau, Lizenz: Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Germany, Urheber: Alumniverein der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena; Fotograf unbekannt (Bearbeitung: PaulTTS). PaulTTS at de.wikipedia
Quellen
