Sonntag, 1. November 2015

Wilhelm Hanle

Wilhelm Hanle
Der deutsche Physiker Wilhelm Hanle wurde am 13. Januar 1901 in Mannheim geboren († 29. April 1993 in Gießen).

Leben

13. Januar 1901. Wilhelm Hanle wird in Mannheim als Sohn eines Kaufmanns geboren.

1919. Er schließt das Realgymnasium in Mannheim mit der Reifeprüfung ab. Danach studiert er an der Universität Heidelberg Naturwissenschaften, vor allem Mathematik, Physik und Chemie, wechselt jedoch später nach Göttingen und widmet sich nur der Physik.

1924. Hanle promoviert an der Universität Göttingen mit der Dissertation Über magnetische Beeinflussung der Polarisation der Resonanz-Fluoreszenz von Quecksilber bei James Franck. Der sogenannte prominent gewordene Hanle-Effekt, den er zu der Zeit entdeckt erhält später von Werner Heisenberg diese Bezeichnung.

1927. Er habilitiert sich an der Universität Halle und wechselt zwei Jahre später als Abteilungsvorsteher ins Physikalische Institut der Universität Jena.

Ab August 1929. Ausweislich seiner Personalakte an der Universität Jena ist er Abteilungsvorsteher an der Physikalischen Anstalt der Universität Jena.

1. November 1935 bis zum 31. März 1937. Hanle nimmt eine Lehrstuhlvertretung an der Universität Leipzig wahr.

1. April 1937. Er kehrt an die Universität Jena zurück. Seine bisherige Stelle ist jedoch besetzt.

Oktober 1937. Er wird durch das Reichserziehungsministerium als Oberassistent an die Universität Göttingen versetzt, wo er bereits 1924 Assistent war. Dort entwickelt er, inspiriert durch Otto Hahn, Überlegungen zur Schaffung einer "Uranmaschine", also eines Reaktors.

22. April 1939. Mit übergeordneten Dienststellen arbeitet Georg Joos eng zusammen. Er weist zusammen mit Wilhelm Hanle in einem Schreiben an den Reichserziehungsminister Bernhard Rust auf die technischen und militärischen Möglichkeiten der Atomspaltung hin.

29. April 1939. Unter Leitung von Abraham Esau (Leiter der Abteilung Physik im Reichsforschungsrat und ehemaliger Professoren-Kollege von Joos in Jena) wird eine Expertenkonferenz im Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung  in Berlin einberufen. Dabei sind neben Wilhelm Hanle und Georg Joos auch die Physiker Walther BotheRobert Döpel, Hans Geiger, Wolfgang Gentner und Gerhard Hoffman. Auf der Konferenz wird die Herstellung eines "Uranbrenners" (Uranmaschine, Atomreaktor) beschlossen. Dazu sollen alle Uran-Vorräte in Deutschland sichergestellt werden. Die führenden Atomphysiker möchte man zu einer "Arbeitsgemeinschaft für Atomphysik", die als erster "Uranverein" bekannt wird, zusammenführen. Die Forschungen sollen vor allem an der Physikalischen-Technischen Reichsanstalt in Berlin und an der Universität in Göttingen vorangetrieben werden. 
Am Uranprojekt der Nazis ist Hanle nicht beteiligt, da seine Göttinger Gruppe vom Heereswaffenamt davon durch Einberufungen zum Beginn des Zweiten Weltkriegs ausgeschlossen wird.
Während des Krieges beschäftigt sich Hanle mit Kohärenzeffekten bei der Lichtemission, der Lumineszenz und der Physik, speziell der Spektroskopie, radioaktiver Gase. Er entwickelt Messgeräte, Szintillationszähler und Dosimeter. 

1940. Joos forscht weiter in Göttingen mit Wilhelm Hanle an der Möglichkeit, Graphit als Moderator bei Reaktoren zu verwenden, wozu sie Graphit in hoher Reinheit herstellen.

Ab 1941. Bis zu seiner Emeritierung hat Hanle an der Ludwigs-Universität in Gießen (heute: Justus-Liebig-Universität) den Lehrstuhl für Physik inne. Seine Vorgänger auf diesem Lehrstuhl sind unter anderem Heinrich Buff, Wilhelm Conrad Röntgen (1879–1888), Franz Himstedt (1889–1895), Otto Wiener (1895–1899), Wilhelm Wien (1900), Paul Drude (1900–1904), Walter König (1905–1930), Walther Bothe (1930–1932) und Christian Gerthsen (1932–1939).

Ab 1945. Nach dem Krieg ist er unter anderem als staatlicher Sachverständiger für Fragen der Atomenergie und den Schutz vor ionisierender Strahlung im Fall eines Atomwaffenkrieges tätig und veröffentlicht zahlreiche Schriften.

Ab 1960. Er ist auch Mitherausgeber der Zeitschrift Kerntechnik.

1962. Robert Döpel emeritiert, setzt seine Arbeiten an der Gasentladungsphysik jedoch mit einer selbst bezahlten Laborantin und der Betreuung mehrerer Doktoranden fort. Während er Einladungen zu Vorträgen nach Westdeutschland bis zur Emeritierung nicht folgen darf und später wegen seiner Sehprobleme nicht mehr reisen kann, besuchen ihn von dort die früheren Kollegen Werner Heisenberg und Wilhelm Hanle in Ilmenau. 

1969. Hanle wird emeritiert.

1970. Die Universität Stuttgart verleiht ihm den Titel Dr.-Ing. E.h.

1973. Er bekommt das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

1975. Er erhält die Röntgen-Plakette der Stadt Remscheid. 

1987. Ihm wird für seine Verdienste um den Wiederaufbau der Universität nach dem Kriege die Würde eines Ehrensenators der Justus-Liebig-Universität Gießen verliehen. 

1990. Für seine Verdienste in der Forschung (Hanle-Effekt) und mit Bezug auf seine 6 Jahrzehnte währende Freundschaft mit dem Physiker Robert Döpel, der zuletzt an der Technischen Hochschule Ilmenau gewirkt hat, verleiht ihm diese Hochschule (heute TU) den Dr. h.c.

29. April 1993. Wilhelm Hanle stirbt in Gießen.

Bilder aus Wikimedia Commons
Wilhelm Hanle, Lizenz: GNU General Public License, wie sie von der Free Software Foundation veröffentlicht wurde, dazu gelten die Bestimmungen der Version 3 (in Worten drei) oder einer späteren Version, Urheber: unbekannter Mitarbeiter

Quellen