Montag, 9. November 2015

Paul Langevin

Paul Langevin
Der französische Physiker Paul Langevin wurde am 23. Januar 1872 in Paris geboren († 19. Dezember 1946 ebenda).

Langevin arbeitete über die Moderierung von Neutronen und legte damit eine Grundlage für den Bau von Atomreaktoren.

Die Langevin-Gleichung, eine stochastische Differentialgleichung, wird in der statistischen Physik verwendet, um mikroskopische Prozesse in Gegenwart zufälliger Kräfte (Rauschen) zu beschreiben, so zum Beispiel die Brownsche Molekular-Bewegung bei Gasmolekülen. Er ist Namensgeber der Langevin-Funktion.

Nach Langevin mitbenannt ist das Institut Laue-Langevin in Grenoble und das Institut Langevin - Ondes et Images in Paris.

Leben

23. Januar 1872. Paul Langevin wird in Paris geboren. Paul Langevin studiert später an der École supérieure de physique et de chimie industrielles de la ville de Paris und setzt dort auch seinen Berufsweg fort, zuletzt als Direktor dieser Hochschule.

Ab 1909. Er hält er eine Professur für Physik am Collège de France.

Wohl spätestens seit Mitte Juli 1910. Marie Curie und Paul Langevin haben eine Liebesbeziehung. Die Familien sind miteinander befreundet und verbringen gelegentlich den Sommerurlaub miteinander. Die beiden treffen sich in einer gemeinsam angemieteten Wohnung, in der sie auch ihren Briefwechsel aufbewahren. Langevins Frau wird bald auf die Vertrautheit der beiden aufmerksam und droht Marie Curie mit Mord.

Ostern 1911. Die Briefe, die sich Marie Curie und Paul Langevin geschrieben haben, werden aus ihrer gemeinsamen Wohnung entwendet.

August 1911. Langevins Frau reicht die Scheidung ein und verklagt ihren Ehemann wegen „Verkehrs mit einer Konkubine in der ehelichen Wohnung“. Um für die öffentliche Gerichtsverhandlung und die drohende Veröffentlichung der Briefe gewappnet zu sein, versichert sich Marie Curie der Hilfe des Anwalts Alexandre Millerand, der in den 1920er Jahren französischer Staatspräsident wird.

4. November 1911. Fernand Hauser (1869–1941) veröffentlicht in der Zeitschrift Le Journal einen Artikel mit der Schlagzeile „Eine Liebesgeschichte. Madame Curie und Professor Langevin“. 
Während die Veröffentlichungen über die „Langevin-Affäre“ in der französischen Presse beginnen, wird in Stockholm über die Vergabe des Nobelpreises für Chemie beraten. Das über die Berichte besorgte Nobelkomitee beauftragt August Gyldenstolpe (1849–1928), den Botschafter Schwedens in Frankreich, Curie und Langevin zu den Vorwürfen zu befragen.
Die französischen Medien berichten allerdings nur spärlich über diese Auszeichnung. Die anschließende Veröffentlichung des Briefwechsels und das Duell Langevins versetzt die Schwedische Akademie der Wissenschaften in Unruhe: Das Akademiemitglied Svante Arrhenius, Chemie-Nobelpreisträger von 1903, schreibt ihr einen Brief, in dem er versucht, sie von einer Reise zur Preisverleihung abzubringen, was sie allerdings bestimmt zurückweist. Allen Widerständen zum Trotz reist Marie Curie gemeinsam mit ihrer Schwester Bronia und ihrer Tochter Irène zur Nobelpreis-Zeremonie nach Stockholm.

Ab 18. November 1911. Maurice Pujo (1872–1955), Mitgründer der Zeitschrift L’Action française, freigt in einer Artikelserie mit dem Titel Pour une mère (deutsch: Für eine Mutter) Marie Curie fast täglich an. L’Action française und L’Intransigeant drohen mit einer Veröffentlichung ihres Briefwechsels mit Paul Langevin. 

23. November 1911. Gustave Téry veröffentlicht in L’Œuvre einen zehnseitigen Auszug aus der Korrespondenz vom Sommer 1910. Téry bezeichnet sie als „eine Fremde, eine Intellektuelle, eine Emanze“ und als eine Ausländerin, die ein französisches Heim zerstöre. In der Folge kommt es zu fünf Duellen, darunter am 26. November eines zwischen Paul Langevin und Gustave Téry. Bei diesem Pistolenduell erfolgt jedoch kein Schusswechsel.

20. Dezember 1911. Die Anfeindungen erreichen ihren Höhepunkt, als die Zeitung L’Œuvre Marie Curies zweiten Vornamen Salomea „entdeckt“ und in ihrer heutigen Ausgabe fragt: „Ist Madame Curie Jüdin?“ und behauptet: „Ihr Vater ist in der Tat ein konvertierter Jude“. Nachdem sich Paul Langevin und seine Frau außergerichtlich geeinigt haben, ebben die Angriffe schließlich ab. Die während der „Langevin-Affäre“ erhobenen Vorwürfe und der damit verbundene „Makel“ begleiten Marie Curie jedoch für den Rest ihres Lebens.

1916. Er wendet als erster  die Piezoelektrizität von Quarzkristallen mit dem Bau der ersten Ultraschall-Objekterfassung (Sonar) technisch an und entwickelt für die französische Marine das erste Echolot-System. Die Entdeckung des Piezoeffekts geht allerdings auf die Brüder Curie im Jahre 1880 zurück.

1923. Langevin ist Pazifist. Er ist zu einer Demonstration deutscher Pazifisten unter dem Motto Nie wieder Krieg!  in Berlin eingeladen, nimmt auch teil, lehnt es aber ab, das Wort zu ergreifen; die Kriegsschuldfrage entzweit noch die beiden Völker.

1934. Er gründet gemeinsam mit dem Philosophen Alain ein Komitee der Wachsamkeit (gegenüber kriegerischen Bestrebungen), dem sich zahlreiche prominente Intellektuelle aus verschiedenen ideologischen Lagern zur Verfügung stellen.

 19. Dezember 1946. Paul Langevin stirbt in Paris.

Bilder aus Wikimedia Commons
Paul Langevin, Lizenz: Public Domain, Urheber: Unknown

Quellen