Freitag, 16. Oktober 2015

Peter Debye

Peter Debye
Der niederländische Chemiker und Physiker Peter Debye (Taufname Petrus Josephus Wilhelmus) wurde am 24. März 1884 in Maastricht geboren († 2. November 1966 in Ithaca, New York).

Debye leistete herausragende Beiträge in mindestens fünf Gebieten:

  • im Bereich Quantenphysik: Debye-Theorie der spezifischen Wärmekapazität von Materie bei tiefen Temperaturen. (Sie stellte eine der ersten theoretischen Bestätigungen der bereits rund 10 Jahre davor erstmals vorgestellten Quantenthese dar.)
  • in der Elektrochemie: (Ionenaktivitäten, Debye-Radius),
  • in der Röntgenstrukturanalyse: (Debye-Scherrer-Verfahren, Debye-Waller-Faktor)
  • in der Chemie elektrolytischer Lösungen: (Debye-Hückel-Theorie)
  • in der Mikrowellenspektroskopie von Flüssigkeiten: (Debye-Funktion).

In seinen späten Forscherjahren beschäftigte er sich mit dem Verständnis von Polymermolekülen. 1936 erhielt er den Nobelpreis für Chemie „für seine Beiträge zu unserer Kenntnis der Molekularstrukturen durch seine Forschungen über Dipolmomente (Debye-Gleichung), über Beugung der Röntgenstrahlen und Elektronen in Gasen.

Zu seinen Doktoranden zählten Lars Onsager, Paul Scherrer und zu seinen Habilitanden sein Assistent in Zürich Erich Hückel.

Er war unter anderem auch Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig, der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Ihm zu Ehren vergibt die American Chemical Society den Peter Debye Award in Physikalischer Chemie.

Nach Peter Debye war die cgs-Einheit (1 Debye) des elektrischen Dipolmomentes benannt.

Zu seinen Hobbys zählten Forellenfischen und Blumenzucht.

Leben

24. März 1884. Der niederländische Chemiker und Physiker Peter Debye wird in Maastricht geboren. Sein Vater, Joannes Wilhelmus Debije (1859–1937), ist Werkmeister in der Metallwarenfabrik J. G. Lambriex und seine Mutter, Maria Anna Barbara Ruemkens (1859–1940) Kassiererin am Theater. Er hat eine vier Jahre jüngere Schwester. In seiner Jugend besucht er häufig die Oper.

Später erhält Debye seine Ausbildung in Deutschland. Er studiert an der RWTH Aachen Elektrotechnik.

1905. Nach der Beendigung seines Studiums ist er in Aachen als Assistent für Technische Mechanik an der Hochschule. 

1906. Arnold Sommerfeld wechselt an die Ludwig-Maximilians-Universität München und nimmt seinen ehemaligen Studenten Peter Debye mit. Debye arbeitet dort im Bereich der theoretischen Physik.

1908. Debye wird mit einer Arbeit über Strahlungsdruck promoviert.

1910. Er wird habilitiert.

1911 bis 1912. Er wird Professor für Theoretische Physik an der Universität Zürich als Nachfolger von Albert Einstein.

Ab 1912. Er hat eine Professur an der Universität Utrecht.

1913. Debye heiratet Mathilde Alberer. Mit ihr hat er einen Sohn Peter P. Debye (geboren 1916) hatte, der ebenfalls Physiker wird und mit ihm auch zusammenarbeitet, und eine Tochter Mathilde Maria (geboren 1921).

Ab 1913. Er hat eine Professur an der Universität Göttingen.

1916. In Göttingen entwickelt Paul Scherrer eine experimentelle Methode zur Strukturbestimmung von Kristallen mittels Röntgenstrahlen, das bis heute so genannte Debye-Scherrer-Verfahren. Er promoviert unter der Leitung Debyes über den Faraday-Effekt des Wasserstoffmoleküls.

Ab 1920. Er hat eine Professur an der Universität Zürich.

1924. Er wird Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften.

1927. Er wird Mitglied der American Academy of Arts and Sciences.

Ab 1927. Er hat eine Professur an der Universität Leipzig.

1930. Er erhält die Rumford-Medaille.

1932. Er wird Mitglied der Leopoldina.

Ab 1934. Er hat eine Professur an der Universität Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.

Ab 1935. Debye ist Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik in Berlin-Dahlem.

1936 bis 1939. Er ist auch Mitglied der Senats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.

Ab 1937. Karl Wirtz ist  in der Arbeitsgruppe von Werner Heisenberg und Peter Debye am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin tätig.

1937. Erich Fischer wechselt an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik, wo er Forschungsassistent von Peter Debye und Werner Heisenberg wird.

1937. Er bekommt die Franklin-Medaille.

1937 bis 1939. Debye ist Vorsitzender der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG).

1938. Debye sieht sich genötigt, in einem Rundschreiben die verbliebenen jüdischen Mitglieder zum Austritt aufzufordern.

1938. Horst Korsching wird bei Hermann Schüler am Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik promoviert. An diesem Institut ist Korsching Kollege von Karl Wirtz und erforscht die Gesetzmäßigkeiten der Magnetischen Momente der Atomkerne und der Thermodiffusion. Am Kaiser-Wilhelm-Institut ist er einer der ehemaligen Assistenten von Peter Debye. Während der Kriegsjahre arbeitet er an der Uran-Anreicherung unter den Gesamleitungen von Kurt Diebner und Werner Heisenberg.

1939. Dem Holländer Peter Debye (Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts) wird die Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft oder die Abdankung nahegelegt. Er lehnt dies jedoch ab.

1940. Nach einem Aufenthalt in den USA kommt Debye nicht mehr nach Deutschland zurück. Er lässt sich beurlauben, geht mit Frau und Sohn in die USA und lehrt noch im selben Jahr an der Cornell University in Ithaca, New York. Gleichzeitig teilt er den deutschen Behörden mit, seine Direktorenschaft am Kaiser-Wilhelm-Institut nur vorübergehend ruhen lassen zu wollen. Ein Grund ist, dass er seine in Berlin verbliebene Tochter unterstützen möchte.
Als Nachfolger möchte das Heereswaffenamt Kurt Diebner einsetzen. Das wird jedoch von der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft abgelehnt. Er wird dann kommissarischer Leiter mit Werner Heisenberg als Berater bis am 1. Oktober 1942 Heisenberg zum Leiter des Instituts ernannt wird.

1941. Er wird er US-Staatsbürger, so dass er danach an kriegswichtiger Forschung über Kunststoffe beteiligt sein kann. Auch nach dem Krieg setzt er die Polymerforschung fort.

1945. Bis zur Einstellung der unter Mitwirkung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt veröffentlichten Physikalischen Zeitschrift in diesem Jahr fungiert er als Herausgeber.

1950. Ihm wird die Max-Planck-Medaille verliehen.

1952. Er geht an der Cornell University offiziell in den Ruhestand, forscht dort aber weiter bis zu seinem Tod.

1963. Er erhält die Priestley-Medaille.

1965. Er bekommt die National Medal of Science.

2. November 1966. Peter Debye stirbt in Ithaca, New York, an den Folgen einer Herzerkrankung.

Januar 2006. Es erscheint ein niederländisches Buch von Sybe Rispens (Einstein in Nederland) über die Beziehung von Einstein zu den Niederlanden. Der Nobelpreisträger Martinus Veltman steuert ein Vorwort bei. Rispens stellt Debyes DPG-Rundschreiben von 1938 heraus und behauptet, Einstein habe im Jahr 1940 die Berufung von Debye nach Cornell zu verhindern versucht, da er von dessen engen Verbindung zu den nationalsozialistischen Machthabern gehört habe. Daraufhin beschliesst die Universität Utrecht, ihr Debye-Institut umzubenennen, und die Universität Maastricht, den Debye-Preis nicht weiter zu verleihen. 
In der Folge befassen sich zwei Kommissionen mit Debyes Haltung zum NS-Regime. Sie kommen zum Ergebnis, dass Debye kein Parteimitglied und kein Anhänger des NS-Regimes war, nicht an deutschen Kriegsvorbereitungen mitgewirkt hat, und kein Antisemit war. Den Ausschluss jüdischer Mitglieder aus der DPG habe Debye unter den gegebenen Umständen für unausweichlich gehalten. Es wurde darauf hingewiesen, dass sich auch die königlich niederländische Akademie dem NS-Regime gebeugt und Einstein die Ehrenmitgliedschaft entzogen hat. Rispens' Behauptung, Einstein habe Debyes Berufung in die USA verhindern wollen, erweist sich als haltlos.

Mai 2006. Den Wissenschaftlern, die gegen diese Entscheidungen (Umbenennung Debye Institut und Einstellung Debye-Preis) protestieren, schliesst sich auch Veltman an, der sein Vorwort zu Rispens' Buch zurückzieht.

Januar 2008. Die von den Universitäten Utrecht und Maastricht eingesetzte Kommission unter Leitung von Jan Terlouw spricht die Empfehlung aus, die Entscheidungen von 2006 zurückzunehmen. Die Universität Utrecht folgt der Empfehlung und stellt den Namen Debye-Institut wieder her. Die Universität Maastricht hingegen bleibt dabei, an der Verleihung des Debye-Preises nicht mehr mitzuwirken. Der Hauptsponsor des Preises kündigt jedoch an, diesen fortzusetzen. Debyes Geburtsstadt Maastricht erklärt, keinen Grund zu sehen, Debyelaan und Debyeplein (Straße und Platz) umzubenennen.

Bilder aus Wikimedia Commons
Peter Debye, Lizenz: Public Domain, Urheber: Unknown

Quellen