Montag, 19. Oktober 2015

Melanie Dittmer (BOGIDA)

Die rechtsextreme Aktivistin Melanie Dittmer (geb. 28. September 1978 in Höxter) ist ein ehemaliges Vorstandsmitglied im Landesvorstand der "Jungen Nationaldemokraten" (JN), der Jugendorganisation der "Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), in Nordrhein-Westfalen. Zudem arbeitete sie redaktionell an den Neonazi-Schmierblättern "Ruhrstürmer" und "Schwarze Fahne" mit.

Seit  Dezember 2014 ist sie Beisitzerin im Parteivorstand von "PRO NRW". Ebenfalls ab Dezember 2014 findet die Montagsdemonstration BOGIDA, der von Ihr angemeldete Ableger des rechtspopulistischen bis rechtsextremen  Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) statt. Daneben wird BOGIDA offenbar auch von Karl-Michael Merkle (HoGeSA) gelenkt.
Pegida soll von Einzelpersonen initiiert worden sein, die in keinem ersichtlichen Zusammenhang mit einer politischen Organisation standen. Politische Parteien wie die NPD und die AfD sollen erst versucht haben, Einfluss auf Teilnehmer der Demonstrationen zu nehmen, nachdem die Bewegung angewachsen war.

Bogida ist eine Initiative von PRO NRW. Die Partei unternahm in Bonn in den vergangenen Monaten immer wieder Versuche, politischen Einfluss zu erhalten. Bei der Kommunalwahl im Mai 2014 erhielt die Partei in Bonn 1,58 Prozent der Stimmen (landesweit: PRO NRW 0,51 Prozent). Dass PRO NRW nun über Bogida mehr Erfolg hat, bezweifeln Beobachter wie z.B. der FAZ-Autor Reiner Burger: "Wir simulieren das Volk", titelte er seinen Bericht über die Kundgebung am 15. Dezember in Bonn.

Geschichte

1994. Dittmer wird als „Kreisbeauftragte Dorsten“ der Partei “Deutsche Nationalisten” geführt.

1995/1996. Dittmers gilt sie als Zuständige für die Dorstener Gruppe der FAP-Nachfolge-Gruppierung “Kameradschaft Recklinghausen” – um dann etwas später bei den “Jungen Nationaldemokraten” (JN) zu landen, bei denen sie zeitweise als Landesvorstandsmitglied und „Stützpunktleiterin“ Dortmund fungierte.

1996. Spiegel TV porträtiert Dittmer erstmals. Sie gehört zu wenigen Frauen, die über einen Einfluss in der Neonazi-Szene von NRW verfügen. Ihr Ziel ist ein "Nationaler Volksstaat" in dem es auf jeden Fall Arbeitslager für Mörder, Dealer und Volksschädlinge (z.B. oppositionelle Politiker) geben soll.

6. Dezember 2014. Frau Dittmer wird zur Beisitzerin in den Parteivorstand von "PRO NRW" gewählt.

11. Dezember 2014. Der Bonner Stadtrat verurteilte in einer Resolution die von der BOGIDA geplante Kundgebung und Demonstration und ruft alle Bonnerinnen und Bonner auf, immer wieder gegen Rechtsextremismus auf die Straße zu gehen.

15. Dezember 2014. Auf dem Bonner Kaiserplatz findet die erste "BOGIDA"-Veranstaltung statt. Angemeldet wurde sie von Frau Dittmer. Sie hatte für die Veranstaltung 500 Teilnehmer gemeldet. Laut Polizeiangaben nahmen 150 Personen Teil, nach Angaben der Veranstalter sollen sich 300 Personen beteiligt haben. Zu den Rednern auf der Kundgebung gehörten neben der Veranstalterin der in Bonn lebende Autor Akif Pirinçci und Karl-Michael Merkle (Pseudonym: „Michael Mannheimer“).
Akif Pirinçci wendet sich besonders „an die Antifa-Wichser“ und liest eine Passage aus seinem neuesten Buch „Deutschland von Sinnen“ vor. Sein Schlusssatz: "Es lebe das heilige Deutschland!" Michael Mannheimer kündigt an, die gemeinsame „deutsche Bewegung hier und in Dresden“ werde anschwellen und „die Verbrecher von Politik, Medien und Gewerkschaften von unserer Landkarte spülen“.
Unter den Kundgebungsteilnehmern, so der Bonner General-Anzeiger, " waren zum einen Bürger, die gegenüber den zahlreichen Medienvertretern jede Nähe zu rechtsextremen Positionen von sich wiesen. Zugleich nahmen auf dem Kaiserplatz Personen aus der Neonazi- und der Hooliganszene teil." Und der General-Anzeiger weiter: "Einige reisten auch von außerhalb an, wie der Mönchengladbacher Pro-NRW-Funktionär Dominik Roeseler, der die in schwere Ausschreitungen gemündete Demonstration "Hooligans gegen Salafisten" Ende Oktober in Köln angemeldet hatte."
Die angekündigte und geplante Demonstration durch Bonn fand nicht statt. Auf den Straßen und Wegen rund um den Bonner Kaiserplatz und Hauptbahnhof hatten sich am frühen Abend so viele Demonstranten des Bündnisses "Bonn stellt sich quer" versammelt, dass die Anmelderin der Bogida-Versammlung von einem Aufzug durch die Innenstadt absah und stattdessen eine Kundgebung auf dem Kaiserplatz abhielt. Angaben über die Zahl der Gegendemonstranten schwanken zwischen 1000  und 3000 Teilnehmern.
Nach dem Anwachsen der Pegida stellt sich bundesweit die Frage, ob es sich bei dieser Bewegung um eine lokales Ereignis handelt, das sich auf Dresden beschränkt, oder ob daraus eine bundesweite Bewegung wird. Von einer solchen, das ganze Land erfassenden Bewegung träumt zumindest die Anmelderin und PRO NRW. Um diesen Traum umzusetzen, schien den Veranstaltern Bonn besonders geeignet zu sein. Zu den Orten, denen in der Öffentlichkeit der Titel "Islamisten-" und "Salafistenhochburg" gegeben wird, gehört die Bundesstadt.
Angesichts der bundesweiten Bedeutung, die die Initiative in Bonn hat, war bei der ersten Bogida-Kundgebung das Interesse der Presse groß. Zeitweise waren genau so viele Presseleute wie Bogida-Teilnehmer auf dem Kundgebungsplatz. Lokale, regionale und überregionale Medien berichteten am selben Abend oder am nächsten Tag über die Kundgebung und kommentierten das Ereignis.
faz.net zitiert den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD) : „Die Organisatoren der nordrhein-westfälischen Pegida-Ableger Dügida und Bogida stammen aus dem rechtsextremistischen Spektrum.“ Jäger weiter: „Dass in Bonn ein führendes ProNRW-Mitglied als Organisatorin aufgetreten ist, macht dies besonders deutlich.“

19. Dezember 2014. Jürgen Nimptsch (Oberbürgermeister von Bonn) fordert Bogida auf, die Kundgebung und geplante Demonstration abzusagen: „Es gibt in Bonn keinen dringenden Anlass, der jetzt eine Demonstration notwendig macht“, so Nimptsch. „In Bonn herrscht ein offenes Klima, in dem man jederzeit Sorgen und Nöte ansprechen kann, auch zu schwierigen Themen - das ganze Jahr über. Und hier kann jeder darauf vertrauen, dass wir damit achtsam umgehen. Dass Pro NRW ausgerechnet die Vorweihnachszeit nutzt, um Ausländerfeindlichkeit zu schüren und Ängste vor Flüchtlingen herbeizureden, missbillige ich zutiefst. Weihnachten ist unser Fest der Nächstenliebe.“

21. Dezember 2014. In einem Interview mit Spiegel-TV äußert sie: "Für mich ist es völlig unerheblich, ob es den Holocaust gegeben hat. Das ist 70 Jahre her!"
Die Kölner Initiative „Arsch huh“ kündigt derweil an, dass sie gerichtlich gegen Bogida vorgeht. Auf der "offiziellen" Bogida-Seite auf Facebook wirbt Bogida für die Veranstaltung auf dem Bonner Marktplatz und benutzt dafür den Slogan „Arsch huh, Zäng ussenander“ mit dem Zusatz „mir sin dat Volk“.

22. Dezember 2014. Das Bonner Amtsgericht wird heute über eine einstweilige Verfügung gegen BOGIDA entscheiden. BOGIDA will auf dem Bonner Marktplatz einen zweiten "Spaziergang" durchführen. PEGIDA hat am selben Tag zum "gemeinsamen Weihnachtsliedergröhlen" aufgerufen. In Bonn soll "Alle Jahre wieder" gesungen werden. Auf der BOGIDA wird Ex-FAZ-Redakteur und Buchautor Udo Ulfkotte erwartet. Die Initiative "Bonn stellt sich quer" hat zu Aktionen gegen den "2. Spaziergang" aufgerufen.
In Bonn nehmen etwa 200 Teilnehmer an der BOGIDA teil. Bei der Gegendemo sind 2500 Teilnehmer eingetroffen. 900 Polizisten sind vor Ort.

29. Dezember 2014. Dittmer hat eine weitere BOGIDA-Demo angemeldet.

5. Januar 2015. Um 18 Uhr 30 trifft sich die "Kögida" zum ersten Zug durch Köln am Ottoplatz. Es sollte die bisher größte Kundgebung im Westen werden. 500 Leute hatte Veranstalter Sebastian Nobilé angemeldet. Insgesamt sind es vor dem Deutzer Bahnhof nach Polizeischätzungen gerade einmal 120 bis 500 Leute. Dabei sind Mitorganisator Marco Carta und Melanie Dittmer. Der "Spaziergang" muss ausfallen weil die Gegendemonstranten mit etwa 7500 Teilnehmern die geplante Route  blockieren.

Frühjahr 2015. Dittmer beteiligt sich an Videos und Fotos von Wehrsportübungen nordrhein-westfälischer Radikaler die im Internet veröffentlicht werden. Die Bilder haben es in sich: Immer wieder fährt da etwa ein Messer zur Kehle, immer wieder wehrt das vermeintliche Opfer die Attacke mit einer gezielten Technik ab. Die Angreiferin gibt Melanie Dittmer, eine Rechtsextremistin aus Bornheim nahe Bonn (Anmelderin diverser Pegida-Ableger). Gezielt sucht sie den Hals ihres Gegenübers. Im Herbst wird auf Frau Henriette Reker (Zukünftige Oberbürgermeisterin von Köln) auf diese Art ein Mordanschlag verübt.

Quellen